söhnung in höherer Einheit des alten Hellenen- und Judenthumszu erklären, und den preußischen Staat seiner Zeit als wesent-liches Ziel und Ende aller Weltgeschichte. Wer in der Luft des„reinen Gedankens" baut und mit lauter Luftstoff, dem fügt sichbei lebhafter Einbildungskraft Alles leicht zum Ganzen. Mankommt dabei freilich über die Theologie nicht hinaus und wun-dert sich, wie diese„Offenbarung Gottes in der Geschichte" soganz das Gegentheil der darin gesuchten„Zweckmäßigkeit" ist.Allein man fühlt sich immerhin wohlthätig durch einen gewissenGerechtigkeitssinn berührt, welcher die Thaten und Unthaten derVergangenheit nicht nach unfern heutigen Werthbegriffen mißt,in jedem alten Aberglauben noch eine Spur in's Dasein strebenderVernunft, in jeder alten Weisheit noch eine arge Beschränktheitnachweist, und aus dem Ganzen ein regelrechtes Drama in dreiAkten mit zahlreichen Auftritten, welche innig zusammenhängen,gestaltet. Da erschienen in einem und demselben Jahre(1859)Darwin's„Ursprung der Arten" und Marxens„Kapital", welchekeine Geschichtswerke sind, aber gleichsehr Bahnbrecher zu allerwahren ferneren Geschichtsschreibung. Der Erstere betritt denWeg einer wirklich erklärenden, naturgesetzlichen Geschichte derganzen„Schöpfung", freilich nur in einem engen Rahmen, indemer, den Begriff der Schöpfung und des Zwecks der Weltent-Wicklung beseitigend, wie seine Vorgänger Göthe, Oken,Lamarck, St. Hilaire, mittels des inzwischen riesenhaft an-gewachsenen Thatsachenstoffes nachweist, daß eine materialistischeWelterklärung schon jetzt möglich ist, welche wirklich befriedigt.Der Letztere zeigt, daß alle geistigen Leistungen aller Zeitennatürliche Gewächse des jedesmaligen Leibeslebens sind, undweist dies an der Geschichte der Produktion nach. Erst jetztkonnte Albert Hermann Lange seine verdienstliche Geschichte desMaterialismus schreiben. Ueber diese behalten wir uns eineeingehende Beurtheilung für ein anderes Mal vor; mit dem,was wir unter obiger Ueberschrift auseinandersetzen wollen, habenwir nur den Zweck im Auge, den schädlichen und schändlichenMißbrauch aufzuklären, welcher mit der Darwinschen Theorievom Kampfe um das Dasein von solchen Kulturhistorikern undGeschichtsphilosophen wie Frdr. von Hellwald, Hartmann undder Schopenhauer'schen Schule im Allgemeinen getrieben wird.Diese Schule vertheidigt den Krieg als einen Theil desKampfes um s Dasein, als nothwendig und nützlich, und mitdem Kriege auch die stehenden Heere, den Militarismus undCäsarismus. Und warum nicht?— Hatte doch in den Narren-spielen des Mittelalters auch der Teufel seinem Advokaten. UnserZeitalter hat es verlernt, sich über irgend etwas zu wundern:warum sollte es sich wundern darüber, wenn Kultur geschildertwird als etwas Kultur Zerstörendes? Es giebt keinerlei Wahn-sinn, dessen nicht ein Professoren-Hirn fähig wäre.Gerade das, was an der Darwinschen Lehre eine unbe-wiesene Voraussetzung ist— die Malthus'sche Uebcrvöl-kerungsfurcht, die Annabme, daß von jedem Organismus zuvielKeime entspringen, als daß alle zur vollen Entwicklung kommenkönnten, so daß nur die lebensfähigsten überleben, sich fort-pflanzen und neue Arten bilden, wird als bewiesen hingenommenund zum Erklärungsgrund der Geschichte gemacht; alle entgegen-gesetzten Thatsachen werden vernachlässigt. Es giebt eine langeReihe von Thaffachen, welche zeigen, daß, je größer die Frucht-barkeit eines Lebewesens, desto größer in andern Hinsichtenseine Verkümmerung ist; während umgekehrt bei einer reicherenEntwicklung aller Organe und ihrer Verrichtungen die Fort-Pflanzung sehr mäßig, und zuletzt sogar sehr schwer wird. Somiterscheint die übermäßige Fruchtbarkeit als ein Anzeichen be-ginnender Ausartung, wenn nicht gar baldigen Aussterbcns.Sie ist nichts Normales und Durchgehendes, also für sich alleinnicht ein genügender Erklärungsgrund aller Naturentwicklung.Mehr noch: diese Lehre schmuggelt, vielleicht arglos, denZweckbegriff wieder in die Naturforschung herein, den sie hin-ausgeworfen zu haben vorgiebt. Sie schließt nämlich so:„JederVorzug, welchen ein Lebewesen vor andern seiner Art zufälligerwirbt, und welcher seine Anpassung an gegebne neue Daseins-bedingungen erleichtert, wird sich, wenn dauernd vererbt, in einerneuen und lebensfähigern, also vollkommneren Art oderAbart erhalten."— Allein jeder Vorzug hat einen entsprechendenNachtheil im Gefolge und umgekehrt. Ein großes Thier istz. B. unbehilflicher, ein kleines Thier gewandter. Die Vorzügeaber und Nachtheile müssen sich bei jedem Lebewesen die Wagehalten, weil seine gegebne Lebenskraft— wie alle Kraft—nicht vermehrt oder vermindert werden kann, ohne daßalle seine Lebensbedingungen gleichsehr sich verbessern. In derRegel werden erworbne neue Vorzüge einer Art, auf Kosten derandern, ihre nachtheilige Kehrseite dadurch zeigen, daß die Einzel-Wesen dieser Art, weil sie alle die gleichen Lebensbedingungenhaben, sich dieselben einander schmälern, was schließlich zu neuerAusartung, oder zum Aussterben führt. Ein Naturwald z. B.aus lauter gleichartigen Bäumen wächst, weil dieselbe Nahrung:c.von allen gleichsehr gesucht wird, langsam und stirbt einmal ganzaus, um einer andern Art Waldbäumc, welche da ihre besondereNahrung u. s. w. noch nicht erschöpft finden, Platz zu machen.Von Vorzügen also und von Vervollkommnung der Artenzu reden, ist mißlich.Aber zurück zur Fruchtbarkeit. Es ist gewiß, daß fette, odergar gemästete Thiere wenig oder gar keine Nachkommenschaftzeugen, und daß gefüllte Blüthen keinen Samen geben, währendbei mäßiger Nahrung eine ziemliche Fruchtbarkeit fortbestehenkann, welche sich bei noch karger werdender Nahrung eine Zeitlang steigert, bis am Ende die Fruchtbarkeit mit der Nahrungzu Ende geht. Und wie Nahrung und mäßige Fruchtbarkeit nurinnerhalb enger Grenzen neben einander bestehen können, sowird ganz allgemein das Darwin'sche Gesetz dahin vervollständigtwerden müssen: daß die normale Fruchtbarkeit eines Lebewesensnur bei allseitiger Entwicklung aller seiner Organe und Ver-richtungen gegeben, und dann immer mäßig ist,. so daß in diesemFalle(wenn alle Lebewesen gleichzeitig sich allseitig entwickelnkönnten) eine Entstehung neuer Arten unerklärlich wäre. Siewird blos dadurch erklärlich, daß die Lebensbedingungen fürjede Art gradweise verschieden günstig sind, und daß immer beivielen dadurch eine einseitige Entwickelung bedingt wird, welchebei großer Nahrungsfülle zum raschen Aussterben, bei abneh-mender Nahrungsfülle zu größerer Fruchtbarkeit, schließlich aberebenfalls zum Aussterben führt. In dieser Vervollständigungdes Darwinismus ist kein Zwcckbegriff mehr vorhanden. Denndie zunehmende Fruchtbarkeit ist keine zweckmäßige Beran-staltung der Natur, etwa um eine bedrohte Art Lebewesen imDasein zu erhalten, sondern einfach die Folge davon, daß derenLebenskraft, wenn anderweit verkümmert, in der Fortpflanzungum so stärker fortdauert— weil vorhandene Kraft nichtvernichtet werden kann. Die große Fruchtbarkeit aber führtzum Aussterben der Art, so gut wie die Unfruchtbarkeit.Wenn also die Natur selbst schon einer Uebervölkerung vor-beugt, so braucht sich kein Pfaff oder Philosoph darum eingraues Haar wachsen zu lassen. Geradezu unverschämt aber istdie Bertheidigung des Kriegs, welche sich auf zu fürchtendeUebervölkerung beruft; sie ist es doppelt, so lange eine Minder-heit alle Lebensmittel monopolisirt, großentheils verwüstet, oderderen Vermehrung hindert. Sobald einmal die Armuth überalldurch Gesetzgebung abgeschafft sein wird, wird es Allen immerwohler gehen; und wenn es dann der Menschheit so wohl geht,daß das Gleichgewicht zwischen Nahrung und Fortpflanzung,durch eine Uebcrfülle der crsteren gestört wird, hört die stärkereFortpflanzung von selbst und ohne alle unmenschlichen Mittelauf. In derselben Richtung muß das schon erwähnte Natur-gcsetz dadurch wirken, daß bei fortschreitender Verkürzung derArbeitsstunden die geistigen Beschäftigungen Aller sehr überwiegenwerden, daß also eine Einseitigkeit des Organismus eintritt,welche die Fortpflanzungskraft schwächt, wie ja erwiesen ist, daßdie fleißigsten Denker und fruchtbarsten Geister wenig Kinderhinterlassen haben. Man darf sich an diefer letzteren Wahrheitnicht durch die Thatsache irre machen lassen, daß die protestanti-scheu Geistlichen in der Regel eine fast unanständig große Kinder-zahl haben— denn diese Klasse gehört ja nicht zu den fleißigstenDenkern und fruchtbarsten Geistern.(Schluß folgt.)Erinnerung an 1848.In Baden fochten MännerEinst für das Deutsche Reich,Sie fochten für die FreiheitUnd Einheit auch zugleich.Doch waren sie Rebellen,Weil sie für Herrscher nicht,Weil sie für's Volk nur stritten,Nach eig'ner Wahl und Pflicht.Es spieen die KartätschenIn ihre Reihen Tod,Es sank das deutsche BannerIn ihrem Blute roth.Dann wurden die Gcfang'nenStandrechtlich füsilirt,—Und Preußens Krieger habenIn Baden triumphirt.Der diese Krieger führte,Siegreich nach Helden-Art,Prinz Wilhelm wars von Preußen.Der später Kaiser ward.Ein komischer Heiliger.In Nummer 26 dieses Blattes haben wir eine Notiz gegenJohannes Scherr gebracht, weil derselbe behauptete,„die Agita-toren entwerfen immer zur Hälfte, oft zu zwei Dritteln ver-logene Schilderungen vom sozialen Elend". Hören wir nun,welch ein Zukunftsbild derselbe Herr im Februarheft der NeuenMonatshefte laufenden Jahres vom sozialen Elend entwirft.„Der deutsche Philister und Reichsbürger nach der liberalenSchablone hat die Augen verwundert aufgerissen, als die letztenReichstagswahlen verriethen, wie gewaltig im Reiche der Sozia-lismus um sich gegriffen habe. Als ob es anders sein könnte!Wenn Herzoge, Fürsten, Grafen und Freiherren für gut fanden,unter die Gründer zu gehen, warum sollten Bürgersleute sichnicht veranlaßt sehen, unter die Sozialisten zu gehen? Jederwill eben„seine Fortune poussiren", wie es im Börsenjargonheißt. Der hochgelobte Jndustrialismus und die höhergelobteSozialpolitische Uebersicht.— Der Reichstag vertagte sich, nachdem er in seinerSitzung vom 24. März die Frage der Verlegung des Reichs-gerichts zu Gunsten Leipzigs endgültig erledigt hatte, bis Dienstagden 10. April.— In Bezug auf die Wahl Hasenclever's schreibtunser Berliner Parteiorgan unter Zugrundelegung der auch vonGroßkapitalwirthschaft haben ja dafür gesorgt, daß der deutscheBürgerstand schon halb und halb zur Mythe geworden ist. Seit-dem jede Werkstatt zur„Fabrik", jeder Stümper zu einem„Ge-schäftsmann", jeder Pfuscher zu einem„Arbeiter" geworden, hatdas Handwerk nicht nur seinen goldenen,- sondern überhauptseinen Boden verloren und ist das Bürgerthum nebst einem nichtkleinen Theil der Bauernschaft in den Mälstrom des geschäft-lichen Schwindels hineingerissen worden. Der Strom wirdweiterrauschen, denn jeder Unsinn, jeder Wahnwitz, jede Pesti-lenz muß seinen oder ihren Verlauf haben. So will es die be-kannte„sittliche Weltordnung". Bald dürste es der unfehlbarenManchesterei, auf deren Leim man in Deutschland schon darumnicht hätte gehen sollen, weil sie aus England importirt war,bald dürfte es ihr leicht, sehr leicht werden, die Häupter ihrerlieben„Bourgeois" zu zählen. Denn wir sind ja auf dem jähabfallenden Wege zu einer Zeit, wo es auch in Deutschlandneben den„oberen Zehntausend", will sagen neben etlichen tau-send Protzen nur noch Millionen von Proletariern geben wird.Genau zugesehen und alle Redensarten bei Seite gelhan: es istja schon jetzt eine brutale Thatsache, daß das alte Europa wiedas neue Amerika, Monarchien oder Republiken gleichviel, vonden Millionendi— sponenten*) regiert werden.Man hat der wilden Ausbeutungsgier Thor und Thür ge-öffnet, hat namentlich den Eisenbahnschwindel durch Ertheilungvon Concessionen und staatlichen Subventtonen förmlich Prämiirt,hat eine geile Ueberproduktion in jeder Weise begünstigt undmittels der dadurch ermöglichten Pfuscherei die deutsche Arbeitvor aller Welt prostituirt,— kurz man hat den Kern der Na-tion, das arbeitsame, solide und patriotische Bürgerthum, wo-runter natürlich nichts von„Bourgeosie" verstanden sein kann,ausgehölt oder der Aushöhlung desselben wenigstens gleichgültigzugesehen, und jetzt wundert man sich, daß die Anhänger desSozialismus oder, saug pin-ass, des Communismus, nach Hun-derttausenden zählen. Sie werden— ihr mögt euch dagegenabzappeln, wie ihr wollt, pfiffig- gesetzgeberisch oder brutal- ge-waltthätig— sie werden bald nach Millionen zählen und dann,ihr Herren Comproniißkünstler, wird alle eure publicisttsche oderparlamentarische Liebesmühe umsonst sein. So etwas wie eineeuropäische„Commune" wird kommen, noch bälder vielleicht, alsihr fürchtet.'Denn ihr fürchtet sie, sagt was ihr wollt. Durchdie Maske eurer zur Schau getragenen Zuverficht auf die Festiguns in voriger Nummer erwähnten Notiz der Berliner„Volks-zeitung" folgendes:„Die ganze Notiz der„Volkszeitung" istdas vollendetste Meisterstück einer Täuschung des Publikums.Zunächst hat die Wahlprüfungscommission des Reichstags garnicht das Recht eine Wahl ungültig zu erklären. Die Com-Mission hat nur einen Antrag auf Ungültigkeitserklärung zustellen. Ferner ist es eine grobe Unwahrheit, daß 62 in derPerlebergerstraße wohnende Wähler protestirt hätten. ImGegentheil hat sich die ganze Protest-Angelegenheit ziemlichsicher als ein gröblicher Betrug einiger fortschrittlicher„Größen"herausgestellt. Es haben nämlich nicht 62 Wähler einen Protestunterzeichnet, sondern nur 19. Bon diesen 19 Protestlern habenaber 10 schriftlich erklärt, daß sie den Protest gar nicht selbstunterschrieben haben, sondern von fortschrittlichen„Führern"ihren Frauen und Töchtern die Unterschrift abgelockt sei; 6 an-dere haben nur in Folge falscher Borspiegelungen die Unter-schrift gegeben. Alle 16 erklären ferner, daß, wenn sie überHaupt gewählt hätten, sie unbedingt Hasenclever gewählt habenwürden. Ja, man hat sich sogar erfrecht, hinter den Nameneines Werkführers, ohne dessen Wissen und Willen die Bemer-kung zu setzen:„Im Namen aller übrigen 76 Wähler". Davon weiß der Mann Nichts. Er hat aber ebenfalls schriftlicherklärt, nur für Hasenclever zu stimmen. Alle diese Erklärungender Protestler— und es ist festzuhalten: 19 haben nur pro-testirt und von diesen 19 haben sich 16 für Hasenclever schriftlich erklärt— sind der Mandatsprüfungscommission des Reichs-tages rechtzeitig eingereicht worden. Es ergiebt sich hiernach,daß die drei Protestler. welche sich nicht für Hasenclever erklärt,von seiner absoluten Mehrheit abgezogen, die 16 hingegen, diesich für ihn erklärt, hinzugerechnet werden müßten, wodurch sichseine ursprüngliche Majorität noch um 13 Stimmen erhöhenwürde. Wenn nun die Mandatsprüfungscommission trotz alle-dem diese Wahl ungiltig erklären wird, geschieht das eben nachunserer Meinung keineswegs mit Recht. Wenn außerdem seitensder Mitglieder der Prüfungscommission behauptet wird, dieWählerlisten wären erst, nachdem sie bereits öffentlich zur Ein-ficht der Wähler ausgelegt, verheftet worden, so erlauben wiruns dies zunächst zu bezweifeln. Für das VerHeften verdientder Magistrat jedenfalls eine scharfe Rüge. Wenn das aufeinem ländlichen Wahlkreise vorkäme, so wäre es noch zu ent-schuldigen, in der Hauptstadt aber nicht."— Unsere BerlinerParteigenossen gehen schon, wie eine Annonce in der„BerlinerFreien Presse" zeigt, mit aller Energie in den wahrscheinlich be-vorstehenden neuen Wahlkampf.— Das Briefgeheimniß im deutschen Reich wirdtrefflich illustrirt durch nachstehende Annonce in der„Königs-berger Hartung'sche Zeitung" vom 24. d.:„Die hiesige Königliche Staatsanwaltschaft belegt Briefe, dieunter meiner Adresse auf dcm hiesigen Postamte eingehen, mitBeschlag. Der Staatsanwalt Hecht läßt sie sich ausliefern und sendet sie mir erst, nachdem er sie geöffnetund durchgelesen— mit dem Siegel der Königl. Staats-anwalt verschlossen— zu. Diese Maßregel hat er alsöffentlicher Ankläger in einem polittschen Prozeß ergriffen, inwelchem ich am 15. Februar d. I. in erster Instanz freigesprochenbin, und in welchem er die Appellation eingelegt hat.Alle Diejenigen, die mit mir in Correspondenz stehen, bitteich, hiervon Kenntniß zu nehmen.Königsberg i. Pr., den 22. März 1877.Hermann Arnoldt."Eines Commentars bedarf es nicht. Unsere Abgeordnetenwerden dafür sorgen, daß dieser„Fall" im Reichstag zur Sprachekommt und die gebührende Beleuchtung findet.keit der Monarchie, die Disziplin des Heeres, die Vortrefflich-keit der parlamentarischen Gaukelei zc. hindurch sehe ich dieBlässe der Zukunstsfurcht auf euren Gesichtern. Ihr wißt jaauch wohl, es ist ein weltgeschichtliches Gesetz, daß von Zeit zuZeit große Kataklysmen(Ueberschwemmungen, Bäder oder Klystiere?wie heißt? Hr. Scherr?) und Katastrophen eintreten müssen, um dieverlumpte und verschlampte Menschheit im Fegefeuer ungeheurerTrübsal wieder reinzubrennen und wieder für eine Weile zuverjüngen."Wahrlich Johannes Scherr redet gewaltig und nicht wie dieSchriftgelehrten. Er hat einen starken Hang zum Propheten,wie der Schlußsatz dieses Citates zeigt. Bis seine Verkündi-gungen in Erfüllung gehen, wollen wir ihn einstweilen zu denkleinen Propheten zählen.Seine Ausfälle gegen den Sozialismus abgerechnet, kramt erweiter nichts aus als— um eine beliebte liberale Phrase zugebrauchen—„abgedroschene sozialistische Redensarten". Nurin Eines können wir uns nicht hineindenken, wie nämlich nachsolch einer Scherr'schen Philippika die Rede eines sozialisttschenAgitators beschaffen sein muß, um„zu zwei Dritteln verlogeneSchilderungen vom sozialen Elend zu enthalten".Die Wissenschaft und der Sozialismus.*) Lies: Millionendisponenten(Berfüger über Millionen). In dieserWorttheilung soll ein sehr feiner Witz stecken, den der Leser erralhenmöge.Während die Charlatane der Asterweisheit mit den bezahltenAgenten in Verunglimpfung und Beschimpfung des Sozialismuswetteifern, sieht ein Mann der Wissenschaft nach dem andern sichgedrungen, für den Sozialismus Zeugniß abzulegen. Die letzteNummer der„Gleichheit" bringt wieder ein solches Zeugniß.Dr. Theodor Dantscher, Privatdozent der Rechts- und Staats-Wissenschaft an der Wiener Universität, sagte in einem seinerVorträge, nachdem er den Begriff der Persönlichkeit geschichtlichentwickelt hatte:„..... Endlich muß darauf aufmerksam gemacht werden,wie gerade in unserer Zeit die Anerkennung des Begriffes derPersönlichkeit auf einem neuen Gebiete sich vorbereitet. Auchmit der Herausbildung des Begriffs der politischen Freiheit istnämlich das Wesen der Persönlichkeit noch nicht erschöpft; diefolgende Zeit wird den Begriff der Persönlichkeit auch auf demGebiete der Arbeit verstehen lernen. Wir alle haben schondie Ahnung, daß das Wesen der Persönlichkeit auf diesem Ge-biete nach einer Umgestaltung dränge, daß es seiner Entwicke-lung entgegen arbeitet auf dem sogenannten sozialen Gebiete.Dafür sind schon viele Anzeichen vorhanden; in der letzten fran-— Zur Brief stieberei. Ueber einen bereits früher im„Vorwärts" und auch im Reichstag von Liebknecht erwähntenFall schreibt man uns jetzt des Näheren:„Sollte das etwaBriefgeheimnißverletzung sein? Es war zur Blüthezeitdes Kulturkampfes, im Mai 1876, als die Buchhandlung vonEd. Groppe in Trier die Bolanden'sche Broschüre„Der Pascha",an deren Confiskation damals noch Niemand dachte, an denPrivatsecretär Herrn Cronymus in Prüm an der Eiset sandte.Die Post in Prüm gab die Schrift indessen nicht an denAdressaten ab, sondern lieferte sie mit dem Vermerk„ZurDurchsicht" dem Bürgermeister, als dem Chef der Polizei, aus.