— Die Aussperrung der Schiffszimmerleute am Clyde dauert fort. Auf einem Meeting der„Meister" wurde beschlossen, nicht nachzugeben, sondern im Gegentheil, die Aus- sperrung noch„allmählig"(gradually) auf die Werkstätten aus- zudehnen, in denen noch gearbeitet wird. Die Arbeiter halten dies aber für einen Schreckschuß und sind überzeugt, daß die sich mehrenden Bestellungen die Herren Kapitalisten bald zur Nachgiebigkeit zwingen werden. Unter den Schiffszimmerlcuten, die eine trefflich organisirte Gewerkschaft mit wohlgefüllter Kriegs- kasse haben, herrscht die vollkommenste Einmüthigkeit, und auch die übrigen, in den Uoetr-out mit hineingerisseuen Arbeiter sind vom besten Geiste beseelt, obgleich sie, weil nicht fest organisirt und ohne Fonds, große Entbehrungen auszustehen haben. Die Aussperrung, die am 19. Mai begann, ist bereits in den dritten Monat eingetreten.— Der Sinke der Kohlengräber von Fife und Clackmannan ist noch nicht beendet. Die Grubenbesitzer wollen auf keine Vermittlungsvorschläge hören und verlangen unbedingte Unterwerfung, wozu die Arbeiter, welche genügende Fonds haben, um noch mehrere Monate lang die regelmäßigen Strikegelder(8 Shilling= 8 Mark für den Mann und 1 Sh. für jedes Kind unter 12 Jahren) zahlen zu können, sich natür- lich nicht verstehen werden.— Sonst vom„sozialen Kriegsschau- Platz" im brittischen Musterstaat„nichts Neues" von Belang. — Die Erschießung Chaudey's. Ein Straßburger Corre- spondent der„Frankfurter Zeitung ", der bei der Auseinander- setzung zwischen diesem Blatt und dem„Vorwärts" das Bedürf- niß verspürt hat, etwas Oel in's Feuer zu gießen, beschwört am Schluß seines Ergusses das Gespenst Chaudey's und meint, wir hätten für die„Reinen", an Louis Blaue und an Madier de Montjau, an Gambetta und der ganzen Compagnie„das Schlimmste in Petto",„erwischen wir sie, so spielen wir wieder „Geiseln" mit ihnen und füftliren sie, wie der Arbeiterfreund Chaudey(nicht Chaudy, wie die„Frankfurter Zeitung " schreibt) von den Heiligen der Commune füsilirt worden ist". Von den �Reinen" Louis Blaue, Gambetta:c. jetzt nichts; nur eine Richtigstellung in Betreff Chaudey's. Chaudey, nichts weniger als Arbeiterfreund(höchstens einer mit„Gänsefüßchen") sondern ein fanatischer Bourgeois und Feind des Sozialismus wurde nach dem 18. März verhastet unter der Anklage, am 22. Januar, bei der Volksdemonstration zur Verhinderung der Capitulation als Maire-Adjunkt Feuer auf das Volk commandirt zu haben. Er leugnete, aber an der Thatsache ist, nach dem vor- liegenden Material, kaum zu zweifeln; daß er bei jener Massacre sich in brutalster und provokatorischster Weise benommen, ist er- wiesen. Am Abend des 23. Mai, nach dem die Massenmetze- leien der Versailler schon zwei volle Tage lang gedauert, wurde er erschossen, aber nicht auf Befehl der Commune. Lissa- garay, dessen Objektivität auch von den erbittertsten Gegnern anerkannt werden muß, erzählt den Hergang S. 375 seiner „Histoire de la Commune" wie folgt:„An diesem Abend (23. Mai) begab sich Raoul Rigault ganz aus eigenem Antrieb und ohne sich mit irgend einem seiner Col- legen in's Vernehmen gesetzt zu haben(ne prenant d'ordre que de lui seul et sans conaulter aucun de ses col- legues) in das St. Pelagie-Gefängniß und kündigte Chaudey an, daß er sterben müsse. Chaudey protestirte, sagte, er sei Re- publikaner, schwor, daß er am 22. Januar nicht den Befehl zum Feuern gegeben habe, wogegen allerdings zu bemerken, daß er zu jener Zeit die einzige Autorität auf dem Stadthause war. Seme Betheuerungen Prallten ab an der Entschlossenheit Ri- gault's. Hinaus geführt auf den„Weg der Rande" wurde Chaudey mit drei am 18. März gefangenen Gensdarmen fum- marisch erschossen(passd par les armes). Während der ersten Belagerung hatte er Anhängern der Commune gesagt:„Die Stärksten werden die Anderen todtschießen!"(Ce plus forts fusille- ront les autres.) Vielleicht starb er an diesem Wort." — Aus Paris erhalten wir folgende Mittheilung: Als Louis Bonaparte im Jahre 1848 sich populär machen wollte, schickte er Porträts und kleine Statuen seines Onkels, Napo leons t. zu hundcrttausenden in's Land hinein.— Mac Mahon treibt solchen Unfug viel großartiger, aber auch viel ungeschickter. Er verschickt sein eigenes tölpisch blickendes Conterfei Millionen- weis in's Land— eine Druckerei zu Paris liefert allein fünf Millionen Stück. Populär wird der Herr Präsident jedoch nicht, weil die Franzosen im Bildniß erblicken, welchen Dummkopf sie an der Spitze haben. Besser wäre es gewesen, wenn er die Galgenphysiognomie von Thiers und Gambetta mit versandt hätte— er würde dann wenigstens seine Gegner auch mißkredi- tirt haben. — Die Niederlagen der Russen in Asien waren weit bedeutender, als sich aus den türkischen Siegesberichten ersehen ließ. Auch nicht eine Abtheilung der geschlagenen Armee ist „intakt", und ehe das feste Gefüge wieder hergestellt, die Lücken ausgefüllt, die nöthigen Verstärkungen herbeigeschafft sind, kann an eine ernstliche Wiederaufnahme der Operationen nicht ge- dacht werden. Wahrscheinlich— und von russischer Seite bereitet man schon darauf vor— wird dieselbe bei der vorge- rückten Jahreszeit, erst im nächsten Jahre erfolgen können. Die Situation der Russen wird überdies durch den stets wach- senden Aufstand der Kaukasusbewohner wesentlich verschlim- mert. Nach den neuesten Nachrichten befindet sich jetzt so ziem- lich der ga.nze Kaukasus in vollem Aufstand und haben die Russen dort furchtbare Verluste erlitten. Wenn man bedenkt, daß der Kaukasus ein Montenegro in hundertmal ver« größertem Maßstab ist, wird man sich von dem Schlag, der die Russen hier betroffen hat, und von den Schwierigkeiten der Niederwerfung des Kaukasus ungefähr einen Begriff machen könne. — Der Verrath oder die Dummheit der türkischen Paschas, oder beides zusammen, sind im Steigen. Bei der Eroberung von Nikopolis ist die 6000 Mann starke Besatzung mit zwei Pascha's in die Hände der Russen gefallen. Die beiden Paschas Achmet und Hassan sollen rubelbeladen gegenwärtig schon in Bukarest sich befinden. Ein goldbeladener Esel klimmt be- kanntlich die höchsten Mauern hinan— und auch über den Balkan.„Väterchen" weiß, was in seinem eigenen Lande auf dem Spiele steht, deshalb werden weder Menschenleben, noch Rubel geschont.— In Asien allerdings steht die Sache der Türkei unveränderlich gut. — Unser Parteigenosse, der Reichstagsabgeordnete Bios zu Hamburg , beabsichtigt in der nächsten Session des deutschen Reichstags einen Gesetzentwurf gegen die zur Zeit immer mehr überhand nehmende, namentlich die Gesundheitsoerhältnisse der arbeitenden Klassen schwer schädigende Verfälschung der Lebens- mittel einzubringen und Erweiterung der Competenz des Reichs- gesundheitsamts behufs schärferer Controlle zu beantragen. Parteigenossen, denen hierauf bezügliches Material zur Ver- sügung steht, werden ersucht, dasselbe an Genossen W. Blos in Hamburg einzusenden. — Wir erhalten aus Hamburg folgende Depesche: Hier be- findet sich ein Agent aus Manchester (England), um Zimmer- leute dorthin zu locken, weil die dortigen striken. Wir warnen hiermit die deutschen Zimmerleute, solchen Verlockungen zu folgen. Eugen, der unedle Ritter. Wo es schmutzige Arbeit zu verrichten giebt, ist natürlich Herr Eugen Richter dabei. Statt in der Dühring- Angelegenheit seine Schuldigkeit zu thun, gegen das Unrecht zu protestiren, dahin zu wirken, daß seine Partei ihre Schul- digkeit thut, sucht dieser saubere Patron die Sache blos ssür seine persönlich gehässigen Zwecke auszunutzen. Der Mensch kann eben seine Natur nicht verleugnen. In einem der letzten Richtcr'schen Waschzettel heißt es: „(Nochmals 1>r. Dühring und die Sozialisten.) Wir haben bereits gestern an dieser Stelle hervorgehoben, daß die sozialistische„Berliner Freie Presse" Herrn Dr. Dühring für die sozialistische Partei in aller Form reklamirt und ihn ge- wissermaßen zu einem Märtyrer der sozialistischen Sache zu stem- peln sucht. Es ist nun höchst charakteristisch, daß das soziali- stische Centralorgan, der Leipziger „Vorwärts", welcher ebenfalls in einem längeren Leiter zu der Affaire Stellung nimmt, die sozialistische Gesinnung Dühring's mit keinem Worte erwähnt, sondern sich lediglich an die prinzipielle Seite der Frage, die „Freiheit der Wissenschaft ", anklammert. Der Artikel, welcher gleich dem in der„Berliner Freien Presse" ein„Modernes Ketzergericht" überschrieben ist, macht einen so frostigen Eindruck und ist so aller Sympathien für den gemaßregelten Parteige- nosscn bar, daß der unbefangene Leser sofort bemerken muß, wie wenig Anklang die selbstständige Natur I)r. Dühring's im sozia- listischen Hauptquartier findet. Lassen wir statt aller weiteren Bemerkungen den„Vorwärts" sprechen. Derselbe schreibt:„Die Person liegt in dieser Frage für uns völlig aus dem Spiel. Wäre ein Treitschke(!) das Opfer, wir würden mit gleicher Energie für ihn eintreten. Der„Vorwärts", in dessen Spalten die Schriften Dühring's zum ersten Mal(?) einer umfassenden wissenschaftlichen(?) Kritik, die wahrhaftig keine lobende ist, unterzogen worden find und der in dieser Kritik in der demnächst herausgegebenen wissenschaftlichen Beilage fortfahren(sie!) wird, kann dem Verdacht persönlicher Parteilichkeit für Dühring uu- möglich ausgesetzt sein— wir stehen ausschließlich auf dem Boden des Prinzips, wir urtheilen nicht nach Sympathien und Anti- pathien, wir urtheilen durchaus objektiv nach Pflicht und Ge- wissen, und wir gelangen nach kühler Erwägung zu dem Schluß: das � Berliner Ketzergericht ist eine Schande für die Berliner Professoren, ist eine Schande für die Berliner Universität, ist eine Schande für das ganze deutsche Universitätswesen."— Bezeichnend ist noch die Bemerkung in dem Artikel, daß Dr. Düh- ring„irrthümlich" Professor Helmholtz beschuldigt habe, die be- kannte Entdeckung Maher's todtgeschwiegen zu haben. Der „Vorwärts" stellt sich hier im Gegensatz zur„Berliner Freien Presse" vollständig auf den Standpunkt der—„Nationalzeituug". Der„Vorwärts" glaubt bei dieser Gelegenheit ferner versichern zu sollen, daß Professor Helmholtz„unzweifelhaft" ein„hoch- verdienter" Gelehrter sei, der auch von der„Vormärts"-Redak- tion„hochgeschätzt" werde.— Nach alledem dürfte man der zu- künftigen Wirksamkeit des Dr. Dühring innerhalb der sozialisti- schen Partei kaum ein günstiges Prognostikon stellen können, namentlich wenn man erwägt, daß demnächst mit der Kritik der Dühring'jchen Schriften in den Spalten der„wissenschaftlichen Beilage" des„Vorwärts" fortgefahren werden soll. Dr. Dühring hat in seinen nationalökonomischen Werken den„unfehlbaren" „Vater des deutschen Sozialismus", Herrn Marx, angegriffen und diese— Dreistigkeit verzeihen die fanatischen Anhänger des Herrn Marx, voran Herr Liebknecht , Herrn Dühring niemals. Es herrscht eben innerhalb der sozialistischen Partei ein noch ärgeres Cliquenwesen, als die Sozialisten so gern bei anderen Parteien hervorsuchen und angreifen." So Herr Eugen Richter . Die Fragezeichen, das Ausrufuugs- zeichen und das sie! in Klammern sind Herrn Eugen Richter's. Daß er hinter das Wort„wissenschaftlich" ein Fragezeichen gesetzt hat, ist für diesen ignorantesten der Ignoranten sehr charakte- ristisch; er will damit wohl andeuten, daß die Wissenschas: für ihn von jeher ein großes Fragezeichen gewesen. Doch zur Sache. Was will Herr Eugen Richter ? Einfach„Skandal machen". Mit der leisen Hoffnung, Gimpel zu finden, die auf den Leim gehen. Wie er früher Lassalle und Marx gegen einander aus- zuspielen suchte, so jetzt Dühring gegen Marx. Wenn der Kniff nur nicht so verwünscht plump wäre. Herr Eugen muß erst noch bei den Bauernfängern niederster Kategorie in die Schule gehen. Also, was wirft er uns vor? Daß wir uns in der Dühring-Angelegenheit rein auf den prinzipiellen Boden stellen. Aber ist denn das nicht gerade das Richtige? Hieß es nicht von Anfang an, die Sache Düh- ring's gefährden, wenn man sie zur Parteisache machte? Drückte man damit nicht den Gegnern eine Waffe in die Hand? Ja, ausschließlich um das Prinzip handelte es sich für uns; und daß Herr Eugen Richter — der in dem versumpften „Cliquenwesen" seiner Partei die Fähigkeit consequenten Denkens und Handels verloren hat, wenn er sie je besessen— uns des- halb tadelt, kennzeichnet den Manu, wie ihn das Ausrufungszeichen kennzeichnet, welches er hinter den Namen Treitschke gesetzt hat. Daß man aus R e ch t s g e fü h l, aus P r i n z i p für Jemand eintreten kann, ohne nach persönlicher Sympathie oder Antipathie, ohne nach der Parteistellung zu fragen, das mag allerdings für jenen Reichstagsabgeordneten etwas Unbegreifliches sein, der im Reichstag einst die Stirn hatte zu erklären: Weil die Sozialisten für die Postbeamten plädiren, sind wir(Fortschrittler) dazu ge- drängt, für den Herrn Generalpostmeister Partei zu ergreifen. Was die Bemerkung angeht, wir hätten uns, weil wir Helmholtz gegen die Anklage, die Leistungen Meyer's todtge- schwiegen zu haben, in Schutz nahmen,„auf den Standpunkt der Nationalzeitung" gestellt, so ist das eine— nun so ist das eben Richterisch. Wir konstattrten einfach eine Thatsache; und wenn zufällig dieselbe Thatsache in der„Nationalzeitung" erwähnt .wird, die bekanntlich das Verfahren gegen Dühring durchaus ver- theidigt hat, so ist das doch wahrhaftig kein Grund, die Wahr heit zu verschweigen. Freilich, Herr Richter würde es wohl gethan haben. behauptet der Verleumder, daß die Berliner „Coterie" meinen Vater gezwungen habe, in seinem Leben des Freiherrn vom Stein„Manches in sein Buch aufzunehmen, Anderes zu streichen." Wie absichtlich diese Verleumdung erfunden, ergiebt sich von selbst, da es in Berlin nie eine„Coterie" gegeben hat und mein Vater nie Fremden gegenüber irgend etwas aus seinem Leben des Freiherrn vom Stein mitgetheilt hat. Es ist demnach ab- surd, von Correkturen des Manuskripts zu faseln, wie der feige Verleumder sich erfrecht hat, auf Seite 82. 83, 84, 134, 135, 137, 147, 167, 184, 185—87, 200, 231, 233, 235, 465, 472 seiner Schandschrift immer zu wiederholen. Eben so empörend ist die unverschämte Behauptung Schön's in seinen verlogenen Memoiren auf Seite 263 der Anlagen des ersten Bandes, daß der Freiherr vom Stein, der ausgezeichnete Finanzminister, der die Finanzen des preußischen Staates eben so geordnet hatte, wie den Staat selbst durch seine Aufsehen erregende Aufhebung der Leibeigenschaft,„in finanzieller und staatswissenschaftlicher Beziehung ganz ungebildet sei"! für welche Schamlosigkeit das Irrenhaus der richtige Ort gewesen wäre.— Im Uebrigen schließe ich mich über den feigen Schreiber der Lästerschrift dem Urtheile des Herrn Archivraths Lehmann, wie er es in seiner Schrift über Stein, Scharnhorst und Schön, Leipzig 1877, aus- gesprochen hat, vollständig an und erkläre mit ihm: daß der feige Verleumder auf jede Rücksicht auf gesittetes Betragen ver- zichtet, da er in allen gemeinen Kniffen demagogischer Rabulistik bewandert, in seiner ungezügelten Heftigkeit die Grenzen der Wahrheit und ihres Gegentheils überschreitet und damit die Richtigkeit des alten Satzes beweist, daß schlechte Absichten sich auch durch schlechte Mittel nicht vor der allgemeinen Verachtung retten können. Idstein , 7. Juli 1877. Professor Dr. Karl Pertz." Und diese Gesellschaft ist über den Ton, den Lassalle, den Sozialisten, den Dühring angeschlagen, empört— vor der eigenen Thüre kehren, das ist das erste Gebot des Anstandes, und dann das Gleichniß vom Splitter und Balken zu beobachten flt das zweite Gebot des Anstandes, ihr Herren Professoren und Professorendiener! Wie Zeitungen redigirt werden. Das Leipziger Organ der parti iutrouvable(Schuimeisterliches Naserümpfen- parti ist xeneris masculini oder neutrius, es muß also heißen das parti, wie das ordre moral. Rother Strich!), also das oder der parti iutrouvable, der uu findbaren Partei, selbstbenamset„Fortschritlspariei", schreibt in seiner Nr. vom 14. d. unter Berlin:„Während die Berliner Sozia- listen, voran die„Berliner Freie Presse", in anerkennenswerther Weise für ihren gemaßregelten Parieigenossen Dühring eintreten, verhält sich das sozialistische Centralorgan, der Leipziger „Borwärls", der Frage gegenüber„kühl bis an's Herz hinan!" Die Berliner Sozialisten sind eben meist Dühringianer, die Leipziger dagegen Marxisten. Und wer sich noch erinnert, in welcher Weise Herr Marx durch seinen Freund Engels im„Vorwärts" gegen Dühring zu Felde zog und wie bei die- ser literarischen Fehde auch die elementarsten Regeln der Schicklichkeit von den Marxisten außer Acht gelassen wurden, wird die kühle Haltung des„Vorwärts" und den Eifer der Berliner Sozialisten nur zu gut begreifen." Daß ein Mann von der wissenschaftlichen Bedeutung wie Engels (der beiläufig— das möge der Fortjchrittler sich merken— im Aufttag des Kongresses die Arbeit über Dühring unternommen hat) als Handlanger von Marx hingestellt und seiner, auch stilistisch musterhaften Leistung Mangel der„elementarsten Regeln der Schick ichkeit" vorgeworfen wird, sei dem Bildungsgrad des Hrn. Fortschrittschreibers zugut geschrieben, daß aber die Redaktion des betreffenden Blattes, die den „Vorwärts" regelmäßig liest und also unzweifelhaft wußte, daß der „Vorwärts", natürlich ohne albernen Personencultus zu treiben, wieder- holt und in energischster Weise für Dühring eingetreten ist— in dem am 1l. d. erschienenen, in Wirklichkeit schon am 9. d. veröficnt- lichten Leitartikel der Nr. 80 so energisch als irgend ein anderes Blatt — daß die Redaktion des betreffenden Blattes trotzdem am l4. d., d. h. drei, eigentlich fünf Tage nach dem Erscheinen dieses Leitartikels den „Vorwärts" der„kühlen Haltung" in Sachen Dühring's bezichtigen kann, das ist ein Verfahren, welches sich selbst richtet, und jedenfalls noch etwas Höherem als„den elementarsten Regeln der Schicklichkeil" zuwiderläuft. Ob der betreffende Herr das begreift, wissen wir nicht; aber vielleicht begreift er, wie sich das Wunder ereignen konnte, daß die Berliner Sozialisten,„die meist Dühringianer" sind, einen Redakteur des angeblich Dühring feindlichen„Vorwärts" mit so kolossaler Ma- joritär zu ihrem Vertreter im Reichstag gewählt haben? Merkt der betreffende Herr, daß er nicht nur eine grobe verleumderische Unwahr- heit, sondern auch eine kolossale—„Genialität" gesagt hat? — Zur öffentlichen Prostitution. Das„Berliner Tageblatt" beglückt die hauptstädtische junge Männerwelt mit folgender Anzeige: „Weiße Rose — blaue Schleife. Eine Gesellschaft lebenslustiger, junger Mädchen, denen es an solider Herrenbekanntschasi mangelt, wünscht in den ungezwungenen Umgang reell gesinnter Männer zu treten, um Gelegenheit zur Anknüpfung eines ernsten Verhältnisses zu finden. Gleichgesinnten Herren, welche ihre Absicht durch Tragen einer weißen Rose im Knopfloch zeigen, wird man sich in der Unions- brauerei(Gratweil) in der Hasenhaide am Donnerstag, den 12. d. M. Abends von 7 Uhr an, durch eine auf der linken Brust getragene blaue Schleife zu erkennen geben." Ob Madai dorthin wohl einige„Geheime" gesandt habcn mag?— Wenn die Sozialdemokraten die Gräber der Märzgefallenen aus dem Friedrichshain schmücken, da fehlt diese hochedle Mcnschensorte niemals, ob sie aber zu oben erwähntem, ihrer viel würdigeren Anlasse auch„ver- werthet" worden sind, ob sie zu solchem„Auflauf" sich eingesunden haben werden?— Anstößiges haben sie. keinesfalls gefunden. Das Kleeblatt. Tyrannen herrschten nur durch Blut und Eisen, Auf krummen Wegen, sagt man, schlichen sie; Dem Pöbel von Paris will ich beweisen, Daß ich nur schnurgerade Straßen zieh. Er sprach's und ließ den biedern Haußmann kommen: Nimm Platz! wir sind ja heute eutre nous, Rochefort's Laternenfunken sind entglommen, Ich steh' zu höchst, d'rum brauch' ich unten Ruh'. Den Brief schau' Krupp's — der Mann hat viel zu Esten Kanonen bietet er mir neusten Schlags— Nach deutscher Art, ich darf ihn nicht vergessen, Man braucht ja stets die besten heut'gen Tags— Zum Wohl des Volkes. Sprach's und Haußmann nickte Verständnißinnig:„Dieser Brief ist fein, Doch müßte auch die Maffe, die verrückte— Der Häuser, mein' ich, grab' gerichtet sein." Das ist's, mein Haußmann, beinah sagt' ich, Bruder, Bei krummen Straßen reicht der Schuß nicht weit, Ich heb' die Steuern und du nimmst das Ruder Und führst mir Straßen, die gerad' und breit. * t* Haußmann ist tobt, Napoleon ging zu Grunde Am Stein— der Weisen nicht— nach Fürsten Art, Nur Krupp allein lebt noch zu dieser Stunde, Doch nicht wie weiland Eberhard im Bart. Der könnt' sein Haupt, erzählt man, kühnlich legen All' seinen Arbeitssklaven in den Schoos; Herr Krupp schafft Ruhe sich auf andern Wegen, Wer nicht wie er, ei, den entläßt er blas. Kurt Mook.
Ausgabe
2 (22.7.1877) 85
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