er nun von Commune, Staat und Reich Hilfe. Zunächst beau- tragte er, eine Nothstandscommission einzusetzen. Die Coiumuneu, die keinen Kredit zu Ausführung von Arbeiten für die Arbeits- losen hätten, müßten solchen vom Staat erhalten; der Staat, der ja dergrößte Arbeitgeber" sei, dürfe keine Arbeiter ent- lassen und so brachte der Anwalt der Gewerkoereine eine Menge, wie wir annehmen wollen, gut gemeinte Vorschläge, bis ihm seine Heiserkeit nicht weiter zu sprechen erlaubte. Dazu fügt der Berichterstatter derFrankfurter Zeitung  " die Be- merkung: daß das Volk im Ganzen zu hoch belastet, daß ein unverhälttiißmäßiger Theil des Staatseinkommens für unproduk- tive Zwecke verwandt wird und dadurch die Staatsverwaltung dem Pauperismus Vorschub leistet, ahnte Herr Hirsch nicht, einmal. Auch habe er sicher den Militäretat nicht studirt, da er in der zweijährigen Dienstzeit eine durchschlagende Ersparnis sehe. Vernünftig war der Gedanke Hirsch's,eine Statistik der Arbeitslosen" aufzustellen. Lustig ist übrigens der Zorn der biedern Tante, die jetzt> ihren Max nicht mehr als den Ihren anerkennen will, darüber wird sie aber seitens derNationalzeitung" bedeutet, daß es ein Unding sei, ihn, den Abgeordneten des ersten Berliner   Wahlkreises im Reichstage von der Fortschrittspartei zu trennen. Ja sogar zu einem verkappten Sozialisten hat ihn die biedere Tante ge- stempelt. Wir jedoch glauben, sie hat in diesem Falle viel zu schwarz, wollte sagen viel zu roth gesehen! Ihm folgte der Sprecher Saucken-Tarputschen, der die Ge- legenheit benutzte, sich einmal zu blamiren, indem er warnte vor künstlich übereilten Hilfsmitteln": der Nothstand sei eine soziale Krankheit, welche ihre Zeit ansdanern müsse," und serner:die Genesung müsse ans natürlichem Wege von innen heraus erfolgen." Ein der Versammlung beiwohnender Arbeiter, dem diese Stillung des Hungersvon innen heraus" bedenklich schien, meinte zu der schönen Ausführung dieserzuwartenden" Kurmethode:da sollen wohl erst ein paar Tausend Arbeiter verhungern!" Nachdem Eberty eine sehr allgemein gehaltene, gewiß rhetorisch recht hübsche Rede vom Stapel gelassen hatte, ging die Versammlung auseinander, und in kummervollem Schweigen zogen die Meistinteressirten, die Arbeiter, ihres Weges davon. DieVossische Zeitung" vom 20. Februar berichtet mit Emphase, daß von dem Vorstand des Berliner   Baumarktes, dem sich der Bund der Bau-, Maurer- und Zimmer- meister angeschlossen habe, eine Petition an das Staats- Ministerium gerichtet worden ist, man solle die beschlossenen Bauten in Berlin   schleunigst aufnehmen. Daraus sehen wir jedenfalls nur, daß die Noth auch in diesen Kreisen sich geltend macht, nicht aber, daß eine plötzlich ubermäßig menschenfreundliche Gesinnung gegen die Arbeiter hier ihren Einzug gehalten hat. Bankerott einesSelbsthilfeinstituts". Unter'm 14. Februar ist die Gräfrather Volksbank seingetragene Ge- nossenschaft) fallit erklärt worden. Dieses Institut ist in gleicher Weise verwaltet und ebenso zu Grunde gegangen, wie die Düsseldorfer   Gewerbebank. Der Bankerott wird wieder der Ruin vieler kleineren Leute und Handwerker werden. Die Lei- tung seit der Gründung hat ein Heinrich Schulte-Heuthaus ge- habt, der im Oktober 1875 noch zu gleicher Zeit Direftor der Ornamentfabrik war und dessen Thun   und Handeln man bei dieser Gesellschaft entlarvte und vor das gerichtliche Forum brachte, so daß er flüchtig und dieserhalb steckbrieflich verfolgt wurde. Er ging nach Bendükon-Kirchberg bei Zürich  , es wurde ihm jedoch schließlich der Aufenthalt dort untersagt, und er ist mit seinem und Spiethoff's Freunde, Wilhelm Sprick, Spar- kassen-Rendaut der Gräfrather   Volksbank, welcher im Dezember mit einer Unterschlagung von über 300,000 Mark durchging und ebenfalls steckbrieflich verfolgt wird, wie man sagt, nach Südamerika   durchgegangen. Zur Behandlpng politischer Gefangener, schreibt derDresdener Bolksbote":Bei einem Besuche, den ein Freund Äaysers, der gegenwärtig im Gefängniß über die Segnungen deutscher   Freiheit nachdenkt, kürzlich abstattete, wurde Kayser dem Besucher im Empfangzimmer in der Landhausstraße 11, vorgeführt. Der Herr Gerichtsrath Siebdrath fand es ange- messen, innerhalb fünf Minuten dreimal das Zimmer, worin Kayser mit dem Besucher weilte, zu passircii. Beim dritten Male ließ der Herr Gerichtsrath den ruhig ihre Geschäfte be- sprechenden Herren sagen, sie möchten ihre Unterredung unter- brechen. Nicht genug, daß man Jemandem politischer Ver- brechen halber die Freiheit entzieht, man sucht auch noch durch kleinliche Chikane dieStrafe" zu verschärfen." dustrie stockt und im Departement der Jsöre, wo diese Industrie l Haupterwerb ist, stehen die Webstühle still, in manchen Orte» bereits seit zwei Monaten. Kaum besser steht es mit der Leinen- industrie. In Elboeuf gehen die Geschäfte so flau, daß die namhaftesten Fabrikanten der Stadt zusammentraten, um die Ursachen der Krisis, die sich fühlbar mache, zu erforschen; nicht besser steht es in Roubaix  . Die metallurgische Industrie hat auch sichtbar mit Schwierigkeiten zu kämpfen. So hat die Ge- scllschaft Cail u. Co., die in früheren Jahren so hohe Divi- denden vertheilte, diesmal deren keine gegeben. Wenn die Werkstätten dieser Gesellschaft und die im Creuzot nicht augenblicklich mit den großen Arbeiten für die Bauten der Industrieausstellung beschäftigt wären, so hätten sie bereits eine namhafte Anzahl von Arbeitern entlassen müssen. In den Kohlenbassins des Nord und des Pas de Calais   hat d e Ber  - Minderung des Kohlenbedarfs auch die Verminderung der Ar- beitstage und Arbeitsstunden nach sich gezogen. DasJournal des Mines" meldet, daß auch in den Kohlengruben des Südens in Folge der Flaue in den Fabriken jener Gegend die Arbeits- noth steigt; indeß geht es hier verhältnißmäßig noch besser als im Norden. DerAmi du Peuple", der in Douai   erscheint, meldet, daß die große Gesellschaft von Bully-Grenay den Lohn um 10 pCt. herabgesetzt, einen Theil der Arbeiter entlassen und die Arbeit am Montag abgeschafft habe. Auch dasEcho du Nord" klagt, daß manche Gesellschaften Hunderte von Arbeitern entlassen hätten. Bis jetzt ist die Noth jedoch noch lokalisirt. Während die Lyoner Webstühle feiern, sind alle Eisenwerke im Departement der Ande noch in voller Thätigkeit und mit Arbeit überhäuft. Auch die Mehrzahl der Industriezweige des Südens leidet noch nicht. Hans Blum lgßt wieder von sich hören! Die Leipziger Volkszeitung" macht eine Mittheilung, welcheunser" Hänschen(denn wir haben ihn uns schon so oftgekauft") recht schlagend und scharf charakterisirt. Der Redakteur der genannten Zeitung hatte sich ein Versehen, einen Verstoß gegen tz 8 des Preßgesetzes zu Schulden kommen lassen. Von diesem Umstände hatte Hänschen, wie dieLeipziger Volkszeitung" sagt, in seiner Vertrauensstellung als Rechtsanwalt Kunde erhalten. Nun trieb ihn wahrscheinlich sein bedrängtes Gewissen und verletztes Gerechtia- keitsgefühl, den Redakteur zu denunziren! Der ehreuwerthe Herr ist nun bekanntermaßen selbst auch Redakteur, und zwar der bekanntenGrcnzboten"; trotzdem hat ihn nicht einmal das Gefühl der Collegialität abgehalten, diesen Dienst eines Denun- zianten zu leisten. Wir sehen, der Student der Menschenrechte von einst macht recht erfreuliche Fortschritte und nimmt zu an Weisheit und Verstand und Wohlgefallen bei den praktischen Gegnern aller Menschenrechte! Wir möchten wissen, ob Hänschen bei dem Gedanken an seine Vergangenheit nicht die Schamröthe auf die Stirne tritt! In Paris   soll sich zur Gründung eines sozialistischen  Arbeiterblattes nach deutschem Muster eine Genossenschaft gebildet haben, welche jedes Paktiren mit der radikalen Bourgeoisie von sich weisen will. Der Preßfonds ist auf 20,000 Francs fixirt und soll durch 400 Antheilscheine ä 50 Francs, von denen 5 Francs sofort und 1 Francs monatlich einzuzahlen sind, auf- gebracht werden. Die herrschende Geschäftsstockung hat auch in Ruß- land massenhafte Arbeiterentlassungen zur Folge gehabt; so wird z. B. aus Moskau   gemeldet, daß in den meisten dortigen Fabriken dem größten Theile der Arbeiter die Arbeit hat ge- kürzt werden müssen. Natürlich ahmt die russische   Regierung dem erbfreundlichen Deutschland   nach und kümmert sich den Teufel um die Nothlage der Arbeiterklasse. 17. sächs. Wahlbezirk.(Telegr.) Glauchau  , 23. Fe- bruar, Morgens 7 Uhr: Bis jetzt Bracke 10,131, Birnbaum 7983 Stimmen; es fehlen noch 26 Orte mit ca. 1800 Wählern. Das Resultat der am 21. Februar im 3. Berliner   Wahl- kreise stattgehabten Nachwahl ist: Rackow(soz.) 5764 Stimmen, v. Saucken(fortschr.) 8643 Stimmen, Dr. Burg(natioual-lib.) 1567 Stimmen, Brandes(Ziinfllcr) 722 Stimmen, zersplittert und ungültig 45 Stimmen. Mithin ist v. Saucken mit 291 Stimmen Majorität gewählt. Die Sozialisten können gleichwohl mit der auf ihren Candidaten gefallenen Stimmenzahl voll- ständig zufrieden sein, zumal es sich gezeigt hat, daß derFort- schritt" auf der Retirade begriffen ist. - Noth überall! DerVossischen Zeitung" schreibt man aus Paris  , 17. Februar:Die Lyoner Seidenarbeitcr sind>'-mal für den Reichstag von de n Bezirk Osnabrück, den er nicht allein in Roth, sondern auch die Stockung in der Seidcnfabri-! vorher schon vertaten hat, wiedergewählt worden kation ist keine vereinzelte Erscheinung. Auch die Sammet-Jn- j genanntem-amh-an eine Neuwahl nv.hig ge­Werden wir einsehen, daß es für die Civilisation keinen größeren Triumph gäbe, als die innere Versöhnung Frankreichs   und Deutschlands  ? Unter der Erd'. Auch tief chn Schooß der Erde giebt es Lieder, Und fleiß'ge Männer sind es, die sie singen, Wenn sie auch wehmnthsvoll, auch traurig klingen, Es sind doch Lieder, warm und voll und bieder. Ich sah der Männer Werk, und immer wieder Seh' ich im(Leist sie in die Schachte dringen, Hör' ihre Minen springen und sie singen Und kaum, ach! zwing' ich eine Thräne meder! Ihr halbes Leben in der ew'gen Nacht, Umringt von tausend, tief verstecklen Schrecken, Oft sich ihr Grab selbst wühlend tief im Schacht. Und ob sie Schatz auch über Schatz entdecken, Doch zwinget sie der Armulh harte Macht, Ihr Elend könnt' des Steins Erbarmen wecken! ~T Der Sultan   ist verrückt eS lebe der(neue) Sultan  ! Durch alle Zeitungen geht die Nachricht, dah der derzeitige Sultan   m Monaten Nummero 3 schon nach so kurzem Regiment an Gehirnerweichung leidet. Das muß wohl in der Familie liegen! &, J??0 i'ß'gett Sultan   in der anmulhigen Stille von Dolma- daghtjchi oder an irgend einem anderen Ausbewahrungsorte für abgenutzte, türkische Herrscher sein Quartier anweisen wird? Ob die selbstschueidcnde Scheere seinen Lebensfaden abschneiden wird? Die Zukunft wird s za lehren: jedenfalls muß eS sehr unangenehm sein, auf dem Thron am goldenen Horn zu sitzen, wo die Luft so gefährlich ist, oap die Gehirne sich erweichen, wo die Scheeren den Herrschern die i-ange ihrer Regierungszeit bestimmen! Correspondenzen. Kudapek, 14. Februar. Genossen Deutschlands  ! Von den innigsten Sympathien geleitet und jene heilige Bande anerkennend, welche uns gegenseitig verbinden, erlauben wir uns, die Schuh- macher Budapest's  , Euch, Ihr deutschen   Genossen, zu Euren errungenen Wahlsiegen einGlück auf" aus Ungarn   zuzurufen. Mögen Eure Bestrebungen immer mehr mit Erfolg gekrönt werden, denn Euer Sieg ist der unsrige. Aller Augen sind heute auf Euch gerichtet, und mit Recht. Jedem Verdlenst seine Krone. Heiß war zwar Euer Kampf gegen einen überlegenen Feind, doch Euer tapferer Kampf gab Euch 700,000 Stimmen. Obzwar wir in Ungarn   von solchen Siegen nichts wissen, sind wir doch bemüht» auch jederzeit jenes große Band zu festigen, das die Arbeiter aller Länder verbindet. Wenn uns auch Schlagbäume trennen und wir verschiedene Sprachen sprechen, für unsere Bestrebungen sind dies keine Hindernisse, und gerade durch Euren Wahlsieg wurden so manchem die Augen geöffnet, der die edlen Prinzipien der Arbeiter ver- höhnte. Mit Stolz sehen wir auf Euch, wie Ihr trotz Ver- folgungen immer an Terrain gewinnt, da jede Maßregel nur eine größere Agitation und höhere Erkenntniß dervorbringt. Wir wünschen Euch zu den zwei bevorstehenoen Nachwahlen eben so den Sieg, wie Ihr ihn früher errungen, und senden Euch 3 fl. zum Wahlfonds; es ist dies zwar nur eine Kleinig- keit, jedoch sie ist gerne gegeben, weil wir wissen, daß der Zweck der Bestimmung, ob früher oder später, auch uns von Nutzen sein wird. Nun Genossen! deutsche   Brüder! unfern Brudergruß und Glück auf! Im Namen der Schuhmacher Budapest's  : Franz Korn. London  , 3. Februar. Communistischer Arbeiter- Bildungs- Berein. Allgemeiner Bericht. Es wird gewiß vielen Lesern desVorwärts" nicht uninteressant sein, einmal etwas Spezielles über den Stand des hiesigen Communistischen Arbeiter-Bildungs- Vereins zu erfahren. Wir geben daher in Nachstehendem einige Daten aus der letzten Jahresbilanz mit dem Bemerken, daß die- selbe im Vergleich zu früheren eine hervorragend günstige zu nennen ist. Namentlich ist im letzten Jahre der Absatz an Broschüren und Zeitungen bedeutend gestiegen. So hatte der Vorwärts" bei Ablauf des 4. Quartals 1876 60 Abonnenten. Desgleichen hatte dieNeue Welt" deren 40, welche durch eine Commission besorgt wurden. Außerdem wird letztere noch durch eine hiesige Buchhandlung vertrieben. Broschüren wurden ver- kauft für ca. 400 M. Die Zahl der Mitglieder war am 1. Ja­nuar 79 Mann. Neu traten hinzu bis zum 31. Dezember 1876 120 Mann. Ein großer Theil hiervon ist jedoch während der- selben Zeit wieder abgereist und ausgetreten. Am 1. Januar d. I. hatte der Verein 102 zahlende Mitglieder. Die ordent- lichen Mitgliedsbeiträge betrugen ca. 1300 M. Die Extra- beitrüge, welche dem Berein zu Gute kamen, beliefen sich eben- falls auf beträchtliche Summen. Erwähnt sei noch, daß für die deutsche Reichstagswahl, trotz der obwaltenden Arbeitslosigkeit, von der die Deutschen Hierselbst am meisten betroffen werden, ca. 300 M. aufgebracht wurden. Soviel über die letzte Jahres- bilanz des Vereins. Hoffentlich werden wir im nächsten Jahre noch weit günstigere Resultate berichten können. Nun noch Einiges in Bezug auf die stattgehabten deutschen   Reichstags- wählen. Die Bestürzung, welche der Ausfall derselben in der hiesigen Presse hervorgerufen hat, ist in Deutschland   schon durch eine frühere Correspondenz gemeldet und wollen wir deshalb auch nicht mehr näher darauf eingehen. Nur wollen wir nicht unterlassen, den deutschen   Parteigenossen unsere innigste Freude über ihre Erfolge kundzugeben. Wenn auch mancher von den hiesigen Genossen gehofft hat, daß mehr Sitze errungen würden, so sagen sich doch alle: Die Gesammtzahl der für sozialdemo- kratische Candidaten abgegebenen Stimmen beweist, daß während der letzten drei Jahre in Deutschland   tapfer gewirkt worden ist und der Sozialismus trotz aller Polizeichikanen und Regierungs- Maßregelungen bedeutende Fortschritte gemacht hat. Und darum nur vorwärts auf der betretenen Bahn und frohen Muthes weiter agitirt, bis der Sieg ein vollständiger wird. Ja, möchten doch nur erst die Arbeiter aller Länder mit gleicher Energie sich aufraffen, dann würde die Zeit nicht mehr ferne sein, wo die Erlösungsstunde der Arbeit aus den Banden des Kapitals ge- schlagen hat! Zum Schluß machen wir noch alle nach London   reisende Parteigenossen darauf aufmerksam, daß sich unser Vereins- lokal 38 lllarsball Ltrvvt Golden Square im Westend   befindet, wo regelmäßig jeden Sonnabend und Montag neue Mitglieder aufgenommen werden. Der Eintritt kostet für Solche, welche keinem sozialistischen   Verein bis dato angehörten, 8 Pens. Der durchschnittliche Beitrag 3 Pens. Dafür werden in Krankheits- fällen 5 Schilling pro Woche an Unterstützung gezahlt. Ferner wird gegen einen geringen Extrabeitrag Gesang- und englischer Sprachunterricht ertheilt; auch steht allen Mitgliedern eine reich- halttge Bibliothek von ca. 500 Bänden zur unentgeltlichen Be- Nutzung zu Gebote. Namens des Vereins: I. Boß, correspondirender Sekretair. Lehe  (19. hannoverscher Wahlkreis), 6. Febr. Wie überall, so hat auch hier der Sozialismus seit 1874 bedeutend an Boden gewonnen. Bei der vorigen Wahl wurden für den Sozialisten 200 und einige Stimmen abgegeben, wogegen wir diesmal 1072 Stimmen auf unfern Candidaten   vereinigten. In Lehe   hatten wir das letztemal 13 Stimmen, diesmal 284. Wenn mau nun die Bevölkerung und die große Ausdehnung des Wahlkreises in Betracht zieht, ist das Resultat ein glänzendes zu nennen. Ber- sammlungen fanden statt in Lehe  , Gestendorf, Wulsdorf  , Alten- bruch und Otterndorf  . Ueber die beiden letzten Versammlungen muß ich Einiges berichten, weil da Gegner gegen uns auftraten. In Altenbruch   war zum erstenmale eine sozialdemokratische Ver­sammlung sehr gut besucht, so daß der Saal die Menge nicht zu fassen vermochte. Nachdem ich gesprochen, sprach ein liberaler Gegner, der die gewöhnlichen Angriffe vorbrachte, wie Theilen, Weibergcmeinschaft, Petroleum u. s. w. Es war mir natürlich ein Kleines, diesen Unsinn zurückzuweisen; fast die ganze Ver- sammlung erklärte sich mit meinem Vortrag einverstanden, selbst der dortige Ortsvorsteher erklärte mir, daß er von meinem Gegner etwas Anderes erwartet hätte, er sei ja gar nicht auf meinen Vortrag eingegangen. Jedenfalls hat dieser Gegenredner erst etwas auswendig gelernt und glaubte nun, daß ihm ein Sozialist nicht Rede und Antwort stehen könne. Es war eine Freude, mit anzusehen, wie nach Schluß der Versammlung die Leute Stimmzettel und Flugblätter forderten; hätten wir da eine Organisation, so würden noch größere Resultate erzielt worden sein. Von hier ging's nach Otterndorf  . Auch diese Versammlung war glänzend besucht, so daß ich mich förmlich zur Tribüne durchkämpfen mußte. Auch hier hatten die Liberalen Alles auf- geboten, um die Versammlung zu stören, was natürlich an der taktvollen Haltung der Arbeiter scheiterte. Nachdem der Einbe- rufer die Versammlung eröffnet, wurde von liberaler und sozia- listischer Seite ein Vorsitzender vorgeschlagen; trotzdem die Li- beralen blos den vierten Theil zu ihren Anhängern zählten, erklärte» sie, der Liberale sei gewählt. Um ihnen nun zu be- weisen, daß sie ganz und gar in der Minorität seien, forderte der Einberufer die Sozialisten auf, zur einen Seite zu treten, die Liberalen zur anderen. Obgleich nun die Letzteren einsehen mußten, daß sie nur die Minorität waren, wurde von mir der Vorschlag gemacht, um zu verhindern, daß die Versammlung aufgelöst würde, von beiden Seite» Vorsitzende zu wählen. Sinn konnte ich endlich beginnen. Nachdem ich ausge, prochen, meldete sich der Herr Pastor und sagte, jedenfalls um seinen Worten mehr Nachdruck zu geben, in salbungsvollem Tone: daß ich es gut verstanden hätte, den Leuten den Sozialismus in ansprechen- der Weise vorzupredigen; aber die Sozialdemokraten wollten ganz etwas anderes. Nun kamen die verschiedenen Berdäch- tigungen: der Herr Pastor wollte uns mit Auszügen ans der BroschüreMeder mit den Sozialdemokraten" beweisen, daß die Sozialdemokraten Theilen, Weibergemeinschaft n. dergl. mehr einführen wollten. Sie seien die leibhaftigen Teufel, und der- artige Ehrentttel erhielten wir mehrere, die wir nicht erwartet hätten aus dem Munde eines ftommen Pastors zu hören. Unter Hochrufen auf die Sozialdemokratte und den Arbeitercan- didaten gingen die Arbeiter auseinander. Nun noch Einiges von Lehe  . Die hiesigen Sozialisten beab- sichtigten in nächster Zeit einen Ball abzuhalten nun dagegen, sollte man meinen, könnte kein Mensch etwas einwenden: aber weit gefehlt! der Ball wurde verboten, und zwar deshalb, weil eine Festrede gehalten werden sollte. Ich ließ die Festrede fallen und machte eine neue Eingabe; aber, o weh! jetzt wurde mir mitgetheilt, daß ein politischer Verein keinen Ball abhalten dürfe!! Da ich indeß keinen Gesetzesparagraphen finden kann, der dies besagt, habe ich eine Eingabe an die königliche Land- drostei in Stade   gemacht. Die Folge wird lehren, ob man höheren Ortes derselben Meinung ist, wie der Herr Krei-haupt-