Nach Eingang Ihrer Erklärung werden wir nicht versäumen, Ihnen sofort weitere Mittheilung über Organisation u. s. w. zu- kommen zu lassen. Die Mitglieder der deutschen Volkspartei in Nürnberg . Zuschriften bitten wir an Herrn Carl Crämer in Doos an der Fürther -Krcutzung zu richten." So das Schriftstück. Uns interessirt bei demselben zunächst die stolze Sprache der damaligen Bolkspartei, welche die ganze volle Freiheit auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens und somit auch wohl auf dem Gebiete der Arbeit anzustreben vorgiebt, dann daß fie solches aus dem Volke selbst, aus seinem innersten Wesen herausschaffen will. Das klingt genau so, als wenn ein Sozialdemokrat sich äußert, nur etwas verblümter. Dann freut es uns, daß die damalige Volkspartei keinerlei Äündniß mit den „Diplomaten" eingehen, daß sie ihr Recht erkämpfen wollte — das ist eine mannhafte Sprache, die jetzt längst zu den Todten geworfen ist, ebenst) wie jener Mann, dex gefeierte Volksparteiler Crämer aus Doos, der bald schon ein Schleppen- träger der Macht wurde. Es wird noch eine Zeit lang so fort gehen— die vernünftigen und energischen Elemente der Volks- Partei kommen dann zu uns, die„Crämer- Seelen" wandern zum Liberalismus. — Was war das für ein Geschrei, als die Herren Libe- ralen entdeckt haben wollten, daß die Altonaer Sozialisten vor der Reichstagswahl den Krämern, die nicht mit ihnen gehen wollten, die Kundschaft zu entziehen drohten. Daß diese Behauptung des Oberwindbeutels Eugen Richter nur zum ganz geringen Theil auf Wahrheit beruhte, ist längst nachgewiesen, vor der Wahl noch wurde ein Widerruf des sozialistischen Wahl- comitös bekanntlich veröffentlicht. Jetzt aber melden die libe- ralen Hamburger Blätter:„Der Bäckermeister Carl Ludwig Siebel zu Allermöhe war früher ein wohlhabender Mann. Zur Zeit der letzten Reichstagswahlen wollte Niemand dort den Las- salleanern ein Lokal einräumern, da kam Siebel auf den für ihn folgenschweren Entschluß, sie bei sich aufzunehmen. Dies wurde jedoch sehr übel vermerkt und man überließ es ihm von da ab, das von ihm gebackene Brod selbst zu verzehren. Vor Kurzem mußte er sich insolvent erklären und dieser Tage wurden seine sämmtlichen Effekten in öffentlicher Auktion ver- kauft."— Also blos weil der Bäckermeister Siebel den Sozial- demokraten ein Lokal zu öffentlichen erlaubten Versammlungen gegeben hat, deshalb entzogen die freiheitlich gesinnten„Libe ralen " demselben ihre Kundschaft.— Wir werden dem Herrn Eugen Richter diesen Schurkenstreich seiner Gesinnungsgenossen bei erster bester Gelegenheit, die sich im Reichstage bietet, ein- tränken und zeigen, welche widerwärtige„Sumpfpflanze" der Liberalismus und Richter'sche Fortschreiterthum ist. günstige Finanzlage der Vereinigten Staaten :„Eine andere und Hauptursache jenes Finanzwohlstandes liegt in der wohl- feilen Regierung der Vereinigten Staaten , die hier und da selbst einmal bei den Staatsmännern Europas ein warmes Lob fand, bis, als diese gewahrten, daß sie durch dieses Lob dem Streben der Völker nach dem Uebergange zu republi- kanischen Einrichtungen Vorschub leisteten, die wohlfeile Regierung bei den Gegnern der republikanischen Institutionen plötzlich in Mißkredit fiel, so wie im Jahre 1857.— In den Bereinigten Staaten wird der Beamte nach seinen Ver- diensten bezahlt. In Europa aber giebt es, außer den Staats- beamten, noch andere, welche nicht bezahlt werden für das, was sie wirklich leisten, sondern für das, was ihre Repräsentation und die Würde ihres Ranges kostet. Diese Klasse von Staats- beamten kennt man in Nordamerika nicht, wenn man nicht etwa die dem Präsidenten bewilligten 50,000 Dollars dahin rechnen will. Vor dem Antritt des Präfidenten Rutherford Hayes im Jahre 1876 erhielten seine Vorgänger nur 25,000 Dollars."— Man vergleiche dieses Lob der amerikanischen Republik in einem russischen Blatte mit den reaktionären Verleumdungen und Anschwärzungen der amerikanischen Republik in unseren„libe- ralen" Blättern, und man wird uns zugeben, daß der deutsche Liberalismus noch nicht einmal das Niveau des von der russi- schen Polizei conzessionirten Liberalismus erreicht hat. Nicht „russisch "— nein, unterrussisch sind unsere Nationallibe- ralen. — Wir erhalten folgende Zuschrift: In einer der letzten Nummern der„Sozial-Correspondenz" ist eine Notiz, welche be- reits eine theilweise gebührende Abfertigung durch die„Allge- meine Lauenburgische Landeszeitung" gefunden. Wir sagen theilweise, denn diejenige Behauptung der„Sozial-Correspon- denz", daß„Viele ihre Geschäfte deshalb in Aktiengesellschaften > umwandelten, weil sie müde waren, Tag für Tag mit Arbei- tern zu verkehren, von denen sie für Aneigner fremden Verdienstes, Preller, Blutsauger, Plusmacher ic. gehalten wurden", dürfte i insofern noch eine Jllustrirung finden, als notorisch eine ziem- � liche Anzahl der früheren Besitzer in den von Aktiengesellschaften übernommenen Geschäften als Direktoren:c. verblieben, es sich also bei der Umwandlung nicht um das„Verkehren mit den Arbeitern", sondern lediglich um„Plusmacherei en gros" gehan delt hat. Kapitalisten zurückgewiesen worden. Immer die alte Geschichte. Zur Regelung untergeordneter Differenzen sind Schiedsgerichte ganz gut, sobald es sich aber um eine ernsthafte Lohnfrage han- delt und die Interessen sich feindlich gegenüberstehen, ist das Schiedsgericht blos ein frommer Wunsch, eine Illusion; der schwächere Theil bietet es an und der stärkere weist es zurück. Das liegt eben in der Natur des Klassenkampfs, und kann nur von dem geleugnet werden, der von der Natur dieses Kampfes keinen Begriff hat.— In Südwales spitzen sich die Dinge rasch zum Conflikt zu. Die Arbeiter haben erklärt, sich den von den Gruben- und Eisenwcrkbesitzern angekündigten Lohn- reduktionen nicht fügen zu wollen— in dem Merthyr- und Abcrdale-Thal, sowie in den großartigen Dowlais-Werken läuft die Kündigungsfrist dieser Tage ab. Giebt nicht der eine oder andere Theil in letzter Stunde nach, so ist eine neue Auflage des Riesenstrikes unvermeidlich. — Eine Sumpfpflanze. Als der große Eugen die So- zialdemokratie im deutschen Reichstage eine Sumpfpflanze nannte, bemerkte er dazu, daß eine solche Pflanze in der Luft eines freien Staates nicht gedeihe und daß deshalb Staaten, wie die Schweiz , England und Nordamerika von dem Sozia- lismus verschont blieben. Allgemeiner Jubel auf den Bänken der Nationalliberalen und der Fortschrittler. Und doch waren es liberale Blätter, welche den Eisenbahnstrite in den Ver- einigten Staaten als eine Ausgeburt des Sozialismus bezeich- neten. Diese Behauptung aber wäre weiter colportirt worden, wenn die„Prooinzial-Correspondenz" sich nicht in's Mittel ge- legt und die allgemeinen Verhältnisse Amerikas vorgeschoben hätte. Tarauf kamen natürlich, um die Zustände in Nordame- rika im Allgemeinen zu mißkreditiren und in Deutschland die Sehnsucht danach völlig zu vernichten, die liberalen Preßkosaken von ihrer Eselei zurück, und so klagen sie nicht mehr die So- zialdemokratie, sondern auf Commando der„Provinzial-Corre- spondenz" die allgemeinen Zustände Nordamerikas an, daß sie den großartigen Strike verschuldet hätten. Nicht wahr, Herr Eugen, das Institut der Preßkosaken ist doch wohl die schönste Sumpfpflanze und Sie sind ihr erster Wärter und Heger? — Russischer als russisch, das sagten wir wiederholt, ist zur Schande Deutschlands ein großer Theil unserer Zeitungen, namentlich die nationalliberale Presse. Und zwar bezieht sich das nicht blos auf die Haltung gegenüber dem orientalischen Krieg, sondern auch auf die Haltung anderen Fragen gegenüber, z. B. den jüngsten Borgängen in den Bereinigten Staaten. Während die meisten unserer„liberalen" Blätter aus jenen Vorgängen keine andere„Moral" zu ziehen wissen, als die der Kaserne und Wachtstube, und in niopsartigcr Anbellung der amerikanischen Institutionen ihr Mögliches leisten, schreibt ein russisches Blatt, der in der Hauptstadt des Czarenreichs er- scheinende„St. Petersburger Herold", in einem Artikel über die — Zum Kapitel der Güter- und Weibergemein- schaft.„Der Präsident des Kriegervercins Steiger Sch. zu Kl. Oesede, Gatte unv Vater mehrerer Kinder, ist mit der Tochter eines dortigen Bauern S. durchgebrannt; als Reisegeld nahm das nette Mädchen 4300 Thlrn. mit, um die selbstver- ständlich der Vater erleichtert ward."— Vorstehende Corre- spondenz aus Osnabrück entnehmen wir einem ultramontanen Blatte, da„liberale" Blätter solche Vorfälle selbstverständlich todtschweigen.— Präsident eines Kriegervereins und Steiger! also ein in der Wolle gefärbter schwarz-weiß-rother „Liberaler" und kein Sozialdemokrat, wie man doch von einem Menschen annehmen sollte, der die(uns fälschlich unter- geschobene) Theorie von der Güter- und Weibergemeinschaft so gut in die Praxis zu übersetzen versteht. — In Großbritannien überall der Klassenkampf, sei es in der Gestalt von Lockouts imd Strikes, oder von Lohn- streitigkeiten— und wo der Klassenkampf nicht in dieser oder jener Form zu Tage tritt, da herrscht ein„fauler Friede", diktirt durch die Roth und gebrochen bei der ersten sich bietenden Ge- legenheit. Das ist der Normalzustand der heutigen anormalen Gesellschaftsordnung in dem Lande ihrer vollständigsten, so zu sagen klassischen Entwicklung. Der Lockout am Clyde dauert fort,„keine Aussicht auf Beilegung"; die Herren Schiffsbau- meister haben durch die Arbeitsstockung zwar namhafte Verluste, allein sie denken, wenn es ihnen gelingt, ihre„Hände" auszu- hungern und den Nacken der Widerspenstigen wieder unter das Joch des Kapitals zu beugen, dann werde das Versäumte sich doppelt und dreifach nachholen lassen. Die Vorschläge schieds- richterlicher Schlichtung verlachen sie einfach. Schade, daß die schottischen Schiffszimmerleute sich nicht Herrn Hirsch verschrie- ben haben, der würde den hartherzigen,„ihre wahren Interessen so traurig verkennenden" Meistern die allheilende Harmonielehre und die harmoniewirkende Wunderkraft der Schiedsgerichte flugs klar machen. Die Kassen der Schiffszimmerer sind übrigens in guter Ordnung, und so kann der Lockout sich noch weit in die Länge ziehen.— In Nordengland droht ein mächtiger Strike im Eisengewerk. Die„Meister" wollen� die Löhne herabsetzen, die Arbeiter sträuben sich. Auch hier ist von Seiten der Ar- beiter ein Schiedsgericht vorgeschlagen, bis jetzt aber von den — Vom Kriegsschauplatze kommt die Nachricht, daß die Armee des russischen Generals Gurko Rumelien gänzlich geräumt hat und sich über den Balkan wieder zurückzieht; über das end- gültige Schicksal dieser Armee, ob sie gefangen genommen oder niedergemäht wird, ist noch nicht entschieden— zwei kaiserliche Prinzen befinden sich bei derselben.— Heuchlerisch bedauert die „National-Zeitung" die armen Bulgaren , die zurückbleiben und nun die Faust der Türken zu fühlen bekommen— diese armen Bulgaren , welche während der russischen Siege und unterstützt von den Kosackcn, geraubt, gemordet und geschändet haben.— Die Landwehr ersten Aufgebots hat der Czar einberufen, an 180,000 Mann. Die deutschen Rubelblätter melden natürlich, daß diese Nachricht in Rußland mit Begeisterung aufgenommen worden sei. Wir haben aus Petersburg eine direkte Nach- richt erhalten, welche das Gegeutheil behauptet; gerade die Einberufung der Landwehr, weil dadurch vorzüglich der mittlere Bürger- und Kaufmannsstand betroffen wird, der sich theilweise vom Liniendienst loskauft, hat ungemeine Aufregung und sehr viel böses Blut in der Bevölkerung gemacht. Man glaubt auch in russischen Regierungskreisen nicht daran, daß man die Land- wehr nur annähernd vollzählig nach dem Kriegsschauplatz ent- senden könne.— Das deutsche Reich leistet Rußland jetzt schon die schönsten Bundesgenopendienste. Rußland armirt nämlich gegen England die Ostseehäfen und hat deshalb größere Bestellungen auf Kanonen bei Krupp gemacht. Diese Bestellungen deckten den Bedarf nicht und es verunglückte auch kürzlich eine Kanonenladung auf der See. In dieser Verlegenheit kommt die deutsche Regierung dem befreundeten Rußland zu Hilfe, indem sie auf die Ausführung ihrer eigenen mit Krupp abgeschlossenen Csntrakte zunächst verzichtet und Krupp gestattet, die liefer- baren Stüae„anderweitig" zu verwenden. Die Russen haben sich über den bewährten Freund also nicht zu beklagen; denn „wohlwollender" kann eine Neutralität schon gar nicht sein.— Und England? Es wird niemals diese Neutralität vergessen und die Gelegenheit zur Rache schon finden. — Vor vierzehn Tagen(in Nr. 86) zeigten wir das Erscheinen der ersten Nummer eines„Zocialist" betitelten englischen Blattes an. Wir fügten die reservirte Bemerkung bei: „wenn sich das Blatt seines Titels würdig erweist und nicht etwa blos ein(in diesem Fall völlig aussichtsloses) Privatunter- nehmen oder gar Privatspekulation ist, dann müßten wir uns Glück wünschen, daß endlich wieder nach fast 25jähriger Pause in England das sozialistische Banner aufgepflanzt ist." Ueber den Inhalt der Probenummer sprachen wir uns nicht aus, weil der Einsender— ein englischer Arbeiter— uns gebeten hatte, „to give it a fair trial", d. h. nicht nach der ersten Nummer ein abschließendes Urtheil zu geben. Diesem Wunsch haben wir entsprochen. Unser Hamburg - Altonaer Parteiorgan bezeichnet nun(in seiner Nummer vom 5. d.) das Blatt als„eine freche von den Pfaffen in Scene gesetzte Bauernfängerei. Durch radi- kale Phrasen sollten die Arbeiter getäuscht werden." Das ist nun entschieden unrichtig. Ein Pfaffenunternehmen würde ganz anders ausgestattet fein, und außerdem richtet das Blatt sich ja gegen die Pfaffen. Der biblische Jargon, welcher sich in einem Artikel findet, muß von englischem Standpunkt aus betrachtet werden; das herr>chende Christenthum wird als direkt antt- christlich bezeichnet, und Christus als Träger der kommunistischen Idee hingestellt. In anderen Artikeln wird die Rückgabe des Landes an das Volk, die Gründung von Communen im Sinne der Owen'schen„Heimkolonien" und direkte Gesetzgebung durch das Volk gefordert. In dem Artikel, der von letzterer Forde- rung handelt, wird, nachdem das constitutionelle Regiment und der Bourgeois-Parlamentarismus auf's Nachdrücklichste verdammt worden, für ein Volk, das noch nicht fähig ist, die Gesetzgebung direkt auszuüben, ein„strictl/ Imperial govemment", ein streng Vom Schlachtselde der Arbeit. Nach einer wahren Begebenheit, welch- sich vor einiger Zeit in England auf der großen Westbahn, zwischen Keynsham und Bristol , nahe dem Brislmgron-Tunnel zugetragen. Kaum will das erste, matte Tageslicht Mit seinem Strahl die Gegend matt erhellen, Da steh'n sie schon bereit zu ihrer Pflicht, Der harten Arbeit rüstige Gesellen; Es gilt in Reih', geordnet Schicht auf Schicht Heut' schwere Felsenquadern aufzustellen Am hohen Damm, wo unten auf den Schienen Die Dampfkraft keucht, dem Menschengeist zu dienen. Das sind die Männer, die das Kapital Bezeichnet mit dem kalten Namen„Hände", Sie, die vom ersten frühen Sonnenstrahl Bis daß der Tag sich wieder neigt zu Ende, Von Jugend auf bis zu des Alters Qual, Wenn matt der Arm und zitternd schon die Lende, Dem Reichthum schaffen all die schönsten Gaben, Für Weib und Kind oft trocknes Brod nur haben.— Schon schnaubt im Tunnel wild der Zug heran, Wer hemmt sein unaufhaltsam Vorwärtsstreben? Da eilt herab ein braver Arbeitsmann, Das Eisen stemmt er ein, den Stein zu heben, Ob er auch schmalen Lohn heut' nur gewann, Er denkt voll Schreck an all' die Menschenleben,— Es weicht der Stein— der Zug, er ist gerettet! i Der Retter— liegt zermalmt im Blut gebettet! Gefühllos rast der Schnellzug jäh dahin, Es heult der Schlot, es dampfen Rad und Schienen, Und im Coupee träumt weiter von Gewinn Der reiche Mann mit selbstzufried'ncn Mienen, Hat denn nur Selbstsucht Raum in seinem Sinn? O nein! Er zahlt ja gut, die treu ihm dienen, Seht, als er hört, was auf der Bahn geschehen, Giebt mitleidsvoll er auch ein Paar Guineen! Hört Ihr, wie grollend zu dem fernen Ziel Der Zug heranbraust aus metallnem Strange? Dort wiegt der reiche Mann auf weichem Pfühl Den feisten Leib und seine volle Wange; Er träumt von G ldgewinn, vom Börscnspiel, Vom Agio, vom Gold- und Silberklange, Ihm träumt, er läg' auf vollgehäuften Truhen, Und nirgend wär' es herrlicher zu ruhen.— Für sie, die sich das blut'ge Lorbeerreis Im mörderischen Schlachtentaumel pflücken, Errichten jubelnd Jüngling, Mann und Greis Die höchsten Monumente voll Entzücken; Doch ihm, der selbstlos gab sein Leben preis, Wollt' keine Hand den Sarg mit Lorbeer schmücken, Kein Denkmal wird des Helden je erwähnen. Sein Grab schmückt still sein blasses Kind mit Thränen. Jac. Andorf. Schon sieht man an des steilen Abhangs Rand Die schweren Quadern dicht an dicht geschlossen, Und immer mehr mit frisch' geschäft'ger Hand Thürmt man auf sie noch andre unverdrossen. Da plötzlich weicht der trügerische Sand Und einer von den mächtigsten Kolossen Rollt überstürzend sich im tollen Kreise Hinab zur Bahn und mitten ins Geleise. — — Eine schülerhafte Adresse. Etliche dreißig junge I Leute, welche sich mit medizinischen Studien beschäftigen sollen, leisten folgendes stilistische Exerzitium an die medizinische Facultät in Leipzig : „Die hochgeehrte med. Facultät der Universität zu Leipzig ! erlauben sich die gehorsamst unterzeichneten Candidaten und Studenten der Medizin um Ausschluß der weiblichen Personen vom Studium der Medizin an hiesiger Universität zu bitten. Zur Begründung dieser Bitte diene Folgendes: Es scheint mit j den Gesetzen und Regeln des Anstandes und der Sittlichkeit unvereinbar, daß die wenigen Damen unter der großen Anzahl der männlichen Studirenden an den Präparirübungen theilnehmen. Es hat für Viele der Unterzeichneten einen störenden, ja oft peinlichen Eindruck gemacht, mit den betreffenden Damen an denselben Präparaten oder wenigstens in der Nähe arbeiten zu müssen, zumal man gesehen hat, in welcher ungenirten, oftmals zu ungenirten(ah! so!) Weise von den Damen mit Präparaten umgegangen worden ist. Die Unterzeichneten können den Auf- enthalt dieser Damen an Orten, die den ursprünglichen Bestim- münzen gemäß dem weiblichen Geschlechte fern liegen und ihren Augen lieber verborgen bleiben sollten(Freiheit der Wissenschaft!), mit ihrer Ansicht von der Bestimmung des weiblichen Geschlechts schlechterdings nicht im Einklang bringen. Von Vielen der Unterzeichneten ist oft ein ihnen durch das Studium der Frauen zugefügter positiver Schaden bemerkt worden.(Sehr naiv und zweideutig!) Da die Zeit der Herren Docentcn durch die ungemein große Zahl der an den Präparirübungen Theilnehmenden schon an und für sich sehr in Anspruch genommen ist, so haben Viele derselben, da ihre Zeit durch die im Wintersemester zuhörenden Collegien sehr gekürzt ist, oft, da die Damen, welche das Colleg des Geh. Hofrath Prof. Hantel nicht besuchen können, gerade zu dieser Zeit längere Unterweisung nöthig hatten, den Saal ohne die gewünschte Auf- klärung verlassen müssen.(Nur drei Studentinnen der Medizin sind in Leipzig anwesend.) Obwohl wir Petenten selbst betonen wollen, daß bestehende Fragen nur auf Prinzipien gegründet sein dürfen, da es hier um in ferner Zeit und auf allen Gebieten zu entscheidenden Fragen sich handelt, so sei es doch erlaubt, zu bemerken, daß Unterzeichnete die Würde des medizinischen Stu- diums und den Ernst desselben durch das Auftreten gewisser weiblicher, Medizin studirender Elemente für ernstlich gefährdet halten.(Die Würde des medizinischen Studiums wird durch Kinder mehr gefährdet, als durch Frauen.) Einzelheiten an- Suführen ist hier nicht der Ort, jedoch sei nur vorläufig das xine bemerkt, daß Petenten durch die oktroyrte Commilitonen- schaft sozialistisch gesinnter weiblicher Elemente(Das ist doch wenigstens ein ehrlich gemeinter Grund.) durchaus nicht für das Studium der Frauen gewonnen werden können, da hierdurch zur
Ausgabe
2 (12.8.1877) 94
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