hatten Delegirte gesandt. Punkt>/z3 Uhr setzte sich der Zug, ge-führt von mehreren Musik- und Trommlerchören in Bewegung,sich Bahn brechend durch eine bedeutende Menschenmasse amBahnhofplatz und den auf dem Weg durch die Stadt von ihmberührten Straßen. Im Zuge befanden sich die GrütlivereineZürich, Neumünster, Außersihl-Wiedikon, dann der Holzarbeiter-und Glaser- Fachverein, Metallarbeiter-Gewerkschaft, Fachvereinder Schlosser, Schmiede, Wagner und Steinhauer, Schneider-Gewerkschaft, Gewerkschaft der Fabrik- und Handarbeiter Zürich,sämmtliche Buchdrucker von Zürich, Gemischte Gewerkschaft vonHöngg, Lederarbeiter- Gewerkschaft, Schuhmacher-Fachverein,Fachverein der Sattler und Tapezierer(ebenfalls von Zürich),Spengler von Winterthur und Zürich u. s. w. in einer Ge-sammtzahl von ca. 2000 Personen, darunter auch einer SettionFrauen. Außer den bereits oben genannten waren noch fol-gende Grütlivereine vertreten: Niederurdorf, Affoltern a. A.,Adlisweil, Thalweil, Horgen, Wädensweil, Winterthur, Töß,Uster, Elgg, Schaffhausen, Wettingen, Weinfelden, Baar, Haslen(Glarus), Bern und Chur.Die Standarten im Zuge trugen folgende Inschriften:„Gesetzlicher Schutz des Arbeiters im Interesse der Landes-vertheidigung!"(Grütlivereine).„Hoch der Normalarbeitstag!"„Verbot der Sonntagsarbeit."(Holzarbeiter).„Hastpflicht gegenüber den auf dem Schlachtfeld der In-dustrie Verletzten und Getödteten."(Metallarbeiter).„Gesetzlicher Schutz für Leben und Gesundheit der Arbeiter."(Steinhauer).„Gesetzlicher Schutz für die Fabrikfrauen und Fabrikkinder."(Gewerkschaft der Fabrik- und Handarbeiter).„Licht in die Köpfe! Feuer in die Herzen! Mark in dieKnochen!"(Buchdrucker).„Strenge Controle der Fabriken durch Fabrikinspektoren."(Lederarbeiter).Auf dem Kasernenplatz, woselbst eine Volksversammlungunter freiem Himmel arrangirt war, fanden sich weit über 5000Menschen zusammen, die von dem vereinigten Gesangschor desGrütli- und Deutschen Arbeitervereins mit dem Liede„Wachtaus!" begrüßt wurden.Hierauf ergriff der Redakteur des„Grütlianer", BürgerVogelsanger das Wort, um in kurzen kräftigen Worten überdie Hastpflicht zu referiren. Nach einem hierauf folgendenMaffengesang bestteg der Nationalrath Professor Vögelin dieTribüne, um in längerer ausgezeichneter Rede die Arbeits-Zeitbestimmungen zu besprechen. Nach einem abermaligenMaffengesang setzte Mechaniker Mors die Nothwendigkeitder Fabrikinspektoren auseinander und am Schluß sprachGreulich in zündender Rede noch über die Wichtigkeit derOrganisation.Die Versammlung nahm einstimmig folgende Resolution an:„Die heute, den 13. Mai 1877 auf dem Kasernenplatz Außer-fihl tagende MassenversammlungIn Erwägung:daß eine Versammlung von Spinncreibesitzern in Zürich be-schloffen hat, die Volksabstimmung über das eidg. Fabrikgesetzzu verlangen, um dasselbe zu Falle zu bringen;daß die Vorarbeiten und Berathungen über dieses Gesetzdrei Jahre gedauert haben, eine Zeit, die noch keinem anderenGesetze gewidmet worden ist,Und in Anbetracht:daß bei den Berathungen in den eidgenössischen Rathen weitmehr die Wünsche und Interessen der Herren als die der Ar-beiter zur Geltung gekommen sind;erklart:„Das Bestreben einer Anzahl von Fabrikanten, das Fabrik-gesetz zu Falle zu bringen, kann nur als Herrenübermuth be-zeichnet werden, dem gegenüber alle Arbeiter und Freunde desgesetzlichen Schutzes der Arbeiter entschieden Stellung nehmenmüssen. Wir würden es als eine Schmach für unsere Republikbedauern, wenn das Vorhaben der Spinnereibesitzer von Erfolgbegleitet würde.„Trotzdem wir von dem Resultat der Berathung in den cid-genössischen Rüthen nicht befriedigt sind, trotzdem das vorliegendeFabrikgesetz ein Compromiß ist, bei dem fast alle Wünsche derHerren erfüllt wurden und fast alle Begehren der Arbeiter un-berücksichtigt blieben und obgleich wir den Beschlüssen der Ver-treter des Schweizerischen Arbeiterbundes und des Schweize-rischen Grütlivereins am Congreß zu Pfingsten in Neuenburgnicht vorgreifen wollen—„Sind wir doch durch das Vorgehen der betr. Fabrikantengenöthigt, zu erklären, daß wir das vorliegende Fabrikgesetz alseine bescheidene Abschlagszahlung an die Ehre der Republik unddie Begehren der Arbeiter betrachten und annehmen. Kein Ar-iiwik-„schuft eine Zeit lang auf einem freien Platze— während siehier der Ruhe zc.(s. o.!)Ferner:„Als die Gefangenen nach Dossenbach gebracht werden sollten,„erhob sich vom Walde her ein Hurrahgeschrei und es stürzte„ein großer Haufen Freischärler heraus, welche die Patrouille„mit Schüssen verfolgten. Diese zog sich eilends gegen Dossen-„bach Zurück, worauf das Feuer aufhörte. Als aber Oberfeld-„webel Köhler seine Leute auf günstigerem Terrain in einer„Plänklerlinie aufgestellt hatte, wurden sie zum zweiten Male„angegriffen und erwiderten jetzt(!!) mit mehreren Salven, welche„drei Freischärler tödteten.— Als nun die Freischärler in„großen Massen aus dem Walde traten und im Sturmschritte„gegen die Truppen heranrückten u.Für jeden Unbefangenen ist hiermit zugleich der Beweis ge-liefert, wohin einzig und allein der Leiterwagen mit Herweghund Frau nebst unseren Kranken gefahren sein konnte. Offenbartiefer in den Wald hinein.— Anders wohin konnte er garnicht fahren. Der Bericht des Generals von Miller sagt ganzdeutlich, daß nicht nur die Waldungen, sondern der ganze Dinkel-berg, theils durch die Truppen des Generals von Baumbach(Infanterie und Reiterei) theils durch diejenigen des Generalsv. Miller(Reiterei und reitende Artillerie excl. der schon an-wesenden Bataillone des 1. und 6. Infanterieregiments) voll-ständig umstellt waren.Aus den beiden Berichten ist ersichtlich, wie das Commandoder �.ruppen sowohl als die Staatsanwaltschaft Alles aufboten,°ei1 Vetoeis zu liefern, daß die Legion den Kampf begonnenhabe.-Loch sind das Zugeständniß der Anklage-Akte, daß und?.!!<!• C9C'1 Umständen„einige Schüsse fielen", und die Ent-schuldigung des Generals v. Miller, daß und warum er vorMorgens 6 Uhr keinen Angriff wagen konnte, die beste Wider-legung jener tendenziösen Behauptung, die denn auch vor demSchwurgerichte, durch die Angaben des Oberfeldwebels Köhlerins rechte Licht gestellt wurdeDiese„einige Schüsse" fielen auf den Krankenwagen, aufdem Herwegh nebst Frau saßen, und dort gab es auch die erstenTodten und Verwundeten.- Deshalb fuhr der Wagen weiter,beiter und kein wahrer Republikaner möge sich dazu erniedrigen,dem Interesse selbstsüchtiger Fabrikanten seine Unterschrift zuleihen.„Der gesetzliche Schutz der Arbeiterbevölkerung der Er-wachsenen, der Frauen und der Kinder gegen Ausbeutung, Ver-kümmerung und Entwürdigung ist— namentlich in dem beschei-denen Maße, wie ihn das vorliegende Fabrikgesetz bietet— eineernste Forderung der Menschlichkeit, er ist eine dringende Roth-wendigkeit für die Industrie, die, um noch concurriren zu können,intelligentere und leistungsfähigere Kräfte braucht, als sie durchdie bisherige Fabrik-Wirthschaft erzeugt wurden— und diesergesetzliche Schutz ist eine spatriottsche Nothwendigkeit;, um dieFreiheit und Unabhängigkeit unseres republikanischen Gemein-Wesens aufrecht erhalten zu können.„Diejenigen, welche noch diesem Minimum von Schutz, derim Fabrikgesetze geboten wird, entgegentreten, ja ihn zu Fallebringen wollens, kennzeichnen sich selbst als Feinde der Mensch-lichkeit, als Femde größerer Leistungsfähigkeit der Industrie undals Feinde der Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes.„Wir fordern alle Freunde des Volkes auf, diesem cultur-feindlichen Beginnen mit allen Kräften entgegenzutreten, die Ar-beiter aber ermahnen wir, einzutreten in die Reihen des Schwei-zerifchen Arbeiterbundes und des Schweizerischen Grütlivereinsund dort mitzukämpfen an dem Werke der Befreiung des arbei-tenden Volkes aus den Fesseln der Armuth, der Unwissenheitund Knechtschaft."Während der Rede des Nationalrath Vögelin sandte derHimmel einen kurzen Regenschauer, der von der Masse der Ver-sammelten mit einem Wald von Regenschirmen glücklich parirtward, der Redner(früher Pfarrer, jetzt Geschichtsprofessor ander eidgenössischen Hochschule) ließ sich in seinem Bortrag durch-aus nicht stören, sondern sprach dem Wetter zum Trotz weiter.Der Himmel, wohl einsehend, daß bange machen hier nicht galt,lachte nach kurzer Zeit wieder heiter auf die imposante Ver-fammlung nieder.Das Militär nahm von den Fenstern des Kasernengebäudes,die von ihm dicht besetzt waren, auch an der VersammlungTheil.Eine Menge Begrüßungstelegramme und Zustimmungen ausallen Theilen des Landes liefen während der Massenvcrsamm-lung ein, konnten jedoch wegen vorgerückter Zeit nicht mehrverlesen werden.Die Demonstration, durch keinen Mißton gestört, hat durchihren ruhigen, ernsten Charakter und die zahlreiche Betheiligungallenthalben den besten Eindruck gemacht und den Herren Fabri-kanten jedenfalls gezeigt, daß ihre Mühe, das Fabrikgesetz zuFalle zu bringen, eme vergebliche ist, wenn die Arbeiter zurUrne ebenso fest gegliedert und freimüthig schreiten wie gesternzur Massenversammlung. Hoffen wir das! A. U.Correspondenzen.London.(Für die Märtyrer der Kommune.) In eineram 6. d. hier abgehaltenen Versammlung der Flüchtlinge derKommune ist einstimmig beschlossen worden, eine Tombola(Verlosung) zu veranstalten, deren Erträgniß für die in Neu-kaledonien schmachtenden Kommunekämpfer bestimmt ist.Es wurde eine Kommission ernannt, die folgenden Aufruferlassen hat:„Wir wenden uns an die Flüchtlinge und an dieMänner aller Nationalitäten, welche unsere sozialpolitische Ueber-zeugung theilen, sowie an alle Diejenigen, deren Inneres sichbei dem Berichte über die Leiden unserer politischen Freundeempörte, um ihre Beihilfe zu erlangen, sei es indem sie eigeneArbeiten, sei es, daß sie andere für unsere Tombola geeigneteGegenstände beisteuern.„Arbeiterinnen, Arbeiter, Schriftsteller, Künstler, möge einJeder sich mit seiner Arbeit daran bctheiligen!„Tausende von Meilen entfernt giebt es Unglückliche, gebeugtunter einem eisernen Joche, entblößt von Kleidern, schier vorHunger sterbend, weil sie es versuchten, die Sache des Volkes zuverthcidigen! Wir, ihre Brüder, wir dürfen sie nicht einenAugenblick glauben lassen, daß wir sie vergessen haben.Für die Commission:A. Combault, Sekretär, 24, Broad Str. Golden Sq. IV., London.A. Theiß, Sekretär, 36, Charlotte Str. Fitzroy Sq. IV., London.V. Richard, Kassier, 67, Charlotte St. Fitzroy Sq. IV., London."Wir wissen, daß es den deutschen Arbeitern durch die Gesetzesehr schwer gemacht ist, an diesem Werke der Partei- und derMenschenpflicht sich zu betheiligen, aber Etwas wird sich dochthun lassen.Arfurt, den 11. Mai.(Eugen Richter auf Agitatton.)Der„edle" Eugen verweilt jetzt in Thüringen, um dessen Be-wohnern plausibel zu machen, was er unter„Fortschritt" ver-am im Walde— es war dies am südöstlichen Ende des freienPlatzes, auf dem die Mannschaft lagerte, eine geschütztere Stellezu haben.— Was jedoch später nicht verhinderte, daß die beidenPferde— und wie eimge behaupten auch der Fuhrmann—,als die Truppen den sich zurückziehenden Legionären nachdrangen,erschossen wurden.Herwegh saß nebst seiner Frau auf diesem Wagen und beide,sowie auch einige der Kranken, machten Patronen während derganzen Zeitdauer des Gefechtes;— ich selbst hatte mir bei ihnenzwei Mal für meine Leute welche geholt— und ist diese That-fache— durch viele der gefangenen Legionäre in ihren Aussage-Protokollen festgestellt worden.— Daß Herwegh hätte auf demWagen sitzen bleiben sollen, als die allgemeine Retirade einmalbegonnen hatte, das wird kein vernünftiger Mensch von ihmverlangen, er müßte denn von dem muthigen Schlage seinernationalliberalen Verleumder sein!Das Gefecht bei Dossenbach hat der unnöthigen Opfer geradegenug gekostet.— Der Bericht des Generals v. Miller sprichtvon 30 Todten, vielen Verwundeten und 400 Gefangenen; dieAnklage-Akte von nur 10 Todten, die Zahl der Verwundetenwird als unermittelt angegeben und werden 373 Gefangene auf-geführt. Ich selbst kann, was diesen Punkt anlangt, keine voll-ständigen Angaben machen; ich habe nur 8 Leichen gesehen:zuerst sah ich Schimmelpennig stürzen, der aber nicht, wie esim Berichte des Generals v. Miller heißt, von Hauptmann Lippgetödtet wurde, sondern selber, im Eiser des Eindringens aufLipp, in das Bayonnet eines seinen Hauptmann durch Kopfparadeschützenden Soldaten hineinrannte; dann fiel dicht hinter mirund— da die Kugel wahrscheinlich auf meine schwarz-roth-goldene Schärpe gemünzt war— an meiner Statt der geist-reiche Obergerichtsanwatt Oedermann aus Oldenburg— fernerfielen in meiner Nähe während des Kampfs noch 3 Mann—und später bei dem Rückzüge sah ich 2 weitere fallen; auch beidem Krankenwagen sah ich einen Todten, und auf demselbenbefanden sich 4 oder 5 Verwundete.(Schluß folgt.)I steht. Gestern fand eine Borstellung in Apolda statt. DenVorsitz führte ein„Gesinnungsgenosse" von Richter, welcher beiEröffnung der Versammlung eine„Geschäftsordnung" prokla-mirte; danach hatten die Referenten(Richter und Träger)unbeschränkte Redezeit: den Gegnern wurden allergnädigst zehnMinuten bewilligt. Bureauwahl, welche unser Genosse Ufertverlangte, wurde als„unparlamentarisch" zurückgewiesen. Eugen,der„edle Ritter" begann nun seine„Rede". Er wäre nichtgekommen, um vor sozialdemokrattschen Agitatoren zu sprechensondern vor Apoldaer Bürgern; sein Freund Träger sei in Geraals Abgeordneter für den Reichstag gewählt; daß sei ein Be-weis, daß die„Fortschritts"partei Anhang habe. Jetzt folgenLobeserhebungen über die„Thätigkeit" seiner Partei, indem siedie„wahren" Vertreter des Volkes sei. Er ist ein„Gegner"der Nationalliberalen. Redner definirt, wer Nationalliberal ist.Nationalliberal sind Die, welche nicht Fortschrittler, Sozialdemo-kraten, Conservative, Klerikale zc. sind, daraus folge, daß Fort-schrittler Die sind, welche nicht liberal, konservativ, klerikakal,sozialdemokratisch:c. sind. Bravo! Herr Richter. Da haben Sieuns wieder'mal„belehrt".— Die Sozialdemokraten sind ihmverhaßt; sie sind„schädlich" für sdas Volk und im Reichstage„unthätig". Liebknecht habe sich zum Wort gemeldet,*) sei abernicht am Platze gewesen, als ihm hätte das Wort ertheilt werdensollen. Liebknecht möchte„in seinem Blatte" darüber schreibenwas er wolle,„der Präsident habe es gesagt". Die Sozialistenhaben ein„Arbeiterschutzgesetz" eingebracht, aber es sei mcht vonden Sozialdemokraten. Die Verkürzung der Arbeitszeit hätteVerminderung des Arbeitslohn im Gefolge. Der Entwurf lasseüberall den Polizeistaat erblicken und sei die Sozialdemokratieeine Folge des Polizeistaats. Beweis: In England, Amerikaund der Schweiz gäbe es keine Sozialisten. Jetzt erfolgenAngriffe auf Lassalle, Schweitzer zc. mit bewunderungswürdigerFrechheit. Am Schluß kommt Redner zu der dreisten Behau))-tung:„Wir, also die Fortschrittler, schlagen die Sozialdemokratie,wo wir sie nur finden." Nach Richter sprach Träger, der so-wohl mit größerer Gewandtheit als auch mit mehr Anstand fürseine Partei Progaganda machte. Danach war es mir undUfert vergönnt, über Richter zu richten. Ein Valentin warnicht da. R. fand es daher für angezeigt, jedesmal nach unslange zu reden, viele Unwahrheiten auszusprechen und mit großerUnverfrorenheit die Behauptung aufzustellen, die Sozialistenwagten es nicht, ihre Bestrebungen öffentlich kund zu geben;und doch ist dies so oft geschehen, daß nur ein Richter solcheUnwahrheiten aussprechen kann. Wenn wir gestern mehr per-sönliche Angriffe zurückweisen mußten und unsere kurz bemesseneRedezeit eine eingehende Diskussion über unser Programm nichtzuließ, was auch Richter sehr erwünscht war, so berechtigt dasNiemand zu solchen Behauptungen. Herr Richter will mituns hier nicht diskutiren, aber im Reichstage will er unsereAbgeordneten mehr„bekämpfen". Wehe, wehe, wie wird esunfern Abgeordneten ergehen, wenn Richter's„Keulenschläge"sie treffen! Es ist wohl überflüssig, den Charakter des„edlen"Eugen hier zu schildern, nur so viel sei mir darüber zu bemerkengestattet, daß von den vielen Gegern, welche mir persönlichgegenüberstanden, keiner so viel persönliche Angriffe gemacht,Verläumdungen, Unwahrheiten ausgesprochen, keiner so viel Un-kenntniß über die Arbeiterbewegung und ihre Ziele verrathen,als der„Finanzminister in spe". Richter wußte, daß die Mehr-zahl der erwähnten Versammlung ihm hold war. Der„Reichs-verein" machte ihm zwar Opposition, aber wenn es gegen oieSozialisten ging, waren alle„Getreuen" einig. Die bescheidenenVersammlungsräume gestatteten nicht, daß unsere Genossen auchnur zur Hälfte hätten Platz bekommen können.Was war nun das Resultat der Versammlung, welche inallen thüringer Blättern und Blättchen publizirt worden war?Circa 300 Thcilnehmer. Der„Reichsverein" war vollzähligerschienen; einige Arbeiter, welche im fortschrittlichen Lager sind,ohne zu wissen weshalb, waren auch da; und der Rest bestandaus Neugierigen und unfern Gesinnungsgenossen.Zu wünschen wäre, daß der„edle" Eugen in Thüringenviele Versammlungen abhielte, denn der Erfolg wäre: die„Fort-schrittspartei" käme in Miskredit— auch dort, wo sie es nichtist— und Richter spräche bald vor leeren Stühlen und Bänken.Richter haßt die Wahrheit, ws es gilt, seinem Gegner die ge-bührende Achtung zu zollen; er verletzt die einfachsten Regelndes Anstandes, wo ihm andere Ansichten entgegen gestellt werden;er greift zur Waffe der Lüge und Verläumdung, wenn esgilt, für seme Partei Propaganda zu machen und andere ehren-werthe Personen, welche der Gesellschaft bessere Dienste leistenwie er, mit Koth zu bewerfen. Eine solche Taktik im„geistigenKampfe" macht Denjenigen, der sich ihrer bedient, verächtlich.Klute.St. Johann-Saarbrücken, 14. Mai. Nachdem vorgesternunser Reichstagskandidat R. Hackenberger nach einer über-standenen Haft von 14 Monaten in unsere Mitte zurückgekehrtwar, hielten wir gestern eine von 6—700 Personen besuchteVolksversammlung ab. Die Hoffnung, daß H. in derselbensprechen würde, wurde leider durch dessen nahezu lebensgefähr-lichen Zustand vereitelt, und so übernahm Genosse Kaulitz dasReferat. Derselbe sprach in zweistündigem, klarem und allgemein-verständlichem Vortrage über das Arbeiterschutzgesetz, zugleich dieschwächliche, prinzipienlose Haltung der liberalen Partei inscharfer Weise geißelnd. Nachdem derselbe unter allgemeinem,stürmischem Beifall der Versammlung geendet, meldete sich HerrKaul von hier zum Wort. Ohne auch nur den geringsten Ver-such, den Vorredner zu widerlegen, zu wagen, verließ er unterhomerischem Gelächter der Anwesenden die Rednerbühne.—Arme liberale Partei, die du solchen Mann zum Führer erkoren.Als Kaul noch einmal sprechen wollte, wurde er von den eigenenGenossen zurückgehalten, und einer derselben rief ihm zu:„Siehaben sich und uns schon genug blamirt."Nun sprach Genosse Kaulitz unter andauerndem, lebhaftemBeifall über die von unfern Abgeordneten gethanen Schrittezum Schutze der Wahlfreiheit, um dann einstimmig zum Dele-girten für den Parteicongreß gewählt zu werden. Eine aus derMitte der Versammlung eingebrachte Resolution:„Die am 13. Mai c. im Lokale des Herrn W. Billigtagende ca. 600 Mann starke Versammlung erklärt sich mitden Ausführungen des Referenten einverstanden, und trittdemselben in allen Punkten bei"wurde gleichfalls einstimmig angenommen, worauf die Versamm-lung dann unter dem Absingen der Arbeitermarseillaise ge-schlössen wurde. Wie durchschlagend unser Erfolg war, geht ambesten daraus hervor, daß die Lokalzeitungen, die sich schonlange vorher mit der Versammlung beschäftigt hatten, dieselbejetzt mit keinem Worte erwähnen. Nun, wir verlangen auch♦) Nicht wahr! Und wer es behauptet, nachdem ich das von)rn. Richter zuerst kolportirte Mährchen„in meinem Blatte be-1 � Li 1CL � 1 r. I C. � m AM wv, A TT.-»fichtigt, ist ein Lügner— heiße er wie er wolle.Leipzig, 15. Mai 1877.W. Liebknecht.