kamen nicht weniger als 15,000 Gruben- und Eisenbahnarbeiter uußer Beschäftigung. Die Wilkesbarre Coal Compagnie hatte ihre Mi-ien auch eine Zeit lang geschlossen, weil sich die Arbeiter den ihnen zuge- mutheten 10 Proz. Lohnabzug nicht gefallen lassen wollten. In Folge der oben erwähnten Aussperrung der Arbeiter waren billige Arbeitskräfte zu haben, weshalb die letztgenannten Minen geöffnet und die ausgesperrten Albeiter eingestellt wurden. Die Minen sind nun wieder im vollen Betriebe und werden in den- selben 6000 Arbeiter und über 1000 Kinder beschäftigt. In den Rensellaer Mills und in den Albany Jron Works in Troy wurden über 1000 Arbeiter entlaffcn, weil sie sich die schamlose Bcschneidung der ohnehin knappen Löhne nicht ruhig gefallen lassen wollten. Die Kapitalisten veranstalten, um die Preise in die Höhe zu treiben und die Arbeiter durch den Hunger zu zwingen, sich die schamlosesten Lohnreduktionen gefallen zu lassen, die Arbeitsaussperrungen, welche leider nicht leiten Erfolg haben. So wurden z. B. die Kohlengräber von Belleville, welche ?egen eine Lohnreduktion von 25 Proz. im Ausstande waren, urch den Hunger besiegt. In vielen Kohlengruben werden den Bergleuten blos 40 Cents( 2 Mark) bezahlt. Kurz und gut: Roth und Elend wohin man blickt. Der Markt ist mit Arbeits­kräften überfüllt, wenn auch nur für breacl anä butter(Butter- brrd), wie der Jrländer sagt, gearbeitet werden muß. Mit welcher Gewissenlosigkeit die Kapitalisten vorgehen, wie wenig sie nach Leben und Gesundheit anderer Menschen fragen, wenn es sich um ihrenProfit" handelt, beweist die Untersuchung, welche m Bezug auf den gescheiterten DampferMetropolis" stattfand. Das genannte Schiff war, als es in See ging, nicht im Stande, eine längere Reise auszuhalten, sein Untergang war vorauszu- sehen. Wie aus Zeugenaussagen hervorgeht, ertheilte einer der Eigenthümer dem Kapitän vor der Abfahrt die Weisung, er solle, falls ein Unfall passirte,keine halbe Geschichte" daraus machen; das Schiff sollte vollständig zum Wrack werden. Es war aber auch in einem äußerst nuscrabeln Zustande und war so verfault, daß man das Holz mit dem Fuße von den Planken abstoßen konnte. Die Menschen waren dem Tode geweiht; doch dies küm- werte die Besitzer nicht, weil sie die Bersicherungssumme ein- streichen und lieber einige Dutzend Menschenleben als das Geld aufs Spiel setzen wollten. Bezeichn nd für die herrschende Roth ist der Umstand, daß eine Stunde, nachdem die Nachricht von dem Untergange des Schiffes in Philadelphia   eingetroffen war, die Office(Bureau, Comptoir) der Besitzer von Hunderten von halbverhungerten, an- ständigen Leuten umdrängt war, die um die Stellen der muth- maßlich ertrunkenen Arbeiter nachsuchten. Hier in New-Aork haben sich bei einer Agentur über 1000 Personen gemeldet, die als Tagelöhner oder Handwerker in einem Klipperschiff, welches nach Sidnch abgehen sollte, Auf- nähme suchten. Selbstverständlich bilden diese Leute nur einen winzigen Bruchtheil der großen Maffe armer beschäftigungsloser Menschen; es sind meistens fleißige, genügsame Männer, der Mehrzahl nach Familienväter, die in Folge unserergöttlichen Weltordnung" außer Arbeit gekommen sind. Einen nicht zu unterschätzenden Concurrenten hat diefreie" Arbeit in der Gefängnißarbeit. Im Staatsgefängniß zu Trenton  z. B. sind gegenwärtig gegen 600 Gefangene mit Schuhmacher- arbeit beschäftigt. DieFabrikanten" bestellen die Waare im Gefängnisse weil sie dieselbe billiger bekommen, als sie von freien" Arbeitern hergestellt werden kann versehen sie mit ihrer Firma und bringen sie alseigenes Fabrikat" auf den Markt. Ein einzigerSchuhwaarenfabrikant" bestellte im ge- nannten Staatsgefängnisse für 80,000 Dollar Beschuhung. Die Gefängnißarbeit wird weil sie billig ist protegirt, während außerhalb der Gefängnisse das Geschäft brach liegt und die Ar- beiter geradezu für Hungerlöhne arbeiten müssen. Die große Roth, welche unter den Arbeitern herrscht, und die Furcht, diese könnten am Ende doch nicht ruhig verhungern Wüllen  , veranlaßte die Behörden von San Franziska, einige Ab- hülfe zu treffen. Es wurden Erdarbeiten in Angriff genommen. Gleich ani ersten Tage fanden sich etwa 1000 Kann ein, von welchen jedoch nur 330 sofort angestellt wurden, die Uebrigen wurden auf einige Tage später bestellt, weil das nöthige Fuhr- Werk nicht vorhanden war. Diese Arbeiter erhalten einen Dollar pro Tag im Verhältniß zu der Theuerung aller Bedürfnisse äußerst wenig, Knaben erhalten 50 Cents.Herrliche Welt- ordnung!" Männer, welche in ihren Berufszweigen tüchtig sind und etwas Ordentliches gelernt haben, müssen es noch als eine Gnade ansehen, wenn sie Erde schaufeln oder Steine klopfen dürfen und dabei knapp so viel verdienen, um de» Hunger zu stillen. Die Folgen der czarischen Reformen. Skizzen über die Ausbeutungsfortschritte in Rußland   in den letzten Jahren. (Aus der neulich erschienenen russischen sozialistischen   RevueVorwärts" (Wpered] Bd. V. London  .) (Fortsetzung.) i Das System des Kulakenthums besteht im Heranlocken einer mög- lichst großen Anzahl von Bauern, resp. Arbeitern. Sobald der Bauer in das Netz des Kulak's hineingeratheu ist, bleibt dem Letz- teren nur dieschwere" Arbeit, den Ersteren soviel wie nur möglich auszubeuten; und auf das Ausbeuten versteht sich der Kulak sehr gut. Kein westeuropäischer Kapitalist würde je im Stande sein, ihn in diesemedlen" Metier zu übertreffen. Der Kulak besitzt eine große Masse von Mitteln, durch die er die Bauern zwingt, für ihn zu arbeiten. Das beste Mittel dazu bietet der Staat, der dem Kulak in die Hände arbeitet. Eine Petersburger Zeitung spricht sich darüber folgendermaßen aus:Es ist Frühlings-Anfang... die Zeit, wo der Bauer weder Geld noch Brod hat; eme sehr schwere Zeit. Im März müssen die Steuern für die erste Hälfte des Jahres bezahlt wer- den, und sehr wenige Gouvernements gwbt es, wo die alten Steuerrückstände bezahlt wären. Das Geldlechen behufs Deckung der Steuern ist in den letzten Jahren zur gewöhnlichen und nor- malen Erscheinung im Leben unserer Bauern geworden. Nicht nur die armen Bauern, sogar die wohlsituirten müssen letzt zur Anleihe greifen". Die Zeitung spricht hier nur von solchen An- leihen, deren Prozente mit Gcld bezahlt werden und fuhrt nur die geringsten Prozente 2040 Proz. an. Gewöhnlich sind die jährlichennachsichtigen" Prozente 43, die normalen 60 Proz., die etwas höheren 120, und die ganz hohen 240, in einzelnen Fällen sogar 300. Der Schwindel hat hier bei solchen Prozent- geschäften eine sehr hohe Stufe der Vollkommenheit erreicht, so z. B. erzählt ein Correspondent aus dem Gouv. Nischni-Nowgorod: ein Baschi-Bozuk" aus unserer Gegend kauft alle Lebensmittel auf, um sie nachher den armen Bauern für hohes Geld zurück- zuverkaufeu. Seine Hauptbeschäftigung ist aber der Wucher. Den Bauern giebt er anstatt Geld Lebensmittel oder andere Waaren. Bei solchen Spekulationen werden nur 60 Proz. ge- Es ist wirklich die höchste Zeit, daß diesem Produftions-System ein Ende gemacht werde. W. Sozialpolitische Uebersicht. Nach den neuesten Nachrichten ist es wahrscheinlich. daß der Congreß in Berlin   zusammentreten wird. Zum Dank für die Rußland geleisteten Dienste würde dann Fürst Bismarck  die Ehre haben, präfidiren zu dürfen. Die österreichische Re- gierung hat sich offenbar ganz resiznirt; auf die Interpellation betreffend die Hinrichtung österreichischer Unterthanen(Polen  ) durch die Russen«ntworteKn die Minister, die Nachricht, daß österreichische Unterthanen hingerichtet worden, habe sich nicht bestätigt. Und doch ist es unzweifelhaft wahr; vermuthlich hatte man ihnen vor derVcrurtheilung" die Legitimationspapiere abgenommen, so daß die Unglücklichen für ihre Henker also keine österreichischen Unterthanen. sondern blos Polen   waren. Wer zu feig oder schwach ist, dem Feinde die Stirn zu bieten, igno- rirt auch den kräftigsten und unzweideutigsten Fußtritt, den dieser ihm ertheilt. Rusfischerseits sucht man die Oesterreicher zur Be- setzung von Bosnien   und der Herzegowina zu verleiten Andrassy ist kapabel, auf den Leim zu gehen. Der deutsche Reichstag hat das Stellvertretungs- gesetz, welches nicht gehauen und nicht gestochen ist, unverändert angenommen, nachdem Fürst Bismarck   den Nationalliberalen den väterlichen Rath ertheilt hatte, doch ja auf Geltendmachung ihrer konstitutionellen" Schrullen zu verzichten. So verlief denn auch die Debatte ohne jegliche Erhitzung; langweiliger das wird von allen Parteien mit rührender Einstimmigkeit zugestanden war der Reichstag   niemals; und das will wahrhastig viel sagen. Die geplante Tabaksteuererhöhung, welche nach der einmüthigen Verurtheilung durch alle Parteien nach der ersten Lesung im Reichstage in einer Commissionbegraben" wurde, fängt an, wieder lebendig zu werden. Die Nationalliberalen werden den Wünschen des Fürsten   Bismarck nachgeben und die Tabaksteuererhöhung inirgend einer anderen Form" zur zweiten Lesung und zur Annahme bringen. So steht es geschrieben in den Moniteurs dieser Partei. Es war uns auch sehr wunderbar, daß die Herren Liberalen dem Fürsten Bismarck auf die Dauer Widerstand leisten wollten dies wäre das erstemal gewesen. Wahrlich es ist nicht so leicht, seine Natur zu verleugnen, am wenigsten für dieHunde sind wir ja doch!" Wie traurig es mit dem Schulwesen im Intelligenz- staate Preußen aussieht, davon geben die auf Anregung des Landesvereins stattgefundenen Aufnahmen über die Verhältnisse der Volksschule in der Mark Brandenburg genauen Auf- schluß. Dieselben ergeben, daß in 836 Ortschaften unter 1604 Schulstellen 418 ungenügend und 114 gar nicht besetzt sind. Die Schülerzahl vertheilt sich in der Weise, daß 148 Stellen je 80 bis 100, 95 je 100 bis 120, 83 je 120 bis 150, 33 je 150 bis 180, 16 je 180 bis 200 und 14 über 200 Kinder haben. Am ungünstigsten stellt sich das Verhältniß für Ortschaften mit ein-, zwei- und dreiklassigen Schulen. Nachrichten sind aus 787 solcher Ortschaften mit 894 fundirten Stellen vorhanden; von diesen sind ungenügend versehen 342 und unbesetzt 70. so daß bei der Maximalzahl von 80 Schülern noch 368 Klassen neu errichtet werden müßten. Der Hungertyphus in Schlesien   zieht immer wei- tere Kreise. In Oberschlesien   gradezu seßhaft, ist diese gefähr- liche Seuche jetzt auch in Mittelschlesien ausgebrochen und hat ganz neuerdings ihren Einzug sogar in Breslau   gehalten; we- nigstens meldet dieWahrheit", daß bis zum 1. März in Bres- lau nicht weniger als 12 Typhuserkrankungen zur ärztlichen An- zeige gebracht worden sind. Und die preußische Regierung, was thut sie, um die furchtbare Seuche zu unterdrücken? Sie sinnt auf Mittel und Wege, wie von Reichswegen durch neue Steuern die Ebbe in den Staatskassen in Fluth verwandelt werden kann. Es ist das ein sehr probates Mittel, das arbeitende Volk vor Hunger zu bewahren, jedenfalls ebenso probat, als wenn ein Arzt einen Beinbruch dadurch kuriren wollte, daß er den Bein- brüchigen von einem Thurme hinabstürzt. Preßdragonaden. Der Nr. 4 desArbeiterfreund" in Reichenberg in Böhmen   ward die Ehre zu Theil, in zwei Auflagen konfiszirt zu werden; die dritte Auflage endlich fand Gnade vor den Augen der Censoren, aber auch erst, nachdem nommen. Ganze Dörfer sind in der Gewalt solcher Blutsauger. Alle wissen es, aber es läßt sich nichts dagegen machen". Der Bauer, wenn er sich sogar in der größten Roth befände, würde nie ein Anlehen machen. Erst die Regierung, die Dorfgemeinde und noch mehr die reichen Bauern nöthigen ihn dazu, da die reichen Bauern und die Gemeinde für die Steuern haftbar sind. Mit den armen Bauern verfährt die Ge- meinde ganz nach Belieben: sie verkauft den Bauern resp. seine Arbeitskraft an den Meistbietenden, und das so gelöste Geld fällt dem Steueramte zu. Der verkaufte Bauer hat kein Recht, da- gegen Einwendungen zu machen. Wenn er halsstarrig wird, so bekommt er Prügel. Den Dorfwucher betreiben die reichen Bauern, die adeligen Gutsbesitzer und sogar derBatjuschka"(der Dorfgeistliche).Durch solchen Wucher verarmen ganze Bezirke, ganze Dörfer werden ruinirt", sagt ein Korrespondent. Das sind sozusagen die kleinen Ausbeuter. Die großen Kulaki haben ganze Gouvernements in ihrer Ge- walt. So im Tuler Gouvernement, wo der Gutsbesitzer, Kulak Manin, beinahe 10,000 Bauernfamilien in seiner Gewalt hält. Der Unterschied zwischen den kleinen und großen Kulaki besteht darin, daß sich erstere die Prozente in Geld, letztere in Ar­beit bezahlen lassen. So z. B. borgt der oben angeführte Tuler Bankier" Manin den Bauern Geld mit der Bedingung, die Prozente in Arbeit zu bezahlen. Für vorgeschossene 1215 Ru- bei auf ein paar Monate fordert Manin folgende Arbeit: Der Bauer verpflichtet sich, eine Desjatina(4,2 Morg.) zu bearbeiten, zu pflügen, die Ernte einzubringen und in die Scheune zu schaffen. Das vorgeschossene Geld muß selbstverständlich zurück- gezahlt werden. Und so wie der Kulak Manin, so sind auch alle seine College» die Gutsbesitzer. Gewöhnlich für ein Tschet- wert(3,8 Scheffel) Korn muß der Bauer 2 Desjatinen(8,4 Morg.) bearbeiten, welche Arbeit nach mäßigen Preisen mit 67 Rubel bezahlt wird. Ueber die abbängige Lage der Bauern im Orlo- wer Gouvernement schreibt ein dortiger Korrespondent folgendes: Im Herbst, sobald der Bauer seine Ernte zusammenbringt, wird sie sogleich zur Deckung der Steuern, der Rückstände und Schul- den verwendet, d. h. man beraubt den Bauern und kümmert sich wenig darum, wovon er und seine Familie den Winter hindurch leben werden. Selbstverständlich ist der Bauer nach einer solchen Liquidation seines Eigenthums gezwungen, auf die Gefahr hin, die beanstandeten Artikel aus den Spalten des Blattes entfernt worden waren. DemSozialist" in Wien   erging es nicht besser, wie aus dessen Nr. 7 zu ersehen ist, in der die Redaktion Folgendes zur Kenntniß der Leser bringt: Die erste Auflage unseres Blattes wurde von der k. k. Staatsanwaltschaft wegen des ersten ArtikelsDer Anfang vom Ende", ferner wegen des zweiten ArtikelsDer Sozialismus und seine Widersacher" und endlich wegen derWochenschau" mit Beschlag belegt und die Satzformen unter Siegel gebracht. In Folge des massenhaft inkriminirten Stoffes und der von Seite der Regierung verweigerten Entsicgelung der Formen auch des nicht beanstandeten Theiles find wir nicht in der Lage, das Blatt in seinem sonstigen Umfange erscheinen zu lassen; wir werden jedoch bestrebt sein, unsere geehrten Abonnenten durch eine Beilage der nächsterscheinenden Nummern zu ent- schädigen." Der Strike unter den Bergarbeitern von Moni- ceau-les-Mines(nicht M. au les M.) dauert fort. Die dorthin beorderten Truppen stehen unter dem Commando des berüchtigten Mordbuben und Louis' seiner eigenen Frau, des Generals Marquis von Gallifet, der auch den in ihn gesetzten Erwar- wngen entsprochen und die in voriger Nummer bereits erwähnte Metzelei ins Werk gesetzt hat. Wer Gallifet und seine Auftrag- geber kennt, kann nicht den leisesten Zweifel haben, daß es hierauf abgesehen war. So löst die französische Republik  neuester Aera die soziale Frage. In dem Musterausbeuterstaat Belgien   war ein Mit- glied des Repräsentantenhauses neuerdings naiv genug, den An- trag zu stellen, daß die Frauenarbeit in den Bergwerken ganz in Wegfall kommen sollte. Dieses Attentat auf die Interessen der Ausbeuter fand natürlich keine Anhänger, jedoch waren die HerrenRepräsentanten des Volkes" gnädig genug, einen Ge- setzentwurf anzunehmen, nach welchem untersagt ist, Mädchen unter dem 12. und Knaben unter dem 13. Lebensjahre fernerhin in Kohlengruben zu beschäftigen. Man kann sich denken, welch riesige Dimensionen die Ausbeutung der Kinder in Belgien   an- genommen haben muß, wenn selbst Kapitalisten sich zu deren Einschränkung bequemen müssen. Eine Geschäftsordnung. DasJournal für Buch- druckerkunst" veröffentlicht eine� Geschäftsordnung der I. G. Cotta'schm Buchhandlung in Stuttgart  , die allerdings werth ist, in den weitesten Kreisen bekannt zu werden. Diese Ge- schäftsordnung lautet: Jeder der im Hinterhaus der Buchhandlung Angestellten hat in geschäftlicher Anordnung Herrn Koch unbedingten Gehorsam zu leisten. Etwaige Reklamationen sind in bescheidenster Weise und, so- fern deren Erörterung im Geschäftslokal unzweckmäßig erscheint, beim Herrn Chef bezw. dessen Vertreter vorzutragen. Jeder Augestellte hat mit dem Glockenschlag 8 und 2 Uhr im Geschäft zu sein und dasselbe pünftlich um 12 und 7 Uhr zu verlassen. Arbeiten nach den Äureaustunden können im Fall eiliger Aufträge angeordnet werden. Während der Bureau- stunden ist einzig und fortgesetzt ohne Unterbrechung für die Handlung zu arbeiten und sind». das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften, b. Frühstücke» und Vespern, c. Privatunter­haltung, ä Ausenthalt ohne Beschäftigung in den Packlokalen durchaus nicht gestattet. Sofern einer der Angestellten mit dem ihm übertragenen Pensum nicht alle Geschäftsstunden ausfüllen kann, hat er auch ohne besondere Aufforderung hierzu sich an den Arbeiten seiner Mitangestellten zu betheiligen. Urlaube, gleichviel ob von noch so kurzer Dauer, find keines- wegs selbstverständlich und nur Herrn Koch zur Kenntnißnahme zu bringen; sie werden vielmehr von den geschäftlichen Verhält- nissen abhängig gemacht, sind zu erbitten, und hängt ihre Ge- Währung bei einem oder mehreren Tagen von der Genehmigung des Herrn Chefs oder der Herren Procuristen, bei kürzerer Dauer von der des Bureauchefs ab. Letzterem ist auch bei Urlaubsgesuchen von längerer Dauer(zur weiteren Mottvirung an betreffender Stelle) vorher geeignete Mittheilung zu machen. Die Angestellten(folgen fünf Namen) arbeiten im Turnus auch Sonntags von 910 Uhr zur Erledigung der Briefpost. Den Packern ist bei Strafe sofortiger Entlassung untersagt, Zeitungen, Bier und Lebensmittel den angestellten Gehilfen zu- zutragen._ seine Familie verhungern zu lassen, ein Anlehen in Brod zu machen. Sein Wohlthäter, der Nachbar-Kulak, giebt ihm das geforderte Brod mit der Bedingung, ihm(dem Kulak) bei der nächsten Ernte die Prozente durch Arbeit zu vergüten. Mit solchenglücklichen",Spekulatioilen, sagt der Correspondent weiter, beschäftigen sich die'meisten Gutsbesitzer, Pächter und Verwalter. Jahr- oder Halbjahrarbeiter giebt es hier gar nicht. Die Tage- löhner bekommen keinen Lohn, denn sie verrichten die Arbeit für die den Gutsbesitzern schuldigen Prozente. Der Gutsbesitzer kann den Bauern in jeder Jahreszeit und zu jeder beliebigen Arbeit auffordern; am meisten muß er auf die Arbeit zum Gutsbesitzer, wenn er selbst sein eigen Feld zu bestellen hat, d. h. in der für die Landwirthschaft günstigsten Jahreszeit. Wehe dem Bauer, der dem Gutsbesitzer nicht Folge leistet." Das ist das Verhältniß zwischen Arbeitgebern und Arbeit- nehmern in der Landwirthschaft eines sehr großen Theiles vou Rußland  . Aber das in der russischen Landwirthschaft herrschende Kulakenthum ist je nach der Oertlichkcit ungemein mannigfaltig. In einigen Gouvernements, wie Kursk  . Orel u. A. nehmen die Bauern Land in Pacht. In solchen Fällen zahlen sie für die Desjatina(4,2 Morgen) 15, 20 und sogar 24 Rubel(37 bi» 60 Mark), so daß sie nur für den Gutsbesitzer arbeiten. Der Gutsbesitzer ist sich bewußt, daß es unmöglich ist, 15 oder 20�Rubel für die Desjatina zu zahlen, aber er will nur den Bauern in seinem Netz fangen, und dann gehört ihm der Bauer mit Leib und Seele, da er nie aus den Schulden herauskommt. In einigen Gegenden gerathen auf solche Weise ganze Dörfer in ewige Knechtschaft. Wo aber der Gutsbesitzer durch materielle Mittel den Bauern nicht heranlocken kann, da wird durch den Schulzen(der selbst Kulak   ist), den Kreisrichter oder durch die gebildeten" Landesverwalter auf den Bauern gewirkt. Z. B. in Südrußland, wo es sehr wenige Landarbeiter giebt, werden die Bauern durch die Landesverwaltung oder die Soldaten aus den Garnisonen zu den Sommerarbeiten commandirt. Durch solche Manöver werden die Arbeitslöhne natürlich herabqedrückt, es find aber noch keineswegs alle die oben angeführten Formen der Ausbeutung des Landarbeiters durch das Kulakenthum er» schöpft, denn es giebt noch eine große Masse solcher Kunststücke, die wir aber unerwähnt lassen. Es kann nicht Wunder nehmen, wenn die russische   Land-