zu ersuchen: dem Reichstage in der nächsten Session einen Gesetz- entwurf vorzulegen, welcher 1. unter Abänderung des Z 2 des Gesetzes vom 7. Juni 1871 die Bestimmungen desselben auf andere mit besonderer Gefahr für Leben und Gesundheit verbundene Gewerbe- betriebe ausdehnt; 2. in Betreff dieser Gewerbe die Verantwortlichkeit des Unter- nehmers und die Beweislast in einer der Ratur des ein- zelnen Gewerbebetriebes entsprechenden Weise regelt." Vorstehender Antrag steht von allen eingebrachten dem so- zialistischen Antrage, der vorstehend abgedruckt ist, am nächsten. Der kleine Demagoge Max Hirsch ist sogar von Lasker über- trumpft worden. Ein clerikaler Antrag, sowie ein Antrag der Majorität der Nationalliberalen unter Führung des Obergerichts- anwals Struckmann, fordert nur die Aufnahme einiger neuer Gewerbebetriebe sonst Belassen beim Alten. Von links nach rechts aufgezählt formiren sich die AbänderunAsanträge in Bezug auf das Haftpflichtgesetz folgendermaßen: 1) sozialdemokratischer Antrag. 2) Antrag der nationalliberalen Minorität. 3) Antrag der Fortschrittspartei. 4) Antrag der nationalliberalen Majorität. 5) Antrag des Centrum. Zum Kapitel der Staatshilfe oderWo sind die Milliarden geblieben?" Der Fonds zur Errichtung eines neuen Reichstagsgebäudes hat die Höhe von 29,066,7(11 M. 77 Pf. erreicht; die Baarwerthe des Fonds betragen 301 M. 77 Pf. und 29,066,400 M. sind in Eisenbahn - Prioritätsobliga- tionen und in amerikanischen Bonds angelegt. Der Bestand des Reichs-Festungsbaufonds beträgt im Ganzen 151,858,977 M. 21 Pf.; er setzt sich zusammen aus Eisenbahn-Prioritäten und Schuldverschreibungen deutscher Bundesstaaten, aus auslän- dischen Staatspapieren(im Werthe von 928,550 Lstrl.) und aus 2,647,500 Dollars. Der Reichs-Jnvalidenfonds besteht aus 560,562,924 M. 38 Pf.; der weitaus größte Theil dieser Summe, nahezu 537 Millionen Mark, ist in Schuldverschrei- bungen und Eisenbahn- Prioritätsobligationen angelegt. Der Reichs- Festungsbaufonds schuldet dem ReichS-Jnvalidenfonds 519,015 M. 51 Pf. und an Baarwerthcn enthält der letztere 4,837,030 M. 8 Pf. Der Reichs-Krietzsschatz behält seinen Bestand von 120 Millionen Mark, die im Julmsthurm der Citadelle zu Spandau baar verwahrt sind. Er ist der ein- zige, der, unter Verzicht auf Zuwachs, vor Verlusten gesichert bleibt. Der Festungsbaufonds besitzt z. B. russisch englische An- leihe aus den Jahren 1862, 1871 und 1872, für welche 908,550 Lstrl. bezahlt wurden; heute würden diese Schuldverschreibungen nur mit großen Verlusten veräußert werden können. Aehnlich ergeht es dem Jnvalidenfonds und dem Reichstagsfonds mit den Prioritäten ohne Staatsgarantie; ersterer hat Prioritäten für 162,867,000 M. und letzterer solche für 28,487,700 M. Der Coursverlust ist augenblicklich be- deutender, als der Erlös aus den Zinsen. Die Anle­gung der Gelder ging vor sich im Einvernehmen zwischen der Reichsregierung und dem Reichstage, so daß beide für die Ver- Wendung gleichmäßig verantwortlich sind. Die Invaliden erhalten kümmerliche Pensionen, während der Jnvalidenfonds die Privatunternehmungen zum Schaden des Reichs in groß- artiger Weise unterstützt hat. Das Volk hungert die Kriegs- Milliarden sind zum Theil den Unternehmern in den Jahren 1871, 72, 73 zugeführt und haben die Ueberproduktion und den heutigen Rothstand herbeiführen helfen. Und da faselt man immer noch von einem neuerstandenen Reiche der Ordnung und der Wohlstandserzeugung! Fürst Bismarck'S Schwärmerei für Alles, was nach Juchten riecht, ist bekannt und die Dienste, welche er in den bisherigen Phasen des orientalischen Krieges Rußland geleistet hat, gehören der Geschichte an und sichern ihm auf ewige Zeiten die Dankbarkeit jedes Knutenschwingers und-Anbeters. Nicht so bekannt dürfte sein, daß der deutsche Herr Reichskanzler auch privatim als Geschäftsmann Rußland die wesentlich- sten Dienste leistet und dabei in puncto derNeutralität" eben so tolerante Begriffe entwickelt, wie auf dem Gebiete der hohen Politik." Hören wir nur, was dem Berliner Börsen courier"auS dem Lauenburgischen" geschrieben wird:Aus dem fürstlich Bismarck 'schen Territorium in Lauenburg ist seit dem Herbst eine Pulverfabrik erbaut, welche jetzt im vollen Betriebe steht. In der letzten Woche ginc; für russische Rech­nung eine bedeutende Ladung Pulver dieser Fabrik(die sich Rottweil-Hamburger Pulverfabrik" nennt) zu Wasser auf der Elbe bei Dömitz ab. Dort wurde der Transport auf einen be- reit gestellten Extrazug, der einunddreißiq Wagen enthielt, ge- laden, und unter Begleitung von einem Premier-Lieutenant und zwölf Mann über Berlin nach der russischen Grenze weiter befördert. Noch in dieser Woche wird ein weiterer Transport Seitens der Pulverfabrik nach Rußland verladen werden." Man muß dem Fürsten Bismarck nachsagen, daß er ein vorzüg- licher Geschäftsmann ist. Pariser Weltausstellung. Es hat sich in Paris ein von seiner Aufnahme in eine Zeitung die Rede sein kann. So lag aber der Fall hier nicht. ES wurde Helßigen nicht auf- gegeben, einen solchen amtlichen Erlaß abzudrucken, vielmehr sollte er ausschließlich zwei Schriftstücke abdrucken, die mit einer amtlichen Bekanntmachung Etwas nicht gemein hatten; würde er diese Schriftstücke in seiner Zeitung zumal ohne jedweden Zusatz, zu welchem er nicht verpflichtet war einfach zum Abdrucke gebracht haben, so würde kein Leser auch nur mit einiger Sicherheit darauf, daß der Abdruck auf einer amtlichen Anordnung beruhe, haben schließen können, noch weniger aber ..Jemand zu behaupten berechttgt gewesen sein, es sei eine £,>6; v Bekanntmachung", welche abgedruckt sei. Daran aber, /mlf, x.etJ?�er hierüber nicht im Unklaren bleibe» hat namentlich n<,lX �ehQ'ieur selbst und zwar schon insofern ein Interesse, qr� �iliaen Falls leicht möglicher Weise der Vorwurf, ja k$ Ü?-.'hn erhoben werden könnte, er selbst habe die beleidigender Absicht bewirkt. Uebrigens T wimaL v" daß hierdurch nicht allzustrenge An- fvrderungen an die Form gestellt werden sollen, an welche man nneöffentliche Bekanntmachung" im Sinne von§ 10 des Reichspreßgesetzes gebunden sein läßt; vielmehr wird es Beweis- frage bleiben, ob tm conkreten Falle diese oder jene Formulirung des amtlichen Erlasses genügt; nur soviel wird jederzeit zu er- fordern fem, daß es loeben e,n für den Abdruck bestimmter amt­licher Erlaß ist, dessen Aufnahme in Frage kommen soll. So würde es auch beispielsweise kaum einem Bedenken unterlegen haben, als eineamtliche Bekanntmachung" im Sinne des citirten Paragraphen eine etwaige schriftliche Verfügung des Gerichts anzusehen, durch welche Helßigen, unter kürzlicher Verzeichnung der Veranlassung dazu, aufgegeben worden wäre, die fraglichen Schriftstücke sammt der Verfügung selbst in dieZeitung aufzunehmen. Hiernach war die Beschwerde Helßig's als begründet anzu- Comitö gebildet, welches sich zur Aufgabe macht, auswärtige Sozialisten, ohne Unterschied der Nationalität, die die Weltaus- stellung besuchen, mit Rath und That zu unterstützen. Der Sitz des Comitös ist bei Herrn Gastwirth Braun, Uns äs ta LastUIo 2, Paris . Alle Anfragen und Anmeldungen sind frankirt an Herrn Braun zu adresfiren und können sich dabei die Gesinnungsgenossen der verschiedenen Nationalitäten ihrer resp. Muttersprache bedienen. Mitglieder des Comites werden vom 1. Mai an jeden Abend von 8 Uhr ab im vorerwähnten Lokale anwesend sein und im Laufe des Tages eingetroffenen Parteigenossen Wohnung und Kostgelegenheit nachweisen; ebenso wird das Comits gemeinsame Besuche der Ausstellung organisiren. Um über Fachfragen spezielle Auskunft ertheilen zu können, sind im Comitö zahlreiche Professionen vertreten, u. A.: Tischler, Goldarbeiter, Blldhauer, Lederarbeiter, Schneider, Schuhmacher. Tapezierer, Maler, Uhrmacher, Mechaniker, Photographen-c. Auf mehrfache Anfragen theilen wir mit, daß der Preis für bescheidene Logis 1 bis 2 Fccs. täglich beträgt. Man bittet die Besucher, sich mindestens acht Tage vor ihrer Ankunft anzumelden. Den Anmeldungen ist eine schriftliche Empfehlung eines der bekannteren Parteigenossen oder eines Arbeiterblattes beizufügen. Die Parteiorgane aller Sprachen werden um mehrmalige Auf- nähme dieser Mittheilung ersucht. Agrarisches Verbrechen. Bor einigen Tagen wurde in Irland einer der reichsten Grundbesitzer, Lord Leitrim, auf einer Fahrt über Land nebst seinem Sekretär und Kutscher er- schössen. Von den Mördern hat man nicht die leiseste Spur entdeckt. Lord Leitrim war ein sehr strenger Herr, der aus seinen Besitzungen ein möglichst hohes Einkommen herauszuziehen suchte und deshalb sehr unbeliebt war. Kurz vor seinem Tode hatte er eine Wittwe, Mrs. Alger,evleteä", d. h. von Haus und Hof gejagt, um das Grundstück rentabler zu verwenden. Noch nicht gehängt. Vor einiger Zeit hieß es, der russische Spion Stempowski, Verräther Netschajeffs, sei in der Türkei gehängt worden. Dies wird widerrufen, und wir erfahren jetzt, daß der saubere Patron in Wien alsGlas- und Porzellanmaler" lebt. Jedenfalls, meint dieTagwacht", steht dieseGlas- und Porzellanmalerei" in enger Verbindung mit dem Umstände, daß die Wiener Polizei in der Verhaftungstaats- gefährlicher" Personen eine fieberhafte Thätigkeit entwickelt. Vor drei Wochen verhaftete sie bekanntlich erst den Russen Free- mann und am 18. März,.Abends, wurde die geistvolle junge Russion Dorothea Famillante und ein Russe, Namens Kul- likofsski, verhaftet. Bei Famillante hielt man eine zweistün- dige Hausdurchsuchung und es wurden alle Schriften und Bücher confiszirt. Man glaubt einer großen Verschwörung auf die Spur gekommen zu sein, in welcher sehr viele Personen verwickelt sein sollen. Doch wird die Polizei sich unsterblich blamiren; aber die arme, unschuldige Famillante muß einstweilen dafür büßen, daß sie sich unterstanden hat, anders zu denken, als es der löb- lichen Polizei gefällt. Ueber das Elend der Flüchtlinge in Konstan- tinopel berichtet ein Correspondent derNeuen freien Presse" geradezu haarfträub-nde Dinge. Etwa 300,000 flüchttge Moha- medaner sind in der Hauptstadt zusammengedrängt, welche, ob- schon die Regierung die Schulen, Kasernen und selbst einige Pa- läste des Sultans zu ihrer Unterbringung zur Verfügung ge- stellt hat, auf den Gassen und Plätzen kauern und dem bittersten Elend preisgegeben sind. In Folge der Ansammlung des russi­schen Heeres sind die Lebensmittel übermäßig im Preise ge- stiegen, so daß es den türkischen Familien fast unmöglich wird, den eigenen Lebensunterhalt zu erringen. Das Brod hat den sünffachen Preis erreicht und es sind die Mühlen kaum im Stande, das Getreide zu mahlen, welches die russische Armee bedarf. Täglich kommen Tausende von Flüchtlingen an und zwar ohne alle Geldmittel, ja selbst ohne die nöthige Kleidung. Viele von ihnen sterben auf offener Straße vor den Augen ihrer Leidensgenossen Hungers. Obschon die russische Heeres- leitung versprochen hatte, Leben und Eigenthum der muhameda- nischen Bevölkerung Bulgariens zu schützen, durchziehen doch ge- Heime russische Agenten die bulgarischen Städte und Dörfer und verbreiten unter der muhamedanischen Bevölkerung Schrecken und Angst. Den Türken wird mit der Rache der Russen gedroht. Die Bulgaren werden gegen dieselben aufgehetzt und die armen geängstigten Opfer derart bewogen, ihre Heimath freiwillig zu verlassen. Durch diese russische Niedertracht soll Europa ge- täuscht, soll eine Nation ohne Blutvergießen durch den Hunger aufgerieben werden. Dieses Vorgehen kennzeichnet so recht tref- send dieCulturmission" der russischen Mörder. Trotz des Friedens" werden die Rüstungen uuf das fieberhafteste von bei- den Seiten betrieben, um, wenn es wiederlosgeht", mit er- neuter Kraft ans Morden gehen zu können. Angesichts des Massenelendes, das durch den unheilvollen Krieg heraufbeschworen sehen und demgemäß der bezirksgerichtliche Beschluß, nach welchem Untersuchungseinleitung auf Grund des K 19 verbunden mit 8 10 des Reichspreßgesetzes wider jenen angeordnet worden, wieder aufzuheben. Das Bezirksgericht wolle Helßigen demgemäß bescheiden und das in der Sache sonst Erforderliche verfügen. Die durch die Beschwerde Helßig's verursachten Kosten sind aus der Staatskasse zu übertragen. Dresden , am 28. Januar 1873. Königl. Sächsisches Oberappellationsgericht. v. Weber. Füeotogi« und Wissenschaft oder alte und neue Weltanschauung, von Karl August Specht. Der religiöse Aberglaube, richtiger der Religionsaberglaube denn Religion und Aberglaube ist eins, wie Aberglaube und Glaube eins ist wurzelt in Unkenntniß oder mangelhafter Kenntniß der Natur-Gesetze und-Erscheinungen"; diese Worte, welche wir bei einem früheren Werke desselben Autors aus- sprachen, können wir bei Besprechung des Vorliegenden getrost wiederholen, da die Absicht desselben dahin geht, die Verderblich- keit des religiösen Wahns aufzudecken und die Kenntnisse der Naturgesetze zu verbreiten. Daß hierzu eine gemeinverständliche klare Sprache von ganz besonderer Bedeutung ist, kann daraus leicht ersehen werden, daß die Forschungen unserer Gelehrten nicht über ein gewisses Publikum hinausdringen, wie könnte denn sonst nach den Arbeiten Kant's und Feuerbach's der Gottesglaube so viele Gläubige finden? Den Werth des vorliegenden Buches finden wir besonders darin, daß es ein wirkliches Volksbuch ist, dessen übersichtliche Gruppirung des wissenschaftlichen Mate- rials wohl geeignet sein könnte, jeden Aberglauben auch den bis zur Freireligiosität reduzirten zu vernichten und eine ein- wurde, sagen sich die beidenHerrscher" die höflichsten Phrasen und behängen sich gegenseitig mit Orden. Pack schlägt sich, Pack verträgt sichl Noch keine Entscheidung; von englischer Seite ist aber in dem Cirkularschreiben des neuen Ministers des Aus- wältigen, Lord Salisbury , das Programm des jetzt nicht länger an Händen und Füßen gebundenen Disraeli (Lord Beaconsfield ) so scharf formulirt worden, daß ein Ausweichen Rußlands nicht mehr möglich ist, nur noch ein Zurückweichen. In diesem Cirkular ist der ganze Vertrag von St. Stefano für unannehm- bar erklärt und so deutlich als Worte es vermögen ausgesprochen worden, daß England keinen Machtzuwachs Rußlands dulden und die Vernichtung des türkischen Reichs in Europa um jeden Preis verhindern wird. Das energische Borgehen Englands hat auch auf Oesterreich gewirkt und das Wunder zuwege gebracht, daß ein österreichischer Staatsmann einmal die Gelegenheit ver- säumt hat, eine Dummheit zu begehen. Herr Andraffy man staune ist von Jgnatteff nicht über den Löffel barbiert und dieserfrechste aller Lügner" genöthigt worden, wie ein begösse- ner Pudel nach Petersburg zurückzukehren. Obgleich man in Wien noch keinen bestimmten Plan zu habe» scheint, so steht doch so viel fest, daß es mit der Russenfreundschaft gründlich vor- bei ist. Während England den Russen die Pistole auf die Brust gesetzt hat und Oesterreich Miene macht, auf englische Seite zu treten, nehmen diekleinen Bundesgenossen" Rumänien und Serbien immer feindlichere Stellung gegen die Russen, von denen sie freilich auch etwas zu sehr ou osnmtlv behandelt worden sind. Die Rumänen speziell sind höchlich erregt und haben geschworen, eher zu sterben, alsdas Stückchen Bessarabien " an Rußland zurückzugeben. Wenn es nun den Rumänen, gestützt auf England und Oesterreich, gelingen sollte, ihren Willen durchzusetzen, so wäre Rußland , selbst wenn ihm ein Krieg erspart bliebe, that- sächlich um sämmtliche Früchte seinerSiege" betrogen, denn diesesStückchen Bessarabien" wäre der Riegel, der ihm die Balkanhalbinsel versperrte. Uebrigens erkennt man in Petersburg offenbar die Gefährlich- keit der Situation; die ängstliche, bescheidene Sprache, welche die Regierungsblätter jetzt führen, contrastirt in fast lächerlicher Weise mit der bisherigen Großschnauzigkeit. Zum Theil trägt zu dieser Kleinmüthigkcit der Umstand bei, daß man sich auf denehrlichen Makler" nicht mehr verlassen kann, der selbst be- denklich ins Schwanken gerathen ist. Am 2. April wurden in Köln bei dem Redakteur der Kölner Freien Presse" und noch 27 anderen Partei- und Ge- werksgenossen Haussuchungen gehalten, um festzustellen, ob zwischen der Centralbehörde der für Preußen geschlossenen sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands und den verschiedenen Gewerkschaften Verbindungen bestehen. Bei dem Redakteur derKölner Freien Presse" war die Haussuchung resultatlos, bei vielen anderen Gesinnungsgenossen wurden jedoch alle Briefe, die auf Gewerk- schaften Bezügliches enthielten, confiszirt. Um der Behörde die Arbeit" bei künftigen Haussuchungen zu erleichtern, wäre es noth- wendig, daß die Partei- und Gewerkgenossen doch einmal der so oft ausgesprochenen Mahnung Folge leisteten, und alle Briefe sowie sonstige unnütze Papiere direkt dem Feuertode überlieferten. Verurtheilungen. Die in Hamburg erscheinende Rundschau", Organ für sozialistische Propaganda, deren Abonne- ment wir hiermit aufs Wärmste empfehlen, hat ermittelt, daß im Monat März imReich der Gottesfurcht und frommen Sitte" nicht weniger als 53 Monate Gefängniß über sozialistische Re- dakteure und Redner alsStrafen" verhängt worden sind. Die Hauptattentäter sind die R-dakteuere, von denen der derBer- liner Freien Presse" allein 12 Monate eingeheimst hat. Dem März scheint der April nicht nachstehen zu wollen, und ein Preßsünder" ist es, der in der Person des Genossen Oster- mann, Redakteur derWestfälischen Freien Presse", den Reigen mit 11 Monaten Gefängniß eröffnet hat, die demselben für eine Majestätsbeleidigung am 2. April von dem Criminalgericht zu Dortmund zuerkannt wurden. Hoffentlich wird dieRund- schau" über die Verurtheilungen im Monat April ebenfalls genau Buch führen und uns seinerzeit einen Buchsauszug vor- legen. In Greiz hat am 1. April ein neues Parteiorgan, die Reußische Freie Presse" das Licht der Welt erblickt. Wir wün- schen ihm da? beste Gedeihen. Aus Italien . (Fortsetzung und Schluß.) Beim Ackerbau selbst macht sich vor allem der Mangel an Kapitalien fühlbar, ein Umstand, der allerdings bei den traurigen Verbindungsmitteln und somit bei der geringen Hoffnung, die heitliche, auf Erfahrungsresultaten beruhende Weltanschauung an dessen Stelle zu setzen. Was wir auszusetzen haben eS ist wenig genug ist die theilweise polemische Form des Vortrags, die wohl in einem Pamphlet angebracht ist, der objektiven Wissenschaft aber fern bleiben soll, ganz abgesehen davon, daß die Wirkung entschieden beeinträchtigt wird, auch die allzuhäufige poetische Bekräftigung am Schlüsse jedes Kapitels hätte wohl besser unterlassen werden können. Das Compilatorische des Werkes halten wir in Anbe- tracht seines Zweckes ein Volksbuch zu sein eher für einen Vorzug als einen Tadel, da der naturwissenschaftlich unkundige Leser durch das Gewicht der angeführten wissenschaftuchen Mei- nungen leichter überzeugt sein wird. Vortrefflich gelungen ist es Herrn Specht, die Bedeutung und das Wesen des Darwinis- mus in das richtige Licht zu stellen, so daß die Abschnitte über denselben besonders geeignet find, klare und gesunde Ideen über Menschen und Dinge zu verbreiten. Wer wird wohl nicht den letzten Rest vonRespekt" vor dem Adel verlieren, wenn er er- fährt, daßalle menschlichen Embryonen, adelige ebenso wie bürgerliche, während der ersten Monate der Entwicklung von den geschwänzten Embryonen des Hundes und anderer Säuge- thiere kaum zu unterscheiden sind."(Häckel.) Zieht der Verfasser unerbittlich gegen Alle« zu Felde, was sich dem naturwissenschaftlichen Wissen als Glauben, gleichviel in welcher Form, entgegenstemmt, so können wir wohl annehmen, daß die Consequenz dieser Anschauungen nothwendigerweise zum Sozialismus führen muß. Denn wie er selbst sagt: Wahrheit ist in erster Linie das Ziel der neuen einheitlichen Weltanschauung", und da diese Weltanschauung ein integrirendev Bestandtheil des Sozialismus ist, so hoffen wir wohl nur ganz logisch, wenn wir erwarten, daß sich der Theil zum Ganzen finden wird.-c-