und jetzt konnte die Klassenjustiz ihre Orgien feiern. Durch ein infames Spionensystem, das den Neid der dritten Abthei- lung in Petersburg erregen könnte, durch die schuftige Anwen- dung schuftiger ag;ents provocateur», die sich in das Vertrauen der Arbeiter einzuschleichen wußten und sie zu Verbrechen aufstachelten, gelang es, die geheimen Führer und Rädels- führer zu ermitteln, sie wurden als Mörder vor Gericht gestellt, von den durch denRing" der Kohlenbarone beherrschten Geschwornen zum Tode verurtheilt und am 21. Juni dieses Jahres triumphirte die Klassenjustiz.--- Eins unsrer amerikanischen Parteiorgane, derMilwaukee Sozialist"(vom 26. Juni) äußert sich über diese neueste Bour- geoisthat, wie folgt(und wir können uns seinen Ausführungen nur anschließen): Wir haben uns von Anfang an dahin ausgesprochen, daß die Gewalthätigkeiten, wegen welcher die Molly Maguires ver- urtheilt worden sind, weder ihnen noch der Gesellschaft nutzen konnten. Daß gerade wir Sozialisten durchaus nichts mit ihrer Kampfweise zu thun haben und derselben so fern wie möglich stehen, geht aus unserer ganzen Agitation hervor. Wir sind derart Feinde aller geheimen Wühlereien und aller Berhand- lungen, welche das Tageslicht und die Kritik der Oeffentlichkeit scheuen, daß wir gegen jede geheime Gesellschaft und sei dieselbe scheinbar noch so unschuldig und unschädlich Protestiren. Ge- heimnißkrämerei, Hokuspokus und Firlefanz sind für uns ent- weder gefährlich oder eines denkenden Menschen unwürdig und wir verlangen, daß Jeder, der irgend etwas bezwecken will, seine Ansichten, Pläne und Organisationsmaßregeln vor dem Forum des ganzen Volkes zu entfalten hat. Ferner sind gerade wir es, die gegen jede Gewalt, jedes Unrecht, gegen Krieg und Blut- vergießen agitiren und die für den vollsten Ausdruck des Frie- dens, des ungeschmälerten Menschenrechtes einstehen. Wir kämpfen gegen Unterdrückung unter jeder Form; Monarchie, Aristokratie, Oligarchie und Ochlokratie, sind uns gleich sehr ver- haßt und unser Ziel ist der freie Volksstaat, die ausgebildetste Demokratie, die Sozialdemokratie, welche nicht nur das Leben, die Freiheit und das Glück jedes Einzelnen, sondern vor Allem auch seine Arbeit und deren ungeschmälerten Ertrag schützt. Und die Mittel, welche wir in unserem Kampfe anwenden, sind Auf- klärung und Appellation an das Bürgerrecht, dessen Handhabe der Stimmkasten ist. Wie die deutschen Sozialdemokraten das allgemeine Stimmrecht für ihre Ideen benutzen, das beweisen sie bei jeder Wahl. Wir hier gehen auf völlig gleiche Weise voran. Wir treten so rückhaltlos vor die Oeffentlichkeit, daß wir unsere Versammlungen möglichst auf offener Straße, unter freiem Himmel abhalten und unsere Stimme da erheben, wo uns Jeder antworten, Jeder entgegenarbeiten, Jeder mit seinen besseren Gründen wenn er solche hat widerlegen kann. Wo ist auch nur die geringste Parallele zwischen den Molly Maguires und uns? Wo zeigen wir auch nur im Entferntesten, daß die Molly Maguires unsere Vorbilder und unsere Ideale sind? Ganz etwas Anderes aber ist es, wenn wir die Umstände beleuchten, welche diese Unglücklichen zu den ihnen vorgeworfenen Thaten trieben, welche sie zwangen gegenüber ihren Ausbeutern, gegenüber der sie aussaugenden und zermalmenden Gesellschaft, zu Bertheidigungsmitteln zu greifen, die dem Grade von Bildung entsprechen, welche ihnen die Gesellschaft ge- geben. In einer Zeit, wo die gebildetsten Nationen den Mord kunstgemäß betreiben, wo ein großer Thcil des menschlichen Erfindungsgenies dazu verwandt wird, um Mord- Maschinen zu verbessern und zu vermehren, wo der Hauptzweck der Regierungen darin besteht, wie sie am leichtesten und schnellsten Nachbarnationen schwächen können, wo der Spekula- tion und Geldwuth täglich Opfer fallen bei durch Leichtsinn her- beigeführten Eisenbahnunglücken, Häusereinstürzen, wo der Mensch von dem Mitmenschen nur als Bereicherungsmaterial angesehen und mißbraucht wird, wo Eltern gezwungen sind, ihre Kinder in Fabriken langsam hinsiechen zu lassen, wo Frauen und Jung- frauen ihren Körper verkaufen müssen, um nicht Hungers zu sterben, wo kleine Verbrecher unnachsichtig verurtheilt werden, große aber mit der Regierungsetteln"(sich abfinden), wo mit einem Worte Recht und Gerechtigkeit Phrase und Lüge sind in einer solchen Zeit kann man es ungebildeten, vernachlässigten und schlecht erzogenen Individuen nicht übel nehmen, wenn sie angesichts der eigenen Leiden und der Leiden ihrer Familien zu Gewaltsmitteln greifen und einfach dem Instinkt der Selbster- Haltung folgend, die Grenzen idealer Rechtsvorstellungen über- schreiten. g-- Die Verfälschung der Lebensmittel ist eine eigene Wissenschaft geworden, so weit ist die Verrottung in unserer Zeit schon gediehen, also schreibt unser Bremer Parteiorgan. Auf schöne Form und ansprechendes Aeußere wird das verwandt, was dem inneren Werthe der Waaren dreifach entzogen. Die Bourgeoisie hat es verstanden, die Wissenschaft zu ihrer Dienerin herabzuziehen, damit sie ihr behülflich sei an den Verbrechen, die jene emporgehoben und mit denen sie heutzutage noch ihre Vampyr-Natur befriedigen muß. Welches Unheil auf solche Weise über die Menschheit verhängt wird, wer kann es ermessen? Wer kennt die Fälle alle, in denen Menschen dem Genuß gefälschter Waaren zum Opfer gefallen? Wer kann sie alle aufzählen, die Siechen und Kranken, die eben auf solche Weise dahingemordet werden? Und welche Klasse ist es hauptsächlich, die davon betroffen? Es ist das arme Volk, an dem man dies Unrecht begeht, allem Humanitäts- und Rechts- fiefühle zum Trotze. Seitdem die gemeine Geldgier und Hab- ucht zum Signaturbild unserer Zeit geworden, seitdem der Zwed Geld zu verdienen, alle Mittel heiligt, die für jenen an- gewandt werden, seitdem ist dem Kapital kein Verbrechen zu hoch, wenn dasselbe nur unentdeckt bleibt und, um in der Kapitalistensprache zu reden, einen gehörigen Prozentsatz für den Betreffenden abwirft. Das allein ist bestimmend, nichts anderes. Gewiß eine traurige Welt, in der die Schädigung des Nächsten zum eigenen Vortheil ausersehen wird, in der Leib und Gut der großen Menge so wenig gesetzlichen Schutz im Großen und Ganzen genießen, als es gegenwärtig der Fall. Daß polizeiliche Vorschriften existiren, welche gewisse zu Markt gebrachten Lebensmittel der Controle unterwerfen und daß unser Strafgesetzbuch unter der Kategorie der Uebcrtretungen die schlechte Beschaffenheit derartiger Waaren mit Geldstrafe resp. Hast ahndet, ist noch lange nicht hinreichend, jene Behaup- tung zu entkräften. Denn angesichts der schweren Schädigung, die den Consumentcn in materieller und leiblicher Hinsicht durch gesundheitsschädliche und qualitativ schlechte Waaren zugefügt wird, sind weit strengere Maßnahmen, als die jetzt üblichen, sehr wohl angezeigt. Dem direkten Betrüge muß man es gleich- stellen, wenn Einer Lebensmittel feilbietet, die ihrem abverlangten Werthe in quantitativer und qualitativer Hinsicht nicht entsprechen und als Körperverletzung, resp. als Versuch derselben, muß es obendrein angesehen werden, wenn die betr. Consumtions- Wir können deshalb die Molly Maguires nicht verdammen und verdammen nur die herrschenden Gesellschaftszustände. Wir machen nicht Einzelne dafür verantwortlich, aber streben dahin, bessere Verhältnisse herbeizuführen." So unser amerikanisches Parteiorgan. In der großen amerikanischen Bourgeoisrepublik, die zehn- mal besser ist, als die ftanzösische, kann also solche Justiz geübt werden. Man sieht daraus, daß die Klassengegensätze dort ebenso schroff und die herrschenden Gesellschaftszustände dort ebenso schlecht sind, als bei uns. Sozialpolitische Ueberstcht. 2843 Prozesse hat Frohme für unsere Partei heraus- gerechnet. Ein in solchen Dingen sehr erfahrener Correspondent findet diese Ziffer zu niedrig; er schreibt uns:Ich bin nicht in der Lage, die vom Genossen Frohme mitgetheilten Ziffern zu prüfen; meine bisherigen Versuche, eine vollständige Ver- folgungsstatistik zu erlangen, sind leider erfolglos geblieben. Eins kann ich aber mit absoluter Sicherheit behaupten: daß die Zahl der sächsischen Prozesse gegen die Sozialdemokratie bei weitem höher ist, als Frohme sie angiebt(418). Die Stadt und der Amtsbezirk Leipzig allein würden gering ange- schlagen die größere Hälfte dieser Zahl liefern, und nun nehme man dazu die ebenso fruchtbaren Versolgungscentren Dresden und Chemnitz . Und die Hunderte von Prozessen, die außer­halb dieser drei Centren blos anläßlich der Wahl- und sonstigen Agitation stattgefunden haben. Die Prozesse sind so häufig, und die meisten derselben in ihrer ewigen Einerleiheit so mo- noton, daß die sozialistischen Blätter es für gut halten, ihre Leser mit einer vollständigen Aufzählung zu verschonen. Wenn es anderswo ebenso ist, wie ich nicht bezweifle, so würde eine wirklich zuverlässige Gesammtstatistik ergeben, daß die Ziffer 2343, die jetzt Dieftm oder Jenem übertrieben hoch erscheint, weit hinter der Wahrheit zurückbleibt."(Die Redaktton des Vorwärts" kann bestätigen, daß imVorwärts" nur der kleinste Theil der Prozesse erwähnt zu werden pflegt. Und im frühern Bolksstaat" galt die nämliche Praxis.) Die Dühringaffaire ist in ein eigenthümliches Sta- dium getreten. Außer unserem Berliner Parteiorgan, welches sich des removirten Docenten, und mit Recht, sehr warm ange- nommcn hat, war in Berlin nur dieBolkszeitung" noch ziem- lich lange anständig und nahm wenigstens Artikel zu Guusten Dühring's auf; dieVossische Zeitung" hatte sich nach einem kleinen Anlaufe für Dühring schon längst muthig zurückgezogen. Daß nun alles reaktionäres, offiziöses und nationalliberales Zei- tungsgesindel gegen Dühring eintrat, war selbstverständlich, daß aber jetzt nach der Verurtheilung auch dieVolkszei- tung" sich in der Person Bernstein's über Dühring hermacht, ist sehr bezeichnend für den Fortschritt. Aber auch dieFrank- furtcr Zeitung" hat jetzt eine etwas eigenthümliche Stellnng ein- genommen sie trat noch vor ganz kurzer Zeit energisch in die Agitation für Dühring ein und jetzt läßt sie sich in Nr. 199 einen höchst eigenthümlichen Artikel aus Berlin einsenden, in welchem wir folgende Stellen finden: Die Herren Studenten und Sozialdemokraten übersehen nämlich, daß der Universitätslehrer zugleich ein mittelbarer Staatsbeamter ist, der als solcher dem Disciplinargesetz vom 21. Juli 1852 unterworfen ist. Gegen diese Disciplinargesetzgebung unserer Verfassungsaera müßte der allgemeine Unwille gelenkt werden.--- An sich wird man es keiner Genossenschaft wehren können, Mitglieder wegen anstößigen Verhaltens aus ihrer Mitte auszuschließen und nicht nur die Corporationen der Studenten, sondern auch die Sozialdemokraten pflegen von diesem Ausschließungsrechte in sehr ergiebiger Weise Gebrauch zu machen.--- In den bisherigen, ziemlich wüsten Agi- tat io neu für und wider Dr. Dühring hat dieser Punkt eine sehr untergeordnete Rolle gespielt und in den beiden zahlreich besuchten Versammlungen, welche am vorigen Donnerstag aus Anlaß der Remotion Dühring's stattgefunden haben, von denen die eine nur von Sozialisten besucht gewesen zu sein scheint, während die andere zum großen Theil aus Studenten bestand, ist über diesen Punkt ganz hinweg gegangen worden. Die Ver- anstalter und Wortführer in jenen Versammlungen würden üb- rigens gut gethan und dem gemaßregelten Lehrer mehr genützt haben, wenn sie anstatt Resolutionen zu fassen, dem Rathe des Dr. Guido Weiß folgend, Herrn Dr� Dühring die Mittel geboten hätten, daß er unter dem Schutze des Vereinsgesetzes gegenstände, mit fremden Beimischungen versehen, auf den mensch- lichen Organismus schädigend einzuwirken vermögen. Nicht die Commune, sondern das Reich hat die erforderlichen Schritte einzuleiten, damit der Willtürlichkeit vorgebeugt werde. Einheitliche und strenge Vorschriften von Reichswegen sollte man erlassen, damit dem schändlichen Treiben, das heutzutage allent- halben mit der Verfälschung- und trinkbarer Waaren in so fürchterlichen Dimensionen zugenommen, endlich ein Damm ge- setzt werde. Dem Staate muß die Erhaltung der Gesundheit seiner Bürger Hauptziel sein, darum muß er auch die ganze Strenge des Gesetzes denen gegenüber anwenden, die aus Gewinnsucht oder aus anderen Motiven jene zu schädigen, zu untergraben suchen. Und da es nun dem einzelnen Bürger nicht gegeben ist, selbst Controle zu üben, so muß die Staatsregierung hierfür Sorge tragen, indem sie in der umfassendsten Weise alle Vor- sichtsmaßregeln ergreift, die ihr zur Verhütung der materiellen und gesundheitlichen Benachtheiligungen des Volkes für geeignet erscheinen. Zu diesem Zwecke müßten an allen Orten Control- stationen für Lebensmittel geschaffen werden, deren Unter- Haltung zum Theil der Commune, zum Theil dem Staate an- heimfiele. Vor Allem müßte sich die Controle solcher Stationen auf Milch, Bier, Wein, Wasser, Kaffee, Thce, Chokolade, Zucker, Gewürze, Mehl, Brot, Fleischwaaren, Butter und Fettwaaren, sowie auf Conseroen erstrecken. Die Stationen hätten dann nicht allein zu untersuchen, ob die betreffenden Lebensmittel ge- fälscht sind, sondern auch, ob dieselben überhaupt in einem der Gesundheit zuträglichen Zustande verkauft werden. Ebenso müßten sie darauf zu achten haben, ob der Preis der betreffenden Gegenstände dem inneren Werthe entspricht. Denn da, wie gesagt, am hauptsächlichsten der niedere und Mittelstand durch die Fälschung der Lebensmittel in Mitleidenschaft gezogen wird, insofern der Besitzende durch seinen Ausgabeetat eher dagegen sich zu schützen vermag, so ist es nicht mehr wie billig, wenn man verlangt, daß regierungsseitig dem Volksbetruge und der Volksvergiftung, wie beide durch die Lebensmittelfälschung verübt werden, mit aller Strenge entgegengetreten wird. Recht wirksam würde sich gegenwärtig in jener Beziehung die Einrichtung erweisen, daß all die Fälle, in denen Polizei- licherseits der Nachweis der Fälschung von Consumtionsgcgen- ständen geliefert worden, direkt der Oeffentlichkeit kundgegeben würden. Das wäre entschieden für das Publikum weit vortheil- in irgend einem öffentlichen Lokal seine Lehrvorträze, unbeirrt durch ein Collegium, fortsetzen könnte." Diesen Angriffen derFrankfurter Zeitung " gegenüber über- lassen wir gern derBerliner Freien Presse" das Wort, die sich vielleicht bei ihrer Freundin fürdie wüsten Agitatione« für Dühring" bedanken wird. Der Alterscensus. Daß die Bestimmung des deut- schen Reichswahlgesetzes, welche die Wahlfähigkeit erst mit zurück- gelegtem 25. Lebensjahr beginnen läßt, ein verkappter Census und eine Beschränkung und Verstümmelung des allgemeine» Wahlrechts ist, das wissen unsere Leser. Auch daß dieser Ten- sus sich wesentlich, ja ausschließlich gegen die Sozialdemokratte richtet. Wie groß die Zahl Derer ist, welche so um ihr Wahl- recht gebracht sind, kann man aus folgenden Ziffern ermessen, die uns soeben in einer Stattsttk vor Augen geführt werde. Das deutsche Reich hat bei einer Bevölkerung von 40,000,000 Ein- wohnern 8,523,446 Wähler, während Frankreich bei einer Be- völkerung von 36,000,000 Einwohnern 9,911,737 Wähler hat, also bei einer um 4 Millionen geringern Einwohner- zahl anderthalb Millionen Wähler mehr! Mit andern Worten: in Frankreich , wo das Wahlrecht mit dem 21. Jahre beginnt, kommen auf jedes 100 Einwohner 27 Wähler, im deut- schen Reich, wo das Wahlrecht 4 Altersklassen entzogen ist, bloß 21. Unter je 100 deutschen Reichsangehörigen sind also sechs wahlfähige Männer des Wahlrechts beraubt, was auf 40 Millionen genau zwei Millionen viermal hunderttausend ergibt. Und auch in Frankreich ist das Wahlrecht noch keineswegs unbeschränkt! Uns war aus Wilhelmshaven direft mitgetheilt, daß die sämmtlichen deutschen Kriegsschiffe in Dienst gestellt werde» sollten. Marineminister Stosch war in Wilhelmshaven au- wesend, und sämmtliche Werftarbeiter mußten zwei Stunden täg- lich länger arbeiten. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" dementirt nun die Nachricht von der Indienststellung der Schiffe, kann aber die andere �Nachricht, daß die Werftarbeiter plötzlich angewiesen sind, zwei Stunden länger zu arbeiten, nicht bestreiten. Was man nun von einem solchen Dementi zu halten hat, leuchtet wohl ein. Wir erhalten aus Mannheim die Mittheilung, daß ei» dorttger Bürger der großherzoglichen Staatsanwaltschaft eine Denunciation am 10. Juli eingesandt hat, welche sich gegen die bekanntenGummiartikel- Annoncen", die sich auch in der Neuen Badischen Landeszeitung" befanden, richtete. Wir sind begierig, zu erfahren, wie sich die Staatsanwaltschaft verhalte» wird. Staatshilfe. Dieser Ruf erklingt allüberall sofort in den Reihen der Nichtsozialdemokraten, wenn sich ein äugen- blickliches Uebel bemerkbar macht. So hat auch ein schweize- risches Blatt, dasVolksblatt aus dem Bezirke Andelfiugcn" den Ruf erhoben, daß der Getreidehandel vom Staate über- nommen werden soll. Der betreffende Passus lautet: Der Getreidehandel befindet sich gegenwärtig für die ganze Ostschweiz in den Händen weniger Juden, die mit ge- ringen Künsten die Preise droben behalten und dem gemeine» Manne den Brodkorb in die Höhe hängen können. Der Staat hätte da Kredit und Mittel genug, um durch eigene Ein- käufe dem Wucher abzuhelfen, resp. heilsame Concurrenz z» machen, wie er den Bankjuden solche macht. Damit wäre wie- der einmal Etwas für das arme Volk gethan und wäre eine solche Bethätigung für den Staat jedenfalls mindestens so ehren- voll und würdig, als es der eidgenössische Roßhandel ist. Der Kanton Zürich dürfte auf diesem sozialen Pfade vorangehen und wir glauben, öffentliche Getreidehäuser würden sich mindestens so gut machen, wie die jährlich sich erweiternden Pfandleihan- stalten Zeughäuser und Zuchthäuser. Die Brodpreisjuden wür- den freilich wieder jammern auf den Trümmern derFreiheit". Wir sind natürlich gegen solche Uebernahme des Getreide- Handels durch eine reaktionäre Monarchie oder durch eine Bour- geoisrepublik es würde sehr schnell ein Staatsmonopol ent- stehen, durch welches den Staatslenkern das Volk erst recht über- antwortet würde. DieStaatshülfe" darf nur für produktive i Zwecke geleistet werden und zwar derart, daß der Staat nur die! Controlle, aber keinerlei Leitung behält. Wir registrire» I aber gern solchen Ruf nach Staatshülfe, da er beweist, daß das' Volk im Allgemeinen sich der sozialistischen Erkenntniß nähert. haster, als die Publizirung von Beleidigungsklagen und sonstigen Bagatellverhandlungen mit Namensnennung. Die Umgangssprache deutscher Professoren. Von Professor Johannes Scherr , dem Verfasser ver- schiedenerpatriottscher Werke" existirt folgendes Schreiben, dessen Copie derTagwacht" zugestellt wurde: Zürich (Oberstraß), 3. August 1876. Geehrter Herr! Ich bin zu alt, um mich an diesem Unter- nehmen bctheiligen zu wollen, dessen Fiasko ich mit mathemati- scher Gewißheit vorherweiß. Wer sollte dermalen für Beiträge zu einem Denkmale Trützschler's in Deutschland angegangen werden? Der nationalliberale Philister würde schon die bloße Zumuthung für eine Sünde gegen den heiligen.... betrachten. DieVolkspartei "(zu deutsch : Partei ohne Volk) hat sich seit 70 so niederträchtig benommen, daß ich wenigstens nichts mit ihr zu schaffen haben mag. Das sozialistischeStimmvieh" endlich, vorausgesetzt, daß es überhaupt jemals etwas von Trützschler gehört, hält denselben schon als Sohn eines Millionärs für einenbloßen Tropf von Bourgeois-Republikaner", was ich ja selber in den Augen dieses würdigen Gethiers bin. Oder soll man sich an die studirende Jugend wenden? Du lieber, Gott, wie sollte die Jugend, für welche die servile Bummel- und Saussprache eines Scheffel das Höchste ist, den Geldbeutel für das Andenken eines 48ers austhun wollen? Die Berichtigungen in Sachen der Berliner November-Er- eignisse von 1848, welche Sie mir s. Z. so freundlich zugehe« ließen, habe ich in der zweiten Auflage meiner Geschichte des! Jahres 1848 dankbar benutzt. Hochachtungsvoll grüßt Sie Ihr ergebener I. Scherr." Würdig reiht sich an diesen Brief folgende Zuschrift des Professor Karl Pertz, die er an dieKölnische Zeitung " richtete: Zu Schutz und Trutz am Grabe Schön's. Bon einem Ostpreußen . Berlin , Verlag von Franz Duncker, 1877. j Das von einem absichtlich nicht genannten Verfasser veröffent-; lichte Libell gegen den Freiherrn vom Stein und seinen Bio- graphen, meinen Vater, legt mir als seinem ältesten Sohne die Pflicht aus, gegen die unwahren Behauptungen des feigen Ver­leumders öffentlich zu protestiren. Schon auf der dritten Seite