hatte sie alle sind jetzt verboten worden. Der in Palermo  erscheinendePovero" wendet sich in scharfen Worten gegen dieVerrücktheiten" der Bakunisten und auch derMirabeau" in Verviers  (Belgien  ) will von den albernen Putschen der Herren nichts wissen. Alles in Allem ist der Bakunismus in Italien   in starkem Rückgange begriffen. Die Arbeiter sehen eben «in, daß nichtlächerliche bewaffnete Spaziergänge", wie der Povero" die bakunischenHeldenthaten" nennt, sondern lange unverdrossene und ernste Arbeit erforderlich ist, um den Sozia- lismus zur gesellschaftlichen Geltung zu bringen. Vorläufige Abfertigung. DasBulletin" der Ju- rasfier beweist seine brüderliche Gesinnung dadurch, daß es seit einigen Monaten fast in jeder Nummer alberne, zum Theil- belhafte Angriffe auf denVorwärts" bringt, weil wir uns für die Revolutionsmacherei unreifer Knaben(Kasankirchen-Krawall und die italienische Schießprügelpromenade) nicht zu begeistern im Stande sind. Die neueste Nummer desBulletin" ist so liebenswürdig, uns des Wortbruchs und der Lüge zu zeihen, weil wir den uns zugehenden Brief einiger Russen, betreffend die Kasankirchen-Affaire, deflen Veröffentlichung wir angezeigt, noch nicht zum Abdruck gebracht, und weil wir gesagt, Fräulein Bardina habe mit dem Kasankirchen-Krawall nichts zu thun. Wäre Letzteres falsch, was wir indeß nicht glauben, so wäre das «in Jrrthum und nicht eine Lüge das mögen die Herren desBullettn" sich merken. Und was den erwähnten Brief angeht, so ist derselbe im Drang ernsthafter Arbeiten einfach vergessen worden. Wir hoffen jedoch in den nächsten Tagen uns auf ein Halbstündchen mit dieser Kinderei beschäftigen zu können. Einstweilen sei den Herren Gerngroßen bemerkt, daß zur Zeit, wo in Deutschland   die politische Bewegung noch den Luffchbeutel im Mund hatte, auch bei uns Streiche a la Kasan  - kirchen-Krawall und italienische Schießprügelpromenade(nur nicht ganz so kindisch, vgl. z. B. den Sturm auf die Frankfurter  Hauptwache) an der Tagesordnung waren, seit längerer Zeit aber zum großen Verdruß unserer lieben Polzei aus der Mode gekommen sind. Daß derarttge Streiche für die Betheiligten mitunter sehr schlimme Folgen haben, nimmt der Kinderei nicht ihren kindischen Charakter. Und wohlgemerkt: wenn wir von Kindereien reden, so brauchen wir das mildeste Wort, welches uns ohne Verstoß gegen die Pflicht der Wahrheit er- laubt ist. Der frühere verantwortliche Redakteur derBerliner Freien Presse", Dolinski, stand am 2. Juni vor Gericht, um sich wegen nicht weniger als 19 inkriminirten Artikeln, die theils in derBerliner Freien Presse", theils imMärkischen Bolksfreund" erschienen waren, zu verantworten. Die Straf- antrüge für die einzelnen Fälle summirten sich auf 25 Monate 14 Tage Gefängniß. Da der Angeklagte aber, so meinte der Staatsanwalt v. Zastrow, noch nicht bestraft worden sei, komme ihm der§ 74 des Strafgesetzbuchs sehr zu statten, und er glaube daher, Alles zusammenfassend, eine Gesammtstrafe von 15 Mo- naten fordern zu müssen. Der Gerichtshof aber war noch gnä- diger und verurtheilte Dolinski zu 9 Monaten Gefängniß. Diefreie deutsche   Arbeiterpartei", gegründet von dem unseren Lesern wohl noch in Erinnerung befindlichen Kutschbach, hat durch einen Congreß, der am Sonntagj den 3. Juni in Kassel   eröffnet wurde, das erste Lebenszeichen von sich gegeben. Die Hauptrolle auf dem Congreß scheint Herr Max Hirsch   gespielt zu haben, da ein von ihm entworfenes Programm zur Vorlage und Annahme gelangte. Das Programm fordert die geistige und materielle Hebung des Arbeiterstandes im Wege des Gesetzes und die vollständige Gleichberechtigung der Arbeiter mit allen anderen Staatsbürgern, unentgeltliche Volksbildung, gesetzlichen Schutz der Arbeiter, die obligatorische Einführung gewerblicher Schiedsgerichte, die gesetzliche Anerken- nung der Gewerkvereine, die Abwehr einer neuen Beschränkung der Coalitionsfreiheit und die Beseitigung der die freie Arbeit unterdrückenden Conkurrenz. Für die Einzelnen und die Vereine wird empfohlen die Herpellmig eines humanen Verhältnisses zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, die Förderung der Ausbildung von Lehrlingen, die Gründung und Förderung von Bildungsvereinen, wirthschaftlichen Genossenschaften und Hilfs- und Jnvalidenkassen, sowie die Bekämpfung aller auf Klassen- Herrschaft gerichteten Bestrebungen. Wie man sieht, nimmt sich das Programm in einzelnen Puntten ziemlich radikal aus. Da aber bekanntlich zwischen dem Radikalismus auf dem Papier und dem Radikalismus im Handeln ein großer Unterschied be- steht, so werden die forffchrittlich-liberalen Gründer derfteien deutschen   Arbeiterpartei" mit ihrem radikalen Programm bei den deutschen   Arbeitern wohl wenig Anklang finden. Die Zeiten der politischen Bauernfängerei liegen lange hinter uns, das, die übrigen Verbreiter bereits erkannten Strafen und aus der hohen Stellung des Beleidigten, sowie aus der Schwere des Vorwurfs. Der Angeklagte fühle angeblich den Beruf, den Reichskanzler von falschen Wegen abzulenken, habe dazu aber jedenfalls falsche Mittel angewendet. Wenn einst die Geschichte unserer Zeit geschrieben und das Verdienst Bismarck's aufgezählt werde, dann würde die Nachwelt mit Erstaunen hören, wie der große Mann monatelang sich habe durch die Gerichte hinschleppen müssen, um zu beweisen, daß er ein ehrlicher Mann sei.(Aller- dings sehr schlimm! Red. d.V.") Unter den Namen der An- greiser werde dann aber auch der». Diest   genannt werden. Demnächst nahm der Angeklagte nochmals das Wort, um abermals zu versichern, daß er nichts weiter beabsichtigt habe, als seinem Baterlande einen Dienst zu erweisen. Er habe durch- aus bona fiele gehandelt und deshalb das, was er dem Reichs- kanzler avertirte, auch anderen Leuten offen und ehrlich mit- getheilt. Die Anklage mache sich die Sache leicht, indem sie Privatgespräche zusammentrage, allerlei Combinationen mit der »Reichsglocke", mit Rud. Meyer zc. anstelle und daraus die Be- ßichtigung konstruire. Der Angeklagte bestreitet, daß Rud. Meyer 'hm gegenüber als beweiskräftiger Zeuge auftreten könne, und noch weniger Glaubwürdigkeit besitze Gehlsen, und dem Zeugen 5' Haminerstein im Coups habe er nur den Wunsch ausgesprochen, den Fürsten von den ihn umgebenden bösen Einflüssen zu be- s*' Zeugenaussagen in Betreff der Vorgänge in Stettin  "'"dem Herrn v. Borcke seien ganz verschwommen; im legieren Falle handle es sich um ein Jagddiner, bei dem man nicht jedes Wort auf die Goldwage lege. Zu Herrn v. Bülow habe er nur gesagt, Bismarck   müsse wieder Respekt vor Charak- teren, und sei es der eines pommerschen Junkers, kriegen. Das inen die sechs Privatgespräche: wolle man ihn deshalb strafen, so werde er die Strafe zu tragen wissen und nicht derselben durch Entfernung außer Landes ausweichen. Aber das wisse er. oaß er es ehrlich und gut mit seinem Vaterlande meine, und er hoffe, die Mit- und Nachwelt werde sagen, man habe dem Diest  doch zu arg mitgespielt. Eventuell lägen mindestens mildernde dächten wir, sollten die fortschrittlich-liberalen Bauernfänger nach- gerade begriffen haben. Aus der Türkei  . Constantinopel, 27. Mai. Ich war längere Zeit abwesend, daher mein Stillschweigen! Ich gehe morgen wahrscheinlich wieder auf einige Wochen weg, und werde später wieder auf meine Berichte zurückkommen können. Heute will ich Sie bloß von den letzten Ereignissen, die hier stattgefunden haben, in Kenntniß setzen. Gestern Abend haben einige Tausend Sofias vor dem Deputirtenhause eine Demon- stration in Szene gesetzt, die einen sehr hübschen Anblick bot. In dichter Menge standen sie auf einem Haufen, von einigen alten Hodjes angeführt, die einen mit grünem, die andern mit weißem Turban auf dem Haupte, und aus vollem Halse wurde nach Achmed Cewfik Pascha(Präsident der Kammer) gerufen, der auch eine Deputation vor sich ließ, die ihm nunmehr erklärte, daß sie die Zurückberufung von Mithad Pascha, die Absetzung des Kriegsministers Rebif Pascha und endlich die Entfernung Mahmud Pascha's  , Daneah, Schwager des Sultan, und dessen Rathgeber verlangt. Letzterer ist beim Volke sehr verhaßt und scheint die ganze Demonstration auf ihn gemünzt gewesen zu fem. Achmed Cewfik Pascha versprach noch am selben Abend die Sache dem Sultan vorzutragen. Die Folgen davon blieben in- dessen nicht aus, um 10 Uhr in der Nacht erschien noch eine offizielle Bekanntmachung des Kriegsministeriums, die den Be- lagerungszustand über Constantinopel verhängt. Damit ist es auch wahrscheinlich aus mit jeder weiteren Demonstration.   Die Stimmung ist in den letzten Tagen eine sehr gedrückte. Der Fall von Ardahan   ist den Türken sehr zu Gemüth gegangen und die erste Consequenz davon ist wohl die gestrige Demon- stration; die Türken glauben, daß fähigere Männer die Russen auch besiegen würden, indessen wo sind die fähigen Männer? Mithad allein dürfte nicht Alles machen können, wenn er zurück- kommen sollte! Nächstens mehr. Börne. Im Augenblick wo wir zur Presse gehen, wird in Frank- furt a. M. ein Denkmal zum Gedächtniß Börne's enthüllt, die Festrede soll ein Jugendfreund Börne's: Dr. Reinganum halten. Wir haben nicht die Zeit, und hier ist auch nicht der Ort, ein Lebensbild zu geben. Wer sich über den unsterblichen Ver- fasser der Pariser Briefe undMenzels des Franzosen- fressers" unterrichten will, dem empfehlen wir die in Frank- furt a. M. erschienene GelegenheitsschriftErinnerung an Börne".*)Der Stil ist der Mann" und der Inhalt erst recht.Ich schreibe mit meinem Herzblut", sagte Börne einmal. Hören wir ein paar seiner Aussprüche. lieber die Todesstrafe: Vor einigen Tagen wurden hier(in Paris  ), zum ersten Male seit der Revolution, zwei Menschen hingerichtet. Da verlosch der letzte Strahl eines schönen Tages. Als damals das Volk über das Leben aller seiner Feinde gebot und es schonte, dachten einige edle Männer daran, die Tugend des Volkes, solange sie noch regierte, zum künftigen Gesetze zu erheben, damit, wenn die Macht wieder an jene käme, die nie geschont, sie ihren Rachedurst doch wenigstens nicht mit Blut sollten stillen dürfen. Sie trugen daher in der Kammer auf die Abschaffung der Todesstrafe an. Doch jene andere, die es genau berechneten, wie viel in dieser betrübten Zeit, da ihr Gewerbe ganz darniederlag, ihnen an Kapital und Zinsen verloren ginge, und daß sie das später alle wieder herbei- schaffen müßten, es zum alten Schatze zu legen, erschraken über die Abschaffung der Todesstrafe. All' ihr Glück liegt in der Hoffnungslosigkeit des Unglücks wie kann man re- gieren ohne Tod? Der eine Verurtheilte sagte am Fuße der Guillottne zum Henker: eilt Euch! eilt Euch! Aber sie haben ihn nicht verstanden, diesen Donner des Himmels. Eilt Euch! Eilt Euch! ruft es ihnen von oben herab. Kurz ist eure Zeit. Die heillos verblendeten Thoren! Als der edle Tracy in der Kammer auf Abschaffung der Todesstrafe angetragen, da hätten sie nicht ruhen und rasten, sie hätten ihre Kinder nicht wiedersehen, nicht eher essen, trinken und schlafen sollen, bis das rettende Gesetz angenommen und verkündigt worden."---- lieber die Deutschen  : Ich erinnere mich aus meinen Schuljahren eines Decla- mations- Gedichtes, das fing so an:Die alten Deutschen *) Verlag von Gebrüder Fey. Preis 20 Pfennig.(Siehe den Annoncenlhcil.) Der Vertheidiger, Rechtsanwalt Quenstedt  , verwahrte zunächst den Grafen Arnim gegen die Unterstellung des Staatsanwalts, dieGruppe Arnim" als Hintermänner derReichsglocke" zu bezeichnen. Begreiflich wäre ihm die Bestrafung wegen der Broschüre, eine Bestrafung wegen der Privatgespräche aber sehr bedauerlich. Dazu komme, daß die Dinge, die der An- geklagte angeblich verbreitet habe, in den betreffenden Kreisen längst bekannt waren und besprochen wurden. Eventuell sei nur der Fall mit Herrn v. Borcke zu bestrafen, und zwar bei der Unbescholtenheit des Angeklagten nur mit Geldstrafe. Nach kurzer Replik und Duplik zwischen Staatsanwalt und Vertheidiger betonte der Angeklagte in seinem Schlußwort noch- mals, daß die vielen Mittheilungen glaubhafter Personen ihn in den Glauben versetzt hätten, die Thatsachen seien richtig. Er habe nur die Interessen seines Standes wahren wollen, denn der Grundbesitz sei thatsächlich durch die Conzesfionirung der Bank geschädigt worden, und wenn er das dem Fürsten Bismarck unterbreitete, so halte er das für kein Verbrechen, sondern für ein offnes Verfahren, wie er es jedem Gentleman gegenüber wieder einschlagen würde. Nach dreiviertelstündiger Berathung�verkündete der Gerichts- Hof das Urtheil. Dasselbe lautete aus Schuldig der wiederholten, zum Theil öffentlichen Beleidigung, bemaß die Strafe auf drei Monate Gefängniß und legte dem Fürsten   Reichskanzler die Be- fugniß zur Publikation des Urtheils bei. Die beiden ersten Punkte der Anklage wurden als nicht erwiesen erachtet, dagegen in allen anderen Punkten die Beleidigung als vorliegend bejaht. Wenn Einer«ine Reise thut, dann kann er was er- zählen. Und da Herr Rüder von seiner Reise nach Gotha   nicht? erzählen kann, so hat er doch wenigstenswas" geschrieben, da- mit die Freunde heiterer Lektüre in dieserschweren Zeit der Roth" und des Nothstands nicht ganz leer ausgehen. Nämlich Folgendes: waren nicht schmeidig wie der Aal doch Löwen in Gefahren und Lämmer beim Pokal". Geschmeidig sind wir noch heute nicht; Löwen sind wir noch in Gefahren, aber nur nicht in unseren eigenen, und Lämmer sind wir das ganze Jahr, nur nicht beim Pokal; da sind wir grob, und wenn das ganze deutsche   Volk nur einmal vier Wochen hintereinander betrunken wäre, oder wenn es ebenso lange nichts zu essen hätte, da ließe sich vielleicht etwas mit ihm anfangen." Ueber Nationalität und Patriotismus: Keine Freiheit ist möglich, so lange es Nationen gibt. Was die Völker trennt, vereinigt die Fürsten  ; der wechselseitige Haß, der die Einen trennt und schwach läßt, verbindet die anderen zu wechselseitiger Liebe und macht sie stark. Die Könige werden Brüder bleiben und verbündet gegen die Völker, so lange ein thörichter Haß diese auseinander hält. Auch die Edelleute sind stark, weil sie kein Vaterland kennen. Deutsche  ! Franzosen! Ihr zumal, Schiedsrichter der Welt, laßt Euch nicht länger thöricht zum wahnsinnigen Patriotismus entflammen. Weil man eure Vereinigung fürchtet, soll wechselseitiges Mißtrauen euch ewig getrennt halten. Was sie als Vaterlandsliebe prei- sen, ist die Quelle eures Verderbens."---- Paßt jetzt gerade vortrefflich! Und über Vaterlandsliebe insbesondere: Die Neigung, stete Bereitwilligkeit und der unerschütter- liche Muth, für das Glück, die Ehre, den Ruhm, die Freiheit und Sicherheit seines Lebens thätig zu sein, nnd dabei kein Opfer, keine Anstrengungen zu scheuen, sich von keiner Gefahr abschrecken zu lassen: das ist es, was wir Liebe des Vater- landes nennen. Das Glück, der Ruhm, die Freiheit und die Sicherheit eines Landes können von zwei Seiten bedroht werden, von außen und von innen. Die Uebel, die von außen kommen, sind seltener, es sind gewaltsame Verletzungen und sie gleichen den Verwundungen des menschlichen Körpers. Sie sind schmerzlich, aber nicht bösartig und können den stärksten und gesundesten Staat treffen. Die Uebel, die von innen kommen, gleichen den Krankheiten: sie sind häufiger und bösarttger, denn sie setzen verdorbene Säfte, eine fehlerhafte Constttution oder ungeregelte Lebensordnung voraus. Nun haben aber die Machthaber, welche die öffentliche Meinung, Moral und Erziehung nur zu ihrem eigenen Vortheile lenken, die Liebe zum Baterland, die sich gegen die inneren Feinde hilfreich zeigt, nie als eine Tugend geltend zu machen sucht, sondern vielmehr als das größte Laster verdammt und unter dem Namen Landesverrätherei und Majestätsverbrechen durch ihre Gesetze mit den härtesten Strafen bedroht. Diejenigen Bürger haben sie für die besten Patrioten erklärt, die ihren unheilbringenden Gesetzen am meisten Ehrfurcht und Achtung bezeigten, indem sie nur für sich und ihre Familie Sorge trugen, sich aber um die Kränkungen, welche ihre Mitbürger und ihr Vaterland erlitten, nie bekümmerten. Nur denjenigen Patriotismus, der sich äußeren Feinden des Vaterlandes ent- gegensetzt, haben sie als eine Tugend angepriesen und belohnt, weil er ihnen nutzt, weil er ihre Herrschaft sicherte--- Man handelt nur schön für das Vaterland, wenn es das Vaterland ist, für das man sich bemüht, nicht aber ein einzelner Mensch, ein Stand oder eine Interesse, die durch Ränke und Gewalt sich für das Vaterland geltend zu machen wußten." Waldeue Worte I Correspondenzen. Aerkin, 1. Juni. Der deutsche Lehrerverein, so berichtet die Berliner freie Presse" hielt vor einigen Tagen hier eine General- Versammlung ab. Der Vorsitzende berichtete, daß der Verein über 10,000 Mitglieder habe, also ein Verein von hoher Bedeu- tung sei. In der Berathung, welche über die Frage zum Unter- richt gepflogen wurde, beantragte der Referent Vaake: daß der Lehrplan der allgemeinen Volksschule mit dem der höheren Schulen in organische Verbindung zu bringen sei, und daß das Abgangs- zeugniß der Volksschule zum Eintritt in jede höhere Schule be- rechtige. Herr Dr. Beck stellte den Zusatzantrag, daß demgemäß eine Reorganisation der höheren Schulen nothwendig sei, insofern diese nicht zugleich auch Volks- und Elementarschulen seien, son- dern die Schüler erst mit dem 14. Lebensjahre aufnehmen dürfen, wie es zum Theil schon in der Schweiz  , in Schweden   und Nor  - wegen der Fall sei. Die Versammlung nahm den Antrag an, daß das Zeugniß der Reife von der Volksschule zum Eintritt in jede höhere Schule berechtige." Es wurde hiernach die Frage, ob geprüfte Lehrer zur Errichtung einer Privatschule einer Kon- Zession bedürfen, verneint. Das ist ein Urtheil von Fachmännern und daher wohl zu beherzigen und zu begrüßen. Anders hin- Bekanntmachung. Bus den öffentlich gepflogenen Verhandlungen des jüngst in Gotha  abgehaltenen, auch von hier aus beschickten Sozialisten- Congreffes ist zu entnehmen gewesen, daß in öffentlitien Versammlungen, welche von Anhängem der sozialdemokratischen Richtung einberufen sind, Geldsamm- lungen vorgenommen werden, deren Ertrag zur Bezahlung und zum Theil auch sesten Besoldung sozialdemokratischer Agitatoren eines Vereins verwendet werden. Da ein solcher Verein seit der am 16. September 1868 erfolgten Auflösung des hiesigen allgemeinen deutschen   Arbeitervereins hier nicht mehr besteht, so sehen wir uns veranlaßt, das weitere Veranstalten von Sammlungen in hier berufenen Versammlungen oder vor den Eingängen zu den Versammlungslokalen, falls sie ohne speziell erlheilte polizeiliche Genehmigung geschehen, bei Geldstrafe bis zu 190 Mark oder Hast- strafe bis zu 4 Wochen zu verbieten. Diese Strafe trifft zunächst Denjenigen, welcher die Versammlung angemeldet hat, kann aber aucb gegen Diejenigen, welche die Leitung der Sammlung vorgenommen oder zur Leistung von Beiträgen für dieselbe aufgefordert haben, sowie gegen Spender zur Sammlung er- kannt werden. Leipzig  , am 2. Juni 1877. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig  . vr. Rüder." Also zu lesen imLeipziger Tageblatt  ", Nr. 154 vom Sonntag, dem 3. d., Seite 1, Zeile 19 ff. von oben. Herrn Rüder hier noch die freundliche Notiz, daß auf dem Congreß ein Antrag, ihn zum Ehrenmi'glied zu ernennen und in das sozialdemokratische Wahl- comitö zu wählen, bereits eingebracht war und nur wegen seines(des Herrn Rüder) räthselhaften Berschwindens nicht zur Debatte gestellt werden konnte. Jammerschade! Der Antrag wäre einstimmig ange- rommen worden! Wir sind aber auf Wunsch gerne erbötig, das Ber  - säumte nachzuholen. Wie wär's, Herr Rüder? Als Mitglied unseres Organisationsvorstandes würden Sie doch gewiß die beste Gelegenheit haben, den so schmerzlich vermißtenBerein" ausfindig zu machen.