lassen, in Reih' und Glied mit den anderen europäischenCultur- staaten" gestellt zu werden. Denn ohne Kriege und brutale Unterdrückung der freien Regung der Geister kann die heutige Cultur , welche übrigens den Höhepunkt ihrer Volkswohlfahrt- feindlichen Entwickelung erreicht haben dürste, nun einmal nicht bestehen. Um auf die vielen politischen Prozesse zu kommen, die gegenwärtig in Rußland theils geführt werden, theils bereits zum Austrag gelangt find, ist besonders einer erwähnenswerth, oer sich zu Ende vergangenen Monats in Odessa abspielte, und tu den zehn Unteroffiziere und Soldaten eines in Odessa statio- nirten Regiment« verwickelt waren. Selbstredend handelte es fich auch m diesem Falle um dasVerbrechen" der revolutio- nären Propaganda, welches gemeinhin in der Verbreitung ver- botener Bücher und Schriften besteht. Und da in Rußland alles verboten, was nicht erlaubt ist, so kann selbst der harmloseste Mensch ganz gegen seine Absicht über Nacht zu einem Revolu- tionär werden. Die Verhandlungen in dem erwähnten Prozeß wurden bei geschlossenen Thüren geführt, und es erschien außer den zehn Soldaten und Unteroffizieren auch ein Student, Na- mens Famitschewsky, auf der Anklagebank. Nur der Student wurde steigesprochen, weil seine Schuld nicht nachgewiesen werden konnte, die Unteroffiziere und Soldaten dagegen sämmtlich zur Zwangsarbeit verurtheilt, und zwar zur Zwangsarbeit in der Dauer von 10 bis zu 20 Jahren. Wegen Verbreitung ver- botener Schriften 10 bis 20 Jahre Zwangsarbeit! O, über dieseCultur "! Spanien . Die sozialistischeRevlsta social"(Soziale Revue, in Barcelona erscheinend) meldet, daß die Geschäfts- stockung in Spanien ein schreckenerregendes Elend nach sich zieht. In sämmtlichen Fabriken Cataloniens wurde die Hälfte der Ar- beiter entlassen; die Anderen wurden auf den halben Lohn re- duzirt, so zwar, daß die besten Arbeiter 12, 10 und 8 Pesetas wöchentlich verdiene«. Bei der dumpfen Verzweiflung der hun- gernden Einwohner entblödeten sich dieliberalen" Cortes nicht, Hunderttausende für König Alfonso's Hochzeit zu votiren. Den Briganten, die um Tafalla im navarrefischen Gebiet unter kar- listischem Panierrequiriren", drückt nur der Hunger die Flinte in die Hand. Auch die Schifsfahrt von Valencia und Cartagena ist halb lahm gelegt. Ein anderes, nicht sozalistisches spani- sches Blatt,La Salud d'Alicante", berichtet, daß im Januar 31 und im Februar 50 Todesfälle an Hungertyphus in Ca- stilien vorgekommen sind. Auch auf Malorca ist der Hunger- typhus ausgebrochen. Von Malaga find 233 Hafenarbeiter und Lastträger nach Brasilien ausgewandert, um nicht mit ihren Fa- Milien zu verhungern. Aus der amerikanischen Musterrepublik. Das Cincinnati Volksblatt", eins unserer amerikanischen Partei- organe, faßt das Ergebniß einer Untersuchung der Zustände in dem Staatszuchthause von Ohio wie folgt zusammen: Es ist von den Beamten des Staatszuchthauses nicht in Abrede gestellt worden, daß folgende Martermethoden in der Anstalt gang und gebe sind: 1. Aushungerung: 1) durch Entziehung des Abendcssens, eure sehr harte Strasmethode für Leute, die ohnehin schlecht ge- werden und dabei hart arbeiten müssen. 2) Wird ein Sträfling zur Dunkelzelle verurtheilt, so bekommt er blos zwei- mal täglich ein kleines Stück Maisbrod, dreiviertel Zoll dick und von der Breite eines Soda- Crackers, und sonst nichts als Wasser, auch wenn diese Strafe tagelang fortdauern sollte. Doch verlangt man von ihm nach überstandener Strafe dasselbe Arbeitsmaß. 2. Der Knebel: Eine Art Gebiß, das aus Draht gemacht und mit Tuch überzogen, dem Gefangenen wie einem Pferde zwischen die Kinnlaben in den Mund gethan wird. Dasselbe wird hinten angezogen und festgebunden, so daß die 11»- glücklichen nicht schreien, oder wenigstens nicht laut schreien können. 3. Der Schwitzkasten: Eine Kiste so groß wie ein Sarg, in welche der Gefangene eingeschlossen wird. Er hat keinen Raum, fich zu bewegen, sondern muß, mit den Armen an den Seiten festgebannt, aufrecht stehen. In dem Deckbrett find einige wenige Löcher angebracht, gerade hinreichend, um ihn vor dem Ersticken zu bewahren. In kurzer Zeit ist er in Schweiß gebadet, während alle seine Glieder zittern und seine Zunge heiß und trocken wird. Aus diesem Kasten werden die Gefangenen in ein eiskaltes Bad gebracht. 4. Der Bull-Ring. Ein beinahe mannshoch in der Dunkel- Warum nicht gar. Ein so ausgiebiges Feld wenig ein­bringen. Wie?Gerade wie die Luxuspferde und Equipagen?" O, das sehe ich nicht ein. Diejenigen, welche Luxuspferde und Equipagen steuerfrei halten dürfen, könnten auch die Luft um- sonst einathmen. Sie brauchen sich blos eine Luftreinigungs- Maschine anzuschaffen, die ist auch steuerfrei. Ueberhaupt soll ja mein Plan blos für das arme Volk Geltung haben. Das kann man schon stark pressen.Zu viele Hindernisse?" Warum nicht gar? Hindernisse existiren beimindirekten" Verfahren nicht; nur direkt Schade, ich wähnte mich schon im Besitz eines Patentes für Erfindung einerneuen Mutter" für dieSteuerschraube ohne Ende". Gehen wir also zum Schluß des Bildes über. Die ganze Einnahme beträgt 78 M. 25 Pf. Ausgegeben wurden für Schuhmacher, Wäsche u. s. w. 7 M. 50 Pf., demnach bleiben für Wohnung, Heizung, Nahrung 70 Mark 75 Pf. noch übrig. Die ganze Zeit beträgt 113 Tage, demnach kommen durch- schnittlich auf den Tag 62'/« Pf.(Die Bruchtheile find nicht auf's Haar berechnet.) Nun ziehen wir für Wohnung und Hei- zung nur 40 Pf. ab, dann bleiben zur Beschaffung von Nah- run �Mitteln ganze 22'/« Pf. übrig! ? Jjf"04 manchenNur-Woblstands-Kenner" nicht für 9fs«m« t",.3'00 auf Cigarren! Ist vielleicht ein zweiter " v X*1,6]'. unter Ihnen, der mir als praktischer Finanz- nnfihr �agen könnte, wie man bei den Herrichenden SkÄMTh1*°"zufangen hat, damit man für 22-/« Pf. kann? nothwendige und kräftige Kost bieten . ill*tit Praktikus unter Ihnen? Thut mir leid. Ich war schon erfreut, möglicherweise etwas Werth- volles lernen zu können., Nun kommt die Unterschrift meines Kunstgemäldes:Wie viel wird für einen Gefangenen pro Tag gerechnet?" Oder: Ist der freie Mensch dazu verurtheilt. anEntkräftung", auf rem deutsch , denHungertod" zu stoben? Jetzt, meine HerrenNur-Wohlstands-Kenner", haben Sie gewiß daS Resultat gefunden, welches die Borderseite den Wohlstand wie auch die Rücheite den Nothstand dar- gestellt hat. Haben Sie noch den beneidenswerthen Muth, in die Welt hinauSzulügen: Es existirt kein Nothstand"? A. S. zelle angebrachter eiserner Ring, an welchen die Hände der widerspenstigen" Sträflinge gefesselt werden. In dieser Stel- lung müssen sie dann zwölf bis sechszehn Stunden, gewöhnlich die ganze Nacht, zubringen, ohne auch nur einmal losgelassen zu werden, auch nicht zur Befriedigung der nothwendigsten Lei- besbedürfnisse. Natürlich schwellen die Arme und Hände; und das Zittern der Glieder, das dadurch erzeugt wird, dauert oft noch geraume Zeit nachher fort. 5. Die Dunkelzelle, sechs Fuß lang und zwei oder drei Fuß breit, mit steinernen Mauern und ohne andere Einrichtung, als einBücket" und ein Brett statt eines Lagers. Die eiserne Thür derselben schließt so dicht, daß sie weder Luft noch Licht einläßt. In diesem Grabe werden die Leute oft Tage lang gefangen ge- halten und häufig auch, nachdem sie bereits andere Martern, wie z. B. denBull-Ring", haben aushalten müssen. Wenn sie herauskommen, sehen sie aus, als ob sie von den Todten aufer- standen wären. DerBull-Ring" ist mitunter auch in der Dunkel- zelle angebracht, um beide Methoden zu vereinigen. 6. Der Taucherkiste werden die meisten der Erkältungen und Lungenkrankheiten zugeschrieben, an denen die Sträflinge leiden, sowie auch viele der Wahnsinnsanfälle, Sie ist sechs Fuß lang und drei Fuß weit, und wird drei Fuß hoch mit eisig- m Wasser gefüllt, in welches die Unglücklichen geworfen werden. Ihre Füße werden gefesselt und die Hände auf den Rücken festgebunden. Zuerst läßt man sie sitzen und ihnen das Wasser in's Gesicht strömen, daß sie davon momentan erblinden und den Athem verlieren. Dann wirft man sie nieder und hält ihnen den Kopf unter das Wasser, bis sie beinahe erstickt find. Diese Operation wird mehrere Male wiederholt, obwohl das Opfer in den Zwi- schenpausen mit halbem Athem jammervoll und keuchend um Gnade winselt. Natürlich erbrechen sie dabei und verunreinigen sich auf sonstige Weise. Dies hindert jedoch nicht, daß man ihnen den Kopf in dasselbe schmutzige Wasser zurücksteckt. Dutzende von Gefangenen werden oft hintereinander in dasselbe Wasser geworfen und kommen mit blutendem Munde und blutenden Nase» wieder daraus hervor." Da könnten unsere europäischen Gefängniß- und Zuchthaus- direktoren möglicherweise noch etwas lernen. Genosse Rohleder, der erst vor wenigen Wochen aus einer längeren Haft entlassen war, hat neuerdings Staatsquar- tier auf 6 Monate in dem Nürnberger Gefängniß bezogen. Als Redakteur des Münchener Zeitgeist" hatte sich Rohleder eine Bismarckbeleidigung",Gotteslästerung" und dasVergehen" der Verächtlichmachung von Staatseinrichtungen zu Schulden kommen lassen und dafür die 6 Monate erhalten. Preßfreiheitliches. Der Redakteur derHalberstädter Freien Presse", Genosse Fr. Voigt, bezog am 4. d. M. auf neun Monate das Halberstädter Gefängniß, weil er einen in ganz Deutschland unbeanstandeten Artikel,Bismarck's Sturz" betitelt, abdruckte. Es geht doch nichts über die Einheit im deutschenReiche". Nach einem Gerücht, das gegenwärtig die Runde durch die deutsche Presse macht, soll Parteigenosse Bebel Leipzig ver- lassen und sich in Paris angefiedelt haben. Säße Bebel gegen- wärtig wegen Beleidigung desersten deutschen Staatsmannes" nicht im Bezirksgerichts- Gefängniß zu Leipzig , aus d.m er erst gegen Ende Mai entlassen wird, so wäre die Albernheit des Gerüchts doch schon dadurch konstatirt, daß der PariserFigaro" dessen Vater ist. Also kein Wort weiter hierüber. Correspondenze«. Ahrensburg , 22. März. Eine interessante Volksversammlung fand Sonntag den 17. März Hierselbst statt. Die Versammlung war seitens des antisozialistischen Vereins einberufen. Bureau- wähl fand nicht statt, den Vorsitz führte vielmehr der Präsident des antiiozialistischen Verein?, Lehrer Koch. Auf der Tages- ordnung stand ein Vortrag überDas Kapital ". Als Referent über dieses Thema war Lehrer Benckendorff aus Ahrensburg annoncirt. In nicht gerade fließender, durch lange Pausen unter- brochener Rede entledigte sich der Redner in der denkbar schlech- testen Weise seiner Aufgabe. Die Quintessenz des meistentheils vor und abgelesenen Referates bildete der Gedanke: Was jedem zugänglich ist, ist kein Kapital, was nicht jedem zugänglich ist, bildet das Kapital; außerdem ist die Sozialdemokratie die größte Feindin des Kapitals.(??) Selbst der Vorsitzende und Ge- sinnungsgenvsse des Referenten, Lehrer Koch , konnte fich während dieser oratorischen Leistungen des Lachens nicht enthalten. Endlich war das Auditorium von diesem Redner befreit. Jetzt bat Genosse Hermann Lange, der auf Aufforderung der Ahrens- burger Sozialisten in dieser Versammlung erschienen war, um das Wort und erhielt dasselbe auch. In etwa dreiviertelstündiger Rede widerlegte Lange zuerst gründlich die Faseleien des Rese- renken und gab dann klare und genaue Definitionen über Ge- brauchs- und Tauschwerth, erläuterte die Entwickelung und Be- deutung des Kapitals, beleuchtete seine Stellung in der heutigen Produktionsweise und schloß unter lebhaftem Beifall der An wesenden mit der bündigen Erklärung, was Kapital sei. Der Vorsitzende ergriff nunmehr das Wort, um H/rrn Langefür seine leidenschaftslosen und klaren Ausführungen" zu danke», der ihmein anständiger und gebildeter Sozialdemokrat, wie z. B. Fritzsche in Berlin und Geib in Hamburg zu sein scheine" und meinte zum Schluß, Sozialdemokratie und Fortschrittspartei müßten Hand in Hand gehen.(!!)(Bemerkt sei übrigens, daß Lehrer Koch als ein nicht ungeschickter, wenn auch nicht tiefer Redner sich zeigte.) Nach einigen unklaren Bemerkungen des Referenten Benckendorff ergriff wiederum Genosse Lange das Wort und verwahrte sich entschieden gegen den Bruderkuß von Eugen Richter und Consorten, kritifirte scharf und schneidig die parlamentarische Thätigkeit der Fortschrittler und Liberalen und ermahnte die anwesenden Arbeiter und Handwerker, den Eon- servativen so gut wie den Liberalen den Fehdehandschuh in's Gesicht zu werfen.(Hier entzog der Vorsitzende dem Genossen Lange das Wort,erlaubte" ihm jedoch gleich darauf, noch fünf Minuten seineLästerungen" fortzusetzen�) Nachdem dann Lange seineLästerungen" beendet, gab Herr Koch wieder seine pathe- tischen, oratorischen Ergüsse zum Besten. Da aber die Zeit schon weit vorgeschritten war und das Publikum den Saal ver- ließ, erklärte der Vorsitzende Schluß zu machen und so erfolgte denn auch nach einer persönlichen Bemerkung des Herrn Lange und nach dem Schlußworte deshochgeehrten Herrn Vortragenden" Schluß der Versammlung. Magdeburg , 27. März. Montag den 24. d. M. hatten auch wir Gelegenhett, dengroßen Agitator" Bujarsky in einer von circa 3000 Personen besuchten Versammlung zu hören. Selbstredend war der Mann in der Absicht hierher gekommen, um der Sozialdemokratie den Garaus zu machen und an deren Stelle die allein selig machende Harmonielehre zur Geltung zu bringen. Aber weder das Eine noch das Andere gelang dem Sendling Mäxchen's, und wenn Bujarsky anderwärts mit dem- selben Mißerfolge propagandirte, dann kann man ihn getrost als einen unfreiwilligen Agitator für die Sozialdemokratte bezeichnen, und Herr Hirsch hätte besser gethan, dieGroschen der Arbeiter" für andre Zwecke zu verwenden. Bujarsky sprach über das Thema:Die Gewerkvereine, der anttsozialdemokratische Congreß und die Sozialdemokratie." Was er sprach, verlohnt sich nicht, daß es der Vergessenhest entrissen wird, nur soviel sei erwähnt, und darin werden uns auch die Nichtsozialdemokraten Recht geben müssen, die an jenem Abend Bujarsky gehört haben, daß er nicht zu Jenen gehört, von denen selbst Gegner lernen können. Gewiß nicht! Nur Eines kann nicht stillschweigend übergangen werden. Bujarskv spielte nämlich als Trumpf eine Aeußerung Bracke's aus, die derselbe gelegentlich einer Berliner Disputation mit Max Hirsch gethan haben sollte und die darin gipfelte, daß er sich mit dem im sozialistischen Programm enthaltenen Aus- drucke:Gegenüber der Arbeiterpartei bilden alle anderen Par- teien Eine reaktionäre Masse" nicht einverstanden erklären könne. Wenn Bujarsky durch die Erwähnung dieser vermeintlichen Aeußerung Bracke's etwa den Beweis liefern wollte, daß er für eine fteiheitliche Partei wirke, so kann man ihm das kindliche Vergnügen schon gönnen, nur wird dadurch nichts an der That- fache geändert, daß die Fortschrittspartei gegenüber den ökono- mischen Forderungen der Sozialdemokratie in der That zu jener antisozialdemokratischen Masse gehört, die diese Forderungen be- kämpft, daß sie also in Wirklichkeit einen Theil derreaktionären Masse" bildet, von der im sozialistischen Programm die Rede ist. Nein, Herr Bujarsky, die politisch radikale Phrase zieht bei den Arbeitern nicht mehr, sie wollen Thaten sehen. Und eine solche That. nach der alle Interessen der Arbeiter drängen, ist die Etablirung der sozialistisch organisirten Gesellschaft. Das Hoch übrigens, welches die Menge zum Schlüsse der Versamm- lung der Sozialdemokratie ausdrachte, wird Herrn Bujarsky wohl belehrt haben, daß sein Proselytenfang für die Hirsch'sche Harmoniealbernheit ohne jeglichen Erfolg war. Leipzig . Wie in früheren Jahren, so wurde auch für das Jahr 1877 vom Vorstande des hiesigen Arbeiterbildungs- verein« ein Bericht über die Thätigkeit des Vereins heraus- gegeben. Der Verein besitzt Freunde und Anhänger in fast allen Theilen Deutschlands und darüber hinaus, und es dürfte daher wohl von Interesse sein, eine Ucbersicht des von dem Berein Gebotenen zu geben. Es wurden 68 Vorträge gehalten, und zwar alle einen einzigen ausgenommen unentgeltlich. Discusfionen, in denen theils sozialpolitische, theils naturwissen- schaftliche Fragen behandelt wurden, fanden 17 statt. Der Vor- stand des Vereins hielt 49 Sitzungen ab. Neu eingerichtet und eröffnet wurden im verflossenen Jahre Curse in der Lite- raturgeschichte, Rundschrift, Phonographie, dreifache Buchfüh- rung russisches System Geschichte und für Fortgeschrittene in der russischen Sprache und Stenographie. Im Ganzen wurde von 14 Lehrern in 26 Cursen, bei 18 verschiedenen Unterrichtsgegenständen, Unterricht ertheilt. Der Unterricht war, wie sich das aus der Statistik der Theilnehmerzahl ergiebt, durchschnittlich gut besucht. Der deklamatorische Club zähtt 16 Mitglieder incl. 4 Damen, der Gesangverein hat 51, die Turnersektion 66 und die stenographische Sektion 16 ordentliche Mitglieder; letztere außerdem 4 correspondirende Mitglieder. Die Bibliothek des Vereins zählt 2265 Bände; ausgeliehen wurden an 202 Mitglieder 1679 Bände. Vermehrt hat sich die Bibliothek um 134 Bände, die sämmtlich dem Berein geschenkt wurden; außerdem besitzt die stenographische Sektion eine Bibliothek von 75 stenographischen Werken und Broschüren. Das Archiv des Vereins enthält 432 Schriften verschiedenen In- Halts. Im Lesezimmer lagen 64 Zeitungen aus, die dem Ver- ein zum Theil gratis zugehen. Zeichenvorlagen für Freihand- zeichnen, gewerblich-technisch-architektonisches und Maschinenzeich- neu, find 1060 vorhanden. Die Mitgliederzahl betrug durch- schnittlich 364 per Monat, im vorigen Jahre nur 309; am meisten Mitglieder hatte der Berein im November 533, am wenigsten im Oktober 293. Die laufende Nummer war am Schlüsse des Jahres 1247, im vorigen Jahre 946. Es sind im Verein 133 verschiedene Berufszweige vertreten, z. B. 86 Schlosser, 86 Tischler, 83 Schriftsetzer, 72 Schneider, 70 Markthelfer, 69 Schuhmacher, 58 Kaufleute, 58 Schreiber k. Von außerdeutschen Staaten gehören dem Verein an: 19 Oester- reicher, 4 Russen, 3 Schweizer und je 1 Grieche, Däne, Eng- länder und Schwede. Im Kassenbericht finden wir eine Ein- nähme von Mk. 6676.25, Ausgabe Mk. 6542.84, also einen Ueberschuß von Mk. 133.41. Das jetzige Vereiuslokal befindet sich Querstraße 24. Wie wir schon früher in diesem Blatte berichteten, war der Verein genöthigt. das Lokal, welches er 12 Jahre lang inne- gehabt, zu verlassen. Da es äußerst schwierig war, ein neues, passendes Lokal Jiu finden, so gewann die Ansicht immer mehr Raum, daß der Berein darauf bedacht sein müsse, sich eine eigene Heimath zu gründen. Es wurde dieserhalb mit der Sammlung eines Baufonds begonnen, der am Schlüsse des Jahres 316 Mk. betrug. Die Freunde des Vereins ersehen aus obiger Zusammen- stellung daß derselbe nach wie vor ein reges Leben entfaltet und immer mehr zu leisten bemüht ist, um für seinen Theil that- kräftig mitzuwirken zur Erreichung des großen Zieles der Arbeiter- bewegung: Erlösung der darbenden Menschheit aus den tausend­jährigen Banden der geistigen und körperlichen Knechtschaft! n. Mssekdorf, 27. März. Behufs Gründung eines antisozialisti- schen Bereines wurde hier am 24. März eine von den Ver- tretern der evangelischen Gemeinde einberufene Versammlung abgehalten. Als Redner fungirten zwei Pastoren, welche fich ihre Aufgabe so leicht als möglich machten. Das erste Psafflern beschränkte sich darauf, aus dem Zusammenhange herausgerissene Bruchstücke aus den Gedichten von Most, Hasenclever, Gerb und Anderen zu cittren und durch dieselben denBewers" zu er- bringen, daß die Sozialdemokraten nichts Geringeres rm Sinne führen, als denHerrgott" abzusetzen, und daß es Pflicht eines jeden Christen sei, für diesen in die schranken zu treten und sich unter der Führung seiner Diener, der Pfaffen, gegen die bösen Sozialdemokraten zu vereinigen. Der zweite Redner er- mahnte zum Beitritt zur christlich stöckerischen ReaktionSpartei, in welcher man seineGewissensruhe" wieder finden könne. Es wurde das alte Lied, daß man als Entschädigung für irdischen Hunger mitjenseitigen" himmlischen Freuden entschädigt werde, gesungen. Als Beweis der erlangtenGewissensruhe" führte der fromme Herr die Renegaten Küster und Grüneberg an, verschwieg aber, daß diese Leute sich durch ganz profaneirdische" Bortheile, nicht aber durch die zu erwartendenhimmlischen" Freuden bestimmen ließen,gute Christen" zu werden. Küster habe beständig die Bibel neben sich liegen, um diemassenhaften" Anfragen der Arbeiter beantworten zu können. Ein Pracht- exemplar, dieser Küster! Im salbungsvollsten Kanzeltone ver- sicherte der Pastor, seine Partei wolle ja auch die Beschränkung