verhängt hatte„von Rechtswegen"! Oder nicht, HerrBöhmert?—— Ueber die Arbeitsverhältnisse in Berlin schreibtdie„National-Liberale Correspondenz" einen Artikel, in welchemgesagt wird, daß sämmtliche Fabriken Berlins seit drei JahrenAur eine Berminderung von 9000 Arbeitern erlitten hätten;Mnz abgesehen davon, daß im Jahre 1874 schon ein„Rückgang"in der Fabrikation zu merken war und man das Jahr 1873 alsHöhepunkt annehmen muß, ist jene Ziffer augenscheinlich zuniedrig gegriffen und wohl deshalb, weil der Itatistiker der„National-Liberalen Correspondenz" den Begriff: Fabrik, sehrenge gezogen hat; er hat ja den Bericht des Fabrikinspektorszur Grundlage genommen. Wenn nun aber dadurch das„Ar-beiterelend", wie es in den Organen der Sozialdemokratie ge-schildert wird, weggeleugnet werden soll, so übersieht man, wieselbst die„Kölnische Zeitung" zugiebt, daß es bei Feststellungdes Elends in Berlin nicht allein auf die Zahl der entlassenenArbeiter, die ja theilweise fortgezogen sind, sondern vielmehrauf die Verminderung des Arbeitslohnes, die durch theilweiseArbeitslosigkeit eingetreten ist, ankommt. So wissen wir, daßbei Borsig allein von den zurückgebliebenen Arbeitern«/z nurdie Woche 3 Tage beschäftigt werden und daß sie während dieserdrei Tage— besonders die Accordarbeiter— nicht einmal voll-auf zu thun haben. Diejenigen Borsig'schen Arbeiter, welche inden Jahren 71—72—73 und theilweise noch 74 einen Durch-schnittslohn von 8—10 Thalern wöchentlich bekamen, erhaltenjetzt einen Durchschnittslohn von 3—4 Thalern und in dem-selben Verhältniß geht es noch nach unten herab. Dies ist aberauch das Verhältniß der Fabrikarbeiter überhaupt und da derBericht des Fabrikinspektors von Berlin sich mit der genauenUntersuchung der theilweisen Arbeitszeit und des vermindertenArbeitslohns nicht beschäftigt hat und vielleicht auch nicht beider gegenwärtigen Mangelhaftigkeit der Fabrikinspektorate sichdamit beschäftigen konnte, so ist der Bericht auch von keinerleiBelang in Bezug auf die Beurtheilung des Arbeiterelends inBerlin. Dasselbe ist vorhanden und in viel höherem Maße alses zu Tage tritt, weil die meisten Arbeiterfamilien sich ihresunverschuldeten Mangels noch schämen und sich anstrengen, daßdie Mitmenschen denselben nicht merken. Diese Scham ist falsch— aber erst recht falsch ist es, daß sich die andern Gesellschafts-klassen, welche das Elend verschuldet haben, nicht schämen.— Di« brutalen Mittel, welche die französische Re-gierung gebraucht, um bei den Wahlen die Majorität zu er-langen, dürften wohl das Gegentheil bewirken. Wenn die;Land-bevölkerung nicht allzusehr in den Banden des Pfaffenthums sichbefindet, so muß sie angesichts der Wahlbeeinflussungen der Mac-Mahon'schen Regierung gambettistisch stimmen. Es wird aller-dings nicht helfen, da der Staatsstreich doch eine beschlosseneSache zu sein scheint und die Herren Bourgeoisrepublikaner die«inzigen Männer, welche dem Staatsstreich auch mit der Waffein der Hand entgegengetreten wären, die Pariser Communards,ermordet haben. Jetzt selbst heran, ihr Herren Gambetta, JulesSimon:c. rc., selbst auf die Barrikaden, den HeldengreisThiers an der Spitze! Erkämpft eure Republik, so ist sie dochetwas werth, es werden ihr dann wenigstens einige Schurkenzum Opfer gefallen sein; aber wir sehen Euch schon höhnischlächeln:„Wir sollen kämpfen, wozu wären denn die dummenArbeiter da, die können das viel besser besorgen, während wirberathen müssen, wie wir das Volk am Besten(für uns!) rc-gieren sollen!"— Und das arbeitende Volk? Es wird fürdiese Republik sich nicht erwärmen, es wird nicht kämpfen!—Noch verlautet, daß Mac-Mahon kurz vor den Wahlen überganz Frankreich den Belagerungszustand verhängen wolle—dadurch schon allein würde er die Bourgeoisrepublikaner zwingen,entweder mit dem Waffen zu kämpfen oder nachzugeben. Daßsie sich dann zu dem letzteren entschließen werden, ist sicher.—Der„republikanisch" gesinnte General Chanzy, Generalgouver-neur von Algier, weilt auf Urlaub in Paris, um als früheresMitglied des linken Centrums, die Anhänger desselben wiederfür die Regierung zu gewinnen. Er wird schon verschiedenedieser französischen Nationalliberalen gewinnen, schwankend sindsie ja immer.— Doch, mag bei den Wahlen siegen wer immerwill, große Bedeutung haben dieselben nicht, da das jetzige Re-giment durch die Wahlen nimmermehr gestürzt wird— wird esaber durch die Volkskraft gestürzt, so kommen die Thiers undGambettas wohl schwerlich an's Ruder.— In Beantwortungder Frage, was das dritte Kaiserreich sein würde, hat Rouherim Namen Lulu's geantwortet:„Die organisirte Demo-kratie!" Es ist zum Lachen! Fragt Thiers, was seine Re-publik sein wird, so antwortet auch er: Die organisirte Volks-Herrschaft! Ebenso Gambetta.— Und allen dreien zur Ant-wort: Euer Kaiserreich, Eure Republik wird der organisirteBolksbetrug sein!— Die Arbeitslosigkeit in Kopenhagen wird in dä-Nischen'Blättern als eine nahezu beispiellose hingestellt. Na-mentlich ist dies im Maschinen- und Bausach der Fall. In fastallen Fabriken wird nur mit halbem Personal und von letzteremmit beschränkter Arbeitszeit gearbeitet. Angeblich sollen in Folgedessen wöchentlich 40 bis 50 Menschen dem Armenwesen an-heimfallen und der Geldmangel im Allgemeinen so groß sein,daß die Leihhäuser auf Pfandsachen nur sehr unbedeutende An-leihen gewähren, weil verfallene Gegenstände auf Auktionen fastunverkäuflich sind.— Ter„Berliner Freien Presse" geht aus Amerika nach-stehendes, mit zahlreichen Unterschriften versehene Schreiben mitdem Ersuchen um Veröffentlichung zu:„Da wir durch die hiererscheinende Presse den großen Sieg der Sozialdemokraten beider am 14. Juni d. I. im 6. Berliner Wahlkreise stattgefun-denen Wahl erfahren haben, so können wir nicht umhin, den12,752 sozialistischen Wählern unfern tiefgefühlten Dank fürihre wackere Haltung hiermit auszusprechen. Mit der Bitte, daßalle Arbeiter Deutschlands sich diese Männer der Wahrheit unddes Rechts zum Vorbilde nehmen möchten, damit Deutschlandendlich ftei wird, entsenden wir unsere brüderlichen Grüße.Troy, den 2l. Juli 1877."— Zur Sozialistenverfolgung erhalten wir aus St. Jo-hann-Saarbrücken unter'm 10. August folgende Zuschrift:„Der Unterzeichnete wurde heute, 10. August, vor den Hrn.Untersuchungsrichter in Saarbrücken berufen, um über die, beiden beiden letzten bei ihm vorgenommenen Haussuchungen vor-gefundenen Papiere und über das Wesen der hiesigen Preßcon-troll-Commisfion der„Freien Volksstimme" vernommen zu wer-den. Unter den confiscirten Papieren befanden sich größtentheilsnur harmlose Gegenstände, wie Geschäfts-, Privatbriefe und einigeBroschüren und waren alle Bemühungen, hier einen sozialdemo-kratischen Verein zu entdecken, vergeblich. Wegen Zurückweisungpersönlicher Angriffe, die ich zu erdulden hatte, wurde nacheinem Gensdarm geschickt, um mich abführen zu lassen. DerAufforderung zu weiteren Vernehmungen zum Protokoll erklärteich nur dann nachzukommen, wenn ich nicht mehr persönlich an-gegriffen resp. beleidigt würde; trotzdem mußte ich mir wieder,nebst vielen ironischen Bemerkungen auch die Bezeichnungen„Lügner" und„gemeiner Kerl" ruhig gefallen lassen, wogegenich Klage erheben werde. Dem Protokoll verweigerte ich, alsunrichtig abgefaßt, meine Unterschrist, und dictirte der HerrUntersuchungsrichter die Worte:„Vorgelesen, genehmigt undunterschrieben, mit Ausnahme des pp. Sator, welcher sich wei-gerte, das Protokoll zu unterschreiben." Mit der Drohung„jetzt werde ich schärfere Maßregeln gegen Sie ergreifen" wurdeich nach zweistündiger Verhandlung entlassen. Schließlich mußich noch auf einen besonderen Umstand aufmerksam machen. Beimeinen confiscirten Papieren befand sich auch das Manuscripteines Telegramms, durch welches die Versiegelung der Redaktionder„Freien Volksstimme" der Redaktion des„Vorwärts" mit-getheilt wurde. Dieses Manuskript hat sonderbarer Weise,„man weiß nicht wie", den Weg zum Untersuchungsrichter gefun-den. Vielleicht könnte noch über diesen unbekannten VermittlerAuskunft gegeben werden, da mir unbekannt ist, daß ein Tele-graphenbureau zu polizeilichen Hilfsleistungen ein Recht hat.Ueber alle weiteren Maßregeln, welche etwa noch gegen mich er-griffen werden sollten, werde ich Sie unterrichten.Franz Sator,Pianofortefabrikant in St. Johann."— Die Nr. 15 des„Reichenberger Arbeiterfreundes"erscheint zur Hälfte wieder weiß. Ein Artikel:„Die Lohn-Weberei", ein zweiter:„Ueber den Strike der Eisenbahnarbeiterin Nordamerika", ein dritter:„Ist das Volksvertretung?" undein vierter:„Paradoxa"— sind dem polizeilichen Rothstistzum Opfer gefallen.— Wir glauben, daß die Ueberschrift desletzten Artikels die Polizei gereizt hat, weil sie dieselbe wahr-scheinlich auf sich und ihr Treiben bezogen hat.— Wie schon erwähnt, wird vom 1. Oktober an die wissen-schaftliche Zeitschrift, deren Gründung auf dem GothaerCongreß beschlossen wurde, unter dem Titel„Zukunft" in Berlinerscheinen. Wir können den Lesern die erfreuliche Mittheilungmachen, daß die tüchtigsten Vertreter der sozialdemokratischenWeltanschauung für das neue Parteiunternehmen gewonnen sind,und daß, dem international-kosmopolitischen Charakter unsererBestrebungen entsprechend, auch Franzosen, Belgier, Engländer,Anierikaner u. s. w. mitwirken werden. Unter solchen Umständenwird es der„Zukunft" unzweifelhaft gelingen, ihre Aufgabe,deren Schwierigkeiten wir am wenigsten uns verhehlen, in vollemMaß zu erfüllen.Gleichzeitig— ebenfalls am 1. Oktober— soll in Zürichein ähnliches Unternehmen ins Leben treten:„Die Neue Gesell-schaft". Monatsschrift für Sozialwissenschaft, herausgegeben vondem Genossen Dr. F. Miede, dessen Schrift gegen den Mili-tarismus vielen unserer Leser bekannt ist. Auch dieses Unter-nehmen, das unzweifelhaft zur Verbreitung unserer Ideen bei-tragen wird, begrüßen wir als einen Beweis der geistigen Reg-und Strebsamkeit innerhalb der sozialdemokratischen Partei, undwünschen besten Erfolg.*)—„Eine Reise nach Utopien".**) Der Leser brauchtnicht zu erschrecken. Max Schlesinger ist ein zu durchgebil-deter Sozialist, um uno Phantastereien a la Eabet aufzutischen. Was er mit diesem Schriftchen— das zuerst in der„Wahrheit" erschien— bezweckt und erreicht, ist oer Nachweis,daß die Verwirklichung der sozialistischen Ideen auf Wirtbschaft-licheni Gebiet, mit Ausnahme der sich bedroht fühlenden Sonder-interessen der herrschenden Klaffen, keine erheblichen praktischenSchwierigkeiten bietet; daß die Bourgeoisgesellschaft selbst dersozialistischen Gesellschaftsorganisation vorarbeitet, sie vorbereitet,und daß jene Pfiffikusse, die, wie z. B. Herr Viktor Böhmert,die nationalökonomische Unmöglichkeit des Sozialismus behaupten,weder von Nationalökonomie, noch vom Sozialismus etwas ver-stehen. Veranlaßt wurde die Broschüre durch einen Artikel desHrn. Viktor Böhmert in seiner„Sozial-Correspondenz" und derarme Viktor muß demgemäß selbstverständlich ein Bischen her-halten. Er ist ja d'ran gewöhnt! Wer die Franz'sche Bearbei-tung durchgemacht hat, erfreut sich einer gegerbten Haut undkann Alles überstchn. Und Schlesinger meint's gut mit seinemHaselstöckchen! Nützen wird's natürlich nichts. Was Viktorchenin der Schweiz nicht gelernt hat, das lernt Viktor in Dresdennimmermehr. Aber andere können aus der ihm ertheilten Lek-tion lernen, und die Lernlustigen mögen ja nicht verfehlen, sichdas, durch seinen billigen Preis(10 Pfg.) ja Jedem zugänglicheSchriftchen anzuschaffen.— Wir erhalten folgende Zuschrift:Siegburg, 13. August 1877.Aus einer von Freundeshand so eben erhaltenen Zu>endungin Sachen des Unbegreiflichen ersehe ich, daß die�„LeipzigerVolkszeitung" auch noch am 9. d. M. das Unbegriffene einer-seits vom Unbegreiflichen andererseits nicht auseinanderzuhaltenweiß. Da ich in dieser Angelegenheit betheiligt bin, werdenSie mir gestatten, ein Wörtchen mit einlegen zu dürfen. Dieverehrte Gegnerin sagt zwar:„Das Unbegriffene und Uner-kannte ist noch lange nicht das Unbegreifliche." Aus diesemWorte sollte man vermuthen, daß sie den Unterschied der beidenDinge kennt. Aber dann heißt es auch wieder:„Ohne den Triebdas oder die Welträthsel zu lösen, ohne den Trieb, das noch„Unbegreifliche" zu verstehen und hinter dasselbe zu kommen,gäbe es eben keine Philosophie, keine Wissenschaft überhaupt."Nun wird doch jeder Schildbürger erkennen müssen, daß nurdas Unbegriffene dazu treiben kann, nach Verständniß zu suchen,während das Unbegreifliche eine absolute Grenze unseres Be-griffsvermögens sein würde, und ganz gewiß eine Nuß, diekeinen Menschen zum Knacken einladet. Oder würde vielleichtTill Eulenspiegel sich die Zähne daran ausbeißen wollen?Es ist ein Compliment für die Intelligenz meines Wider-sachers, wenn ich an seiner Aufrichtigkeit zweifle und der wis-sentlichen, böswilligen Trübung des Problems ihn beschuldige.Schon das kleine Wörtchen„noch", das er seinem Unbegreif-*) Aus verschiedenen an uns gerichteten Briefen geht hervor, daßsich hier und da die Meinung verbreitet hat, die„Neue Gesellschaft"sei das von dem Gothaer Congreß beschlossene Unternehmen, dessenErscheinen in Berlin aus unerwartete Hindernisse gestoßen sei. Wieaus obiger Notiz erhellt, ist dies vollkommen irrig.**) Eine Reise nach Utopien von Maximilian Schlesinger.Separatabdruck aus der zu Breslau erscheinenden Zeitung„Die Wahr-heit". Preis 19 Pfg. Breslau 1877. Verlag der Schlesischen Volks»buchhandlung(H. Zimmer u. Co.). Zu beziehen von der Expeditiondes„Vorwärts".(Einen Druckfehler auf S. 14, wo 19,990 Millionensteht, statt 10 Millionen, erlauben wir uns hier zu berichtigen. Re-daklion des„Vorwärts".)lichen vorgesetzt hat, läßt auf tückische Hintergedanken schließen.Aus einem„noch Unbegreiflichen" kann jeder Spiegelfechter nachBedarf Unbegriffenes und Unbegreifliches machen.— Sollte ichdamit dem Gegner Unrecht thun, dann Pardon! Für diesenFall will ich nochmals den Knoten mit der unverkennbarstenDeutlichkeit auseinanderlegen.Achtung! Das Unöegriffene ist ein Objekt der Wissenschaftund sie verwandelt es im Laufe der Zeit und mit Hilfe genaue-rer Beobachtungen in Begriffenes. Das Unbegreifliche aber istder Quadratur des Zirkels gleich, und behauptet der heiligeAugustinus, daß sich mit flacher Hand leichter das Meer er-schöpfen lasse, als mit unserem Verstände die heilige Dreifaltig-keit ergrübeln. Folge dessen gebe ich der„Leipziger Volks-zeitung" den wohlgemeinten Rath, solche Dinge, die vom mensch-lichen Verstände nicht zu begreifen sind, also„das Unbegreif-liche", einem höhern Monstre- Verstände zu überlassen.Das nun ist der Punkt, um den es sich handelt.Nicht um Plato, Schopenhauer, Kalischer, Humboldt, Strauß,Lange oder Spir, nicht wann die Philosophie-Vrofefforen denLaufpaß erhalten, sondern darum: ob es zweierlei Verstand,zweierlei Erkenntniß giebt; ob das Ding, was die DeutschenVerstand nennen, ein menschliches oder ein unmenschliches In-strument ist; ob es von unserer„sensualistischen" Naturalwissen-schaft richtig praktizirt wird, oder ob das„Naturerkennen" nureine irdische Pfuscherei ist, während der wahre Verstandskastenmit unbegrenzten„Gehirnsekretionen" die Welt über den Wolkenunsicher macht.Wenn der philosophische Herr von der„Leipziger Volks-zeitung" auf diesen entscheidenden Punft— aber sachlich undohne jedes„Gewäsch"— näher eingehen will, so steht ihm der„Hof- und Leibphilosoph" des„Vorwärts" gern zu Diensten.I. Dietzgen.ilWlMIIIIIIIWIIIilllli IIIIIIIIHIIIIIIIill— III— W—l■IIIIH» I—— Am 4. August starb in St. Louis in den BereinigtenStaaten Ferdinand Lingenau. Als der, trotz seiner 63Jahre noch so rüstige Freiheitskämpe im vorigen Jahre Deutsch-land besuchte, hätten wir nicht erwartet, daß der Tod ihn sobald fällen würde. Zur Charakteristik des Mannes setzen wirdie Worte her, mit denen er am 18. März 1876 sein Vermächt-niß an die Sozialdemokratie aller Länder schloß:„Die Erde ist mein Vaterland, die Menschheitmeine Familie, Allen wohlthun meine Religion."Wir hoffen bald im Stande zu sein, eine ausführliche Lebens-skizze des todten Freundes und Genossen zu geben.Correspo«denzen.Königsberg i. 3?r. Am Sonntag den 22. Juli feierten diehiesigen Arbeiter das alljährlich von ihnen begangene„Arbeiter-fest". Die Witterung war wenig einladend, der Himmel mitgrauem Gewölk bedeckt, und dennoch war der Besuch im Gartender„neuen Bleiche", wo das Fest gefeiert wurde, recht stark undwäre trotz der ungünstigen Witterung noch stärker besucht gewesen,wenn nicht so mancher Arbeiter durch den Wortlaut der Annonce„Bei ungünstiger Witterung findet das Fest am nächsten Sonntagstatt", zu der Annahme verleitet worden wäre, daß dasselbe am22. nicht stattfinde. Ungefähr um 6 Uhr ergriff Herr Arnolddas Wort, begrüßte die Festgenossen, wies auf die Bedeutungdes Festes hin und ermunterte die Arbeiter zu fernerer Theil-nähme an der allgemeinen Arbeiterbewegung. Die Anwesendengaben ihre Zufriedenheit mit dem Vortrage durch lautes Bravo-rufen kund. Darauf spielte die Musik und die Anwesendensangen das Herwegh'sche Lied„Bete und arbeite". Nach Schlußder ersten sechs Strophen ergriff Herr Herbig das Wort. Erschilderte in längerer Rede den Zweck des Festes, wies auf dieErrungenschaften der Arbeiter im übrigen Deutschland hin, aufdas Streben derselben, der Menschheit die ihr von den Macht-habern entzozene Freiheit zurückzugeben, gedachte der gemein-schaftlichen Thätigkeit der Arbeiter und Studenten zu GunstenDühring's, und forderte die Anwesenden auf, recht zahlreich aufdie vom Oktober ab hier erscheinende„Königsberger Freie Presse"zu abonniren. Auch diesem Redner zollten die Anwesenden ihrenBeifall. Darauf wurden die letzten Strophen des Liedes ge-sungen. Zum Schlüsse ergriff Herr König aus Berlin dasWort. Er wies auf den Inhalt des gesungenen Liedes hin,rieth den Anwesenden, die Worte desselben zu beherzigen, damitsie sich endlich klar machen, wie ihre Lage ist und wie sie seinfoll. Er wendete sich speziell an die Frauen und zeigte ihnen,wie ihre Arbeitskraft durch das Kapital ausgebeutet wird. DerRedner brachte zum Schluß ein dreimaliges Hoch auf die Ar-beiterbewegung aller Länder aus, in welches das Volk mit Jubeleinstimmte. R.z.Linz a. Wh.(Mordspatriotisches.) In einer liberalenZeitung lese ich eine Correspondenz aus Wiesbaden, deren In-halt ich den Lesern des„Vorwärts" nicht vorenthalten darf,weil dieselbe das, was unsere Mordspatrioten thun und denken,so recht klar zur Anschauung bringt. In der gedachten Cor-respondenz wird berichtet, daß an dem zu 750,000 Mark veran-schlagten Kostenbetrag des auf dem Niederwalde zu errichtendenNationaldenkmals noch etwas mehr als 300,000 Mark fehlen.Ich habe in den Spalten dieses Blattes schon darauf hingewiesen,daß die Arbeiter die paar Groschen, welche sie noch verdienen,zu etwas Besserm verwenden können, als zur Verherrlichungoes Massenmords, und wundert es mich— da ja bekannntlichder„Patriotismus" der Herren Bourgeois beim Geldsack auf-hört— durchaus nicht, daß trotz aller Bettelei die Hälfte derveranschlagten Kosten erst beigebracht ist. Unsere Herrn Mords-Patrioten, denen die Sache doch auch etwas zu denken giebt,fangen an, die Möglichkeit einer Blamage zu befürchten, wennnicht bald das Geld zu dem bewußten Nattonaldenkmal auf dieeine oder andere Weise aufgebracht wird; deshalb haben sie dennauch ein letztes verzweifeltes Mittel beschlossen, um der Opfer-Willigkeit des deutschen Michel zu andern unnöthigen Ausgabenauch noch die zur Herstellung des Nationaldenkmals notwendigenGelder abzuluchsen. Der deutsche Kriegerverein zu Bremen istes, welcher sich rühmen darf, den Stein der Weisen gefunden zuhaben, indem er einen Vorschlag macht, von dem sich meinliberaler Gewährsmann die Lösung der Nationaldenkmalsfrageverspricht. Dieser Vorschlag ist folgender:„Die deutschen Kriegervereine oder alle derartigen Vereine,welchen Namen sie auch führen mögen, veranstalten und übernehmen an einem noch näher zu bestimmenden Tage, vielleichtbei der diesjährigen Sedanfeier, Haussammlungen zu dem ge-nannten Zweck, und zwar nicht nur bei Mitgliedern der Ver-eine, fondern bei der ganzen Bevölkerung."Daß zu solchen Haussammlungen die polizeiliche Erlaubmßbereitwilligst gegeben wird, möglicherweise gar nicht einmal nach-gesucht zu werden braucht, ist selbstverständlich— gilt es docheinem„echt patriotischen" Zwecke, ivährend es für einen richtigen