Traditionen der Bismardschen Politit.
mit Bedenken gegen die dem Volk aus der Annahme der halte nach in der Nummer 122 des Schneidemühler Tageblatis",
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Sonderbare Schwärmer.
Aus der Verhandlung ergab sich eines als Evidenz: Marincvorlage erwachsenden ungeheuern Mehrlasten und die un- dessen Druder, Verleger und verantwortlicher Redacteur Sie sind, zum man wollte, vent irgend möglich, das Werk nicht ohne gerechte Abwälzung derselben auf die Schultern der unteren Be- Abdruck gebracht. Der hier gegen die Kreisbehörden erhobene Vorwurf Zustimmung Deutschlands zum Abschluß bringen und war bereit, völferungsschichten, sondern lediglich mit der taktischen Notwendigkeit enthält nach Form und Suhalt eine Beleidigung; ich habe mich daher hierfür weitgehende Zugeständnisse nach anderer motiviert wird, der Regierung wegen ihres Verhaltens in der Frage veranlaßt gesehen, dieserhalb gegen Sie auf Grund des§ 196 des Richtung zu machen:„ Unter diesen Umständen", schreibt Zorn, der reichsländischen Ausnahmegeseße ein Mißtrauensvotum aus Straf- Gesetzbuchs Strafantrag zu stellen." ,, ergab sich folgende Alternative...: entweder Deutschland blieb zustellen. Das ausschlaggebende deutsche , Centrum, zu dem die Der in Aussicht gestellte Strafantrag ist aber nicht gestellt bei seiner Ablehnung und schied damit von der weiteren Mitarbeit Elsässer- Gruppe lediglich ein allezeit folgjames Anhängsel bildet, ist worden. Die den Kreisbehörden und Distriktskommissaren gemachten, an dieser Frage aus, oder Deutschland schloß sich dem Gedanken in seiner Stellungnahme zur Flottenvorlage durch diese Erklärung nach der Auffassung des Regierungspräsidenten ehrenrührigen Voran und stellte dafür seine Gegenforderungen. Nach langen, also feineswegs behindert. Als Vorbereitung auf die bevorstehende würfe müssen also wohl begründet gewesen sein. Gleichwohl ernsten Erwägungen wurde der zweite Weg beschritten und damit Abschwenkung des reichsländischen Fähnleins vom Klerikalen Aufgebot hat man bisher nicht erfahren, ob und welche Disciplinarmittel der deutscherseits ein Abschluß der Arbeiten der 3. Kommission wohl bei der Abstimmung über die Flottenvorlage ist die Kundgebung Regierungspräsident in Anwendung zu bringen für erforderlich geüberhaupt ermöglicht. Dankbar wurde allerseits dieses Ent des Boltsboten" besonders deshalb von besondrem politischen Interhalten hat! gegenkommen Deutschlands gewürdigt und damit war die effe, weil durch fie die Marschrichtung der schwarzen Hauptkolonne eine Zeitlang ernstlich drohende Gefahr eines völligen Scheiterns ungtveideutig verraten wird. Gegen den Polizeipräsidenten v. Windheim der Konferenz überwunden. Die beiden wichtigsten Gegenerhebt in der Welt am Montag" der Nedacteur des illustrierten forderungen Deutschlands , die weiterhin einstimmig bewilligt wurden, waren: 1. daß das sogenannte permanente Bigblatts„ Satyr", Gerhard Fließ, eindringliche und be rechtigte Anklage. Der Polizei steht auf Grund der GewerbeTribunal nicht als ein wirklicher dauernder Gerichtshof eingeDie Friedensblätter", das Organ der Deutschen Friedens- Ordnung das Recht zu, Druckschriften vom Feilbieten auszuschließen, richtet werden, sondern im wesentlichen nur eine dauernde Liste gesellschaft, bringen unter der Sticharte, Wie stellen sich die Friedens- sofern sie in fittlicher oder religiöser Beziehung von Schiedsrichtern sein dürfe, aus denen eintretendenfalls das freunde zur Flottervermehrung?" einen Artikel, der seine Entstehung ergernis zu geben geeignet sind". Diese an sich überaus Schiedsgericht gebildet werden könne; 2. daß jeder obligatorische entschieden, einem geheimen. Preisausschreiben für das tonfuseste bedentliche Bestimmung ist nun nach der Darstellung des Herrn Fließ Charaffer, des Schiedsgerichts aus der Konvention bejettigt einem ich ſten quiebenschwätterei verdant, gegen den Satyr" in einer gefeßlich durchaus unzuläfigen Weise aus werde. Auf dieser Grundlage erfolgte sodann friedlich und schiedlich Es dürfte in der That unmöglich sein, einen verfilzteren Ratten gewendet worden. Eine ganze Anzahl von Nummern des„ Satyr" in vollstem Einverständnis der Abschluß der ganzen Arbeit in tönig" sich widersprechender Ansichten aufzufinden. Wenn seien vom Feilbieten ausgeschlossen bezw. den Straßenverkäufern Komitee, Kommission und Konferenz." darin das Eintreten der Deutschen Friedensgesellschaft für den durch Polizeibeamte abgenommen worden abgenommen worden, weil it unterzogen Diese Mitteilungen erweisen von neuem, daß unter allen Bölferfrieden bestehen soll, so wird die Kriegsfurie erst dann polizeibehördlichen Maßregeln einer scharfen Kritik unterzogen beſtehen jo, jo wird die, seriegsfuit für den durch im Haag versammelt geweſenen Mächten sich am heftigsten unsren von Menschenblut überschwemmten Planeten verlassen, wenn worden waren. Nummern, die sich in fittlicher und religiöser BeDeutschland gegen den Versuch gesträubt hat, die Willfür in derselbe als verglommenes Weltstäubchen um die Sonne fliegt. ziehung" nicht von den früher erschienenen unterschieden, aber keine den Beziehungen der Nationen durch Rechtsinstitutionen zu Die Deutsche Friedensgesellschaft habe bisher weder gegen Angriffe auf die Polizei enthielten, blieben unbehelligt. Es sei also zähmen. noch für die lottenvermehrung agitiert. Und das sei auch ganz offenbar, daß das Berliner Polizeipräsidium das ihr durch die GewerbeEine Beschwerde im Just zur Stunde, da Professor Zorn also von der in der Ordnung, denn es jei nicht Sache der Friedensgesellschaft, Ordnung gegebene Recht überschritten habe. deutschen Friedenspolitik berichtet, entdeckt der„ Reichsanzeiger", Stellung zu der Frage zu nehmen, ob nach dem heutzutage geltenden Verwaltungsstreitverfahren sei ganz zwecklos, da im günstigsten Fall Bölkerrecht die der daß der andre deutsche Friedensdelegierte, der kriegberherr habe sie zu untersuchen, ob die Weltpolitik, der Imperialismus, geirrt habe", während die Nummer inzwischen längst veraltet ist. untersuchung by flotte geboten fei. Ebensowenig erst nach Monaten feſtgeſtellt werde, daß„ das Polizeipräsidium ſich lichende Professor v. Stengel mit dem Roten Adler- Orden eine ökonomische Notwendigkeit jei oder nicht. Das seien Der Redacteur des„ Satyr" fordert darum den Polizeipräsidenten ausgezeichnet worden ist. politische Fragen, über die zu einer einheitlichen Auffassung zu gelangen auf, Auflage wegen Beleidigung gegen ihn zu erheben, damit die nicht Aufgabe der Friedensgesellschaft sei. Der diedensgesellschaft Angelegenheit vor dem Richter gehörig erörtert werden könne.- gehörten die heterogensten Elemente, Angehörige der verichiedensten Parteien als Mitglieder an, auf deren Stellung nahme in politischen Fragen die Friedensgesellschaft als solche einen Einfluß weder ausüben fönne noch wolle."
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Neue Marinepropaganda. Wie die„ Köln . Bolfsztg." meldet, depeschierte der Kaiser an den Oberbürgermeister von Sölu, er habe befohlen, daß in diesem Frühjahr eine Torpedoboots- Division den Rhein hinauffahren, Köln anlaufen und ihm vom Meere einen Gruß überbringen solle. Der Kaiser empfiehlt die Schiffe Kölns gastfreien, lebensfrohen Bürgern und schlicht seine Depesche mit dem Wunsch Alaaf Köln!"" Der Oberbürgermeister dankte telegraphisch , den Schiffen einen herzlichen Empfang zu Bisher konnten die Landratten ihre Marinebegeisterung nur an marinistischen Bildwerken und Panoramen pflegen. Nun werden wir bald dahin kommen, daß auch große Kriegsschiffe im Binnenlande vorgeführt werden.-
sichernd.
Volkszählung. Die Bestimmungen über die Vornahme einer Volkszählung am 1. Dezember 1900 find munmehr vom Bundesrat getroffen. m allgemeinen entsprechen fie den Anordnungen früherer Jahre. Außer der ortsanwesenden Bevölkerung werden diesmal auch diejenigen Personen, welche sich am 1. Dezember 1900 auf deutschen Seefchiffen in fremden Häfen oder in Fahrt befinden, gezählt. Die Ausführung dieser Zählung erfolgt durch das Kaiserliche Statistische Amt. Ferner wird diesmal cine Statistik der Blinden and Taubstummen mit der Volkszählung vereinigt werden.
Folgen der lex Heinze. Die dem Stuttgarter Liederkranz gehörende„ Liederhalle " daselbst stand seit 5 Jahren unter dem Boykott unfrer Parteigenossen, da ihnen der große Festsaal von den respektablen Bürgern des Liederkranz zu Bersaninilungen verweigert wurde. Nach dem jedoch nun der Ausschuß der Gesellschaft den Saal unirer Partei zu einer Protestversammlung gegen die lex Heinze zur Verfügung gestellt hat, haben die in Frage kommenden Organisationen den Boykott aufgehoben. Eine große Protestversammlung gegen die lex Heinze, in der Genosse Schoenlant sprach, hat bereits in der Riederhalle stattgefunden.
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Münchener
Man kann der Friedensgesellschaft also wenigstens keine In- Bost" berichtetit begant Heute vormittag begann vor dem hiesigen Landgericht die Be
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toleranz vorwerfen. Sie verlangt zivar von ihren Mitgliedern, daß sie im Princip den Frieden als erstrebenswertes Ideal an- rufungsverhandlung gegen die Haushälterin Babette er eller von erkennen: was sie jedoch zur Realisierung dieses schönen Jdeals Tubing wegen Berufsbeleidigung des Pfarrers Wolfals Politifer thun, das ist ihre nreigenste persönliche Angelegenheit. gang Schlecht in Bliensbach . Die Streller war vom Jahre 1893 eine der vornehmsten Zierden dieses originellen Konventikels bilden. gab dann Zerwürfnisse, die Kreller wurde entlassen und der Ein wadelftrümpflerischer Wasserpolitiker zum Beispiel fann bis 1896 bei dem Pfarrer Schlecht als Haushälterin in Dienst, es nahm sich eine andre Haushälterin. Wir Friedensfreunde fragen: Welcher Art ist das heute Herr Pfarrer gültige Völkerrecht? Welcher Art ist die heutige Politif, welcher Folge davon war, daß die Kreller mündlich und schriftArt ist besonders die Weltpolitit? schwersten Und auf diese Fragen lich über den Pfarrer Schlecht jahrelang die antworten wir einhellig: Das heutzutage gültige Völker Vorwürfe erhob, bis endlich Schlecht im vorigen Jahre gegen die recht ist kein Recht, das dem Rechtsbewußtsein unsrer Kreller Strafanzeige wegen Grabschändung, 3eit entspricht. Darum ist auch die Art der heutigen Majestätsbeleidigung, Diebstahls und Beruf 3- Politik und besonders die der Weltpolitit verwerf- beleidigung erstattete. Nach der Anzeige des Pfarrers soll die lich; fie ist Gewalt Raubpolitik, aber keine Rechtspolitik. Sieller 1. in der Nacht vom 12. auf 13. Juli 1895 auf dem FriedFür dieje Politik find wir Friedensfreunde principiell nicht hof zu Bliensbach das Grab einer verstorbenen, mit Schlecht verzu haben; denn unser Rechtsbewußtsein lehnt sich dagegen auf." feindet gewesenen Bänerin in schenßlicher Weise geschändet und den Also schon das Rechtsbewußtsein unirer Zeit ver- Grabstein demoliert haben; 2. im Jahre 1895 im Gespräch mit dem wirft die Weltpolitik, die Nankpolitik, nichtsdestoweniger aber Pfarrer den deutschen Naiser beleidigt und 3. ihrem Dienstherrn nach verträgt sich die Politik der gepanzerten Faust äußerst und nach über 200 M. entwendet haben. Außerdem hat die Streller gemütlich mit dem" Princip" der Friedenspolitik! Trotzdem das dem Schlecht verschiedene Briefe geschrieben, worin sie dem Rechtsbewußtsein unsrer Zeit" von der edlen Trinität Strieg. Handel geistlichen Herrn ich were fittliche Verfehlungen mit und Piraterie nichts mehr wissen will, fann es doch Friedens beichtenden Ehefrauen, ferner Erbschleicherei u. a. m. freunde" geben, die es bei der„ gegenwärtig leider bestehenden vorwarf, weswegen Strafantrag gestellt wurde. Raubpolitit" für das Kligste halten, bis auf weiteres die innerlich verabichente Raubpolitik luftig mitzumachen! Dafür ist ein der artiger realpolitischer Friedensfreund" freilich das Opfer unjäglicher Seelenkämpfe: „ Weil sich somit der einzelne Friedensfreund nicht aber die Friedensgefellschaft mit den politischen Jubalts fragen befchäftigt und dazu Stelling nimnit, so hat er die nicht immer leichte Aufgabe, mit seiner Stellung zu denselben feine friedensfreundliche Stellung zu der Art der Politik zu vereinigen." Glücklicherweise aber giebt es für die Wunden solch eines von Gewissensstrupeln zerfleischten Friedensfreundes" einen lindernden Balsam. Er stellt folgende Meditationen an:
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Die Vermehrung widerspricht unfren principiellen Anschauungen über die Art der Politik, und wir fordern von der Regierung, daß sie mit heiligem Ernst alle zu Gebot stehenden Mittel anvende, im Verein mit den andren Regierungen eine andre, edle und gerechte Weise des Völkerverkehrs zu suchen, d. h. den Weg des Rechts zu gehen."
Weljenfondsreminiscenzen tischt Pastor v. Hanff stengel int Evang. Gemeindeblatt" auf. Er erzählt, daß er früher als Hannoverscher Geistlicher nicht weniger als drei Volksbibliotheken gegründet, aber nicht viel Freude an ihnen gehabt habe. Es trat neben der religiösen Tendenz die patriotische sehr stark in den Vordergrund.„ Es existierte damals zur Abwendung hoch= berräterischer lmtriebe" der sog. Welfenfonds; tie fonnte man preußische Vaterlandsliebe besser pflanzen als durch patriotische Lektüre? Darum wurden aus dem Welfenfonds Beihilfen au Voltsbibliotheken sehr reichlich verteilt; aber nicht in der Form von Geld, sondern in Er drückt der Regierung die geforderten Kanonen in die Saud der Form von Büchern. Der Oberpräsident der Provinz Hannover, und fordert" dann, daß sie dieselben nur als Schreckmittel für die von dem die Verteilung, abhing, war bei Aufstellung des Katalogs uartigen Nachbarkinder verwende, beileibe aber feinen andren Gerecht übel beraten gewesen; neben einer recht fleinen An- brauch davon mache. zahl von guten, parteilojen Volksschriften aus der Feder Frommels, So löst sich denn alles in Harmonie auf innerhalb der Ahlfelds u. a. zahlloje Lebensbeschreibungen von Deutschen Friedensgesellschaft nämlich! Die Vereinsmeierei brandenburgischen Surfürsten und preußischen schließlich auch wichtiger als der Weltfrieden. Sönigen, enthusiastische Darstellungen preußischer Heldenthaten und Siege. Wir waren damals alle gut preußisch- patriotisch; aber diese aufdringlich patriotische Tendenz war uns zu viel: die Bücher blieben ingelesen, die Einrichtung gewann keine Bedeutung!-
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Klerikale Flottengegner.
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Nationale Schmerzen unfrer Urteutschen. Der Staatsbürger- 8tg." entringt sich folgender Stoßseufzer:
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Der Rechtsanwalt Dr. Mar Kohn, Alte Leipzigersir. 11, verfendet folgendes Rundschreiben: Hierdurch sehe ich Sie in Kenntnis, daß ich mit Genehmigung der zuständigen Behörde vom 1. April d. I. ab den Familiennamen Kornelius an Stelle meines bisherigen an nehmen und fortan führen werde. Hochachtungsvoll ergebenst Dr. May Kohn, Rechtsanwalt." Wir haben wiederholt ausgesprochen, daß Namensänderungen dieser Art einen Unfug dar stellen. Es ist sehr bedauerlich, daß sich unsre Behörden noch immer nicht dazu verstehen, den Namen geachteter deutscher Familien den Schuß zu gewähren, den sie in einem geordneten, auf nationale lleberlieferungen haltenden Staat beanspruchen können.
Der Staatsanwalt eröffnete die Boruntersuchung gegen die Streller wegen der bezeichneten Strafthaten, allein die Augs burger Strafkammer verwies die Kreller nur wegen der Beleidigungen vor das Schöffengericht Bertingen, jezte sie jedoch wegen der übrigen Neate außer Verfolgung unter folgender Begründung: Was die Grabschändung anbelangt, io stehe außer allem Zweifel, daß diefe nur von der Angeschuldigten oder von dem Pfarrer selbst vorgenommen sein konnte. Die größere Wahrscheinlichkeit spricht aber gegen den Pfarrer selbst, da die Haushälterin um diese Zeit nicht zu Hause war, zudem der Pfarrer als heimtückisch und rachsichtig gegen mißliebige Personen bekannt sei. Was die Anklage wegen Majestätss beleidigung betrifft, so ist eine Verurteilung der Streller auf das Zeugnis des Pfarrers Schlecht hin nicht möglich, da diesem nicht entferntest Glauben beigemeffen werden könne bei der Art, wie er die Zengen beeinflußt habe, und unter Berücksichtigung der langen Zeit, die verftrich, bis Schlecht Anzeige erstattete. Ein Diebstahl fei ebenfalls kaum anzunehmen, selbst für den Fall, daß die Kreller das Geld wirklich genommen haben sollte, da der Pfarrer ihr bei ihrem Austritt das hefte Ehrlichkeitszeugnis aus gestellt habe, andrerseits ihr das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit ihre Handlungsweise gefehlt habe, weil nachgewiesenermaßen Pfarrer und haushälterin wie Mann und Frau in intimsten Beziehungen gelebt hatten. Wegen Berufsbeleidigungen tam nun die Streller am 26. Januar d. J. vor das Schöffengericht Wertingen, woselbst sie den Wahrheitsbeweis für ihre Behauptungen, Schlecht habe das Beichtgeheimnis ausgeschwäßt, Erben betrogen, er habe einer mit ihn ehebrüchig gewordenen Frau trog verweigerter Absolution die Kommunion gereicht, und habe mit seinen Haushälterinnen, wie auch mit andren Frauen Unzucht getrieben, antrat. Allein dieser Wahrheitsbeweis gelang nur zum Teil, und die Kreller wurde zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Hierbei wurde aber konstatiert, daß Pfarrer Schlecht nachgewiesenermaßen mit einen beiden Haushälterinnen und mit einer Bäuerin intimsten Umgang gehabt und feine Standespflichten aufs gröblichste verlegt hat. Auch habe er versucht, die Zeugen zu beeinflussen und selbst trop ge= leisteten Eids so lange die Wahrheit in der Sigung ver schwiegen, bis ihm seitens der Staatsbehörde mit der Verhaftung wegen Weincids gedroht wurde, worauf er diese Thatsachen zugab.
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Die Kreller legte gegen dieses Urteil Berufung ein und kommt nun die Sache unter Vorbringung neuer Zeugen für den Wahrheitsbeweis zum Austrage. Mittlerweile wurde Schlecht vom bischöflichen Ordinariat Augsburg aller feiner geistlichen Funktionen enthoben und in das korrektionshaus für Priester in Dillingen eingewiesen.
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Aus Straßburg i. E. wird uns geschrieben: Jm Preßorgan der eljässisch- flerifalen Reichstags- Abgeordneten Haus und Delsor, dem Elsässischen Volksboten". erfährt die Flottenvorlage eine entschiedene Absage. Die betreffenden Auslaffungen sind, da sie mittelbar einen Rückschluß auf die Stellung des altdeutschen Centrums zu den Marineforderungen gestatten, nicht ohne politisches Interesse. Das genannte Blatt schreibt: . Was uns am allermeisten wundert, ist die grenzenlose Naivetät, mit der man für die Flottenagitation im Elsaß auch Wir empfehlen den bekümmerten Judenfressern, in die diversen den denkbar ungünstigsten Moment herausgesucht hat. In derselben Programme der verschiedenen antisemitischen Parteichen die Fordemg Zeit, wo der Flottenrummel sich) arrangierte, haben unsre Ber- hinein zu lancieren, daß Personen mit jüdisch klingendem Namen treter in Reichstag mit der Kraft und der Wärme innigster fünftig zur befferen Kennzeichnung ihrer Rasse ein Abzeichen, etwa Ueberzeugung zum so und so vielten Mal die Beseitigung des in Gestalt eines niedlichen Schweinchens, zu tragen verpflichtet sind.- schweren Drucks verlangt, der durch die Ausnahmegeseze auf dem Lande lastet. Und der Neichstag hat mit größerer Majorität Die langsam mahlenden Mühlen. Das„ Berliner Tageals je zuvor den Beschluß auf Aufhebung des Diktaturparagraphen blatt" macht auf ein Vorkommnis aufmerijam, das von der Eigengin gefaßt. Die Regierung aber hat durch den Mund des Reichskanzlers art der bureaukratischen Auffassung nicht übel Zeugnis ablegt. furz und schroff, ohne auch nur den wirklich ernst zu nehmenden Ver- In einer Sigung des Abgeordnetenhauses ist von dem frei fratischen Partei einberufene Protestversammlungen gegen die Gefuch einer Motivierung zu machen, die Beibehaltung des Ausnahme- finnigen Abgeordneten Direktor Ernst ein Vorkommnis aus meindewahl- Reform statt, die ruhig verliefen. Nach der Versammlung zustands proklamiert, dieselbe Regierung, die jetzt von dem Volk dem Wahlkreis Colmar Czarnikau Filehne Elsaß- Lothringens ein Gintreten für die Millionenausgabe der Flotten Sprache gebracht worden, das schon wegen der eigen pergrößerung verlangt! Um diese 3umutung richtig zu artigen Rolle, die der Regierungspräsident bon würdigen, fehlt uns, offen gestanden, der parla Bromberg dabei spielt, nähere Beachtung verdient. In dem gementarische Ausdruck. nannten Reichstagswahlkreise war 1898 das Hauptquartier des konWenn der Fürst Statthalter vor einigen Tagen in einer Tisch- fervativen Wahlfomitees auf dem Landratsamte in Colmar i. P. Da rede der Befürchtung Ausdruck gab, daß die Mehrheit der elsässischen Staatsbeamte wiederholt in ihrer amtlichen Eigenschaft in den Wahl- Budapest, 3. April. Gegenüber Meldungen, daß das Armec Abgeordneten nicht für die Flottenvorlage stimmen werde, so glauben fampf eingegriffen, fo wurde von dem Verleger des Schneidemühler budget bedeutend erhöht werden solle, erklärt der Bester Lloyd". wir allerdings, daß seine Prophezeiung in feiner Weise desavouiert Tageblatts" wegen ungefeßlicher Wahl Beeinflussungen am daß die eine Erhöhung des Refrutenkontingents und die Kanonen werden wird. Die elsässischen Vertreter müßten ja ganz gegen 6. Mai bei dem Herrn Minister des Innern Beschwerde erhoben. betreffenden Forderungen vertagt würden. Die Vorarbeiten bezüg= den Wunsch und willen ihrer Wähler handeln, wenn sie ein Die Antwort erfolgte erst am 15. Juli, also nach ca. 21/2 Monaten lich der Kanonenfrage seien durchaus noch nicht abgeschlossen. Die andres Botum abgäben. So lange das elfäffische Volt so dringend durch den Herrn Regierungspräsidenten zu Bromberg; sie ist so Erhöhung des Marine- Etats werde 2 Millionen Kronen betragen. nach Schiffsvermehrung schreif", daß sich in den meisten Flotten- charakteristisch, daß wir sie hier wörtlich wiedergeben: Bromberg, versammlungen nicht einmal das einzige, Eremplar des Renonmnier- den 15. Juli 1898. Auf Ihre telegraphische Beschwerde vom 6. Mai d. J. Elsässers einstellt, mit dem man wenigstens die altdeutschen Komitees an den Herrn Minister des Innern, welche an mich zur Verfügung Surchsprengeln kann, so lange haben unsre Abgeordabgegeben worden ist, erhalten Sie zum Bescheide, daß die neten feinen Grund, ihren Standpunkt zu ändern." erhobenen Vorwürfe gegen die Kreisbehörden und Distriktskommissare Das interessanteste an dieser Verlautbarung ist wohl die That sich nach den angestellten Ermittelungen als unbegründet erwiesen sache, daß die Flottengegnerschaft der elsässischen Kleritalen nicht etwa haben. Sie haben die telegraphische Beschwerde ihrem vollen In
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zur im X. Bezirk versuchte eine größere Menschenmenge vor der Wohnung des Vice- Bürgermeisters Strobach eine Rundgebung zu veranstalten, wurde aber von der Wache zerstreut. Darauf zog. die Menge unter Protestrufen gegen Lueger auseinander. Verhaftungen wurden nicht
Frankreich.
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Ein Lob spendet die Bossische" dem französischen Bauten minister Bandin. Sie findet es sehr anerkennenswert, daß derselbe Sorge dafür getragen hat, den Arbeitern, die nach Eröffnung der Weltausstellung arbeitslos geworden fein werden, wenigstens bis zu einem gewissen Grade Arbeitsgelegenheit nachzuweisen. Baudin hat