unserer Feinde. Jedenfalls haben die deutschen Sozialisten Er- folge aufzuweisen, die selbst von den erbittertsten Feinden aner- kannt worden sind, während die„Anarchisten" nichts aufzuweisen haben als ein Fiasko. Die deutschen Sozialisten sind eine Partei, die„Anarchisten" eine Sekte. Diese Sekte mag ruhig aussterben. Versucht man aber unsere Einheit zu stören, unsere Organisation zu verderben, dann werden wir solchem Unfug zu steuern wissen. Wer uns in den Rücken fällt und uns in die Waden kneipt, während wir der Bourgeoisie und Staatsmacht im Kampfe gegenüberstehen, der wird von uns als Feind be- trachtet und behandelt, mag er sich auch tausendmal Sozialist nennen.— Der Congreß begann dann die Diskussion der Frage des internationalen Vertrags. Chalain fragt, ob der Pakt für's Zusammengehen„bis zum Aeußersten" gelten solle, bis zur Revolution?(De Paepe:„Bis zum Putsch?") Brousse hält ein Zusammengehen der Anarchisten und So- zialisten für unmöglich, spricht sich aber für gegenseitigeMermei- dung aller persönlichen Gehässigkeiten aus. Greulich hält ebenfalls ein Zusammengehen für unmöglich. Jeder Theil möge seine eigenen Wege gehen und sich selbstständig organisiren. De Paepe ist für einen allgemeinen Pakt; sieht kein un- überwindliches Hinderniß; die-persönlichen Angriffe, die nicht nothwendig seien, hätten beide Parteien so weit auseinander- gebracht. Auf keinen Fall aber will Redner einen Pakt für „Putsche ". Verschiedene„Anarchisten" sprechen in mehr oder weniger brüderlichen Ausdrücken. Gerambon, belgischer„Anarchist", spricht vermittelnd. Die „Anarchie" hat in Belgien ausgespielt. Hales begründet seinen Antrag. Derselbe lautet: „In Erwägung, daß es für die arbeitenden Klassen irgend eines Landes unmöglich ist, ihre Emanzipation zu erwirken, ohne die Mitwirkung der Arbeiter in den übrigen Ländern, be- schließt der Congreß, daß eine, Internationale sozialistische Par- tell nothwendig ist, organisirt auf Grundlage der Resolutionen, die dieser Congreß annehmen wird und die ein gemeinsames Programm bilden sollen. „In Erwägung, daß die Gewohnheiten, Ideen und Verhält- nisse der arbeitenden Klassen in jedem Lande verschieden sind und in Folge dessen auch die Taktik in den verschiedenen Ländern verschieden sein muß, erklärt der Congreß: Die Verbindung soll auf föderativer Grundlage beruhen, welche es jeder Sektion möglich macht, ihre eigene Taktik zu bestimmen. „Gleichzeitig erklärt der Congreß, daß es die Pflicht aller Sektionen ist, einander in jeder möglichen Hinsicht zu unterstützen; und er beschließt ferner, daß ein Generalrath eingesetzt werden soll, welcher als Correspondenzbureau, als Mittelpunkt des Verkehrs und der Verständigung dienen soll. „Jede Sektion soll das Recht haben, sich ihren eigenen Namen zu geben, wo es nicht möglich ist, den gemeinsamen Namen der Assoziation zu führen." Liebknecht führt sodann in Beantwortung mehrerer Aeuße- rungcn den Nachweis, daß der„Vorwärts" keine gehässige Po- lemik begonnen habe. Der„Parlamentarismus", richtiger die Benützung des allgemeinen Stimmrechts seitens der deutschen Sozialisten sei eben ein Kampfmittel. Die Propaganda mit „Flinten", statt mit Vernunftgründen, habe ihre Unannehmlich- ketten, wie die Herren Anarchisten in Italien erfahren hätten. Das allgemeine Stimmrecht könne den deutschen Arbeitern wieder entrissen werden, allein das sei doch kein Grund, es nicht zu benutzen,' so lange sie es haben. Die Taktik der deutschen So- zialisten wird sich nach der Taktik ihrer Gegner richten. Die vorliegende Frage betreffend, l ist Liebknecht für die all- gemeine Solidarität, und wenn De Paepe's Hoffnungen sich nicht verwirklichen sollten, für die Proklamirung und möglichst praktische Verwirklichung per Solidarität zwischen den Sozia- listen, welche sich nicht abseits stellen wollen. In der Donnerstags-Nachmittagssitzung, die um halb 3 Uhr begann, wurde die Debatte fortgesetzt, bis endlich nach zwei Stunden ein Schlußantrag angenommen wurde. Nach längerem Hin- und Herreden und der Einbringung verschiedener Anträge ward zunächst zur Abstimmung darüber geschritten, ob der Congreß überhaupt für einen Solidaritäts- Pakt ist. Zwölf Delegirte stimmen mit Ja, neun mit Nein, acht enthalten sich der Abstimmung. Mit Ja stimmten die Belgier, mit Nein die meisten„Auar- c.'ien", sowie Greulich und Frankel. Unter Denen, die sich enthielten, war auch der Delegirte Deutschlands , der einerseits auch nicht einmal scheinbar durch sein Nein das Prinzip der Solidarität verleugnen wollte, auf der andern Seite aber eben- falls, wie Frankel und Greulich, sich von der Unmöglichkeit eines Zusammengehens mit den Anarchisten überzeugt hatte. Hierauf wurde einstimmig beschlossen, die Sozialisten und „Anarchisten" sollten einander mit Achtung behandeln und aus'den Arbeitslosigkeit liefert die„Kattowitzer Zeitung". Nach der- dem Prinzipienkampf persönliche Gehässigkeit fernhalten. selben sind alle Aufforderungen zur Arbeitnahme an der Eisen- Ferner wurde einstimmig beschlossen, eine internationale bahnstrecke Tost-Peiskretscham erfolglos geblieben und die Föderation der Gewerkschaften anzubahnen. Ucbernehmer der Strecke sehen sich jetzt genöthigt, Arbeiter aus Zu lebhaften Debatten giebt der Antrag Greulich's und Oesterreich heranzuziehen. In Schlesien selbst ist an geeigneten Hales' auf Errichtung eines Correspondenzbureaus Ber - Arbeitskräften freilich kein Mangel, aber sie ziehen es vor, zu anlassung. Schließlich vertagt sich der Congreß, und es wird vagabondiren und zu betteln. Die sozialdemokratischen ! auf acht Uhr Abends eine separate Sitzung für diejenigen De- Agitatoren, welche in Schlesien ja sehr thätig sind, würden legirten anberaumt, welche den Solidaritätspakt mitunter- sich ein Verdienst verschaffen, wenn sie einmal die psychologischen � zeichnen wollen. Ursachen dieser Art von freiwilliger Arbeitslosigkeit näher er- Abends 8'/- Uhr. Der Pakt wird unterzeichnet von örtern wollten." den Vertretern Belgiens , Englands, Frankreichs , Wir wollen zu dieser Notiz nichts hinzufügen, als die Deutschlands , Dänemarks und einem der italienischen Bexnerkung, daß in jener Gegend die Sozialdemokratie noch gar Delegirten. Die vlämischen Sektionen werden beauftragt, die keinen Boden gewonnen und unsere Partei auch dorthin ihre Btonittelung zu übernehmen(Correspondenzbureau) und einen Agitation noch nicht verlegt hat. Die clericale Partei dominirt künftigen internationalen Congreß einzuberufen. ausschließlich in Oberschlesien — ihr überlassen wir es deshalb Das Bundesbureau wird wahrscheinlich in Gent seinen Sitz auch, die Arbeiter vor derartigen liberalen Infamien zu schützen; haben._ kann sie es nicht, so möchte wohl auf clericalen Einfluß die Damit wäre ein bedeutender Schritt in der Einigung der � Arbeitsunlust der dortigen Arbeiter zurückzuführen sein. Arbeiterbewegung gethan, und eine Brücke der Versöhnung für alle ehrlichen Sozialisten geschaffen.'— Schulze-Dejltzsch es. Am 12. September wurde der Direktor der Gewerbebank, eingetragene Genossenschast, zu Ohligs bei Solingen wegen Fälschungen und Unterschla- gungen verhaftet und nach Elberfeld in's Untersuchungsgefängniß Sozialpolitische Uebersicht. — Ein roher, gedankenloser und verlogener Patron abgeführt. Es handelt sich um die Summe von 45,000 Mark muß der deutschen Bourgeoispresse als Belastungszeuge gegen die der liberale Herr Direktor Plümacher unterschlagen die amerikanischen Arbeiter herhalten. Seit einigen Tagen geht haben soll. folgende Notiz durch die Organe des Ausbeuterthums: „Sehr beachteuswerth sind die brieflichen Aeußerungen eines— Die in Stuttgart versammelten Strafanstaltsbeamten Deutschen , der als 1848er nach Nordamerika gegangen ist und lehnten den Antrag des bekannten Zuchthausdirektors Strosser in Chicago ein ihn ernährendes Geschäftchen besitzt, über die aus Herford , die Prügelstrafe bei den Sträflingen wieder Eisenbahnarbeiter- Crawalle dort und über die sonstigen Um- einzuführen, ab, nahmen aber einen anderen Antrag an, der die sturzprinzipicn, die auch in jenem Lande der Volksfreiheit Prügelstrafe bei jugendlichen Sträflingen angewandt wissen jetzt wuchern:„Die Ernte ist gut gewesen, nur fehlte es an den will. Ein Redner, der sich gegen die Prügelstrafe wandte, be- nöthigen Arbeitskräften, sie schneller und daher besser einheimsen merkte sehr treffend, daß man die Brutalität nicht gegen die zu können. Es waren aber selbst für einen Lohn von 2 Dollars> Brutalität anwenden dürfe— sie sei ein verwerfliches, pro Tag und freier Station keine Arbeiter zuhaben; es gibt schlechtes Mittel. Der Antragsteller Strosser hob übrigens aus- zwar genug in Chicago , die so viel Geld schon lange nicht mehr drücklich hervor, daß er die Prügelstrafe nicht bei Personen, in der Stadt verdienen, aber auf's Land und arbeiten, das wollen die wegen politischer Vergehen verurtheilt seien, angewandt sie nicht, sie wolen in der Stadt saufen und lieber nichts wissen wolle, während der Direktor Grützmacher aus Breslau oder nur wenig arbeiten; wie könnten sonst in Chicago über dem gegenüber erklärte, daß die Prügelstrafe in Hinblick auf die 3600 Bier und Branntweinkneipeu existiren? Die„Jrregelei- sozialdemokratischen Umtriebe erst recht geboten erscheine; teten", so schreibt er über die Eisenbahnarbeiter-Revolte,„sind �„dieselbe übe Wunder an solchen unbotmäßigen Burschen"!—• vom Schnapsdusel schon beherrscht, sie wollen nur noch das � Der Name Grützmacher verdient der Nachwelt für alle Zeiten Eigenthum Anderer zerstören, auf deren Wohlbefinden und aufbewahrt, der Mann selbst aber verdient--„ausge- uüchternen Fleiß �sie mit scheelen Augen und stiller Wuth blicken. Chanen" zu werden. Sozialistische Zeitschristen. Die Gründung der beiden wissenschaftlichen sozialistischen Revuen(in Berlin und Zürich ) veranlaßt Guido Weiß zu folgender Betrachtung in seiner„Wage ". Er schreibt: Die Ankündigung, daß vom 1. Oktober d. I. ab zwei Zeit- schriften erscheinen sollen, die sich die wissenschaftliche Erörterung des Sozialismus zur Aufgabe stellen, äst einiger begrüßender Worte werth. Wir zweifeln nicht, daß sehr große Schwierig- keiten sich bei der Ausführung zeigen werden, aber wir halten den Entschluß selber schon für ein sehr bedeutungsvolles Zeichen. Die Gegner des Sozialismus machten sich's bis jetzt gar zu leicht. An eine eingehende kritische Würdigung von Werken, in denen ihnen sozialistische Lehre in systematischem Aufbau ent- gegentritt, denken sie nicht, auch fehlt ihnen wohl das Zeug dazu; bei der verdrießlichen Thatsache, daß neun Zehntel der Volks- wirthschafts- Lehrstühle an den deutschen Hochschulen, mit mehr oder weniger ausgesprochenen Ketzern besetzt sind, drücken sie sich mit einem Witzwort über die„Kathedersozialisten" vorbei und begnügen sich damit, ihnen Wasser in den Wein zli gießen, in- dem sie auf deren Congressen die Majoritäten zweifelhaft machen; das große Wort führen sie, wo ihnen bis jetzr kein Gegner ent- gegentrat, in den Zeitungen und in den Parlamenten. Sind sie einmal, der leidigen allgemeinen Wahlen wegen, genöthigt zum Volke herunterzusteigen, so verräth sich in jedem Worte das leichte Herz mit dem sie um die Sache selber und deren Ent- Wicklung sich gar nicht gekümmert haben. Und doch ist eine solche Entwicklung gar nicht zu verkennen. Die Formen und Mittel, mit denen die Fortsetzer des Lassalle 'schen Werkes die Organisation ihrer Partei durchführen wollten, sind wesentlich andere geworden, in dem Personal der Führer selbst ist ein starker Wechsel eingetreten, ein noch stärkerer in der Kampfes- weise. Die Tageblätter der Partei wachsen raschen Schrittes in ihrer äußeren Verbreitung, mehr noch an innerer Haltung. Die Vernichten! Ruiniren! Umbringen! Brennen und Sengen, das steht auf deren rother Fahne, deren Träger viel bestialischer sind als die culturfernsten Indianer." Wie vernünftig und gebildet sein Wollende mit diesem Pöbel sympathisiren können, ist mir unklar, aber es gibt in Amerika zu wenig wahrhaft Gebildete und deshalb fühlt man sich selbst als alter Freiheitskämpfer heute in Amerika so un- wohl, daß ich, der ich aus des Lebens Kämpfen und Irrfahrten die heutigen Menschen nicht mehr verstehe, als Conservativcr lieber nach Europa zurückkehren möchte, welches ich als Republi- kaner verließ." Nun, den Burschen gönnen wir den Conservativen und sonstigen Reaktionären. Daß das Gerede von den 2 Dollars, die während der Ernte zu verdienen waren und von den städti- schen Arbeitern aus Faulheit verschmäht wurden, ein, obendrein sehr alberner, Schwindel ist, brauchen wir unseren Lesern nicht auszuführen. Thatsache ist: hunderttausende von brodlosen Ar- beitern durchstreifen seit Beginn der Ernte das Land, und suchen vergebens Arbeit, obgleich sie sich zu den bescheidensten Löhnen anbieten. Es wird dies von allen anständigen amerikanischen Bourgeoiszeitungen bestätigt. Thatsache ist ferner— und sie wird von der amerikanischen Bourgeoispresse zugestanden— daß die Löhne in Amerika so tief gefallen sind, daß die Arbeiter nicht davon leben können. Und angesichts dieser Thatsachen, angesichts eines beispiellosen,, zur nationalen Calamität ge- wordenen, einer nationalen Katastrophe zudrängenden Roth- standes, der alle denkfähigen Männer aller Parteien in Amerika beschäftigt, wagt es ein roher, gewissenloser Geselle, in blindem Haß gegen die Arbeiterbewegung, die Opfer des Nothstandes, an denen nicht sie, sondern die herrschenden gesellschaftlichen Zustände schuld sind, pöbelhaft zu verläumden und zu beschimpfen. Nur eine durch und durch gemeine Natur kann fo schnöde des Elends spotten, und wenn ein solcher Patron von deutschen Bourgcoisblättern als Autorität zitirt wird, so haben wir auf die fraglichen Redaktionen nur das bekannte Sprüchwort anzu- wenden: Sage mir, mit wem Du umgehst, und ich sage Dir, wer Du bist.— — Liberaler Ulk. Fast durch sämmtliche Zeitungen geht folgende Notiz: „Einen lehrreichen Beitrag zu dem Kapitel von der herrschen- Energie beruht nicht mehr im rohen Ausdruck, das eigene Denken ist an die Stelle der landläusigeu Schlagworte getreten. Nicht daß es ganz an Rückfällen und gelegemlichen Ausschreitungen fehlte, aber das sind natürliche, keineswegs ungesunde Kinder- gebrechen einer jungen Partei, die aus der Armuth und Roth des Volkes heraufwächst und der gegenüber das Bildungsbcwußt- sein, will es gerecht sein, wahrlich nicht hochmüthig' auftreten ! darf. Die Vertreter, welche die Partei in den Reichstag geschickt hat, sind auf dem Wege der Verständigung— des Sich verständlich Machens, meinen wir— sogar noch weiter vorgeschritten, indem sie Anträge zur Gewerbegesetzreform stellten, denen das ärgerliche Schweigen der Gegner zunächst wenigstens das Zcugniß der Diskutirbarkeit ausstellte. Das Alles sind Dinge, die be- merkt sein wollen von denen, die in dieser Bewegung das Welt- geschichtliche nicht vevkennen und sich nicht mit dem kindlichen Glauben trösten wollen, der scharfe Polizist und der prompt arbeitende Strafrichter seien die Radikalmittel. Mit den neuen Monats-, resp. Halbmonatsschriften ist nun, wie wir hoffen, auch Denen die dem politischen Treiben des Tages fern bleiben, aber dabei doch ihr Interesse für die unsere Zeit bewegenden Ideen bewähren wollen, ein Sammelpunkt ge- geben. Das eine der Blätter scheint sich streng in den Rahmen der deutschen sozialistischen Partei stellen zu wollen, das andere in der Schweiz erscheinende steckt seine Grenzen weiter und auch diese Verschiedenheit wird eine gedeihliche sein. Möge das Glück ihnen günstig sein! — Sin Bezug auf die Wahlordnung, resp. die Befug- nisse eines Wahlvorstehers ist eine in der Appellations- instanz vom Kriminalsenat des Kammergerichts getroffene Ent- scheidung von Juteresse. Der Förster Kneifel, welcher als Wahl- Vorsteher in Medewitz bei der Reichstagswahl am 26. Januar 1877 fungirte, sah sich genöthigt, den Husner Gottlieb Schuboth, der sich im Wahllokale unpassend benahm und einen Wähler noch — Zuweilen hat selbst Herr Professor Böhmert einen ver- nünftigen Gedanken. Er schreibt in seiner„Sozial-Correspon- denz" in Bezug auf die Mitwirkung der Frauen bei Ber- einsfesten und Versammlungen Folgendes:„Die Studenten in der Kneipe, die Soldaten in der Wachstube, die Matrosen im Volkslogis fallen nur zu leicht in einen niederen und rohen Gesprächston, weil sie zu sehr unter sich sind. Auch den jungen Gehilfen aus Fabrik und Werkstatt ist es nicht heilsam, wenn sie immer nur mit ihresgleichen verkehren oder doch von dem weiblichen Geschlecht zeitweilig nur den Abschaum näher kennen lernen. Eine rechtzeitige Neigung zu einem ehrbaren Mädchen kann zwar den Einzelnen bald wieder emporheben; ab.'r dabei spielt doch viel Zufall mit, und der Liebsien selbst, der künftigen Frau kommt es zu Statten, wenn der angehende Mann niemals ganz aus der Nähe ehrbarer guter Frauen verbannt gewesen ist. Darum sollten umsichtige Leiter von Vereinen die Gele- gcnheiten für gemischte Versammlungen und„bunte Reihe" eifriger als bisher aufsuchen."— Die Sozialdemokratie hat dies schon längst erkannt, hingegen nicht die preußische Polizei, resp. das preußische Vereins- und Versammlungsgesetz. Wir wissen längst, daß der Umgang mit Frauen veredelnd und besänftigend wirkt— daß die Liberalen jetzt zu derselben Anschauung schon gekommen sind, ist für sie recht schmeichelhaft, und vielleicht wird die löbliche preußische Gesetzgebung auch noch zu solcher Einsicht kommen. — Ein alter Bekannter. Die„Vossische Zeitung" vom 13. ds. bringt eine Londoner Correspondenz über den verstor- benen Mormonenhäuptling Brigham Ioung(spr. Breihm Jung). worin es u. A. heißt: „Was war die unmittelbare Folge dieser welthistorischen Er- Hebung, dieser großartigen Erfolge, welche der philosophische Ge danke der Neuzeit(im Jahre 1848) trotz aller Niederlagen er- rungen hatte? Neue großartige Erfolge der Dummheit, von denen sich unsere selbstzufriedene Weisheit nichts träumen ließ und die gynz danach angethan waren und sind, den Fanatikern des Fortschritts, den stolzen Enthusiasten der Civilisation, den sanguinischen Aposteln der Aufklärungstheorie Demuth und Be- scheidenheit zu predigen. Wenn es verdienstlich war, diesen in Selbstüberschätzung verhimmelnden Idealismus durch die verach- im Momente der Abgabe des Wahlzettels beeinflussen wollte, aus dem Lokal zu weisen. Schuboth gab der bezüglichen Auf- forderung jedoch nicht alsbald Folge und wurde veShalb wegen Hausfriedensbruchs angeklagt, auch in erster Instanz zu 100 Mark Geldstrafe verurtheilt, wobei auch noch eine geringe Verbalinjurie, die er sich erlaubt, in Betracht genommen wurde. Er appellirte hiergegen, indem er die Besugniß des Wahlvor- stehers bestritt, wogegen wiederum die Oberstaatsanwaltschaft ausführte, daß bei dem fraglichen Vorfall allerdings ein Umstand in Betracht komme, der aber nicht zur Competenz des Gerichtes gehöre und deshalb auch hier nicht zu prüfen sei; dies sei näm- lich die Rechtmäßigkeit der Wahl selbst, für welche der Wahl- Vorsteher dem Reichstag allein verantwortlich sei. Für den Ge- richtshof sei hier allein die Frage maßgebend, ob der Wahlvor- steher als berechtigter Inhaber des Lokals anzusehen und ob er als solcher zum Gebrauch des Hausrechts befugt gewesen wäre. Dies sei im Sinne des Reichsstrafgesctzbuches zu bejahen. Der Wahlvorsteher sei während des Wahlakts Reichsbeamter, habe Verfügung über die betreffenden Wahlräume, und jeder müsse sich seinen Anordnungen darin fügen. Der Gerichtshof erkaizute hierauf auf Bestätigung des ersten Urtbeils, indem er sich ganz den Ausführungen der Oberstaatsanwaltschaft anschloß. — Der Oberbürgermeister von Cöln, Dr. G. Becker, der rothe Becker genannt/ früher Communist, Fesiungsgefangener, vann Demokral, dann Fortschrittlcr, dann Herrenhausmitglied— jetzt achter Bismarcker, ist mit dem rothen Adlerordcn vierter(!) Klaffe, den sonst gewöhnlich Canzleisekrctaire und Gerichtsrendanten bekommen, be- glückt worden. Den Dr. Becker, der jedenfalls die Herwegh 'schen Ge- dichte:„Die Lebenden an die Todten" in seiner besseren Zeit gelesen haben wird, machen wir bei dieser Gelegenheit auf das hübsche Distichon aufmerksam, welches folgendermaßen anfängt: „Adler, ihr classischen, ordentlich, rolhen und schwarzen, Wo nur immer:c.
Ausgabe
2 (21.9.1877) 111
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