muß Rußland sich fügen— es sei denn, daß es die Mobil-machungsordre des preußisch-deutschen Reichs in derTasche hat. Ohne der Hilfe des deutschen Reiches gewiß zusein, kann Rußland den Bruch mit Oestreich nicht riskiren. Esmüßte sonst gewärtig sein, daß seine Donau- Armee binnen14 Tagen bis hinter den Pruth zurückgetrieben wäre— wieanno 1854— ohne daß Oestreich für einen Groschen Pulverzu verbrennen hätte.Und die deutsche Mobilmachungsordre scheint man nicht inder Tasche zu haben. Die russische Regierungspreffe schlägtnämlich seit einigen Tagen einen wunderbar bescheidenen Ton an,und es ist sogar das in der Geschichte wohl ohne Beispiel da-stehende Kuriosum passirt, daß das Manifest, welches„Väterchen"bei seinem„Triumpheinzug" in Bulgarien veröffentlichte, undwelches in Wien— weil die raublustigen Krallen zu deutlichherausschauten— arg verschnupft hat, von den amtlichen Blätternfür„falsch aufgefaßt, falsch wiedergegeben" u. s. w. erklärtworden ist, mit anderen Worten, daß der Kaiser von seinereigenen Regierung hat desavouirt werden müssen.Väterchen„Alexander" wird wohl manchmal an die letztenLebenstage des„Väterchens" Nicolaus denken.Wird zu den Niederlagen nach Außen die Revolution imInnern hinzukommen? Hat das russische Volk Freiheitssinn undKraft genug, um den Bankrout der Regierungspolitik in seinem,des Volks Interesse auszunützen?Nicht bloß die russische Regierung steht jetzt auf der Probe,auch das russische Volk— wenn es eins giebt.— Wir erhalten aus Nürnberg folgende Zuschrift:Unter der Rubrik„Deutsche Gefängnisse— deutscheCultur" bringen Sie in Ihrer Nummer 79 vom 8. Juli eineSchilderung der verschiedenen„Liebenswürdigkeiten", welche ver-urtheilte Sozialisten namentlich in Preußen durchzumachenhaben. Sie bemerken dazu, daß„nicht in allen LändernDeutschlands" die Behandlung der politischen Gefangenen eineso— stramme sei, wie in Preußen. Es ist möglich, daß dieBeHandlungsweise nicht gerade allenthalben im Reich eine—„preußische" ist, jedenfalls aber steht die zweite deutsche„Groß-macht", das Königreich Bayern, das so berühmte„Fortschritts-grüßen" wie Herz, Erhard, Frankenburger u. s. w. in den„Reichstag" schickt, nicht im mindesten hinter der preußischenFuchtel zurück. Einen Unterschied zwischen politischen undgemeinen„Verbrechern" giebt es in Bayern nicht, namentlichhört die„Gemüthlichkeit" auf, sobald eine Strafe sich über dreiMonate erstreckt. Bis zu drei Monaten kann man in den Be-zirksgerichtsgefängnissen, den sogenannten Frohnfesten, brummen,und da giebt es, wenn man es mit einem einsichtigen, humanenBezirksgerichtsdirektor zu thun hat, hier und da Selbstbekösti-gung, Bier, Cigarren und Beschäftigung nach persönlicher Wahldes Jnhaftirten; wenn's aber einmal über diesen Zeitraum hin-übergeht, dann ist der„gemeine Züchtling" fertig. Dann heißtes entweder: nach„bayerisch Plötzensee", dem Nürnberger Zellen-gefängniß, oder nach den Strafanstalten Amberg, Laufen zc.Parteigenosse Wörlein, Schriftsetzer, welcher wegen„Gottesläste-rung" und„Majestätsbeleidigung" seinerzeit 3'/, Monate inAmberg sitzen mußte, hatte Betttücher und Frauenröckezu nähen, wurde von den Schließern mit„Du" angesprochen,hatte den berühmten wohlriechenden, hölzernen„Daniel" in derZelle, bekam kein Bier, keine Extrakost u. s. w., kurzum wurdebehandelt wie der gewöhnliche Verbrecher. Ueberhaupt existirtja in Bayern zwischen der Behandlung in den Strafanstaltenund den Zuchthäusern ein wirklicher Unterschied nicht. GenosseBaumann, der von dem mittelfränkischen Schwurgerichts!)wegen einer„Majestätsbeleidigung"— welche nicht einmal derkönigliche Untersuchungsrichter hatte finden können, so daß der-selbe die Verweisung vor's Schwurgericht abgelehnt hatte— zu4�/4 Monat„begnadet" wurde, sitzt im Nürnberger Zellenge-fängniß. Baumann, früher Schneider, seit verschiedenen Jahrenaber in der Redaktion und Expedition des„Ztürnberg- FürtherSocial-Demokrat" thätig, muß dortselbst Westen machen, trägtdie grobe, graue Zuchthausuniform mit dem„Orden(der Num-mer) auf der Brust und der Maskenkappe, und erhielt theilweiseKrankenkost, nur auf Anordnung des Arztes. Das Lesen deslokalen Parteiorgans wird ihm verweigert, dagegen ist ihm die„Berliner Freie Presse" gestattet. Bier giebt's keinen Tropfen,Rauchen ist nicht einnial den Aufsehern, viel weniger den Ge-fangenen gestattet. Besuch darf er nur alle vier Wochen vonseinen nächsten Angehöriger und höchstens Geschäftsfreunden aufetwa eine halbe Stunde annehmen.— Es ist zu bemerken, daßdie Festungshaft durch Einführung der Reichsgesetze in Bayernnicht aufgehoben wurde, daß dieselbe aber gegen Sozialistennie ausgesprochen wird, höchstens gegen einen renitenten Pfaffen,wie z. B. gegen Dr. Rittler.— Vielleicht interessirt es die Par-teigenossen auch, zu erfahren, daß gegen die jetzige Redaktiondes hiesigen Parteiblattes nicht weniger als fünf Stromer-und Magistratsbeleidigungs-Prozesse anhängig sind, meist wegenBekämpfung der die Stadt„beglückenden" Stromer'schen(„fort-Proletarierleben.Unserm Leipziger Lokalblatt, der„Fackel", wird folgendesvon einem Arbeiter geschrieben:„Am 26. Oktober 1876 wurde ich infolge des traurigen Ge-schäftsganges in Heidelberg arbeitslos und wandte mich mit denwenigen erübrigten Reisemitteln zu Fuß über Straßburg nachder Schweiz, ohne indeß Arbeit zu bekommen. Als das Wenigeerschöpft war, mußte ich mich wohl oder übel auf's„Fechten"verlegen, oder, wie dies das„Leipziger Tageblatt" nennenwürde: ich war gezwungen, mich als„arbeitsscheuer Mensch"und„Vagabund"„herumzutreiben". Als solcher wurde ich, alsich am 6. November zu Staufen bei Freiburg in Baden, vonHunger, Kälte und anderen Entbehrungen getrieben, die Mild-thätigkeit Anderer in Anspruch nehmen mußte, bei einem Tellerwärmender Suppe unliebsam durch ein„Sicherheitsorgan" ge-stört. Die Folge davon war, daß ich, obwohl bis dahin„un-bescholten und unbestraft", zu sechs Tagen Haft verdonnertwurde. Nach meiner Entlassung mußte ich, mittellos wie vor-her, wieder zu dem traurigen Mittel greifen, welches die Ver-anlassung zu meiner Verhaftung abgegen hatte. Nach ungefähr6 Wochen war ich so glücklich, bei einem Apotheker in Göppingen(Württemberg) l'/z Tag Gartenarbeit verrichten zu dürfen. Ichkonnte mir für den Lohn wenigstens ein Hemd kaufen.— DerWinter war vor der Thür, und es war mir nicht möglich, inmeinem Geschäfte(der Schreiber Dieses ist Tapezierer) oder sonst-wie Arbeit zu erhalten.„Bis jetzt war ich ganz Oberbayern durchreist und kam denWeihnachtsabend gegen 8 Uhr mit 3 Pfennig Reichswährung inder Tasche in Bogen an der Donau an. An diesem Tage, wosich doch fast jeder Mensch freut, mußte ich mir in beständigemSchneewetter erst die nöthigen Finanzen zum Schlafen erfechten.Nunmehr reiste ich nach Nürnberg, ging oort nach dem Arbeits-nachweisbureau und erhielt die Antwort, daß ich mir selbst Ar-schrittlichen")T Finanzwirthschaft. Die Schwurgerichtsoerhandlung, zu der es wohl kommen wird, verspricht hochinteressantzu werden und dürfte unserem Freund Stromer mehr schadenals uns.— Zur Lage der Arbeiter, der ländlichen sowohl, wieder städtischen und hauptstädtischen Bevölkerung, liefern dieamtlichen statistischen Tabellen des Reichsgesundheitsamtes:c.recht schätzenswerthe Beiträge. Da dieselben aber die Ergebnissenicht der Art gruppiren, daß sie leicht für Jedermann verständ-lich find, so wollen wir im allgemeinen Interesse aus diesemamtlich-statistischen Material ein allgemein erklärliches Bild zuentwerfen suchen. Da die hauptstädtische Bevölkerung die größteBeobachtungsgruppe bildet, so nehmen wir zuerst diese Tabellen,obwohl die ländliche und Provinzialstädtische Arbeiterbevölkerungbesonders in den östlichen Provinzen des Reiches seit den dreiletzten großen Kriegen, zu denen sie das größte Contingcnt ge-stellt hat, noch schlechter daran ist. Zunächst ist es bemerkens-Werth, daß nach den amtlichen Berichten des Magistrats derdeutschen Reichshauptstadt die Zahl der Armen mit dem Zu-nehmen der Großstadt seit 1866 Prozentabel nicht größer ge-worden sei, wogegen nach den amtlichen statistischen Ergeb-nissen der Kreis der armenärztlichen Praxis immer größer wirdund polypenartig seine Radien schon bis in die besseren Schichtender Gesellschaft erstreckt und 1876 von den 29,272 in der Haupt-stadt zu Grabe Getragenen 3351, also 35,12 Proz., der armen-ärztlichen Praxis anheimgefallen. Das zunehmende Sicchthumin den Bcvölkerungsgruppen, welche die armenärztliche Hilfe inAnspruch nehmen, macht sich namentlich durch die verminderteHeilung der Hauskranken bemerkbar. Im Laufe des Jahres 1876konnten nur 70,7 Prozent Hauskranke, dagegen 1875— 75,87;1872— 76,41; 1871— 77,44 und 1869 sogar 78,82 Prozentals geheilt entlassen werden.— Das Beziehen der vielen neuenHäuser, das enge Zusammenwohnen, der öftere Mangel an Rein-lichkeit, die schlechte Luft, der Mangel an kräftiger, genügenderNahrung, der Jahreszeit angemessener Kleidung, u. s. w.—wegen Erwerbs- und Berdienstlosigkeit— erschweren die Heilungdes in seiner Wohnung erkrankten Ernährers, der Mutter undWöchnerin mit ihrem Säuglinge nicht allein, sondern machenauch die Aufnahme in eine Krankenanstalt erforderlich. Diewirthschaftliche Lage kennzeichnet sich aber besonders darin, daßdie Aufnahme von 5447 Personen„wegen gänzlichenMangels an Pflege" ärztlich für nöthig erachtet wurde undamtlich erfolgte. Dem Prozentsätze nach belief sich die Zahlderartiger Einlieferungen pro 1876 auf 19,40; 1875 wurdennur 12,30, 1874— 10,61, 1872— 11,79, 1871— 9,58 und1869, in dem dritten Nothjahre der Krisis nach dem Kriege von1866 sogar nur 8,45 Prozent aller Erkrankten im Bereiche derArmenkrankenpflege den Spitälern oder Krankenanstalten über-wiesen, so daß die Zahl in dem kurzen Zeiträume von siebenJahren um rund 11 Prozent gestiegen ist und wirthschaftlicheinen schreckcnerregenden Rückgang der Wohlhabenheitsverhältnisseconstatirt. In welch körperlichem Zustande diese in den Pflege-anstaltcn Eingelieferten hier anlangten, ergiebt die große Anzahlder dem Tode in die Arme Gesunkenen, 1028,— also ein Fünftel(19,01 Prozent) aller Eingelieferten. Diese Zahl spricht schondeutlicher, als es Worte vermögen. Wir fügen indeß noch hinzu,daß die Sterblichkeit im Bereiche der armenärztlichen Praxisvon 1866, wo sie sich auf 5,1 Proz. bezifferte, bis 1876, wosie 6,80 Proz. beträgt, in dem Zeitraum der großstädtischenEntwicklung, um 1,79 Prozent gestiegen ist. Daß gegen dieseKalamität die„Gewaltigen" der Fortschrittspartei und der Li-beraten, obwohl sie die gesetzgebende Majorität sind, nicht schonfrüher durch die Beantragung öffentlicher, nöthiger Bauten,Flußregulirungen(Nogat), Erdarbeiten(Caub) u. s. w. etwasgethau, wäre komisch zu nennen, wenn es nicht die Verarmungder Arbeiterbevölkerung und des Kleingewerbes zc. beträfe. Dieauf Kosten der Commune oder der Privatwohlthätigkeit errich-teten thcuren Kranken- und Pflegeanstalten können dafür nichtgelten,— weil sie Endpunkte der Roth sind. Die Wurzel desUebels liegt in der Erwerbslosigkeit,— deshalb muß Arbeitgeschafft werden, und dies kann dauernd nur in einer Gesellschaftgeschehen, wo die Organisation der Arbeit das erste Prin-zip ist. F. K.— Großer Helden muth! Viel Spektakel machten dieliberalen Zeitungen davon, daß für die Jacobikirche zu Berlinkürzlich ein freisinniger Prediger gewählt wurde, ein gewisserLic. Hoßbach. Die Orthodoxen waren ärgerlich und hoffen, daßeine Bestätigung nicht erfolge. Ehe der Neuerwählte aber seineAnnahme erklären kann, muß er seine gegenwärtige Stellekündigen. Der Sperling in der Hand ist aber unserem bravenfreisinnigen Herrn Hoßbach lieber, als die Taube auf dem Dache,deshalb kündigt er nicht und„vergißt" völlig die Erklärung inBezug der Annahme' der neuen Stelle, so daß eine Neuwahlerfolgen muß. Wird dann wieder ein liberaler Pastor gewählt,so nimmt er aus Angst, seine seitherige Stellung zu verlieren,beit suchen müsse, da meine Meisterschaft nicht dabei betheiligtsei. Daraufhin schaute ich nach Arbeit um, wurde aber gleichbeim ersten Meister von zwei Dienern der Gerechtigkeit in Em-pfang genommen, nach Legitimation und Reisegeld gefragt, undda an letzteres bei mir nicht zu denken war,„wegen verbotenenUmschauens nach Arbeit" arretirt. Nach längerem Warten er-hielt ich von der Behörde eine Lcgitimationskarte, um Arbeitsuchen zu können; es wurde mir aber zugleich bedeutet, fallsich keine Arbeit fände, Nürnberg binnen drei Tagen zu ver-lassen. Ich bekam keine Beschäftigung und ging nach Fürth.Hier machte man mir aber auch begreiflich, daß das Hungernfür mich besser wäre, als die Güte anderer Leute in Anspruchzu nehmen, denn ich wurde genöthigt, wegen Bettelns 24 Stun-den im Arresthause zu verweilen. Während dieser Zeit gab'sblos einmal zu essen, und verließ ich das Gefängniß hungriger,als ich gekommen war.„Ueber Coburg, Chemnitz kam ich den 19. Februar Abendsnach Dessau. Ueberall bekam ich keine Arbeit, aber auch keinGeschenk, weder von den Meistern, noch von den Collegen. Dennächsten Morgen mußte ich wieder sehen, wo ich das Geld fürverflossene Nacht herbekam, um wenigstens mein Handwerkszeugnicht im Stiche zu lassen. Kaum war ich jedoch ausgegangen,so vertrat mir auch schon wieder ein die„öffentliche SicherheitUeberwachender" den Weg, und brachte mich derselbe sehr zu-vorkommend in's Arresthaus. Am dritten Tage meiner Hastkam ich pünktlich zur Verhandlung. Nachdem ich ein ziemlichumfangreiches Protokoll unterschrieben hatte, mußte ich mitStaunen hören, daß ich wegen„Fluchtverdachts" so lange inUntersuchungshaft behalten würde, bis meine Persönlichkeit fest-gestellt sei. Dies erforderte aber blos zehn Tage(es wurde inmeiner Heimat nachgeforscht, ob meine Legitimationspapiererichtig seien!) und am dreizehnten wurde mir das„Urtheil"verlesen.Es lautete:„Wegen Bettelns, Landstreicherei undauch nicht an und die Orthodoxie muß endlich siegen.— D'ganze Handlungsweise ist so überaus bezeichnend für den Liüjralismus, daß wir ihr hier Erwähnung thun— überall, rer im Kampfe sich befindet, parirt der Liberalismus, die Foljschrittler natürlich gleichfalls, die Hiebe mit dem H......Wir hatten ver„Magdeb. Ztg." die Nachricht entnommSdaß Herr Hoßbach seine Annahme nicht erklärt habe— jessagt die„Vosfische Ztg.", er habe schon längst angenommoWarten wir die Bestätigung der letztern Nachricht ab.— Kreisrichter Dr. Kolkmann in Löbau, in welch»die Justizbehörde den Nicolaus Planenberg vermuthet, der eiso schneidiges Urtheil über den preußischen Richterstand gefäühat u»d der deshalb in der Zeugnißzwang-Affaire Skrzeczek vugenannt wurde, ist nach Rosenberg„strafoersetzt" worden. M«glaubte zuerst auf die Bermuthung hin, daß er der pseudonyaNicolaus Planenberg sei. Doch der Grund ist ein anderer, fiiunsere Kulturkämpferepoche viel interessanterer. Dr. Kolkmaniein geborener Katholik, hatte schon weit früher, als es offizidgeschah, die Jesuiten bekämpft und verschiedene Broschüren gegoMönche, Jesuiten, Pfaffen und allerlei Duckmäuser geschriebelEr wurde auch angeklagt, jedoch in allen Instanzen freigesprochaNun aber ist er im Disziplinarwege bestraft, weil er sich WegeVerspottung des Mönchs- und Ordenswesens u. s. w. durch seil«außeramtliche Schriftstellern„der Achtung, des Ansehens un!Vertrauens, die sein Beruf erfordert, unwürdig gezeigt habe."-Es lebe der Kulturkampf!— Pfiffig. In gegnerischen Blättern— vielleicht ist'«Böhmert'scher Waschzettel— wird„darauf aufmerksam gemacht'daß die gewerkschaftliche, auf Verbesserung der wirthschaftlichen Verhältnisse der Arbeiter gerichtete Bewegung der Soziolisten keineswegs in steter Fortentwicklung begriffen sei. Dieszeige vielmehr einen Rückgang, was daher komme, daß die S«zialisten auf die Verbesserung der wirthschaftlichen Verhältnissdes Lohnarbeiterstandes keinen großen Werth legen, vielmehdie ganze Kraft ihrer Agitation auf die Erlangung der politischen Herrschaft lenken. Damit allein sei aber den Arbeiter»nicht gedient" u. s. w. Als Schluß natürlich eine Reklame fü:den verdunckerten Max Hirsch. Zwei Fragen an den Pfiffikusder das geschrieben: Ist die politische Bewegung der Sozialisten nicht auf die Verbesserung� der wirthschaftlichen LaFder Arbeiter gerichtet? Und: Hat er nicht einmal irgendwoläuten hören, daß seit vier Jahren so etwas wie Krisis ob-waltet? Wir haben keine Statistik der deutschen Gewerkschafte»zur Hand, zweifeln aber nicht, daß die sogenannten„sozialisti-ichen" Gewerkschaften unter der herrschenden„wirthschaftliche»Kalamität", die wir der hcuttgen Muster- Gesellschaftsordnuncverdanken, ebensogut gelitten haben, wie die englischen Trades-Unions, die bestorganisirten Gewerkschaften der Welt— untwahrscheinlich weniger als deren von„unserm" Max verfertigterMiniaturabklatsch.— Der namenlose S—, welcher von Chemnitz aus das„Leipziger Tageblatt" bedient, schreibt über die VerurtheilungVahlteich's:„Die Bestätigung des Mittwcidaer Urtheils gege»Vahlteich, welche in der„Chemnitzer Freien Presse" und sogarin einem hiesigen liberalen Blatte zu einer Bedeutung auf-gebauscht worden ist, die der Sache durchaus nicht inne-wohnt, hat in hiesigen wohlgesinnten(a In S—) und die Ord-nung(ä la S—) liebenden Kreisen durchaus kein Staunen, soN-dern eher eine gewisse Befriedigung erregt, da einem Agi-tator der Umsturzpartei die Gelegenheit genommen wird,.r/a Jahre lang iveiter zu wühlen, und das Volk eine Zeitlang!nicht durch die von demselben angewendeten gefährlichen, diegroße Masse bestechenden Redensarten aufgehetzt wird. Esheißt die Lage der Parteien in Chemnitz ganz und gar ver-kennen, wenn von hier aus in auswärtigen Blättern liberale»'Richtung die Sozialdemokraten gewissermaßen unterstützt werden,�die dann ihre wohlverdienten, durch nichts als Schimpfe-reien größten Kalibers verschuldeten Strafen nur nochmit größerer Ostentatton und Trauerrändern der Welt ver-künden."— So der namenlose und doch bekannte Chemnitze»!„Tageblatts"-S—. Die richtige Bezeichnung für dieses Jndi-viduum, dessen„wohlgesinnte Kreise" und das Blatt, welchessich dazu hergegeben hat, ihm als Ablagerungsstätte zu dienen—!wird jeder unserer Leser selbst finden.— Ein entsetzliches Unglück(erschrick nicht lieber Leser),welches das größte Gemeinwesen der Welt(also natürlich dasgrrrroße deutsche Reich, meint Fritzchen Dernburg von der Ber-liner Nationalmuhme) unfehlbar aus der Reihe der„Groß-staaten" weggeblasen hätte, wäre neulich beinahe(du wirst dichwieder erholt haben, lieber Leser) in Washington, der Haupt-stadt der Vereinigten Staaten passirt. Nachdem nämlich indem amerikanischen Congreß wiederholt die Ansicht ausgesprochenworden war, daß die Vereinigten Staaten gar kein—(FritzcheNVagabondirens vierzehn Tage Hast." Ich konnte es noch fürein Glück ansehen, daß ich nicht, wie so viele meiner Leidens-geführten, nach Coswig auf das Arbeitshaus kam.— Am 6.März Mittags 1 Uhr wurde ich, ohne ein ordentliches Hemdauf dem Leibe und ohne alle Subsistenzmittel, entlassen,— ichbesaß also wieder die Freiheit, d. h. die Freiheit, von der Lustzu leben. Ueber Wittenberg führte mich mein Weg nach derJntelligenzstadt Leipzig, und hier war mir das Glück günstig;nach �monatlicher Arbeitslosigkeit fand ich wieder Arbett.Am 14. März angekommen, meldete ich mich sofort mit meinemGeburtsschein, den ich mir auf der Reise hatte nachschicken lassen,zur Stammrolle an. Bei dieser Gelegenheit wurde mir gesagt,daß ich wegen verspäteter Anmeldung 1 Mark Strafe zu zahlenhätte, worüber ich noch die nöthige Verfügung zugeschickt be-kommen sollte. Dieselbe traf denn auch den Tag nach meinerStellung früh»/, 7 Uhr ein. Nach§ 23, 10 der allgemeinenWehrordnung und auf Antrag des H:rrn Civilvorsitzenden derköniglichen Ersatzcommisfion Leipzig, Stadt, wurde ich vonRechtswegen zu drei Mark Strafe verurtheilt. Im Nichtzahlungsfalle hatte ich zu gewärttgen, daß solche executivisch einge-bracht, im Falle der Uneinbringlichkeit die Geldstrafe in Hastverwandelt würde.— Auf der Reise sehr zurückgekommen, wares mir eine Unmöglichkeit, sogleich zu bezahlen,, was ich auchden Herren auf dem Quartieramte vorstellte. Ich wollte dieStrafe in Raten abzahlen, aber mit so einer geringfügigenSache befaßten sich die Herren nicht,— kraft richterlichen Ur-theils war ich denn zum vierten Male durch die Roth gezwungen,in's Gefängniß zu wandern.Man sieht aus diesem Beispiele deutlich, wie ein ordentlicher iund ehrlicher Mensch zum Vagabunden gemacht wird.E. Th."Der Brief trägt offenbar den Stempel der Wahrheit ansich. Wir fragen nun unsere deutschen„Ordnungsmänner", wiesie mit solchen„Zuständen der Ordnung", wie die hier geschil-