R edakteure derBergischen Volksstimme" im Elberfelder  Arrest Hause Alles mit durchgemacht haben."-- Wir müssen zur Steuer der Wahrheit hierzu bemerken, daß nicht in allen Ländern Deutschlands   die Behandlung der poli- tischen Gefangenenen eine so stramme ist, daß namentlich die sächsischen Gefängnißbehörden sich bisher im Ganzen human be- nommen haben; daß Preußen, welches ja an der Spitze der Civilisation marschirt, den Ruhm hat, in Bezug auf Bchand- lung der politischen Gefangenen alle übrigen deutschen   Länder an Strammheit zu übertreffen; daß aber auch in Preußen die Behandlung eine sehr verschiedene ist. Auf dem Gebiete des GefängnißwesenS herrscht eben in Deutschland   die absolute Will- kühr; wie das im Reichstag, und nicht bloß von sozialistischer Seite constatirt wurde, ist der Gefangene einfach rechtlos, er hängt von der Laune, von der Individualität der Gefängnißbe- Hörden ab. In nächster Session soll dieser Anarchie durch ein Gesetz gesteuert werden.Soll". Essollte" schon in den beiden letzten Sessionen, und ist doch nicht geschehen. Und ge- schieht es wirklich, wird das neue Gesetz etwas taugen? Wird's eine Verbesserung bedeuten? Die in den Regierungskreisen und bei der Reichstagsmajorität herrschenden Grundsätze und An- schauungen erlauben uns nicht, die Frage zu bejahen. DenRechtsstaat" Preußen zu kennzeichen hatten wir schon öfter Gelegenheit; heut sind wir abermals in der Lage über ein Stückchen zu berichten, bei dem Gesetz und Recht gar keine Rolle spielten, die Willkür dagegen in der empörendsten Weise zur Geltung kam. Es war in dem Dorfe Malstatt bei Saarbrücken  , wo Parteigenosse Kaulitz vor Kurzem in einer Volksversammlung über das eherne Lohngesetz sprach. Eine halbe Stunde ging Alles gut, da plötzlich erhebt sich der überwachende Polizeibeamte und erklärt die Versammlung auf Grund des Art. 170 des Strafgesetzes für aufgelöst. Der§ 170 aber lautet: Wer bei Eingehung einer Ehe dem anderen Theile ein gesctz- liches Ehehinderniß arglistig verschweigt, oder wer den andern Theil zur Eheschließung arglistig mittelst einer solchen Täuschung verleitet, welche den Getäuschten berechtigt, die Giltigkeit der Ehe anzufechten, wird, wenn aus einem dieser Gründe die Ehe aufgelöst worden ist, mit Gefängniß nicht unter drei Monaten bestraft. Die Verfolgung tritt nur auf Antrag des getäuschten Theils ein." Kaulitz, der nicht begreifen konnte, wie er bei Behandlung des ehernen Lohngesetzes gegen den K 170 des Straf­gesetzbuchs verstoßen haben könnte, berief nach einigen Tagen eine zweite Versammlung ein, um den unterbrochenen Vortrag fortzusetzen. Kaum daß er aber den Saal betreten hatte, wurde er verhaftet, diesmal aber auf Grund des§ 130(Aufreizung zu Gewaltthätigkeiten). Zwei Gensdarmen geleiteten ihn in das Arresthaus, wo er die Nacht zubrachte. Doch hören wir, was Kaulitz selber über die ihm zu Theil gewordene Behandlung aus- sagt:Um VelOUHr Morgens führte man mich wieder heraus, um mich mit einem gemeinen Verbrecher zusammengeschlossen (in Handeisen gelegt) zum Untersuchungsrichter zu führen. Ich protestirte vergebens. Ich verlangte einen Wagen vergebens. Ich habe keinen Boten, um einen Wagen holen zu lassen, erklärte mir der Inspektor, und so mußte ich denn unter lebhaftem Protest der Gewalt weichen, wurde geschlossen durch die ganze Stadt bis zum Justizgebäude geführt, wo ich dann nach circa 2 Stunden auf dem Vorplatze zusammen mit nieinem Leidensgefährten den Blicken aller Neugierigen ausgesetzt blieb. Ich war japolitischer" Untersuchungsgefangener! Es folgte mein Verhör und meine sofortige Freilassung. Ich hatte nichts mehr im Gefängniß zu suchen, als meine Sachen abzuholen." Aber auch damit ging es nicht so schnell, wie nun wie sonst und namentlich beim Einsperren die Polizei bei der Hand ist. Lassen wir den vom Richter mitsofortiger Freilassung" Be- dachten weiter erzählen:Nach dem Arresthaus zurückgekehrt, gab der zufällig mitgegangeneFührer" meinen Freilassunsschein ab, der Schließer bat mich, mit ihm zur Entgegennahme meiner Sachen hinauf zu kommen, holte dieselben scheinbar um sie mir zu geben und erklärte dann plötzlich, der Herr Inspektor sei gerade abwesend und da könne er mir die Sachen nicht aus- liefern. Ich bemerkte nun ruhig, dann würde ich morgen wieder- kommen, aber vergebens; der Herr Schließer bestand darauf, mich nicht eher freizulassen, bis der Herr Inspektor zurück sei. Meine Erklärung, nur der Gewalt zu weichen, half mir nichts, die Thür meiner Zelle öffnete und schloß sich wieder hinter mir. Ich war frei und doch Gefangener, weil der Herr Inspektor-- gerade schliefen. Nachdem ich so von V-1 bis'/,3 Uhr ge- Johann Elmer. (Schluß.) Glauben Sic, daß der Mensch vom Affen abstamme?" Darüber habe ich keine ausgesprochene Meinung. Ruhig überlasse ich den Entscheid den Gelehrten, der fortschreitenden Wissenschaft. So viel ist aber sicher: nur langsam, aus den be- scheidensten Anfängen heraus, hat sich das menschliche Geschlecht entwickelt; von Jahrhundert zu Jahrhundert veredelt es sich und immer schreitet es fort in stetiger Entwickelung. Rousseau   meinte, die ersten Menschen seien von bösen Leidenschaften frei gewesen, sie haben in idyllischem Frieden gelebt. Er irrte, indem er den Zielpunkt der Entwicklung als den Anfangspunkt bezeichnete. Wir kommen aus der Wildheit, dem Kriege des Menschen gegen den Menschen, und steigen auf zu der wahren Bildung und der Gemeinschaft Aller." Sie sind ein Optimist?" Optimismus, Pessimismus mit den Worten hat man viel gespielt, viel gesündigt. Manche sind Optimisten um nicht ernstlich denken, manche Pessimisten, um nicht ernstlich han- deln zu müssen. Wenn ich in die Welt hinausschaue, meine ich oft, es sei Alles gut, so entzückt bin ich von ihrer Herrlichkeit, von der Harmonie der Kräfte, von der Logik des Gesetzes, das in ihr waltet. Sehe ich dann, wie die Natur ein Leben für das andere fordert, daß der Fisch den Wurm vernichtet, der Mensch den Fisch, das Raubthier den Menschen, so meine ich, es sei der Organismus des Universums ein unvollkommener, ein tiefer Schmerz fresse an dem Herzen der Welt, wie eine unheilbare Krankheit an dem Herzen einer blühenden Frau. Sei dem, wie ihm wolle, ich lasse Jedem seine Anschauung, aber darüber bin ich im Klaren, daß die Menschheit im Kampfe mit allen feind- lichen Gewalten der Vervollkommnung zustrebt, entgegengeht, und auch darüber, daß ihr zu dienen das reinste Glück ist." Wir sind aber doch weniger frei als die Griechen und Römer." Das ist eine Täuschung. In den Republiken des Alter- thums genoß nur eine Keine Zahl die Wohlthaten der freien Institutionen. Die großen Massen waren ohne Rechte. Die Erzeugnisse ihrer Arbeit aßen Andere die Privilegirten; selbst das Leben der Mehrheit lag in den Händen der Minderzahl. Wenn wir einen Gang durch die Geschichte unternehmen, so er- hellt untrüglich, daß sich mit jeder neuen Epoche der Kreis der Berechtigten erweitert hat, und das wird so fortgehen, bis Nie- mand mehr ist, dem der Kreis verschlossen wäre." ' wartet, wurde ich auf energische Requisition meines Freundes R. Hackenberger freigelassen." Ueber dieses Vorkommniß noch weitere Worte zu verlieren, halten wir für überflüssig der Rechtsstaat" Preußen ist durch dasselbe wieder einmal zur Ge- nüge gekennzeichnet. Der Postsekretär Klinck aus Ottensen   ist von dem Leipziger Disciplinarhof in der Appellinstanz verurtheilt wor- den, weil seine Frau, Fanny Klinck, einen Artikel über Post- wesen in einer Zeitung veröffentlicht hatte. Das Urtheil lautete auf einen Verweis und Zahlung der Kosten. Zuranständigen" Presse. Bor einiger Zeit wurde in Berlin   einanständiges" liberales Blatt mit 50 Mark Geld  - büße belegt, weil es unzüchtige Annoncen aufgenommen hatte. Täglich liest man in den großen Zeitungen Anzeigen, die ehr- bare Frauen anwidern, unschuldige Mädchen in Verwirrung setzen müssen. Es empfehlen sich Aerzte gegen ekelhafte Krank- heiten, es locken in durchsichtiger Weise Kuppeleien und Unzucht, es wirft der Schwindel in tausenderlei Gestalten seine Netze aus. Aber nur selten schreitet die Staatsanwaltschaft ein; und wenn er es einmal thut, so wird der Name des betreffenden Blattes in allen Zeitungsberichten schonend verschwiegen. Der öffentliche Ankläger konstatirte bei dem oben angeführten Falle ausdrücklich, daß nur sozialdemokratische Blätter die unsaubere Annonce-iurückgewiesen hätten. Zum deutschen Militarismus. Folgende Zahlen über die Ergebnisse des Heeres-Ergänzungs-Geschästes im Reichs- gebiete für das Jahr 1876, welche dem Berichte der Kriegs- minister von Preußen uud Bayern an den Bundesrath entnom- men sind, sind von hohem Interesse zur Beleuchtung unserer hauptsächlichsten Reichs-Segnung" und der Lust einer großen Zahl Reichsangehöriger, an derselben theilzunehmen. In den alphabetischen und Restantenlisten der 15 deutschen Armee-Korps wurden geführt 437,253 Zwanzigjährige, 309,474 Einundzwanzig- jährige, 248,485 Zweiundzwanzigjährige und 59,876 Aeltere. Davon waren 34,192 als unermittelt in den Restantenlisten aufgeführt, 106,175 ohne Entschuldigung ausgeblieben, 198,150 anderwärts gestellungspflichtig geworden, 358,363 zurück- gestellt, 832 ausgeschlossen, 86,775 ausgemustert, 59,655 der Ersatzreserve I., 61,142 der Ersatzreservc lt., 343 der Seewehr II. überwiesen, 116,833 ausgehoben, 17,906 überzählig geblieben und 14,721 freiwillig eingetreten. Von den 116,833 Ausgeho- benen wurden für das Heer zum Dienst mit der Waffe 111,256 und zum Dienste ohne Waffe 3326 ausgehoben. Für die Flotte wurden aus der Landbevölkerung 819, aus der seemännischen Bevölkerung 1418 ausgehoben. Wegen unerlaubter Aus- Wanderung wurden von der Landbevölkerung 13,842 und von der seemännischen Bevölkerung 828 verurtheilt; noch in Untersuchung befinden sich von der Landbevölkerung 13,685 und von der seemännischen Bevölkerung 601 Mann. Der Militär­staat scheint ein neues großes Loch zu bekommen: die Unlust der Jugend, die Pickelhaube zu tragen, neben dem bekannten älteren Loche: die Unlust des Staatsbürgers, die hohen Steuerst für das Militär zu entrichten. Auch ein Tiener,Schmidt" geheißen. Die Mit- theilung in Nr. 54 desVorwärts" über einen gewissen Schmidt, das Faktotum eines höchsten Postmannes, welches neuerdings in der Kanteckiaffairepostrühmlichst" genannt wird, erinnert uns an eine andere Heldenthat eines treuen Dieners,Schmidt geheißen". Der Schriftsteller Wilhelm Koch, damals Redakteur in Speyer  , schrieb ehedem und zwar gratis für dieDeuffche Post" Briefe aus dem Beamtenleben" welche überall gern gelesen wurden und zwar auch möglichst gratis. Da erhielt Herr Koch eines Tages aus dem Bureau eines Vcrwaltungschefs ein Schreiben, in welchem die Bitte ausgesprochen wurde, er möge doch gegen gutes Honorar im Sinne eines vielgenanntenge- malen" höchsten Verkehrsbeamten für den nichtamtlichen Theil des Postamtsblattes, alias Postarchiv, schreiben und nicht für dieDeutsche Post", dasSchandblatt". DasPostarchiv" wird, beiläufig bemerkt, wie Jedermann aus dem Etat ersehen kann, aus demReichsfiskal" erhalten. Die Aussicht auf des allerhöchsten Verwaltungschefs Huld und Gnade sollte Herr Koch als Zugabc erhalten. Herr Koch aber, ein fleckenloser Ehren- mann und Bcamtenfreund, antwortete einfach dadurch, daß er das Anerbieten in derDeutschen Post" veröffentlichte und siehe, Es giebt Zeiten, welche man Zeiten der Reaktion nennt. Das sind doch Zeiten des Rückschritts." Ganz richtig; ich streite nicht gegen diese Bezeichnung. Aber auch in reaktionären Zeiten schreitet die Menschheit vorwärts. Die Revolutionen sind nicht im Stande, die Ideen zu verdauen, welche sie im Ueberflusse aufnehmen; die Reaktion wirft einen Theil aus und verarbeitet den andern. Die Geschichte läuft nicht in der Richtung einer geraden Linie vorwärts, sie beschreibt eine Spirale; indem wir scheinbar rückwärts gehen, gehen wir vorwärts." Johann dachte einige Minuten über die Ausführungen des Sanitätsraths nach. Dann fragte er denselben: Sie sagten, für die Menschheit zu arbeiten sei das höchste Glück; so sind also auch jene Männer glücklich, welche sich in die Armee der Union einreihen ließen. Wenn sie aber sterben, sind sie dann auch glücklich zu nennen?" Ich glaube, daß unser Glück in der Selbstentäußerung liegt. Oder sollte etwa das der Inbegriff des Glücks sein, gut zu essen und zu trinken, üppig zu leben, durch falschen Flitter zu glänzen? Darin kann unmöglich eine hohe Befriedigung gefunden werden. Der Egoismus ist freilich die Triebfeder aller unserer Hand- lungen, aber wir müssen wohl unterscheiden zwischen dem ge- meinen und dem geläuterten Egoismus. Wenn wir bestrebt sind, unsere Kräfte zu entfalten,, die Sphäre unseres Denkens und Thuns auszudehnen, so handeln wir im Grunde egoistisch; es geschieht für uns, was wir thun. Wenn wir dabei aber die edle Absicht haben, durch unsere Fähigkeit, unfern Muth, unfern Entschluß die Sache Aller zu fördern, so wird die scheinbare Selbstsucht zur Selbstlosigkeit. Und in der Selbstlosigkeit liegt das goldene Glück; auf diesem Platze kann Jeder den räthsel- haften Schatz heben. Wer Anderen hilft, die Armen und Ver- lassenen unterstützt, sich für die ungerecht Gekränkten in die Schanze wirft, der ist denn doch in seiner Seele tausendmal be- glückter, als der Eigennützige, welcher nur Freude hat an seinem Bauch und seinen vollen Kisten. Wie unendlich höher ist das geistige Genießen Dessen, der Gefängniß oder Verbannung er- duldet für das Wohl der Mitmenschen, der in den gewaltigsten Gedanken, in den lautersten Gefühlen lebt, als die rohe Lust niedriger Kreaturen. Selbst der Tod, ist er nicht Demjenigen das höchste Glück, der ihn für das erleidet, was er mit der Gluth seiner Seele liebte? Welche selige Empfindung muß den Edlen im letzten Augenblick durchzittern! Ihm ist der Tod der Schlußstein des Daseins, die Vollendung seiner Existenz. Alle jenes Schreiben war unterzeichnet voneinem Diener, Schmidt geheißen". Ein anderes merkwürdiges Schriftstück ging Anfangs der siebziger Jahre beim deutschen Reichstage ein. Darin petitionirte ein angeblicher Postsekretär, der Reichstag  möge doch dem Herausgeber derNorddeutschen Post" das Handwerk legen. Der Petent gab vor, in der Klosterstraße in Berlin   zu wohnen und bezeichnete sich diesmal mit dem gar seltenen Namen Müller. Selbstverständlich fand das jammer- volle Machwerk im Reichstage keinerlei Beachtung, und als ein Freund des beleidigten Herausgebers derNorddeutschen Post" mit einem Ziegenhainer bewaffnet eine Anstandsvisite in der Müller'schcn" Wohnung machen wollte, stellte sich heraus, daß in jenem Hause der Klosterstraße seit Menschengedenken keine Postbeamten gewohnt hatten, am allerwenigsten einer mit dem raren" Namen Müller. Der Reichstag   war einfach mistificirt. War jener Pseudomüller vielleicht auchein Diener, Schmidt geheißen?" Akademische Freiheit  ! Die Leipziger Studentenschaft suchte in den letzten Tagen bei ihrer besonderen zuständigen Behörde, dem Universitätsgericht, nach, die Angelegenheit Düh- ring in einer Studentenversammlung discutiren zu dürfen. Die Erlaubniß dazu wurde verweigert. Eine Menge im Vollbesitz aller bürgerlichen Ehrenrechte stehender junger Leute ist somit kurzer Hand um einen Theil dieser letzteren gebracht worden, man kürzt ihnen das Recht, sich zu versammeln und sie lebhaft interessirende Gegenstände und Ereignisse öffentlich zu erörtern. Künftig(wohl 1879) tritt die gesetzliche Bestimmung in Kraft, welche das Sondergericht der Universitäten aufhebt und so auch formell die volljährigen Studenten auf gleiche Stufe mit allen andern Staatsbürgern stellt, während diese, wie unser Fall zeigt, bisher zuweilen auch nach der schlimmen Seite in einer Ausnahmsstellung sich befinden. Wie beschaffen die Bezieh- ungen der Leipziger   philosophischen Fakultät zu der Berliner  sind, können wir nicht beurtheilen, wie es scheint, sind sie ebenso enge wie die zur philosophischen Fakultät in Göttingen  , welche der Post" zufolge das Karnickel gewesen sei, welches angefangen uud bei der Berliner   dieRemotion"(auf deutsch  Hinauswer- fung") Dühring's angeregt haben soll. DieMagdeburger Zeitung" stößt folgenden Schmerzens- schrei aus:Cs ist wenig Hoffnung vorhanden, daß die Errich- tuug des nationalen Denkmals auf dem Niederwalde noch im Laufe dieses Sommers erfolgt. Man will zwar wissen, daß mit dem Unterbau demnächst begonnen werden soll; ob sich diese Hoffnung aber erfüllt, wird von zuständiger Seite noch bezwei- felt. Immerhin ist es zu beklagen, daß das nationale Werk nicht rascher gefördert wird. Die Schuld an der Verzögerung liegt in den spärlichen Beiträgen, welche in verschiedenen Comites eingehen. Im deutschen Süden hat man das Unter- nehmen nicht thatsächlich genug unterstützt, und im Norden wird über Geldmangel geklagt."--- Spärliche Beiträge! Ei, ei! Soll's denn wirklich wahr sein, was böse Zungen behaupten, daß derPatriotismus" der Bourgeois beim Geldbeutel aufhöre? Freilich, die Arbeiter, welche man als die milchende Kuh zu betrachten gewohnt ist, von der man die Mittel zu derlei unnützen Ausgaben zu ge- Winnen trachtet, wissen die paar Groschen, die sie noch verdienen, zu bessern Zwecken als zur Errichtung vonNationaldeukmälen" zu verwenden. DieReichsherrlichkcit" zieht eben nicht mehr; man gründe etwas Neues! Lob. Die Redaktion und Verlagshandlung des in Arnberg er- scheinenden WochenblattesDie soziale Frage im Lichte des Christenthums" veröffentlicht eine Abonuementseinladung, der wir folgende Stellen, als von besonderem Interesse für un- sere Leser, entnehmen: Nur nach katholischen Grundsätzen(meint das gesinnungs- tüchtige Blatt) läßt sich die gesellschaftliche Frage lösen, der Klassenkampf beschwören, die Roth des ausgebeuteten und verlassenen Arbeiters endgiltig bannen." Ferner: Es gilt einer heiligen Sache, welcher die Redaktion und die Vcrlagshandlung aus innerer Uebcrzeugung, nicht eines irdischen Vortheils willen dienen. Die Zeiten werden immer ernster, die von uns behandelte Frage brennt immer heißer. Einigen wir uns in christlichen Grundsätzen!":c. Hier wird also mit dürren Wortendie Roth des aus- gebeuteten und verlassenen Arbeiters" zugestanden, und Güter der Erde wiegen den Werth dieses Moments nicht an- nähernd auf." Die Scheerereien wegen des Heimathsrechts enden nicht. Und Elsa wird von ihren Eltern mehr und gequält die Versuche, sie von dem Geliebten loszureißen, bewirken zuletzt, daß sie irrsinnig wird. Sie entflieht aus dem Pensionat, in das man sie gesteckt hat, und wirft sich auf die Eisenbahnschienen. Johann Elmer findet, rettet sie, bringt sie in das elterliche Haus und entfernt sich, ohne erkannt zu sein. Dank der Pflege überwindet Elsa die Gemüthskrankheit die Eltern erfahren, daß Elmer ihr Retter, sie begreifen, daß, sich ferner zwischen Beide zu stellen, das Leben des Kindes gefährden würde sie willigen in die Verlobung. Alles scheint sich zum Guten zu wenden. Aber es ist zu spät. Elsa's Körper ist gebrochen sie siecht dahin und stirbt in den Armen des Geliebten. Für diesen ist's jetzt des Bleibens nicht mehr. Der Plan, der ihn vor der Wiedervereinigung mit Elsa beschäftigt, kommt schnell zur Reife. Er ordnet das Nöthige, schifft sich nach New- Jork ein und tritt in ein Jnfanteriebataillon der Union  . Sein Leben als Soldat war reich an Mühsal und Entbeh- rung. Wenn er Tagmärsche machte, schlich die Sonne langsam wie eine Schnecke am Himmel hin; wenn er auf Vorposten stand, wurden die Stunden zu Ewigkeiten. Sein Lager war meist das freie Feld, wo kein Baum ihn vor dem Regen schützte, kein Strauch den Wind zertheilte. Der Sand der Ebenen blendete seine Augen, die Dornen des Urwalds verwundeten seine Füße, Hitze und Kälte brachten ihn abwechselnd in Gefahr, zu ver- dursten oder zu erfrieren. Jahreszeiten kamen und gingen die Anstrengungen blie- ben dieselben. Manchmal wollte ihn Muthlosigkeit überkommen, doch immer siegte er wieder über sich selbst. Es war ihm, als ob eine Stimme riefe, welche er für die Stimme seines Gewissens hielt:Du kämpfest für die Menschheit." Jedem kleinen Gegen- stände seiner militärischen Ausrüstung widmete er eine peinliche Aufmerksamkeit. Die geringste seiner Pflichten erfüllte er mit ungewöhnlicher Sorgfalt. Der Gehorsam wurde ihm eine leichte Bürde, das Vertrauen der Vorgesetzten war sein Stolz, die Anhänglichkeit der Kameraden sein Glück. Seine Dienstbeflissen- heit und seine Bravour verschafften ihm nach den ersten Mo- naten die Beförderung zum Unteroffizier. So sehr hatte er die Kunst erlernt, sich dem Ganzen einzuordnen, daß er diesen be- scheidenen Weg als ein ausreichendes Feld für alle feine Fähig- keiten betrachtete. Er wußte, was Manche ihr Leben lang nicht