schlusse Ende vorigen Jahres abgehalten, Rumänien in den Krieghineingezogen und die Bulgaren zum blutigen Aufruhr aufgehetzthatte, fleht es jetzt beim kleinen Milan um werkthätige Unter-stützung. Heute ist der russischen Politik kein Mittel mehr zuschlecht. Der Schmach der Niederlagen im Felde folgt dieSchande in der Politik. Das Reich, welches mit anderthalbMillionen Soldaten, mit 3000 Feldgeschützen und mit seinen„unerschöpflichen Reichthümern" geprunkt hat, sieht sich in derunerquicklichen Lage, ein Schutz- und Trutzbündniß mit denhascnfüßigen Rumänen, mit den elenden Milizen eines Milan,mit den Räubcrhorden eines Nikita, mit der bulgarischen Revo-lution eingehen zu müssen, um sich vor dem Schimpfe einesRückzuges über die Donau zu erretten! Das ist kläglich undzeugt von der inneren Fäulniß und von gänzlicher Unfähigkeitdes nordischen Kolosses. Da? Hauptquartier ist die personisizirteUnfähigkeit und theilt mit der Heeres- Administeration die Schuldan den verlorenen Schlachten; die militärische Kraftanstrengungwird nur durch 500,000 Mann repräsentirt, während die weitereMillion nur auf dem Papiere zu finden, also reiner Humbugwar; die„unerschöpflichen" Hilfsquellen waren bald versiegt,und heute kann man weder die Lieferanten noch die Eisenbahnenbezahlen. Daß ist das große Rußland, vor welchem gewissePolitiker in Westeuropa in Demuth und Ehrfurcht ersterben.Herrn von Jgnaticff, dem Spiritus familiaris des russischenHauptquartiers in Gornji Studen, ist der Ehrenpnnkt heuleNebensache; das Gefühl politischer Schamhaftigkeit ist Angesichtsder Niederlage erloschen; man will erobern und nimmt jedesBündniß an; man verspricht Concessionen, was Zeug hält, undtröstet sich mit dem Gedanken, daß zwischen versprechen undhalten ein großer Unterschied ist. Die Schande des Rückzugsist größer, als die Schande solcher Bundesgenossenschaften; eskommt nicht auf die Art der Eroberung Bulgariens an, sondernnur darauf, ob man wirklich in den Besitz gelangt. Das mili-tärische und politische Ansehen vor Europa ist ohnedies schonvernichtet, was liegt nun daran, ob Kaiser Alexander der Kriegs-kamerad eines Milan wird. Immer tiefer hinunter! Das Allesthut nichts, wenn nur Beute winkt.--"So weit die„Vossische Zeitung". Mit der winkenden„Beute" dürfte es indeß auch noch gute Wege haben. Bis jetztsieht es nicht darnach aus. Und sollte selbst— was übrigensbei der militärischen Untüchtigkeit der Serben kaum zu erwarten—das Escheinen einer serbischen Truppcnmacht im Rücken derTürken diesen Verlegenheiten bereiten, so wäre den Russenwenig gedient, weil dann Oesterreich zur Einmischung genöthigtwäre.—— Auf dem bulgarischen Kriegsschauplatz haben dieTürken am 30. August einen conccntrischen Angriff auf diezwischen Balkan und Donau in dünner Linie eingekeilten Russenbegonnen und, soweit die vorliegenden Nachrichten reichen, sieg-reich durchgeführt. Der Hauptkampf fand am Lom statt, woder rechte Flügel der Türken— das Gros ihrer Armee—unter Mehemcd Ali Paschas Commando ani 30. und 31. dasCentrum und Gros der russischen Armee unter dem Tommandodes Großfürsten-Throiifolgers in zweitägiger mörderischer Schlachtauf's Haupt schlug und ihnen furchtbare Verluste beibrachte.Gleichzeitig machte der linke türkische Flügel unter Osmän Paschavon Plewna aus einen Vorstoß gegen den rechten russischen Flügel,und bemächtigte Suleiman Pascha sich Gabrowas, wodurch dienoch im Schipkapaß stehenden Russen von ihrer Hauptarmeeabgeschnitten sind. Die in der vorletzten Nummer von uns—auf Grund englischer Zeitungstelegramme— gebrachte Nachricht,daß der Schipkapaß von den Türken erstürmt worden sei, warinsofern ungenau, als die Türken nur einige russische Stellungenerstürmt und Vorthcile errungen hatten, die von entscheidenderWirkung zu sein versprachen. Jetzt ist der Schipkapaß umgangen und muß, so weit er nicht schon von den Türken besetztrst, binnen Kurzem in deren Hände fallen.Im Augenblick, wo wir schreiben— Sonntag Nachmittag—ist die Aktion noch nicht zu End�, und ein Urtheil über die Resultate noch nicht abzugeben. Soviel steht fest: wenn das Endedem Ansang entspricht, ist die russische Militärmacht gebrochenund, selbst wenn die russische Armee einer Katastrophe im Stilvon Metz oder Sedan entgehen sollte, die Wiederaufnahme derCampagne seitens der Russen in diesem Jahre unmöglich.Auch aus Asien lauten die Nachrichten fortwährend denTürken günstig. In der letzten Schlacht— bei Aedikler—,der bedeutendsten, die bis heute in Armenien geschlagen worden,haben die Russen allein vier Generale verloren; darnach kannman die Größe ihrer Verluste ermessen.gungen: Mitleid mit dem Opfer, Zorn gegen den Thäter undTrauer über die Möglichkeit solcher Ereignisse, Gefühle, mitdenen ein wahrhaft gesitteter Mensch gegen außerordentliche Ruch-losigkeiten reagirt, kommen kaum zur Geltung. Die Zeitungdient nur dem einzigen rohen Gefühle der Neugier,und der Reporter ist glücklich, wenn er bei ihrer Befriedigungseinem Collegen um eine Pferdelänge vorauseilen kann. Wiehat die Ermordete ausgesehen? Was hat sie am Tage desMordes mit der Waschfrau gesprochen? Was mit dem Bäcker-jungen? Ist das Dienstmädchen, welches bei der Tante vondem Herrn dient, welcher den gesehen hat, welcher die gehörthat, die da erzählt hat, daß sie einen Mann gesehen hat, welcheram Hause der Ermordeten vorüberging— ist dieses Dienstmädchen hübsch oder häßlich?— Und solche Lappalien werdendem tausendköpfigen Lese-Publikum tagtäglich unter aufregendenSchlagworten vorgesetzt, der Mord wird in derselben Weise be-handelt wie das Auftauchen des Kri-Kri oder einer neuen Sän-gerin und am Ende gewöhnt die Zeitung ihr Publikum so sehran die pikante Nahrung, daß eine Schreckensthat nicht mehr alssolche gefühlt, sondern vom Reporter nicht minder als vom Lese-Publikum als erwünschtes Schauspiel begrüßt wird. Ist untersolchen Umständen der Ausdruck„Rohheit" wirklich zu hart ge-Wesen?Die Naturgeschichte der Fehler, welche die Tagespresse gegen-über dem Verbrecherthum zu begehen pflegt, wäre nicht er-schöpfend, wenn das Äerbrecherthuni„unter dem Strich", dieKriminalnovelle ganz unerwähnt bliebe; um so weniger, als dasReferat über' eine spannende Gerichtsverhandlung durch die Federeines guten Berichterstatters ohnehin beinahe den Charakter einerKriminalnovelle annimmt. Doch spielt dieses Thema schon indie literarische Kritik hinüber und muß dann an die Tages-orduung kommen, wenn einmal unter den Uebeln aufgeräumtwerden wird, welche die jüngst vergangene Romantik*) in unsererLiteratur zurückgelassen hat.Ich habe meine Finger in eine häßliche Wunde unserer Pressegelegt. Ich hätte es nicht gethan ohne die feste Ueberzeugung,-*) Hal wahrlich nicht die Hauptschuld; unsere heutige Gesellschaftselbst, die da zuläßt, daß der Geldsack neben der Presse noch Kunst undLiteratur beherrscht, trägt die hauptsächlichste Schuld an den angedeuteten„Uebeln". D. R. d. B.Natürlich wird unter solchen Verhältnissen der„Ausmarsch"der Serben noch einige Zeit auf sich warten lassen.— lieber das Testament Lingenau's veröffentlicht einainerikanischcs Blatt,„Der Anzeiger des Westens", zu dessenRedaktion der Verstorbene in freundlichen Privatbeziehungenstand, folgende Einzelheiten:„Herr Lingenau hat sein ganzes Vermögen, bestehend inetwa 14,000 Dollars baar, Büchern, Manuskripten, einem Tage-buche„von der Wiege bis zur Bahre", Kleidungsstücken undanderen persönlichen Effekten den Sozialdemokraten der ganzenErde vermacht, damit, wie der Testator zu Anfang seiner letzt-willigen Verfügungen sagt,—Damit es endlich besser werdeAuf dieser schönen Erde.....Nach Aufzählung der einzelnen Stücke des Nachlasses heißtes ferner in dem Testament:„Ich nehme die feste Ueberzeugungmit ins Leichentuch, daß meine Universalerben von meinemgeistigen wie materiellen Nachlasse eine gerechte Vertheilung be-werkstelligen und dafür Sorge tragen werden, daß meine Ab-ficht erfüllt wird." Jetzt folgen nahezu drei tngbeschriebeneBriefbogenseiten, enthaltend die Namen der Präsidenten undLeiter der sozialdemokratischen Vereine in vieleu Städten inEuropa und in den Vereinigten Staaten. Die Hälfte des Ver-mögens ist für(die Sozialdemokratie) Deutschland bestimmt, 1Sechstel für die Bereinigten Staaten, 1 Sechstel für die Schweiz,Frankreich, Italien und Spanien, und das letzte Sechstel fürOesterreich-Ungarn, Dänemark, Schweden, Norwegen, Polen,Rußland und England. Die Schlußworte des Testamenteslauten aber:„Zum Schlüsse spreche ich noch den aus vollemHerzen kommenden Wunsch aus, daß mein— zu denk bereitsim Ausbau begriffenen, so selten schönen, der ganzen Menschheitgehörenden Prachtgebäude, in welchem Freiheit, Gleichheit undGerechtigkeit für iinmer thronen sollen— gebrachtes Sandkörnchen recht bald zahlreiche Gesellschaft bekomme, um dadurch zubethätigen, daß es dem wahren Menschenfreunde mit der Parole„Einer für Alle, Alle für Einen" Ernst, und seine einzige Re-ligion Gutes thun. die ganze Menschheit seine Famile und dieganze Erde sein Vaterland sei.Lebt wohl, ihr Männer der Arbeit, und gedenkt zuweilenEures BrudersJohann Karl Ferdinand Lingenau.Genf, 18. März 1876."Die Testamentsvollstrecker, deren Namen im„Vorwärts"noch nicht veröffentlicht wurden, sind: 1) Joh. Phil. Becker inGenf. 2) August Bebel in Leipzig. 3) Wm. Liebknecht- inLeipzig. 4) W. Bracke jun. in Brannschweig. 5) August Geibin Hamburg. 6) Karl Marx in London.Der„Anzeiger des Westens" meint, die Vollstreckung desTestaments werde auf Schwierigkeiten stoßen, weil„die Sozial-dcmokratie" keine„juristische Person" und folglich auch nichterbfähig sei. So viel uns bekannt, sind über bestimmte Per-sonen, Körperschaften und Geschäfte in dem Testament namhaftgemacht, und somit die Bemerkungen des„Anzeigers desWestens" gegenstandslos.— Eine treffliche Illustration des Hasses mancherBourgeois gegen die Sozialdemokraten bringt die„ChemnitzerFreie Presse". Dieselbe meldet:„Letzten Sonnabend, als Ge-nosse Kleinich aus Dresden sich nach Röhrsdorf begab, um seineCandidatenrede daselbst zu halten, wurde ihm unterwegs durcheinen liberalen Fabrikbesitzer mit seinem Knechte aufgelauert undderselbe mit den ärgsten Thätlichkeiten. ja mit dem Erivürgenbedroht. Nur der größten Ruhe und Mäßigung hat es Klemichzu verdanken, daß er mit heiler' Haut davon kann."— Das Central-Wahlcomitä der sozialistischen Arbeiter-Partei Deutschlands hat uns die Antwort der„FrankfurterZeitung" auf die jüngste Veröffentlichung des bekannten Brief-Wechsels mit betreff nden Noten zur Veröffentlichung zugesandt.Wir werden dieselbe in der nächsten Nummer bringen.Sozialistischer Welt-Congrest.An die Parteigenossen Deutschlands.Werths Genossen!Hierdurch bringen wir einige bezüglich des Congresses ge-troffene Anordnungen zu Eurer Kenntniß.1) Alle Sitzungen finden in dem großen Saale„Parnassus",Iloutlei((Ziai aux ßois) in Gent statt.daß diese Wunde heilbar ist, und daß sie nur durch den festenWillen des Patienten selbst geheilt werden kann. Die Leitungeiner Zeitung ist kein bloßes Geschäft, sie ist ein ernstes civili-satorischcs Amt, ein Beruf, welcher schwere Pflichten auferlegt;mögen die voranstehenden Zeilen durch ein lautes Wort an diesePflichten erinnert haben."—Dieser Ausschrei des„Zeitungscourier" verhallt selbstver-ständlich unbeachtet an deu� Ohren auch der„anständigen"Literaten der herrschenden Presse— doch ist es gut, daß solchesThema auch von einem Nichtsozialdemokratcn einmal berührtwird.— Zum Sedanfeste. Es werden immer zum Sedansfeste allerleischöne Büchlein empfohlen; auch der„Bildunqsverein", das Central-blatt für das freie Forlbiidungswesen, thut dies— das Blatt wirdherausgegeben von der„Gesellschaft für Verbreitung vonVolksbildung", dessen Vorsitzender Herr Schulze aus Delitzschist Wir finden da in dem Inhaltsverzeichnisse eines solchen gepriesenenSedansbüchlein folgende Ueberschrift:„Die Kaiserjagd bei Sedan"—— uns kanns recht sein, wenn man hier einen Kaiser als wilde Bestiehinstellt, auf weiche Jagd gemacht wird. Aber die Kapitelüberschriftin einem andern von der„Gesellschaft für Verbreitung von Volksbil-dung" empfohlene Sedansbüchlein lautet folgendermaß-n:„Das Kessel-treiben von Sedan"— Pfui Teufel, wie bestialisch das klingt.Menschen werden wie die wilden Thi re des Waldes angesehen und derganze Krieg als ein Sport— auch das kann uns recht sein. Aberwelche Fülle von Bildung, welche Anregung des Volkes zur Bildungliegt in den beiden Ueberschriften— Sie sind doch gewiß auch solcherMeinung, Herr Oberbildungsrath Schulze aus Delitzsch? Und mit„bestialischen" Vergleichen belieben Sie ja selbst gern um sich zu werfen.— E ne Revolte hat vor Kurzem auf dem nahe bei Elbin g be-legenen Rittergut Stagnitten stattgefunden. Dem Besitzer des Guteswaren zu den Erntearbeiien 12 Strafgefangene aus Elbing über-wiesen, die während der Nacht in einem für diesen Zweck besonders her-gerichteten Gebäude untergebracht wurden. Hier brach in einer Nachtunter den Gefangenen eine Meuterei aus. Nach einem Bericht, welchendarüber die„Elb. Ztg." bringt, hatten einige Gefangene sich betrunken,und diese widersetzten sich der Einsperrung, wobei einer von ihnen sichmit einem Messer und einem Hammer bewaffnete und mit diesen Waffendem Aufseher zu Leibe ging. Er öffnete dann das improoisirte Ge-fängniß, befreite seine Mitgefangenen und bewaffnete dieselben mit! Sensen. Nachdem die Rotte mehrere Fenster demolirt und verschiedeneGutsleute arg bedroht, auch alle Beruhigungsversuche mit Gewaltthätig-2) Am Sonntag, 9. September, 9—11 Uhr Morgens, Empfang der Delegirten am Bahnhof„La�s de Waas".3) Um 12 Uhr Bewillkommnung im„Parnassus".4) Nachmittags 3 Uhr Prüfung der Mandate.5) Abends 7 Uhr Concert, Bortrag, Ball zc.6) Montag, 10. September, 8 Uhr Morgens Eröffnungdes Congresses.Wir ersuchen die Delegirten, so früh als möglich hier zusein und uns im Voraus ihre Ankunft anzuzeigen.In der Hoffnung, daß Deutschland gut vertreten sein wird,senden wir Euch unseren Brudergruß.Im Namen der Initiativ-CommissionEdmond Van Beveren,Rne courte du Bateau, 5.Gent(Belgien).NB. Alle Parteiblätter werden um Abdruck ersucht.Correjpondenzen.Linz a. WH., 25. August.(St. Sedan und kein Ende.)Soeben lese ich in einer„liberalen" Zeitung folgende Notiz,die ich den Lesern des„Vorwärts" zu ihrer Erheiterung mit-theilen will:„Bei den Porzellan-Fabrikanten Wirz und Riffart in Nippesbei Cöln sind von dem Borstande einer Gemeinde-Verwaltungan der Ruhr 1500 Tassen bestellt. Dieselben tragen in einerentsprechenden Verzierung die Aufschrift:„2. September 1877."Jedes an der Sedanfeier theilnehmende Schulkind erhält einesolche Tasse zur Erinnerung."-- Wahrhaftig, werden dieLeser des„Vorwärts" mit mir ausrufen, man muß es ihnenlassen, unfern Herrn„Patrioten", sie wissen zur Anregung des„Patriotismus" die geeigneten Mittel zu wählen. In Zukunftwerden also die Schulkinder der gedachten Gemeinde die Milchder patriotischen Denkungsart aus St. Sedan-Tassen trinken.Da aber Milch für erwachsene Patrioten doch ein etwas fadesGetränk sein dürfte, machen wir hiermit den unmaßgeblichenVorschlag, für die au derbere Kost gewöhnten reichsfreundlichenMägen St. Sedan- Schnapsgläser herstellen zu lassen. Erst dann,wenn der preußische Schnaps aus solchen, einem hochpatriotischenZwecke dienenden Gläsern getrunken wird, erst dann dürfte wohlder richtige Grad patriotischen Dusels erreicht werden. Manprobire es nur einmal, und man wird sehen, daß sich dasMittel bewährt.Da ich nun doch einmal am heiligen St. Sedan bin, wollemau es mir nicht verargen, wenn ich in der Geschichte dieses„Natioualfesttags" etwas zurückgreife und an der Hand der Ge-schichte nachweise, wie man auch schon früher sich der hohen Be-deutung dieses Tages vollständig bewußt war.Bei der vorjährigen St. Sedanfeier wurden in Fulda mittenaus dem fackelschwingenden und johlenden Haufen auf das Hauseines Bürgers drei Schüsse abgefeuert. Mehrere Fensterscheibenwurden hierbei zertrümmert, und eine offenbar aus einem Re-volver abgeschossene Kugel wurde vorgefunden.— In Rheinegerbte man sich am Schluß eines Festessens zu Ehren St. Sedansdie Köpfe mit Regenschirmen, Todtschlägern und Flaschen.— InMünster sind in der Nacht auf den St. Sedanstag an mehr alseinem Hause Fenster zertrümmert worden, wofür die Schaden-ersatz- Rechnungen von einem der Betheiligten dem Festcomitäeingereicht wurden.Der Gedanke, die St. Sedanfeier zu einem Kinderfest um-zugestalten, ist auch nicht mehr neu. Da sich das Volk dieserihm aufoktroyirten Feier gegenüber in seiner Mehrheit ganz kühlverhielt, verfiel man hier und da aus den äußerst spitzfindigenGedanken, das Fest zu einem Schulkinderfest zurechtzustutzen,um dadurch auch die Herzen der Eltern und Kiudcrfreunde indie sedanfrohe Stimmung zu versetzen. Wie nun ein solchesSchulkinderfest am Sedantage sich gestalten kann, hat sich imvorigen Jahre zu Düsseldorf gezeigt. Dort kam eine Sedan-Schulfeier richtig zu Staude. Die Kinderschaar kam zur Ton-Halle, woselbst Erfrischungen verabreicht wurden. Ueber diesesSchulkinderfest äußerte sich s. Z. dem Einsender dieses gegenüberein Düsseldorfer Augenzeuge folgendermaßen:„Die Kinderwaren rein aus Rand und Band und geberdeten sich nicht nuräußerst roh, sondern auch Akte der Unsittlichkeit kamen zwischenden betrunkenen Knaben und Mädchen vor."Ueber den hohen Werth solcher St. Sedan- Kinderfeste vonerzieherischem Standpunkt aus brauchen also keine weiterenWorte verloren zu werden. Sch.Sffenöach, 28. August. Trotz des höchst ungünstigen Wet-ters�war das Wahlfest am Sonntag zahlreich besucht. Nochleiten ziirückgewieien hatte, sah der Besitzer des Gutes sich genöthigt,sein gesammtes Personal zu bewaffnen und nun einen förmlichen Feld-zug gegen die Meuterer zu eröffnen. Nach mehr als fünfstündigemnächtlichem Kampfe gelang es endlich, dieselben zu überwältigen undunschädlich zu machen. Einer der Gefangenen war dabei durch eine«Flintenschuß an der Hand verwundet, mehrere andere Gefangene, so«wie einige Gutsleute erhielten leichtere Verletzungen.— Wir wollengewiß nicht die revoltirendeu Sträflnige, vorausgesetzt daß der obigeBericht auf Wahrheit beruht, in Schutz nehmen— doch können wirnicht unterlassen, auszurufen:„Das kommt davon, wenn Ihr denfreien Arbeitern Concurrenz mit Strafgefangenen macht! Ihr also seiddie Mitschuldigen!"-Ein Richter Vahlteich's. Unser Chemnitzer Parteiorgan'schreibt: Appellationsrath Dr. Schilling in Mittweida, Vorsitzenderdes Schöffengerichts, welches Bahlteich zu 1�/2 Jahren Gefängniß ver»urtheilte, scheint in seinem Wirkungskreis nicht gut angeschrieben zu seinund es wird sein Verdienst, welches er sich als Soztalistenversolger beiobiger Berurtheilung mit erworben, gar nicht nach Gebühr gewürdigt.Statt dem Retter der Ehre des Königs bei der Reise des Letzterendurch Mittweida eine rühmliche Ovation darzubringen, bringt ihm diehoffnungsvolle studirende Jugend, 300 Mann stark, eine abscheulichklingende Katzenmusik und giebt ihn so der Bewunderung der friedlichenBürger preis. Aber damit noch nicht genug, sämmtliche Studirende desTechnikums stellen den Bürgern sogar die Alternative:„Entweder unserBe eidiger, Dr. Schilling(er verwies ihnen bei dem Schützenfestmahldas commentmäßige Trinken), verläßt die Stadt oder wir." Und dieguten Bürger, hauptsächlich Geschäftsleute,- welchen die aus aller HerrenLänder zusammenströmenden Siudirenden immer etwas zu verdienengeben, sie ziehen sich die jungen Herren Techniker vor und haben eSinfolge dessen gewagt, in öffentlichen Lokalen eine Petition auszulegen,Inhalts deren sie ein hohes Justizministerium bitten, Herrn Dr. Schilling einen anderen Wirkungskreis anzuweisen, weil genannter Herrdurch seine Handlungsweise gegen die Schüler des Technikums dieExistenz dieser Anstalt für Mittweida gefährde. Das ist deutlich genug,und wir können nur der Regierung empfehlen, wenn sie dem Gesuchentspricht, den Mann nach Chemnitz zu versetzen, wo durch den bürger-lichen Tod des Assessor Böhmer, dessen Versetzung nach Waldheim be-kanntuch eine ausgemachte Sache ist, eine Stelle offen geworden.— Cabet's Wittwe ist am 27. August zu Paris in der BorstadtSaint-Mandä im Alter von 86 Jahren gestorben.