Aebrigens mögen die Herren Nationalliberalen bedenken, daß sie ihremkaputen Mann" mit solchen Kundgebungen einen sehr schlechten Dienst leisten, und im Fall des Gelingens blos seine Qualen verlängern würden. Wozu ihn noch mit Moschus- dosen mißhandeln? Die sächsische Regierung fängt an, sich um den Roth- stand zu bekümmern. In Leipzig und Umgegend sind die Vor- stände der Gewerkvereine und sonstigen Arbeitervereine, mit Einschluß der sozialistischen, auf die Amtshauptmannschaft eingeladen worden, um Mittheilungen und Vorschläge zu machen. Das Benehmen der Behörden wird als ein sehr entgegen- kommendes geschildert. Ein Nothschrei aus Holstein. Die(stark sozialisten- feindlichen)Jtzehoer Nachrichten" vom 5. ds. enthalten nach- stehenden Mahnruf aus Angeln: Trotzdem die Sozialdemokraten nicht viele Plätze im Reichs- tag gewonnen haben, so haben die letzten Reichstagswahlen es doch bewiesen, wie gewaltig im Reiche der Sozialismus um sich gegriffen hat. Während im Jahre 1871 die sozialdemokratischen Stimmen sich auf 120,108, im Jahre 1874 auf 339,058 Stim- men bezifferten, haben sie es nach ungefährer Schätzung am 10. Januar 1877 auf etwa 623,000 Stimmen gebracht. Es ist in der That eine ernste Thatsache und ein Beweis dafür, wie tief die Unzufriedenheit in das Volk eingedrungen ist und sich Luft zu machen sucht in Angriffen auf die staatliche Gesellschaft. Was, kann man wohl fragen, ist aus Deutschland , aus dem Deutschland , welches einen unerhört kriegerischen und diploma- tischen Erfolg und 5 Milliarden heimgebracht, was ist aus demselben geworden? Hochgestellte Personen, Grafen , Fürsten , Herzöge:c. sind unter die Gründer gegangen auf der einen Seite, andererseits gehen kleinere Be- amte, Bürger und Bauern unter die Sozialisten. Geht es so fort, so werden Letztere bald nach Millionen zählen! Aber ist es denn ein Wunder? Durch die hochge- lobte und sehr begünstigte Großindustrie, sowie Groß- capitalwirthschaft verschwindet allmählich der solide Staatsbürger, das Handwerk verliert nicht nur den goldenen, sondern überhaupt jeden Boden, und das Bürgerthum mit einem nicht geringen Theil des Bauernthums wird in den geschäftlichen Schwindel mithineingerissen. Wir sind wirklich auf dem sehr ab- schüssigen Wege zu einer Zeit, wo Deutschland neben einigen Tausend Millionärs nur noch Millionen von Prole- tariern hat. Durch die Ausführung der Manchestcrthcorien ist der wilden Ausbeutungsgier Thür und Thor ge- öffnet und alle möglichen Ungehörigkeiten bei Eisenbahnbauten z. B. oft noch durch staatliche Subventionen prämiirt, eine Ucberproduktion in jeder Weise durch Geldmacherei, Schutz- zölle:c. begünstigt, wodurch die deutsche Arbeit herunter- febracht und der Kern dejr Nation, das solide, arbeit- ame Bürgerthum, meistens verschwunden ist. Kann man sich da wundern, wenn die Anhänger des Sozialismus sich rapide mehren, namentlich wenn, wie jetzt, der wirthschaftliche Nothstand hinzutritt? Daneben streiten die Gebildeten der Nation sich über liberal und conservativ und gehen im politischen Parteigetriebe auf, treten vielleicht ein- oder zweimal im Jahre zur Zeit der Wahlen unter das Volk, stehen aber sonst den Massen vornehm gegenüber und bemühen sich nicht, die verschiedensten Kreise mit einander in Verbindung zu bringen, noch zu versuchen, durch Belehrung und Beispiel mit unverdrossener Ausdauer die Ge- sinnung zu bilden, auch wohl umzuändern. Es gehört kein pro- phetischer Geist dazu, um vorauszusehen, daß ohne Umkehr wir einer vielleicht nicht deutschen, sondern europäischen Com mune entgegen gehen, gegen welche weder das Parlament, noch das Heer, ja vielleicht nicht die Festigkeit der Monarchien Stand halten können. Es liegt aber möglicherweise in der kgöttlichen Weltlcitung, daß ab und zu, wie die Vergangenheit der Ge- schichte es zeigt, eine Art Fegefeuer über die Menschheit kommen muß, um die Versumpfung zu reinigen und die Menschen zu verjüngen. Der Philosoph Schopenhauer hat sogar die Behaup­tung aufgestellt, daß die Roth das eigentliche Lebenselcmcnt des Menschen sei und kein anderes Dasein für uns passe, daß, wie unser Leib auseinanderplatzen müßte, wenn der Druck der Atmo- sphäre von ihm genommmen wäre, so würde, wenn Jeder nicht sein Quantum Sorgen und Nöthen hätte, sein Uebermuth.sich bis zur höchsten Potenz steigern. Ist diese Philosophie wahr, dann befinden wir uns im richtigen Fahrwasser, denn wir we- nigstens können uns der Befürchtung angesichts der thatsäch- lichen Lage nicht erwehren, daß uns die letzten Consequenzen der jetzigen wirthschaftlichen und sozialen Bewegung nicht werden erspart werden." Nein, guter Mann, sie werden uns nicht erspart werden: unddie letzten Consequenzen" der heutigen, von Dir sehr richtig gekennzeichneten kapitalistischen Wirthschaft, sind, wie Du ebenfalls sehr richtig ahnst, sozialistische Staats- und Ge- sellschaftseinrichtungen, mit Einem Wort der Sozia- lismus. Zum Mainzer Soldatenkrawall, über den wir in Kürze bereits berichtet haben, erfährt derFrankfurter Volks- freund" aus sicherer Quelle, daß allein vom 117. Regiment 45 Mann theils schwer verwundet, im Lazareth liegen. Die Ge- sammtzahl der Verwundeten soll sich auf 200 belaufen. Nach Berichten aus liberalen Blättern sind zahlreiche Verhaftungen unter den Soldaten vorgenommen, namentlich um diejenigen zu ermitteln, welche sich an Offizieren vergriffen hatten, zwei Hauptleute sollen ziemlich schwer verwundet sein. Die drei be- troffenen Truppcntheile: 117. Regiment, Fuß-Artillerie und Hu­saren, sind ans unbestimmte Zeit von 7 Uhr Abends ab in den Kasernen confignirt. Das Gouvernement geht mit äußerster Strenge vor, und bereits sind gegen 60 kriegsgerichtliche Ver- Handlungen eingeleitet. Und das Alles aus Anlaß der Feier des Kaisergeburtstages! Nach jahrelangem Zerwürfniß scheint die Einigung ber seither in zwei Lager gespalten gewesensn sozialistisch ge­sinnten Arbeiter Oesterreichs endlich zur vollendeten Thatsache werden zu sollen. Die Erklärung Oberwinder's, daß er sich fortan aus dem Parteileben zurückziehen wolle, räumte das ein- zige und letzte Hinderniß der Einigung, nämlich Oberwinder selber, aus dem Wege. In Zukunft werden die nun hoffentlich bald und für immer geeinten Arbeiter Oesterreichs unter einer Fahne dem gemeinsamen Ziele der Befreiung der Arbeiterklaffe von jeglichem Drucke zustreben. Als Organe der neuen Verei- nigung sollen dieGleichheit" und derAgitator" gelten. Zur Erzielung einer einheitlichen Haltung derGleichheit" und des Agitator" halten die Herausgeber der erstercn und die Ver- treter der Redaktion des letzteren nach Bedürfniß gemeinsame Sitzungen ab. Für die Verbreitung der beiden Blätter wird wechselseitig Sorge getragen. Diese Vereinbarung tritt sofort in Kraft, sobald sie von beiden Seiten genehmigt ist, was zum Heile der österreichischen Arbeiterbewegung hoffentlich bald ge- schehen wird. Pio erklärt in einem englischen Blatt, er und Geleff hätten den dänischen Arbeitern kein Geld gestohlen, dieselben überhaupt nicht ausgebeutet; sie reisten nach Amerika , um das bekannte Auswanderungsprojekt zu fördern. Der Schluß lautet: Nachdem wir 1'/» Jahre für das Blatt(Sozialdemokraten ") gearbeitet und dessen Abonnentenzahl auf das Doppelte gebracht, haben wir es genau in derselben pekuniären Stellung verlassen, in der wir es übernahmen, indem wir es satt hatten, ohne verhältnißmäßige Bezahlung für unsere Arbeit thätig zu sein." Der Schlußpassus kennzeichnet den Mann und seinen Compagnon. Wer nur gegenverhältnißmäßige Bezahlung" der Sozialdemokratie dienen will und am Posten bleibt, ist einfach kein Sozialdemokrat. Auch an unseren Parteivorstand hat Pio einen Entschuldigungsbrief gerichtet, der indeß ebenfalls einen ungünstigen Eindruck macht. Correspondettzen. Henk.(Arbeitercongreß.) Am 1. und 2. April tagte in unserem Orte ein Congreß der belgischen Arbeitervereine. Eine kurze Beschreibung des Verlaufs dieses Congresses wird den Beweis liefern, daß die belgischen Arbeiter voll und ganz auf dem Boden der Sozialdemokratie fußen. Von besonderer Bedeutung war der 1. April, der die Frage der Einigung der belgischen Arbeiter über ein gemeinsam zu erstrebendes Ziel zum Austrag brachte. Selbstverständlich hatte die Arbeiterbevölkerung Gent's alles gethan, um die Feier der Vereinigung der belgischen Arbeiter würdig zu begehen. Am 1. April, Morgens 9 Uhr, bewegte sich ein Zug von mehreren Tausend Arbeitern aus dem Salon Parnassus durch die Stadt, mehrere rothe und eine große Zahl verschiedenen Arbeitervereinen zugehörige Fahnen mit sich führend. Der Zug währte volle drei Stunden, und eine große jubelnde Menschenmenge gab ihm das Geleit durch die Stadt nach dem SalonParnassus" zurück, wo er um 12 Uhr an- langte. Die erste Sitzung des Congresses wurde Nachmittags 2 Uhr eröffnet; die Verhandlungen wurden in französischer und vlä- Mischer Sprache geführt. Zunächst schritt der Congreß zur Wahl des Bureaus und stellte dann die Tagesordnung fest, aus der die Frage über die Antheilnahme der belgischen Arbeiter an der politischen Bewegung besonders hervorzuheben ist. Die Politik war seither der schwächste Punkt der belgischen Arbeiter- bewegung, und gerade in dieser Sitzung sollte über die Zweckmäßigkeit der Betheiligung an der Politik oder der Enthaltung von derselben entschieden werden. Die Behandlung dieser Frage seitens des Congresses lieferte den schlagendsten Beweis von der Einigkeit der belgischen Arbeiter, denn sämmtliche Delegirte stimmteu unter Hinweis auf die Erfolge der Sozialdemokratie in Deutschland darin überein, daß die politische Thätigkeit der Arbeiter von der größten Wichtigkeit sei. Nur meinten die Abstentionisten, d. h. diejenigen z. B. die Vertreter von Verviers und die meisten Vertreter von Brüssel welche für die Enthaltung von der politischen Thätigkeit sind, daß die Arbeitermasse noch nicht so aufgeklärt sei, um mit Erfolg politisch thätig sein zu können, und deshalb müsse man darauf verzichten, sich als politische Partei zu organisiren, nichtsdestoweniger niüsse politische Aus- klärung nach Möglichkeit im Volke verbreitet werden. Der Congreß sprach sich denn auch mit 27 gegen 17 Stimmen gegen direkte Theilnahme der Arbeiterorganisation an der Politik aus. In seiner zweiten Sitzung erklärte der Congreß jedoch, daß in Anbe- tracht der geringen Majorität, welche sich gegen die direkte Be- theiligung ausgesprochen hätte, es jeder Sektion überlassen bleibe, nach freiem Ermessen zu handeln, worauf der Vorsitzende Vanbeveren den Ausspruch that, daß die Genter den Weg der Politik wandeln würden, und daß die anderen Sektionen deren Beispiele bald folgen möchten. Eingehend wurde dann die Frage verhandelt, wie sich die neue Organisation der belgischen Arbeiter benennen solle. Es wurden vier Vorschläge gemacht: 1)Union socialistv ouvriere beige"(Sozialistischer Arbeiterbund Belgiens ), 2)Parti socialiste ouvriere beige"(Sozialistische Arbeiterpartei Belgiens ), 3)Ligue socialiste ouvriere beige"(Sozialistische Arbeiterligue Belgiens ), 4)Union ouvriere beige"(Belgischer Arbeiterbund). Der Congreß entschied sich mit 22 gegen 18 Stimmen für die erste Benennung. Die Vereinigung der Arbeiter Belgiens heißt jetzt also:Union socialiste ouvriäro beige"(Sozialistischer Ar­beiterbund Belgiens "). Diesem Bunde können nach ausdrück- lichem Beschluß des Congresses nur Lohnarbeiter angehören. Am Schlüsse der Sitzung(11 Uhr) verlas Bertrand die von ihm entworfene Petition an die Kämmer betr. die Einschränkung der Kinderarbeit. Die Petition wurde einstimmig ange- nommen. Im Anfang der dritten Sitzung wurde endgültig bestimmt, daß der nächste Belgische Arbeitercongreß im Juni unmittelbar nach demCongreß derJnternationalen Arbeiterassoziation stattfindensolle; und die Brüsseler Arbeitskammer" ivurde mit Berufung und Organisatton dieses Congresses beauftragt. Hierauf setzte man das Programm des neuen Bundes fest: der vorgelegte Ent- wurf in französischer und vlämischer Sprache wurde mit geringen Abänderungen einstimmig angenommen. Das Programm schließt sich dem der deutschen Sozialdemo- kraten eng an. (Nach dem uns vorliegenden Bericht des belgischen Partei- organsMirabeau" war die Niederlage der Abstentionisten noch eine viel vollständigere, als aus obiger Correspondenz erhellt. Es wurde auf Antrag Bertrand's(Brüssel ) der Beschluß gefaßt: Der am 1. und 2. April in Gent versammelte belgische Ar- beitercongreß erkennt die Nützlichkeit der Arbeiter- agitation aus politischem Gebiet an, und glaubt, daß alle am Congreß betheiligten Arbeiterverbindungen die Nothwendigkeit der politischen Agitation einsehen und sich daran betheiligen werden. ,P,e Congrös ouvrier beige, röuni ä Gand, les ler et 2 avril 1877, recon- nait l'utilitö de l'agitation ouvriere sur le terrain politique, et croit que toutes les Associations ouvrieres y adhdrentos en comprendront la näcessits et y participcront." Ein anderer, auf diese Frage bezüglicher oder gar ihn abschwächender Beschluß wurde nach demMirabeau" nicht gefaßt. Unser Correspon- dent scheint sich also geirrt zu haben. R. d. B.) Apenrade , 27. März. Gegenüber den liberalenSauhirten", die bereits so vielefaule Witze" über dieguten" Löhne der Landarbeiter und überArbeitermangel in der Landwirthschaft" erlassen haben, werde ich nachstehend einen Beitrag zu dem wirklichen Sachverhalt liefern. Auf einem hier in der Nähe liegenden Hose Namens Arup, woselbst ein Pächter das Regt- ment führt und eine ziemliche Anzahl Arbeiter beschäftigt, er- halten dieselben pro Tag bei ll'/z stündiger Arbeitszeit M. 1,50. Im Winter v. I.(1876) erhielten sie noch bei einer lOc/, stün­digen Arbeitszeit M. 1,85 und in demselben Sommer M. 2,25 bei 11»/, stündiger Arbeitszeit. Die Frauen der Arbeiter, die übrigens nur im Sommer am Hofe Beschäftigung finden, ar- beiteten pro Tag bei gleicher Arbeitszeit für M. 1,50. Dies wäre ziemlich erträglich, obgleich es immerhin kein beneidens- werthes Loos ist, sich 11', Stunden am Tage in der Gluth der Sonne abzuplagen! Wie schon erwähnt, ist uur im Sommer und bis ca. 1 November Arbeit für die Frauen zu haben; von dieser Zeit an muß der Mann seine Familie bei sich steigernden Be- dürfnissen(Feuerung u. s. w.) allein ernähren mit einem Hunger­lohn von Mk. 1,50!! Die Lohnreduktion erfolgte nämlich den 1. November(1876). Der Pächter machte seine Arbeiter ein- fach darauf auftnerksam, daß sie sich mit Mk. 1,50 begnügen müßten, da seine sonstigen Ausgaben sich vermehrten, und zwar würde das Verhältniß beibehalten werden bis zum 1. Februar, von da an würde er wieder, wie in den andern Wintern, täg- lich M. 1,85 ausbezahlen. Die Arbeiter mußten dies natürlich über sich ergehen lassen, war ihnen doch auch die schlechte Lage der übrigen Arbeiter bekannt, so daß, wenn sie die Arbeit nie- derlegten, um höheren Lohn oder wenigstens das frühere Ver- hältniß zu erhalten, sich gleich andere Arbeiter einfänden, die für denselben, wenn nicht geringeren Hungerlohn arbeiteten. So kani denn der ersehnte 1. Februar, aber das Versprechen wurde nicht gehalten! Dagegen wurde im März die Arbeitszeit um eine Stunde verlängert, so daß die Arbeiter jetzt bei einer IlV-stünd. Ar- beitszeit einen Tagelohn von M. 1,50 erhalten!! So müssen sich die Arbeiter prellen lassen, wenn sich bei den Unternehmern die sonstigen Ausgaben vermehren! Wenn aber wirklich Arbeiter- mangel in der Landwirthschaft sein sollte, so braucht man wohl nicht zu fragen weshalb. Die Herren Arbeitgeber sollen nur erst die Löhne erhöhen und der Arbeitermangel ist ge- hoben! Mit dem einfachen Versprechen muß sich der Arbeiter auch durchaus nicht hinhalten lassen, er muß es gleich verwirk- lichen und sich nicht auf die Zukunft vertrösten lassen; es ist schon genug, daß der Arbeiter seinem Arbeitgeber meist(bei Wochenbezahlung) einen Credit giebt, während das umgekehrte Verhältniß sehr fetten eintritt. M. N. Andresen. Mannheim , 30. März.(Bericht über den am 25. d. M. abgehaltenen Arbeitertag.) Bei Eröffnung des Arbeitertages wurde zunächst constatirt, daß aus 9 Wahlkreisen 35 Delegirte anwesend waren, welche die folgenden 24 Orte vertraten:-Dürk- heim, Dirnstein, Edenkoben , Frankenthal , Freiburg , Heidelberg , Haßloch , Kirchheimbolanden , Karlsruhe , Landau , Lambrecht, Ludwigshafen , Mannheim , Mundcnheim, Mutterstadt, Maikammer , Neustadt , Neckarau , Oggersheim, Pforzheim , Rheingönnheim , Speyer , Schwetzingen und Worms . Der erste Punft der Tages- ordnung:Rechnungsablage des Centralagitationscomitös" über die Einnahmen und Ausgaben vom 17. April 1876 bis 1. März 1877 wies eine Einnahme von 1227 Mrk. und eine Ausgabe von 1330 Mrk. auf vorbehaltlich einiger kleiner Posten, die noch einer Regelung bedürfen und deren Ergebniß durch die hierzu eingesetzte Prüfungscommission, bestehend aus den Herren Keisler > Frankenthal ), Seel und Gramann(Ludwigshafen ), Queva und Metger(Oggersheim) und Christmann(Mutterstadt ), imBor- wärts" bekannt gegeben werden soll. Den Delegirten wurde an's Herz gelegt, auch ferner für Geldbeiträge zu sorgen, um einestheils das Defizit von 103 Mrk. zu decken, anderntheils um auf dem betretenen Wege ausharren zu können. Haupt- sächlich wurde betont, sich die Mannheimer Genossen zum Vor- bilde zu nehmen, indem dieselben allein zwei Theile sämmtlicher Einnahmen aufgebracht hätten. Der zweite Punkt der Tages- ordnung:Antrag an das Centralwahlcomitö wegen Abhaltung des allgemeinen Sozialistencongresses in Süddeutschland " wurde durch Annahme des Antrags erledigt, und auch eine diesen Punkt betreffende Resolution wurde angenommen, welche imVorwärts" und in allen süddeutschen Parteiblättern zu veröffentlichen ist. Motivirt wurde die Resolution damit, daß die Vortheile, die ein derartiger Congreß der umliegenden Gegend und speziell dem Orte, an dem er abgehalten wird, nicht immer einem Orte zu Gute kommen dürften. Der Referent meinte sogar bestimmt annehmen zu können, daß die rapide Stimmenzunahme im Gothaer Wahlkreise nur auf Rechnung der Congresse zu setzen sei, die schon zweimal hintereinander dortselbst stattfanden. Sodann habe man in Baden dasselbe Versammlungsgesetz wie in Thüringen ; auch liege Mannheim nicht so ganz ungünstig, da die Rheinländer und Altbayern ebensoweit nach Gotha haben wie nach Mannheim , ferner wäre es auch möglich, Elsaß und Lothringen mit in die Arbeiterbewegung zu ziehen. Zum dritten Punkt der Tagesordnung:Gründung eines Partei- blattes für Baden und die Pfalz " wurde einstimmig beschlossen, am 1. Oktober d. I. in Mannheim ein Blatt herauszugeben. Eine Preßcommission, bestehend aus fünf Personen in Mannheim und je eine Person in Karlsruhe , Heidelberg , Speyer , Ludwigshafen , Oggersheim und Frankenthal hat für die Beschaffung eines Preß- fonds zu sorgen; derselbe soll durch Sammlungen und Grün- dung eines Preßvereins, welcher Antheilscheine ausgiebt, aufge- bracht werden. Zum vierten Punft:Die zukünftige Agitation" wurde gewünscht, mit derselben wie bisher fortzufahren; es wurde ferner angerathen, da, wo eine Parteiorganisation wegen örtlicher Verhältnisse nicht bestehen kann, sich in gegenseitigen Unter- stützungsvereinen resp. Gewerkschaften zu vereinigen. Obgleich dieselben mit der Partei nichts zu thun haben dürften, so seien dieselben aber doch das beste Mittel, ein solidarisches Band herzustellen, resp. das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu wecken. Mit der Thätigkeit des Central- Agitationscomitss war man allgemein zufrieden und wurde dasselbe für das zukünftige Jahr wieder nach Mannheim verlegt. Am Abend von 8 Uhr an fand zu Ehren der Delegirten eine Abendunterhaltung statt und wurde auch die Erinnerung an den 18. März im engeren Kreise gefeiert. Der 18. März sollte acht Tage vorher öffentlich gefeiert werden, die Feier wurde aber von der Polizeibehörde verboten. Statt dessen hielten wir eine Erinnerungsfeier an Dr. Johann Jacoby ab, die solchen Zu- sprach fand, daß der Saal über Erwarten gut besucht war. Genosse Lehmann(Pforzheim ) hielt eine angemessene Festrede, worin er die Bedeutung des 18. März besprach und die An- wesenden aufforderte, fest und treu zu unsrer Sache zu stehen. Die Rede wurde von den etwa 300 Anwesenden mit Beifall aufgenommen. Genosse Appell hielt einige kritisch-satyrisch- komische Vorträge, die, wie immer, mit großem Beifall auf- genommen wurden. Lehmann und Appell sei hiermit nachträglich unser Dank abgestattet. Auch noch andere Genossen trugen zur Verherrlichung der Feierlichkeit bei. Den Schluß bildete der Gesang der Arbeitermarseillaise mit Musikbegleitung. Ludwigshafen , 2. April. Bei der Revision der Bücher des Mannheimer Centralwahl-Agitationscomites durch die auf dem pfälzisch-badischen Arbeitertag in Mannheim gewählte Rechnung-- , prüfungs-Commission ergab sich folgendes Resultat: Gesammt- i Einnahme vom 1. April 1876 bis 11. März 1877 M. 1238,90; Gesammt-Ausgabe SR. 1327,97; bleibt Defizit 89,07 Von den gewählten Commissionsmitgliedern fehlten: Metzger(Oppersheim)