Bu chbindergesell es wagen, in Rede und Schrift Un- zufriedenen und Ungebildeten mit der Beseitigung der Religion die der Moral, mit dem Kampf wider den Staat denjenigen gegen die Gesellschaft zu predigen; hat nicht die sozialdemokratische Presse in der schäm- losesten Weise den Kirchenraub verherrlicht und ihre petroleumduftenden Umsturzideen in die empfäng- lichen Gemüther ihrer zum größten Theil gesetzlich wie geistig unmündigen Leser gepflanzt? Und hat man gehört, daß Eines der hervorragenderen Mitglieder, angeekelt von dem wüsten Treiben, aus der Partei ausgetreten, oder auch nur eine Stimme aus dem Kreise derjenigen laut geworden wäre, die vermöge ihrer Bildung die abschüssige Bahn erkennen mußten, auf der man sich bewegte? Nein, leider nein! Keiner dieser Männer scheint sich der großen Verantwortlichkeit bewußt ge- wesen zu sein, die er durch seine moralische und pekuniäre Unter- stützung einer von gewisienlosen Agitatoren geleiteten Bewegung lieh, einer Bewegung, die durch systematische Erregung von Un- Zufriedenheit und Fanatismus naturgemäß dahin führen mußte, wo sie jetzt angelangt ist, zum Königsmord. In welch direkter Beziehung die sozialdemokratische Partei zu der unseligen That des Leipziger Ktempnergesellen steht, das wird hoffentlich die Untersuchung klar stellen, wie weit sie in- direkt das Verbrechen verschuldet, ist schon jetzt außer allem Zweifel. Man sehe nur irgend eins ihrer Preßorgane an, wie aus jeder Zeile die Unzufriedenheit mit dem Bestehenden hervorbricht, wie gewaltsam jedes Vorkommniß, ja das selbst- verschuldete Elend und die von grenzenlosem Leichtsinn herbei- geführten Unglücksfälle Unbemittelter der Ausbeutung seitens der befitzenden Klassen in die Schuhe geschoben werden. Und gerade der Umstand, daß diese gefährliche Mixtur den körperlich und geistig Unreifen gegeben wird, das ist das Traurige, das ist der Geist der Zersetzung, der einem 21jährigen Schlingel die Mordwaffe in die Hand drückt." Und in diesem Stil geht's weiter bis zur obligaten Phrase über die nun zu erwartende Beschränkung der Preß- und Rede- fteiheit, des Versammlungsrechts u. s. w. Maßregeln, welche die Gutgesinnten im Lande, wenn sie auch.selbst darunter leiden, doch billigen müffen." Greisen wir aus dem Phrasenbrei einige Bröckchen heraus. DieGreuelthaten der Pariser Commnnisten" schenken wir der Ignoranz des liberalen Leitartiklers; wegen der Wjera Sassu- litsch haben wir aber ein Wörtchen mit ihm zu sprechen. Er insinuirt: indem wir derVorwärts" den Schuß auf Trepowverherrlicht", hätten wir den Schuß auf den Kaiser Wilhelm   gebilligt, wo nicht provozirt. Begreift der unglückliche Zeitungsschreiber nicht, daß diese denunziatorische Schlußfolge- rung eine Majestätsbeleidigung enthält, wie sie krasser nicht gedacht werden kann? Oder ist es nicht eine Beleidigung des deutschen   Kaisers, ihn mit Trepow auf eine Stufe zu stellen? Mit Trepow, der brutalen Bestie, die hilflose, seinem Schutz anvertraute Gefangene auf's Blut peitschen ließ, mit Trepow, dem bestechlichen Spitzbuben, der die Gerechtigkeit verkaufte, drei Millionen in wenig Jahren zusammenstahl und sein Amt zu allen möglichen Infamien mißbrauchte? Daß dieser Schand- bube ein Opfer der Privatjustiz wurde, das haben wir natür- lich gefunden und die That der Wjera Saffulitsch für menschlich durchaus berechtigt erklärt. Und wir haben damit nur dem Gedanken Ausdruck gegeben, der jeden anständigen Menschen bei der Nachricht von der diesem Elenden gewordenen Züchtigung er- füllte, und der schließlich den Geschworenen   auserteseneu Großbürgcrn und Beamten das freisprechende Verdikt eingab. Das Verdikt ist von der civilifirten Welt mit Jubel begrüßt worden, und hat das Gedicht imVorwärts", welches den denunziatorischen Eifer des Crefelder Zeitungsschreibers und unzähliger Genoffen desselben erregt hat, veranlaßt. Kein Zweifel, mit Volks- und Privatjustiz ist es ein bedenk- liches Ding. Aber welche andere Justiz giebt es einem Schur- ken gegenüber, der über der gewöhnlichen Justiz steht? Ein Trepow spottet entweder der Justiz, oder er muß seine Wjera Saffulitsch finden. Aber was hat Lehmann mit Wjera Saffulitsch, was Kaiser Wilhelm   mit Trepow gemein? Welchen Anlaß bat Kaiser Wilhelm   der Privat- oder Volksjustiz, der Privatrache oder der politischen Rache gegeben? Merkt dieCre- felder Zeitung", welchen horrenden Bock sie geschossen? Weiter. Die sozialdemokratische Preffe hatschamlos den egen alles was Religion heißt verbunden ist, aus einer falschen, los historischen Anschauung von dem Wesen der Religion. Religion ist und war unter allen Umständen die Empfindung des Weltganzen in irgend einem Erkenntnißbilde; und zwar die Zusammenfassung der ganzen, dem Volke und dem Menschen gegebenen Welterkenntniß im Selbstgefühl. In allen jeweiligen Bildungsstufen hat sie aber die beiden Beziehungen des Men- schen, zur Welt(Natur, All) und zum Menschen, oder Erkenntniß- glauben und Sittlichkeit umfaßt, wenn auch letztere anfänglich, und ersterer letztlich beinahe verschwindet. Ich sage Erkenntniß  - glauben, denn aller Glaube ist Frucht von Erkenntniß  , sei er noch so dumm oder kindisch; und jede Religion hat ihn aus ihrer Naturerkenntniß. Ist es nun zu verwundern, wenn alle Weltanschauungen(Religionen) der Kindheit wo die Natur- erkenntniß nur zusammenhangloses Wähnen bleibt voll dicken Aberglaubens sind? Schein und Gespenster sind die Erkenntnißart des Kindes! Aber deshalb die Religionen verwerfen, hieße das Kind mit dem Bade ausschütten. Die Welterfaffung reinigt sich von Jahrtausend zu Jahrtausend. Die Kindheit geht und die Mannheit ist nahe gekommen. Seit einigen Jahrhunderten haben sich in der That nicht nur die Fundamente des Wissens, auf denen noch sämmtliche Religionen aufgebaut find, völlig erneuert durch jene Naturerkenntniß, welche Columbus und Copernikus einleiteten: sondern es hat sich nunmehr auch die Wissenschaft als solche zu der einzigen höchsten Auktorität aller Erkenntniß auch des Glaubens und Wähnens aufgeschwungen. So daß fortan nur der von der Wissenschaft angezeigte und frei- gegebene Glaube den Inhalt der Religionserkenntniß bilden kann, und jeder andere ohne Wissenschaft und gegen die Vernunft in Zukunft von selbst aus aller Prätension durch die vernünftige und wissenschaftliche Volksbildung verschwindet. Religion besteht also nicht, wie die hier getadelte Ansicht will, im Aberglauben, sonderm iM Aufnehmen des Weltbildes in die Selbstempfindung des Menschen. Die Welterkenntniß wird in der Religion leben- diges und einigendes Bewußtsein. Gottanbetung und Cultus find nur vergängliche(KlndheitS-) Momente der Religion, welche nur anfangs dem ganzen bewußten Inhalte der Religion Aus- druck geben, mit der wachsenden Selbstständigkeit aber sich min- dein und verschwinden; und schon den Buddhismus   hat man nicht mit Unrecht eine Religion ohne(persönlichen) Gott und ohne Cultus genannt. Das Wesentliche der Religion ist viel- mehr die Verlebendigung und Einigung der Erkenntniß im Gemüth..Das Gemüth als Herd unserer Selbstempfindung, unserer Leeoenschaften und Triebe, muß nicht nur von der Er- kenntniß und Begehrung des Einzelnen(in den Trieben) ergriffen Kirchenraub verherrlicht". DieCrefelderin" zupfe sich an der eigenen Nase. Die sozialdemokratische Presse kümmert sich ver- teufelt wenig um Kirchen undKirchenraub" wenn aber das Crefelder Blatt sich die Mühe nehmen will, unsere liberale kul- turkämpferische Presse und ihre eigenen Spalten zu durchblät- tern, so wird sie Centner und Tonnen vonVerherrlichungen des Kirchenraubs" entdecken. Urkomisch ist die Wuth, daß keines der hervorragenderen Mitglieder" unserer Partei derselben, an- geekeltvon dem wüsten Treiben", den Rücken gewandt mit anderen Worten zum Renegaten geworden sei. Wir quittiren dankend das Compliment, und verabschieden uns hiermit von derCrefelder Zeitung". Ueber die Person und Vergangenheit Lehmann's haben wir noch Verschiedenes nachzutragen. Unser Berliner   Partei- organ bringt(in seiner Dienstagsnummer) nachstehende Zu- schrist: Berlin  , 12. Mai 1878. Ich fühle mich verpflichtet, Ihnen, soviel ich von meinem Freund, demAttentäter" Lehmann weiß, wahrheitsgetreu mit- zuth eilen. Ich lernte denselben im Arbeiterbildungsverein Leipzig   kennen, wir nahmen beide deutschen   Sprachunterricht; sein Geschäft betrieb er nicht, er colportirte sozialdemokratische Schriften, die Behauptungen desTageblattes", er habe dort Versammlungen einberufen oder abgehalten, ist unwahr. Am letzten Neujahr erzählte er mir imThüringer Hof" in Leipzig  , er habe an Hrn. Stöcker nach Berlin   geschrieben, um Probe- nummern desStaatssozialist"; darauf erhielt er zehn Stück, welche er in der Sozialisten-Versammlung bei Michael, Wind- mühlenstraße, unentgeltlich vertheilte. Darauf schrieb er um mehr und erhielt zweihundert Stück Probenummern nebst einem sehr schmeichelhaften Brief, den er mir zu lesen gab, und in welchem der Schreiber die Bitte aussprach, den pp. Lehmann persönlich kennen zu lernen. Am 20. Januar d. I. bin ich von dort wieder hierher übergesiedelt, und traf meinen Freund wieder, als ich mich beim Leichenbegängniß unseres Dentlers betheiligte. Er schritt ungefähr 50 Mann hinter mir. Noch ehe sich der Leichenzug in Bewegung setzte, kam er zu mir und stellte mich mit heftigen Worten zur Rede, warum ich denVor- wärts" nicht mehr hielte, die Abonnenten wären jetzt auf 9000 gesunken; ich sagte ihm, daß ich dieBerlmer Freie Presse" hielt, worauf er erwiderte, letztgenannte Zeitung sei ein reines Bourgeoisieblatt, gab mir jedo b seine Absicht kund, Abonnenten für dieBerliner Freie Pnsse" zu sammeln. Bei dieser Ge- legenheit hatte er eine Nummer vomVorwärts" und eine Nummer vomStaatssozialist" in der Tasche. Ich schließe hiermit und bleibe ganz der Ihre. Carl Simpich. Mit Bezug auf diesen Brief schreibt die Berliner  Bolkszei- tung", die sich offenbar ihrer denunziatorischen Heulmeierei zu schämen beginnt: EinAnarchist", der zugleich Staatssozialist ist, der die Berliner Freie Presse" für ein Bourgeoisblatt hält die Richtigkeit vorstehender Mittheilungen vorausgesetzt ist jeden- falls ein wüster Kopf; ein Bursche, der bereits wegen Majestäts- beleidigung und Urkundenfälschung verfolgt wird, abwechselnd verschiedene Namen führt, mit einer ansteckenden Krankheit be- haftet ist und endlich gar zum Attentäter wird, das Alles im Alter von 21 Jahren ist ein Mensch, der die Schule des Lasters von Jugend auf und von Grund aus durchgemacht haben muß. Mit einem solchen verworfenen Subjekt wird Niemand eine politische Partei identifiziren wollen; auch zum politischen Fanatiker auf eigene Faust scheint uns der Kerl zu schlecht. Die weiteren Recherchen dürften daher wohl ergeben, daß Hödel ein verkommener, unklarer Mensch ohne allen und jeden sittlichen Halt ist, der lediglich aus Freude am Verbrechen sogar vor einem Mordversuche gegen das Staatsoberhaupt nicht zurückge­schreckt ist, weil er die Größe dieses Verbrechens zu würdigen nicht vermocht hat." So dieBolkszeitung", der übrigens bemerkt sei, daß alle Thatsachen, auf welche sie ihre neue, vernünftige Auffassung gründet, im Wesentlichen schon bekannt waren, als sie in den Chorus der reaktionären Biedermänner einstimmte, denen das Attentat Wasser auf die Mühle ist. Einem Zeitzer   Blatt, derSächsischen Provinzialzeitung" entnehmen wir folgende authentische Notizen: Der Klempnergeselle Max Hödel ist ein geborner Preuße. Seine Mutter verheirathete sich später an einen Schuhmacher werden, sondern auch von der des Weltganzen, des höchsten Lebens oder höchsten Einklangs des Lebens. Ideen, welche die jeweilige Erkenntniß als weltregierend darstellt und solche waren auch der Klotz, der Fluß u. s. w., werden dadurch zu Mächten über die Empfindung und über das Wollen(Handeln). Das ganze Selbstbewußtsein wird in ihnen einig, ruht m ihnen, handelt aus ihnen. (Schluß folgt.) Wir erhalten von einem Studiosus nachstehende Zuschrift: Vielleicht haben Sie die Güte, Folgendes in die Spalten des Vorwärts" aufzunehmen. Im vorigen Winter hörte ich in Breslau   eine Vorlesung bei dem Prof. G. über Glaubenslehre. Wörtlich äußerte er darin: Vor Kurzem hat ein hiesiger Geistlicher behauptet, es sei Thorheit, an dm Satan zu glauben. Man braucht allerdings nicht an den Satan glauben, wie ihn sich das Volk denkt, d. h. an ein Mittelding zwischen Mensch und Thier, obwohl die Offen- barung St. Johannis von einem solchen redet. Das Letztere ist ganz entschieden bildlich zu nehmen. Wohl aber müssen wir an den biblischen Satan glauben. Bon ihm sagt Paulus  , er wirke besonders unter den Heiden, zugleich aber auch unter den Christen. Wie läßt sich das vereinigen? Manche haben vorgeschlagen, es sei der Satan allgegenwärtig, doch stimmt dies nicht zur Glaubens- lehre. Vielmehr müssen wir sagen: Es giebt viele Teufel, aber der Eine, mit dem wir uns hier beschästigen, ist der Ober- oder Hauptteufel. In Betreff seiner Eigenschaften sagt Paulus  , er übt die Herrschaft in der Welt aus. Danach muß er colossalen Verstand besitzen. Da er aber Jahrhunderte lang vergeblich gegen Gottes Weltregierung kämpft und nicht einsteht, daß er den Sieg nicht erringen kann, muß er von riesiger Thorheit beseelt sein. Wie läßt sich dies vereinigen: Der Satan hat von Natur riesigen Verstand, leidet aber an einer fixen Idee." Leider nicht getroffen." Nach der neuesten Berliner   Leh- maniade wurde ein Arbeiter verhastet, der gesagt haben soll, eS sei schade, daß der Attentäter fehl geschossen. Bielleicht erinnern unsere liberalen Herren Bourgeois sich daran, daß nach dem Tschech  'schen Attentat(im Jahr 1844) Schnupftabaksdosen, Tabakspfeifen u. s. w. mit dem Bildniß Friedrich Wilhelm's IV. mit der UnterschriftLeider nicht getroffen" in den Handel kamen, und zu Hunderttausenden von den liberalen Bürgern gekauft wurden. Traber in Leipzig   und brachte den Jungen mit in diese Ehe ein. Wegen einiger damals wohl schon verdienten Züchtigungen von seinem Stiefvater, entfloh dieser hoffnungsvolle Sprößling und trieb sich vagabondirend umher. Bon der Behörde er- griffen, wurde er als geborner Preuße der Erziehungsanstalt in Zeitz   übergeben. Zu Ostern 1872 confirmirt, übergab diese An- stalt den Hödel   dem Klempnermeister Robert Härtling in Zeitz  in die Lehre. Vom Anfang an war derselbe dort ein aufmerk- samer Lehrling, welcher seine Sache auch leicht begriff. Durch Verschiedenes gezwungen, mit anderen, auch älteren Lehrlingen aus der Correktions- und Erziehungsanstalt zu verkehren, lernte er sehr leicht von denselben sich das Schlechtere aneignen. Nach- dem er bei dem Meister zwei Jahre gelernt hatte, sah sich dieser gezwungen', den Lehrling der Anstalt wegen zu großartiger Renitenz wieder zurück zu übergeben.(Zuletzt schlug er mit einem Umschlageisen ein ca. 5 Pfund schweres beilar- tiges Stück Werkzeug auf einen Gesellen ein und wurde dieser Hieb von einem anderen Gesellen parirt, so daß er nicht den Kopf, sondern nur den Rücken des Betreffenden traf.) Da­selbst mußte er eine Arreststrafe bestehen, dann wurde er vor- läufig bei dem Gärtner Baum untergebracht. Vierzehn Tage weiterer Lehrzeit absolvirte er bei dem Klempner Stengel, zwei Jahr in Kayna   und 68 Wochen bei dem Klempner Nagel hier. Verwahrloste Erziehung seiner Jugend und ex- centrisch angelegter Charakter mag hier wohl die Ur- fache seiner letzten Schandthat gewesen sein." Demselben Blatt wirdvon anderer hochachtbarer Seite" ge- schrieben: Hödel ist nur durch Abstammung von Seiten seiner Mutter als preußischer Unterthan zu betrachten. Derselbe wurde erst als IZjähriger Schulknabe wegen Verwahrlosung(namentlich Bettelns, Bagabondirens und Stehlens) auf den Antrag des königl. Landrathsamtes zu Merseburg   in der hiesigen Lehr- und Erziehungsanstalt am 21. Juni 1870 durch die Anstaltsoerwal- tung des St. Gcorgenhauses zu Leipzig   eingebracht. Nach seiner Ostern 1872 erfolgten Confirmation wurde er am S. April 1872 bei dem Klempnermeister Härtling in Zeitz   in die Lehre gebracht. Hödel   hat in der Lehre nichts Gutes gethan, ist wegen malitiösen Ungehorsams und Aufteizung seiner Mitlehrlinge des öfteren be- straft. Nachdem er von Härtling deshalb entlassen, ist es seitens der Anstaltsverwaltung am 21. März 1874 bei dem Klempner- meister Stengel zu Zeitz   und am 13. April 1874 anderweit bei dem Gärtner Baum ebendaselbst untergebracht worden. Da der- selbe jedoch auch bei diesen Meistern zu vielen Klagen Ver- anlassung gegeben, so wurde er(als letzter Versuch) am 1. Juli 1874 bei dem Klempnermeister Bayer in Kayna   untergebracht, von dem er nach Verlauf von zwei Jahren das Gesellenzeugniß ausgestellt erhielt. Derselbe ist evangelischer Religion, außer- ehelicher Sohn der später verehel. Schuhmacher Charlotte Emilie Traber geb. Hödel   in Leipzig  . Das Schulzeugniß von Leipzig   lautet unter Rubrik Betragen: schlecht, er stahl systematisch". Mit dem bereits früher von unS Veröffentlichten genügt dies zur Kennzeichnung des Menschen, aus dem eine gewissenslose Reaktion jetzt den fanatischen Helden eines großen polittschen Verbrechens machen will, und die in Wirklichkeit nichts anders ist, als das natürliche Produkt unserer heutigen Staats- und Gesellschaftszustände.")An ihren Früchten sollt ihr sie er- kennen." Mit dem Helden ists nichts, und mit demgroßen po'-- litischen Verbrechen"? Noch sind die Kugeln nicht gefunden. Und nun eine andere Frage. Daß uns die Lehmann sche Mordgeschichte nichts nützt, im Geaentheil daß sie unssehr un- willkommen" sein muß, wird übereinstimmend von den Geg- nern zugestanden. Giebt es aber nicht Parteien, welchen sie nützt und sehr gelegen kommt? Und Lehmann, wie wir neulich gesagt,war für Geld zu Allem zu gebrauchen". An den Rockschößen eines Verrückten baumeln im- mer mehrere andere Verrückte. Ein solcher Verrückter schlägt in derBerliner Tribüne" vor, wie weiland bei den Jesuiten  , ein Sozialisten-Ausweisungsgesetz zu produziren. Circa 5 Millionen Seelen und darunter die fleißigsten und intelligen- testen Arbeiter sollen ausgewiesen werden. Ein netter Reichs- feind das, dieser Verrückte in derBerliner Tribüne". Ein andrer Verrückter leistet in den Berliner   Blättern das Ammen- märchen, daß eine Anhängerin der Frauen Stägemann und Hahn, eingefallenes Mädchen", sich Aeußerungen über da? Attentat erlaubt habe, welche die Verhaftung des Mädchens nach sich gezogen hätte. Eingefallenes Mädchen", Anhängerin der Sozmldemokratte. Diese Mädchen sind durchweg glühende Anhängerin des Geldbeutels und den finden sie viel voller und auch viel bereiter bei den Junkern und bei den liberalen Bour- geois. Wenn also ein solches Mädchen im Zorne beleidigende Aeußerungen ausstieß, so kam es gewiß, betrunken gemacht, von einem Herrn der feinen Gesellschaft, der ihr vielleicht nicht genug gezahlt hatte. Deshalb der Zorn. Ein notorisch Verrückter nur, deren wir ja genug unter den liberalen Preßschlingeln besitzen, konnte dieGefallene" an die Kleider der Frauen Hahn und Stägemann anbinden wollen. Am letzten Montag Nachmittag wollte, so erzählen Berliner   Blätter, ein 19jähriger junger Mensch absolut vor den Kaiser gelassen werden, um demselben gute Rathschläge" �u ertheilen der junge übergeschnappte Nichtattentäter ist einer Heilanstalt übergeben worden. In der Nacht vom Montag zum Dienstag meldete sich beim Cri- minalcommissariat am Molkenmarkt   ein ebenfalls irrer Schul- lehrer aus Sachsen  , der den Kaiser sofort sprechen wollte; der arme Irre wurde seiner Familie zugeführt. Der reine Hexen- *) Herr Biedermann in seinerDeutschen Allgemeinen Zeitung" (Nr. 114) findet, derVorwärts" hätte in der lepten Nummer das Attentat"in einem Tone der Erregung" besprochen,»welcher für die Wahrheit dessen, was das sozialistische Blatt behauptet, schlechtes Zeug- niß ablegt, und mit einem Mangel an Logik, der sonst gerade diesem Blatte nicht eigen ist, der aber am besten beweist, in welcher Verlegen- heit sich die Herren befinden--" DieErregung" besteht darin, daß wir den Bersuch, daS Stöcker-Sparig'sche Schmerzenskind an unsere Rockschöße zu heften, uns nicht lammesfromm haben gefallen laffen. Undder Mangel an Logik" darin, daß die Redaktion der fal- schen Annahme ihres Berliner   Correspondenten, Lehmann habe aus Hunger gehandelt, entgegentritt, und ferner in einigen Lese­fehlern des Hrn. Biedermann. So sollen wir z. B. behauptet haben, Lehmann seivor einigen Tagen"(also unmittelbar vor dem Atten- tat", wie Herr Biedermann in einer an Tessendorff'S Adresse gerichteten Klammernotiz bemerkt)bei der Redaktion desVorwärts" er­schienen". Wenn es Hrn. Biedermann gelingt, seinen denunziatorischen Uebereifer zu mäßigen und richtig zu lesen, wird er entdecken, daß er die Redaktion desVorwärts" mit der Redaktion derBerliner Freien Presse' verwechselt hat. Wünscht er weiteren Leseunter- richt, so kann ihm gedient werden. Vorerst aber möge er dafür sorgen, daß seine Parteigenossen Sparig und Hüttner den Lehmann abstreifen was freilich nicht leicht sein wird. Redaktion d.Vorwärts".