nun Osman Pascha seinerseits die Offensive mit Glück ergriffen und dringen von Süden Suleiman und von Osten Mehemed Ali unaufhaltsam gegen die russische Linie vor. Bestätigt sich dies und wendet sich nicht noch in letzter Stunde das Kriegs­glück zu Gunsten der Ruffen, so dürfte über die russische Armee eine Katastrophe hereinbrechen, die in der Kriegsgeschichte wohl Zaum ihres Gleichen hätte. Aus Nordamerika . In St. Louis so berichtet der Arbeiter von Ohio" sind unsere Parteigenoffen aus dem Ge- sängniß entlasten und vollständig freigesprochen worden. Die- selben hatten die Gesetze des Landes nicht verletzt, und konnten daher nicht verurtheilt werden. Wenn man bedenkt, welch un- geheuren Lärm die Bourgeoisblätter über die Vorgänge in St. Louis geschlagen hatten, so muß die Freilassung unserer verhaf- teten Genossen zu einer ebenso ungeheuren Blamage für die Bourgeoisie werben. Wo bleiben nun die sozialistischenMör­der" undBrandstifter", von denen alle Phillsterblätter so viel zu erzählen wußten? Wo bleibt dasrevolutionäre Comitd" von St. Louis, das schon einenvollständigen Umsturzplan" ausgearbeitet haben sollte? Alles liberale Lüge und Berleum- dung.'-"_ DerNürnberg-Fürther Sozial-Demokrat" wird vom 1. Oktober an täglich erscheinen. Die seitherige Haltung des Blattes bürgt uns dafür, daß es auch fernerhin seine Auf- gäbe voll und ganz und mit Glück erfüllen wird. Das Appellationsgericht in Saarbrücken bestätigte am 13. d. M. das bei der ersten Instanz gegen unseren Genossen Hackenberger gefällte Urtheil von 2'/, Jahren Gefängniß. Hackenberger gedenkt sich nun noch an das Obertribunal zu wenden, mit welchem Erfolg, ist unschwer vorauszusehen. Es gehen uns mehrere Erklärungen zur Veröffent- lichung zu: 1)»DieFrankfurter Zeitung " hat in ihrer an das Central- Wahlcomits der sozialdemokratischen Arbeiterpartei gerichteten Antwort auch dieKölner Freie Presse" als eine derjenigen Zeitungen genannt, welche von der demokrattschen Partei Geld- beitrage erhielten. Mit diesen Geldbeittägen hat es, was speziell dieK. Fr. Pr." betrifft, folgende Bewandtniß. Bei Gründung des hiesigen Blattes wurde einem Parteigenossen zweimal durch Korrespondenzkarte und einem Genossen mündlich mitgetheilt, daß man von Seiten hiesiger Demokraten bereit sei, an dem Zustandekommen derK. Fr. Pr." mitzuwirken. Der letztere Genosse ging darauf zu den betreffenden Herren und erhielt von zweien je 25 und einem andern 30 Mark. Von dem letzteren Herrn wurden mir später noch einmal 20 Mark für dieK. Fr. Pr." eingehändigt. Dies macht also zusammen 120 Mark, welche uns von dieser Seite ohne allen Vorbehalt zuflössen. Wir haben den hiesigen Demokraten also Nichts abverlangt, sondern erst nach wiederholter Aufforderung von ihrem Anerbieten Gebrauch gemacht. Köln , 8. September. Georg Schumacher, Redakteur derKölner Freien Presse". 2)Die Erklärung derFrankfurter Zeitung " vom 30. August, abgedruckt in der Nr. 115 desVorwärts" veranlaßt mich als Mitglied der sozialistischen Partei und gleichzeitig Sekretär der jetzt nicht im Betrieb befindlichen Mainzer Genossenschafts- Buchdruckerei, Folgendes bekannt zu geben: Da mir bekannt ist, daß dieMainzer Volksstimme" niemals von irgend einem Demokraten unterstützt worden ist, so nehme ich an, daß die fünf von einem Frankfurter Demokraten von der Mainzer Genossen- schaff gekauften Antheilscheine jetzt zu einerUnterstützung" für uns gemacht werden sollen. Bei Gründung der besagten Genossenschaft wurden nämlich einem Frankfurter Demokraten eine Anzahl Antheilscheine zugeschickt, mit dem Ersuchen, dieselben bei seinen Freunden zu verwerthen, wenn er sie nicht selbst alle behalten wolle. Es waren circa 20 bis 25 Stück. Der be- treffende Herr behielt fünf Scheine a 5 Gulden und sandte die übrigen zurück, mit dem Bemerken, daß er sie nicht habe ver- werthen können. Die betreffende Genossenschaft, welche jedes Jahr ihre ordentliche Generalversammlung abhält, ist übrigens ein geschäftliches Unternehmen, welches den bestehenden Ge- setzen unterworfen ist und in keiner Beziehung zu irgendwelcher Partei steht. Ob sonst noch ein Demokrat oder ein Liberaler sten zu verhindern, wenn die Russen mit ihren Grau- samkeiten nicht innehalten, das weiß ich nicht!" Me- hemed Ali Pascha ist der Mann, der zu halten pflegt, was er verspricht, und der deshalb auch klug nicht verspricht, was er nicht halten kann. Noch vereinigt er die Zügel der Macht in fester Faust und er wird sie darin halten bis zur Entscheidungs- schlacht, die sich vorbereitet. Geht diese verloren und das Schlach- tenglück ist rund, wie jedes andere, dann muß sich die Türkei ganz jenen Massen in die Arme werfen, die von Haus und Hof verjagt, im Theuersten, das sie hatten, schwer getroffen und zum Aeußersten berechtigt und getrieben, durch die grüne Fahne des Propheten vernichten werden, was in ihrem Sinne nicht gläubig ist. wie der Feind vernichtet hat, was es in seinem Sinne nicht war. Dann, darüber möge sich nicht Freund noch Feind der Türkei täuschen, dann, wenn es dem Islam einmal so hart an die Existenz geht, wird in Konstantinopel kein Abmahnen vor der Entfaltung der grünen Fahne mehr nützen. Man kann auf den Rath von Freunden hören, so lange man glaubt eventuell auf ihre Hilfe rechnen zu können, wenn man sich aber in dieser Boraussetzung betrogen sieht, dann wird man sich gewiß nicht um seinen Berather kümmern, sondern das thun, worin man seine Rettung erblickt. Auch wird man neugierig sein, zu er- fahren, im Namen welcher Humanität und welcher Cioilisation verlangt werden könnte, zu diesem letzten verzweifelten Rettungs- mittel nicht zu schreiten. Vielleicht für diejenige Humanität und Cioilisation, in deren heiligem Namen der Krieg begonnen und in deren edlem Geist er geführt wird? Aus der Reichshauptstadt. Es ist eine unleugbare That- sache, daß es in«erlin Hunderte von Leuten gicbt, welche ein großes Haus fuhren, elegame Wohnungen inne haben ,c., deren Existenzen je- doch in's stärkste Dunkel gehüllt sind. Wir meinen nicht Diejenigen, welche das Licht des Tages scheuen und erst des Nachts auf Raub aus- gehen, sagt dieBerliner Fr. Presse", sondern die Klasse von Menschen, die ungestört und vor den Augen der Gesetzvollstrecker am hellen Tage ihr Gewerbe betreiben und durch die Ausnutzung leichtsinniger und armer junger Geschöpfe ein luxuriöses Leben führen. Selten dringt hiervon ein Schrei in die Ocfscnllichkeit, und daher ist es auch selten der Fall, daß die Nemesis ihre Arme dorthin ausstreckt, um dem Ver- brecher seinen Lohn geben zu können. Aber auch dann, wenn es ge- lungen ist, einen solchen Vampyr zu entlarven, so bieten sich demselben oder Klerikaler einen Antheilschein an sich gebracht hat, weiß ich nicht. Mainz , 7. September. F. Jöst." 3) In derselben Angelegenheit hat dieChemnitzer Freie i Presse" erklärt, daß die Chemnitzer Genossenschaftsdruckerei von Herrn Sonnemann 150 Mark geliehen habe, die sie regelrecht verzinse. 4) DerFrankfurter Volksfreund" aber erklärt Folgendes: Es wurde seitens eines unserer Parteigenossen hier in Frankfurt zur Unterstützung der engeren Wahl in Hanau ein Darlehen von 200 Mark aufgenommen und dem Hanauer Wahl- comite übermittelt. Wenn der Darleiher später erklärte, diese Summe schenken zu wollen, so kümmert das unserer Ueberzeugung nach dieFranks. Ztg." nicht im Geringsten. Von ihr kommt das Geld nicht! Wir sind bis heute noch der Meinung, daß es von einem Freunde unserer Sache kommt. Was will übri- gens die Summe von 200 Mark bedeuten gegenüber den Opfern, welche Männer unserer Partei, Arbeiter, bei der engeren Wahl zwischen Holthof und Varrentrapp der demokratischen Partei gebracht haben? Wir können Dutzende nennen, die tagelang ihre Arbeitszeit, und demnach auch wohl ihr Geld, willig dran-! gegeben haben, um Frankfurt dasGlück" zu ersparen, von einem liberalen Abgeordneten im Reichstage vertreten zu sein." Somit wäre auch wohl für sämmtliche unserer Parteigenossen diese Angelegenheit endgiltig erledigt. Zum Kapitel der Haussuchungen. In neuerer Zeit mehren sich die Haussuchungen bei unseren Parteigenossen wieder in auffallender Weise. Wir haben nun schon wiederholt darauf hingewiesen, wie nothwendig es sei, daß unsere Genossen jede Correspondenz, welche sich auf Parteiange- legenheiten irgendwelcher Art bezieht, sofort nachdem sie Ein- ficht davon genommen, vernichten. Die Genossen sollen nicht glauben, diese oder jene unschuldige Notiz, so z. B. die Mittheilung eines Genossen, der Redner ist, daß er an diesem oder jenem Tage bereit sei, eine Versammlung abzuhalten, sei nicht hinreichend, um auf Grund derselben einen Prozeß einzuleiten und eine Verurtheilung herbeizuführen. In den Händen unserer Staatsanwälte genügt jeder Fetzen beschriebenen Papiers, der von der Hand eines Sozialdemokraten geschrieben, in die Hand eines anderen Sozialdemokraten über- geht, um auf Grund desselben eine verbotene Verbindung zweier politischen Vereine zu beweisen(!) und bei der Stimmung unserer Richter gegen die Sozialdemokratie weiß man, was es zu be- deuten hat, wenn nur erst einmal die Anklage fabrizirt ist. Man glaube nicht, daß wir übertreiben: erst vor Kurzem wurden unsere Genossen in Nordhausen und Ellerich wegen Ver- gehen gegen die 8§ 2 und 8 des preußischen Vereinsgesetzes be- straff, weil ein Nordhausener Genosse auf einem Zettel die Mit- thcilung nach Ellerich gelangen ließ, daß er dort eine Versamm- lung abhalten wolle, und der Zettel bei einer Haussuchung dem Staatsanwalt in die Hände fiel. Solche Fälle lassen sich zu Dutzenden anführen und deshalb ist es heilige Pflicht jedes Genossen, dafür zu sorgen, daß keine geschriebene Zeile länger aufbewahrt wird, als es unbedingt nothwendig. Wir halten es für vollständig gerechtfertigt, wenn in Zukunft kein Genosse, welcher verurtheilt wird auf Grund bei ihm vor- gefundener Correspondenz, eine Unterstützung von Parteiwegen erhält, denn es ist Pflicht eines jeden Genossen, polizeilichen Ueberraschungen vorzubeugen und so sich selbst und die Partei vor Unannehmlichkeiten zu wahren. Wir betonen es ausdrücklich, nicht was geschrieben ist, ist es, was zur Vorsicht zwingt, denn wir haben keine Geheimnisse, sondern daß überhaupt etwas Geschriebenes vorhanden, genügt in den meisten Fällen, um eine Anklage mit obligater Verur- theilung herbeizuführen, zumal wenn Schreiber oder Empfänger Vorsitzender oder Leiter irgend eines Vereins sind. Also, auf- gepaßt! Etwas Psäsftsches. Aus Hessen , den 13. September. Auf einer jüngst stattgehabten Zusammenkunst der hessischen Geistlichen von der evangelischen Mittelpartei, der sog. Fried- berger Confcrenz, stellte ein Herr Pfarrer Hager folgende Thesen auf, die denn auch alsim Allgemeinen richtig" den Beifall eines Herrn Consistorialrath Linst und einerhohen" Versammlung erhielten. Hinterthürcn, aus denen er sich bequem der Bestrafung entziehen kann- Wir meinen, was der Leser schon erraihcn hat, die Kuppelei. Derartige Institute werden nicht allein von wohlhabenden Privaten, sondern vor- zugsweise von höheren distinguirten Persönlichkeiten protegirt, und hierin liegt der Grund, weshab derartige Umtriebe nicht öffentlich an oen Pranger gestellt werden, um dann nach Recht gegeißelt zu werden. Ist man einer solchen Unternehmerin, die sich gewöhnlich für die Wittwe eines höheren Militärs ausgiebl, habhaft geworden, so zieht sie sich mit der Drohung aus dem Garne, daß sie die Namen ihrer Protegüs publiciren wird. Hiermit st Alles gesagt, und die Kupplerin wird mit i einer Verwarnung oder kleinen Geldstrafe entlassen. Gegenwärtig ist die Criminalpolizei w-ederum hinter die Schliche eines solches Instituts gekommen, bei dem nicht unb. deutende Namen im Spiele sind. Auch hier gilt es däs Thun und Treiben einerverwiltweten Oberst-Lieutc- nant" H., deren Säle sich einer sehr starken Frequenz erfreuen, weil sie stets mitjungem Gemüse" aufzuwarten weiß. Wir sind neugierig, wie diesmal der Skandal enden wird. Wir erhalten folgenden Brief, den wir mit Abkürzung der Eigen- namen vollständig zum Abdruck bringen: den 21. August. Die Thesen lauten: 1) Der Sozialismus sucht unter Berufung auf angeb- liche Gleichheit aller Menschen(Netter Satz, das! Woher der Herr Pfarrer das deutsch wohl hat? Keinensalls aus sozialisti- scheu Schriften) eine völlig(ein Wort ist kein Wort!) gleich- mäßige(der Sozialist sagt gerechte) Vertheilung aller Güter und Lebensgenüsse herbeizuführen, und strebt zu diesem Zwecke einen Umsturz(der Herr Pfarrer und Csnsorten können natürlich nicht begreifen, daß die Entwicklung von der Blüthe zur Frucht dann auch Umsturz wäre) aller nicht damit im Einklang stehen- den politischen und sozialen Verhältnisse an(Umsturz von Ver- Hältnissen! Recht nett gesagt. Ich dächte man kehrte höchstens ein Verhältniß um). 2) In der richttgen Erkenntniß, daß eine sehr gewaltsam durchgeführte(Woher hat der Herr Pastor wieder das? Hat er überhaupt sozialifsische Schriften und Zeitungen gelesen?) Gleichmachung und Umwälzung aller(!) bestehenden Einrich- tungen dem Geist des Chriftenthums wiederspreche(viele Sozia- listen sind der Meinung, daß der Sozialismus gerade den Geist" des Christenthums erst recht verwirkliche) und auch nicht durchzuführen sei. so lange die Mehrheit des Volkes auf dem Boden des Evangeliums stehe, sieht die Sozialdemo- kratie in dem(Pfaffen- und Dogmen-) Christenthum ihren größten Feind und sucht denselben zu vernichten. 3) Der Sozialismus ist, da er auf falschen Voraussetzungen beruht, zunächst eine intellektuelle, bez. wirthschaftliche(intellek- tuell Genus, wirthschaftlich Species schöne Zusammen- stellung) Berirrung.(Vom Standpunkt des Fuchses ist das Zu- sperren des Hühnerstalls eine intellektuelle Berirrung des Bauern!) aber im höheren Grade noch, weil er unlauteren Beweggründen Genußsucht, Habsucht, Neid, Klassenhaß entspringt, eine moralische Berirrung.(Wenn der Herr Pfarrer so etwas vor einer großen Anzahl von Männern behauptet, müßte er es doch sehr genau wissen. An die Ehre greift man doch nicht so leicht hin. Hat der Herr Pfarrer nicht an sein Bibelwort gedacht: Ein Dieb ist ein schändlich Ding, aber ein Verläumdcr...) 4) Daraus folgt, daß er weniger(aber doch etwas?) durch Gewalt, als durch moralische Mittel erfolgreich bekämpft werden kann. Damit ist der Kirche ihre Stellung und ihre Aufgabe gegenüber der Sozialdemokratie deutlich vorgezeichnet.(Und wenn Gedanken fehlen, da stellt zu rechter Zeit sich die Phrase ein!) 5) Die Kirche kann sich der sozialen Bewegung nicht feind- selig gegenüberstellen;(man kann blos ü la Treitschke über Neid, Klassenhaß, Habsucht, Genußsucht recht freundlich losdonnern) sie sieht in den Sozialdemokraten nicht Feinde(die Redaktion der evangelischen Blätter macht ein? dazu! sondern Verführte der Referent bemerkt: Verführer Verirrte; sie tritt ihnen deshalb allzeit mit dem Geist christlicher Liebe und Milde (Spicgelberg, ich kenne Dich!) Referent bemerkt: Nicht auch mit Ernst?(Da liegt der Hase im Pfeffer) entgegen und sucht sie durch Belehrung von ihrem Jrrthum zurückzubringen. (Wie naiv das klingt! Wenn aber diese Starrköpfe von Sozia- listen gar nicht einsehen wollen, daß sie im Jrrthum sind, und trotz ihrer Liebe und Milde immer mehrere in diesen Jrrthum verfallen?) Die Thesen befinden sich mit noch einigen anderen in den Evangelischen Blättern", Organ der Friedberger Conferenz. Wenn es die Zeit erlaubt,*) werde ich den Herrn Pfarrer noch ein wenig naher mit der Laterne beleuchten. Ins Tageslicht wird er mir wohl nicht folgen. F. R. Correspoitdenzen. Crimmitschau . 12. September. In der vorletzten Nummer des Vorwärts" ist bereits darüber berichtet worden, daß unsere Communeverwaltung zum Aerger unserer Spießer und reaktiv- nären Kampfhähne ein ausgesprochen sozialistisches Ansehen zu gewinnen beginnt. Und wenn es so, wie es begonnen, fortgeht. dann werden wir allerdings bald Anspruch machen können auf den ehrenvollen Namen dierothe Commune". Wie das ge- kommen, will ich kurz schildern. Seit Jahren waren die hiesigen Sozialisten gewohnt, in Commune-Angelegenheiten nicht selbst- ständig aufzutreten, sondern Compromisse abzuschließen mit Leuten, die theils sich den Anschein zu geben bemüht waren, als hielten sie zu uns, theils aber mit solchen, derenFarbe" nicht zu er- kennen war, die es liebten, über ihreGesinnungen" ein ge- *) Die Zeit wird sich wohl finden, ersuchen also um Zusendung. D. R. d.V." Verehrt. Redaktion desVorwärts". Da man imVorwärts" nur Klagen gegen die Arbeitgeber liest, nie aber auf eine Beleuchtung der Mängel stößt, welche den Arbeitern von heute anhaften, will ich es doch versuchen, Sie um Aufnahme fol- gender kleinen Notiz zu bitten. G. F. M., Steindrucker, kam am Dienstag, den 7. d. Mts., zu mir, mich dringend um Stellung zu bitten, Und wenn es nur auf einige Wochen sc:. D r ich momentan Arbeil hatte, stellte ich M ein und gab, was er verlangte, 16 Mark Wochenlohn, auch, da er gänzlich ohne Mittel war, sofort einen Vorschuß. Am Samstag, den 18 d., also 11 Tage darauf, wußte er mich durch Schönrednerei um ein Gutheißen für einen Anzug zu beschwindeln, den er sofort versetzte und sich dann flüchtig machte. Man bedenke dabei: M. hatte einen Gehalt(16 M. pro Woche), mit dem er in B. ganz gut auskommen konnte. Obgleich nur zur Aushilfe auf einige Wochen eingestellt, gab ich ihm doch am Samstage, an dem Tage seiner schlechten That, die Versicherung, daß er beständige Stellung bei mir habe und daß ich ihm, sowie die Ge- schäfte besser gehen, mehr zahle, als er verlangt habe. Nun er- kläre man mir: Was veranlaßte diesen Menschen, der schon 40 Jahre alt, ein tüchtiger und anscheinend fleißiger Arbeiter ist, s«ine gut? Stel- lung zu verlassen, in welcher ihm d:e humanste Behandlung wurde, was meine übrigen Arbeiter, die theilweise jahrelang bei mir sind, gern be- zeugen werden? Muß man nicht mit bitteren Gefühlen an die Ein- stellunz eines Arbeiters denken, wenn man solch traurige Erfahrungen an einem solchen Subjekte macht. Diesen M. kannte ich schon vor 14 Jahren persönlich, weil ich 1 Jahr neben ihm arbeitete und kann mich seiner als eines ruhigen und fleißigen Arbeiters erinnern. Gerade deshalb schenkte ich ihm alles Vertrauen und die Täuschung von Seiten dieses Mannes ist eine um so schändlichere. Ich hoffe, ge- chrter Herr Redakteur, Sie werden diesen Zeilen in Ihrem Blatte Raum geben, da dieselben nur eine Thatsache eonstatiren. Obwohl ich für den Arbeiterbildungsverein hier, dessen Vorstand ich bin, auf denVorwärts" abonnirt bin, ohne mit allen in diesem Blatte ausge sprochenen Ansichten einig zu sein, komme ich doch nicht regelmäßig in den Besitz der betreffenden Nummer und Mite Sie deshalb höflichst, mir event. eine Belegnummer meiner Einsendung zukommen zu lassen. Mit aller Achtung ergebenst W. W." Hatte der Einsender g glaubt, wir würden Orts- und Personen- namen in diesem Falle nennen, so hat er sich getäuscht, da unser Blatt solchenSteckbriefen" die Aufnahme versagt. Was nun aber der ganze Vorfall besagt, ist wohl von sehr untergeordneter Bedeutung war der Arbeiter ein fleißiger und guter, so ist allerdings seine Handlungs weise unerklärlich, war er im Laufe von 14 Jahren verbummelt, so ist das sehr erklärlich: das Umhertreiben auf der Landstraße, die öftere Arbeitslosigkeit, der quälende Gedanke, niemals eine sichere Existenz erwerben zu können, hat schon die besten Charaktere vernichtet. Daß aber dieses Beispiel keinerlei Trumpf ist, den man gegen den Ar- beiter stand ausspielen kann, beweiset schon der Umstand, daß der Einsender seinen anderen Arbeitern, die schon längere Jahre bei ihm arbeiten(mit denen er also zuffieden ist) sein Vertrauen schenkt und sie als Zeugen aufruft. Borsicht mit Pilzen! Am vergangenen Mittwoch sind zwei in der Antonstadt in Dresden zusammenwohnende erwachsene Mädchen, welche dem Vernehmen nach erst vor Kurzem, nachdem ihnen die Eltern gestorben waren, aus der Provinz hierher gezogen sind, in den Prießnitz- wald gegangen und haben Pilze gesammelt, welche Abends von den beiden Schwestern gebraten und gegessen wurden. Unmittelbar nach dem Genuß derselben wurven die Mädchen so krank, daß man nach i einem Arzt schicken mußte, der jedoch trotz der sorgfältigsten Behandlung nur die eine Schwester zu retten vermochte, welche von den Giftpilzen. nur die geringste Quantität gegessen hatte. Das andere Mädchen starb nach schweren Leiden