wegung in Stettin  , besonders dnrch Verbreitung des dortigen Parteiblattes, zu fördern. Hamburg  , 12. Juni 1877. Das Central-Wahlcomite. W. Hartmann. H. Brasch. C. Derossi. I. Auer. A. Geib. Correjpoudenzen. Aus chrokvritannien. Edinbura, �10. Juni. Die gesetz- macherische Thätigkeit des britischen Parlaments ist, wie wohl vorauszusehen war, in dieser Session der orientalischen Krisis, noch tief unter den herkömmlichen Nullpunkt gesunken und die Auserwählten der Nation sind noch immer nicht über die Grenzen des Resolutionirens und Jnterpellirens hinausgekommen. Ein wahres Glück, daß auch der Antrag auf Einführung eines offi- ziellen stenographischen Parlamentsprotokolls sich nicht die Gunst der Majorität zu erringen vermachte. Genug, daß diese Rede- Übungen der unschuldigen Nachwelt auszugsweise überliefert werden. Die Note Lord Derby's an Rußland   und die Türkei  bezüglich des Freihaltens des Suezkanals wird von liberaler Seite wieder einer eingehenden Kritik unterworfen werden. Es ist allerdings richtig, daß der Kanal nicht Eigenthum Englands ist und England allein den Kanal nicht wird für immer frei halten können, was ein internationales Uebereinkommen wohl vermöchte, allein der gegenwärtige Augenblick ist nicht geeignet zur Abschließung solcher Verträge, die nicht mehr werth sind als das Papier, woraus sie geschrieben stehen, so lange die darin stipulirten Rechte den herrschenden Machtverhältnissen nicht ent- sprechen. Wenn daher Lord Derby Rußland rund heraus erklärt: Sobald du den Suezkanal blokiren willst hast du's mit mir zu thun," kann man sich wenigstens nicht über Verschrobenheit und Zweideutigkeit der diplomatischen Sprache beklagen. Zum Ver- ständniß dieser deutlichen Ausdrucksweise diene übrigens, zu wissen, daß England bis jetzt 176,000 Aktien des Kanals und 10 Stim- mcn im Direktionsrathe erworben hat. Es ist somit eminent britisches Interesse", das auf dem Spiele steht und die Regie- rung darf dafür ins Zeug gehen ohne den Verdacht der Türken- freundlichkeit zu riskiren. Die Fabriksgesetzgebung ist nicht die erste in der Reihe auf der langen Bank des so sehr mit auswärtiger Politik be- schäftigten Parlaments. Der im vorigen Jahre erstattete Bericht der Kommission zur Untersuchung des Wirkens der Fabriksgesetze wurde bekanntlich in der letzten Session beiseite gelegt,um der Nation Gelegenheit zum Swdium der in demselben niedergelegten Thatsachen und Vorschläge zu geben, bevor sich die Gesetzgebung mit denselben beschäftige." Heuer hätten die Gesetzverbesserungs- Vorschläge der Regierung eine der ersten Vorlagen sein sollen. Sie wurden aber bis nach den Osterfcrien vertagt. Aber auch die Whitsuntide-Frerien gingen vorüber, ohne daß die versprochene Gesetzvorlage gemacht worden wäre. Jetzt aber scheint Herr Minister Croß doch Ernst machen zu wollen, denn seine aus die Vorschläge der vorgenannten Kommission gegründete Bill ist bereits an die Parlaments- Mitglieder verheilt worden. Sie hebt circa 16 Parlamentsaktc verschiedener Natur vom 42. George's III. bis zum Fabriksgesetz von 1874 auf, erläutert und bestätigt die vorhandenen Verordnungen für Fabriken und Werkstätten und enthält mehrere Amendements. Es ist also doch Hoffnung vor- Händen, daß sie diese Session noch zur Verhandlung kommt. Der Jahresbericht der 12 Berwerksinspektoren für d. 1. 1876 ist soeben veröffentlicht worden. Nach demselben beläuft sich die Gesammtmenge der im verflossenen Jahre im vereinigten König  - reiche geförderten Kohle auf 134,125,166 Tonnen. Diese Masse wurde gebrochen und an den Aufzugsort befördert von zusammen 400,000 Arbeitern(etwa 100,000 sind außerhalb der Schachte beschäftigt), so daß auf den Mann etwas über 335 Tonnen pro Jahr kommen. Das sind Durchschnittszahlen für das Gesammt- kohlengebiet. Das produktivste der Kohlenlager war das von South Durham» Westmoreland und North Iorkshire, in welchen durch 58380 Arbeiter 19,513,056 Tonnen zu Tage gefördert wurden. Das quantitativ nächstreiche Kohlenlager ist das von Äorkshire, aus welchem 15,129,506 Tonnen gefördert wurden. Jedoch erforderte diese Förderung 61,017 Arbeiter. Dann kommt Northumberland  , Cumberland und North Durham mit 14,135,104 Tonnen, gehoben durch 48,754 Arbeitskräfte. Irland  hat blos 125,195 Tonnen Kohlen geliefert. In Cleveland  , wo ausschließlich Eisenstein gefördert wird, kommen auf den Arbeiter 667 Tonnen. In den anderen Distrikten, wo Kohle das Haupt- Produkt ist, jedoch auch alle anderen Minerale mitgerechnet werden, stellen sich die Durchschnittszahlen folgendermaßen: South Dur- ham 373 Tonnen, North Durham 298 Tonnen, North und East Lancashire 278 Tonnen, West Lancashire und North Wales  271 Tonnen, Iorkshire 255 Tonnen, Midlards 239 Tonnen, North Staffordshire 272 Tonnen, South Staffordshire 319 Ton- neu, South Wales   259 Tonnen, Eastern Scotland 321 Tonnen, Was vermag gegen solche unheimliche Realität der kleinliche Zweifel des Historikers? Herr Berkholz sagt, bis zum Jahre 1812 sei nie und nirgends von dem Testamente Peter's die Rede gewesen. Als Bonaparte sich zu dem russischen Feldzuge anschickte, habe er nach einem passenden Vorwande gesucht und sei auf den Gedanken verfallen, Rußland   als den ewigen Ruhestörer im europäischen   Concert, sich selbst aber als den Schirmvogt des Welttheils gegen die asiatischen Horden" darzustellen. So sei das Werk Lesur's entstanden. Aber in letzterem habe sich doch das Gewissen des Geschichtsschreibers gegen diese Fälschung gesträubt, denn er schickte dem Resume des Testamentes, das ihm der Kaiser in die Feder diktirt hatte, die einleitende Bemerkung voraus,man versichere, daß in dem Privat-Archive der Czaren eigenhändig geschriebene Memoiren Peter's l. vorhanden seien." Damit wäre aber nach Berkholz bewiesen, daß Lesur sich zur resu- mirenden Ankündigung eines historischen Aktenstückes hergegeben habe, welches er selbst mit seinen Augen nicht gesehen hatte. Bekanntlich wurde diese Lücke im Jahre 1836 durch den französischen   Schriftsteller Gaillardet ausgefüllt. Derselbe er- zählte nämlich in den von ihm veröffentlichtenMemoiren des Chevalier d'Eon", daß der Letztere, der als junger Mann etliche Jahre der französischen   Gesandtschaft in Petersburg   beigegeben war durch seine intimen Beziehungen zur Czarin Elisabeth, zu welcher er täglich, als Vorleserin verkleidet, Einlaß erhielt, in den Stand gekonimen wäre, dasTestament Peter's  " zu copiren und die Copie Anno 175? in die Hände des französischen  MimsterS der auswärtigen Angelegenheiten niederzulegen. Die Sache kungt wie ein Roman und ist es auch. Die Kunst, aus dem Resumö Lesur's vierzehn gesonderte Artikel in anscheinend getreuem Wortlaute zu fabriziren, war nicht allzu schwer. Aber Gaillardet ließ sich einen garstigen Schnitzer unterkommen, der seine ganze Darstellung erschüttert; er berichtete nämlich, das fragliche Dokument habe sich in denArchiven des Schlosses Peterhof bei Petersburg" befunden, während in der That zu Peterhof   ein Archiv niemals vorhanden gewesen ist. Zum lieber- Western Scotland 310 Tonnen, Irland   94 Tonnen pro Arbeits- kraft und Jahr. Diese Durchschnittszahlen könnten jedoch nur dann ein gutes Bild von der Leistungsfähigkeit der betreffenden Arbeitskräfte oder der Ergiebigkeit der Kohlenlager geben, wenn man wüßte, wie viele Arbeitstage in den verschiedenen Bezirken durch Striks, Aussperrungen und elementare Hindernisse während des Jahres verloren wurden, oder noch besser, wie viel Arbeitslohn auf die Tonne entfällt; falls der offizielle Bericht eine solche Statistik enthält(die vorstehenden Daten sind demScotsmann" entnommen) werde ich sie nachtragen. Während der Zutageschaffung der 150 Millionen Tonnen Kohlen ereigneten sich 839 Unglücksfälle, denen 933 Menschen- leben zum Opfer fielen. Ohne nun die eines natürlichen Todes gestorbenen Kohlengräber in Betracht zu ziehen, dividirt der Scotsman"(die leitende liberale Zeitung Schottlands  ) die Zahl der Getödteten durch 500 und ruft aus:Eine Sterblichkeit von weniger als 2 pro Tausend ist doch gewiß nicht viel!" Diese Sterblichkeit" ist schon mehr eine Tödtlichkeit. In West Lan- cashire allein sind im verflossenen Jahre nicht weniger als elf Explosionen schlagender Wetter vorgekommen. Aus dem Berichte geht übrigens hervor wie selbst das liberale Blatt zugestehen muß daß die Quantität der geförderten Kohle pro Arbeiter größer ist als sie in 1875 war, daß also die Produktivkraft der Kohlengräber gestiegen ist. Die Anerkennung dieser Thatsache durch die Bourgeoisie sehen wir ausgedrückt in den Massenaussperrungen der Arbeiter, welche sich die fortwährenden Lohnreduktionen nicht gefallen lassen wollen. In Northumberland   sind an 12,000 ausgesperrt und in West Lancashire werdeu am 15. d. M. aller Wahrscheinlichkeit nach 20,000 Männer die Arbeit niederlegen gegen eine Lohnreduktion von 10 zu 15 pCt. Die ausgesperrten 6000 Kohlengräber in Fife   und Clarkmannan sind neuerdings mit den Arbeitgebern in Unterhandlung getreten. Um mit den großen Kohlenvorräthen etwas aufzuräumen und Lohnredukttonen vorzubeugen haben die Kohlengräber von Motherwell  , Larkhall Hamilton und Wishaw  (Schottland  ) beschlossen, jede Woche einen Tag extra zu feiern und vergangene Woche bereits den Anfang gemacht. Ueber 100 Gruben standen leer. Ein der Kohlengräber-Konferenz in Durham   vorgelegter Antrag der West Aorkshire-Assoziation, in sämmtlichen Kohlengruben des Königreichs die Arbeit für einen Monat oder sechs Wochen niederzulegen, ist übrigens abgelehnt worden und dürfte einer allgemeinen Bewegung für kürzere Arbeits- zeit Platz machen. Die Aussperrung der Schiffsbauhandwerker an der Clyde ist ziemlich in demselben Stadium wie am Beginne derselben, un- geachtet der Vermittlungs- Anstrengungen, welche von Seite der in ihrem Erwerbe geschädigten Kleinkrämer gemacht werden. In Greenock  (Mündung der Clyde) haben übrigens die Forderungen der Zimmerer erfüllt werden müssen, da einige angefangene Schiffe von Seiten �er Besteller dringend verlangt wurden. In einem Bauhofe an oer Clyde, wo für eine holländische Gesell- schaft ein Schiff im Baue war, sind 30 holländische Zimmerleute angelangt um das Schiff fertig zu machen. Sollten siegut arbeiten" so gedenken die Herren Arbeitgeber noch mehr herüber- kommen zu lassen. Dies zur Nachricht, nicht allein für die Hol- länder, sondern alle Arbeiter der in Betracht kommenden Bran- chen. Mögen sie sich nicht verlocken lassen! A. Sch. Königsberg i. t?r. Die hiesige liberale wie auch die reaktionäre Bourgeois-Prcffe ist vollständig in den Händen der Geldprotzen, denen gesinnungslose Redakteure ihre servile Feder feilbieten. Herr Bebel charakterisirte die Thätigkeit dieser Krea- turen recht treffend, indem er siegeistige Prostitution" nannte. Zum Vortheile der sozialdemokrattschen Ideen konnte es nur gereichen, daß sowohl Bebel's als auch Most's durchschlagende Vorträge hierorts durch Auftischung der haarsträubendsten Lügen seitens der Königsberger Zeitungen vollständig entstellt wurden; den Zuhörern der genannten Herren wurden gerade bei dieser Gelegenheit die Augen geöffnet; sie mußten einsehen, zu welch unehrlichen Waffen die Gegner der Wahrheit im Gefühle ihrer ganzen Jämmerlichkeit greifen. Die Führer der fortschrittlichen, nationalliberalen und conservativen Partei sind hier nicht nur dieMacher" in der Stadtverordneten-Versammlung, sondern auch dieGründer" derGesellschaft auf Aktien", welche Druck und Verlag der Zeitungen in Pacht genommen hat; daß daher nur deren Ansicht in ihren Leiborganen dem Publikum als öffentliche Meinung präsentirt wird, ist wohl selbstverständlich. Bei solchen miserabeln Preßzuständen haben namentlich die hie- sigen Volksschullehrer, als Verbreiter sogenannter oberflächlicher Aufklärung, von den Dunkelmännern aller Schattirungen viel leiden müssen; strebten dieselben nach einer bessern materiellen Stellung, so bezeichneten hervorragende Mitglieder der Fort- schrittspartei dieses alsUnverschämtheit und Unersättlichkeit"; verlangten sie Beseitigung des religiösen Ballastes aus der Schule und Einführung eines vernunftgemäßen, nach pädagogischen flusse hat auch zwei Jahrzehnte nach Gaillardet's Publikation der Geschichtsforscher Lomenie in seinem Buche über Beaumarchais der Schrift Gaillardet's alle Autorität abgesprochen, ihr Wider- spräche und Irrungen aller Art und romanhafte Willkürlichkeiten in Menge nachgewiesen. Die legitime Herkunft des Testamentes steht sonach allerdings auf schwachen Füßen, und Herr Berkholz hat, wofern es ihm nur um den Ruhm zu thun ist, als historischer Seminarist vor- trefflichsten Ranges anerkannt zu werden, seinen Zweck voll- ständig erreicht. Der Nachweis, daß Bonaparte das Testament Peter's zu dem Zwecke erfunden habe, um es bekämpfen zu können, darf als gelungen erachtet werden, sintemal auch in den Souvenirs conternporains von Villemain ähnliche Ansichten wie die in dem Testamente niedergelegten als persönliche Aenßerungen Napoleon's aufgezeichnet sind. Aber was erhellt schließlich aus alledem? Etwa, daß Peter diejenigen Wünsche und Meinungen nicht gehegt habe, welche in den vierzehn Artikeln des napoleonischen Machwerkes als fingirte Rathschläge an seine Nachkommen colportirt wurden? Oder daß die Letzteren anders gehandelt hätten, als ihr Vorfahr sie angeblich gelehrt habe? Mit nichten. Peter hat über Rußlands  Zukunft allerdings gedacht, was Napoleon   ihm nachträglich in den Mund legte, und seine Enkel und Urenkel handelten nach der Richtschnur seiner Absichten. Herr Berkholz hat also vor allen Dingen nichts gegen die historische Thatsache bewiesen, daß die Tradition der Romanoffs von Peter an mit allen Mitteln auf den Besitz der poutischeu und baltischen Seeküste, sowie Konstantinopels   gerichtet ist. Auf dem südlichen Stadtthore von Cherson   steht zur Urkund dessen die von Katharina gestiftete Inschrift:Hier führt der Weg nach Stambul  ", und es ist noch keinem Czar eingefallen, dieselbe, um etwaige Mißverständnisse zu vermeiden, beseitigen zu lassen. Das Sophisma, daß ein Testament aufgeschrieben und be- urkundct sein müsse, hat Herrn Berkholz verführt. Auch Col- bert'sMemoire für seinen Sohn", wie dasjenige Vauban's über die Zukunft der französischen   Ostfestungen sind angefochten Grundsätzen gearbeiteten Lehrplanes, so wurden siedestruktiver Tendenzen" beschuldigt und in anderer Weise geradezu beschimpft. Für die Lehrer höherer Schulen(wo die Söhne behäbiger Bourgeois unterrichtet werden) wurde eine Serviszulage gewährt, weil dieselbenFreudigkeit in ihrem Berufe brauchen und der Stadt tüchtige Bürger erziehen", die Lehrer der Kinder des armen Volkes bedürfen einer solchen Freudigkeit nicht, da die­selbenschon mehr Einkommen haben als mancher Bürger."(???) Als die Volksschullehrer diese Logik in der Presse beleuchten wollten, wies sie der damalige Redakteur der fortschrittlichen Zeitung zurück, weil er von seinenpolitischen Freunden(id est Gründern) manche Vorwürfe habe hören müssen," daß er Ver- theidigungen der Lehrer gegen ungerechtfertigte Angriffe im Annoncenthell gegen Bezahlung zum Abdruck gebracht habe; übrigens schlagen die Lehrer ja stets einen polemischen Ton an, der sich für eine politische Zeitung nicht schickt." Da die Volksschule und deren Lehrer hier nur als nothwendiges, daher geduldetes Uebel angesehen werden, so ist die erste vollständig noch unter der Beaufsichtigung der Pfaffen, und jeder freiern Regung der Lehrer wird als einermaßlosen Ueberhebung und gänzlichen Verkennung der untergeordneten Stellung"(Inhalt einer Regierungs-Verf.) entgegen getreten. Suchen sie in der liberalen Presse Schutz, so fügt ihnen auch diese noch offenbares Unrecht zu, was beispielsweise folgender Fall lehrt. Bor einigen Wochen fordert ein Geistlicher unter der FirmaGemeinde- Kirchenrath" die ihm unterstellten Lehrer zur Mitwirkung bei einem kirchlichen Gesänge auf. Den schriftlichen Befehl sendet er während der Schulzeit durch Schulkinder au die verlangten Sänger; die letztern wundern sich darüber, daß zu rein kirch- lichen Zwecken Schüler während der Schulstunden als Lauf- burschen benutzt werden und machen auf diese pflichtwidrige Handlung ihres sogenannten Vorgesetzten in der Presse auf- merksam. Hochehrwürden halten dem Redakteur der liberalen Zeitung eine Strafpredigt, die Redaktion sagt pater peccavi und findet hierin durchaus keinehierarchischen Uebergriffe", son- dern nurallzugroße Empfindlichkeit" der Lehrer. Eine that- sächliche Berichtigung, welche dem Blatte von einer Seite zu- gesandt worden, ist bis heute nicht zum Abdruck gelangt. Durch solche Rechts- oder vielmehr Unrechts-Zustände werden natürlich die Lehrer nach und nach in die Sozialdemokratie hineingedrängt; einzelne derselben erschrecken zwar noch etwas vor dem Namen, weil der Herr Pfarrer gesagt hat, ein Sozialdemokrat sei nichts als der wahreGott  -sei-bei-uns" in leibhaftiger Gestalt; aber die Vernünftigen schließen lieber mit diesem Teufel einen Pakt, als daß sie im Jenseits wie die Sterne immer und ewig leuchten sollen. r. Hannover  . Auch wir wollten vom Sozialistencongreß einen plastischen Vortheil ziehen und beriefen zu diesem Zweck eine Volks- Versammlung ein, zu welcher Herr Reichstagsabgeordneter August Kapell gelegentlich seiner Durchreise uns einen Vortrag über Krieg und Frieden" zugesagt hatte. Die Versammlung war sehr gut besucht, und wurde Herr Kapell bei seinem Erscheinen herzlichst begrüßt. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß der Vortrag Kapell's mit großem Beifall aufgenommen wurde. An der Debatte betheiligte sich Herr Direktor Nie- meyer, der sich namentlich für die allmählige Entwicklung der Dinge aussprach. Auch Herr Hörig aus Hamburg   war an- wesend und sprach in gediegener Weise über die Tagesordnung. Schmidt. Dortmund  , 10. Juni. Gestern Abend hatte ich die Freude, Parteigenossen Auer aus Hamburg   in einer gutbesuchten Ver- sammlung zu hören. Bon meinem ursprünglichen Vorhaben, über diese Versammlung einen selbstverfaßten Bericht an den Vorwärts" einzusenden, kann ich für diesesmal um so eher absehen, als dieWestfälische Zeitung" eine ziemlich ausführliche und objektiv gehaltene Darstellung des Auer'schen Gedanken- ganges bringt. Auch den Gegner muß man hören. Also die Westfälische Zeitung" schreibt:Die Blut- und Eisen- Politik, vom sozialdemokratischen Standpunkte beurthcilt", lautete das Thema, über welches der Hauptredner des Abends, der Reichstagsabgeordnete für Reichenbach   in Sachsen  , Herr Auer aus Hamburg  , sich in einem fast 1'/, stündigen Bortrage verbreitete. Daß diese Politik die europäische   Diplomatte be- herrsche, damit begann der Redner seine Auseinandersetzungen, sei klar, weil sonst unser Contineut nicht in den letzten 20 Iah- reu 5 große Kriege hätte erleben können. Gegen diese Politik, soweit sie Deutschland   betreffe, erhob Herr Auer den Borwurf: 1) daß, ihr folgend, die preußische Krone, bezw. die preußische Regierung, statt die wiederholten Anläufe zur Sammlung der nationalen Kräfte, welche aus der Initiative des Volkes hervor- gegangen, und welche insbesondere nach dem italienischen Kriege von 1859 in ganz Europa   eine kräftige Neubelebung erfahren hätten, zur friedlichen Einigung Deutschlands   auszunutzen, die- selben vielmehr mit Geringschätzung bei Seite geschoben und sich, um jene Einigung durch gewaltsame Mittel zu Stande zu bringen, und ihrer Authenttcität entkleidet worden hat deshalb die Welt den Maßstab für das finanzielle Genie des Einen oder für die militärischen Ansichten des Andern in den Winkel gestellt? Und gesetzt auch, es sei wirklich nicht die Gesinnungsart Peter's, der die vierzehn Artikel des napoleonischen Psendo-Jnftrumentes entsprechen, so ist es diejenige Katharina's, der sie wie auf den Leib zugeschnitten sind, oder jene des ersten Alexander, welcher Konstantinopel   den Schlüssel seines Hauses nannte. Für Europa  kann es herzlich gleichgiltig sein, wann und in welchem Inhaber des Czarenthrones die Tendenz nach südlicher und südöstlicher Ausbreitung des Riesenreiches zum Vorschein gekommen sei; es ist genug, zu wissen, daß die Eroberung Konstantinopels   und die Herrschaft über den indischen Handel Traditionen des Hauses Romanofi sind, vom Vater dem Sohne und von diesem dem Enkel vermacht und nicht unterbrochen durch die zahlreichen unfürstlichen Blutstropfen, welche in die Adern der Romanoff- schen Sprößlinge sich verirrten. Wie in langer Kette die Eimer zum Brunnen, so zieht die Sehnsucht der Czaren seit mehr als anderthalb Jahrhunderten zum Bosporus  . Sollte aber dennoch durch Herrn Berkholz etwas bewiesen worden sein, was nicht der äußerlich pragmatischen, sondern der geistigen Auffassung der Geschichte dienlich ist, so beruht es darin, daß der wunderbare politische Instinkt Napoleon's   neuer- dings über allen Zweifel erhoben wurde. Gewiß das Letzte, was darzuthun der gelehrte Stadtbibliothekar von Riga   sich vor- genommen. Von allen Inhabern des Czarenscepters war der erste Alexander der schmiegsamste, perfideste und unaktivste. Und gerade ihm hatte der einstmalige Artillerie-Lieutenant aus Corfica die geheimsten Pläne der russischen Politik von den weichlich- schönen Mienen gelesen. Der Generatton von heute machen es die Lenker Rußlands   leichter, die Petrinischen Ueberlieferungeu zu enträhseln. W. G.(Wiener Freie Presse".)