tischen Dörfer und an sonst noch alle die Greuel, die die Scham verbietet hier niederzuschreiben, und dann wage man noch zu sagen, Rußland sei berufen, als Befreier der unterdrückten Christen des Orients aufzutreten! Die Zahl der Opfer und die Art der Verwundungen hier in Rasgrad(doch das ist ein kleiner Theil) habe ich Ihnen ausführlich telegraphisch mitgetheilt. Wir wollen sehen, ob man uns gegenüber das abzuleugnen versuchen wird, was die Vertreter von elf Zeitungen hier mit eigenen Augen angesehen haben." Der Brief, welcher fast vier Wochen gebraucht hat, um nach Köln zu gelangen, hat um so mehr Beweiskraft, als der Schrei- ber im Anfange desselben seinen lebhaften Unwillen über die türkische Armeeleitung ausspricht, die, in Anbetracht der be- vorstehenden Aktion, so rücksichts— voll gewesen ist, die Herren Correspondenten außer Schußweite zu schicken. � Wir erwähnten oben des„Reichs- und Staatsanzeigers". Dieses einzige amtliche Blatt des Reichs brachte nämlich vor einigen Tagen einen angeblichen Protest des Times-Correspsn- deuten gegen die Echtheit seiner Namensunterschrift unter dem dekannten Dokument der Zeitungscorrespondenten über die von ihnen als Augenzeugen bekundeten Russengreuel. Und hinten- nach stellt sich heraus, daß der Protest unecht, die Unterschrift aber echt war! Man sieht, das Pech der russischen Russen hat Ansere deutschen Russen angesteckt. — Die Vereinignng Suleiman Pascha's mit der tür kischen Hauptarmee unter Mehemed Ali Pascha ist vollzogen, und jeden Augenblick kann es nun zu einer Hauptschlacht kom- men. In unterrichteten Kreisen gilt das Schicksal des diesjäh- rigen Feldzags der Russen übrigens schon für besiegelt, und wird der Rückzug in die rumänischen„Winterquartiere" als sicher betrachtet. Ob„Väterchen" aus den„Winterquartieren" wieder herauskommen wird— wenigstens als Czar— dürfte sich einigermaßen fragen. — lieber die Volksversammlung der„Internationalen" zu New-Jork, welche von dem amerikanischen Correspondenten der„Frankfurter Zeitung " so schmählich verlästert worden ist, schreibt der Berichterstatter eines Blattes, das niemals Sympa- ckhien für die Sozialdemokratie ausgesprochen, sich aber, trotz aller Gegnerschaft, Unabhängigkeit des Urtheils zu bewahren gewußt hat: der„Vossischen Zeitung", wie folgt: „Auf dem Tompkins Square in Newyork hat am 25. Juni Abends das Meeting von den dortigen„Internationalen" und einigen anderen Arbeitergenossenschaften zu Gunsten der striken- den Eisenbahnarbeiter stattgefunden; zwei Rednerbühnen waren errichtet, auf der einen sprachen die Redner in englischer, auf der anderen in deutscher Zunge. Der Platz war durch Calcium- lichter erleuchtet und nur die Stelle, wo eine beträchtliche Menge Polizisten aufgestellt war, blieb dunkel. Im Ganzen mögen Wohl 5— 6000 Menschen anwesend gewesen sein, doch kam mit einer einzigen unbedeutenden Ausnahme keine Ruhestörung vor, Jeder beobachtete ein anständiges Betragen und alle Be- sorgnisse, welche man betreffs der Versammlung gehegt, erwiesen sich als grundlos. Der Redakteur der„Arbeiterstimme", Walster, ergriff zunächst das Wort und erklärte, Amerika sei noch bis vor wenigen Jahren als das Paradies der Arbeiter gepriesen worden, jetzt sei das anders. Heute hätten die Arbeiter aufgehört zu arbeiten, weil die Monopolisten ihnen nicht mehr das Recht zugestanden, soviel zu verdienen, wie sie zum Unter- halte ihrer Familien nöthiz haben. Ter Arbeiter müsse ein menschenwürdiges Dasein führen können, sonst solle er lieber aufhören zu arbeiten. Der nächste Redner war ein Herr Ale- xander Jonas, der daran erinnerte, daß vor etwa einem Jahre ein hervorragender Politiker das große Wort ausgesprochen, daß es in Amerika keine soziale Frage gebe. Das heiße also: In den Vereinigten Staaten sind die gesellschaftlichen Zustände und ist der Gang der industriellen Entwicklung der Art, daß Jeder, wenn er nur arbeiten will, eines menschenwürdigen Daseins sicher sein könne, soweit der Ausschluß materieller Roth dasselbe verbürgen kann. Dieses große Wort sei vor einem Jahre aus- gesprochen, als Elend und Roth schon ganz ungeheure Kreise ergriffen hatten, und zwar durch Carl Schurz , den heutigen Minister des Innern im Kabinet der Vereinigten Staaten . Um denken, um ihre Angelegenheiten, die doch schließlich die der ganzen Gesellschaft seien, vernünftig ordnen, um die Familie aufrecht erhalten zu können, dürften die Arbeiter sich nicht herabdrücken lassen zum Standpunkte des Lumpenproleta- riats und der Tramps, zum Standpunkte der Leute, welche auch Militär-Jnvaliden zu beschäftigen resp. anzustellen. Auch den Communal-Behörden, Eisenbahn Verwaltungen ec. sind die Mili- tär-Jnvaliden zur Berücksichtigung empfohlen. Alles dessen un- geachtet kommen speziell die Königlichen und Communal-Behör- den diesen Weisungen am wenigsten nach. Es kann nachge- wiesen werden, daß speziell die Königlichen Eisenbahn-Direktionen oder Direktionen der Staatsbahnen fast>/, nicht anstellungsbe- rechtigter Personen beschäftigen. Der Unterzeichnete suchte auch um Beschäftigung bei der Königlich Saarbrücker Eisenbahn nach, wurde aber ablehnend beschieden; als hierauf der Gesuchsteller sich persönlich zu dem Vorsitzenden begab und ihm gegenüber erklärte, daß doch soviel Nichtanstellungsberechtigte beschäftigt seien, es daher wohl nicht allein Pflicht, sondern auch Bestim- mung sei, Militär-Jnvaliden vorerst zu berücksichtigen, erhielt er zur Antwort:„Wenn Ihnen das nicht paßt, so können Sie sich beschweren." Diese Herren wissen aber schon im Voraus, daß sie ein Vorwurf dieserhalb nicht treffen wird, da die mannich- fachen Hinterthüren zu den Bestimmungen zur Genüge Gelegen- heit bieten, eine derselben zur Flucht zu benutzen. In einem Schreiben, welches der Unterzeichnete erhielt, vom Königl. Kriegs- und Handels-Ministerium unterschrieben, wie ein ferneres Schrei- ben an denselben vom Königlichen Justiz- und Ministerium des Innern unterschrieben, wird die Berücksichtigung seiner Gesuche um Anstellung im Ressort des Handels- und Ministerium des Innern vollständig abgelehnt. Wenn daher die Befugnisse der Ministerien soweit gehen, einem Militär-Jnvaliden seine gerechten Ansprüche in dem ganzen Reffort zu entziehen, wo soll der Besitzer des Civilver- sorgungsscheins Anstellung resp. Beschäftignng finden? Der Ci- vilversorgungsschein ist demnach vielfach ein werthloses Stück Papier . Besser wäre es gewesen, man hätte den Soldatenberuf nie gewählt, das Vertrauen würde dann wenigstens nicht er- schüttert worden sein. Wie gestalten sich aber im nachstehenden Falle die Verhält- nisse? Der Feldwebel a. D. Hanöver zu Coblenz , welcher sich mit Behörden resp. mit dem Ministerium überworfen, erhält in allen seinen Antwortschreiben auf Anstellungsgesuche die Be- merkung, daß er die eine oder andere Behörde verklagt habe und infolge dessen keine Berücksichtigung finden könne? Wie rechtfertigt sich üi den nachstehenden beiden Fällen der Aussteller des Civilversorqungsscheins resp. die Königlichen Behörden? ein Produkt der heutigen Gesellschaftsverhältnisse, auch ein Opfer der industriellen EntWickelung, erst ausgebeutet und dann auf's Straßenpflaster geworfen seien und die heute morden und bren- nen und plündern. Der Redner schloß mit der Bemerkung, daß er auf die vielen Bravos und Cheers gar nichts gebe, weil den- selben doch die That, nicht die des Aufruhrs, sondern die viel mehr Verständniß, Muth und Ausdauer fordernde der Or- ganisation nicht folge.— Ein Cigarrenmacher Winter legte in seiner Rede das Hauptgewicht darauf, daß die Abänderung des gegenwärtigen Produktionssystems nothwendig sei und daß der Arbeiter, so lange der alte Zustand bleibe, immer vom Kapital abhänge. Er schloß mit einer donnernden Philippika gegen die dem Communismus feindlich gesinnten Blätter. Aehnlich sprachen sich auch die englischen Redner aus. Während der Versammlung war alles ruhig, nach der Ver- tagung derselben kam es aber doch noch, als der Platz ge- räumt werden sollte, zu einem Conflikte, bei welchem auf beiden Seiten mehrfache Verwundungen vorfielen, indessen gelang es der Polizei bald, die Squares von den Menschenmengen zu säubern." Dieser Bericht zeigt, daß unsere Parteigenossen bei dieser Gelegenheit durchaus die Hältung eingenommen haben, die ihnen als Sozialdemokraten geziemt. Daß die Ruhestörungen nach der Versammlung nicht unseren Genossen, sondern wahrschein- lich der, andernorts ja auch im Unordnungmachen sehr starken, Polizei Schuld zu geben sind, erhellt sogar aus obigem Bericht._ — Die„Berliner Freie Presse" erfreut sich nach wie vor der zuvorkommendsten Aufmerksamkeit seitens Tessendorfs. Obenan steht als besonderes Merkmal dieser Aufmerksamkeit eine indirekte Majestätsbeleidigung, mit der unser Berliner Parteiorgan beehrt worden ist. Selbsttedend spielt auch der§ 130, der nur der Sozialdemokratie wegen fabrizirt worden ist, in den prozessuali- schen Renconters Tessendorfs mit der„Berliner Freien Presse" eine Rolle. Es kommen hierzu wohl ein Dutzend Polizeibelei- digungen, eine Religionsschmähung und, um das Sündenregister voll zu machen, figuriren auch etliche Privatbeleidigungen in dem Prozeßconto der„Berliner Freien Presse". Allen Respekt vor diesem„Kampf mit geistigen Waffen". — Verurtheilt. Soeben geht uns die Mittheilmig zu. daß die Genossen Kaulitz und R. Hackenberger von dem Gericht in St. Johann jeder zu llVe Jahren Gefängniß verurtheilt worden sind. I. An die Redaktion der„Frankfurter Zeitung ". Hamburg , den 7. August. In der Beilage Nr. 215 Ihres geschätzten Blattes vom 3. August d. I. bringen Sie unter„Zum Abschluß" eine längere Auseinandersetzung über die vom„Vorwärts" gegen Ihre Zeitung veröffentlichten Artikel in Sachen der französischen Republik . In dieser Ihrer Auseinandersetzung kommen Sie nun auch auf eine früher in Ihrem Blatte enthaltene Aeußerung zurück, wonach Sie unseren Blättern anrathen, weniger die Spalten der „Frankfurter Zeitung " zu plündern, und den„Führern" der so- zialistischen Arbeiterpartei nahe legen, Hilfe von Ihnen, den eigennützigen Bourgeois, weniger in Anspruch zu nehmen. Auf den im„Vorwärts" aufgetauchten Zweifel, daß Sie unter der„Hilfe" noch etwas anderes als das„Plündern" Ihrer Spalten verstehen, antworten Sie nun in der oben citirten Bei- läge, die Verniuthung des„Vorwärts" sei richtig, Sie hätten damit zu verstehen geben wollen, daß es ungemein unschicklich sei, diejenigen zu schmähen und zu höhnen, welche es, natürlich um der Sache willen, an Gefälligkeiten für die sozialistische Partei bei Gründung und Verbreitung ihrer Blätter und in der Wahlagitation nicht haben fehlen lassen. Sie fügen dieser Ihrer Behauptung noch die Bemerkung bei, daß bei einer Um- frage in der Partei der Verfasser des Artikels„Nieder mit der Republik " mancherlei Aufschlüsse über solche„nachbarliche Dienste" erhalten würde und fragen dann:„Eine Spezifikation ist wohl nicht nöthig?" Sie werden es begreiflich finden, daß wir durch diese Ihre Ausführungen auf's Höchste überrascht wurden. Als auf dem vorjährigen Sozialistencongreß in Gotha von Seite eines Telegirten aus Frankfurt ebenfalls die Behauptung aufgestellt wurde, daß eine Reihe unserer Blätter wie auch be- kannter Parteigenossen Subventionen von Herrn L. Sonnemann 1) Der Sergeant Puhl der 9. Compagnie des Kaiser-Franz- Grenadier-Regiments, welcher noch in Activität, ist ebenfalls Besitzer des Civilversorgungsscheins. Derselbe bewarb sich in Berlin um verschiedene Stellen. Selbst sein Regiments-Com- mandeur empfahl diesen Mann auf das Wärmste, nichts desto weniger erhielt derselbe von den Behörden die Antwort, daß er infolge seines Alters nicht berücksichtigt werden könnte. Dieser Mann ist aber erst 36 Jahre alt. 2) Der Feldwebel a. D. Stoltefuß des 3. Garde-Regiments zu Fuß zu Hannover trat mit dem 20. Lebensjahre in den Militärdienst, nachdem er die Feldzüge 1861/66 mitgemacht, diente er mit den Kriegsjahren 21 Jahre, als er aus dem Militärdienste trat, war er 41 Jahre alt. Derselbe erhielt bei seinem Austritt 15 Thlr. Pension, weil sein Gesundheitszustand ihm nicht erlaubte von dem Civilversorgungsschein Gebrauch zu machen. Nach 1'/,— 2 Jahren stellte man den p. Stoltefuß wieder vor eine ärztliche Commission. Hier entschied dieselbe daß der P. Stoltefuß wieder soweit hergestellt sei, um eine Stelle bekleiden zu können. Man reduzirte daher seine Pension auf 7 Thlr. und gab ihm in seinem 43. Lebensjahre noch den Ci- vilversorgungsschein. Derselbe reichte nun seine Gesuche ein, erhielt jedoch allseitig den Bescheid, daß er zu alt sei. Was soll dieser p. Stoltefuß nun mit dem Papier machen, wenn er dasselbe nicht verwerthen kann? Jedenfalls sollte doch der Besitz des Civilversorgungsscheins die entzogenen 8 Thlr. ersetzen. Solche Handlungen sind nicht dazu angethan, Vor- liebe für den soviel gepriesenen Unteroffiziersstand hervorzurufen. Alle Vor- und Unteroffiziersschulen können nichts dazu beitragen und dürfte lediglich der Grund des Mangels an Unteroffizieren nur in den vorgedachten Mißständen zu suchen sein. Didem, Feldwebel a. D. — Vor wenigen Tagen ist in Berlin , so erzählt die„Vossische Zeitung", ein Mann m der Blüthe der Jahre gestorben, der in ge- wissem Sinne ein Original gewesen und besonders den Bewohnern im östlichen Stadttheil sehr gut bekannt war. In eleganter Kleidung und Wäsche, bewaffnet mit einem riesigen Knotenstock und zeitweile in hohen Kanonenstiefeln, durchwanderte der„Baron "— unter dieser Bezeichnung ist er Vielen bekannt— rastlos von früh bis fpät die Straßen, stets rauchend und in Destillationen ausruhend. Der Mann hatte etwas Besonderes an sich, und seine Lebensgeschichte ist ebenso absonderlich. Aus einer vornehmen und Hochangesehenen Familie am Rhein stam- mend, Erbe eines Vermögens von 300,000 Mark, war der gebildete f erhielten, wiesen sowohl die Vertreter der genannten Blätter wie auch die betreffenden Parteigenossen diese Behauptung zurück und täuschen wir uns nicht, so erklärte damals Herr Sonnemann in der„Frankfurter Zeitung ", daß die Angaben des Frankfurter Delegirten falsch seien, und daß es sich so verhalte, wie die an- gegriffenen Personen auf dem Congreß erklärt hatten. Zur Zeit des vorjährigen Sozialisten-Congresses waren also die von Herrn L. Sonnemann resp. der„Frankfurter Zeitung " der sozialistischen Partei oder deren einzelnen Führern erwiesenen „Gefälligkeiten" nicht derart, daß sie über den Rahmen der zwischen allen in gewissen Fragen sich näher stehenden Parteien üblichen Beziehungen hinausgingen. Die„Gefälligkeiten", auf die Sie sich beziehen, müssen also im Laufe dieses Jahres er- wiesen worden sein und überrascht uns dies um so mehr, als auf dem vorjährigen Congreß von allen Seiten darauf hingewiesen wurde, daß derartige Gefälligkeiten unter allen Umständen der sozialistischen Partei zum Schaden gereichen. Da Sie nun in Ihrem Artikel„Zum Abschluß" fragen, ob Spezialitäten gewünscht werden, so sieht sich das unterzeichnete Central-Wahlcomite der sozialistischen Arbeiterpartei veranlaßt, Namens der Partei diese Frage zu bejahen.— Ob Angehörige unserer Partei, uneingedenk der vorjährigen Congreßverhandlungen,„Gefälligkeiten" seitens der„Frankfurter Zeitung " erbeten und dieselben erhalten haben, oder auf was sonst sich Ihre Behauptungen stützen, auf alle Fälle kann ein offenes Darlegen des Sachverhalts der Ehre unserer Partei nur uträglicher sein, als Ihre versteckten Behauptungen und An- eutungen. Wir bedauern, daß um eines, unserer Meinung nach, sehr unwesentlichen Anlasses willen, das bisherige gute Verhältniß zwischen der„Frankfurter Zeitung " und dem„Vorwärts" so unliebsam gestört wurde, aber nachdem die Sache einmal so weit gediehen ist, halten wir es für das beste, wenn über alle Be- Ziehungen zwischen Ihnen und unserer Partei völlige Klarheit waltet. Daß Ihre Andeutungen der ganzen Meute der uns feind- lichen Presse gewünschte Gelegenheit bietet, über die Sozial- demokraten herzufallen, ist wohl selbstverständlich, und da auch in den Reihen unserer Genossen Zweifel entstehen werden, so ist es schon um des letzteren Grundes willen unsere Pflicht, Sie zu ersuchen, die angedeutete Spezifikation eintreten zu lassen. In der Hoffnung, daß Sie unserem Ersuchen baldigst nach- kommen, verbleibt Hochachtungsvoll das Centtal-Wahlcomitö der sozialistischen Arbeiterpartei: G. W. Hartmann. H. Braasch. Aug. Geib. C. Derossi. I. Auer. II. An das Central-Wahlcomitö der sozialistischen Arbeiterpartei. Frankfurt a. M., 17. August 1857, Sehr geehrter Herr! Auf die Zuschrift des Central-Wahlcomitss der sozialistischen Arbeiterpartei vom 7. d. Mts. haben wir Ihnen zu erwidern, daß wir selbstverständlich in der Lage sind, unsere Behauptungen ausrecht zu erhalten und zu beweisen. Da dieselben jedoch in der„Frankfurter Zeitung " erschienen sind, so sehen wir uns zu unserm Bedauern außer Stand, Ihrem Ersuchen auf privatem Wege zu willfahren. Die Redaktion der„Frankfurter Zeitung " kennt nur den Weg der Oeffentlichkeit und kann darum als solche auch nur einem auf dem Wege der Oeffentlichkeit an sie ge- langten Reklamations- Verfahren eine entsprechend Berücksichtt- gung zu Theil werden lassen. Hochachtungsvoll Die Redaktion der„Frankfurter Zeitung ". Otto Hörth . Wir erwarten nun seitens der„Frankfurter Zeitung " Wei- teres. Correspoudenzen. Schleswig , 2. August. Wie wir aus der Parteipresse er- sehen, wird die Verfolgungswuth gegen unsere Partei immer stärker und die Verurtheilungen und Maßregelungen folgen immer schneller aufeinander, so daß man beinahe versucht wird, zu glauben, daß in dieser Beziehung die„geheimen Jnstruk- tionen" neben den Gesetzesparagraphen eine wichtige Rolle svielen. Daß man bei den Verurtheilungen gegenüber unserer Partei stets daß höchste Strafmaß in Anwendung bringt, ist Cavalier vor etwa 15 Jahren in die Armee getreten. Eine unbezwing- liche Liebe zum„Schnaps" brachte den jungen talentvollen Offizier bald zu Falle, er mußte seinen Abschied nehmen und seine Verwandten sahen sich- schließlich genöthigt, den Bedauernswerthen unter Curatel stellen zu lassen, um sy mehr, als er eine unbegrenzte Gutmüthigkeit gegen seine Mitmenschen an den Tag legte und jedem Hilfsbedürftigen mit vollen Händen beisprang. Da der Trunk den Mann immer mehr beherrschte, so hielten die Verwandten aus Rücksichten auf die Familie es für wünschenswerth, ihn aus seiner Heimath zu entfernen. Bor Jahren kam er nach Berlin . Hier ward nun, was ja die Zinsen seines großen Vermögens gestatteten, in der nobelsten Weise für ihn gesorgt. Er er- hielt freie Wohnung, Station, Wäsche, Kleidung, selbst Cigarren und holte sich täglich an einer bestimmten Stelle 2 Mark 50 Pfennig zur Befriedigung seines Durstes. Der Vermittler war streng angewiesen, niemals mehr— etwa vorschußweise— an den„Baron " zu zahlen. Diese Emolumente waren immer noch so anständige, daß der Mann seine Neigung zum Trünke in Bier, selbst in Wein hätte befriedigen können. Er zog es aber vor, mit Dienstleuten, armen Gesellen und Arbeitern sein baares Einkommen zu theilen und Liqueur zu trinken. War seine Kasse erschöpft, so ging er, mit seinem Stock Kreise in der Luft beschreibend, spazieren, erhob am nächsten Morgen seinen Decem wieder, um ihn wieder mit Armen zu vertrinken, und so ging es jeden Tag. Niemals hat Jemand gehört, daß der Bedauernswerthe auch nur entfernt excedirt hätte, immer blieb er der„Cavalier". Seine Erschei- nung auf der Straße war immer noch eine sehr stattliche. Vor we- nigen Tagen ist er in einem hiesigen Krankcnhause im Alter von etwa 37 Jahren verstorben. Seine Leiche ist von den Verwandten und Erben nach der Heimath übergesührt worden. — Einen Beleg für die vielseitige Verwendbarkeit der Polizei liefert folgendes Faktum. Die in der„Walhalla " zu Berlin gastirende Sängerin Frau Ravens hatte vor Kurzem den Wunsch, ihr 7jähriges, höchst schüchternes Söhnchen, welches in Coblenz in Pension war, zu sich zu nehmen; sie vermochte aber aus ihrem Gastspiel- Engagement nicht abzukommen, und wandte sich dieselbe an die könig - liche Polizei- Direttion in Coblenz mit dem Ansuchen, ihr den Sohn durch einen Beamten in Civil auf ihre Kosten nach Berlin zu senden. Umgehend erfolgte auch die Antwort des dortigen Polizei- Inspektors Brockhaus, wonach auf Frau Ravens'S Wunsch ein Schutzmann in Civil ihren Sohn begleiten sollte. Da die angesetzten Kosten äußerst gering waren, so ging Frau Ravens erfreut auf dieses freundliche An- erbieten ein und empfing vor einigen Tagen ihr wohlbehalten ange- kommenes schüchternes Kind. Daß Polizeibeamten so gefällig sind. Km- der von Sozialisten zu tran-portiren, haben wir noch nicht geHort, oa- gegen haben wir uns sagen lassen, daß sie schon manchmal oeren Eltern auf den Weg gebracht haben.
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2 (22.8.1877) 98
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