-stand, daß die schweizerische Arbeiterbewegung in Zukunft mitmehr Zuversicht auf Erfolg und mit mehr Energie ihre Zieleverfolgen kann. Der Anfang ist gemacht, jetzt gilt's dem wei-teren Ziele, der völligen Emanzipation der Arbeiterklasse vomJoche der Ausbeutung, zuzustreben. Vorwärts also!— Aus Glasgow wird gemeldet, daß in einer Kohlengrubebei High-Blantyre eine Explosion am 22. Oktober stattgefundenhat, während circa 490 Arbeiter in derselben beschäftigt waren.Bis jetzt sind 232 Todte aufgefunden worden.— Während die neueren Nachrichten aus Asien denrussischen Sieg bei Kars ziemlich zusammenschrumpfen lassen,wird vom europäischen Kriegsschauplatz wieder ein schwererMißerfolg der rusfisch-rumänischen Armee gemeldet. Und zwarist's wiederum Plewna, das— nun zum viertenmal— den Sol-baten des„milden Czars" verhängnißvoll geworden ist. Am19. wurde der seit Wochen vorbereitete Sturm auf die türkischenSchanzen versucht und abgeschlagen. Es wird in den offiziellenrussischen Depeschen bles von Rumänen gesprochen, die an derAsfaire Theil genommen— dies scheint aber nur eine bundes-brüderliche Redewendung zu sein, um die Schande der Nieder-läge von den russischen„Befreiern" auf die inbrünstig geliebtenSchützlinge abzuwälzen. Die Verluste sind jedenfalls sehr be-beutend gewesen— die Russen gestehen über 1000 Mann,barunter 200 Offiziere, ein, und türkische Berichte liegen nochnicht vor. Das Ammenmährchen der Rubelpresse von den inPlewna hungernden nnd massenweis desertirenden Türken dürftenun außer Cours gesetzt werden. Sonst in Bulgarien nichts vonBedeutung.Die angeblich bevorstehende Uebergabe von Kars ist natürlicheine slberne Ente; Kars ist eine der stärksten Festungen derWelt.. �Um das schmachvolle militärische Fiasko Rußlands in diesemKrieg zu verhüllen, wird jetzt ausgesprengt, das großherzigeRußland, das an Eroberungen nie gedacht, sei ein Opfer seinerHumanität geworden: es habe die Donquixotische Rolle uber�nommen, im Namen Europas und der Kultur eine„Exekutions-campagne" zu führen, und in Folge der unbegreiflichen Hart-köpfigkeit der Türken habe sich diese gemüthliche Urtheils-Vollstreckung in einen höchst ungemüthlichen Krieg verwandelt;ba es nun aber einmal so gekommen sei, werde Rußland auchzeigen, daß es Ernst machen und die Türkei zum Frühstück ver-speisen kann. Die zwanzigjährigen Militär- Vorbereitungenund die zweijährigen Rüstungen aus diesen Krieg waren alsotzlos— eine optische Täuschung; oder eine harmlose Theater-Vorstellung„Väterchens"— a U Plewna.— Dr. Rüder hat„zu Recht" erkannt, daß unser verant-wortlicher Redakteur, Helßig, zu 10 Mark Geldstrafe sowie zu7 Tagen Haft zu verurtheilen sei, weil derselbe„glaubhaftbeschuldigt" ist,—„die in London zu Gunsten der politischenBerurtheilten in Neu-Caledonicn veranstaltete Waaren-Lotteriedurch Aufnahme von Inseraten in der Zeitschrift„Vorwärts",sowie durch Beförderung von Loosen an die Besteller und durchAnnahme und Einsendung der dafür gezahlten Geldbeiträge be-fördert zn haben."—„Glaubhaft beschuldigt"? oho! Darüberwollen wir erst die Meinung des Gerichts hören.— Der„Mecklenburgische Arbeiterfreund", ein Blatt, das wacker für dieInteressen der Arbeiter eintritt, hat in der Person seines Re-bakteurs Wettengel auch bereits mit den Gerichten zu thungehabt. Wegen Verleumdung eines Tessiner Arztes wurden ihm30 Mark und wegen Beleidigung eines Schweriner Gerichts60 Mark Geldstrafe zuerkannt. Im zweiten Prozeß wurde des-halb auf ein höheres Strafmaß erkannt, weil der incriminirteArtikel das betr. Gericht in der Meinung der Leser des„Ar-beiterfreund", die dem ungebildeten Publikum angehörten,herabsetze. Aber die Sozialdemokratie hat sich ja gerade dieAufklärung des„ungebildeten Publikums" zur Aufgabe gemacht— warum verfolgt man sie also?— Unbrauchbarmachung von Schriften. Folgende, imVerlagsmagazin in Zürich erschienenen Druckschriften: 1)„DerMilitarismus", 2)„Der europäische Krieg", 3)„Das kleineBuch vom großen Bismarck" und 4) die bekannte in Paris er-schiencne Appcllationsrechtfertigung des Frhrn. v. Loü„FürstBismarck und die Reichsglocke", in denen von der Staatsan-waltschaft und den Gerichtshof Beleidigungen des Kaisers und desFürsten Bismarck gefunden wurden, sind auf Antrag des Staats-anwalts Schütz von der siebenten Deputation des BerlinerStadtgerichts am 20. Oktober unbrauchbar gemacht worden. DieStrafanträge des Fürsten Bismarck haben vorgelegen.Ein mysteriöses Schristchen.Die„Bergische Volksstimme" bringt folgenden bemerkens-werthen Artikel:Wer sich an den politischen und sozialen Bestrebungen derNeuzeit aktiv betheiligt, dem stoßen, inmitten der wichtigen Er->eignisie des Tages, inmitten des Ringens der großen Parteien,der Wahlschlachten und parlamentarischen Kämpfe mitunter ganzunscheinbare Dinge auf, welche für gewöhnlich vergessen werden,'welche aber, wenn sie von einem guten Gedächtniß ausgefaßtwerden, dem Beobachter den Indizienbeweis liefern, daß myste-'riöse Elemente thätig sind und unter der Oberfläche des öffent-'lichcn Lebens und Treibens eine geheimnißvolle Maulwurfs-arbeit vollführen.Ein solcher Maulwurf ist dem Schreiber dieses jetzt zumdrittenmal in die Quere gekommen, weswegen die Mühe nichtumsonst sein wird, ihn einmal an das Tageslicht zu fördern.Es berichtete nämlich vor einigen Tagen die„Sozmldemo-kratische Correspondenz" Folgendes:„Das Berliner Polizei-Präsidium läßt in allen Buchhand-lungen nach einer Druckschrift mit folgendem Titel suchen:„Ein Europäischer Soldat an seine Kameraden; nachzu-drucken und in alle Sprachen zu übersetzen, in allen Ländernund Kasernen zu verbreiten."Wahrscheinlich, daß hiermit die Durchsuchung der BerlinerKasernen im Zusammenhang steht.Dem Titel nach zu urtheilen, hat man es hier zweifellosmit einem sehr plumpen und zweideutigen Machwerk zu thun,welches anfangs der fünfziger Jahre, als der Spion HentzeVerschwörungen braute und Bomben fabrizirte, verfaßt wordenund vielleicht auf einen ähnlichen Ehrenmann zurückzuführen ist.Andere schreiben es Carl Heinzen zu; seine Verbreitung geschahaber durch Bomben-Hentze und Consorten. Auch in neuererZeit hat das Schriftchen eine merkwürdige Rolle gespielt.Während des Hochverrathsprozesses gegen Bracke und Ge-nassen und jenes gegen Bebel und Liebknecht fand sich einExemplar dieser zu„Hochverrath" und„Königsmord" direktauffordernden Schrift bei den Akten vor, aber ohne jeden Ber-merk, wo es gefunden sei, so daß schließlich die Richter vondiesem„Mädchen aus der Fremde" ganz absahen. Nur eineQuelle wußte merkwürdigerweise, woher die Schrift angeblichstammte, das war die vom„Gründer" Wagener inspirirte„Zeidler'sche Correspondenz". Diese berichtete, daß die Militär-behörde den Mitinternirten Bracke's, Herrn v. Bonhorst ausLützen entlassen habe, daß man ihn dann bis Chemnitz verfolgtund dort wieder verhaftet habe, und daß bei dieser Gelegenheitbei ihm das geheimnißvolle Schriftchen gefunden sei.Diese„Enthüllung" stand lange vor Beginn des Prozessesin jener Correspondenz, berechnet auf Abdruck in der conser-vativen Presse, und doch fand sich, wie gesagt, in den Aktenselbst Nichts davon, daß bei von Bonhorst oder sonst Jemanddie Schrift confiszirt sei. Wie kam Wagener, während dieUntersuchung noch streng geheim geführt wurde, dazu, zu wissen,was nach„eingehendstem Studium" nicht einmal die Staats-anwälte hernach wußten?Ein hübsches Räthsel!—Doch zum zweiten Fall, wo wir dem Maulwurf begegneten.Als im Sommer 1874 Hasselman» von der HannoverschenGeneralversammlung des Allgemeinen deutschen Arbeitervereinsspät Abends nach Berlin zurückkehrte, fand er in seiner Woh-nung an Hundert dieser kleinen, leicht in der Westentasche zutransportirenden Druckschriften vor. Ihn wunderte das nichtgerade, denn da er kurz zuvor im Reichstage mehrere scharfeReden gegen den Militarismus gehalten hatte, konnte irgend einunbekannter alter Achtundvierziger ihm dies Geschenk zugedachthaben. Merkwürdig aber war es, daß dieser Verschwörer dieSchriftchen nicht unter Couvert, sondern frei für JedermannsAnsicht unter Kreuzband geschickt hatte! Hasselmann er-innerte sich dann der Äffaire mit der„Zeidler'schen Correspon-denz" und den Hochverrathsprozessen, und da bei einem solchenVorrath von Exemplaren seitens„haussuchender Behörden"natürlich der„Zweck der Verbreitung" gemuthmaßt wird, dieSchrift auch so wie so nichts werth ist, beschloß er, dieselbe sichso rasch als möglich vom Halse zu schaffen und verbrannte so-fort den ganzen Haufen.Und das war gut, denn am nächsten Morgen, früh 5 Uhr,rückten ihm unter der Führung des berühmten CriminalinspcktorsPick vier Polizeicommissare vor das Bett und durchsuchten seineWohnung so gründlich, daß ihnen keine Stecknadel entgangenwäre, geschweige denn ein solcher Fund.Gegenwärtig spukt nun dieser Maulwurf in Berlin und treibtnicht unexistent gemacht. Das ist in Kürze der ganze Inhaltdes Wander'schen Vortrages.,.... t_Stieber sagt nun darüber zunächst, es sei darin ein„ha-Mischer Tadel der Censurgesetze" enthalten, und meint, die vonihm angestrichene Stelle, in welcher Wander gesagt hat: eralaube die Censurgesetze beachtet zu haben, doch wolle er esnicht behaupten; denn die Instruktionen der Censoren ändertensich wie man die Hand umdrehe, wie das durch die binnen achtTagen in den Zeitungen einmal zugelassene, einmal verhinderteBesprechung der Schlöffel'schcn Schrift bewiesen werde.r In welchen von Wander's Worten das denuncirte tadelndeMoment seinen Sitz haben soll, ist von Hrn. Stieber nicht an-gegeben. Damit es also der Vertheidigung mcht an einemGegenstande fehle, muß es, auf die Gefahr hin, ein falsches zufinden, erst aufgesucht werden.(Fortsetzung folgt.)Literarisches.Deutscher Schwerspath. Satyre aus der Gegenwart vonRudolf Röttger. Mainz. Commissionsverlag von I. Diemer.In humoristisch-satyrischer Erzählungsform geißelt dcr Verfasserin recht gelungener Weise den Schund und die Verfälschungenauf allen Gebieten. Wir können das Schriftchen bestens em-�Die freien religiösen Gemeinden und die Sozial-demokratie. Ein Wort zum Frieden. Von Carl Scholl.Heidelberg im Selbstverlag des Verfassers. Commissionsverlagder Buchhandlung des„Vorwärts" in Leipzig.— Unter vorstehendem Titel hat Herr Karl Scholl seinen bei Gelegenheitdes Stiftungsfestes der Fürther freireligiösen Gemeinde gehaltenenVortrag dem Druck übergeben Daß er dabei den sozialistischen Be-strebungen Gerechtigkeit widerfahren ließ, hat unsere Gegner argverschnupft, und es suchte deshalb auch die Tagespresse m be-kannter Manier den Vortrag todtzuschweigen. Deshalb ist esgut, daß Herr Scholl seinen Vortrag weiteren Kreisen in Formeiner Brochüre zugänglich macht, namentlich auch solchen Kreisen,wie der Herausgeber ausdrücklich sagt, wo bisher Vorurthellund Egoismus der Sache der Wahrheit und Gerechtigkeit imWege stand.Jllustrirter Volkskalender für 1378. Barmen. Hermann Lange's Verlag. Mehrere hübsche Erzählungen, einegroße Anzahl Anekdoten, Sinnsprüche, Gedichte— Alles involksthümlichem Sinne gehalten, machen den Kalender empfehlens-werth.Allgemeine Betrachtungen über die Gesammthan-delsflotte mit besonderer Berücksichtigung der deut-schen Seeschiffahrt. Für die deutschen Schiffszimmerleutezusammengestellt von Heinrich Groß. Hamburg. Genossen-schaftsbuchdruckerei daselbst. Für die zunächst betheiligten Schiffs-zimmerleute ist der Inhalt der kleinen Schrift höchst Wissenswerth.sein„verschwörerisches" Wesen. Wir meinen daher, daß es guist, obige Thatsachen recht gründlich zu prüfen; man kommtdann dem Mautwurf auf die Fährte.Kritische Gedankeneines Subalternen über das Verwaltungsfystemder preußischen Staats eisenbahnen.(Schluß.)Bevor durch den vorerwähnten ministeriellen Erlaß Com-Missionen eingerichtet wurden, sind die Geschäfte derselben, aller-dings in etwas beschränkterer Vollmacht, durch Betriebs-Jnspek-tionen geführt. Man möge aber nicht glauben, daß diese Be-triebs- Inspektionen nunmehr als überflüssig beseitigt worden sind.Im Gegentheil, dieselben bestehen noch, haben ihre bisherigenFunktionen beibehalten; nicht genug daran— es sind sogarbei jeder Commission noch sogenannte Bau-Jnspektionen errichtetworden— kurz, man ist bemüht gewesen, soviel Zwischenbchör-den zu gründen, wie nur möglich. Ob dies zur Erleichterungdes Geschäftsganges dient, erhellt aus folgendem Beispiel: Erstens:ein Stationsbeamter wendet sich in einer generellen Angelegen-heit an die Direktion. Sein Bericht geht nun durch die Handa. seines Stations-Vorstehers, b. des Betriebs-Jnspektors, c. derCommission und gelangt dann erst zur Direktion. Viele Köcheverderben den Brei— das ist ein Sprichwort, das hier wirklichseine Nutzanwendung findet.Ich kann mich nicht der Ansicht erwehren, als wenn dieEisenbahn-Commissionen, die in der That, wie wohl aus Vor-stehendem ersichtlich, weiter nichts wie erweiterte Betriebs-Jn-spektionen sind, keinen anderen Zweck haben, als um dem Ber-sorgungsinstitut für junge gut empfohlene Assessoren eine nochgrößere Ausdehnung zu geben. Und diese Herren werden, wasihre Einkommensverhältnisse betrifft, wahrlich nicht schlecht ver-sorgt. Ein eben in den Eisenbahnverwaltungsdienst eingetretenerRegierungs-Assessor soll allerdings nach dem Etat nicht mehr als1800 Mark erhalten und soll dieser Gehalt während der Dauerseiner Hilfsarbeiterschaft auf nicht mehr wie 3600 Mark steigen.Bei dem Minimalgehalte bleibt derselbe jedoch nur ganz kurzeZeit stehen und er hat meist schon nach 2—3 monatlicher Thätig-keit eine Aufbesserung von 900 Mark. Nachdem ihm Sitz undStimme im Collegium ertheilt ist, erhält er 3600 Mark. Dasjüngste etatsmäßige Mitglied einer Eisenbahndirektion erhält4200 Mark nebst dem tarifmäßigen Wohnungsgeldzuschuß, wel-cher für Berlin beispielsweise 900 Mark beträgt. Dieses Ge-halt erfährt zumeist bereits in Jahresfrist eine nochmalige Auf-besserung von 300 Mark. Auf diese Weise beziffert sich dasEinkommen eines Assessors, der, abgerechnet seine Lehrzeit, alsReferendarius dem Staat 3 Jahre Dienst geleistet hat, auf 4500Mark nebst dem Wohnungsgeldzuschuß von mindestens 600 M.Wenn man hingegen das auf 2700 Mark nebst Wohnungsgeld-zuschuß normirte jüngste Gehalt eines Kreisrichters, der den-selben Anforderungen an juristische Bildung genügt haben muß,und der gewiß ungleich mehr zu leisten hat, in Betracht zieht,so muß jeder die Ungleichmäßigkeit einsehen und sich unwillkür-lich fragen, nach welchen Prinzipien die Regierung da wohl ge-handelt haben mag.Weniger günstig gestalten sich die Besoldungsverhältnisse derSubalternbeamten. Sie haben nach bestandenem Sekretär-Exa-men noch jahrelang auf Anstellung zu warten, denn es ist öfterbereits vorgekommen, daß dadurch Ersparnisse erzielt wurden,daß im Etat vorgesehene Sekretärstellen lange Zeit nicht besetzt,sondern durch Hilfsarbeiter verwaltet wurden. Die zwischen dergeringeren wirklichen Besoldung und dem im Etat vorgesehenen Ge-halt der Stelle entstandene Differenz kommt dann dem Erspar-nißfonds zu Gute und können diese Ersparnisse, die aus demsauren Schweiße der armen Subalternen gequetscht find, dannvielleicht zu Remunerationen und Dotationen für die höherenBeamten verwendet werden. Ob dies richtig gehandelt ist, über-lasse ich der Beurtheilung des Publikums. Meiner Ansicht nachist jeder Arbeiter des ihm versprochenen Lohnes Werth.Die Eisenbahnverwaltungen veröffentlichen alljährlich einenBetriebsbericht. Man möge indessen nicht glauben, daß die-jenigen Summen, welche in den verschiedenen Ressorten als de-finitiv verausgabt mitgetheilt werden, nun auch wirklich die Ge-sammtausgaben der Eisenbahnverwaltung für das betreffendeJahr rcpräsentiren. Die Verwaltungen haben, um nicht über alleAusgaben Bericht an die Oeffentlichkeit erstatten zu müssen,Ausgabetitel erfunden, der Summen, deren Spezialisirung sichin dem Geschäftsberichte schlecht ausnehmen würde, mit demMantel der Liebe bedeckt, indem er sich der Publicirung ent-zieht— es ist dies der sogenannte„allgemeine Baufonds".Dorthin werden alle diejenigen Summen gebucht, welche für— Hans Blum. Wie unsere Leser sich erinnern werden, hat dasbekannie Individuum dieses Namens den Genossen Liebknecht aufBeleidigung verklagt, weil von demselben die allerdings unangenehm-Thatsache an's Licht gezogen worden war, daß obengenann.er HansBlum in seinen„Grenzboten" den Fürsten Bismarck als Urheber dernotorisch gefälschten Emser Depesche bezeichnet hatte. Der Prozeß,über den wir nach seiner Beendigung ausführlich berichten werden, zogsich in die Länge; in erster Instanz wurde Liebknecht zu einer Geld-buhe von 300 Mark verurtheilt. Bor etwa 4 Wochen fand nun dererste öffentliche Termin(2. Instanz) statt. Herr Hans Blum, dem persönlich gegenüberzutreten Liebknecht erwartet und gehofft hatte, glänztedurch Abwesenheit, und war nur durch ein Schriftstück vertr?ten, inwelchem er Ausschluß der Oeffentlichkeit beantragte, ein Antrag,dem leider nach der Gerichtsordnung ohne Weiteres Folge geleistetwerden mußte. So war Liebknecht um ein vergnügtes Stündchen ge-prellt. Die Vertheidigung wurde von dem Angeklagten selbst und vomRechtsanwalt Frey tag geführt, selbstverständlich in nicht allzu schonen-der Weise für den tapferen Kläger. Der Beweis, daß die von Liebknechtbehauptete Thatsache richtig, war leicht zu erbringen, ebenso der Beweisdafür, daß einige mit Bezug auf diese Thalsache und die von HansBlum dabei gespielte Rolle im„Vorwärts" gebrachte Notizen(zu derenUrheberschaft sich der Angeklagte mit Vergnügen bekannte), die ver-schiedene starke Ausdrücke enthielten, durch maßlose Schimpfereiendes Hans Blum provozirt, und, verglichen mit demselben, im Tonhöchst maßvoll und natürlich anständig waren. Das schlug durch. Diebetreffenden Blumiaden wurden zu den Akten gegeben und vom Gerichts-Hof die Wiederaufnahme der Untersuchung beschlossen und derTermin vertagt. So hätte also Hans sich bis dato umsonst— aus-gezeichnet. O Jerum!(Siehe auch Correspondenz Leipzig.)— Die Moral der heutigen Gesellschaft spiegelt sich rechtdeutlich ab in dem„Berliner Fremdenführer", einem Blatt, das gratisvertheilt und allen Reisenden in den Bahnzügen nach Berlin eingehin-digl wird. In einer der letzten Nummern finden wir hintereinanderzwischen einer Menge ähnlicher Annoncen folgende, meist ständigeAnnoncen:1) Ballhaus. Jeden Abend Extra-Tänze von eigens dazu engagirtenUngarinnen, Wienerinnen ec.2) Baumbach's Casino, Prinzenstraße 80, täglich Tanz bei freiemEntree.3) Victoria-Salon, Friedrichstraße 179, 1. Cafe Chantant der Rest-denz. Concert einer ausgezeichneten Damen- Capelle, ff. Weine undBiere, gute Küche. C. Ulbrich.4) Deutscher Reichs-Salon, Friedrichstraße 37, an den Linden, Can-cert-Salon 1. Ranges. Das schönste und feinste Chantant Berlins.Täglich Austreten zehn junger Damen, nur Spezialitäten, sowie Auf-treten der beliebten Chansonette Rosa von Horwarth, des ProfessorsHerrn M. Rößner. Tag und Nachts geöffnet, prompte und f. Bebte-nung. ff. Weine, echte Biere, gute Küche. C. Ulbrich.5) I-es deantes du jour de Berlin sont aasemblies cliez Mr. E.Mulertt.(Zu deutsch: Die Berliner Schönheiten des Tags sind ver-sammelt bei—), Friedrichstraße 37a.K) Einzig in seiner Art Fremden empfohlen: Restaurant GoldenesHauS, Friedrichstraße 89, E. Schubert. Freundliche Bedienung. Weinund echte Biere.7) On dit qae se trouvent les plus belies Alles de l'Europe etles plus(!) ineillenrs vins de la France et de rAllemagne dans locelebre Chäteau Mila Jasper(Man sagt, daß die schönsten MädchenEuropa's lc. sich finden bei—), Berlin, Kochstraße 56.8) Eine echte Afriianertn und Damen verschiedener Nationalität ser-Viren in R. Mulertt's Weinhandlung, Berlin, Friedrichstraße 37a.Und so weiter!Was in diesen Anzeigen angezeigt, ist, daß es sich um die mehroder weniger verhüllte Prostitution niederster Art handelt, das weißJeder, der mit dem„großstädtischen Leben" einigermaßen vertraut ist.Diese Höhlen des Lasters, die, gespeist von der Corruption, ihrerseitsdie Corruption wieder speisen, floriren unter den Augen der Behörden,unter dem Schutz des Gesetzes— und Herr Teffendorff, der es für seinen Beruf hält, die Gesellschaft vor den„unmoralischen" Sozialisten zuretten, steht billigend oder gleichgiltig vor diesen Auswüchsen und Be-thätigungen der von ihm vertheidigten Bourgeois-Moral.