Sozialpolitische Uebersicht.— Entweder— oder! Dem„Pester Lloyd" wird ausWien die Mittheilung gemacht, daß Fürst Bismarck geäußerthabe:„Entweder haben wir noch vor dem Winter den russisch-türkischen Frieden oder unmittelbar nach dem Winter den all-gemeinen Krieg." Das Blatt fügt dem hinzu, daß dieserAusspruch nicht gerade auf eine unbedingte Enthaltung respektiveauf strikte Neutralität des deutschen Reichs hindeute,„aber", sofährt es fort,„zum Glück für die Welt ist der liebe Gott sogütig, das Wettermachen— auch das politische— noch immerselber zu besorgen und dasselbe nicht der Laune oder dem auto-kraten Willen des Fürsten Bismarck zu überlassen."— Wirstützen uns nun bei dieser Frage vielmehr auf die Türken, alsauf den„lieben Gott"; wenn die ersteren nämlich� den Russennoch weitere entscheidende Schlappen beibringen, so dürste esÄem Herrn von Bismarck wohl keineswegs gelüsten, an derSeite des so weidlich geprügelten„Erbsteundes"„den allgemeinenKrieg" zu entzünden, um auch für Deutschland die dann wahr-lich verdienten Schläge zu holen. Um Uebrigen glauben wir,daß in diesem Falle selbst das so demüthige deutsche Volk etwashalsstarrig werden würde.—„Dienstboten haben keinen Zutritt"— so standes auf den gedruckten Einlaßkarten zu einem Erntefestball zulesen, der kürzlich in dem Dorfe Groß-Warnitz bei Oldesloe inHolstein gefeiert wurde. Angesichts solcher Agitation zur Er-regung von„Klassenhaß" müssen wir Sozialdemokraten unsbescheiden zurückziehen, dagegen sind wir doch wahre Stümper.Der„gesunde Sinn" der Landarbeiter braucht nicht erst durchdie„sozialistischen Irrlehren" vergiftet zu werden, er wird durchsolche Manifestation der Klassengegensätze erst recht mit sozia-listischem Gifte durchtränkt. Hoffen wir, daß das Gedächtnißder„Dienstboten" unter der holsteinischen Landbevölkerung nichtschwach ist, so daß sie bei den nächsten Reichstagswahlen, beiwelchen sie Zutritt haben, des bösen Wortes gedenken:„Dienstboten haben keinen Zutritt!"— Der Staatsstreich in Frankreich ist von Mac Mahon,n Scene gesetzt; er hat ein Wahlmanifest erlassen, in welchemer mit der rohen Gewalt droht— der Soldat ist in denVordergrund getreten. In dem Manifeste heißt es:„Feindliche Wahlen würden den zwischen den öffentlichenGewalten bestehenden Conflikt verschärfen, den Gang der Ge-schäfte hindern, die Agitation forterhalten, und Frankreich würdeinmitten dieser neuen Verwickelungen für Europa ein Gegenstanddes Mißtrauens werden. Was mich anbetrifft, so würde meinePflicht wachsen mit den Gefahren. Ich würde nicht ge-horchen können den Aufforderungen der Demagogie,ich würde nicht werden können ein Werkzeug des Radikalismus,noch würde ich den Posten verlassen können, auf welchendie Constitution mich gestellt hat. Ich werde auf demselbenbleiben, um mit der Unterstützung des Senates die conserva-tiven Interessen zu vertheidigen und die treuen Beamtenenergisch zu schützen, die in einem schwierigen Zeitpunktedurch leere Drohungen sich nicht haben einschüchtern lassen.Franzosen! Ich erwarte mit vollem Vertrauen die KundgebungEurer Gefühle. Nach so großen Prüfungen will Frankreich dieStabilität, die Ordnung, den Frieden. Mit Gottes Hilfe werdenwir ihm diese Güter sichern. Ihr werdet auf dasWort einesSoldaten hören, der keiner Partei und keiner revolutionärenoder retrograden Leidenschaft dient und der nur aus der Liebezum Vaterlande Euer Führer ist."Da haben wir's! Was nun? so fragt sich Jeder. Werdensich die Bourgeois-Republikaner schlagen für ihr Recht, welchesHerr Mac Mahon so schnöde mit Füßen tritt, indem er erklärt,auf seinem Posten zu bleiben, die Wahlen mögen ausfallen wiesie wollen? Wir glauben, daß sie sich nicht schlagen werden—sie sind zu feige dazu. Aber wohl werden sie versuche�, die Arbeiterzu bewegen durch glatte Redensarten, durch allerlei listige Ver-sprechungen, sich für die Bourgeoisrepublik zu schlagen. Dochauch die Arbeiter werden sich für die Bourgeoisrepnblik nichtschlagen— alle unsere Mittheilungen aus Paris deuten daraufhin—, sie werden an 1848 denken, wo ihnen die Bourgeoisiestatt Brod Blei gab; sie werden an 1871 denken— und„Ge-wehr bei Fuß" den Zeitpunkt abwarten, wo sie ihre conserva-tiven und liberalen Gegner zusammen besiegen und die sozialeRepublik aufrichten können.gens..gespart" werden können; denn nimmt man etwa Heyse'sFremdwörterbuch zur Hand, so ergiebt sich, daß mit einer Mis-sion gerade nicht unbedingt die Bekehrung der armen Kaffern-:c.Seelen zum Christenthum zu verstehen ist.— Weiter heißt es:„Unverkennbar hat die sozialdemokratische Bewegung, dereneinheitliche Leitung in unseren Tagen mit nichts zu wünschenlassender Klarheit(wirklich?) sich offenbart, den größten Theilunseres Vaterlandes mit einem von Vereinen und Zeitschriftengewebten Netze umgeben und ihren Getreuen eine Organisationgegeben, die nur in dem Ultramontanismus eine Parallele sindet.Keiner Partei ist die durch unser Preß- und Vereinswesen ge-währte Ungebundenheit besser zu Statten gekommen, als der so-zialdemokratischen."Dann erfahren wir noch als Neuigkeit, daß„die Liberalenvon den Sozialisten schon bei weitem überflügelt" find. Dochauch die Moral von der ganzen Geschichte. Sie lautet folgen-dermaßen:..»„Obgleich schmerzlich berührt von den gehässigen Verdäch-tigungen einer reaktionären Tendenz, muß gerade sie(die con-servative Partei) doch unter den heutigen Verhältnissen denJammer üder die Unzuträglichkeiten und Schäden des Preß-und Vereinsgesetzes einstweilen dem Liberalismus allein über-lassen, und die von ihr angestrebte Reform der Gesetzgebung aufdas dringlichste, auf eine Revision der Gewerbegesetzgebung undähnlicher für das praktische Leben hochwichtigster Cardinalpunktebeschränken.".Lieber Leser, merkst du was?— So was von Freiheit mitGänsefüßchen?,Die Nummer der„Reichspost" vom heutigen Tage beschäftigtsich verschiedentlich mit den Sozialdemokraten. Aus Bielefeldwird der in einer Sozialistenvcrsammlung gefaßte Beschluß ge-weldet, daselbst spätestens am 1. Januar k. I. eine„sozialde-wokratischen Zeitung" in's Leben treten zu lassen. Dann wirdmit schlecht verhehltem Aerger unter Dresden berichtet:„Ein Eldorado der Sozialdemokraten muß jetzt die städtischeVerwaltung der sächsischen Stadt Crimmitschan sein. Bei deram 10. d. M. dort stattgehabten Stadtrathswahl wurde derSozialdemokrat Schlegel gewählt und einige Tage früher wurdesein Gesinnungsgenosse Lässig mit demselben Amte betraut..DerVorsitzende des dortigen Stadtverordnetencollegiums ist der be-kannte Sozialdemokrat Ludwig Mehlhorn. Wenn diese Herrennun wirklich etwas auf dem Gebiete der Verwaltung leisten kön-ven, dann haben sie in Crimmitschau hinreichende Gelegenheit,— Der Sozialistenfresser, Bismarckoerehrer undGeschäftspolitiker Karl Schurz, dessen sauberes Treibenwir wiederholt an den Pranger gestellt, hat jetzt in der ameri-kanischen Presse wegen seiner etwas zu weit getriebenen poli-tischen Erwerbsthätigkeit Spießruthen zu laufen. Zur Charak-teristik des genannten Herrn, der von unserer nationalliberalenPresse zu einem großen Staatsmann und Politiker aufgepufftworden ist, theilen wir mit, was der— sozialistenfeindliche—„Freidenker" von Milwaukee über die Sache schreibt:„Karl Schurz in der Patsche. Jeder Arbeiter ist seinesLohnes� werth. So ist es auch durchaus nicht auffällig, daßKarl Schurz, welcher als Stumpredner(Volksversammlungs-redner) sich eines außerordentlichen Rufes erfreute, für dieDienste, welche er bald dieser bald jener der um die Beutestreitenden Parteien leistete, sich anständig, ja sehr anständigbezahlen ließ.„Er durfte füglich seine Anforderungen höher stellen, als seinezungcndrescherischen College» anglo-amerikanischer Abkunft, dennals Redner war er ihnen überlegen und dann ließ er sich alsVertreter der deutsch-amerikanischen Stimmgeber behandeln, überwelche ihm eine lange Zeit und mit einigen Einschränkungen jetztnoch eine Art von bedingungslosem Verfügungsrecht zugetrautwurde. Also Schurz, der Stumpredner par excellence und derSchutzpatron und Führer desjenigen Theils der Bürgerschaft,welcher auf seine Abstammung von der Nation der Denker sogroße Stücke hält, ließ sich für seine polittschen Irrfahrten unddemosthenischen Anstrengungen bezahlen und zwar gut bezahlen.Er opferte Zeit und Mühe nicht umsonst, er setzte seine Gesund-heit durch Ueberanstrengung, beständigen Ortswechsel und dieGefahren einer launischen Witterung nicht umsonst auf's Spiel;sein Patriotismus gipfelte sich nicht zu jener Glühhitze, in welcherman auf alles Ziechnen verzichtet und seine und seiner FamilienInteressen auf dem Altar des Vaterlandes aufopfert. Ist daetwas bedenklich zu finden? Haben deswegen amerikanische Po-litiker Ursache, einen Stein auf ihn zu werfen? Gewiß nicht.Und dennoch sitzt Karl Schurz in der Patsche! Warum? Weiler auf einen Heiligenschein Anspruch machte, der ihm nicht ge-bührte. Weil er, als sich Stimmen erhoben, welche auf dieKostspieligkeit seiner Stumpreden hinwiesen, sich nicht entblödete,zuerst jede Entschädigung in Abrede zu stellen, und dann sichentschuldigen zu müssen glaubte, indem er die Sache so darstellte,als wenn er sich nur die ihm entstandenen Unkosten hätte ver-güten lassen. Schurz war hier nicht ehrlich— jedes Kind oderdoch wenigstens der Geringste unter der Zunft der politischenDrahtzieher und Wettermacher wußte, welche Bewandtniß es mitbesagten Unkosten habe. Ein ehrliches Geständniß Hütte sofortjedem weiteren Gespräch ein Ende gemacht, so wollte er scheinen,was er nicht ist, und so rief er die Geister, die er nicht mehrbemeistern kann.„Schurz irrte sich sehr, wenn er meinte, seine Ministerstelleschütze ihn vor jedem Bemängeln seines Wortes, bewahre ihnvor Nachforschungen betreffs der Wahrheit desselben. Er mußtewissen, daß es ihm an Feinden und Neidern nicht fehle, die sichüber jede Blöße, die er sich gab, freuen und welchen es einHochgenuß sei, ihn einer Lüge, oder doch eines bewußten Um-gehens der Wahrheit zu überführen. Es gelang ihnen nur zugut. In eine Sackgasse gedrängt, gestand Schurz endlich, daßer sich seine Unkosten bezahlen ließ. Unkosten? Ein dehn-bares Wort. Herr Schurz hatte immer überall freies Quartier,außerdem in der Regel auf den Eisenbahnen freie Fahrt. Inder Wahlcampagne von 1868 spielte er im Staate Pennsylvanienwährend drei Wochen den Nothhelfer. Das freie Quartier unddie freie Fahrt sind nachweisbar. Außerdem erhielt er aber fürjede Woche noch die runde Summe von 500 Dollars, natürlichnur zur Entschädigung für gehabte Unkosten, z. B. für Zahn-stocher, gelegentliches Stiefelputzen u. f. w. Noch theurer waraber Herr Schurz im gleichen Herbste im Staate New- Jork.Hier weilte er als Commis voyagem- seiner Partei 11 Tage.Das mit ihm abgeschlossene Arrangement ging dahin, daß seineAusgaben resp. Auslagen ersetzt werden sollten. Seine Rechnungbelief sich für diese elf Tage auf 2700 Dollars. In diesereinzigen Wahlcampagne wurde ihm also bis jetzt für eine Arbeit— nennen wir es so— von nur 3 2 Tagen ein Einkommenvon 4200 Dollars nachgewiesen. Dafür wurden nur zweiStaaten, Pennsylvanien und New-Uork, tributpflichtig gemacht;er opferte sich aber auch noch in einer Reihe anderer Staatenfür das Vaterland und die hehren Prinzipien der republikam-ihre Prinzipien zur Geltung zu bringen und die Welt kann mitSpannung auf die Entwickelung dieser industriereichen Stadt desschönen Sachsens blicken."Ferner heißt es aus Stuttgart:„Die Sozialdemokratenagitiren lebhaft gegen die neuen Consumsteuern und haben zudem Zwecke in Eßlingen eine große Volksversammlung veran-staltet." Hm, die Sozialisten sind doch nach den Aussagen vielerglaubhafter Leute höchst unpraktische Schwärmer, Utopisten, undbefassen sich mit dergleichen praktischen, greifbaren Dingen!?Wie reimt sich das zusammen?Endlich lesen wir noch aus Nürnberg, daß der bisherwöchentlich dreimal erscheinende„Nürnberg-Fürthcr Sozialdemo-krat" vom 1. Oktober an täglich erscheint.„Somit hat jetzt diesozialdemokratische Partei zwei täglich erscheinende Organe." Ja,liebe„Reichspost", verhülle ob all dieser Zeichen der Zeit(„Finger Gottes" würde man im entgegengesetzten Falle sagen)dein Angesicht und bete zum Allmächtigen, bete, bete, bete! Undbete immer lauter und inbrünstiger, denn es sind nicht zwei,i sondern zwölf täglich erscheinende Organe, welche die sozial-demokratische Partei Deutschlands besitzt!Aus Darmstadt berichtet die„Reichspost" nicht etwa vonden bösen Sozialisten, nein von den Vorbereitungen zum Em-pfange des Kaisers.„Zum Empfang Sr. Majestät werden, wiewir erfahren, mindestens 1000 Mitglieder der hessischen Krieger-vereine und etwa 6000 Schulkinder von hier und aus dem KreiseSpalier stehen." Gar nicht übel! doch daß sich„liberale" Häuser-besitzer, sowie— Langfinger die schöne Gelegenheit, auch„etwasherauszuschlagen", nicht entgehen lassen, beweist der Schlußsatz:„Daß schon jetzt einzelne Fenster in der Rheinstraße von speku-lativen Besitzern um theures Geld für den Empfangsnachmittagvermiethet werden, ist ebenso wenig auffallend, wie die Nachricht,daß neben anderen Gästen auch eine Anzahl von Taschendiebenunsere Stadt für die Zeit der Kaisermanöver zu beehren ge-denkt." Eine schöne Gegend! Nicht wahr?Doch halt! da kann ich gleich noch mit einem ähnlichen Ar-tikel aufwarten. Dem heutigen„Jntelligenzblatt" entnehme ichwörtlich folgendes„Lokale":„Ein hiesiger Rentier ist wegenBorenthaltung von Eigenthum und Erpressung angeklagt,� weilderselbe einen Stoßkarren, den ein Flaschenbierhändler in seinenHof eingestellt, eingeschloffen und nicht eher zurückgegeben habensoll, bis ihm 5 Mark Entschädigung gezahlt wurden."Nun aber, lieber Leser, lebe wohl! Vielleicht sehen wir unsgelegentlich wieder!schen Partei auf und es ist anzunehmen, daß cs auch da nichtohne Schmerzensgelder abging.--"So weit der„Freidenker". Eines Kommentars bedarf dieNotiz nicht. Wir wollen blos darauf aufmerksam machen, daßunsere, die sozialdemokratischen„Agitatoren", die für einenTag der Agitation 2 bis 2Vs Thaler Diäten bekommen vonder Bourgeoispresse als Ausbeuter der Arbeiter, Vergeuder derArbeitergroschen geschmäht werden, während Herr Schurz, dersich für den Tag ein paar hundert Thaler bezahlen läßt, vondenselben Blättern als ein Muster von Tugend gepriesen wird.Leider sind unsere Agitatoren zu bescheiden, um sich, durch An-nähme des Schurz'schen Tarifs oder des„Honorar"-Satzesanderer Bourgeois-Agitatoren, die— Achtung der Bourgeois-presse zu erwerben.— Vom bulgarischen Kriegsschauplatz, wie das nachKatastrophen der Fall zu sein pflegt, nur wirre Nachrichten, ausdenen sich bloß drei Thatsachen herausschälen lassen: 1) die voll-kommene Akttonsunfähigkeit der russischen Hauptarmee, die denAngriff auf Plewna hat aufgeben müssen, sich aber vor dentürkischen Werken zu behaupten sucht, um Osman Pascha dortfestzunageln: 2) die Hülflosigkeit der russischen Jantraarmee,gegen die Mehemed Ali Pascha operirt; und endlich 3) der theil-weise Mißerfolg Suleiman Pascha's, dem die Forcirung desSchipkapasses noch nicht gelungen.Das Weitere sind Gerüchte. Sollte es sich bestätigen, daßdas russische Hauptquartter nach Sistowa, also an die Donauverlegt worden, so würde dies den Rückzug der Russen über dieDonau bedeuten.Unsere Vermuthung, daß am 15. d. keine Schlacht vor Plewnageschlagen worden, hat sich als richtig erwiesen. Am 11. und12. September wurden die Russen so furchtbar zugerichtet, daßsie den Kampf nicht wieder aufnehmen konnten. Die Verlustean diesen beiden Tagen, von denen der erste nur durch rubel-begeisterte Schönfärber zu einem russischen Siegestag gestempeltwerden kann, waren so entsetzlich, daß es nicht übertriebenist zu sagen: ein großer Theil der Armee hat aufgehört zuexistiren.—— Zwei neue amerikanische Parteiorgane. Am 1.September ist die Probenummer der in St. Louis erscheinenden„Volksstimme des Westens" herausgegeben worden, dieeinen sehr günstigen Eindruck macht und verspricht, daß der neuesozialistische Kämpfer muthvoll seinen Platz ausfüllen werde.—Die bis dahin der bürgerlich-demokratischen Richtung angehö-rende„Buffalo Tribüne" stellt sich jetzt völlig auf Seite dersozialistischen Arbeiterpartei, welches wir gleichfalls mit Freudenbegrüßen.— Die Probenummer eines neuen Parteiorgans:„Pfäl-zisch-Badisches Volksblatt", ist uns zugesandt worden. DasBlatt, dem wir schon jetzt ein gutes Fortkommen wünschen, er-scheint vom 1. Oktober ab in Mannheim wöchentlich einmalund kostet vierteljährlich durch die Post bezogen 95 Pfennige.— Wegen Richterbeleidigung wurden der Redakteur undder Drucker unseres Stuttgarter Parteiorgans, der„SüddeutschenVolkszeitung", am 16. September zu 3 Monaten, beziehentlich zu2 Wochen Gefängniß verurtheilt.Correspondenzen.Kusu«, 7. September. Mit welchem Erfolg die Pfaffen zuagitiren verstehen, darüber einiges zur Notiznahme. So findeich z. B. in einer alten Nummer des„Sonntagsblatt fllr'sHaus" vom Jahre 1874, daß damals für 3000 Thlr. Schriftenjährlich vertrieben wurden. Wie viel werden es jetzt sein? Injedes Haus kommen die Colporteure uud bieten die„geistlichen"Schriften an, und wenn man sie nicht kaufen will, bekommt mansie geschenkt. Mit ihrem„Neuen Kalender" für 1878 sind die„frommen Herren" schon überall gewesen, so daß der liberale„Schleswig-Holsteiner Hauskalender" und der partikularistische„Landeskalender" das Nachsehen haben, was uns freilich einerleisein kann; aber wir sehen doch daraus, wie rührig unsere„Seelenhirten" sind. Sogar im Eisenbahnwagen wurde, wiemir ein Genosse Hierselbst erzählte, eine Broschüre gratis ver-theilt, die den Titel trug:„Sozialdemokratie". Offenbar ist dasMeine Mittel erlaubten mir nicht, die Grundsteinlegung zumNationaldenkmal auf dem Niederwald durch meine Anwesenheitzu verherrlichen, obwohl ich gar kein schlechter Patriot bin. Doch„Auch Fürst Bismarck hat gefehlet,Und ist mehr als du",sage ich mir. Um aber meine gehobene patriotische Stimmungnicht etwa„im Schatten kühler Denkungsart" umkommen zulassen, gehe ich in Pfuhl's Bierhalle zur allgemeinen Versammlung sämmtlicher Gewerbtreibender Frankfurts, die als Tages-ordnung aufgestellt hat: 1) Die industrielle Zuchthausarbeit undihr schädlicher Einfluß auf das Kleingewerbe, und wie ist dem-selben abzuhelfen: 2) Beschlußfassung über eine diesbezüglichePetition an den Reichstag.Noch, lieber Leser, will ich Dir verrathen, daß in des„Klapperfelds" heilige Hallen laut„Bolksfreund" vom 12. zweiSozial- und ein einfacher Demokrat eingezogen sind, um einemschon dort residirenden„politischen Verbrecher" Gesellschaft zuleisten.„Lieb Vaterland, kannst ruhig sein!"Und zum nochmaligen Beweise, daß es nirgends an Kra-kehlern fehlt, führe ich eine im„Volksfreund" an den HerrnPolizeipräsidenten Hergenhahn gerichtete Frage an:„War am1. und 2. September d. I. das Gesetz, Verbot des Schießensbetreffend, aufgehoben?" Eine solche Frage müßte von Rechtswegen schon strafbar sein! Ja, wenn wir nicht so heidenmäßigviel Freiheit hätten!— Llltre uous Bourgeois! T. O. Weigel's Buchhandlung inLeipzig offcrirt in einem 154 Seiten starken Catalog 4839 diverseWerke. Bei 4336 Büchern verschiedenster Wissenschaften und Fächer be-gnüzt sie sich bezüglich der Jnhaltsbezeichnung mit einfacher Angab«des Titels; unter Nr. 4557 u. 4558 jedoch empfiehlt sie Keunitz's En-cyklopädie, 26 Bände, extra mit den gesperrt zugedruckten Sätzen:„Enihält eine 226 Seiten starke Abhandlung über das Wort: Hure." u: d„Enthält längere Abhandlungen über Liebe, Liebeswuth-c." Welchedankenswerthe, gutangebrachte Aufmerksamkeit für ihre„seine" Kund-schaft! Wie gründlich kennt sie deren Geschmack an..pikanter" Lektüre!Wer hätte hinter dem trockenen Titel so„saftigen" Inhalt vermuthet?!Wie werden sich bis zum 22. Oktober die Gebote häufen für Encyklo-pädien mit mehreren hundert Seiten Abhandlungen über„Hure" uro„Liebeswuth"! So was findet reißend Abnahme„eutro nousBourgeois!"