Wäre die Regierung und ihre Partei willens etwas zu thun, so war sie längst dazu oerpflichtet. Denn dieses sind nicht die ersten derartigen Vorkommnisse. Schon anfangs der sechziger Jahre fand eine gleich große Explosion statt, und seitdem viele andere, aber dennoch machte man keine Gesetze, welche genügende Vorsichtsmaßregeln vorschrieben. Man kümmert sich einfach nicht darum. Was schadet es auch, wenn dann und wann einige Hände" verloren gehen. Es fehlt infolge der langen Arbeits- zeit ja nicht an Ersatz. Darum wird eben die herrschende Klasse auch nur immer für ihren Geldsack bedacht sein und keine Gesetze zum Schutze der Arbeiter machen, so lange Letztere nicht selbst auf dem Plane erscheinen. Möchten doch hierüber die Arbeiter immer mehr zur Kenntniß gelangen. Der Strike der hiesigen Steinhauer dauert fort. Der Aus- gang desselben und die Folgen, welche er nach sich ziehen wird, dürften von nicht geringer Bedeutung sein. Bekanntlich wurde eine an den diesjährigen Trades-Union-Congreß gesandte Reso- lution, welche ein internationales Zusammenwirken aller Gewerk- schaften empfahl, sehr beifällig von den dortigen Delegirten auf- genommen. Sicherlich wird daher die von den Meistern unab- lässig fortgesetzte Jmportation von Ausländern zur Niederwerfung des Strikes für die Ausführung obiger Resolution wirken. Uebrigens haben die Herren Meister ziemlich Pech. Vor einigen Tagen legten wiederum 16 Deutsche die Arbeit nieder. Angeblich weil ihnen 22 Schilling zur Begleichung für Reise- spesen:c. abgezogen wurden. Gestern sollen wiederum 43 Mann aus Deutschland herübergekommen, und 60 noch unterwegs sein. Auch aus Amerika und Italien erwartet manfrische Sendung". Eigentliches Glück haben die Arbeitgeber bis jetzt nur mit den Jralienern. Diese arbeiten ruhig fort, lassen sich die Reisespesen abziehen und verweigern jedes Zusammengehen mit den Stri- kenden. Anders die Amerikaner. Bon 58 herübergekommenen haben sich sofort 52 auf Seite der Strikenden gestellt. Beim Eingehen ihres Engagements wurde ihnen von dem betreffenden Agenten gesagt, es sei kein Strike in London . Unterwegs jedoch setzte man sie davon in Kenntniß. Hierauf wurde noch während der Fahrt eine Besprechung abgehalten und beschlossen, sofort das Strikecomitö aufzusuchen. So kamen dieselben am letzten Donnerstag in Cambridge Hall, wo eine Steinhaueroersammlung tagte, und traten zugleich mehrere von ihnen als Redner auf. Einen erhebenden Anblick bot die Versammlung, als der Vor- sitzende den Amerikanern ein Dankesvotum ertheilte, welches mit einem dreimaligen Hurrahrufen und Hüteschwenken sämmtlicher Anwesenden bekräftigt wurde. Infolge Intervention seitens der Polizei zu Gunsten der Arbeitgeber ist eine Deputation der Strikenden beim Minister Croß vorstellig geworden. Ob es nützen wird, ist sehr fraglich. Wie dem aber auch ist, und wie der Strike auch ausfallen mag, die Arbeitgeber haben durch die Jmportation fremder Arbeitskraft dem internationalen Prinzip der Arbeiterbewegung guten Vorschub geleistet. V. Aus den Vereinigten Staaten . Newyork, den 23. Oktober. Seit mehr als einer Woche besteht hier ein Ausstand der Cigarrenmacher, welcher bis jetzt an 11,000 Genossen umfaßt und bald sie alle vereinigen wird. Der Strike ist zunächst nur gegen Lohnerniedrigung gerichtet(2 bis 4 Dollars pro 1000), allein in seinen Folgen mag er das abscheuliche System der Hausindustrie mit erschüttern. Seit dem großen Krach hat dieses System erst begonnen. Die Menge brotloser Arbeiter aller Fächer lud geradezu ein, dieselben recht im Großen auszu- beuten. Die Tabakfabrikanten kauften oder mietheten große Wohnkasernen(Tenemont-Häuser genannt) und ließen sie an Familien behufs Cigarrenmachens auf Rechnung der Herren ab. Der Tabak wird in's Haus geliefert, die fertigen Cigarren da- selbst abgeholt. Diese engen, unfreundlichen Wohnungen dienen zugleich zur Wirthschaft und Fabrik. Frau und Kinder sind bei den armseligen Löhnen zwei Drittel der ganzen Zeit an die Arbeit gefesselt aus dem elenden Bette geht es an den Ar- beitstisch, der gewöhnlich zugleich der Eßtisch ist, und von da zurück in's Bett. Den meisten dieser Armen fehlt es an Klei- dein, in denen sie anständigerweise ausgehen können; denn man hat von vorn herein nur die Hilflosesten in diese Kasernen auf- genommen. Viele haben das Cigarremnachen hier erst gelernt; und da alle Nationen ihre Glieder zu diesem Heere gestellt haben(auch zahlreiche Czechen, Italiener , Polen , ja selbst Chi- ncsen sind darunter) so ist unter diesem Heere kein Zusamnien- t kein gemeinsamer Widerstand gegen die Ausbeutung. Mitten x\ dichten Beisammen von gleichbedrängten Schicksalsgenossen war bisher jeder Versuch fehlgeschlagen, ihr trauriges Loos durch Einigkeit zu verbessern. Die Zahl der in großen Fabrikräumen beschäftigten Cigarrenmacher, welche die beste Waare liefern, nahm stetig ab, weil die billige Hausarbeit die Herren Kapita- listen in den Stand setzte, auch die Löhne dieser bessergestellten und geschickten Arbeiter tiefer und tiefer herabzudrücken, und es half dabei die Erfindung einer Maschine mit, in welcher die Ci- garre in eine gleichmäßige und glatte, gefällige Form gepreßt wird, so daß auch Anfänger bald eine schöne Waare liefern können. Die Zoll- und Steuer-Politik der Vereinigten Staaten begünstigt diese Ausbeutung; es wird der Rohstoff und außer- dem der fertige Rauch-, Schnupf- und Kautabak besteuert, und wer nicht ein genügend großes Lokal halten kann, um den Steuerbeamten die Controle zu erleichtern, darf nicht auf eigene Rechnung fabriziren. Es ist einleuchtend, daß der Widerstand gegen diese immer mehr in's Große getriebene Ausbeutung es entstanden immer mehr Hausarbeit- Fabriken nur von den nicht in Hausarbeit beschäftigten Arbeitern ausgehen konnte. Gerade diese aber hatten in der Stadt Newyork ihre Gewerkschaften eingehen lassen; obwohl die internationale Cigarrenmacher-Union(sie umfaßt die Vereinigten Staaten und Canada ) sih alle Mühe gab, in New- York die Genossen zu organisiren, mißlang dies doch öfters. Erst seit Kurzem hat es die Ausdauer weniger Männer unserer Partei, besonders die des Genossen A. Stroßer, zu einer Or- ganisation der Shop-Arbeiter gebracht. Nun erst konnte der Versuch gemacht werden, die Hausarbeiter zum Ausstände um bessere Löhne zu bewegen. Es wurde eine neue Lohnherab- setzung derselben und die günstige Gelegenheit der vor der Thür stehenden Unions-Staats- und Gemeindewahlen geschickt benutzt, um einen Druck der öffentlichen Meinung auf die Arbeiter und Arbeitgeber auszuüben, und so gelang es, aber unter unsäg- lichen Anstrengungen, 11,000 Arbeiter im Cigarrenfache, deren Zahl sich noch täglich vermehrt, zum Ausstande zu bringen. Jetzt aber entstand auch eine schwer beschreibliche Begeisterung, wozu die Frauen nicht wenig beitrugen. Die Presse war dies- mal aus Rücksicht auf die Wahlen so anständig, möglichst richtige und eingehende Beschreibungen der Nothlage der Arbeiter und ihrer Massenversammlungen mitzutheilen. Dabei wurde nicht zu erwähnen vergessen, daß vor zwei Jahren die Gesund- heitsbehörde der Stadt schmählich der Wahrheit im Interesse der Arbeitgeber in's Gesicht geschlagen hatte; sie war aufgefordert worden, die Hausarbeit in den Miethkasernen zu untersuchen, weil das überaus dichte Beisammenleben und die Ausdünstungen des feuchten Tabaks einen Gemeinschaden mit sich bringe und sie hatte einen gedruckten Bericht erstattet, worin diese Gemeinschäd- lichkeit in Abrede gestellt wurde! Die Aufregung über dies Alles ist in Stadt und Land nicht gering und wird nicht verfehlen, wenigstens eine Ausbesserung der Löhne zu bewirken. Aber man kann kaum erwarten, daß diese Hausarbeit ganz abgeschafft werde, womit freilich immer neue Rückfälle in das alte Elend unausbleiblich werden. Leider ist in der Stadt Newyork auch keine politische Bewegung der Arbeiter zu erwarten,'welche deren Lage im Allgemeinen ver- bessern könnte. Die Bevölkerung ist hier zu bunt gemischt, großentheils der Landessprache zu unkundig und durch das tausendfach verzweigte Vereins-, Logen- und Sekten-Wohlthätig- keitswesen zu vielfach in ihren Zielen und Interessen zersplittert, um baldige Benderung ihrer vielfach grauenhaften Nothlage er- warten zu dürfen. Sozialpolitisch?. Usber�cht» Das Pferdeausfuhrverbot, durch welches die Reichs- regierung direkt(durch Schädigung der Pferdszüchter) und in- direkt(durch Beunruhigung des Handels und der Geschäfte) dem Nationalwohlstand so schwere Wunden geschlagen hat, kam dieser Tage im preußischen Landtag zur Sprache. Kriegsminister von Kam ecke erklärte, das Verbot könne nicht zurückgenommen werden,so lange noch eine Mobilmachung möglich" sei. Also noch immerKrieg in Sicht"! Schöne Aussichten das. Oder hätten Diejenigen Recht, welche in den besagten Worten blos eine Redefignr, eine Borbereitung auf bedeutende Mehrforderungen für den Militäretat erblicken? Wären auch schöne Aussichten. Ob aber das Eine oder das Andere richtig was für Zustände! Einhundertsechsundzwanzig Millionen Mark! Eine neue Anleihe für preußische Staatsbauten wo sind die Milliarden geblieben? Wir haben nichts gegen die Staatsbauten; unserer Meinung nach ist in den letzten Jahren viel zu wenig gebaut worden, man hätte den Nothstand früher lindern können. Aber die Milliarden waren verschwunden und man scheute eine neue Ein Stück Geschichte. Defension(Vertheidigungsschrift) in der Untersuchungssache wider Wander. Bom Justijrath Robe(ä. ä. S. Sepiember 1845). (Schluß.) Wirft man hienach noch einen Blick auf das Gesammtergebniß der Untersuchung, so ist nicht zu verkennen, daß Stieber eigentlich nur das denunzirt hat, was Wander nicht ausgesprochen, aber verschwiegen haben soll. Der vielfach von dem Denunzianten wiederholte Ausdruckhämisch" deutet darauf hin; Stieber denkt immer an Hinterhalte und Hinterhältigkeit. Bielleicht eben des- halb, weil der Feind, den er sich so fest eingebildet hatte, und den er zu bekämpfen kam, gar nicht da ist. Stieber möchte deshalb Wander's Gedanken inquiriren. Da hinein geht aber kein Kriminalgesetz, und will auch nicht. Denn das Strafgesetz, man mag der Abschreckungs- oder der Besserungs- oder Nothwehr- oder welcher anderen Theorie hul- digcn, ist immer doch nur dazu da, den dem Menschen von der Natur verliehenen Leidenschaften und Begehren als ein Gegen- gewicht zu dienen und zu verhindern, daß das gefährliche Be- gehren keine äußere That werde, daß die gefährliche und des- Yalb strafbare That ungeboren bleibt. Mit Gedanken hat das Kriminalgesetz nichts zu thun. Wer heute begehrte, dem König die Krone zu stehlen, morgen aber bedächte, wie ihn, sobald er nur einen Finger darnach ausstrecken wollte, das Gesetz auf die Hände klopfen würde, und sich nach reiflicher Neberlegung dann entschlösse, es doch lieber zu lassen so wüßte ich gar nicht, was ein Solcher mit dem Kriminalgesetz zu schaffen hätte. Das Kriminalgesetz ist der Hilfsvollstrecker der Moral. Wo die civi- listische Beredsamkeit der Moral von verbotenen Thaten nicht abhält, da droht der Liktor. Und läßt sich auch noch durch eine Drohung die That nicht verhindern, so bestraft er den Thätcr, indem er ihn ins Gefängniß führt oder gar ihm den Kopf ab- schneidet. Das Kriminalgesetz ist also ganz eigentlich dazu da, die Ueberlegung, diesen inneren Wächter wach zu erhalten, danüt der Gedanke, der ungesetzliche Wunsch, nicht zur äußeren That werde.. Das Gesetz schreitet erst auf die That ein; und der Gesetz- geber ist zufrieden, wenn sein Gesetz diese verhindert hat. Ge- danken kommen und gehen, sie kommen unwillkürlich; es kann sich keiner dagegen schützen, es giebt keine Festungswälle, sie abzuhalten. Daher erkennt das Sprüchwort auch ihre Zoll- freiheit an. Dennoch ist in der heutigen Zeit eine unverkennbare Neigung, Gedanken vor Gericht zu stellen, Tendenzen aufzusuchen und sie strafbar zu finden. Es ist diese Meinung durch die Schriftcensur erweckt worden, welche in der Vorcensur allerdings auf Tendenzen achten soll. Die Vorcensur der Druckschriften ist aber, wie sie die Bundesbeschlüsse selbst ankündigen, blos eine zeitweilige und Provisorische Abnormität von der Regel der Schreib- freiheit; sie bezieht sich auf diese ganz allein, und kein Censor oder politischer Schriftwächter hat wohl jemals darauf Anspruch gemacht, das Muster für einen Kciminalrichter zu sein, welcher, nach ganz anderen Gesetzen, nur Thaten bestraft. Die Spaltung der Ansichten über das Leben im Staat ist bei unseren Zeitgenossen unverkennbar; es verräth sie der leb­hafte Kampf. Hüben und drüben strebt man nach dem Sieg. Die Kämpfer greifen nach Waffen, um einander zu überzeugen, zu überreden oder zu vernichten. Wer nicht mit ihnen, der ist wider sie, oder veroächtig; und vom Verdächtigen zum Schul- digsn ist nur ein kleiner Schritt. Die Regierungen, wenn gleich mit Sympathien und Abneigungen, stehen gerecht über allen Parteien. Aber sie können nicht hindern, daß es Diener giebt, welche nach ihren geheimsten Gedanken fahnden, und in dem Glaubey, sich bei ihren Vorgesetzten angenehm und verdienstlich zu machen, weit über die Grenzen des Gesetzes hinausgehen, welche die Regierung überall gehalten wissen will. Darin liegt die Rechtfertigung des dieser Defension gegebenen Mottos. Solche Diener möchten den bisher gegoltenen Rechtsgrundsatz, daß Jeder so lange für vorwurfsfrei gelte, bis er eines Verbrechens über- führt ist, gern umkehren. Solche Diener erinnern an die russische Grenzsperre. Das Bewußtsein, unerschwingliche Einfuhrzölle auf wirklich unentbehrliche oder auch blos nach Ansicht und nach Gewohnheit des Volks unentbehrliche Bedürfnisse gelegt zu haben, nährt die Furcht vor dem Paschhandel; und in dem Bewußtsein, daß es unmöglich ist, die Grenze hermetisch zu versperren oder dem Volk seine Bedürfnisse gänzlich abzugewöhnen und unbegehrt Anleihe. Man hätte den Nothstand lindern können, wenn man einige Jahre hindurch die Hälfte des Kriegsbudgets für Bauten verwandt hätte, und eine neue Anleihe wäre überflüssig ge- Wesen. Die Correspondenz des Konitzer'schen Vereins bringt folgenden, der Gemeinheit eines Konitzer und Genossen würdigen Bericht von der Saar :Es ist ganz offenkundig, daß die sozialistische Bewegung bei uns, obgleich mit großem Lärm in Scene gesetzt, schließlich ein klägliches Fiasko gemacht hat. Die energischen Maßregeln der Arbeitgeber, sowie die schweren Strafen, welche über die Hauptagitatoren verhängt wurden, haben einen Panischen Schrecken im sozialistychen Lager hervorgerufen. Zwar versuchte ein vierter Redakteur, ein Maschinenschlosser Wytzka, noch sein Glück, aber nach kurzer Zeit ereilte auch ihn das Schicksal seiner Borgänger. Er wurde zu einigen Monaten Gefängniß verurtheilt und verschwand, ehe er nennenswerthe Thaten gethan, vom Schauplatz. Dann ging das Gerücht, ein bekannter süddeutscher Agitator, Dreesbach, sollte die Redaktion derFreien Volksstimme" und die Leitung der Bewegung übernehmen. Doch Herr Dreesbach zog wohlweislich vor, in sicherer Ferne zu bleiben und das so überaus gefährliche Terrain nicht zu betreten. So mußte denn dieFreie Volks- stimme" eingehen und wird hoffentlich von ihrem wohlverdienten Tode nicht wieder auferstehen. Volksversammlungen sind längst nicht mehr abgehalten worden. Die zugewanderten Sozialdemo- kraten fühlen sich nicht mehr sicher. Einer nach dem andern verduftete. Ein Handwerker sagte sich in den öffentlichen Blät- tern von seinen früheren Gesinnungsgenossen geradezu los und warnte die Arbeiter vor den Umtrieben der Volksverführer, die sie nur in's Unglück stürzen wollten. Natürlich ist die Wuth der sozialistischen Organe über diese Niederlage ihrer Partei eine ganz gewaltige. DieNeue Freie Presse" und derVorwärts" brachten heftige Schmähartikel über dieschändliche Vergewal- tigung" ihrer Parteigenossen. In Folge dessen wurde der ehemalige Redakteur desBolksstaat", ein gewisser Marbach in Berlin ,wegen Beleidigung der Richter des königlichen Landgerichts zu Saarbrücken " er hatte sie der Parteilichkeit geziehen zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Daß die Sozialdemokraten im Geheimen ihre Agitationen fortsetzen würden, war vorauszusehen. So zog in letzter Zeit ein sozialistischer Colporteur in Stadt und Land um- her, welcher den neuenVolks-Kalcnder", Braunschweig , Druck und Verlag von W. Bracke jun., bis in die niedrigste Hütte des Arbeiters trug. Dieser Mensch als Matrose gekleidet, um die Aufmerksamkeit des Volks auf sich zu ziehen war so unverftoren, selbst in den Pfarrhäusern seine verderbliche Waare anzubieten und anzupreisen." So der Bericht. Dieenergischen Maßregeln der Arbeitgeber", vor allem die Hungerpeitsche für die ganze Familie des Arbeiters, der neben der Arbeitskraft seine Ueberzeugung nicht verkaufen will, das ist ein Eingeständniß der Herren Sybel, Endemann, Konitzer und Consorten, welches alle Phrasen von Freiheit und Arbeiterglück über den Haufen wirst und den Ausdruck: Lohn- sklaven nur allzu berechtigt erscheinen läßt. Marbach hat, als derVolksstaat" noch bestand, nach richterlicher An- schauung eine Beleidigung der Saarbrücker Richter begangen und ist in Folge dieser vor circa IVz Jahrenverübten" Beleidi­gung angeklagt und verurtheilt worden. Wenn nun in Folge der jüngstenNiederlage" der sozialistischen Partei in der Saar - gegend, die ja doch erst von dem Auftreten der Genossen Kaulitz und Hackenbcrger datiren soll, und der neuerlichenSchmäh- artikel" in derBerliner Freien Presse" und demVorwärts" Marbach, der mit diesen Schmähartikeln, auf welche übrigens gar keine Anklage erfolgt ist, nichts zu thun hat, zu drei Mo- naten Gefängniß verurtheilt worden wäre so würfe das ein keineswegs günstiges Licht auf die Leipziger Richter in Bezug auf ihre Unparteilichkeit. Die Leipziger Richter sind aber nicht sosozialistenfresserisch", wie sie Sybel, Konitzer und Consorten acrn haben möchten, sie achten auch höchst wahrscheinlich jene Gesellschaft in Bonn viel zu gering, um die Redaktion der Cor- respondenz des deutschen Vereins wegen Verleumdung zu ver- klagen. Im Uebrigen ist es köstlich, daß die Sozialdemokraten imGeheimen" ihre Agitationen fortsetzen, und der Colvor- tcur, der dies thut, sich in Matrosentracht kleidet, um die Auf- merksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Doch nun! Uebersetzen wir dasGesindel" des alten Fritz in Rind- vieh und es mögen uns alle Leser bedauern. Die Fortschrittler sind doch recht komische Leute. Während dieselben alljährlich dem Militarismus mit bem größten Vergnügen Hunderts von Millionen Mark in den Rachen werfen, zu machen, wird der unschuldigste Wanderer, der sich auf der Grenze blicken läßt, für einen Schmuggler gehalten. Wenn man nichts bei ihm findet, so vermuthet man, daß er es im Walde versteckt oder einstweilen in die Erde gegraben, um eS gelegentlich heraus zu holen. Gott sei Dank! noch unterscheidet sich die preußische Justiz von den russischen Grenzkosaken. Zwar hat man seit den Gesetzen vom 29. März v. I. die Unabhängigkeit und somit die Parteilosigkeit der preußischen Richter besonders für diejenigen Rechtsangelegenheiten in Frage gestellt, bei welchen die Regierung irgendwie als Partei betheiligt ist. Wenn nun Stieber von dem Präsidenten der königl. Regierung zu Liegnitz zum Deuunziren autorisirt zu sein angiebt, wenn er überall als im Auftrage des Ministerii des Innern handelnd aufgetreten ist, so scheint ein Fall der verdächtigten Art hier wirklich vorzuliegen. Ohne auf die Kritik der Gesetze vom 29. März v. I. einzugehen, darf ich doch meine feste Meinung dahin aussprechen, daß, wenn diese Gesetze wirklich, wie man ihnen nachsagt, die Unabhängig- keit des Richterstandes gefährden können, diese bloße Möglich- keit doch bis jetzt weder von der Staatsregierung ausgebeutet, noch von dem ehrenwerthen preußischen Richterstande zur Wirk- lichkeit gemacht worden ist. Alle Deduktionen gegen diese Gesetze laufen mehr oder weniger darauf hinaus, daß Bortheile oder Nachtheile auf das richterliche Urtheil Einfluß üben könnten. Das glaube ich nicht. Der Richter der seinen Eid bewahrt: zu richten ohne Ansehn der Person, ohne Rücksicht auf Bortheil, ohne Nebenabsichten, wird schlimmsten Falls den Nachtheil hinnehmen und dafür sein Gewissen bewahren. Der Defensor(Bertheidiger) wäre, wenn die aus den Ge- setzen vom 29. März geschöpften Befürchtungen begründet wären, in derselben Lage wie der Richter; doch es ist seines Amtes, ohne Mcnscbenfurcht die Rechte seiner Klienten wahrzunehmen- Ich trage auf Wander's völlige Freisprechung an. Hirschberg, 9. September 1845. Robe.