und guckt, und guckt und schnüffelt und nachdem er 3U Stunden in beir Topf geguckt und geschnüffelt, war er und war das Haus so klug wie zuvor. Im Uebrigen war die Rede recht in- teressant. Jörg istweder Türke noch Russe". Er will, daß die Türkei nicht den Russen überliefert, aber unter europäische Curatel gestellt werde" was nicht so ganz leicht, sintemalen eine halbe Million regulärer und nicht viel weniger irreguläre Soldaten mit Flinten, die schießen, und Säbeln, die hauen, einen gehauenen und gestochenen Protest gegen besagte Curatel erheben. Das göttliche Verhängniß hat uns die Zuchtruthe der türkischen Okkupation eines Theils von Europa gebracht das christliche Europa hat die heilige Pflicht, diese Zuchtruthe zu entfernen." Für einen orthodoxen Katholiken allerdings eine sonderbare For- derung oder heißt es nicht, der Vorsehung in's Handwerk pfuschen, eine Zuchtruthe beseitigen zu wollen, die sie der christ- lichen Menschheit applizirt und dann hinter den Spiegel gesteckt hat? Komischerweise findet Jörg eine Beruhigung in den Worten Bismarck's , die deutsche Politik könne nur dann von dem Frie- denspfad abgedrängt werden, wennvitale Interessen Oesterreichs berührt" würden. Als obOesterreichs vitale Interessen" durch die orientalische Frage nicht schon längst, und von Anfang an, derührt wären! Und als ob die Abdrängung vom Friedenspfad nicht auch in der Richtung nach Oesterreich hin erfolgen könnte! Schließlich entdeckte Herr Jörg, daß in der Lösung der orien- talischen Frage die Lösung der sozialen Frage stecke was jedenfalls neu ist. Und diese seine merkwürdige Entdeckung führte ihn auf das Gebiet des Nothstandes; auf die Conferenz zur Lösung der sozialen Frage, welche die Reichsregierung 1873 in Berlin veranstaltet(Conferenz Wagener-Bucher und Stieber Letzteren vergißt Jörg zu erwähnen); auf die Sorglosigkeit, deren die Reichsregierung sich seitdem in ökonomischen Dingen schuldig gemacht; statt die soziale Frage zu lösen, habe sie den Culturkampf eröffnet unddie Träger des sozialen Beider- bens(die Sozialdemokraten) hereingelassen" u. s. w. Deutschland leide darunter, daß es zugleich ein großer Militärstaat und ein großer Industriestaat sein wolle. Einige Sticheleien aus die Moltke'sche Kriegspauke bildeten den Schluß der Jörg'schen Rede. Die Herren an den Minister- und Bundesrathstischen setzten sich und Reiner blieb stehen, um auf die Herausforderungen und Angrisse des Ccntrumsmannes zu antworten. Herr Bülow, der Vizekanzler für's Auswärtige, machte sich so dünn, daß man ihn kaum sehen konnte. Er war auch in schlimmer Lage die Sphynx sitzt schmollend, grollend und unnahbar hinten in Varzin und hat Niemand in ihre politischen Räthscl eingeweiht. Böse Zungen meinen, die Sphynx selbst habe den Schlüssel nicht, oder habe ihn verloren. Wie dem nun sei, das fatale Dilemma, in dem sich der kleine Vizekanzler befand: entweder durch Schweigendem Achselzucken des Reichstags oder durch Reden dem Zorn Ihrer Majestät, wollte sagen Nervosität, der Varziner Sphynx, zu verfallen. Er wählte das erstere Theil. Wohl bekomm's! Nun war die Reihe an Payer, der in kurzen, kräftigen Worten den Standpunkt der Demokratie gegenüber dem Milita- rismus vertrat. Ein paar gelispelte, unverständliche(jedoch an- scheinend gegen Jörg gerichtete) Sätze des Junkers Maitz ahn- Gültz und die Reihe zu reden war an Liebknecht. (Einer der fünf ihm angekündigten Vorredner war mysteriös verduftet.) Doch die Parlamcntsgötter und ihr Valentin wollten es nicht. Es ist ein Schlußantrag eingegangen Seitens des Abgeordneten Valentin!" gurgelt Forckenbeck in seinen tiefsten Gurgeltönen. Wer unterstützt den Schlnßantrag?"Unterstützung reicht aus-- Wer für den Schlußantrag ist, den bitte ich, sich zu erheben! Der Schlußantrag ist angenommen." Valentin, der Abends vorher in derFrankfurter Zeitung " sein Porträt gefunden, wirst einen triumphirenden Blick auf Liebknecht. Und er hat Ursache zu triumphiren, denn in ihm verkörpert sich der deutsche Rcichsparlamentarismus. Das Volk aber wird wissen, was es von den Henkern des freien Worts zu halten hat. Der Staatsstreich Valentin's war in diesem Fall um so weniger zu entschuldigen, als die Generaldebatte noch nicht 1'/, Stunden gedauert hatte. Die Spezialdebatte wurde von Lasker zu dem Versuch einer Antwort auf die Ausführungen Jörg's benutzt. Der Wer- such war nicht fehr glücklich, und wahrhaft komisch der Passus, in welchem er sich zum Dolmetsch der Moltke'schen Rede aufwarf, und in dieselbe eineneminent friedlichen Charakter" hinein- deutelte.(Dergroße Schweiger" nickt wohlgefällig, aber etwas erstaunt, und versinkt dann in tiefes Sinnen.) Der Moment, Aufschlüsse über den Stand der auswärtigen Politik zu fordern, sei schlecht gewählt. Die Leitung der Geschäfte sei za in guten Händen, und ähnliches Bertrauensgedudel. Windt Horst übernimmt es, Herrn Lasker(und nebenbei Zweite Stufe des Fortschritts. Spätere Rechts-Reformen. 1. Tie Zahl der Bürger, welche eine Jury bilden, wird uach und nach erhöht. 2. Es wird mehr als ein Vertheidiger zugelassen. Dritte Stufe des Fortschritts. Rechtspflege im communistischen Staat. 1. Alle bürgerlichen und Criminal-Prozesse werden vor die Volksversammlungen oder Theilparlamente gebracht. 2. Jedes Parlament hat em permanentes juristisches Co- mitö, dessest Präsident als öffentlicher Ankläger zu fungiren hat. 3. Der Beruf der Anwälte, Advokaten, Sachwalter hört auf. Organisation der Polizei. Erste Stufe des Fortschritts. Unmittelbare Reformen. 1. Polizisten, Briefträger und Boten in Regierungsdieustcn werden aus den Arbeitern derjenigen Gewerbe genommen, welche durch sitzende Beschäftigung oft der Gesundheit schaden. 2. Solche Leute lösen sich in ganzen oder halben Tagen ab, und das wird eine abwechselnde Erholung zwischen mühseliger Arbeit und erftischender Beschäftung im Freien ergeben. Zweite und dritte Stufe des Fortschritts. Communistisches Reglement für diesen Dienst. Polizei- und untergeordneter Regicmngsdienst ist für Alle obligatorisch. Militärische Organisation. Erste Stu�e des Fortschritts. Gegenwärtige Erfordernisse. 1. Das Kaufsystem wird abgeschafft. 2. Die Soldaten werden theilweise bei dem Bau von Na- tionalwerken oder in nützlichen Gewerben verwandt und erhalten dann eine Lohnerhöhung. Zweite Stufe des Fortschritts. Spätere Reformen. 1. Die stehenden Heere der modernen Staaten werden ersetzt durch Valkswehren, in die jeder waffenfähige Bürger eingereiht wird. Kirchliche Reformen. Erste stufe des Fortschritts. Unmittelbare Forderungen. 1. Alle Kirchen werden gänzlich vom Staate getrennt. 2. Beide llouses of convocation werden aufgelöst. 3. Ueberflüssiges Kirchen-Eigenthum und kirchliche Einkünfte werden vom Staat eingezogen und zu Erziehungs- Zwecken benutzt. 'auch Herrn Maltzahn-Gültz) die Leviten zu lesen. Es sei des Reichstags unwürdig, ans Respekt vor dem Verstand des Herrn Reichskanzlers den eigenen Verstand zu kassiren; es müsse dahin gewirkt werden, daß die Volksvertretung einen Einblick in den Stand der Dinge gewinne. Rußland müsse daran ver- hindert werden, die Türkei zu verschlingen; um jeden Preis müsse man der Gefahr der panslavistischcn Ueberfluthung be- gegnen. Jörg habe Recht, wenn er es für die Aufgabe Europas erklärt, die Türkei zu erhalten, aber der türkischen Wirthschaft ein Ziel zu setzen._ Würden die diplomatischen Aktenstücke vor­gelegt was er sehr wünsche und lebhaft befürworte, so dürste sich vielleicht herausstellen, daß Deutschland in der einen oder anderen Phase der orientalischen Frage zu Gunsten des Friedens erfolgreich hätte eingreifen können. Es sei des Reichs- tags unwürdig, die Vertrauensposaune zu blasen. Die Vertreter der Nation hätten ein Recht und die Pflicht, Aufschlüsse zu fordern. Und dabei blickt diekleine Exzellenz" boshaft hinüber nach dem kleinen Vizekanzler, der sich immer dünner macht und gewiß ein hübsches Sümmchen gegeben hätte, wenn er in den Erdboden hätte schlüpfen können. Doch es ersteht ein Retter in der Roth. Dergroße Schweiger", der inzwischen aus seinem Sinnen er- wacht ist, erklärt, er habe in seiner vorgestrigen Rede nicht ge- sagt, was er habe sagen wollen, oder gesagt, was er nicht habe sagen wollen, je nachdem man es nehme. Er habe vielleicht Krieg gesprochen, aber er habe Frieden gemeint; der Abgeord- nete Lasker habe ihn besser verstanden, als er(der große Schweiger) sich ausgedrückt. Und damit setzte der große Schweiger sich hin, unter Zeichen des Erstaunens ob solch tiefsinniger Weisheit und sehr vereinzelten Bravos. Valentin schneidet weitere Debatten ab. Und jetzt Hurre, hurre, hopp, hopp, hopp über einen Budgetposten nach dem anderen; in sausendem Galopp stürmt die Majorität vorwärts. Kein Hinderniß giebt's. Tau- fende. Zehntaufende, Millionen ein Spornstich und die Par- lamentsmähre setzt lustig drüber weg. Bei dem englischen Ge- sandtschaftsposten giebt's einen kleinen Aufenthalt. Bei zweiter Lesung waren 30,000 Mark gestrichen worden; dieselben sollten wieder eingeschmuggelt werden. Abstimmung zweifelhaft. Ham- melsprung. 139 gegen 138 die 30,000 sind gestrichen. Das war aber auch die einzige Schlappe, welche die loya- litätswüthigc Majorität erlitt. Gleich darauf beantragte Schor- lemer-Alst, 30,000 Mark an den Ausgaben für den Gesandten in Petersburg zu streichen. Bei der zweiten Lesung war dieser Posten nur auf Bismarck's persönliches Drängen bewilligt worden, Weil Bismarck nicht hier, sei die Ablehnung wesentlich erleich- tert", meinte Schorlemer. Doch die Bismarck-Garde hielt fest zusammen der Posten wurde bewilligt. Das langweilige Einerlei des Jasagens wurde erst wieder unterbrochen, als bei Gelegenheit des Post- und Telegraphen-Etats der Abgeordnete Majunke von Neuem auf die Thatsache auf- mcrksam machte, daß, trotzdem Reichspost- und Preßgefetz be- stimmen, daß den deutschen Zeitungen der Postdebit innerhalb der Rcichsgrenzen nicht entzogen werden darf, dieGermania " seitens elsässischer Postanstalten nicht ausgegeben wird. Als dieser Gegenstand zum ersten Male im Reichstag angeregt wurde, er- klärte der Postgewaltige zum allgemeinen Halloh des Reichstags, daß das Postgesetz zwar bestimme, daß die Postbehörden die Zeitungsabonnements annehmen, nicht aber, daß sie die Zeitungen auch ausgeben müßten. Der Widerspruch, den diese Ausfüh- rungen im ganzen Hause fanden, war wohl die Ursache, warum heute an Stelle Stephan's ein juristtsch mehr gebildeter Ver- treter des Bundesraths das Wort nahm und in längerer Aus- führung darthat, daß Elsaß-Lothringen eigentlichAusland" sei, daß aber, wenn man selbst davon absehe, die Thatsache, daß ein Gesetz vom Jahre 1872, wonach dem Oberpräsidenten das Recht zustehe, Zeitungen zu unterdrücken und zu verbieten, existire, genüge, um die Handlungen der Regierung zu rechtfertigen. Die Post handle vollständig gesetzlich und sie treffe kein Vorwurf, denn in den Bruderländern Elsaß und Lothringen herrschen eben Ausnahmszustände, richtiger: Belagerungszustand. Daß dieser faktisch vorhanden, gestand denn auch der Abgeordnete Lasker zu, indem er ausführte, daß der Vertreter des Bundes­raths vollständig Recht habe und es sonach nur von der Willkür des Oberpräsidenten von Elsaß-Lothringen abhänge, welche Zei- tungen von den dortigen Einwohnern gelesen werden dürfen. Und dies alles sechs Jahre nach der Annexion. Nachdem dieferZwischenfall" erledigt, ging es wieder im gewohnten Loyalitäts- Galopp weiter. Der Präsident verliest die Positionen, ohne daß ihn Jemand verstehen kann, die Abgeord- neten stehen plaudernd in Gruppen herum oder befinden sich 4. Uebertriebene Besoldungen und einträgliche Sporteln wer- den gekürzt. 5. Das Kirchen-Patronat wird abgeschafft, Pfarrer und Lehrer aller Richtungen werden von ihren betreffenden Gemeinden gewählt nnd abgesetzt. Zweite Stufe des Fortschritts. Spätere Reformen. 1. Alle Religionen und Sellen werden mit Plätzen zum Gottesdienst und Besoldungen für ihre Lehrer versorgt, wenn ihre Gemeinden zahlreich genug sind. 2. Niemand hat die Erlaubniß, Pfarrer oder Lehrer einer religiösen Sekte zu sein, der nicht anderweits als nützliches Mit- glied der Gesellschaft iv Gewerbe, Manufaktur, Industrie, Wissen- schaff oder Kunst beschäftigt ist.*) Dritte Stufe des Fortschritts. Stellung der Kirchen im com- munistischen Staat. 1. Religiöse Sekten und Gesellschaften dürfen sich die Mittel, Kirchen und Gotteshäuser zu errichten, nur durch. eigene An- strengungen verschaffen, nachdem sie vorher den lhnen zuge- fallenen Antheil an der nationalen Arbeit verrichtet haben. Gesundheitliche und andere Reformen von allgemeinem Nutzen. 1. Ein permanentes Gesundheitscomits tagt in allen Städten, stattet allen Lokalitäten, Häusern. Zimmern:c. häusige perio- dische Besuche ab und berichtet über seine Verhandlungen an das Lokal-Parlament. 2. Jedes Individuum unterzieht sich jährlich einer ärztlichen Prüfung seines Gesundheitszustandes. Dies geschieht, um eine genauere Kenntniß der in gewissen Gewerben und Beschäfti- gungen herrschenden Krankheiten zu erhalten und jener Vernach- lässigung und Unwissenheit entgegenzuwirken, welche sich heutzu- tage einer großen Anzahl von Personen so unglückbringend zeigen. 3. Alle körpertauglichen Armen, Vagabunden, Prostituirte, Schwindler und alle Personen ohne gesetzliche Mittel zum Unter- halt, werden zwangsweise in Straffabriken, Minen oder Acker- bau-Colonien beschäftigt. ) Vor 40 Jahren sah man noch an einer Hausthür in Dublin ein Messingschild mit der Auffchrift: Psarrer I. Foley, Tuchhändler. Das bildete eine Quelle sarkastischer Heiterkeit. draußen im Foyer; Millionen um Millionen werden ohne Wi- derspruch und ohne daß die meisten Abgeordneten wissen, um was es sich handelt, bewilligt; um einen heute gebrauchten Aus- druck des Abgeordneten Rickert zu wiederholen: es geht immer weiter. Ja wohl, es geht weiter, nur ist die Frage, wohin es geht, und dürfte die heute herrschende Krisis und der allgc- meine Nothstand nebst demKrieg in Sicht" eine recht treffende Illustration dazu bieten, wohin es geht. Schluß der Sitzung 4'/2 Uhr. Die Sitzung, in der 540 Mil- lionen Mark dem herrschenden System davon über vier Fünftel dem Moloch des Militarismus in den Rachen geworfen wurden, dauerte genau 5 Stunden, das heißt 103 Millionen die Stunde, fast zwei Millionen die Minute! Volk, bewundere deine Vertreter! 27. April. Zunächst einen kleinen Nachtrag. Ich vergaß gestern zu er- wähuen, daß Windthorst den Umstand, daß in Leipzig provi- sorisch ein Gebäude für das Reichsgericht gemiethet worden ist, dazu benutzte, die Reichsgerichtsfrage auf das Tapet zu bringen und den Verdacht auszusprechen, man betrachte in maß- gebenden Kreisen die Verlegung des Reichsgerichts nach Leipzig noch nicht als definitiv und denke daran, dem Reichstagsbeschluß zuwiderzuhandeln. Die spitzigen Ausführungen der kleinen Ex- zellenz versetzten den Präsidenten des Reichsjusttzamts, Herrn Friedberg , in außerordentliche Auftsgung. Der Mann stotterte, ward bald roth, bald blaß nnd kam mit Mühe zu der Erklä- rung, für die Regierung sei, nach dem Beschlüsse des Reichs- tags, die Sache überhaupt nicht mehr zweifelhaft gewesen eine Erkiärung, die jedenfalls zur Klärung nicht beigetra- gen hat. Heut haben wir das Nachspiel derZollschlachten". Ein sehr schwächliches Nachspiel. Das Ausgleichgesetz steht zu zweiter Lesung auf der Tagesordnung. DasHaus" ist größten- theils nicht zu Hause, sondern draußen im Foyer, wo die Ab- geordneten rauchen und plaudern. Innen bemüht sichunser Braun", die Sauce der freihändlerischen Gemeinplätze mit ein paar Witzen zu würzen. Es gelingt ihm aber nicht, obgleich er bei Meidinger Anleihen macht. Der alte Grumbrecht giebt sich Mühe, die lustige Person zu spielen, spielt aber blos die traurige. Schorlemer-Alst giebt Braun aus Barmherzigkeit ein paar Fußtritte(wozu dieser, der sich durch einigeSchoppen" gestärkt hat, vergnügt lächelt) und tiraillirt dann gegen die bisherige wirthschaftliche Politik der Reichsregierung, wobei er auch das Camphausen'fche Rezept nicht in's richtige Licht zu stellen ver- gißt. Dies bringt die Herren Achenbach und Camphausen auf die Füße. Der Herr Minister gegen Handel und Gewerbe, wie derGlöckner im Exil" boshaft Herrn Achenbach titulirt, ergeht sich in Allgemeinheiten und sucht den vergeblichen Beweis zu liefern, daß er früher nicht dem Manchesterthum gehuldigt und den Großlapitalismus gefördert habe. Mehr zur Person- lichen Bemerkung ergriff nach ihm sein College mit der fettigen Stimme das Wort. Er hatdie üble Gewohnheit", auf Zei- tungsangriffe nicht zu antworten; jetzt aber, da ihm das Camp- hausen'sche Rezept vorgeworfen werde, müsse er antworten. Er habe nie gesagt, daß die Löhne reduzirt und die Arbeit vermehrt werden müsse und verliest den betreffenden Passus seiner 1875er Rede, der zum Erstaunen des Haufes genau das besagt, was er nicht gesagt haben will. Er betrachtet es alseine Hauptaufgabe der Regierung", die Lage der Arbeiterklasse zu heben. Was insbesondere die vorliegende Frage angeht, so kann er sich nicht entschließen, das Thema: Schutzzoll oder Frei- Handel? hier zu erörtern, weil dieses Thema auch nach seinem Tode noch die Menschen beschäftigen wird(oder weil die Erör- terung vielleicht das Ministerportefeuille kosten könnte?) Verschiedene Anderereden" noch; das, was sie geredet, wurde jedoch blos.für die Wähler oder den Geldbeutel der be- treffenden Reichsbotengeredet", und hat also für das größere Publikum und unsere Leser absolut kein Interesse. Endlich nach vierstündiger Entleerung sind sämmtliche Redebrünnlcin versiegt und es wird zur Abstimmung geschritten. Die Reihenfolge, in der über die verschiedenen Amendements u. s. w. abgestimmt werden soll, verursacht dem Vizepräsidenten Stauffenberg, der an Stelle Forckenbcck's den Vorsitz führt, das übliche Kopfzerbrechen. Der Schweiß perlt ihm von der Stirn er sieht so perplex aus, als tanzten die Amendements und Anträge mitsammt der Gesetzesvorlage ihm wirbelnd vor den Augen herum. Drei-, viermal setzt er an; drei-, viermal erhebt sich Widerspruch. Endlich kann die Prozedur von Statten gehen. Angenommen abgelehnt angenommen abge- lehnt. Und als man an den Regierungsantrag kommt, ist der- selbe durch die vorherigen Beschlüsse seines Wesens vollständig 4. Die würdigen Armen, die Kränklichen, Alten, Blinden und alle anderen unfähigen Personen werden nach den humansten Prinzipien behandelt. 5. Die jetzigen Insassen der Armenhäuser werden nach dem Grade, in dem sie selbst Schuld sind an ihrer Armuth, classifi- zirt. Je weniger sie die Schuld der Nachlässigkeit trifft, um so besser soll ihre Behandlung sein. 6. Im communistischen Staat wird Trunkenheit zum Ver- brechen erklärt, da es einen Mann zeitweilig oder für immer unfähig macht, seinen Pflichten gegen Staat und Familie als fleißiger Bürger nachzukommen. Ueberdies werden Trunkenheit und Schwelgerei im communistischen Staat seltene Vorkomm- nisse sein, denn alle Speisen und Getränke werden vom Staat nach den ökonomischsten und gesündesten Verhältnissen vertheilt, gemäß dem natürlichen Hunger Aller und übereinstimmend mit der Erhaltung guter Gesundheit und gesundem Geiste. Trunken- heit wird überdies verhindert werden durch das Verbot, alkoho- tische Flüssigkeiten zu fabriziren, ausgenommen zu medicinischen und gewerblichen Zwecken. Soweit das englische Zukunftsprogramm. Wir wiederholen nochmals, daß wir es mehr als einen interessanten Beittag zur sozialistischen Bewegung aufgefaßt wünschen, als daß wir Alles, was dasselbe enthält acceptiren wollten. Manches darin ist, wie gesagt, etwas utopistisch, rechnet nicht mit den Thatsachen der Verhältnisse und der menschlichen Natur; Anderes ist sehr an- nehmbar. Vorläufig wollen wir die Aussonderung unseren Le- fern überlassen, vielleicht daß wir sie bei Besprechung des ganzen Buches selbst noch vornehmen. Ein würdiger Vertreter der Heiligkeit der Ehe. Vor einiger Zeit brachten wir eine Notiz über einen bekannten fortschritt- lichen Abgeordneten, dem seine Frau entlaufen war, weil er die Heilig- keit der Eheallzuhoch" hielt. Die«Verl . Fr. Pr." ergänzt nun jene Notiz noch in folgender Weise:Herr Duncker, der sonst voraus- gesetzt, daß er nicht wichtige Reisen behufs SozialistentSdwng machte ein recht fleißiger Besucher des Reichstages war, leistet, seitdem die stadtbekannten Ereignisse circuliren, dem Abgeordneten Ratzinger Ge- sellschaft, d. h. er glänzt durch beharrliche Abwesenheit. Fortschrittliche Blätter haben noch nichts davon gebracht." Also Herr Duncker, der Mann derVolkszeitung", der Busenfreund des HarmoniedoktorS, der Mitgründer der Gewerkvereine, ist diefer keusche Joseph.