Einer solchen, nur in der Phantasie eines fanatischen Ultra- montanen oder in Romantik verrannten Konservativen möglichen Auffassung, die mit der geschichtlichen Wahrheit im strik- testen Widerspruch steht, hielt es Bebel für nothwendig, den Abg. Grafen Galen zu fragen: in welcher Epoche der Bergangen- heit jener angeblich so glückliche Zeitpunkt eigentlich vorhanden gewesen sei. Aus diesem vollkommen berechtigten Zweifel liest die Franks. Ztg." heraus, Bebel habe die kirchlich-feudalistische Organisation des Gewerbewescns im Mittelalter bestreiten wollen was Jenem selbstverständlich gar nicht in den Sinn kam und wirst ihm auf diesen selbst erst künstlich erzeugten Unsinn hinhistorischen Jrrthum" und damit nicht genug, auchUn- kenntniß der Geschichte" vor. Es hätte derFranks. Ztg." wohl angestanden, sich erst besser zu unterrichten, ehe sie mit unbegründeten Vorwürfen vorgeht. Durchgebrannt! Welch ein schadenfroher Jubel in dem liberalen Lager, als Pio und Geleff der dänischen Sozial- demokratie den Gefallen thaten, nach Amerika   zu verschwinden! Da seht ihr die Herren Sozialdemokraten, was für nette Pflänzlcin in ihren Reihen gedeihen und sogar zu Vertrauens- stellungen gelangen können! Und nun? Wie aus Dessau   ge- meldet wird, sind drei Beamte der nach Schulze-Delitz'schem System begründeten Gewerbebank Namens Fiedler(64 Jahre alt), Steindorf(58 Jahre alt) und Eiseck(60 Jahre alt), heimlich durchgegangen und haben die Baarbestände der Bank im Betrage von 450,000 Mark mitgenommen. Dieselben werden steckbrieflich verfolgt. Soviel haben die Pio und Geleff jedenfalls nicht exportirt", aber fern sei es von uns, diesen Fall dem Selbst- hilflerthum als solchem vorzuwerfen und es dafür verantwortlich zu machen. Diese sind eben solche Menschen, wie jene es waren, wenn auch die Sozialdemokratie an jeneu weniger ver- loren hat als der Schulze-Delitzschismus. Entlarvt. Die italienischen Verleumder, welche den Aufruhr, der in der Romagna   ausgebrochen war, der Jnter- nationale in die Schuhe schieben wollten, und denen zuerst der Einwurf entgegengehalten wurde, daß die aufgegriffenen Banden aus Raubgesindel bestanden hätten, sind nun noch besser hinein- gefallen. So lesen wir jetzt in einem gut unterrichteten Blatte: Man hat den sich zu einzelnen Haufen sammelnden ver- hungernden italienischen Landeskindern den Namen internationalistische Banden" beigelegt; man fühlt wohl heraus, daß es keine geringe Schmach für die gegenwärtigen Zustände der Gesellschaft und die Leiter derselben ist, daß ganze Schichten des Volkes aus Mangel an Erwerb zu Grunde gehen, und ver- steckt hinter einer Bezeichnung, welche Verachtung und Abscheu erregen soll, diese Schmach. In Rom   sieht man seit einigen Tagen Trupps von Gefangenen, welche offenbar dem Stande der Landarbeiter angehören, unter kleinen Polizeieskortcn nach den Gesängnissen führen. Der gelassene Ausdruck dieser Unglück- lichen Leute zeigt, daß sie. in der Voraussetzung, in den Ge- fängnissen wenigstens des Leibes Nahrung, welche sie anderweitig nicht auftreiben können, zu finden, gegen ihre Freiheitsentziehung nichts einzuwenden haben. Diese aber wissen vom Jnter- Nationalismus und seinen Ideen absolut nichts; sie sind in unmittelbarer Nähe der Stadt, in Ponte Molle   und Umgegend aufgegriffen; bei Einem will man Statuten eines römischen Sozialistenvereins gesunden haben. Existirt ein solcher Verein, was immerhin möglich wäre, so ist nicht anzunehmen, daß der- selbe einem dieser überaus schlichten Leute, die kaum von etwas Anderem Kenntniß haben dürften, als von der Muttergottes und dem Magen, seine Geheimnisse anvertraut hätte." « So wie in Italien   den Herren, welche die Internationale für alles Schlechte verantwortlich machen, auf welche aber der Pfeil zurückfliegt, so geht es auch in Deutschland   den Verächtern der Vernunft und der Wahrheit, welche der Sozialdemokratie Mord- und andere Schandthaten aufzuhalsen versuchen. Russischer Fanatismus. Am 15. April traf die Mo- bilisirungsordre auch in dem russischen Grenzstädtchen Tauroggen ein. Die Truppen, und besonders die Kosacken, benahmen sich, als wenn sie von der Tarantel gestochen wären. Die preußische Grenze soll gänzlich von russischen Truppen entblößt werden eine sehr bezeichnende Maßnahme. DerEnthusiasmus", ge- steigert durch den Schnaps, den die schon ausgegebenen Kriegs- Rationen in größeren Portionen brachte, wurde besonders bei den Kosacken für die Einwohner sehr bedrohlich, die den Wunsch aussprachen, daß die vom Kriegstaumel Ergriffenen bald aus- marschircn möchten, da man sonst im russischen Norden selbst direkt etwas vom Türkenkriege verspüren möchte. Die russische Bevölkerung also ist bange vor den eigenen Soldaten schöne Civilisation! ältereDame" hatte als erfahrene Gelegenheitsmacherin die beiden Schwestern dazu verlockt, heimliche Stelldicheins mit reichen jungen Leuten anzunehmen, mit deren Hilfe der Aufwand einer luxuriösen Toilette bestritten werden konnte. Bei einer dieser Zusammenkünfte, die stattsanden, während der arglose Bater seine Töchter im Concert oder im Theater wähnte, geschah es, daß dem betreffenden jungen Manne der Ring entwendet wurde, der nun die ganze Geschichte auf- deckte. Die Redaktion desVorwärts" erhielt folgende Zusendung: Leipzig  , den 21. April. Mit Bezug auf den wiederholt ausgesprochenen Wunsch des hiesigen Tageblattes, welches eine Petition befürwortet für Einführung der Prügelstrafe, empfehlen sich vielleicht folgende Reimlein: Strafe muß sein(Leipziger Tageblatt Nr. 110, 1!1). O Mecklenburg, o Mecklenburg, Bald bist du übertroffen, Bei dir haut man die Leute durch, Wir haben's noch zu hoffen. D'rum klein Paris  , mein klein Paris  , Auf, auf! Petitioniren Dir winkt das Glück, das ist gewiß, Du mußt ja reussiren. O Reichstag! Leipzig   bittet d'ruM, Berhilf uns Gottverdanzig Dem Hochgeehrten Publikum Zu manchmalfünfundzwanzig". Eine eingehende Beleuchtung der angeregten Frag- wäre wohl zu wünschen und auch der Verfasser dieses wäre gern geneigt, sein Scherf- lein dazu beizutragen. Leider ist derselbe aber nur in der Lage, gegen Zusicherung des strengsten Redaktionsgeheimnisses und unter Bedingung der Vernichtung seiner Manuskripte mitzuarbeiten an dem Werke, welches einVorwärts" unserer heutigen sozialen Bestrebungen will. Mit hochachtungsoollem Ein Anonymer. Weil er muß." Dem Einsender sagen wir im voraus Donk für seineScherflein" und geben ihm das selbstverständliche Versprechen, das Redaktions- geheimniß streng zu wahren. Deshalb ohne Furcht und immerzu mit- gearbeitet an dem Erlösungswerk der Menschheit. Seit Anfang dieses Monats erscheint in Berlin   ein neues Arbeiterblatt:Allgemeine Tapezierer- Zeitung", Organ der Tapezierer und Fachgenossen. Das Blatt wird in der Allge- meinen Assoziations-Buchdruckerei in Berlin   gedruckt, erscheint monatlich zweimal und kostet 50 Pf. pro Quartal. n. Berlin  , 23. April. Seit Sonnabend tobt diegroße Zollschlacht". Zur Be- rathung steht der Regierungsentwurf zur Erhebung einer Aus- gleichsabgabe(auf Eisen- und Stahlwaaren). Der Entwurf, welcher ein Compromiß zwischen Schutzzoll und Freihandel ist, wurde in längeren Reden von den Ministern Achenbach und Camphausen befürwortet, von dem Geschäftspolitiker Richter und dem Mordspatrioten Treitschke auf's lebhafteste bekämpft, weil damit die schiefe Ebene betreten sei, auf welcher man in den Abgrund des Schutzzolls rolle.(Herr Richter machte bei dieser Gelegenheit das interessante Geständniß, wenn der Reichstag sich zu einer reinen Interessenvertretung gestalte und das Feld- geschrei lauten sollte: Hie Agrarier, hie Großindustrielle, dann würde er der edle Ritter Eugen sich zu den Agrariern schlagen. Wenn die Agrarier anfangen, regierungsfähig zu werden, dann würde man, ein Finanzminister in spe, natürlich den Agrariern Kußhändchen zuwerfen. Es geht nichts über's Prinzip" Geschäfte zu machen!) Herr Löwe, der unter die Schutzzöllner gelaufene Fortschritts-Pudel, griff die Regie- rungsvorlage vom entgegengesetzten Standpunkt aus an: es sei blos ein Tropfen auf den heißen Stein des furchtbaren Roth- standes, der die Eisenindustrie beherrsche. Die Regierung sei um so mehr verpflichtet, diesen Industriezweig zu unterstützen, als sich derselbe in der Gründer- und Schwindelperiode von allen Gründereien und Schwindeleien frei gehalten habe eine kühne Behauptung. Nun, dem Mann, der jetzt öffentlich die Staatshilfe für die Kapitalisten fordert, nachdem er Jahre lang auf's heftigste die Staatshilse für die Arbeiter bekämpft, überhaupt jegliche Staatshilfe verworfen hatte, kann es aller- Vings nicht an Kühnheit fehlen. Erwähnt sei noch, daß' die Herren Löwe und Treitschke, um ihren unschmackhaften Kohl zu würzen, libitum Franzosen abschlachteten und mitkochten (s. Leitartikel). Heut sprach zunächst der Conservative Wedelt- Malchow, der als Agrarier gegen den Schutzzoll zu Gunsten der Großindustrie sprach. Dann eine dreiviertelstündige Rede Windt- horst's(witzig und verklausulirt für Schutzzoll) und eine ändert- halbstündige Bamberger's(witzig sein sollend und rückhaltlos für Freihandel). Herr Bainberger warf der Regierung Jnkon- sequenz, ein Verlassen der bisher betretenen Bahn vor, und wurde dafür von den Herren Hofmann(Präsident des Reichs- kanzleramts) und Camphausen ziemlich unsanft abgekanzelt. Herr Hofmann meinte, die Regierung habe nie eine andere wirth- schaftliche Politik gehabt, als gegenwärtig, sie sei noch immer für den Freihandel, sie könne sich aber nicht thörichter Prin- zipienreiterei schuldig machen. Herr Bamberger mag nun darüber nachdenken, wo die freihändlerische Prinzipienreiterei anfängt und wo sie aufhört. Ordentlich derb wurde Herr Camphausen, der auf einige Anspielungen Bamberger's auf den Rücktritt Delbrück's   schroff antwortete, er(Camphausen) finde es nicht in der Ordnung, daß man Vergleiche anstelle zwischen Beamten, die so glücklich seien, die Last der Geschäfte abgeschüttelt zu haben, und solchen Beamten, welche in dieser Zeit schwerer Krisis es für ihre Pflicht gehalten hätten, die Last der Geschäfte nicht abzuschütteln. Wenn er(Camphausen) wolle, könne er genau sagen, welche Stellung Herr Delbrück zu dem Regierungsentwurf einnehme, inwiefern er ihn billige und inwiefern nicht, aber er wolle es nicht sagen, weil es nicht anständig sei, einen nicht Anwesenden in die Debatte zu ziehen. Herr Bamberger schien mit der Camphausen'schenExpektoration"(wie er selbst es nannte) nicht sonderlich zufrieden zu sein, und auch Herr Delbrück   dürfte die Nase etwas rümpfen. Nachdem der Kelch einer abgelesenen Rede des Elsässers Jaunez(ob sie gegen das Gesetz, war nicht zu ermitteln) und einer aogeschnattertenCauserie" des faunisch lächelnden Unruh (dem man jeine bekannten Sittlichkeitsstudien sehr deutlich an- merkt) von dem unglücklichen Hause bis zur Neige geleert und ein Lalentin'schcr Schlußantrag von dem Bureau abgewinkt worden war, erhielt Bracke das Wort und präzisirte, im Ein- klang mit dem bekannten Beschluß des Gothacr Congresses, die Stellung der Sozialdemokratie zu der Schutzzoll- und Frei- Handelsfrage, wobei es nicht ohne Streifzüge auf das Nothstands- gebiet abging. Nicht in der Zollgesetzgebung, sondern in der heutigen Pro- duktionsweise sei die Grundursache der herrschenden Calamität zu suchen. Das Gleichgewicht zwischen Produktion und Eon- mmtioit fehle dadurch würden die Krisen erzeugt. Durch Herabsetzung der Löhne nach dem Camphausen-Achenbach'schen Rezept der darniederliegenden Industrie aufhelfen wollen, heiße Richter's Eroberungen. Die zwölf- bis vierzehnjährigen Zöglinge einer höheren Töchterschule in Hagen   hatten sich in Folge der Reichslagswahlen in zwei politische Parteien gespalten, und jede hoffte ihren Candidaten durchzubringen. Ein Lehrer wird gefragt, wer von beiden die meisten Chancen habe. Als er seine Meinung ausge- sprachen, zischt der eine Haufe den andern aus, woraus die beleidigte Parteisührerin ihrer größten Gegnerin zuruft:Ich weiß wohl, weßhalb Du für den bist, der ist nochJunggeselle.  " Der edle Eugen kann recht stolz auf seine Eroberungen sein; macht er keine in den parlamen- tarischen Kämpfen, so kann er sich mit den Eroberungen von Back- fischen trösten. Das Communegesetz, welches den höchsten Gehalt der Be- amten auf 6000 Francs 4800 Mark jährlich festsetzte, lautet wie folgt: l-a Commune de Paris  , Considerant; Que jusqu' k ce jour les emplois superieurs des Services publica, par les appointements Cleves qui leur ont etö attribues, ont eis re- cherches et accordös comme places de faveur; Considerant: Que, dans une repubügne reellement democratiqne, il ne peut y avoir ni sine eure, ni exageration de traitement; Decröte: Article unique. I-c Maximum de traitement des employss aux divers Services communaux est fixe ä six mille francs par an. Hotel de ville  , 2. avril 1871. La Commune de Paris  . Zu Deutsch  : Die Pariser Commune  , In Anbetracht: daß die höheren Staatsämter bisher wegen der damit verbundenen hohen Gehälter nach Gunst erstrebt und vertheilt wurden; In Anbetracht: daß es in einer wahrhaft demokratischen Republik weder Sinecuren noch übertriebene Gehälter geben darf; Beschließt: Einziger Artikel. Das Maximum der Besoldung in den ver- schiedenen Aemtern der Commune wird auf sechstausend Francs jährlich festgesetzt. Stadthaus, dm 2. April 1871. Die Pariser Commune  . 'das Pferd am Schwanz aufzäumen und verrathe vollkommene Unkenntniß der wirthschaftlichen Faktoren. Je niedriger die Löhne, desto geringer die Kaufkraft des Volks; und je geringer die Kaufkraft, desto schwächer der Absatz und folglich desto schlimmer die Lage der Industrie. Das englische Volk, welches die meisten Bedürfnisse und höchsten Löhne habe, beherrsche den Weltmarkt. Der Schutzzöllner Kardorff, der zum Schluß zur Begrün- dung eines, im Verein mit Löwe und Consorten gestellten Zu- satzantrags zur Regierungsvorlage sprach, ließ einigen der Aus- führungen Bracke's Gerechtigkeit widerfahren, und versetzte den Herren Freihändlern verschiedentliche wohlgezielte Hiebe. Hierauf lehnte der Reichstag   fast einstimmig die Verweisung an eine Commission ab. Damit war die Tagesordnung erledigt. Die zweite Lesung des Ausgleichsgesetzes wird wohl Anfangs nächster Woche stattfinden. Die laufende Woche Mittwoch ist Bußtag, Sitzung fällt aus wird mit Etatberathungen aus- gefüllt sein, die bis Montag(einschließlich) beendigt sein müssen, da der Etat am 1. Mai(Dienstag) festgestellt sein muß. Morgen kommt die Zollfrage noch einmal zur Diskussion, anläßlich des Varnbüler'schen Antrags:die Reichsregierung zu ersuchen: 1) kommissarisch die Produktions- und Absatzver- Hältnisse der deutschen   Industrie und Landwirthschaft untersuchen zu lassen, 2) vor Beendigung dieser Untersuchung und Fest- stellung der sich aus derselben ergebenden Resultate, Handels­verträge nicht abzuschließen." Die dem Antrag beigegebenen Motive sind sehr reaktionär, gegen den Antrag selbst aber im Grunde nichts einzuwenden. Da die morgige Tagesordnung eine sehr reichhaltige ist, so sollen zwei Sitzungen gehalten werden. Die Aussicht auf Abend- sitzungen ist den Herren Reichsboten keine angenehme, indeß wenn die Session nicht bis in den Sommer hinein ausgedehnt werden soll, müssen sie in den sauern Apfel beißen. Correspondenzen. 'Paris  , 19. April. Während sich die liberalen Republikaner mit den klerikalen Monarchisten zanken, haben die Arbeiter Frankreichs   in aller Stille den Grundstein zu einem soliden und schönen Bau gelegt. Der Congreß der Bäckergehilfen, der in den letzten drei Tagen im Saale der Rue d'Arras tagte und zu einer dauernden Organisation der Arbeiter dieser Branche geführt hat, ist nämlich nur der erste Schritt auf diesem Wege. Binnen kurzem werden weitere Fachverbände gegründet werden. Damit betritt das französische   Proletariat, nachdem es sich durch die, wenn auch besiegte Commune das republikanische Staats- prinzig und das allgemeine Stimmrecht gesichert hat, mit unge- beugtem Muthe die Bahn, auf der ihm die englischen und deutschen   Arbeiter vorangegangen sind. Die Verhandlungen und Beschlüsse des Bäcker-Congreffes erinnern lebhaft an den ersten Congreß der deutschen   Bäckergehilfen, der 1868 in Berlin   stattfand. Dieselben Beschwerden, dieselben Forderungen, nur detaillirter. Beweis, wie der soziale Kampf keineErbfeinde" kennt. Mehrere Delegirte zeigten große Rede- gewandtheit und organisatorisches Talent. Man hatte bisher die Bäcker für hinter anderen Gewerben an Intelligenz zurück- stehend gehalten, und nun marschiren sie gar an der Spitze. Bemerkenswerth ist die Einstimmigkeit, mit welcher die Gehilfen die Abschaffung der Nachtarbeit fordern. Als die Commune die Nachtarbeit der Bäcker untersagte, da behaupteten die Organe der Versailler, die Bäckergehilfen protestirten gegen diesenWill- kürakt". Man sieht es jetzt, wie sie Protestiren. Sie wollen zunächst den Versuch machen, durch Selbsthilfe, d. h. Coalition, Verhandlung mit den Meistern, Appell, an das konsumirende Publikum und eventuell durch Strikes die Nachtarbeit abzu- schaffen. Mögen sie es versuchen! Wenn es ihnen gelingt, um so besser, dann braucht man kein Gesetz zu erlassen. Scheitern ihre Bemühungen aber, wie es wahrscheinlich ist, nun, so werden sie bei ihrem nächsten Congreß, der in drei Jahren stattfinden soll, auf unserem deutschen   Standpunkte angelangt sein. Die französischen   Arbeiter sagen dies selbst und schämen sich keineswegs, unsere Bewegung oft als ihr Vorbild und Muster hinzustellen. Die deutsche Chauvinistenpresse, z. B. dieOffen- bacher Zeitung", denkt doch gar zu gering von dem Verstand der französischen   Sozialisten, wenn sie denselben, nebenWahn- witz",verbrecherischen Trieben" undcerebralen Veitstänzen", die aberdurch den Patriotismus geregelt und gemäßigt werden", auch den bornirtcsten Nationaldünkel undbestialischen Haß des Deutschen  " leiht. Das ist zuviel des Guten auf ein Mal. Es würde zu weitläufig sein, alle Unrichtigkeiten, die das genannte Blatt in einem Artikel aufgehäuft hat, einzeln zu widerlegen. Wie wenig unterrichtet der betreffende Artikelschreiber über den von ihm behandelten Gegenstand ist, kann man daraus ersehen, daß er denPeuple  "(der Offenbacher Gelehrte schreibtPeuvle"!) für einsozialistisches Volksblatt" hält. DerPeuple  " gehört Floquet, einem Freunde Gambetta's, und ist so sozialistisch wie Gambetta  . Ob wohl dieses Blatt die Idee hegen kann,die rothe Fahne in Paris   aufzupflanzen, damit die Barbarei ihr Zerstörungswerk vollende"? Herr Guyot hat bereits selbst festgestellt, daß er keineswegs auf dem Bankett der unterdrücktenDroits de l'Homme  " die französische   Regierung wegen der auch an Deutschland   geschickten Einladung zur Weltausstellung getadelt hat. Also dies Haupt- argument des ebenso höflichen als kaltblütigen Polemikers ist ganz und gar unter den Injurien verschwunden, aus denen es stolz hervorgeragt hatte. Nicht besser verhält es sich mit dem groben Sprachschnitzer, denn die Depesche ist gar nicht wörtlich vorgelesen worden. Einer der Redakteure derDroits de l'Homme  " hatte sich den wesentlichen Inhalt der zu Ehren des mißhandelten Blattes eingelaufenen Begrüßungsdepeschen auf einem großen Bogen notirt und so der Reihe nach der Festver- sammlung mitgetheilt. Dergrobe Sprachschnitzer" käme also, wenn er existirte, auf Rechnung des französischen   Journalisten. Vielleicht ist der Offenbacher Gelehrte, wenn ihm der Schmerz über die Wahlsiege der Sozialdemokraten das deutsche Reich ver leidet, erbötig, den Redaktenren der Pariser Presse Unterricht in ihrer Muttersprache zu geben? An der nöthigen Selbst- achtung zu einem solchen Unternehmen scheint es ihm nicht zu fehlen. Wie die französischen   Sozialisten über ihre deutschen   Partei­genossen denken, das haben sie bei jeder Gelegenheit gesagt, und ich brauche nur anzuführen, wie sich dieDroits de l'Homme  " am 17. Januar d. I. ausdrückten, als die Nachrichten von unseren großen Wahlsiegen eintrafen: Der Moniteur der Zweckmäßigkeitspolitik", bemerkt das ge nannte Blatt zu einem süßsauren Artikel der Gambetta'schen Republique franyaise",ist entsetzt, und mit Recht, über die Fortschritte des überrheinischen Sozialismus auf politischem Ge­biete. Diese Arbeiter da, die stich selbst helfew wollen und deren Wahlkampf jedesmal ein Wahlsieg wird, die in sechs Zähren von 60,000 Stimmen auf über eine halbe Million gekommen sind, bilden das gefährlichste Beispiel für die franzosischen