iie Bewaffnung und Bekleidung des Landsturms ge-raffen.„Purer Zufall", sagen die Offiziösen,„das Landsturm-gesetz ist schon seit einigen Jahren in Kraft und mußte docheinmal ausgeführt werden." Warum gerade jetzt?„PurerZufall."— Russische Humanität.„Am 12. Mai, schreibt mandem polnischen Blatt„Czas", ist auf der Warschauer Citadelleder Jnsurgentenführer aus dem Jahre 1363, Krysinski,erschossen worden. Er kehrte mit seiner Frau aus dem Exilzurück und stellte sich auf Gnade und Ungnade der Regierung.Man internirte ihn in der Citadelle und verurtheilte ihn zumAufenthalte in einer sibirischen Colonie. Ehe man ihn jeooch„verschickte", ertheilte ihm der Offizier du jour die Erlaubniß,in die Stadt zu gehen. Als er eines Abends nicht zurückkehrte,schickte man ihm eine Patrouille nach, welche ihn ergriff. Inaller Schnelligkeit wurde er erschossen, während derOffizier äu jour zum gemeinen Soldaten degradirt wurde.—Und dieses Rußland will„an der Spitze der Civilisation" mar-schiren!— Ein fortschrittliches Manöver. In der�BerlinerStadtverordnetensitzung vom 24. Mai beantragte der Stadtver-ordnete Keilpflug, bei den bevorstehenden Nachwahlen zumReichstage die Wahlberechtigten von Seiten des Magistrats durchKarten einzuladen; der Stadtverordnete Ludwig Löwe, derzum Candidaten der vereinigten Liberalen und Reaktionäre am23. Mai unter dem Vorsitze eben deffelben Herrn Keilpflug ineiner geschlossenen Versammlung nominirt war, unterstützte denAntrag. Keilpflug verwahrte sich von vornherein, ohne ange-griffen zu sein, davor, daß durch derartige Einladungen eineBeeinflussung stattfinden solle— das böse Gewissen schlug demedlen Fortschrittler. Die„Vossische Zeitung" brachte vor einigenTagen einen Artikel, in welchem die Behauptung aufgestelltwurde, daß, wenn in Berlin 60 Prozent der Wähler sich beider Neuwahl an der Wahl betheiligten, die Fortschrittsparteisiegen würde. Diese Behauptung, die uns allerdings nicht ein-leuchtet, war dem Herrn Keilpflug zu Kopfe gestiegen; er weiß,daß mancher Wähler glaubt, wenn er vom Magistrat eine be-sondere Einladung zur Wahl bekommt, dem Magistratdurch sein Erscheinen eine Gefälligkeit zu thun— ergeht dann zur Wahl; daß solche Wähler auch nachdem Herzen des Magistrats wählest, ist gleichfalls sicher. Hier-aus sieht man, daß der Antrag ein Parteimanöver der perfidestenSorte war, an dem sich der Candidat der Fortschrittspartei,Herr Löwe, zu betheiligen nicht schämte. Derlei Manöver werdenübrigeus am Wahltage durch die Sozialdemokratie zu Schandengemacht werden. Uebrigens war die Stadtverordnetenversamm-lung selbst nicht erbaut von dem Keilpflug-Löwe'schen Antrage.Ein Redner nannte ihn mißlich— das läßt sich hören; einanderer nannte ihn zwecklos— also doch ein Parteimanöver.Schließlich wurde der Antrag durch Uebergang zur Tagesordnungbeseitigt.— Wahrscheinlich findet die Neuwahl im 5. und 6.Wahlkreis an einem und demselben Tage statt. Die rührigsteund umfassendste Agitation thut deshalb noth. Die dazu nöthigcnGeldmittel sind in der letzten Woche etwas spärlicher geflossen,als vorher, deshalb müssen die Parteigenossen in ganzDeutschland, die von der Wichtigkeit der Berliner Nachwahlenüberzeugt sind, für dieselben thatkräftig eintreten. Geldsen-düngen sind zu richten an die Adresse: C. Anders in Berlin,Steglitzerstraße 53.— Herr Eugen Richter hat in einem seiner berufs- undgeschäftsmäßigen Waschzettel die Behauptung aufgestellt, die sozial-demokratischen Abgeordneten, weit entfernt durch Valentin inihrer Redefreiheit beschränkt worden zu sein, hätten im Reichstaghäufiger gefprochen, als ihnen ihrer Zahl nach eigentlich zu-komme. Bekanntlich weist die— noch unvollständige— Wahlstatistikfür 1877 der sozialistischen Partei eine größere Zahl vonStimmen zu als den Fortschrittlern, der Partei des HerrnRichter. Wohlan: aus der soeben veröffentlichten Redestatistikfür die letzte Session ersehen wir, daß alle sozialdemokratischenAbgeordneten— die persönlichen Bemerkungen besonders ge-rechnet— zusammengenommen fünfunddreißig Mal geredethaben, der einzige Herr Eugen Richter aber fünsund-sechzig Mal! Und das will uns Redelust und Mißbrauch desRederechts vorwerfen!— Zweifelhafte Wohlthätigkeit. In Holstein bestehenviele Vereine zur Unterstützung von Hilfsbedürftigen; unter an-deren auch ein Verein zur Unterstützung hülfsbedürftigerverwaister Predigertöchter. Die„Jtzehoer Nachrichten"machen auf die Generalversammlung, welche am 29. Mai statt-findet, besonders aufmerksam, indem sie die baldigste Einsendungder rückständigen Jahresbeiträge dringend empfehlen und außer-dem betonen, daß den Mitgliedern Gelegenheit geboten würde zurpersönlichen Begrüßung.— Wessen? Der Mitglieder oder derverwaisten Predigertöchter? Darüber schweigt die sonst so schwatz-hafte Tante. Ist das letztere der Fall, so entpuppt sich derHülfsverein als ein schlau angelegtes Heirathsbureau. ImUebrigcn aber fragen wir uns, wie man bei der allgemeinenVolksnoth solche Spielereien mit der Unterstützung treiben kann.Leiden die Töchter der Lohnarbeiter nicht noch größere Roth?Sie mögen arbeiten, klingt die rauhe Antwort. Sie würdengern arbeiten, wenn sie nur Arbeit hätten. Warum sollen aberdie verwaisten Predigertöchter nicht arbeiten? Weshalb sollensie von„milden Gaben" ihr Leben fristen. Merkt der Unter-stützungsverein denn nicht, daß er die Predigertöchter mißkreditirt,daß er dieselben an den Pranger des Müßiggangs stellt?— Unsere Gegner. Aus Reichenbach i. Schl. wird inBourgeois-Zeitungen(z. B.„Leipziger Tageblatt" vom 25. d.)geschrieben:„Als Folge der sozialistischen Agitationenin Arbeiterkreisen ist es wohl anzusehen, daß die Unzufriedenheitmit der eigenen Lage mehr und mehr gesteigert und in bedenk-lichster Weise zum Haß gegen die Inhaber der Fabrik Etablisse-ments angefacht wird. Welche Nachtheile schließlich für die Ar-bester daraus erwachsen dürften, wenn sie die Fabrikbesitzer be-drohen, crgicbt sich aus einer Anzeige, die der CommerzienrathGeisler zu Peterswaldau veröffentlicht. Dieselbe lautet wiefolgt:„Am Sonntag, den 6. Mai c., erhielt ich de dato Poststempel Peterswaldau einen Brief, unterzeichnet„im Auftrageder Verbündung", in dessen Inhalt die frevelhaftesten Drohun-gen gegen mein Leben ausgesprochen sind. Dieser Brief legtmir auf und hat mich veranlaßt zu dem unabänderlichen Ent-schluß, den Betrieb meines Waaren-Fabrikationsgeschäftes hiernunmehr aufzugeben. Um jedoch keine Härte obwalten zulassen, habe ich bestimmt, daß die Ausgabe von Garnen andie Handweber bis den 15. Juli fortgesetzt wird und die Ein-lieferung der Waaren noch bis den 1. August c. erfolgenkönne, au welchem Tage das Geschäft hier unnachsichtlich fürimmer geschlossen wird. Geisler,Firma: Friedrich Waagenknecht."Wenn Herr Commerzienrath Geisler schwachnervig genug ist,sich durch den Drohbrief irgend eines namenlosen Lumpen in'sBockshorn jagen zu lassen, so kann man den Mann nur auf-richtig bedauern. Mit welchem Recht aber kommt der Schreiberobiger Correspondenz dazu, die Sozialdemokratie für diesenDrohbrief verantwortlich zu machen? Anonyme Drohbriefe schicktnur ein roher und in jedem Fall auch ein feiger Mensch. Roh-heit und Feigheit liegen aber nicht im Wesen der Sozialdemo-kratie— deren Prinzip es überdies zuwiderläuft, einen einzelnenMenschen für die Schaden der bürgerlichen Gesellschaft verant-wortlich zu machen. Und nun die Frage— wer ist„der bessereMann": der Verfasser dieser anonymen Denunziation gegenunsere Partei, oder der Urheber des anonymen Drohbriefs anHerrn Geisler? Der Erstcre gewiß nicht.—— Die„Neue Zeit" in Chicago veröffentlicht Nachstehen-des:„Pi o und Gele ff. Da in letzter Zeit über die Abreiseder beiden Sozialistenführer Pio und Geleff nach Amerika viel-fache Gerüchte, sowohl in der sozialistischen Parteipresse, wieauch in gegnerischen Blättern, in Umlauf gesetzt wurden, sahenwir uns veranlaßt, gestern einen Berichterstatter au die beidenObengenannten, welche sich seit einigen Tagen hier aufhalten,abzuschicken. Herr Pio war nicht anwesend, wird aber in eini-gen Tagen von Kansas zurückerwartet. Von Herrn Geleff er-fuhr unser Berichterstatter im Wesentlichen Folgendes:„Pio, Geleff und Brix(Letzterer befindet sich im Gefängniß)waren die Eigenthümer der Zeitung, die ihnen die Partei voreinigen Jahren auf Lebenszeit Übermacht hatte. Der„Sozial-Demokraten" war mit einer Schuld von 8000 Kronen belastet,dahingegen hatten die genannten Eigenthümer in letzterer Zeiteine Druckerei im Werthe von 10,000 Kronen angeschafft.„Ueber die Ursache der eiligen Abreise äußerte sich HerrGeleff folgendermaßen: Er habe aus sicherer Quelle erfahren,daß sowohl er wie Pio in nächster Zeit von der Regierung ver-haftet werden würden(?), und da sie schon einmal auf längere Zeithinter Schloß und Riegel gesessen hätten, so wäre dies keine be-sonders angenehme Aussicht für sie gewesen. Doch hätte auchdieser Grund noch nicht maßgebend sein können, wenn nicht Neidund Gehässigkeit in der eigenen Partei sie schließlich bewogenhätten, die Flinte für eine Weile in's Korn zu werfen und Eu-| ropa den Rücken zu kehren. Es habe sich eine starke Oppositioninnerhalb der Partei gebildet, mit der ausgesprochenen Absicht,bei dem nächsten Parteikongresse die bisherigen Leiter der Zei-tung zu verdrängen, um andere Leute an deren Stelle zui setzen.i„Herr Geleff betonte besonders, daß ein gewisser Klein, derin Kopenhagen ein kleines Blättchen herausgiebt und dasselbeunentgeltlich vertheilen läßt, im Solde der Polizei stehe(?) undalles aufgeboten habe, um die Führer der dänischen Sozial-demokratie bei den Arbeitern in Mißkredit zu bringen. Dadieser Zweck erreicht worden sei, hätten sie es vorgezogen, frei-willig von ihrer öffentlichen Thätigkeit zurückzutreten, da ja dochder Fortschritt der sozialistischen Bewegung bekanntlich nicht voneinzelnen Personen abhängt.„Herr Geleff stellte entschieden in Abrede, daß er und Piodie Kassen vor ihrer Abreise ausgeleert haben sollten. Die Kassewäre so ziemlich leer gewesen(wie dies bekanntlich bei den meisten' sozialistischen Kassen der Fall ist), und wenn Pio nicht bei wohl-habenden Verwandten Geld bekommen hätte, so hätten sie nichteinmal die nöthigen Reisemittel gehabt.„Die Correspondenz im„Vorwärts" erklärte Herr Geleffals erlogen und bezeichnete den genannten Klein als den wahr-scheinlichen Verfasser derselben.„Auf Befragen sagte Herr Geleff noch, daß sowohl er wiePio ihre Frauen mitgebracht hätten und vor der Hand noch nichtwüßten, welchen Erwerbszweig sie ergreifen würden."Nach dem Grundsatz oes audiatur et altera pars—„manmuß sie hören alle Beede"— hielten wir uns zur Wiedergabedes Obigen verpflichtet. Unser Urtheil kann dadurch nicht um-gestoßen werden. Ohne uns auf Einzelheiten einzulassen, seinur hervorgehoben, daß die Herren Pio und Geleff nach ihrereigenen Darstellung jämmerliche Ausreißer sind, Fahnen-flüchtige in Mitten des Kampfs. Ob das Geld, welches sie zuihrer Durchbrennerei benützt, gestohlen war oder nicht, daraufkommt wenig an; bei solcher Erbärmlichkeit fällt es nicht in'sGewicht.Die betreffende Correspondenz im„Vorwärts" war übrigensnicht von Klein; und rührte von einem bewährten Parteigenossenher, der gleich jedem andern Menschen irren kann, aber unfähigist, zu lügen.Congrch der deutschen Sozialdemokratie.Als Delegirte zum Congreß sind weiter noch angemeldet:Ottensen: Max Otto. Hamburg: G. W. Hartmann, A. Geib,Aug. Hörig. Hamburg(Landgebiet): Aug. Kapell. Forst undBerge: Otto Kapell. 15. sächsicher Wahlkreis: I. Vahlteich,R. Krecher. Fürth: Gabriel Löwenstein. Berlin: W. Hasenclever,F. W. Fritzsche, Joh. Most, Carl Finn, Otto Kapell und PaulGrottkau. Düffeldorf: A. Mackenzy.Hamburg, den 25. Mai 1877.Mit sozialdemokratischem GrußI. A.: I. Auer, Pferdemarkt 37.fpäter kaum 50! Brown brachte die Sklaven in's Innere vonKansas und von dort fanden sie bald den Weg zur völligenFreiheit. Brown's Hauptaugenmerk war nun darauf gerichtet,die freien kanadischen Neger für den Aufstand zu gewinnen.Die meisten erfüllte ein glühender Haß gegen ihre früherenHerren, gewiß 500 machten jährlich Exkursionen nach Florida,um von da aus, durch alle Südstaaten schleichend, Unglückge-nossen zu retten und zu befreien. Sie hatten, so zu sagen, eineunterirdische Telegraphen- und Eisenbahnleitung in jeden Sklaven-staat geführt, ihre Freischaaren waren wohlgeübt und ganz mi-litärisch einexerzirt, sie warteten nur auf das Zeichen einer neuenund größeren als der von Nat Turner angelegten Emancipa-tionsbewegung, um sich auf die gehaßten Sklavenbarone zustürzen. John Brown rechnete zuverlässig auf dieses Element.Im Mai 1869 berief er eine kleine Versammlung von Ver-trauensmännern nach Catham; sie tagte in einer der Negerkirchen.Es wurde ein Verein gebildet, sein Präsident war der Neger-Prediger Monroe, sein Sekretär Brown's tapferer Genosse Kaye,ihn selbst erklärte die Versammlung einstimmig zum Oberbefehls-Haber im Felde, zum Kriegs- und Staats-Sekretär. Die Mehr-zahl der Anwesenden bestand aus Canadiern. Das Bundesgesetzwurde feierlich beschworen und unterzeichnet.— Schon vorherwaren die Unternehmungen Brown's durch den Verrath einesEingeweihten, Kapitän Fordes, unterbrochen worden. Fordeshatte dem Unionsgouvernement Brown's Absicht enthüllt, eineJnsurgirung der Sklavenstaaten herbeizuführen. Dieser Ver-rath legte den Verschworenen große Vorsicht auf, und so sehrauch alle nach einer Entscheidung brannten, mußte der Aufschubdes Losbruchs, der auf den Frühsommer anberaumt war, dochvertagt werden. Bis zum Oktober blieb Brown agitirend undrüstend thätig. Am 14. Oktober war er noch einmal auf derRückkehr von seiner letzten Fahrt nach Norden in MarylandsHauptstadt Baltimore. Am 16. ging er unter irgend einem Vorwandenach Harpers-Ferry. Der Ankunft Hierselbst folgte ein schrecken-erregendes Telegramm, das durch alle Gebiete Amerikas flogund bald auch in Europa die größte Aufmerksamkeit hervorrief:«Harpers-Ferrh. 17./10. 59. Furchtbarste auftegendste Nachncht! Negercmpörung hierorts! Negerverschwörung durch ganzVirgmien und Maryland! Erstürmung des Unionsarsenals durchdie Aufständischen! Alle Waffen erbeutet und in's Innere weg-geschickt! Die Eisenbahnbrücke über Potomac-Shenandoah-Zu-sammenfluß befestigt, verbarrikadirt und besetzt mit Kanonen!Züge beschossen und angehalten! Mehrere Todte! Telegraphen-drähte durchfchnitten! Bürger in Contribution gesetzt! Truppenaus Washington und Baltimore rücken gegen die Insurgentenan!"—Leider entsprach der Inhalt des Telegramms nur theilweiseder Wahrheit.Auf bisher unerklärte Weise hatte Brown acht Tage zu frühlosgeschlagen, die Erhebung sollte am 24. Oktober erfolgen.Mit 22 Mann hatte Brown Harpers-Ferry genommen undsich all der Positionen bemächtigt, deren das Telegramm er-wähnt, aber von einem Negeraufstand war nirgends die Rede.Was Brown dazu veranlaßt, so früh vorzugehen, das ist nie er-mittelt worden, man muthmaßt— und Herr Prowe schließt sichdem an— daß der schon einmal genannte Verräther Brown dazugedrängt habe. Wahrscheinlich hoffte Brown, der den Ausfüh-rungstag verrathen sah, aus die Mitwirkung der Sklaven desÜberfallenen Bezirks. In dieser Hoffnung fand er sich getäuscht.Die Neger der Umgegend, auf einen späteren Termin vorbereitet,wußten nicht, ob dies der richtige Revolutions-Anfang war.Sie verhielten sich theilnahmslos Ein Verzweiflungskampfgegen ein ganzes Heer von Feinden schloß das Drama. Brownfiel(mit einigen seiner Genossen lebend in die Hände seinerFeinde und erlitt den Tod durch Henkershand. Seine heroischeNatur verläugnete sich auch im Tode nicht, er starb eines Hel-den würdig.Wir wollen schließen. Man wird aus unserer flüchtigenSkizze ersehen, daß Prowe's„John Osawatomie Brown" einBuch ist, das die weiteste Verbreitung verdient. Wir können esnur warm emvfehlen.— Der Verfasser hat sich durch sein BuchAnspruch auf den Dank der Unterdrückten erworben. Wir sindüberzeugt, daß für Herrn Prowe der beste Dank der wäre, daßwir sein Buch nach Kräften verbreiten helfen. Mag es nirgendsfehlen und John Osawatomie Brown's Name sich bei uns ein-bürgern, als ob er zu uns gehörte. C. L.Correspondeuzen.Nremerhaven, im Mai.(Situ ationsberi cht.) Da unserParteiorgan, die„Bremer Freie Zeitung", welche auch hierortsin ziemlicher Anzahl verbreitet ist und wöchentlich Berichte überörtliche und Parteiverhältnisse bringt, keine so weite Verbreitungwie unser Central-Organ der„Vorwärts" hat, so ist es Pflicht,den auswärtigen Genossen ein kurzes Gesammtbild von den hie-figen Verhältnissen zu geben. Selbstverständlich herrscht hier,wenn auch nicht in ganz so schroffer Weise wie fast überall inDeutschland die leidige Geschäftskrise, und hängt dieselbe wesent-lich mit dem Verkehr zur See zusammen. Hunderte von ein-heimischen Arbeitern müssen feiern, während zu den Bauten amneuen(Kaiser-) Hafen Arbeiter aus Mecklenburg engagirt sind.Die industriellen Arbeiter strömen förmlich aus allen Theilendes Landes schaarenweise hierher, weil einige größtenthcils nurkleinere Geschäftsleute zur Erzeugung von Gebrauchsgegenständenfür die Seeleute noch immer Beschäftigung haben; die Arbeitersehen sich aber genöthigt, bald wieder umzukehren. Mit derSchifffahrt ist es sehr schlecht bestellt. Seit Jahr und Tagliegen im alten Hafen 10—12 der größten Transport- undAuswanderer-Dampfer, zumeist der Norddeutschen Lloyd-Gesell-schaft angehörig, unthätig vor Anker, und kaum annähernd be-findet sich nur eine gleiche Anzahl im Cours. Abgesehen vonden Millionen, welche diese nun zur Unthätigkeit verurtheilteneisernen Schiffsriesen gekostet haben, und nun als todtes Kapi-tal brach liegen müssen, sind durch diese Stockung im VerkehrHunderte hiesiger Arbeiter zum feiern verurtheilt. Laufen ein-mal ein paar Schiffe in den Hafen ein, so strömen die Arbeiterherzu um in kurzer Zeit, nachdem die Arbeit des Verladens be-endet ist, wieder nach Hause zu gehen. Die Geschäftsleute amhiesigen Platze genießen nur einen geringen Vortheil von demSeeverkehr, oa kurz nach Ankunft eines Schiffes die Passagierenach Bremen hinüber fahren. Aehnliches ist mit den Auswan-derern der Fall, welche per Extrazug von Bremen anlangen unddann uolens volens auf das Schiff steigen um die Reise überSee anzutreten. Auf diese Weise geht der Vortheil, den Bremer-Häven als Seehafen und bedeutender Handelsplatz einnehmensollte, fast gänzlich verloren. In Folge der enormen Commu-nalsteucrn, mit welchen die hiesigen Einwohner durch eine em-fettige und kurzsichtige Verwaltung beglückt werden, ziehen vielewohlhabende Familien es vor, dem Freistaat(vulgo Bourgeois-Republik) deii Rücken zu kehren und sich auf preußischem Gebietniederzulassen. Selbstverständlich erfüllen sich auf diese Weisedie großen Hoffnungen, welche viele Geschäftsleute und Gewerb-treibende bei ihrer Niederlassung am hiesigen Platze hegten,nicht; die hauptsächlichste Schuld daran aber trägt die uner-fättliche Habsucht der großen Schiffsrheder Bremens,welche durch ihre Makler eine schamlose Ausbeutung betreibenlassen, und das mobile Kleinkapital aufsaugen; geht dies nocheine Reihe von Jahren so fort, so wird Bremerhaven statt See-stadt— ein Dorf werden.Wie schon oben bewerft, werden Berichte über die hiesigenParteiangelegenheiten in der täglich zu Bremen erscheinendenBremer Freien Zeitung" veröffentlicht. Diese Zeitung ist abervorzugsweise Lokalblatt für Bremen und kann deshalb am hie-i sigen Platze den gewünschten Aufschwung schwerlich erreichen, dadie sozialen Verhältnisse Bremens, welches, wenn auch nurscheinbar, ein sogenanntes Bürgerthum repräsenttrt, wesentlichverschieden find von denen Bremerhavens, wo dasselbe in rapi-der Weise schwindet. Hier cxistirt ein Arbeiterstand, dem nur' noch eine feste und praftische Organisation fehlt. Der kleineStamm der hiesigen Parteigenossen steht fest zum Prinzip! Diegewerkschaftliche Agitatton ist ebenfalls eine ziemlich lebhafte,aber es fehlt leider an einem gemeinschaftlichen Bindemittel d. h.an einem Organ für die Arbeiter am hiesigen Platz und derUmgegend. Es ist beim besten Willen nicht möglich, gegenuverden hier bestehenden drei gegnerischen Organen der„Provinzial-,