d m, sowohl den Ortsvorständen, welche notorisch geistesschwachePersonen vor die Militär- Ersatz-Commission zu gestellen haben,wie Aerzten und— anderen Personen als warnendes Beispiel,so ist der Zweck dieser Zeilen erreicht."Wir haben nicht nöthig, dem Bericht etwas hinzuzufügen.Die„Moral der Geschichte" liegt handgreiflich, knüppe'- undfaustdick vor uns. Wenn der arme, tollgeprüzelte und-geknuffteExträger des Königsrocks vom Irrenhaus und Leben erlöst ist,besingt vielleicht ein Dichter deutschen Reichsbürgers Erden-wallen!Sozialpolitische Umrsich?»— lieber die diplomatischen Verhandlungen zwischenEngland und Rußland liegt nichts Positives vor— wie jain cht anders zu erwarten. Es scheint, daß ein Kompromißdahin angestrebt wird, die Friedrnsunterhandlungen zunächstblos auf die beiden kriegführenden Mächte zu beschränken, dannaber, sobald die Vorbesprechungen beendigt, zu den eigentlichenFriedensverhandlungen die Garantiemächte des Pariser Vertragszuzuziehen. Gegen letztere Forderung hat sich bisher Rußlandgesträubt, das einen Separatfrieden will, der ihm freie Handgiebt.— Vonl Kriegsschauplatz ist die Besetzung des militä-risch wie politisch bedeutenden Sofia durch die Russen zu melden.— Die Biographie des Prinzen Albert von England,deren wir schon einige Mal Erwähnung gethan haben und dienicht ohne Absicht gerade jetzt von seiner Wittwe, der KöniginVlicoria, herausgegeben wird, bietet noch manches Interessante,so daß wir wenigstens einige Punkte aus derselben kurz hervor-heben wollen. Während des Krimkrieges war der Prinz durch-auS nicht über die Haltung Oesterreichs erfreut, die nur einescheinbare Allianz sei, um in kriegerischer Rüstung später einengünstigen Frieden für Rußland zu erwirken. Ueber Preußenaber drückt sich der Prinz noch ganz anders, viel derber aus beiGelegenheit der Frage, ob Preußen sofort zu den LondonerConferenzen zugelassen werden sollte. König Friedrich Wilhelmwendete sich dieserhalb an den König der Belgier, der den Vor-schlag dem Prinzen Albert mittheilte. Allein trotzdem die ältesteTochter Albert's, die Priuzessin Viktoria, sich erst kurz vorhermit dem jetzigen Kronprinzen von Preußen verlobt hatte undobgleich alle Journale sich in Verdächtigungen gegen den PrinzenAlbert ergingen, daß er Deutschland seinem neuen Baterlandevorziehe, so war es doch hauptsächlich einem Briefe von ihmzuzuschreiben, daß Preußen nicht gleich zu Anfang bei der Eon-ferenz in Paris Sitz und Stimme erhielt.„Die ignoble PolitikPreußens," so schrieb nämlich der Prinz an den König derBelgier, verdient nicht,„daß sie von den Alliirten derart belohntwerde; wir wären Thoren und Selbstmörder, wenn wir unsjetzt nach solchen Opfern das Resultat des Krieges„heraus-schwindeln ließen" und wenn wir selbst dazu beitragenwürden, um auf der Conferenz die Anzahl der Rußland freund-lachen und uns feindlichen Elemente zu vermehren.— Auch anden Prinzen von Preußen, den jetzigen Kaiser und Schwieger-Vater der Prinzeß Viktoria, schrieb Prinz Albert auf eine dies-bezügliche Anfrage, daß das„Berliner Element" nur Schwierig-keilen auf der Conferenz bereiten würde; sobald erst der Friedengesichert sei und allgemeinere europäische Interessen verhandeltwürden, solle auch Preußen an der Conferenz theilnehmen.—Und so geschah es auch damals.— Dann lobt der Prinz inseiner Biographie zu wiederholten Malen den Patriotismus unddie Klugheit Disraeli's und tadelt auf das Schärfste die RcdenGladstone's, der nur den Russen in die Hände arbeite. Mansieht, daß die Herausgabe des Buches zur gegenwärtigen Zeiteinen ernsten Zweck verfolgt, und daß die Königin ihren klugentobten Gemahl jetzt für ihre Ansicht ins Treffen schickt. Be-kannt ist, daß es gegenwärtig keinen unpopuläreren Mann inganz Großbritannien giebt als Gladstone.— Die Reichsregierung beschäftigt sich nach den neuestenoffiziösen Mittheilungen sehr eifrig mit der„Reform der Ge-Werbeordnung". Näheres besagt folgende halbamtliche Notiz,welche jetzt durch die Presse geht:„Dem Bundesrath werden in Kürze zwei auf die Gewerbe-ordnung bezügliche Gesetzentwürfe vorgelegt werden. Dererste dieser Entwürfe, welcher den Titel Vll. der Gewerbeordnungzu ersetzen bestimmt ist, regelt die Verhältnisse der gewerblichenArbeiter �Gesellen, Gehilfen, Lehrlinge und Fabrikarbeiter) zude» Arbettgebern; er behandelt insbesondere, mit Rücksicht aufs die in der vorigen Reichstagssesfion laut gewordenen Wünsche,das Lehrlingsverhältniß und die Frage der Arbeitsbücher.> Auch die Vorschriften der Gewerbeordnung über die Kinder-arbeit in den Fabriken werden theilweise abgeändert. Währendüch dieser Entwurf vorzugsweise auf dem Gebiete des materiel-� len Rechts bewegt, hat der zweite Gesetzentwurf die Behandlungder aus dem Arbeitsverhältniß entspringenden Streitigkeiten zumGegenstand; er enthält in Ausführung des§ 103 der Gewerbe-! ordnung Bestimmungen über die Errichtung von Gewerbegerichtenund über das Verfahren vor denselben."Die bloße Thatsache, daß die Arbeitsbücher wieder ein-> geführt werden sollen, genügt zur Kennzeichnung der bezüglichenGesetzesentwürfe. Die„Reform" ist eben eine Reform nachRückwärts, soviel steht schon jetzt fest. Völlige Klarheit dar-über, wie weit dem Drängen der Arbeitgeber nach vermehrtemgesetzlichem Schutze ihrer Sonderinteressen gegenüber den Arbeiter-intercssen nachgegeben worden ist, werden wir aber erst dann er-halten, wenn die beiden Gesetzentwürfe dem Wortlaute nach vor-liegen. Die von einigen Blättern veröffentlichten Angaben findnicht präzis genug.—„Was das künftige Jahr bringen wird, wissen wirnicht", mit diesen Worten verabschiedete sich der deutsche Kaiserbeim letzten Neujahrsempfang von den in Galauniform erschie-ennen Generalen. Wir gestehen, es wäre uns lieber gewesen,der oberste Kriegsherr hätte sich nicht genöthigt gesehen, sein—im Allgemeinen ja selbstverständliches Nichtwissen dessen,„wasdas künftige Jahr bringen wird", in dieser Weise zu be-tonen. Hätte er etwas Gutes gewußt, oder auch nur erwartet,so würde er sicherlich nicht verfehlt haben, es mitzutheilen. Mandarf sich daher nicht wundern, wenn die Worte des Kaisers einedem Weltfrieden und der Neutralität Deutschlands ungünstigeAuslegung erfahren.— Wie sich die Zeiten ändern. Der Fürst von Rumä-nien, welcher sich gegen seinen Souverän im Zustande der Re-bellion befindet, hat soeben von dem deutschen Kaiser den Ordenpour tö wäritö erhalten. Vor 29 Jahren wurden in Baden die„Rebellen", welche obendrein das oberste Landesgesetz(die„Reichsverfassung") für sich hatten, was bei dem Fürsten vonRumänien nicht der Fall ist, standrechtlich erschossen. Undzwar commandirte damals in Baden derselbe Mann, welcher jetztdem in Rebellion befindlichen Fürsten von Rumänien den Ber-dienstorden verliehen hat.— Ein deutscher Gelehrter, Professor gar, und zwarordentlicher, sagte jüngst zu seinen studentischen Zuhörern:„Die Herrschaft des vierten Standes kann nichts alseine Zeit der Guillotine und des Mords sein." DieserKnownothing(„Nichtswisser", so nannte sich früher eine politischePartei in Amerika) weiß nicht, daß der„vierte Stand",richtiger ausgedrückt die Arbeiterklasse,„die Herrschaft" nichterstrebt, daß umgekehrt die Arbeiterklasse, so weit sie politischmündig geworden, die Herrschaft überhaupt, durch Gleich-stellung alles dessen was Menschenangesicht trägt, aufzuheben,derHerrschaft in jeglicher Form ein Ziel zu setzen strebt. Undzweitens weiß dieser Knownothing nicht, daß die Arbeiterklasse,so weit sie politisch mündig geworden, darauf hinzielt, den Mordin jeglicher Gestalt: den Justizmord, den ungesetzlichen Privat-mord, den gesetzlichen Massenmord abzuschaffen, unmöglich zumachen. Und das verzapft„Wissenschaft" an einer deutschenHochschule!— Komödie. Herr Gambetta, der sich jetzt in Italienfetiren läßt, empfand zu Rom in seinem republikanischen Herzendas Bedürfmß, den König Biedermann zu besuchen, bat um eineAudienz und erhielt sie. Vor den König geführt, machte erseinem republikanischen Herzen in folgenden Worten Luft:„Ge-statten Sie einem französischen Republikaner, einen constitutio-nelleu Monarchen zu beglückwünschen, der mit gewissenhafterTreue das Gesetz der parlamentarischen Mehrheit beobachtet."Worauf Viktor Emanuel antwortete:„Beglückwünschen Sie michdeshalb nicht, ich thue nur meine Pflicht, und wenn Sie inItalien so populär wären, wie Sw in Frankreich find und ichdie Ehre hätte, Ihr Souverän zu sein, so wären Sie meinerster Minister."Wenn wir nicht wüßten, daß König Biedermann keine Witzemacht und das Compliment unzweifelhaft ernst gemeint hat, sowürden wir in der Schlußbemerkung eine raffinirte Bosheit er-blicken. Man denke:„der Republikaner Gambetta von V fto'-Emanuel würdig erklärt, sein(des Königs) erster Minister zu! werden." Viellleicht denkt ein— französischer Viktor Ema-nuel einmal ebenso!— Das Ordnungsbanditenthum in Frankreich ist mitungeschwächten Kräften an der Arbeit. Jetzt, nach fast siebenZähren wird von der„Justiz" gegen die Männer der Communesortgewüthet, wie in den ersten Tagen nach dem„Sieg", alsdas Blut der Tausende von Ermordeten noch das Pflaster rötbeteWir lesen in Bourgeoisblättern:„Zur D. portation verurtheilt. Der Architekt Franz Treillardhatte unter der Commune seinem Vater, der zum Direktor desöffentlichen Wohlthätigkeitswesens eingesetzt worden war, zurSeite und mit Mitgliedern der Commune: Rögöre, Pilotell(?) u. Ä.auf vertraulichem Fuße gestanden, war dann geflohen und redi-girte, während er in contumaciam verurtheilt wurde, in Genfein von ihm gegründetes Fachblatt. Am 29. Dezember v. Ierschien er unter der Anklage, nicht nur ein öffentliches Amt usur-pirt, sondern bei der Verhaftung eines Bürgers mitgewirkt zuhaben„ vor dem 3. Pariser Kriegsgericht. Nach den Angabenverschiedener Zeugen sollt- sein Auftreten immer ein sehr ge-waltthätiges gewesen sein: Die Beamten fürchteten ihn, er wares, welcher die Polizeicommissare begleitete, wenn sie auszogen,um die Kassen der Verwaltung zu leeren, und einebarmherzige Schwester wollte ihn als den wiedererkennen,der ein Krankenhaus plündern ließ und die Nonnen zwang,rothe Gürtel umzulegen. Ebenso sagte der Inventar- Direktorder Hospitäler, Herr Ramelet, aus, daß der junge Treillard denPolizeicomm'.ssär, der ihn im April verhaftete, weil er sich ge-weigert hatte, die ihm anvertrauten Gelder auszuliefern(welchesich nach der Berechnung der Communarden auf 72 Millionenbelaufen sollten), begleitet hatte. Der Angeklagte leugnete dieihm vorgehaltenen Gewaltthätigkeiten und bestand darauf, daßer sich zufällig und mit einer friedlichen Mission betraut beiHerrn Ramelet befand, als dieser auf Raoul Rigault's Befehlnach Mazas abgeführt wurde. Andererseits führte ein Zeuge,Advokat am Pariser Gerichtshofe, aus, daß der Vater Treillard's,sein ehemaliger College, ein durchaus rechtschaffener Mann ge-wesen wäre, daß dieser ihm während der Commune selbst imVertrauen sein Leid über den Gang des Aufstandes geklagtund erklärend mitgetheilt hätte, er habe den in Paris anwesendenSohn zu seinem Gehülfen ernennen lassen, um zu verhindern,daß er die Waffen gegen die Armee ergreise, in der sein eigenerBruder stehe. Der Vater Treillard's wurde am 26. Maiin Verwechslung mit einem Andern standrechtlich er-schössen. Tags darauf überbrachte seine Wittwe der recht-mäßigen Behörde aus freien Stücken die Summe von mehrals 37,000 Francs, welche ihr Mann aus der Wohlthätigkeits-lasse gerettet und ihr eingehändigt hatte mit der Weisung, siean der berufeneu Stelle abzugeben, wenn ihm etwas Mensch-liches begegnen sollte. Der Vorsitzende des Kriegsgerichtsselbst hob diesen Akt rühmend hervor. Der Gerichtshof er-kannte Franz Treillard der Theilnahme am Commune-Aufftande,sowie an willkürlichen Verhaftungen für schuldig, nahm abermildernde Umstände an und verurtheilte ihn zur einfachenDeportation."Das heißt zur trockenen Guillotine! Daß Treillard auchjuristisch sich keines Vergehens schuldig gemacht hat, daß die Be-hauptung, die Communards hätten die öffentlichen Kassen geleert,eine infame Verleumdung ist, die in dem vorliegenden Fall durchdie Gerichtsverhandlung selbst widerlegt worden ist— das habenwir nicht nöthig hervorzuheben, ebensowenig wie, daß von Rechts-ivegen die Mörder des„in Verwechslung mit einem Anderenstandrechtlich erschossenen" Baters des Verurtheilten auf die An-klagebank gehört hätten.Doch das Datum! Dieser scheußliche Justizmord unter der„neuen Aera" der vielgepriesenen Bourgeoisrepublik! Dasist für uns„die Moral von der Geschichte."— Die trockene Guillotine. Der in Genf erscheinende„Precurseur" bringt folgenden Auszug aus dem Briefe einesDeportirten von Neucaledonien:„Numbo, im Mai 1877..... Die Nahrung hier ist nicht nur ungenügend, sondernüberdies noch so schlechter Qualität, daß wir schon seil zweiJahren gezwungen sind, die erhaltenen Kartoffeln wegzuwerfen.Dem Deportirten Chawpy, welcher sich hierüber beschwerte undgenießbare Lebensmittel verlangte, wurde mittelst TagesbefehlsGoethe als Sozialdemokrat in den Wander-jähren.Philologisch-sozialistischer Versuch von A. Prowe.(Fortsetzung.)Wieder verstrich ein Lustrum. Da starb ihm mitten beiseinem stillen Arbeiten am Schlußbande, ihm, dem Achtzigjäh-rigen, wieder ein Freund, der älteste, wichtigste seines Lebens:Carl August, den 15. Juni 1828— und ähnlich wie seinesSohnes Tod ihm den Abschluß des Jaust unterbrach, verzögertejetzt dieser harte Verlust auch seine Beendigung der Wandcrjahrebis zum vorletzten Jahre seines L-bens. Den Faust beschloß erim letzten.Wir haben daher das Doppeltestament des sterbenden Sehersein und zwei Jahre vor seinem Tode erhalten, beides nachd:m achtzigsten!Natürlich sind nun Faust und Meister in diesen zwei Fort-sc' an gen früherer Jugendgluthergüsse nur noch die Namen jenerur�rünglichen Träger der Dichtung: nicht mehr dieselben Ge-sta ten! Alt wie ihr Schöpfer sind nun auch sie geworden. DerProphet hat Wichtigeres zu thun, als den formellen Abschlußeines Einzelschicksals, mocht' es noch so generell-symbolisch an-g�l'gt gewesen sein, zu Ende zu führen. Er muh jetzt in uni-v.rsaler Darstellung alles Terrestrische— alles Erdenmenschheit-liche zusammenfassen. Darüber stirbt er.Achten wir nun aber auch auf d,e bezeichnende Wahl derZeit und Scenerie beider Werke.Es ist der Rheinstrom, auf dessen Flußinjel wir— vomDichter scheidend— aus seinem poetischen Zauberreich der Wan-derjahre entlassen werden..Der Rhein verbindet die Schweiz und Holland, die beidenvollkommensten Schöpfungen der ersten staatenbildenden Kraftdes Germanenthums. In Hollands meerentrungener, deichum-walltcr Tiefebene schließt das dramatische Lebensbild von HeinrichFaust; in der Schweiz auf den Hochalpen und in der tieferenSceniederung zwischen dem Züricher und Bodensee spielt unserzweiter Theil des Gesammtromans von Wilhelm Meister, spielendie Wanderjahre. Der erste Theil, die Lehrjahre, hatten zurBühne den buntbewegten, dörferreichen, städtebesäeten schönenLandstrich von Mittel- und Unterfraaken: das Maingebiet. DerRhein von Fels zu Meer ist also der Nibelungengold-gesegneteDichterbahnweg; das Rheingebiet ist der Schauplatz für die beiden(wie Rosenkranz sagt)„incommensurabelen Riesenhauptwerke" desFrankfurters Goethe.Die Zeit endlich ist ebenso deutlich gekennzeichnet.Im Faust: die Reformationsepoche, die Periode der Re-naissance, der Wiederbekanntschaft mit Hellas und die Auflösungdes heiligen römischen Reichs, die Entstehung der Alpenrepublik(1499) fowie die der sieben Provinzen aus der Utrechter Unionund dem Geusenbund(15. April 1666).,Im Wilhelm Meister: die Zeit zwischen dem siebenjährigenKriege und der französischen Revolution, die segensvolle Bil-dungsepoche der Union von Philadelphia, der Vereinigten StaatenNordamerikas.Alle die fünfzig und mehr Figuren des Gesammtwerkes sindnur verschieden facettirte Seiten des Einen großen Urbildes derarbeitenden Menschheit, mit dem Motto: Einer für Alle undAlle für Einen. Im ganzen Roman ist kein Müßiggänger, keinbloßer Genußmensch. Ich habe mir alle Namen zusammenae-stellt. Es ermüdet aber den Leser, mich die fünfzigerlei Berufs-arten aufzählen zu hören: vom Karrenführer St. Christoph undZimmermann St. Joseph bis zum Bergmann Jarno und demFabrikherrn Lenardo; vom Geschirrfasser und Rechnungsführerbis zum Oberpräsidenten und pennsylvanischen Proprictor, d. h.einem fürftengleichen Erben Wilhelm Penn's; desgleichen dieweiblichen Personen: von der Nätherin Lydia, der SchneiderinPhiline, der Wirthschasterin Therese bis zur Gräfin und Baro-neffe. Sie alle, sie alle sind rastlos thätig, unermüdct dienst-bar im Berufe der obersten und heiligsten Menschenpslicht, imWirken für das Gemeinwohl. Das ist ein Zug und Drang,der feffellos die Seele fast wider Willen mit fort- und hinreißtin strebender, glühender Innigkeit. Lechzend fast erscheinen miralle diese Dichtergebilde, wie rocnn_ der hohe Hamanns seineSeele in viele zertheilt und sich selbst abconterfeit hätte!— ja,lechzend all' scheinen sie nach dem Einen, letzten, großen Zieleder Erdenmenschheit, nach Erlösung vom Joch der Erdennatur,der niederen Mutter und Beherrscherin unseres Wesens.„Wannendlich", so ruft init tausend feurigen Zungen uns Goethe'sWilhelm Meister zu:„Wann endlich befreist'du dich, arme geknechtete Menschheit, mühebeladenes Erdengeschlecht, vom Zwangder Scholle, an die du gebunden bist und gefesselt warst seitAnsang der Weltgeschichte? O! auf! ermanne dich, götterum-wehte Menschheit, du Abbild Gottes, ermanne dich und bilde dengöttliche Bund der Allliebe."Grafen, Barone, Minister, Schauspielerinnen, Flachsspinne-rinnen und Courtisanen— es ist, als sähen wir die Legendevon Buddhas erstem Auftreten dichterisch»achgebildet!— undschwerlich hat doch Goethe die so treu gekannt, wie die von JesuGesellschaft der Zöllner und Magdalenen. Freilich aber wieder-holt sich alles gesetzmäßig in Natur wie Geschichte. Der Dichterbrauchte sich nur ganz erfüllen zu lassen von seiner Auffassungder Geschichte des„Heils in Jesu Christo", diesem Lehrer derLiebesrcligion, und— wie auch durch Intuition— sah er dieheiligen drei Könige des Morgenlandes, die Muttergottes aufihrem Esel nach Egypten flüchtend und unter Palmen rastend,ihn selber, den Heiland, umgeben von Zöllnern und Sündern,von Magdalenen, Marien und wirthschaftenden Marthen, vonFischern und Zimmerern! Ganz wie es immer wieder sein wird,so oft eine neue Inkarnation des menschlichen Gedankens er-scheint, des Gedankens:„Wir alle sind Kinder Gottes; wiralle sind Geschwister!"So bilden in unserm Roman die Herren und Gesellen all'ausnahmslos und gleichberechtigt wie gleichverpflichtet den großenerdballumschlingenden Arbeiterbund, der, von reichen Kauf-,Grund- und Fabrikherren unterstützt und geleitet, Ost und West— Amerika und Rußland zu colonisiren sich anschickt.Rührend erschien mir da die Selbstüberwindung des Dichters,der mit Umarbeitung des ganzen ursprünglichen Planes auchdie Idee noch zur Geltung bringt, daß doch selbst auf Europasblutgetränktem Boden, sogar hier in dem polizeilich verzUnfteltenund bezopften Deutschland, diesem europäischen Reich ver Mitte,vielleicht wohl auch noch Land zur Bebauung, Gelegenheit zuindustrieller Anlage— Raum zum Leben und Wuhlsein— vor-banden sein möchte, wenn nur die Regierung Gesammteuropasnicht oxenstiernisch- weisheitsarm seit schon zwei Jahrtausendensich erwiesen hätte, wie das verkleinert der»mtmann karrikirendin seiner banausischen Kleinkrämereipolitik' mit der Möbelfabrikdarstellt.(Forts, f.)— Ueber den Nährwerth des Bieres. Stabarzt Dr. v. Krausin We!el behandelt dies Thema in dem Correspondenzblatte des Rhei-nischen Vereins für öffentliche G-sundheilsvflege. Nachdem er die Zu-sammensetzung und die Bestandlheile des Bieres vom chemisch- Physto-logischen Standpunkte des Näheren beleuchtet hat, kommt er zu demSchluffe, daß der Nährwerth des aus Malz bereiteten bayerischen Schenk-bieres durch seinen Eiweißgehalt keineswegs unbeträchtlich, derdetMi23deide,Elsinrübei