einen Andern dasnr zu bezahlen, daß er seinen Knaben über-wacht.— Wo ist die größte Wahrscheinlichkeit, daß das Kindauf Abmcge geräth? Zwei Mädchen wandern zur Stadt, Arbeitzu suchen. Sie finden reichlichen Lohn z. B. als Näherinnenin zwei verschiedenen Geschäften; in der Krise fallirt das eine;und eines dieser Mädchen sitzt obdachlos und ohne Nahrung da.Beide werden seit lange von reichen Dandys umworben. Beiwelchem, Herr Pfarrer, ist es wahrscheinlicher, daß es der Ver-führung zum Opfer fällt? Und von mehreren jungen Leuten,welcher wird wahrscheinlicher die Verführung vollbringen, der,welcher über ungezählte Summen verfügt, oder der, welcherdurch seine Arbeit leben muß? Wahrscheinlicher? frage ich. Siehaben hier das Beispiel von dem frommen, auch im Unglück zu-friedenen Armen bei der Hand.— Wir sagen indeß nicht: Je-den verdirbt Reichthum, und Ärmuth treibt Jeden zum Frevel,denn es gibt in der That noch eine Menge anderer Einflüsse,die die sittliche Tüchtigkeit des Menschen bestimmen. Aber jene sindein Hauptmoment, welches Einfluß auf diese übt, und so wirdsie immer den Durchschnitt bestimmen. Doch das wissen Sie amEnde selbst:„Armuth und Reichthum gib mir nicht".„Es istleichter, daß ein Kämest durch ein Nadelöhr gehe, als daß einReicher in's Himmelreich komme." Warum steht dies in IhremBuch der Bücher. Doch wohl nur, weil dessen Verfasser ein-sahen, welchen Einfluß Ärmuth und Reichthum auf die sittlichePersönlichkeit ausübten.—Und nicht Armuth und Reichthum als solche sind das, wasden Hauptemfluß auf die Sittlichkeit ausübt, sondern ein Faktor,den man gewöhnlich ganz zu übersehen pflegt, die oben geschil-derte, durch Reichthum und Arinuth bei oen letzigen Gesellschafts-zuständen bedingte ökonomische Abhängigkeit des Menschenvom Menschen.F. Schleiermacher sagt: Jedes Einzelwesen ist nur sittlich, inwiesern in ihm und von ihm ans die Vernunft überhaupt orga-nisirt wird und symbolisirt(Philos. Sittenl.§ 157) d. h. inwiefern das Individuum seine Handlungen nicht nach äußerenRücksichten, oder äußerer Autorität, sondern nach Bernunstgrün-den bestimmt.Ist dies heute prinziell möglich? Das Beispiel unseres obenerwähnten"doch gewiß menschenfreundlichen Fabritherrn soll esIhnen zeigen. Jener gute Mann ist beispielsweise streng katho-lisch uno muß natürlich der Ueberzeugung sein, daß er thunmüsse) was in seinen Kräften stehe, um der alleinseligmachenden.Kirche ihre Mitglieder zu erhalten. Er nimmt daher, das kannihm Niemand wehren, nur katholische Arbeiter an, die gern undwillig die Bedingung auf sich nehmen, nur katholische Zeitungenzu lesen, katholische WeiSer zu nehmen u. s. w. Aber im Laufoer Zeit ändert sich das. Einer macht Bekanntschaft mit evan-qelischen Gedanken und findet diese vortrefflicher als die katho-tischen, ein zweiter liebt ein evangelisches Mädchen/ ein dritterist anderer politischer Meinung geworden, als seine katholischenZeitungen und möchte liberal wählen, ein vierter kann sich mitder Beichte nicht ferner einverstanden erklären u. s. w.— DieLeute haben ja nun wohl die Freiheit, auszutreten, und anders-wo ihren Lebensunterhalt zu finden? Theoretisch wohl! Aberpraktisch— in entfernter Gegend ist wohl noch eine Fabrik, woder Eine seine Fertigkeiten verwerthen könnte, aber wer zahltihm die Umzugskosten dahin? Der Andere hat sich beinah dasEigenthumsrecht an einem Hause er vorben, wenn er seineStellung aufgäbe, hätte er erst recht iricht die Möglichkeit, seineGeliebte heimzuführen, denn die Wahrscheinlichkeit, sein Besitz-thum zu veräußern, ist gering; der dritte ist kränklich und siehtemem Leben voll Elend entgegen, wenn er das Anrecht an dieKrankenkasse, der er seit langen Jahren angehört, aufgeben muß,der vierte denk: an Weib und Kind, die er hier gesichert hat,und die er einem ungewiffen Schicksal Preis gäbe. Hat er nichtauch Pflichten gegen diese? Was hilft allen diesen Leuten nunihre Ueberzeugung? Können sie wirklich danach leben? Sie müssenbleiben uno heucheln.Wie mancher möchte anders reden, anders wählen— aberseine Kundschaft besteht aus solchen, die seine Ansicht nicht thei-len; und es ist döch natürlich, baß diese bei gleicher Leistungden Verdienst einem Solchen zuwenden, der ihre Ansicht theilt.— Mancher Beamte empfindet schwer, daß in gewissen Regionendes Beamtenthums Vieles zu wünschen � übrig bleibt. Indeß,wenn er seinen Mund öffnen wollte, was stände ihm bevor?Doch zum mindesten möglichste Hintansetzung seiner Interessen.Tw muß er meiden, um seiner Angehörigen willen. Und inder That, es wird vom öffentlichen Rechtsbewußtsein eine derartigeAufopferung meist zur Pflicht gemacht, und der gewissenlos ge-schölten, der die Freiheit seiner sittlichen Ueberzeugung über dasWohl und Wehe auch seiner Angehörigen stellt. Eine langeStuftnleitcr führt von den Fällen, wo die öffentliche Meinung,casuifiisch urtheilend, wie sie ist, ein Thun oder Lassen aus Rück-Ei« Stück Geschichte.Defension(Vertheidigungsschrift) in der Untersuchungssachewider Wander.(Sßnrn Justizrath Robe(d. d. 9. September 1845.)(Fortsetzung.)Tadeln heißt ursprünglich urtheilen, jetzt: bei Beurtheilungeiner Sache, Gebrechen daran finden, und diese herausstellen,also Ausstellungen machen.Ich kann nicht finden, daß Wander die Censur selbst undüberhaupt, noch auch, daß er eine besondere einzelne Censur-Maßnahme als ein Gebrechen bezeichnet hätte. Er sagt nur,daß die Censur-Jnstruktionen rasch wechseln, wie man eine Handumdrehe. Diesen raschen Wechsel bezeichnet er weder lobendnoch tadelüd. Dennoch kann allein in diesen Worten der Grundder Denunziation gefunden werden; und es entsteht die Frage,ob der behauptete rasche Wechsel schon an und für sich ein Ge-brechen der Censur ist, dessen bloße Nennung als eine Frechheit,eine Unehrerbietigkeit angesehen werden muß.Die Behauptung rascher Aufeinanderfolge amtlicher Jnstruk-tionen ist an und für sich gar kein Tadel; und noch weniger istes einer in Beziehung auf die Censur. Die Censur hat es zumgroßen Theil mit Zeitschriften zu thun, also mit Tagesereig-nissen. Tagesmeinungen, Tagesgesprächen. Sie hat von der siedirigirenden Politik die Aufgabe, auf die Tagesmeinung einzu-wirken, hemmend, besänftigend, fördernd, oder gehen lastend.Je nachdem also die öffentliche Meinung über einen Gegenstanddes Tagesgesprächs gelellet werden soll, müssen die Instruktionenwechseln. Da die Zeit von Tag zu Tag neue Ereignisse bringt,so kann es geschehen, daß auch mit jedem Tag neue Instruktionengegeben werden müssen, und ihnen gemäß der Censor einenGegenstand der Besprechung heute noch freiläßt, welche ihmmorgen eine neue Instruktion momentan oder gänzlich ihr zuentziehen anweist. Rascher Wechsel ihrer Instruktionen ist fürdie Censur also nicht nur kein Gebrechen, sondern eine ihremWesen entsprechende Eigenheit. Demjenigen, welchem weder dasvesen der Censur klar ist, noch die eben herrschenden, sie lei-fichmahme auf äußere Interessen für erforderlich erllärt, bis zuden graderen Fällen, wo sie den verurtheilt, der einen äußerenBortheil erstrebend, sich den Mächtigen beugt. Wo ist dieGrenze, die anzeigte, wann jenes, wann dieses Urtheil eintretenmuß? Wir sind so in diesen Verhältnissen eingelebt, daß wir dietiefe prinzipielle Unfittlichkeit kaum merken. Wir selbst, jeder vouuns, Herr Pfarrer, auch Sie, wenn Sie es sich klar überlegen— ist von der Erbsünde dieser gesellschaftlichen Verhältnisse an-gesteckt und thut achtlos in seinem Leben unzählige Thatsn, dieer ohne Aufopferung besserer Ueberzeugung geschaffen, unterläßtunzählige, die er, besserer Ueberzeugung folgend, gethan hätte.(Schluß folgt.)Sozialpolitische Ueberficht.— In der dritten(Mittwochs-) Sitzung des preußi-schen Landtags wurde ein Schreiben des„Bicepräsidenten desStaatsministeriums" Camphausen verlesen, das die BeurlaubungEulenburg's anzeigt. Anläßlich dieses Schreibens soll nun derUrlaub des Flinte-schießt-Säbel-haut-Manns mit Etlichem wasdrum und dran hängt in einer der nächsten Sitzungen zur De-batte gelangen. Ein charakteristischer Borgang bildete den Schlußder Sitzung.„Abgeordneter Windthorst— wir folgen demBericht der„Magdeburger Zeitung"— spricht sein Bedauerndarüber aus, daß wiederum Manches nicht fertig sei, was demHause vorgelegt werden solle. Er begreife unter diesen Um-ständen die Eile nicht, mit welcher das Haus einberufen sei.Besonders befremdlich erscheine es, daß die Einberufung zu einemSonntage erfolgt sei und zwar um 11 Uhr, also zu einerZeit, wo der Gottesdienst noch fortdauere. Ich glaube, fährtRedner mit Emphase fort, daß ein solches Vorgehen im ganzenLande entschiedene Mißbilligung finden wird.(Rufe links: Nein,nein! Im Centrum: Ja!) Ich constatire mit Befriedigung,daß die Herren rechts von mir„Nein" gerufen haben; mit Be-friedigung, weil nun das Land weiß, wie Sie denken. Ich er-blicke in einem solchen Vorgehen Symptome der Auflösung, überwelche von hoher Stelle so lebhaft geklagt wird. Ich hättees mindestens für passend gehalten, daß wir an dem Tage keineSitzung im Hause hielten. Das Herrenhaus hat keine Sitzunggehalten; wir aber sind so weit— vorgeschritten."So der alte Fuchs. Daß ernsich mit Rosenkranz und Gebet-buch genau ebenso— ehrwürdig ausnimmt, wie weiland Reineke,ist ja unzweifelhaft richtig, allein das oerhindert nicht, daß ermit seinem Tadel vollkommen recht hatte. Thatsache ist: daßfür den Landtag keine bedeutenden Gesetzesvorlagen ausgearbeitetsind, und die Berufung auf den Sonntag, der nach dem Gesetzein Ruhetag sein soll, durchaus unpassend war, wenn auch nichtaus den von Windthorst vorgebrachten Gründen. Und fernermuß zugegeben werden, daß die Anspielung auf die bekanntenÄeußerungen des Kaisers über die„Symptome der Auflösung"ein sehr guter Treffer und durchaus berechtigt war.So dachte aber nicht der große Fortschrittsmann in denRückschrittsstiefeln: der pfaffgewordene Materialist Virchow.Offenbar beneidete er seinen Collegen, den bankrouten Dunckerum dessen Lorbeeren als freiwilliger Regierungscommissar(in der clsäsfischen Frage). Er fühlte ein unwiderstehliches Be-dürfniß, auf die Bemerkungen des Abg. Windhorst zurückzu-kommen.„Ich(Virchow) habe nicht zu Denjenigen gehört, die„Nein" gerufen haben. Nichtsdestoweniger glaube ich dagegenProtestiren zu müssen, daß Herr Windthorst auf Aeuße-rungen von hoher Stelle provozirte. Das widersprichtvollständig dem parlamentarischen Gebrauch, den wir bisherbeobachtet haben.(Zustimmung.) Zudem wissen Sie ja,daß die Einberufung unter der Sanktion Sr. Majestätdes Königs erfolgt ist."Selbst angenommen, gegen das, was Herr Virchow h:er sagt,sei an sich nichts einzuwenden, so hätte er es doch einemoffiziellen Vertreter der Regierung überlassen sollen, eszu sagen, da die Rolle des parlamentarischen Polizeidienersfür einen Abgeordneten, und gar ein Mitglied der Opposition.das obendrein sich für einen Vertreter des Fortschritts ausgiebt.sich sehr wenig schickt. Die Fortschrittspartei hat es förmlichdarauf abgesehen, ihr Verhalten in möglichsten Gegensatz zuihrem Namen zu bringen und allen übrigen Parteien wenig-sten« auf dem Gebiete der Servilität den Rang abzulaufen.Daß die Schlußbemerkung des Herrn Virchow nur Wasserauf die Mühle Windthorst'S ist, und dessen Pfeil noch tiefer insFleisch eindrückt, davon scheint der scharffinnige Gelehrte Virchowkeine Ahnung zu haben.— Antisozialdemokratischer Arbeitercongreß zuGera. Die auf dem Congreß festgestellte Liste der anwesendenSozialistentödter zeigte nach der Zusammenstellung des Bureaustenden politischen Regierungsanfichten bekannt sind, kann beisolchen Vorkommnissen, wenn er nur den Censor im Auge hat,dessen heutiges Verfahren allerdings mit dem gestrigen in Wider-spruch zu stehe» scheinen. Aber er kann, daß er diese Erschei-nung bemerkt habe, ungehindert aussprechen, denn die bloßeMittheilung dieser Bemerkung enthält noch keineswegs die Er-klärung, daß das Wahrgenommene ein Gebrechen sei.Wander thut nun eben auch nichts weiter, als daß er eineWahrnehmung mittheilt. Er führt, ohne ein Urtheil darüberzu fällen, ein reines Faktum an und nennt, weil zwischen derersten zugelasseneu Besprechung und der versuchte», aber ver-hinderten zweiten nur ein Zeitraum von 8 Tagen verflossenwar, die Aenderung der Instruktionen eine sehr rasche. Daß erdie Erscheinung aus dem Wechsel der Instruktionen hervor-gegangen annimmt, und nicht aus der Willkürlichkeit oder derLaune des Censors beweist, daß er dem Handhaber der Censurweder Willkür noch Laune, sondern richtiges Berständniß undstrenges Festhalten der ihm gegebenen Vorschriften zutraut. Stur,wenn das von Wander behauptete Faktum unwahr und widersein besseres Wissen von ihm erfunden wäre, könnte man eineBeschuldigung gegen ihn daraus machen, weil eine solche Erfin-'dung eine Verleumdung sein könnte. Das von Wander er-.wähnte Faktum ist aber wirklich wahr, worüber nöthigenfallsdie Redaktionen der beiden bezeichneten Zeitungen Auskunftgeben können. Ebenso könnte eine Eigenschaft der Censur, welchekein Gebrechen ist, von Wander falsch beurtheilt und als einGebrechen dargestellt worden sein, ohne daß man mehr als ebenein unrichtiges Urtheil darin finden dürste. Eine Beschuldigungkönnte man ihm nur dann daraus machen, wenn bewiesen würde,daß Wander zwar ein anderes Urtheil gehabt, aber absichtlichund wider besseres Wissen das, was keins ist, als ein Gebrechendargestellt hätte, nur um Unzufriedenheit gegen diese Eigenschaftzu erregen. Dieser Beweis ist nicht nur nicht geführt, sondern,da Wander den raschen Wechsel der Censurinsttuktionen blosanmerkt, ohne ihn als ein Gebrechen zu bezeichnen, so ist einTadel der Censurgesetze gar nicht vorhanden. Die Worte„wie man eine Hand umdreht" enthatten nur eine populäreBezeichnung der Schnelligkeit, ohne eine tadelnde Eigenschaft mit[88 Theilnehmer an, dele�irt zu an-gestzrochen poli-tischest Zwecke von fortschrtttlichen und nattonalttberalen Wahl-,[Reichs-, Bürger, Gewerbe-, Bildungs-, Bezirks- w. Bereinen;auch ein Knappschaftsoerein, der unter der direkten Controle derpreußischen Regierung steht, der St. Johann- Saarbrückmer,hatte seinen Beitritt erklärt. Aus Preußen/wo das Vereins-� g-setz die Verbindung polittscher Bereine zu gemeinsamen Zweckenverbietet, war die Mehrzahl der Herren delegirt. Kein Staats-; anmalt, kein Polizeimann wird dagegen einschreiten— es findja Anti-Sozialdemokraten. Wir gönnen gewiß unseren Gegnernvolle politische Freiheit, wir erachten die betreffende Stelle despreußischen Äereinsgesetzes für äußerst reakttonär— aber siewird, das bestätigt uns wohl Herr Tessendorff, gegen uns mitaller Schärfe angewandt, während sie für unsere Gegner garnicht existirt. Und das nennt man Gleichheit vor dem Gesetze.— Auf dem Congreß erhob der Schatzmeister, Herr Maureraus Cassel, lebhafte Klagen über die mangelhasten finanziellenVerhältnisse. Sehr bezeichnend!— Es wurden folgende Arbeiterin den Ausschuß von dem antisozialdemvkratischen Arbeiter-Congreß, auf welchem keine Arbeiter anwesend waren, gewählt:Doktor und Gewerkvereins-Anwalt Max Hirsch, Fabrikbesitzer Goldacker, Maschinenbauer Hugo. Hamien, Fabrikbe-sitzer Dr. Max Weigert und Kaufmann S. Arons(Berlin),Wanderlehrer Julius Keller(Breslau), Redakteur Kutschbach(Dortmund), Rechtsanwalt Jonas(Wandsbeck), Schlächter-meister Fortmeyer(Fürth), Buchhändler Maurer(Kassel),Rechtsauwalt Müller(Gotha), Tischler Lederer(Nürnberg),Lehrer Arnold(Oschatz), Jnstitutsvorfteher Koch(Vinne- Jberg), Fabrikbesitzer Wiedemann(Apolda), RechtsanwaltGeorgi(Eßlingen), Prediger Sachse(Magdeburg), Maschinen-bauer Sebastian(Gera), Redakteur Schloßmacher(Greiz)und Lithograph Hahn(Burg bei Magdeburg).— Betrachten waruns die Hauptmacher dieses Ausschusses. Dr. Max Hirsch, derunfreiwillige Komiker der Fortschrittspartei; Wanderlehrer Keller.der würdige Nachfolger des Herrn Lindwurm; Kuffchbach, unserbraver Kutschbach, dem der Arbeiter Pfannkuch in Kassel einLicht aufgesteckt hat; Rechtsanwalt Jonas in Wandsbeck, der sichverletzt fühlt, wenn über die Advokaten geschimpft wird, nachdem bekannten Sprichwort:„Wen's juckt, der kratzt sich"; In-ftitutsvorsteher Koch in Pinnebecg, der bis jetzt im Sozialisten-;kämpfe immer unterlegen ist; Rechtsanwalt Georgi in Eßlingen,der bekannte Turnbruder, und Redakteur Schloßmacher in Greiz,der bei Leibe kein„grüner Junge" ist.— Das sind die Heldender Komödie; es fehlen nur noch Nathan Schlesinger, Ehren-'Duncker, Bojatzky und Liesenberg(Hamburg)— doch der Aus-schuß hat das Recht der Cooptation und wird nicht verfehlen,genanntes vierblätteriges Kleeblatt in seine Bruderarme zuschließen.— Der Fall Konitzer erfährt folgendes Nachspiel. Inder,zu Bonn erscheinenden„Deutschen Reichszeitung" befindet sichfolgende Annonce:„An den Borstand des Deutschen Vereinsder Rheinprovinz hier.Nachdem der— wie es scheint, sehr dauerhafte— Vorstandmit sammt seinem Spione, dem sehr dunklen Ehrenmanne fKonitzer, ein so gründliches Fiasko gemacht, glaube ich esmir selbst schuldig zu sein, aus dem Vereine, wenn gleich zumeinem großen Bedauern, auszutreten, wovon ich gefälligstNotiz zu nehmen bitte.Bonn, den 17. Ottober 1877.Frhr. v. Hilgcrs, Landrath a. D."Herr v. Hilgers ist uns noch aus dem norddeutschen Reichs- stage her bekannt, dem er als Mitglied des linken Centrums I(Fraktion Bockum- Dolffs) angehörte. Er war ein anständiger|Mann und deshalb auch ein anständiger Gegner der politisch iAndersdenkenden. Um so mehr waren wir erstaunt, ihn in denReihen des„Deutschen Vereins", dem ein Sybel präfidirt, zufinden. In einer„patriotischen Laune" mag er in den eteler- iregenden, unduldsamen Verein getreten lein, und so ist es auch:zu erklären, daß er die erste beste Gelegenheit wahrgenommen/Hat, aus dem Vereine zu treten, und diese bot ihm der Fall'Konitzer.— Was den Fall Konitzer aber selbst anbelangt, s»wundern wir uns, daß über denselben soviel Aufhebens gemachtwird, daß man dieserhalb so gewaltig über den„DeutschenReichsverein" herzieht. Wenn das des„Deutschen Reichsver-'eins" ganzes Verbrechen wäre, daß er einen Lumpen an seinemBusen genährt hat, so könnte man ibn wahrlich noch achten;aber die ganze Tendenz des Vereins, seine ganze Angriffsweise-gegen Andersdenkende ist so perfide und nie oerträchtig, daß mandieserhalb den„Fall Konitzer" sehr gut begreifen und demVereine den„Konitzer" fast noch verzeihen könnte. Außerdemsind die Besttebungen der nationalliberalen Partei, ist ihr Auf,sich zu führen. Wie man eine Hand umdreht ist man roch'und todl.Dabei ist nicht zu vergessen, daß die Erkennung eines Ge--brechens an einer Sache, eine Ausstellung daran, nicht schon anund für sich strafbar ist, sondern nur eine mit frechen, unehrer-bietigen Worten ausgesprochene. Wenn nun die Worte„wieman eine Hand umdreht" zwar auch kein Lob enthalten, so ent-halten fie deshalb doch auch keinen Tadel; und, wenn sie Tadelenthielten, so wäre er doch weder„ftech" noch„unehrerbiettg".Stiebcr scheint aber schon die Abwesenheit des räuchernden Lobes:für eine Unehrerbietigkeit anzusehen.In der Stelle des Vortrags, in welcher Wander zur Ab- 4Wendung des Vorwurfs revolutionärer Reden das Wort„revo-lutionär" ausdeutet, und dessen Auffassung im Sinne des Jahres1789 in Beziehung auf den Hirschberger Gewerbeverei» ohne!Rückhalt für eine Dummheit erklärt, kitzelt es ihn, diese Dumm-heit zu verspotten. Eine Revolution, meint er ironisch, lasse|sich eben so mir nichts dir nichts nicht zusammenbrauen. JnS--lbesondere die Hirschberger könnten die Furcht davon ablegen;denn noch sei nach Hensel's Hirschberger Chronik eine Revo-)lution hier nicht vorgekommen, und werde auch wohl künftig�keine vorkommen. Auch wüßten sie ja aus ihrem Wochenblatte/dem„Boten aus dem Riesengebirge", fährt er fort, die Revo- Ilutionen würden nie von den Bürgern, sondern von schlechten■Regierungen gemacht. Eine gute Regierung, sagt er nack einigen,Zwischensätzen weiter unten, habe ihre Bürger nie zu fürchten.Stieber meint, daß diese Stelle„die Staatsregierung alsdie Ursache der mancherlei verbrecherischen Bestrebungen zu ver-;dächttgen suche, welche in neuerer Zeit hervorgetreten find."Auf diese wunderbare Ansicht von dem Jnhatt der Rede konntenur Stieber komme», von dessen entsetzlicher Logik wir schon soviele vortreffliche Proben gesehen haben. Unbedenklich muß dieBegründung seines Urtheils in den beiden Sätzen gesucht werden:-Die Revoluttonen würden von den schlechten Regierungen, nichtvon den Bürgern gemacht, und: eine gute Regierung habe ihreBürger nicht zu fürchten. Von beiden Sätzen ist nur der eine: �eine gute Regierung habe ihre Bürger nicht zu fürchten, Wander'sangenommenes Eigenthum. Den andern: die Revolutionen