— Gensdarmen und Soldaten sind gewöhnlich sehrschlecht dazu geeignet, Unruhen zu verhüten; gewöhnlich brechendieselben dann erst aus, wenn sich die Helmspitzen zeigen— esist eben Pures Mißgeschick, was die Leute haben, oder nenneman es Ungeschick, welches sich im Uebereifer zeigt. Wir lesennun in den schlesischen Blättern„Aus Königshütte" folgendeNotiz:„Die Betriebseinstellung des hiesigen Loriwalzwerkes istangeordnet worden und werden nahezu 200 Arbeiter mit demTage der Einstellung des Betriebes entlassen. Da in Folgedessen Exzesse befürchtet werden, soll das Wachtcommandoin Königshütte den Befehl erhalten haben, sich nach Anto-nienhütte zu begeben. Auch sind mehrere Gensdarmen ausdem Kreise Kattowitz zur Aufrechterhaltung der Ordnung dorteingettoffen. Hoffentlich fügen sich aber die auf Loriwalzwerkbrodlos werdenden Arbeiter ruhig in ihr Schicksal und ver-schlimmern dasselbe nicht durch unüberlegte Schritte und gesetz-widrige Ausschreitung."— Die Arbeiter werden sich schon fügen— man möge nur nicht zur Noth und zum Elende die Bruta-lität hinzufügen. Ganz treffend aber bemerkt unser FrankfurterParteiorgan zu obiger Nachricht: Recht bezeichnend ist's, wieder Staat gleich bei der Hand ist, um„Unruhen" vorzubeugen.Daß der Staat sich aber auch darum bekümmerte, was die 200brodlosen Arbeiter nun anfangen sollen, davon verlautet Nichts.Es ist eben der Klaffenstaat.— Das Projekt einer Börsensteuer soll im preußischenMinisterium, welches dasselbe dem Bundesrath vorlegen wollte,wegen unüberwindlicher Hindernisse aufgegeben wordensein, dagegen die Erhöhung der Tabakssteuer wieder inAussicht stehen. Durch die Börsensteuer würde die wohlhabendeGesellschaft ja auch allzusehr betroffen, die Tabakssteuer abertrifft das arme, arbeitende Volk hauptsächlich— und da wirdes schon gehen.— Von der Stadt Dortmund werden jährlich 51,000Mark, für die höheren Bildungsanstalten, Gymnasium,Realschule, Gewcrbeschutz und höhere Töchterschule ausgegeben,für die Volksschulen aber nur etwas über 2000 Mark. Dasarbeitende Volk muß also für die Bildung seiner späteren Be-dränger mit seinem Steuersäckel einstehen. Und in Dortmundwählt man immer fortschrittlich, ja man hatte sogar längere Zeitdort den„rothen Becker" als Oberbürgermeister.— Eine merkwürdige Erscheinung. Die„DeutscheAllgemeine Zeitung" bringt ab und zu unter der Rubrik:„Rechtsgrundsätze des Reichsoberhandelsgerichts", diedurch besondere Entscheidungen festgestellten neuen Rechtszrund-sätze dieses Gerichts und fügt die Bemerkung hinzu:„Nachdruckverboten".— Es handelt sich hier allerdings lediglich um einebuchhändlerische Spekulation, da Herr Brockhaus jedenfalls inBuchform nachträglich die„Rechtsgrundsätze" herausgeben wird.Aber fragen wir, ist nicht das weiteste Publikum dabei derartintercssirt, daß das Reichsoberhandelsgericht seine neuen Grund-sätze selbst und zwar sofort durch mehrere Blätter publicirenmüßte? Jedermann will die„Deutsche Allgemeine Zeitung"nicht halten und lesen oder den Herrn Brockhaus bereichern.Auch ist ei fraglich, ob der Gelehrte der„Deutschen AllgemeinenZeitung" seine Ausführungen und Zusammensetzungen nach denAnschauungen des Reichsoberhandelsgerichts gemäß gemacht hat.Deshalb müßte durch die Gerichte selbst die Interpretation statt-finden und veröffentlicht und nicht zu einer Privatjpckulationgemacht werden.— Aus Bagnöres de Luchon, einem bekannten süd-französischen Badeorte, erhalten wir von unserem Parteige-Nossen F. St., der schon längere Zeit sich in Frankreich aufhältund uns öfter Correspondenzen zugesandt hat, zuletzt ausAvignon» ein Schreiben, dem wir folgende Sätze entnehmenwollen:„Der jüngst im, Vorwärts' erschienene Artikel:.Niedermit der Republik, mit der französischen Bourgeois-Republik�hat meine vollsten Sympathien und bedaure ich nur, daß wirhier in Frankreich kein einziges Blatt haben, welches im Namender wahren Republik, der sozialistischen Republik, die schnödeHandlungsweise unserer„Radikalen" und„Republikaner" insrechte Licht stellt. Erbärmliche Leute, die Louis Blanc, Or-dinaire(Börsenjobber), Floquet, Barodet. Es ist auch keinEinziger unter diesen„in Sozialismus machenden" Radikalen! gewesen, der gegen den schnöden Schacher protestirt hat. DieseLeute halten sich für sehr„politisch", wenn sie den Thiers an's� Ruder bringen. Daß Naquet und seine Helfershelfer Verräthersind, würde mich ganz kalt lassen, wenn es diesen Gaunern nicht. gelungen wäre, einen leider beträchtlichen Theil des französischen: Proletariats in ihre Netze zu ziehen."— Der Aufstand im Kaukasus ist in fortwährendemSteigen begriffen, so daß schon dadurch verhindert wird, daßdas Kriegsglück in Asien sich wieder den Russen zuwenden kann.— Nachrichten vom Donau-Kriegsschauplatze ergeben, daß� die Russen systematisch gegen nicht vertheidgite Ortschaften vor-gehen. Sie schießen diese Dörfer zuerst mit Geschützen in Trüm-mer, massacriren dann die unbewaffneten Einwohnerund entführen die Weiber, um sie zu schänden und dannebenfalls umzubringen. Die Russen beorohen solche christlichenOrtschaften, welche sich ihnen nicht unterwerfen oder deren männ-liche Bewohner sich nicht in die bulgarische Legion einreihenlassen wollen, mit demselben Schicksal.— Der Sieger vonPlewna, Osman Pascha, hat seinen Sieg ausgenutzt und hat� die zurückweichende Division bis dicht vor Sistowa verfolgt.—Miohat Pascha befindet sich auf dem Heimweg nach Constanti-nopel; seiner energischen Leitung wird es gelingen, wieder Ord-l nung in die türkische Regierungsmaschine zu bringen. Thutdann auch noch Mehemed Ali von Schumla aus seine Pflicht,so ist es leicht möglich, daß die Türkei allein mit seinem nor-dischen Nachbar fertig wird; doch hört man schon wieder voneinem Verlust, den Suleiman Pascha südlich des Balkans er-litten haben soll.— Uebrigens rüstet England in bedeutendemMaße und fördert Truppen unaufhörlich in's Mittelmeer.— Die neuesten Nachrichten über den Arbeiteraufstandiin Nordamerika wollen wir hier kurz erwähnen. In Balti-'morc sind 200 und in Buffalo 30 Aufständische verhaftet worden;in San Franzisko und Chicago ist es zu harten Zusammen-> stößen gekommen. In Newyork hat eine Versammlung von10,000 Menschen stattgefunden, welche sich in einer für die Stri-kenden günstigen Weise aussprach. In Pittsburg sind 300 Ar-� beiter gctödtet oder verwundet worden; die Truppen haben den� Platz noch nicht zurückerobert, General Sheridan soll nachPittsburg gesandt werden. In einer Monstresitzung ist be-schloffen worden, alles verfügbare Militär nach den aufständi-� scheu Gegenden zu senden. Die Miliz der Staaten Ohio, West-i virginien, Pennsylvanien und Maryland soll nicht zuverlässig� sein und mit den Aufständischen vielfach fraternisiren.— Der Redakteur des Leipziger Lokalblattes„Die Fackel",Künzel, ist wegen Beleidigung des Herrn Rüder in ersterInstanz zu 80 Mark Geldstrafe verurtheilt.— Im Anschlußhieran sei gleich mitgetheilt, daß Herr Rüder— immer derselbe Herr Rüder, derselbe, der auf dem Congrcß in Gotha dieallgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkte— auch gegen denMitrcdakteur des„Vorwärts", Seiffert, zwei Anklagen wegenBeleidigung angestrengt hat— in der Feuillletonnotiz:„WennJemand eine Reise thut, so kann er was erzählen" und indem aus dem Hamburg-Altonaer„Volksblatt" abgedruckten Ge-dichtchen:„Rüder in Gotha" sollen die Beleidigungen enthal-ten sein.— Parteigenosse Ullrich zu Offenbach ist wegen Beleidigungdes„schwarz-rothen Schlangentödters" Deruburg zu 1 MonatGefängniß vom Darmstädter Gerichtshof verurtheilt worden.Aus Rumänien.Wir erhalten folgende Zuschrift:Jassy, 23. Juli 1877.Tie kaiserlich russischen Siege in der Dobrudscha, und ganzbesonders der unerwartet rasche Uebergang über den Balkan hatunter der hiesigen Bevölkerung großen Jubel hervorgerufen, undwenn man auch auffallender Weise bei diesen Siegen die eigent-lichen militärischen Niederlagen des Gegners vermißt, und darumauch geneigt ist, diese Erfolge mehr den neugeprägten russischengoldenen Jmperials zuzuschreiben, als der militärischen Tüchtig-keit, so bleiben es dennoch Erfolge, die der„greise" Reichs-kanzler Gortschakoff, der mittlerweile in der Hauptstadt Rumäniens,in Bukarest, flotte Tage in Gesellschaft von galanten Damen derManufaktur, welche früher 20,000 Meister beschäftigt hatte, war ver-fallen. Als Gründe dafür wurden neben den schwankenden, immer höhergesteigerten Wollpreisen der durch die neuen Kleidermoden begünstigteConfum holländischer, englischer und französischer Tücher und Zeuge ge-nannt und ihre freie Einfuhr, die„denen alten Verfassungen zuwider"war, dazu der durch politische Gründe(d. h. die Verrätherei derdeutschen Fürsten) verursachte Verlust der Absatzgebiete im Elsaß undin den Marken(es ist eine eigenthümliche„Ironie der Weltgeschichte",daß die ebenfalls durch„politische Gründe verursachte Wiedergewin-nung des Elsaß" zwei Jahrhunderte später gleichfalls eine schwereKrisis in der deutschen, namentlich auch der sächsischen Weberei—Concurrenz mit Mülhausen— herbeigeführt hat. R. d. B.). Nichtbesser stand es mit dem Garn- und Leinwandhandel, der seinen Sitzin Meißen und der Lausitz hatte, der sein Rohmaterial aus Mährenbezog und seine Produkte meist nach Holland und Hamburg vertrieb,von wo aus die Fabrikation mit reichen Kapitalien unterstützt wurde.Jetzt lag er ganz im Argen und der Export war um die Hälfte ge-funken, kaum daß man die Kosten des Rohmaterials, den Betrag derArbeitslöhne erschwingen konnte. Hier waren wieder andere' Gründemaßgebend. Die Faktoren hatten den Handel monopolisirt, die Lein-Weber, denen sie Vorschüsse geleistet, durch Abzüge ruinirt, vorallem die Einsuhr des mährischen Flachses, den sie nun den ihnenverschuldeten Leinwebern um so theurer aufdrangen. Diesewiederum kamen ihren Verpflichtungen nicht nach, verschleuderten ihreschöne Arbeit an Hausirer und brachten so den Vertrieb in die Handfremder Aufkäufer.(Aus nationalliberalem in richtiges Deutsch über-setzt, soll das heißen: die Leinweber wurden auf's Blut ausgesogen undfielen bei dem Versuch, sich von den einheimischen Bluisaugern zubefreien, fremden in die Hände. R. d. V.) Oder sie führen ihreWaaren in Eompagnie mit den schlesischen Produzenten auf der Spree-und Oderstraße—"— Genug, wenn wir Unwesentliches außer Be-tracht lassen, genau so wie heute. Auch der Versuch, durch Com-pagniegeschäfte sich der Faktoren zu entledigen, ist neuerdings gemachtworden— mit demselben Richterfolg wie damals. Um die Aehnlichkeitvollständig zu machen, erfahren wir eine Seite weiter,„daß durch die.�ilttärverfassung(Miliz genannt, d. h. allgemeine Wehrpflicht, die da-Swti? fa�seit so ziemlich in der Weise wie heute in Preußisch-� burchgeführt war), also: daß„durch die Milizversas-?-£.s..V1" �oud mehr kostete, als wenn es eigene Kriege? s kräftige Mannschaft dem Land(d. h. derproduktiven Arbeit) entzogen wurde", wie es in einem„Condolenz-schreiben au? dem Jahre 1694 hieß, welches an den neuen Landes-Herrn, besagten August den Starken, der gerade die Regierung ange-treten hatte, die flehentliche Bitte richtete,„das ganz erschöpfte,ach Erleichterung seufzende Land väterlich und erbarmendanzusehn." Natürlich nutzte die Bitte nichts, so wenig sie heute et-was nutzen wurde. Datz aber ein nationalliberaler Skribent solchesschreiben kann, ohne zu bemerken, daß er eine beißende Satyre schreibt,'st uns em psychologisches Räthsel.— Zum Lobe des Herings. In einer Reklame, welche derPariser„Figaro" für den Hering als Heilmittel in gewissen Leber-krankheiten vom Stapel läßt, ist zu lesen:„Wir wußten schon längst,daß die UniversitätSstudenten in Deutschland den Hering als ein Reiz-mittel zur Vertilgung ungeheurer Bierquantitäten schätzen. Die altenFüchse(les vieux I'ucba) von Heidelberg tragen stets in der Tascheeinen Heringskopf mit sich herum, an dem sie saugen, sowie sie Mangelan Durst verspüren."— Menschenverluste bei der Kohlenbeförderung. Für dieJahre 186l bis 1875 stellt sich das Verhältniß der tödtüchen Ver-unglückungen von Arbeitern zu dem Kohlenertrage in England folgender-maßenJahr186118621363186418651366186718681869137018711872137318741875Todesfälle34311339078679841484119010111116991107510609349311161Zahl der Arbeiter282,473Kohlenertrag in Tons.86 039,21381,638,33386,293,12595,112,91993,911,169100,723,681105,077,743104,566,959108,003,482112,875,725117,439.251123,393,873128,680,131126,590,103133,306,486307,542315,451320,663333,116346,820345,446350,894370,831413,083471,840503,032.... 525,843___ MM..Es sind also in 14 Jahren bei einer Kohlenproduktion von1,603,576,293 Tons 15,908 Menschenleben verloren gegangen, und dasage man noch, daß der Arbeiter bei der heutigen Produktionsweisenichts riskirt!— Zum Kapitel der„freien Liebe". In Bezug auf die Agitationfür Dühring schreibt das Leipziger Organ der Duncker'schen Partei:„Wie schön konnte man sich jetzt nicht nur als Beschützer der freienArbeit und der freien Liebe aufspielen, sondern dazu noch die„Freiheit der Wissenschaft" in Generalpacht nehmen!" Wir haben nochvor Kurzem ein herrliches Bild von der freien Liebe, welches auch hierin Leipzig besonders bei den besitzenden Klassen zu sehen ist, entrollt,wir haben auch oft genug der freien Liebe des bekannten Fortschritt-führers, des Herrn Duncker Erwähnung gethan, mir wollen deshalbheute nur bemerken, daß auch die Redaktion des Leipziger Fortschritt-blattes„in Aehnlichem macht". Hat doch der Redakteur desselbenA. Perls eigens ein„Buch vom Küssen" herausgegeben. Und daswill den Sozialdemokraten Moral predigen!Halb- und Viertelswelt verlebt, diplomatisch wohl auszunützenwissen wird. Und so werden wir in nicht gar ferner Zeit Ge-legenheit haben, uns über die Uneigennützigkeit und die Ent-haltsamkeit der Russen, die von Hause aus nur Kulturzwecke zuverfolgen beabsichtigt haben sollen, ein Urtheil zu bilden. Vor-läufig brennen und sengen sie wo sie hinkommen und gehen derhiesigen christlichen Bevölkerung mit gutem Beispiel voran, wieman Kultur verbreitet. Die Greuelscenen, die man ihnen hiernacherzählt, spotten jeder Schilderung.Europa läßt sich indeß das Alles ruhig bieten, ohne zu be-fürchten, darum den guten Ruf der Humanität und Civilisationauf's Spiel zu setzen. Die Geschichtsschreiber sind ja dazu da,unser Jahrhundert zu verherrlichen. Der Krieg ist einmal einePlage, deren man noch nicht entrathen kann, und da noch somanche Groß- und Kleinmacht so manches auszufechten hat undüber kurz oder-lang ebenfalls in der Lage sein kann, zum hei-ligen Krupp zu greifen, so geht man über jene unmenschlichenGreuel, die sich morgen auf einem anderen europäischen Terrainwiederholen könnten, mit einem Achselzucken hinweg und sagtdas Sprüchlein:„C'esr la gaerre", womit die Sache abge-than ist.Daß Rumänien noch keine Gelegenheit gehabt hat, bei demgegenwärtigen Mcnschenmorden etwas Wesentliches mitzuthunund auch für sich Kriegslorbeeren zu erringen, bedauert manhier nicht, da das rumänische Volk Alles, nur nicht kriegslustigist. Die Nachtheile, die das Land durch den Krieg erfahren hat,sind ohnehin schon sehr bedeutend. Kriegssteuern, Requisitionen,Einquartierungen lasten schwer genug auf dem Lande, dazukommt noch, daß die Regierung dekretirt hat, daß der russischeSilberrubel, der nach gegenwärtigem Kurse nicht mehr als etwa3 Francs bis 3 Francs 10 Cent. Gold Werth ist, mit 4 Francsangenommen werden müsse; man erleidet danach bei diesemZwangskurs einen Verlust von etwa 25 Prozent, und flugssind auch die russischen Bankiers daran gegangen, Rumänienmit Silberrubeln zu überschwemmen und dagegen den Werthmit 4 Fr., berechnet in Gold, von hier herauszuschleppcn. Seitlängerer Zeit langen hier massenhafte Transporte von Silber-rubeln an und das Arbitragegeschäft auf Gold steht in vollerBlüthe. Unsere Regierung sieht diesem von ihr provozirtenTreiben geduldig zu, ohne zu denken, welche Wunden sie demLande in dieser Weise schlägt.Ueber die hierländischen sozialen Zustände ein andermal.Aus Großbritannien.(Schluß.)In der Eisenindusttie Nord-Englands steht ebenfalls eineKrise bevor. Die vereinigten Arbeitgeber beabsichtigen eine Lohn-reduktion von 10 Prozent, welche die Arbeiter als ungercchtfer-tigt erklären. Die Sache ist dem Spruche des Herrn Dale,ehemaligen Vorsitzenden der ständigen Schiedsgerichtscommission,zur Entscheidung überwiesen. Die Eisenarbeiter- Gewerkschaftspricht davon, ihre Fonds für Auswanderungszwecke zu votiren,falls eine Lohnreduktion Platz greifen sollte.Herr Bradlaugh und Frau Besang sind wegen Verbreitungdes Buches:„?ruits of Philosophy" zu 6 Monaten Gefängnißverurtheilt worden; die Geschworenen hatten erkannt, daß dasBuch, in welchem Winke für die Beschränkung dersKindererzeugunggegeben werden, unflätig und die öffentliche Moral gefährdendsei, ohne jedoch die schlechte Absicht der Angeklagten erwiesenzu finden. Dieses Erkenntniß macht unter den wenigen hiervorkommenden sonderbaren Schwärmern böses Blut, um so mehr,als die Regierung sich weigert, etwas gegen die Verfasser undVerbreiter des Buches:„Tbe priest in Absolution" zu unternehmen. Dieses Buch ist hervorgegangen aus der„Gesellschaftdes heiligen Kreuzes" und zum ausschließlichen Gebrauch derpfäfflichen Mitglieder zum Zwecke der eindringlichen Fragestellungan beichtende Schäflein bestimmt.Ein Theil der Pfaffenschaft der englischen Hochkirche, die,wie Pitt gesagt haben soll, eine päpstliche Liturgie, ein calvi-nistisches Glaubensbekenntniß und armenische Pfaffen besitzt, be-ginnt seine Neigungen zur römischen Kirche offen auszusprechenund vor Allem den Lieblingssport der katholischen Pfaffen, dieOhrenbcichte, einzuführen. Einen praktischen Leiter zur ersprieß-lichen und kitzlichen Fragestellung, besonders an weibliche Beicht-linder, soll nun„Tbe priest in absolution" abgeben. DasBuch wurde zuerst im Oberhause zur Sprache gebracht und hatim Unterhause seither zu mehreren Interpellationen an die Re-gierung Anlaß gegeben. Diese jedoch verschanzt sich hinter dieThatsache, daß das Buch blos für die Mitglieder einer Gesell-schaft und nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt sei. Die HerrenBischöfe, welche gegen den Beichtunfug nichts gethan, so langederselbe ein Geheimniß war, beeilen sich jetzt, wo derselbe einöffentliches Aergerniß geworden, den Mantel nach dem Windzu drehen und ihren Unwillen über die Sache zu betheuern.Was die Herren Seelenhirten so an Nimbus zu verlierenGefahr laufen, das suchen sie auf anderer Seite wieder herein-zubringen.Wie ich in einem früheren Briefe erwähnt, haben sich näm-lich einige Führer der Trades-Unions dazu hergegeben, mit den„heranwachsenden" Pfaffen Conferenzen abzuhalten, damit dieDiener Gottes mit dem sozialen Befinden der Menschen besserbekannt gemacht werden. Es war dies augenscheinlich nur einKniff der Schwarzen, um ihre schwindende Popularität unterden Arbeitern aufzufrischen. Einige der Trades- Unionisten-Führer gingen, naiv, wie sie schon m religiösen und politischenDingen sind, auf den Leim und verschafften den„Revcrends"Gelegenheit, sich breit zu machen. Die„Jndustrial Review"sprach sich dagegen aus, aber blos, weil die Sache nicht vonihr ausgegangen war. Als sich die Conferenzen wiederholten,ohne von dem genannten Blatte Notiz zu nehmen, erließ HerrGeorge Potter ein Cirkular an die englische Geistlichkeit, dieserausgezeichneten Körperschaft sein Blatt als Äummelboden an-bietend. In der letzten Nummer der„Jndustrial Review" er-scheinen bereits die Folgen dieses Anerbietens in Gestalt voneinem halben Dutzend„ausgewählten"(aus einer Masse ähn-lichen Gesalbaders) Briefen aus den Reihen der Geistlichkeitüber„ Tradesunionism"(Gewerkschaftswesen). Die englischenPfaffen sind nicht sehr beschäftigt, ihre Pflichten als Schafhirtensind nicht sehr aufreibend und sie werden daher öfters Gelegen-heit nehmen, ihre„Gedankey" über die Armen- und Gewerk-schaftsfrage in Briefen an die„Jndustrial Review" abzusetzen.Wenn nun auch Herr George Potter, dessen Privateigenthumdas Blatt ist, durch seinen Cirkular-Geniestrcich ein halbes Tausendmehr Abnehmer gewonnen hat, so steht doch außer Zweifel, daßer durch fortgesetzte Ablagerung dieser christlich- scheinheiligenArbeiterfreundlichkeitsseicherei so manchen Abonnenten aus denArbeiterkreisen verlieren wird. Die englischen Gewerkschaftenkönnen dagegen kein Veto einlegen, auch wenn sie wollten, da,wie bemerkt, die„Jndustrial Review" Privateigenthum desHerrn Potter ist.So unglaublich es scheint, so ist es doch Thatsache, daß die