Erscheint in Leipzig Mittwoch, Freitag, Sonntag. Abonnc«cntsPreiS {fir ganz T-ntichland l M, öS Ps. xr» Quartal. Monats- Abonnements »erden bei allen deutschen Postanstalten »of den S, und Z. Monat, und aus den ».Monat besonders angenommen: im «Snigr. Sachsen und Herzogth. Sachsen - Allcnburg auch aus den lien Monat des Quartals i 54 Pfä. Inserate detr. Bersammlungen pr. Petitzeile 10 Ps., detr. Privatangelcgenbeiten und Feste»ro Petitzeil- Z0 Ps. ZZestcUlingeu nehmen an alle Postanstalton und Buch- Handlungen des In- u. Auslandes. Filial- Expeditionen. Rew-Borl: Soz.-demokr. Genossen- schastSbuchdruckerei, 154 Eldridge Str. Philadelphia: P. Haß, SSi> diorti» grö Street. I. Boll, 112D Charlotte Str. Hodoken N.J.: F. A. Sorge, 215 Washington Str. Chicago : A. Lansermaun, 74 Cizidourne Sun FranziSeo: F. Eich, 41 S O'Farrell Str. London W.; C. Henze, 8 Rsv Itr. Loläen Square. detrfraX'Hrgnn der Sozialdemokratie Deutschlands . Nr. 141. Sonntag, 2. Dezember. 1877. Monnements aus den„Vorwärts" sur den Monat Dezember zu 55 Pfennig werden bei allen deutschenPostanstalten, für Leipzig pr. Monat zu 60 Pf. bei der Expedition, Färberstr. 12 11, unserm Colporteur M.Ulrich, Hohe Str. 23, Hof pari., in den Filialen: Cigarrenladen! des Hrn. P eterKrebs, Ulrichsg. 60, und Sattlerwerkft. am Königs- platz 7; für die Umgegend von Leipzig bei den Filialexpeditionen: für ?»rkmarsdorf. Hleudnitz, Ileuschonefeli» ic. bei Frau Engel, Reudnitz , Täubchenweg 29, 2 Tr., für Connewitz ic. bei H ackert, Kurze Str. 10 part., für Kleinzschocher u. Umgegend bei Trost,' Hauptftr. 10!, für Thonberg bei B ö s ch, Hospitalstr. 39/11, Leipzig , � Jeureudnitz bei Zschau, 151, für Ulagwitz-Lindenau bei Frau räfenstein, Aurelienstr. 3, für chohlis:c. bei A. Herms- darf, Lindenthaler Str. 7, für Stötteritz bei Grude, An der Papiermühle, angenommen. Für Verlin wird auf den„Vorwärts" monatlich für 75 Pf., frei in's Hans abonnirt, bei der Expedition der„Berliner Freien Presse", Kaiser-Franz-Grenadier-Platz 8s, und bei Rubenow , Vrunnenstr. 34, im Laden. Der Rechtsbegriff im Volke, dem sich selbst solche Organe, wie die„Kölnische Zeitung " eins ist, also die den echten Bourgeoisausdruck repräientiren, nicht immer entziehen können, deutet vielfach auf den Commu- nismus hin. So lasen wir kürzlich in dem genannten großen rheinischen Blatte: „Vor dem Zuchtpolizeigerichte in Köln stand ein 72jShriger Tagelöhner aus Kalk, der schon 28 Strafen wegen Holz- und Jagdfrevels erlitten hatte. Neuerdings war der Alte dabei erwischt worden, wie er ein Häslein aus einer Schlinge gezogen und unter seinem Kittel verborgen hatte. Die diesma- lige Ausübung des verbotenen Waidwerkes brachte dem Beschul- digten 3 Monate Gefängniß ein."— Wie gemüthlich das klingt! Ein 28 Mal bestrafter„Dieb" . wird in solcher Notiz gar nicht Dieb genannt. Der„Alte", das „Häslein", das„verbotene Waidwerk", wie nett und zart die Ausdrücke sind; es thut offenbar dem Berichterstatter der„Köl- nischen Zeitung leid, daß der„Alte" für Ausübung seiner Pas- sion 3 Monate Gefängniß erhält, während derselbe Berichter- statter sonst bei ähnlichen Anläsien gern mit den Schmeichel- namen:„Vagabunden",„Spitzbuben",„Subjekte" um sich zu werfen beliebt. Woher kommt denn diese ausfallende Zartheit des Ausdrucks in der obigen Notiz? Sie stammt aus den Rcchtsbegriffen des Volkes, die gerade! im Rheinlande noch ziemlich stark und deutlich geäußert werden. Holz- und Streudiebstahl, verbotene Waldhude, Jagdfrevel, Fischereifrevel, das sind sämmtlich beim Volke völlig erlaubte Sachen. Der Wald und das Wild gehört der Gemeinsamkeit, der Fluß und der See gleichfalls, und selbst das Gras und Alles, was wild wächst, es hat die Natur Allen gegeben und deshalb darf es auch von Allen benutzt werden. Das ist Volksanschauung, die kein Gesetz und keine noch so strenge Anwendung des Gesetzes verändern kann. Grund und Boden haben früher und gerade in Deutschland mehr oder weniger der Gemeinsamkeit gehört, die Tradition macht sich nun geltend neben den natürlichen Begriffen und so hat sich die kommunistische Volksanschauung in dieser Hinsicht erhalten. Während das Volk also die„Eigenthumsverbrecher" an den „wilden" Erzeugniffcn des Grund und Bodens vollständig durch seine Rechtsanschauung in Schutz nimmt, während es die Obst-, Frucht-, Feld- und Gartendiebstähle sehr milde beurtheilt, wendet es sich gegen jeden Eingriff in das Privateigenthum an son- stigen Tausch- und Gebrauchswcrthen. Hier deckt sich das Rechtsbewußtsein des Volkes mit den modernen Eigenthums- begriffen. Das Volk merkt wohl, daß nicht die Besitzer des Grund und Bodens die Werths, welche derselbe hervorbringt, erzeugen, es denkt auch nicht einmal an seine Arbeitskrast, aber es sieht das Wirken der Mutter Natur und fühlt, daß dieselbe nicht allein für die Befitzenden wirken will. Deshalb das Bewußtsein, daß es ein großes Unrecht ist, daß eine verhältnißmäßig kleine Anzahl von Menschen die Natur- erzeugniffe für sich in Anspruch nimmt. Aber das Volk merkt noch nicht, daß auch fast alle anderen Wertherzeugnisse Denen zu Gute kommen, die sie nicht hervor- gebracht haben, deshalb sehen wir hier das Rechtsbewußtsein des Volkes noch in Banden geschlagen, deshalb beschützt dies Rechts bewußtsein viel mehr, als das Gesetz, das Privateigen- thum. Der Rechtsbegriff d-s Volkes wird aber bei zunehmender Erkenntniß einen ganz anderen Standpunkt einnehmen, der- selbe wird siq gegen die„großen Diebe", gegen die Gründer und Ausbeuter wenden und schließlich nur das der Gesammt- arbeit entsprossene, der Gesammtheit gehörende Eigenthum für unverletzlich erklären. . Traditionell communisti'ch, durch Nawranschauung commu- ufftisch wird auch durch soziale Erkenntniß und zwar dann zum wahren Heile des Volkes der Rechtsbegriff desselben völlig com- wunistisch werden. elend und Jnvalidenpension", der ein gar getreues Bild giebt von jenen Bedauernswerthen in unserm herrlichen deutschen Reiche, die da im„glorreichen Kriege 1870/71"„für Gott, für König und Vaterland" sich durch die Strapazen des Feldzuges eine chronische Krankheit zugezogen und nun arbeitsunfähig ver- gebens bofien auf das„dankbare Vaterland", das sie durch seinen reichlich dotirten Jnvalidenfonds vor Nahrungssorgen schützen könnte. Die Zahl der Feldzugstheilnehmer, bei denen erst nach Ab- lauf der Anmeldungssrist für dienstlich im Kriege Beschädigte sich ihre ganze oder theilweise Arbeitsunfähigkeit feststellte, wie. derjenigen, bei denen wohl schon früher ein chronisches Leiden zum Ausbruch kam, aber zu spät von den wohlthätigen Bestim- mungen des Jnvalidenfonds Kenntniß bekamen, mag in Deutsch - land wohl weit in die Hunderte gehen. Mancher der Invaliden, bei denen sich bereits vor Ablauf des gesetzlichen Termins— der mit dem 20. Mai 1875 zu Ende ging — die Anfänge jener unheilvollen Krankheit zeigten, und ärzt- lichen Rath in Anspruch nahmen, blieben über die Tragweite ihrer Krankheit gar oft im Unklaren, da manche Aerzte die Kranken in falsch angebrachter Humanität mit der Hoffnung auf Wieder- Herstellung hinhalten, bis schließlich vollständige Arbeitsuniähig- keit eingetreten, aber auch der Termin zur Erhebung von An- sprächen an den Jnvalidenfonds verstrichen war. Wenn auch die Regierung, wie mir von maßgiftender Seite bei meinen Gesuchen um Jnvalidenpension entgegengehalten wurde, alles nur Mögliche gethan hat, um etwaige Invaliden noch zur Erhebung von Ansprüchen vor Ablauf des Termins aufmerksam zu machen, so hat doch mancher davon nicht recht- zeitig Kenntniß bekommen, wie z. B. ich, und doch bin ich schon durch meinen Beruf dem Zeitungslesen nicht ganz ferne. Dann wäre es am Platze gewesen, die Mannschaften bei den jährlichen Controlversammlungen darauf hinzuweisen. Bei meinem Land- Wehrbezirk geschah dieses wenigstens nicht. Rechnet man oben genannte Invaliden zu denen, bei welchen später erst das Leiden zum vollen Ausbruche gekommen, so wird sich eine große Zahl Unterstützungsbedürftiger finden, für die aber von dem moralisch dazu verpflichteten Staate nichts ge- schieht. Wendet nun ein solcher Invalide sich mit einem Bittgesuche um Jnvalidenpension an den Kaiser und begründet er durch ärzt- liche Zeugnisse seine Beschädigung auch noch so evident,� selbst durch Attest des betreffenden Militärarztes, so geht ein solches Bittgesuch einfach zur Bescheidung aus dem Kabinet des Kaisers dem zuständigen Landwehr-Bezirks Commando zu, welches, sich stützend auf das Gesetz vom 4. April 1874, das Gesuch abweist, doch läßt es in großmüthiger Weise den Rekurs an das Armee- Commando zu, und dieses, indem es die vorgegangene Entschei- dung aus gleichem Grunde bestätigt, läßt den Rekurs ans Kriegs- Ministerium offen, um auch hier, indem man sich hinter das an- gezogene Gesetz verschanzt, abgewiesen zu werden, weil zu Gunsten eines Einzelnen keine Ausnahme gemacht werden darf. Hier, wo es sich um das Geben handelt, wird streng an dem Gesetze gehalten.— Man schützt die Verjährungsfrist vor. Aber wenn ich Jemandem etwas schuldig bin und die Verjährungsfrist tritt ein, so brauche ich zwar nicht mehr zu zahlen, aber schuldig bleibe ich trotzdem doch!*) So auch das Vaterland, für das wir unsere Gesundheit geopfert haben. Die gesetzliche Bestim- münz ist erloschen, aber darf sich das Vaterland jenen Unter- stützungsbedürftigen gegenüber seiner moralischen Verpflich- tung entziehen? Dann bleibt dem armen Invaliden weiter nichts mehr übrig, als zu betteln, wenn er es kann, dadurch zum Vaga- Kunden herabzusinken oder— zu sterben. Das ist sein Loos. Dagegen hat man Taufende von Mark zur Verherrlichung des Schlachtentages, genannt Sedanstag, und aber Tausende zum festlichen Empfange gekrönter Häupter übrig, und„heidenmäßig viel Geld" für Ruhmeshallen und Kriegerdenkmäler, aber für den armen Invaliden hat man nichts übrig, er kann nicht ein- mal, wäre er dazu noch körperlich fähig, Nachtwächter werden, weil er meistens ohne Civilversorgungsschein ist. Der Schlußtermin zur Anmeldung von Ansprüchen war er- wicsenermaßen zu kurz und unsere Abgeordneten zum Reichstage werden sich den Dank Vieler erwerben, wenn sie einen Antrag auf Erweiterung jener Frist, resp. einem nochmaligen Termin zur Einbringung von Ansprüchen auf Invalidität bez. des letzten Krieges stellen. An Belegen zur Begründung ihres Antrages wird es sicherlich nicht fehlen, dafür werden gewiß diejenigen sorgen, die so schwer geschädigt sind, die im Dienste für das Vaterland un- verschuldeter Weise ihre Gesundheit geopfert, und nun, nachdem sie den Rest ihres Vermögens dem Doktor und der Apotheke ge- bracht, verlassen vom Vaterlaude, also„vaterlandslos'' sind, und hungern, darben und verkommen. Ein Invalide. Kriegselend und Jnvalidenpension. Wir erhalten nachstehende Zuschrift: Sie brachten in Ihrer Nummer vom 14. November an der Spitze des Blattes einen Artikel mit der Ueberschrift„Kriegs- SoziaipoMsche Ueberstcht. —„Marionetten des Papstes"— so schallt es herüber; „Marionetten Bismarck's", so klingt es wider. Das geht im preußischen Abgeordnetenßruse bei Berathung des Cultusetat seit länger als einer Woche in der Art zu. Der Culturkampf treibt seine lieblicksten Blüthen. Donna Blanka würde, wenn sie Richterin über die edlen Maulkämpfer wäre, die sich täglich mit vollen Nachttöpfen begießen, den alten groben Spruch wie- der anwenden, den sie schon einstmals bei dem großen Kampfe *) Jeder Schuldner, der sich auf die Verjährung seiner Schuld stützt, verliert gemeiniglich in der Achtung seiner Mitbürger � � zwischen dem Rabbi und dem Mönche gebrauchte, sie würde sagen:„Und es will mich schier bedünken, daß der Rabbi, daß der Mönch, daß sie alle beide--." In einem Falle aber haben die pfäffischen Klerikalen die„liberalen" Culturstreiter.be- siegt, als sie in der Sitzung vom 27. November nachwiesen, daß selbst in lateinisch- deutschen Uebersctzungsbüchern, die in den un- teren Klassen der Gymnasien eingeführt sind, allerlei Kultur- kämpferische Angriffe enthalten seien. Der Regierun zscommissar erklärte, daß jene anstößigen Stellen ausgemerzt werden sollten, worauf Windthorst ganz trocken meinte, ob es denn erst zu sol- chem Ausmerzen eines äußern Anstoßes bedurft hätte. — Die dem preußischen Landtage vorgelegten Nachweisungen über die Klassensteuer und die klassifizirte Einkommen- sie u er haben ein Einkommen der gesammten vreußischen Be- völkerung für das Jahr 1877 ergeben von 7809 Millionen Mark, macht per Haushalt und Einzelstand 902 Mark, auf den Kopf 308 Mark jährlich. Man sieht, wie gering das Einkommen in Preußen ist. Nehmen wir nun die 8000 Haushaltungen mit den großen Einkommen von 20,000 bis eine Million Mark, dann die mittleren Einkommen von 3000 bis 20,000 Mark von der Gesammtsumme ab und dividiren die Bevölkerung, welche weniger als 3000 Mark auf den Haushalt erhält, in die Ge- sammtsumme, so erhalten wir schon ein durchschnittliches Ein- kommen von nur noch circa 6—700 Mark. Ziehen wir dann noch die Einkommen von 2000— 3000 Mark ab, also das Ein- kommen, mit welchem eine Familie noch anständig sich durch- schlagen kann, und dividiren wieder, dann erhalten wir die Durchschnittsziffer von circa 500 Mark auf den Haushalt inner- halb ungefähr 85 Proz. der Bevölkerung. Mache sich jeder Leser selbst seinen Vers aus dieser Zusammenstellung, wie jämmerlich schlecht in Preußen das Volk, das arbeitende Volk gestellt ist. Daß es demselben im übrigen Deutschland nicht besser geht, steht auch wohl fest. —„Intensiver Haß gegen die Sozialdemokraten ist nicht nur erlaubt, sondern sogar erforderlich"— so hat der Herr Julius Schulze in Hamburg in seinem vierten Vortrage über die Sozialdemokratie gesagt. Er begründete diesen Ausspruch durch die Beantwortung einer von ihm selbst aufgeworfenen Frage: Was ist die Sozialdemokratie? die er denn auch folgendermaßen beantwortete: „Die Sozialdemokratie ist die organisirte Revolution, sie hat den Zweck und zwar nur den Zweck, die organisirte Revolution vorzubereiten, sie hat u. A. den Zweck, eine große Menge bit- teren Hasses und tiefer Verachtung gegen alle Menschen, gegen die Spitzen unseres Staatswesens zu erzeugen und zu verbreiten, sie hat den Zweck, ihre Leute zu organisiren, um im entscheidenden Augenblicke zu wissen, über wie Viele sie verfügen kann." Wir citiren hier die in Anführungszeichen sich befindlichen Worte aus dem„Hamburgischen Correspondent", der ja im All- gemeinen auf dem Standpunkte des Herrn Julius Schulze sich befindet, wenngleicher niemals so ungereimtes, unlogisches und albernes Zeug schwatzt, wie dieser. Daß die Sozialdemokratie Haß und �Verachtung gegen alle Menschen und dann noch gegen die Spitzen unseres Staatswesens erzeugen wolle, ist sehr rührend. Wir fragen nun zunächst Herrn Schulze, ob die Spitzen unseres Staatswesens, da sie nicht zu den Menschen ge- hören, Götter oder Teufel sind? Gegen alle Menschen erzeugt die Sozialdemokratie Haß, also auch gegen die Sozialdemokraten selbst— oder sind auch die Sozialdemokraten keine Menschen? Fragen wir�gar nicht, ob sie Götter sind, sagen wir es gerade heraus:„Sie sind Teufel!" Gegen Teufel aber ist„intensiver Haß" erforderlich.— Wir aber versichern Herrn Julius Schulze, daß wir ihn nicht hassen, sondern daß wir ihn tief bedauern. — Die Moralität der heutigen Gesellschaft. Ein im Ausland lebender deutscher Kaufmann schreibt uns: In Folge einer der zahllosen Anzeigen, überschrieben:„Alles was aus Gummi gemacht werden kann", und welche sich hauptsächlich in den sogenannten„nationalliberalen",„respektablen" Zeitungen, als da sind„Kölnische Zeitung ",„Kladderadatsch",„Oesterrei- chische Gartenlaube",„Moffe's Montagsblatt" und hundert an- dere, täglich vorfinden, hatte ich mich an einen derartigen „Gummiwaarenfabrikanten" gewandt— Hrn. H. Mielk in Ham- bürg— mit der Bitte, mir einen Preis-Tarif seiner„Spezial- Artikel" einzusenden. Bis jetzt hatte ich immer geglaubt, daß die obenerwähnten Zeitungs- Anzeigen mehr auf Täuschung eines nach„Pikantem" lüsternen Publikums berechnet find und daß „Alles was aus Gummi gemacht werden kann" in mehr oder weniger schlechten Spähen bestünde. Wie groß mein Jrrthum gewesen ist,�ersah ich, als mir die hier einliegenden Preis-Cou- rante und Schriftstücke zugingen, in denen sich eine schamlose Gemeinheit in der cynischsten Weise breit macht. Ich lebe seit fünfzehn Jahren im Ausland, und habe davon 7 Jahre in Paris , mehrere in England, in Holland , der Schweiz und Belgien zu- gebracht, jedoch zur Schande der„deutschen Industriellen" be- Haupte ich, daß weder in London noch in Paris , welches von vaterländischen Chauvinisten so gern mit dem Namen eines„mo- deinen Eodoms" bezeichnet wird, eine so grenzenlose moralische Versunkenheit sich öffentlich, ohne die geringste Scham, in Zei- tungen und anderen Druckschriften, an das Tageslicht stellt, als dies zu Hause in meinem Vaterland der Fall ist. Die An- noncen des„Figaro"(des Pariser Schmutz- und Schandblattes par excellence) können als Proben einer„reinen Moral" gelten, gegenüber denen der„Kölnischen Zeitung ", wie z. B. der folgenden: „Eine hübsche Dame, heiteren Temperaments, welche ge-
Ausgabe
2 (2.12.1877) 141
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