Einkommensteuer beliebt, sie war aber sehr unbeliebt und führtezu haarsträubenden Hinterziehungen der Kapitalisten, so daß siebald wieder aufgegeben werden mußte. Es war fast jede Artder einheimischen Produktion schwer besteuert. Das Volk littallerdings nicht darunter, wenigstens nicht bis 1873, weil einebeispiellose Consumtion aller möglichen Waaren die lebhaftesteProduttion, also auch hohe Löhne unterhielt. Um so fühlbarerwurde nachher der Rückschlag seit dem großen Krach.Bis heute haben wir auf unsere Nationalschuld 1000 MillionenDollar zurückbezahlt und an Zinsen mehr als ebensoviel unnöthigentrichtet. Aber das sind nur Kleinigkeiten gegenüber den Ver-lusten, welche der Nationalwohlstand daneben erlitten hat. DieSchulden, welche der rebellische Süden gemacht hatte, wurdennatürlich ausgewischt und dadurch eine gänzliche Verarmung desSüdens herbeigeführt. Die Rebellen-Ländereien wurden nichteingezogen, den befreiten Negern kein Land eigenthümlich oderpachtweise angewiesen, so daß eine neue starke Produktion hättebeginnen können. Es wurde die Einwanderung von Weißen inden Süden zur Ansiedelung nicht ermuthigt. Statt dessen wurdeeiner von Bundeswegen dahin gesandten Räuberschaar republi-kanischer Beamten unter dem Schutze von Bundestruppen dieErlaubniß gegeben, mit Hülfe von Negerstimmen die Südstaatenerbarmungslos auszubeuten, indem große Schulden auf Staats-kredit gemacht wurden, deren Ertrag gestohlen wurde. Die Er-sparnisse, welche die Neger in einer unter Bundesschutz gegrün-beten Bank niederlegten, wurden gestohlen; der Trieb desEmporstrebens der Weißen und Schwarzen wurde ein ganzesJahrzehnt entmuthigt, die Entsittlichung auf die Spitze ge-trieben.Im Norden wüthete inzwischen der künstlich großgezogeneGeist des Kapitalismus unter allen Klassen, am ärgsten unterden Arbeitern. Da wir aber dies bereits in den Spalten des.Vorwärts" geschildert haben, so brechen wir hier ab. Wiefurchtbar und allgemein jetzt die Enttäuschung unter diesenMillionen von Arbeitern ist, welche sich kleine Kapitalistenwähnten und jetzt Enterbte geworden find, geht am Besten ausdem plötzlichen Erfolge hervor, welchen die sich„Arbeiterpartei"oder„nationale Partei" nennende Greenbock- Partei entwickelt.An fast allen Orten des großen Landes, wo Wahlen oderPartei-Conventionen gehalten werden, und in den meisten Legis-laturen, ebensowie im Congresse haben die Greenbockler aufeinmal eine große Mehrheit der Stimmen. Kein Zweifel, daßmit Ausnahme der Staaten New-Aork und Massachusetts undweniger andern großkapitalistischen, binnen Kurzem die Gesetz-gebung völlig in ihrer Hand sein wird. Es ist eine Revolution,welche sich soeben(am 22. Februar) bei ihrer in Toledo, Ohio,abgehaltenen Nationalconvention ihr Programm und eine Or-aanisation gegeben hat. Noch ist diese Partei ganz im kapita-listtschen Geiste befangen und glaubt, ohne Abschaffung desPrivatkapitals eine Wiedergeburt der Polittk und Oekonomiebewirken zu können. Allein dieser Jrrthum kann nicht langevorhalten. In diesem Zeichen kann sie nicht einmal siegen; dasGroßkapital kann ihre Gesetze vereiteln. Sie kann höchstens—wenn wir nur unsre agitatorische Schuldigkeit thun, uns in dieHände arbeiten.Aber mehr darüber in unserm Nächsten.Sozialpolitische Uebersicht.— In der Reichstagssitzung vom 13. d. M. wurde vomAbgeordneten Dr. Nieper im Namen der Commission der An-trag gestellt, die in voriger Session beanstandete Wahl des Ab-geordneten Dr. Beseler für gültig zu erklären und die einge-8 angenen Klagen und Beschwerden über die Unregelmäßigkeitei der Wahl durch die Rüge, welche dem betreffenden Beamtenseitens der Regierung zu Theil wurde, für erledigt zu erklären.Durch diese„Unregelmäßigkeiten" und Wahlmanöver wurde dersozialdemokratische Candidat, Maschinenbauer Stöhr, benachthei-ligt. Abg. Hasenclever protestirt gegen diesen Antrag der Com-Mission, weil die Wahl Beselers gegen den Willen der Majo-rität zu Stande gekommen, daher zu kassiren sei; auch hätte derLandrath, der die Wahl beeinflußte, von Rechts wegen abgesetztwerden müssen.Der Antrag Hasenclever's wurde, nachdem der Abg. Grumb-recht den Landrath in Schutz genommen hatte, abgelehnt.Zum 18. März.Ein Menschenalter ist entronnenSeit unser hohes Spiel begonnen—Wer hat verspielt? Wer hat gewonnen?Manche Krone sank in Staub,Mancher Thron ward Feuers Raub,Manch' Fürst ist schon,Manch' Prinz geflohn;Und dennoch schwankt die große SchicksalSwageNoch stets seit jenem schönsten Frühlingstage.DeS heil'gen BölkersrühlingS Wehen,Wird'S neu durch alle Lande gehen?Wird unser Auge wieder sehenDeutschland, Polen, Lombardei,Frankreich, Schweiz, verbrüdert— frei?Die Bölker all'Ein einz'ger Wall,Gesammelt in der hehren WeihestundeZu ruhiggleicher Arbeit Friedensbunde?Wohin die Augen bang jetzt schauen—Ein hoffnungSlecreS düst'res Grauen!Soll's nie vom Himmel wieder thauen,Wie im holden Lenz es war?Segentriefend wunderbar!?Ihr Zweifler fragt's?Urplötzlich tagt'S!Zerreißen wird dem neu erkeimten Volke.Noch eh' Jhr'S ahnt, des jetz'gen Dunkel» Wolke.Des Mittelalters letzt GetrümmerZerfüllt! West.her glänzt heitter Schimmer,Glänzt immer Heller— näher immer!Seht Ihr bangen Zweifler nichtSchon die Siegeszeichen lichtAm Horizont?m Die Freiheit throntSoldgleich an unsreS ErdtheilS AbendgrenzenAlS Sonn'- erwacht!— die Morgenstrahlen glänzen.DaS Spiel erneut sich rings aus Erden,Doch seht: wie überall die— HeeldenStets mehr der-- Hüter— ledig werden.Ein Pferch nach dem andern bricht!Glaubt Ihr solchen Zeichen nicht?Zwing-Uri sank!!- Nicht lang— nicht lang—Sinkt auch die— Hofburg, die Zwing-Uri gründete,Und sich des Abgrunds Mächten stets verbündete.Alsdann kam der Antrag der Abgg. Liebknecht und Hasen-; clever, betreffend die Beurlaubung Bebels aus der Haft wäh-rend der Dauer der Session und Abänderung des Z 31 derVerfassung, zur Debatte. Liebknecht begründete in längererRede den Antrag und theilt zunächst die Umstände mit, wes-halb der Abgeordnete Bebel verurtheilt wurde. Derselbe habeblos in Vertretung seiner berechtigten Interessen gehandelt, alser eine Vertheidigungsrede auf Angriffe des Fürsten Bismarck.die zu halten ihm durch Schlußantrag unmöglich gemacht wurde,durch den Druck veröffentlichte. Dafür also, daß er von Bis-marck so maßlos angegriffen wurde und sein Recht wahrenwollte, sitze er im Gefängnisse. Bismarck habe bei Gelegenheitder Berathung der Strafgesetznovelle die Sozialdemokraten aufdie maßloseste Weise angegriffen. Nach jener bekannten Rededes Ministers Eulenburg, welche mit den bezeichnenden Worten:„Die Flinte schießt, der Säbel haut!" schloß, habe Bismarck dieheftigsten und ungerechtfertigtsten Schmähungen auf die Sozial-demokratte gehäuft, habe ihre Presse geschmäht, sie des Wirkensim Dunkeln beschuldigt und ihre Klagen„dreiste Lägen" ge-nannt. Der Vice-Präsident v. Stauffenberg fühlt sich veranlaßt,den Redner zu unterbrechen, da, seiner Meinung nach, derartigeErörterungen(welche zweischneidige Dolche für nationalliberaleOhren sind) etwas zu weit vom Gegenstand der Verhandlungabweichen. Liebknecht bemertt, er sei vollständig bei der Sache,weil er für den spreche, der im Gefängniß sitze, weil ihm dieMöglichkeit benommen wurde, im Reichstage zu Worte zukommen. Da er wisse, daß er nur einen hoffnungslosen Kampfgegen die Geschäftsordnung des Hauses kämpfen würde, verlasseer unter Protest diesen Theil seiner Ausführung, er sei jedochder festen Ueberzeugung, bei der Sache zu sein. Auf dieseWorte folgte das bekannte, den Bildungsgrad besonders der„Liberalen" kennzeichnende Geräusch, das in den Berichten als„Widerspruch" figurirt. Bice-Präfident v. Stauffenberg unter-brach den Redner nochmals, indem er bemertte, daß ein der-artiger Protest ihm nicht zulässig erscheine. Liebknecht führteaus, daß der Reichstag das vollkommene Recht habe, die Beur-laubung eines Abgeordneten zu fordern; eS würde sich dannzeigen, ob die Reichsregierung dieser Forderung nachkommenwürde; doch glaube er nicht, daß die Reichsregierung, wenn esdem Reichstag mit der Forderung Ernst wäre, es auf einenConflict ankommen ließe. Bescheidenheit solle nicht Sache derVolksvertretungen sein. Man habe gesehen, wie Bismarck amSonnabend in der Person des Abg. Lasker den Reichstag in-sultirte. Bei dieser Gelegenheit strengten die Nitionalliberalen,deren Hauptphraseur, das Zungen- perpetuum-modilg, Lasker,von Bismarck mit moralischen Fußtritten regalirt worden ist,ihre Kehlen zu den bekannten»Oho"-Rufen an. Echt bedienten-Haft! Der Redner wurde hier zum dritten Mal vom Vice-Prä-ndenten unterbrochen und ersucht„zur Sache" zu sprechen.Liebknecht theilt zunächst die Thatsachen mit, welche sich auf dieEntstehung des Art. 31 der Verfassung beziehen und knüpftdaran die Warnung und Mahnung an die liberalen Parteien,den Antrag anzunehmen, da sie nicht immer in der Majoritätsein dürften. Der Antrag sei im Juteresse der Würde desReichstages, nehme man denselben nicht an, so lasse man einegroße Anzahl von Wählern unvertreten. Das sei aber gegendie Verfassung und schon deshalb empfehle er den Antrag zurAnnahme.Der erste Gegner, der auftrat, war der„Fortschrittler" Hoff'mann, welcher sich zu der Behauptung verstieg, daß es sich beiBebel nicht um eine Beleidigung, sondern um eine Berläum-dung handle. Der Herr deklamirte noch etwas vom Stand-punkte der Fortschrittspartei und erklärte schließlich, daß er gegenden Antrag Liebknechts stimmen werde. Es folgte noch ein Alt-conservativer und ein Centrumsmitglied, welche sich beide gegenden Antrag erttärten. Liebknecht erhält das Wort zu einer per-sönlichen Bemerkung gegen den konservativen Vorredner vonGosler.Husenclever, welcher zuerst den obgenannten Altconservattvenrektifizirt und dann dem Abgeordneten Hoffmann erwidert, daßdie von ihm angenommene„schwere Verläumdung", die Bebelbegangen haben soll in einer nicht minder schweren Verleumdungdes Fürsten Bismarck ihren Grund habe, wird unterbrochen undzur„Ordnung" gerufen. Der Antrag wurde selbstverständlichabgelehnt. Diese Debatte charakterifirt die Herren„Bolksver-treter". Wenn IHM nur im Mindesten nahegetreten wird,Die Haltung unserer serbischen Parteigenossenin der Orientsrage.Ein Beitrag zur Tagespolitik von C. Stichler.Den Parteigenossen wird erinnerlich sein, daß in SerbienJahre hindurch Parteiblätter erschienen, die, mit Geschick undUmsicht redigirt, nicht ohne Einfluß auf die Bevölkerung undderen Gesinnung blieben und dadurch zur Bildung einer Parteiin unserem Sinne den Grund legten. Es wird und muß unterdiesen Umständen unsere Genossen in hohem Grade interesfiren,zu erfahren, welche Richtung unsere serbischen Parteigenossen inder Orientpolitik einschlugen.Auch Serbien hatte die Pest eines gegen den Fürsten mehroder weniger servilen Nationalliberalismus aufzuweisen, und mitHilfe dieser Partei war es der serbischen Regierung ein leichtes,im Volke den Glauben und die Hoffnung zu erwecken und zuverbreiten, daß Serbien berufen sei, die Erlöserrolle für diebosnischen und herzegowinischeu Stammesbrüder zu übernehmen.Im Jahre 1875 schlug, wie Jedem erinnerlich sein wird, dasVolk, das ländliche Proletariat in Bosnien und in der Herzego-wina los und wir lassen vollständig dahingestellt, ob russischeHetzer den Aufstand zu Wege gebracht haben. Aber, wiewohlJeder zugestehen muß, kann em Aufstand durchaus nicht aus-brechen, wenn es an den nöthigen Ursachen fehlt. Zu derselbenZeit schien die Opposittonspartei in der serbischen Nationalver-sammlung(Skuptschina) der Regierung über den Kopf zu wachsen,wie man so zu sagen Pflegt; kein Wunder also, wenn die Re-«ierung und die ihr ergebene uattonalliberale Partei sich an-rengten, durch einen gegen die Türkei gerichteten Krieg alleGefahr von sich abzuwenden. Die Regierung konnte daraufrechnen, daß, sobald der Krieg möglich wurde, auch das Volk sichan demselben mit wenig Widerwillen betheiligen würde, war dochseit Jahren schon die ganze polittsche Thättgkeit der serbischenRegierung auf dieses Ziel gerichtet gewesen. Da nach alledemder Krieg für die Regierung eine Lebensfrage geworden war,mußte sie endlich im Jahr 1876 von der Skuptschina die Be-willigungzum Kriege verlangen.Die Mehrzahl in der Skuptschina bestand aus Nattonallibe-ralen, die sich einer auf Machtpolitik bafirenden Nationalpolitikzuneigten; diese Leute rechneten auf Rußland, da sie an die po-litische Uneigennützigkeit desselben glaubten; sie lebten in der be-stimmten Erwartung, der nordische Koloß werde durch seinenBeistand die größten und besten Erfolge ermöglichen. Bon die-sen Ansichten geleitet, stimmten sie nicht nur blindlings für denfühlen sie sich veranlaßt, für IHN einzustehen; es regnet Unter-brechungen,„Oh»"-Rufe und dergleichen parlamentarische Kleinig-leiten. Bemerkenswerth ist es, daß die„Fortschrittler", welchenicht genuq von ihrem„Programm" von„Volksrechten" u. s. w.schwätzen können, die Ersten sind, welche gegen wirklich Volks-thümliche Anträge auftreten. Die Wähler mögen über dieseneueste parlamentarische Großthat„Buch führen" und sich zurZeit der Wahlen der Reattionäre, welche einen Volksvertreter— weil sie das freie Wort scheuen— im Gefängniß schmachtenließen, erinnern und ihnen den Laufpaß geben.— Anläßlich des Begräbnisses unseres Genossen Heinschfühlte sich die gegnerische Presse veranlaßt, allerhand faule Witzeund erbärmliche Bemerkungen zu machen, um die Furcht, welch«ihr in Folge dieser großartigen Bolkskundgebung in die Gliedergefahren ist, nicht merken zu lassen. So behauptete die„National-Zeitung", die Musiker hätten den Choral„Jesus meine Zu-verficht" geblasen. Der Reporter muß aber wenig von Musikverstcheu, wenn er den Beethoven-Trauermarsch für obigen Choralhinnahm. Die„Magdeburger Zeitung" befleißigte sich ebenfall«der fadesten und abgestandensten Witze. In einem der vierArtikel, die die„Magdeburger Zeitung" über das Leichenbegäng-niß brachte, jammert sie folgendermaßen:„Nichts'Erschütterndes,nichts Feierliches bezeichnete diesen Leichenzug, nein etwa? Fürch»terliches, etwas Erschreckliches sprach sich in dieser Leichenparadeaus, zu welcher die Heerführer jder Sozialdemokratie ihre Mann-schaffen entboten hatten..... Wer spricht noch von Arbeiter-bataillonen Berlins angesichts dieses Leichenaufgebots? Das findRegimenter, Brigaden, Divisionen; ja mehr, daS sind ganz«Ameecorps, ja ohne Uebertreibung gesagt, das find ganzeArmeecorps, welche ihrem, sicherlich um die Sache hochverdien-ten Tobten die letzte Ehre erweisen." Dieses Zugeständniß wirdaber die ehrenwerthe Magdeburgerin nicht hindern, nächstens zuerklären, die sozialistische Bewegung sei nur von einigen Men-schen„gemacht" und habe keinen„tteferen Halt". jAm misera-belsten benimmt sich aber die Wiener„N. Fr. Pr." Dieses Polizei-blatt schreibt in Bezug auf das Leichenbegängniß unter Andermfolgend- Niederträchtigkeit:„Man könnte derlei Erscheinungenunheimlich finden, wenn der gesunde und nüchterne Sinn derhiesigen Bevölkerung durch solche rohe Mittel mehr zu reize»wäre, als es wirklich der Fall ist." Der„gesunde Sinn" istalso doch schon genügend„aufgereizt". Es geht doch nichts übereinen zeilenhungrigen Reporter.„Der letzte Todesfall," fährtdas Blatt fort,„der wirklich ein großes Massenaufgebot der Be-völkerung im Gefolge hatte, war der Waldems; die bei de»Haaren herbeigezogene Demonstration aber für einen Arbeiter,der sich lediglich durch seine Betheiligung an den Wahl-Agitationenausgezeichnrt, kann keine tiefere Wirkung auf da? Bolksbewußt-sein üben." Un» gereicht es zur Genugthuung, daß die geg-nerischen Blätter aller Farben nicht umhin konnten, von dieserVolkskundgebung, wenn auch mit verstecktem Groll, Notiz zunehmen. Das Volksbewußtsein kam bei dieser Gelegenheit rechtzur Geltung und wirtte imponirend, ja verblüffend auf die ausihrer trägen Ruhe Aufgerüttelten.— Preßfreiheitliches. In Gotha ist bereits der dritteRedakteur der„Thüringischen Freien Presse", Genosse BrunoStraube, in Untersuchungshaft genommen worden; das Blatt istdeshalb nicht ohne Redakteur geblieben.— Die bekannte Chemnitzer Eselsgeschichte kam neulich zum Abschluß. Der„Nuß-knacker" brachte seinerzeit das Bild eines Esels. Wegen diese»Bildes klagte der Redakteur des„Chemnitzer Tageblatts" wegenEhrenbeleidigung, das Justizministerium wegen Richtcrbeleidigung,und das Polizeiamt von Chemnitz wegen Beleidigung des Polizei-inspeftors Carius. Das Gericht erkannte in erster Instanz aufdrei Monate. Auf erhobenen Einspruch wurde Redakteur Petzoldvon der Richterbeleidigung freigesprochen, wegen Beleidigung de»Polizeiinspektors jedoch zu zwei Monaten Gefängniß verdonnert.Der Redakteur der„Süddeutschen Bolkszeiwng"� in Stutt-gart, Genosse Lossau, erhielt am 11. d. einen Erscheinungsbefehlvom dortigen Stadtgerichte, woselbst ihm eröffnet wurde, daßer seine in Berlin verwirkte sechswöchentliche Strafe am IS.anzutreten habe. ES geht nichts über die Schnelligkeit. Heutedie Vorladung, morgen schon die„geheime Sitzung-.Der Redakteur der„Fackel" wurde wegen diverser Belei-digungen an einem Tage in drei Fällen zu zweihundert undVorschlag der Regierung, sondern suchten auch mit allen Mit-teln daS Volk für den Krieg zu gewinnen. Noch wollen wirhier bemerken, daß das Volk in jener Partei so zu sagen nichtvertreten war, denn die Nattonalliberalen gehörten fast aus-schließlich der Bureaukratie an. Unter solchen Umständen be-trachteten es unsere Parteigenossen als ihre Hauptaufgabe, dieKriegsfrage einer gründlichen und objectiven Besprechung undUntersuchung zu unterziehen; in der Parteipresse und in derSkuptschina entfalteten sie in dieser Beziehung eine außerordent-liche Thättgkeit, deren Endergebniß ste schließlich in eine derkriegslusttgen Regierung total entgegengesetzte Stellung bringenmußte. Wohl mußte man sich sagen, baß die Lage der arme«Landbevölkerung in Bosnien und Herzegowina eine unerträg-liche, eine für die Dauer vollständig unhaltbare geworden sei,und ferner war man sich bewußt, daß Hilfe nothwendig und dieForderungen deS dorttgrn Landproletariats vollftäudig berechttgtwaren. Und doch durste man sich nicht durch diese Empfindunge»und Gefühle hinreißen und derartig beirren lassen, daß man diePläne der Nationalliberalen und die von selbstsüchtigen Motiv«»geleitete Handlungsweise der eigenen Regierung unterstützte.Durch gründliche Betrachtung und Behandlung dieser Angelegen-heit gelangte man im Kreise unserer Genossen zu dem Resultat,daß Serbien im Janern selbst nicht frei, von der Last derbureaukratischen Mißwirthschaft fast erdrückt, von den Na-ttonalliberalen irre geleitet und von der eigenen Regierunggeknebelt und geknechtet, erst an die eigene Befreiungvor allen Dingen denken und demgemäß handeln müßte,ehe es bei den verwandten Bolksstämmen, die Erlöser-rolle zu spielen berufen sei. Vor allen Dingen sagte»sich unsere Genossen in Serbien, daß der Aufstand in Bosnienund der Herzegowina von vornherein fremden Einflüssen scho-nungSlos preisgegeben war; die Thättgkeit unserer Partei hattein bis dahin(1875) fast fünfjähriger angestrengter Arbeit sichausschließlich den inneren, den eigenen Angelegenheiten zuge-wendet, während m dieser Zeit die Nattonalliberalen, bewußtoder unbewußt, den russische» RegierungSazenten in den türkische»Grenzprovinzen, wo durch die offiziell: türkische Mißwirthschaftgenug Brand- und Zündstoff angehäuft war, in die Hände ar«betteten.Unsere Parteigenossen ließen nicht außer Acht, daß durch dieBeseittgung der türkischen Paschawirthschaft in Serbien Verhält-msse geschaffen worden waren, die schon bei der Gründung»n-serer Partei den nahen und vollständigen Siez über die Gegnerund die Regierung garantirten. Im Innern Serbien? unterder Landbevölkerung hatte die Partei eine solche Ausdehnung