Bruderschaft darf nicht unter den? Unkraut erstickt werden; viel- mehr ist es Pflicht, das Alles überschattende Unkraut zum Vor- theil des guten Samens zu vernichten. Die Aufgabe ist freilich <?roß und schwierig, allein man bedenke, es kommt kein Sieg, keine Erlösung ohne Sturm und Kampf. Bis die größte Zahl der Einwohner aller Städte einer Provinz den Eid der Treue geleistet, mag jeder scheinbar den Mandarinen gehorchen, sich durch Geschenke mit der Polizei befreunden. Unzeittge Auf- stände schaden dem Plane. Ist die größere Zahl der Einwohner in den Städten und in den Provinzen mit dem Bunde zur Ein- heit verschmolzen, dann sinkt das alte Reich in Schutt zusammen und man kann das neue auf den Trümmern des alten gründen. Die Millionen glücklicher Brüder werden einst die Gründer dieser segensvollen Ordnung an ihren Gräbern verherrlichen, einge- denk der großen Wohlthat, die ihnen zu Theil geworden: Der Erlösung aus den Fesseln und Klammern der verdorbenen Ge- sellschaft." Wir haben es hier augenscheinlich mit der Ueber- setzung einer Agitationsschrift zu thun. Entkleidet man dieselbe übrigens der religiösen Phrasen, so finden wir, daß die sozia- listische Erkenntnih in China eine nicht geringe ist. ' Schon lange nicht dagewesen. Auf Requisition der Staatsanwaltschaft erfolgte am 19. d. M. die Confiscation der Nummer 33 desVorwärts". Anlaß zu der Confiscation gab das Gedicht an der Spitze des Blattes:Märzgedanken", und soll durch dasselbe gegen den Z 130 des Reichsstrafgesetzbuchs verstoßen worden se?n. I. Audorf, Redakteur desHamburg -Altonaer Volks- blattes" ist wegen angeblicher verleumderischer Beleidigung des Hamburger Staatsanwalts, begangen durch die Presse, zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt worden. DieDresdener Presse" läßt sich aus Berlin schreiben, man habe mir vorigen Montag(den 12. ds.) in der Budget- debatte das Wort ertheilen wollen, ich sei aber nicht an meinem Platz gewesen. Nun hatte ich mich am Montag aber gar nicht zum Wort gemeldet, weil ich bei der dritten Berathung des Etats zu sprechen gedenke. Das sonstige Geflunker des Berliner Klatschmichels des genannten Dresdener Blattes ist von gleichem Stoff und Werth. Leipzig , 13. März 1877. W. Liebknecht. Correspondenzen. KamSurg. Am 13. d. M. wurde in der Fabrik des Herrn Nagel auf Steiuwärder wegen einer abermaligen Lohnreduktion von sämmtlichen dort arbeitenden(33) Korbmachern die Arbeit eingestellt, und fand in Folge dessen am 16. d. eine öffentliche Korbmacher -Versammlung zur Besprechung dieser Angelegenheit statt, wo folgende Resolution angenommen wurde:Die am 16. März tagende öffentliche Korbmacher - Versammlung erklärt sich mit dem Borgehen der Korbmacher in der Fabrik des Herrn Nagel einverstanden, und zwar aus folgenden Gründen: 1) Weil Herr Nagel, seit dem Rezept höhern Orts, so zu sagen der Tonangeber zu fast allen Lohnabzügen in der Korbmacherei ge- wesen. ist. 2) Weil durch die Art und Weise, wie Herr Nagel diesen letzten Lohnabzug seinen Arbeitern gegenüber motivirte, indem er sagte:Es ist doch besser, daß Sie etwas als gar nichts verdienen", constatirt ist, daß Herr Nagel auch das letzte Bischen Menschlichkeitsgefühl eingebüßt und sich als kalter Kapi- talmensch gekennzeichnet hat.(Man bedenke, daß die Korbmacher bei Herrn Nagel ohnehin wöchentlich nur circa 10 11 Mark im Durchschnitt verdienten, so weit hatten es die beständigen Reduktionen schon gebracht.) Jeder vernünftig denkende Mensch wird sich sagen müssen, daß nach einem ferneren Abzüge von 10 Prozent es nicht mehr lnöglich ist, sich arbeitsfähig zu er- halten. Auf Grund obiger Ausführungen erklärt die heutige Versammlung, init aller Kraft für die Strikenden einzutreten, und werden alle Arbeiter ersucht, ein Gleiches zu thun, da die wenigen Arbeitenden nicht im Stande sind, die 33 Strikenden auf die Dauer zu erhalten. Etwaige Unterstützungen sind zu senden an H. Eckermann, Wilhelmstraße 2011, St. Pauli. I. A.: F. Wirkeling. I�B. Alle Arbeiterblätter werden um Abdruck ersucht. Kamburg. Eine nach Stadly's Etablissement am vorigen Freilag berufene Volksversammlung war von etwa 4000 Per- sonen besucht. Herr August Geib hatte das Referat über die Tagesordnung:Abschaffung der Sonntagsarbelt und Einführung des Normalarbeitstages" übernommen. Herr Hörig eröffnete die Versammlung, machte auf die vor drei Wochen abgehaltene Maß des Bedürfnisses richtiger beurtheilen und mit besserein Erfolge die den Personen und Verhältnissen anzupassenden Mittel und Wege auffinden lassen, wie den Bedürftigen zu helfen ist, Gelegenheit zur Ausführung gemeinnütziger Arbeiten, namentlich an Wegebesicrung, Kanalisations- Arbeiten, Wasserwerken und sonstigen Bauten, pflegt bei den Communen nicht zu fehlen, und Pläne zu solchen Anlagen von geringen Dimensionen lassen sich ohne großen Zeitverlust beschaffen, während dies bei größeren Staatsbauten der Negel nach nicht der Fall ist. Es liegt aber noch ein gewichtigerer Grund vor, von außergewöhnlichen Bau- Unternehmungen des Staats abzusehen. Die herrschende Krisis ist vorzugsweise durch die maßlose Steigerung der Produktion hervorgerufen, welche namentlich in der Periode von 1870 bis 1873 stattgefunden und dahin geführt hat, daß gegenwärttg die Produktionsfähigkeit der Industrie des Landes außer allem Verhältnisse zu dem vorhandenen Bedürfnisse steht, während andererseits in Folge der Erhöhung der Arbeitslöhne und der Materialienpreise eine Vergrößerung der Selbstkosten eintrat, die eine unverhältnißmäßige Vertheuerung der Produktton be- wirkte und damit die Concurrenzfähigkeit unserer Industrie auf den Absatzmärkten beschränkte. Um für die neuen Unterneh- nrungen und die ausgedehnten in Betrieb stehenden Werke die nöthigen Arbeitskräfte zu erhalten, trat in den erwähnten Jahren eme nie gekannte Nachfrage nach Arbeitern ein, und durch An- meten hoher Löhne wurden solche aus entfernten Gegenden nach oen Mittelpunkten der Industrie hingezogen. Das Zuströmen von Arbeitern nach den großen Städten des Landes und sonsti- vw*"�ustrieplätzen nahm einen bedenklichen Umfang an. Es doppelten Nachtheil im Gefolge, daß dort durch die plötzliche Vermehrung der Bevölkerung ein erhebliches Steigen der Lebensmittelpreise eintrat, die sich nach und nach auch auf andere Landestheile übertrug, während anderntheils anderen Verus�kreijen, namentlich der Landwirthschaft, die nöthigen Ar- veitskrafte rn bedenklicher Weise entzogen wurden. Der nothwendige Ausgleich zwischen der Produk- non und der Consumtion hat nunmehr begonnen. In mesem Ausgleich, in der Beseitigung der eingetretenen Ueber Produktion, sowie in der damit in Verbindung stehenden Zurück- «uhrung der Arbeitslöhne auf ein angemesseneres Maß ist das Versammlung seitens der Christlich-Sozialen aufmerksam und ließ das Bureau durch einen zweiten Vorsitzenden und einen Schriftführer ergänzen. Hierauf ergriff der Referent Herr Geib das Wort. Er führte aus, daß es nothwendig sei, die Vor- urtheile gegen die Beseitigung der Sonntagsarbeit und gegen den Normalarbeitstag zu zerstreuen. Die vor drei Wochen im selben Lokale tagende Versammlung habe die von den Sozial- Conservativen vorgeschlagene Resolution zurückgewiesen und so sahen sich die Sozialisten veranlaßt, selbstständig vorzugehen. Besonders gelte es, die Bedeutung des Normalarbeitstages zu besprechen. Er protestirt zunächst gegen die Insinuation, als handle es sich bei der Sozial-Demokratie wie bei den Sozial- Conservativen um die bloße Heilighaltung des Sonntags. Die Letzteren wollten sich allerdings durch die Heilighaltnng des Sonntags ein höheres Podium für die christlich-sozialen und religiösen Bestrebungen verschaffen. Die Sozial-Demokratie jedoch bezweckt damit die geistige und körperliche Kräftigung des Arbeiters, um ihn in seine Häuslichkeit, zu seiner Familie zurück- uführen. Es sei dies keine neue Forderung, vielmehr gelte es, ie bestehenden gesetzlichen Bestimmungen zu Präzisiren. Lange Arbeitszeit verurtheilt den Menschen zu allerlei Krankheiten, zum Siechthum und zu einem frühzeitigen Tode. Die Geschichte der ältesten Völker beweise, daß dieselben sich es angelegen sein ließen, Ruhepuntte in der Arbeit eintreten zu lassen. Das Prinzip der heutigen Wirthschaftslehre, so viel als möglich aus der Arbeit herauszuschlagen, ist derart schädlich, daß die Ver- fechter dieses Prinzips, insbesondere die Engländer, demselben durch gesetzliche Bestimmungen entgegentraten, die Beschränkung der Frauen- und Kinderarbeit einführten und den Normal- arbeitstag für die jugendlichen Arbeiter sanktionirten, so daß jetzt in England höchstens die Woche 60 Stunden gearbeitet wird. Das sei ein unbestreitbarer Vortheil: die englische In- dustrie hat sich in Folge dessen bedeutend gehoben, die Lage des Arbeiters verbessert, seine Leistungsfähigkeit erhöht, die über- schüssigen Arbeitskräfte, welche die heutige Produktion absorbirt, zu einer regelmäßigeren Beschäftigung und die zügellose Pro- duktion in geregeltere Bahnen gebracht. Die Arbeiterorgani- sationen sind zur Herbeiführung solcher Reformen nicht aus- reichend; die Kämpfe, welche allenthalben um die Erringung einer kurzen Arbeitszeit stattgefundeu, beweisen zwar das Ver- ständniß und die Energie, welche die Arbeiter zur Herbeiführung solcher Reformen auch in Deutschland haben, aber in Bezug auf die Gesetzgebung sieht es in Deutschland noch sehr trübe aus. Die Sonntagsarbeit werde durch sogenannte Ablaßzettel von den Polizeibehörden den Unternehmern erlaubt und es sei nicht in Abrede zu stellen, daß in dieser Beziehung eine Willkür ein- gerissen sei, die immer zu Ungunsten der Arbeitenden ausschlage. Dahin gehöre die Fortsetzung der Bauten am Sonntag, über- Haupt fast alle Arbeiten der Handwerker und Fabrikarbeiter. Es handle sich keineswegs um eine Heilighaltung des Sonntages im Sinne der Temperenzler, sondern darum, Jedem die nöthige Erholung und Ruhe zu schaffen, sowie Zeit zu einem Vergnügen zu lassen. Was den Normalarbeitstag betreffe, so sei es That- fache, daß die gesetzlichen Bestimmungen in Deutschland , welche hier für die Kinder und jugendlichen Arbeiter vorhanden, nicht präzise genug gefaßt seien, mithin häufig übertreten würden und die Controle der Haus- und Fabrikindustrie werde durch die Behörden zudem lax gehandhabt. Redner beleuchtet nun alle Nachtheile der Kinderarbeit in körperlicher, geisttger und sitt- licher Beziehung, kritisirt die bezüglichen Bestimmungen des Ge- wcrbegesetzes und beruft sich besonders auf das Zeugniß von Pädagogen, welche die Ansicht ausgesprochen, daß durch einen sechsstündigen Schulunterricht die geistige und körperliche Kraft eines Kindes vollständig in Anspruch genommen werde. Die Sozialdemokratie werde daher bei ihren Anträgen im Reichstage darauf dringen, daß die Kinderarbeit überhaupt verboten, für jugendliche Arbeiter aber der Normalarbeitstag nicht allein, sondern überhaupt für alle Arbeitenden eingeführt wird, denn der Mensch sei eben in allen Altersperioden in stetiger Ent- Wickelung begriffen. Würde der Mensch von Jugend auf nicht überarbeitet und ausgebeutet, dann würde ein bei weitem höheres Durchschnittsalter, als 33 Jahre, erreicht werden. Die Unter- wcrfung des Arbeiters unter die Kapitalmacht bedinge, daß für ihn Schutzmaßregeln durch die Gesetzgebung ergriffen würden. Natürlich schließen solche Gesetze Ausnahmefälle bei außerordent- lichen und dringenden Gelegenheiten und Naturereignissen nicht aus. Es sei aber gewiß, daß durch ein solches Gesetz 4 Mill. Arbeitende aller Branchen der Haus-, Fabrik- und Handwerks- industrie auf eine höhere Stufe gehoben werden würden. Die Industriellen sträubten sich zwar gegen die Einführung solcher gesetzlichen Bestimmungen, doch sei es sicher, daß über kurz oder lang Männer aller Parteien dafür ihre Sttmme erheben würden. natürliche Heilmittel zur Gesundung der wirthschaftlichcn Zu- stände zu erblicken. Die Ermäßigung der Arbeitslöhne wird nach allgemeinen wirthschaftlichen Gesetzen und Erfahrungen auch ein Herabgehen der Lebensmittelpreise nach sich ziehen. Vor Allem aber ist zu erwarten, daß die bei der Industrie entbehr- lich werdenden Arbeiter wieder zu den früher von ihnen betrie- denen Berufsarten zurückkehren und daß mit dem Aufhören des Zuflusses der Arbeitsuchenden nach den großen Städten und den sonstigen Jndustrieplätzen wieder eine angemessenere Vertheilung der arbeitenden Kräfte im Lande eintreten werde. In diesen Gesundungsprozeß einzugreifen, kann durchaus nicht als rathsam erachtet werden. Es würde die Rückbildung zu normalen Ver- Hältnissen in ihrem natürlichen Verlaufe unterbrochen werden, wenn gegenwärtig durch außerordentliche Unternehmungen des Staates in den großen Städten oder in den Jndustriebezirken große Arbeitermassen in Thättgkeit gesetzt und dadurch für längere Zeitdauer an ihren jetzigen Wohnplätzen festgehalten werden sollten.__ Richter und Parisius sind bekanntlich gute Parteifreunde und haben sich während der Wahlbewegung durch ihreFortschrittliche Correspondenz" den wohlberechtigten Haß der Nalionalliberalen und die Mißbilligung ihrer eigenen Parteigenossen zugezogen. Heute nun straft einer dieser Herren den andern Lügen. Herr Eugen Richter in seiner blinden Parteiwuth schreibt derBrest . Morgen Zeitung":Der würdige Eindruck, welchcn die Uebereinstimmung aller selbstständigen Parteien nur der Posener Polizeipräsident von Slaudy stellte sich auf Seiten der Regierung in dem Falle der Posener Interpellation der Regierung gegenüber macht, wurde nur durch das Auftreten des Sozialdemokraten Liebknecht gestört, welcher den Fall als zu einer Wahlagitationsrede für die Postbeamten geeignet erachtete." Ganz an« ders klingt, was Parisius in derBreslauer Zeitung" sagt.Der Abgeordnete Liebknecht meint dieser Herr müßte eigentlich dem Reichskanzleramts- Präsidenten Hofmann und dem Generalpostmeister Stephan zu besonderem Danke verpflichtet sein, er erntete zum ersten Male im Reichstage Beifall, auch von anderen als Sozialdemokraten." Da auch der stenographische BerichtBeifall" nottrt, so hat Herr Eugen Richter stark übertrieben resp. entstellt. Ob danach die übrigen Aus- führungen des Herrn Abgeordneten, der unter dem Zeichen ß in der Breslauer Morgen-Zeitung" schreibt, glaubwürdig sind, mögen Andere beurtheilen._(Wahrh.) 1 Daß sich eine solche Maßnahme für die industriellen Arbeiter auch als ein bedeutender Nutzen für die landwirthschaftlichen Arbeiter und die Beamten erweisen werde, sei feststehend. Redner beleuchtet nun die Ueberarbeitung der Postbeamten, Telegraphistenec. durch deren Arbeit bedeutende Ueberschüsse für d-is Reich erzielt werden, bespricht dieser Thatsache und den Lohnreduzirungen gegenüber die Erhöhung der Botschaftergehalte, für die Bismarck so warm eingetreten und kritisirt die Haltung derProvinzial- Correspondenz", welche noch immer die Lohnherabsetzungen empfehle. Es sei daher Pflicht des Arbeiterstandes, zur Bes- serung seiner Lage selbst Hand anzulegen, insbesondere dafür zu sorgen, daß Vertreter seiner Klasse die aufgestellten Forderungen in den gesetzgebenden Körpern geltend machen. Die von den Gegnern vertheidigtepersönliche Freiheit" sei in ihr Gegentheil umgeschlagen, sie bedeute die Anarchie und in ihren Consequenzen sei sie zur Willkür geworden, unter welcher der arbeitende Stand zur Knechtseligkeit herabsinke. Referent bespricht weiter die Maß- nahmen, welche gegen die Arbeiter in Bezng auf die Einführung von Arbeitsbüchern und die kriminelle Bestrafung des Contrakt- bruches geplant werden, hebt nochmals die Bedeutung des selbst- ständigen Vorgehens der Arbeiter hervor und begründet nunmehr die zu fassende Resolution, indem er weiter ausführt, daß durch die Eingabe an den Hamburger Senat und an den Reichstag wenigstens das erreicht werden würde, daß die späteren Gene- rattonen auf den gegebenen Grundlagen weiter bauen können. In diesem Sinne bittet er die folgende Resolution aufzufassen, welche lautet: Resolution. Die Versammlung erkennt an, daß ein großer Theil unserer sozialen Schäden darauf zurückzuführen ist, daß unserem arbei- tenden Volke die Wohlthat einer normalen möglichst fest be- grenzten Arbeitszeit und besonders der Sonntagsruhe vielfach auch in Hamburg vorenthalten wird. Die Versammlung erkennt an, daß es darum die Pflicht Aller sei, denen das Wohl des arbeitenden Volkes am Herzen liegt (ohne Unterschied der Partei) zunächst dem Votte die Sonntags- ruhe wieder zu sichern und deshalh der Sonntagsarbeit entgegen- zutteten. Freie Vereinigungen mit gegenseittger Verpflichtung haben erfahrungsmäßig sich für die Zustände der Gesammtheit als nicht ausreichend erwiesen. Daher ist ein Einschreiten des Staates und der Gemeinden zu Gunsten einer normalen Arbeits- zeit nachdrücklichst zu fordern. In dieser Ueberzeugung beschließt die Versammlung: Eine Commission von 7 Personen zu wählen und dieselbe zu beauftragen: 1. Durch eine an den Hamburger Senat gerichtete Eingabe zunächst gegen die Sonntagsarbeit vorstellig zu werden und die Anstellung von Fabrikinspektoren zu empfehlen. 2. Durch eine Petition an den Reichstag die Einführung des zehnstündigen Normalarbeitstages in allen industrielle» Eta- blissements und Werkstätten, sowie das Verbot regelmäßiger Arbeit der Kinder unter 14 Jahren in solchen Etablissements zu befürworten, endlich auch die Anstellung von Fabrikinspektoren für bestimmt abzugrenzende Bezirke zu fordern. IZarmen, 15. Mäxz.(Neger und Arbeiter.) Es geht doch Nichts über den Kastengeist im Wupperthale, so schreibt unser Bergisches Parteiblatt, das hat uns jetzt wieder dieBarmer Zeitung" bewiesen. Dieses Blatt will nämlich dieArbeiter" aus den Pferdebahnwagen verbannt wissen, damit dieFeinen" undReichen" hübsch unter sich sind und nicht durch die Nähe eines Proletariers im Kittel genirt werden. Indem nämlich jenes Blatt die Behauptung aufstellt, daß Arbeiter den Raum der Pferdebahnwagen durch Mitbringen von Säcken zu sehr in Anspruch genommen hätten, fügt es hinzu:Wir glauben, bei den engen Raumverhältnissen der jetzigen Wagen würde es be- deutend zweckmäßiger sein, besondere Arbeiterwagen wie dies ja auch anfangs beabsichtigt wurde einzuführen und diese zu bestimmten Stunden von den beiden Endstationen abfahren zu lassen." In Amerika hatten die früheren Sclavenzüchter es einmal durchgesetzt, daß besondereNiggerwaggons"" auf den Pferdebahnen fahren mußten, damit die Farbigen immer daran sich erinnern sollten, daß sie Paria's und einst Sclaven gewesen seien. Ein Sturm der öffentlichen Meinung hat dieNigger- Waggons" beseittgt und Gleichberechtigung hergestellt. Und nun plant dieBarmer Zeitung" für dieweißen Sclaven" des Wupperthales dieselbe verletzende Einrichtung. Ein vortrefflicher Fortschritt. Kökn, 16. März. Nachiteherfde interessante Geschichte, die hier"eine gewisse Sensation erregt und den bekannten Kölner Klüngel" recht grell beleuchtet, dürfte auch für weitere Kreise des Interessanten genug bieten. Im Laufe dieser Woche führte der rühmlichst bekannte Kölner Männergesangverein im Stadt- theater wiederholt die Kölnische VolksoperJan un Griet" auf. Diese auch in musikalischer Hinsicht meisterhaft arrangirte Oper hat die Geschichte Jan von Werth's , des bekannten Gene- rals und Reichsgrafen , der im dreißigjährigen Kriege sich so hervorthat", daß Kaiser Ferdinand ihn mit der Herrschaft Benatek in Böhmen beschenkte, zum Gegenstand. Jan, den auch W. Müller von Königswinter und Karl vom Rhein besungen, mar früher Knecht auf dem sogenannten Kämpcheshof in Köln (Lehngut der Burg Schlenderhahn) und hatte als solcher der MagdGriet" den Hof gemacht, die aber nichts von ihm wissen wollte. Die Oper behandelt nun diese Geschichte, theilt aber auch ganz vortreffliche Seitenhiebe aus, die nicht sowohl dem Jahre 1620, als dem Jahre 1877 gelten. So wird u. A. die Stadterweiterung, Pferdebahn, Gas- und Wasserleitung persiflirt, ganz besonders aber richtet sich die Spitze der Satyre gegen den jetzigen Besitzer der Burg Schlenderhahn, die etwa drei Stunden von hier entfernt liegt. Die früheren waren die Grafen von Frentz, zu denen Jan von Werth in naher Beziehung stand; jetzt ist die Burg in den Händen eines jüngst baronisirten jüdi- ichen Bankiers, der vermöge seines enormen Reichthums in Köln sehr rücksichtsvoll behandelt werden muß. Speziell führt ein Sohn des Barons, der in der Oper alsFlips von Schleuder- hahn" figurirt, die Geschäfte auf dem weitgedehnten Gute, d. h. der junge Herr Baron lebt sehr flott, verschwendet sehr viel und kann auch nicht eben als Tugendmuster hingestellt werden. So beherbergte er u. A. im vorigen Herbst eine berühmte Draht- scilkünstlerin des Circus R. drei Tage und drei Nächte auf Burg Schlenderhahn, und soll dieses kleine Amüsement das kleine Sümmchen von 30,000 Mark verschlungen haben. Hierauf spielt nun eine Scene der OperJan un Griet" an, in welcher die Kunstliebe des Herrn Barons für Theater und Ballet, für Circus und Pferde betont wird und in der es wörtlich heißt: Und bäumte sich der ,Dccan', Bezähmt ihn Flips von Schlenderhahn." Was thut nun der alte Herr Baron und Millionär? Er kaust sofort noch während der ersten Aufführung sämmtliche noch vor- handene Textbücher für 450 Mark auf, läßt die Verfasser der Oper an die Kasse des Theaters zu sich rufen, man hat viele Rücksicht zu nehmen, denn die Macht des Herrn Barons ist jehv