gewohnt ist, mit Phrasen um sich zu werfen, und nicht etwasspricht, was er nicht verantworten kann, meinte unlängst bei derAusgleichsdebatte im Abgeordnetenhause, er wolle das Ministe-rium mcht allzusehr angreifen, denn gegen Sterbende müsse mannachsichtig sein.So weit hat es der Liberalismus in Oesterreich gebracht,daß ein reaktionäres Ministerium, weil es gegen die Liberalenreagirt, die Volksfreiheit fördern muß. Ein ultramontan-feudal«föderalistisches Ministerium müßte, um sich eine breitere Basisgeben und die Herrschaft der Bourgeoisie, welche ihm feindlichist. zu untergraben, das Wahlrecht erweitern, vielleicht sogardas allgemeine Wahlrecht gewährem Es gewänne dadurch dasLandvolk, wir aber würden einige Sitze in den JndustriebezirkenWien, Reichenberg und Graz gewinnen. Die Liberalen würdenauf die wenigen Territorien beschränkt, in denen das Kleinge-werbe das dominirende Element ist.Die staatsrechtliche Opposition weiß es, daß die Sozialistendie einzigen dunklen Flecken sind, welche den Himmel des allge-meinen Wahlrechtes für sie trüben konnten. Während die Li-beralen den Sozialismus geringschätzig über die Achseln ansehen,ist die Partei des„Vaterland"— unserer Kreuzzeitung— eifrigbemüht, eine antisozialistische Agitation in's Leben zu rufen.Daher wurde der bekannte Sozial- Conservative Rudolf Meyerin die Redaktion des„Vaterland" berufen, welches seitdem denSozialismus eifrig und im Gegensatze zu den liberalen Journa-listen, welche die Sozialdemokratie nur aus dem Conversations-lexikon kennen— wenn sie dieselbe überhaupt kennen— gründ-lich untersucht.Nachdem schon wiederholt im„Vaterland" auf die Roth-wendigkeit eines christlich- sozialen Arbeiterblattes hingewiesenworden, ist endlich vor wenigen Wochen durch ein Cirkular,welches in den Reihen des Adels und der kirchlichen Würden-träger verbreitet wurde, der Anstoß zur Grüdung einer christlich-sozialen Partei gegeben worden, welche beiläufig allerdings nurdurch die Presse sich bemerkbar machen will, unmöglich aber,für den Fall, daß sie Erfolg haben will, auf dies Gebiet alleinsich beschränken kann. Uns kann ein Kampf nur erwünscht sein.Er erweckt die Indifferenten aus ihrer Lethargie, er zwingt dasVolk zum Nachdenken— und wenn das Volk nur einmal selbst-ständig zu denken anfängt, dann haben wir gewonnenes Spiel.Sozialpolitische Uebersicht.— Zum neuen Attentat. Für Leipzig und Umgegendbrachte der„Vorwärts" Montag den 3. Juni folgendes Extra-blatt:Der Urheber des lebten Attentats auf den deutschen Kaiser,Dr. Nobiling, war im amtlichen statistischen Bureau des Dr.Engel zu Berlin beschäftigt— getäuschter Ehrgeiz(er hattesich vergeblich um eine Stelle cm landwirthschaftlichen Ministe-rium beworben) scheint das Motiv der That gewesen zu sein.In dem Zimmer, aus welchem Nobiling geschossen, fand manExemplare der„Germania" und der„Leipziger Zeitung". Nacheinem Berliner Telegramm hätte Nobiling bekannt, daß er„so-ialdemokratische Versammlungen besucht habe". Diese Notiz,e> m denunziatorischer Zweck in die Augen springt, ist dahinu �.richtigen, daß Nobiling, wie uns telegraphirt wird, sozial-emokratische Versammlungen in Dresden zu besuchenpf.egte, um die Sozialdemokratie zu bekämpfen.Dr. Nobiling, der in Halle und Leipzig Landwirthschaft undVolkswirthschaft studirte, zeichnete sich in Leipzig durch pro-noncirt nationalliberale Parteianschauungen aus undwar einer der eifrigsten Sozialistengegner in dem bekanntenDebattirklub des Professors Birnbaum; er verließ Leipzig vorzwei Jahren und begab sich mit Empfehlungen Prof. Roscher»nach Dresden, wo er im statistischen Bureau arbeitete, und dannnach Berlin, wo er, wie schon bemerkt, ebenfalls eine Zeit langim statistischen Bureau beschäftigt war und bis jetzt mit geringenUnterbrechungen gelebt haben soll. Er war Mitarbeiter derBöhmert'schen antisozialistischen„Sozial-Correspon-denz".Wir veröffentlichen diese Thatsachen ausschließlich im In-te.sse der Wahrheit und zur Abwehr infamer Insinuationen,und nicht in der Abficht, Dr. Nobiling„an die Rockschöße" dernationalliberalen Partei zu hängen. Jeder anständige MenschEin Schritt zum Sozialismus.Unter der Ueberschrift:„Eine Revolution auf dem Ge-biete des Heizungswesens" veröffentlicht die„FrankfurterZeitung" eine Correspondenz aus London, welche die Richtigkeitunserer Behauptung, daß die bürgerliche Gesellschaft allmählichin den Sozialismus hineinwächst, recht schlagend demon-ftrirt. Die Correspondenz lautet:London, im Mai. In der hiesigen„Times" wurde in derjüngsten Zeit mehrfach auf die Versuche hingewiesen, die inNewyork mit einem Centralheizungsshsteme für ganze Stadttheileangestellt worden sind. Die Versuche gingen von einer Gesell-schast, der Holly ateam Combination Company, aus und sind,nachdem sie den ganzen Winter über angedauert, als durchauserfolgreich zu betrachten. Erstreckten sie sich bisher auch nurüber einen Complex von nur etwa 210 Häusern, so kann es dochkeinem Zweifel mehr unterliegen, daß das System sich auch ingrößerem Umfange für ganze Stadttheile, ja für ganze Städtebewähren wird. Dasselbe ist ein Central- Dampfheizungssystemund beruht darauf, daß von dem Dampfkessel einer Centralstelleaus der Dampf auf beträchtliche Strecken hin durch Straßenröhreweiter geleitet und in die Hauseinrichtungen eingeführt wird.Die Einrichtungen unterscheiden sich im Ganzen wenig von denanalogen der Gas- und Wasserleitungen, auch die Manipulationen sind ähnlich wie bei dieser, sie sind gefahrlos und lassensich leicht bewerkstelligen. Abgesehen von allen anderen Vor-theilen zeichnet die städtische Centralheizung sich durch Bequem-lichkeit und Billigkeit aus und dürfte deshalb allein schon einergroßen Zukunft entgegengehen.Mit oen Versuchswerken in Lockport wurde im vorigen Jahrebegonnen und während des letzten Winters wurden bereits gegenLi.) Häuser aus ihnen gespeist. Die Centralstelle enthielt zweiDampfkessel von 10 zu 5 und 8 zu 8 Fuß; die nach allen Rich.tu igen sich verzweigenden Leitungsrohre betrugen drei lausende(e: glische) Meilen. Während des Winters wurden die beidenKessel bis zu einem Drucke von 35 Pfund per Zoll geheizt miteinem Kohleuverbrauche von 4 Tonnen Anthracit binnen 24Stunden und einem Kostenaufwande von 4 Dollars pr. jTonne.Während des Sommers wird nur ein Kessel geheizt, der ändert-halb Tonnen binnen 24 Stunden konsumirte und aufeinen Druckvon 25 Pfund pr. Zoll gebracht wurde.Ter Druck von 35 Pfund im Winter und 25 Pfund imSommer ist auf der ganzen Leitungsstrecke von drei Meilen biszur Konsuwtionsstelle ein gleichmäßiger, au letzterer wieder durchweiß, daß der Versuch, politische Parteien für die Privathand-lungen und Privatverbrechen einzelner ihrer Mitglieder oderAnhänger verantwortlich machen zu wollen, eine Niederträch-tigkeit, ein moralischer Meuchelmord ist.Dr. Nobiling machte, als er nach heftigem Widerstand er-griffen ward, einen Selbstmordversuch und verwundete sichso schwer am Kopf, daß er gestern Abend für„vernehmungs-unfähig" erklärt ward. Trotzdem wird gemeldet, er sei in derNacht verhört worden— ein Widerspruch, welcher der Auf-klärung bedarf. Die Mittheilung eines hiesigen nationalliberalenBlattes,„Nobiling habe bei der gerichtlichen Vernehmung be-kannt, daß er sozialdemokrattschen Tendenzen huldige und wie-derholt hier(in Berlin) sozialdemokratischen Versammlungen bei-gewohnt habe", wird durch das Vorstehende auf ihren wahrenWerth reduzirt. Was es mit dem Besuch sozialdemokratischerVersammlungen auf sich hatte, ist bereits gesagt worden, undstatt zu„sozialdemokratischen" Tendenzen wird der Mit-arbeiter des Sozialistentödters Böhmert, der Schützling desnationalliberalen Volkswirthschasters Roscher und der Unter-beamte des preußischen Regierungsraths Engel sich wohl zu„sozialpolitischen", aber antisozialdemokratischen Ten-denzen bekannt haben. Ob und welche Bedeutung übrigens denAeußerungen eines„vernehmungsunfähigen", am Kopfe schwer-verwundeten Menschen beizulegen ist, das wollen wir nichtbcurtheilen.Folgendes Extrablatt hat der„Vorwärts" für Leipzig am4. Juni Abends herausgegeben:Wenn man bedenkt, mit welchem Eifer sich die Reaktion aufdas Lchmann'sche Attentat warf, kann man sich nicht darüberwundern, daß sie jetzt ihr Aeußerstes aufbietet, um das neueAttentat, welches alle Volksschichten in Aufregung versetzt hat,politisch auszubeuten. Welch' bessere Gelegenheit als inmittender allgemeinen Entrüstung, der hochwogenden Leidenschaften,um die am Schluß der letzten Reichstagssession erlittene Nieder-läge wieder gut zu machen und die Zustimmung der Bolksver-tretung zu Maßregeln zu erlangen, denen sie in normalen Zeitennimmermehr ihre Sanktion ertheilen würde?Nur Eins steht hier im Wege: die Person und Lebensge-chichte des Meuchelmörders. Lehmann, den verkommenen Lumpen-Proletarier, der in Leipzig eine Zeitlang der sozialistischen Parteiangehörte und sozialistische Zeitschriften kolportirte, ließ sich imersten Lärm unschwer der Sozialdemokratie„an die Rockschößehängen". Der kleine Umstand, daß die Sozialdemokratie selbstihn längst abgeschüttelt hatte, und daß er dann von ihren er-bittertsten Feinden, den Nattonalliberalen und Christlich-Sozialen,an's Herz geschlossen worden war, brauchte nicht an die großeGlocke gehängt zu werden: und es kam ja blos darauf an, daßdie fromme Lüge Cours behielt, bis das famose Lehmann-Gesetz vom Reichstag angenommen war— eine Berechnung, diefreilich nicht zutraf.Aber wie den Sohn des preußischen Domänenpächters, denstreberischen Beamten des sächsischen und Preußischen Büreaus,den Mitarbeiter Böhmert's— wie ihn zum Opfer sozialdemo-kratischer Verführung, zum Werkzeug sozialdemokratischer Mord-Pläne machen? Die Aufgabe ist keine leichte; aber man muhden Biedermännern, die sie sich gestellt, nachsagen, daß sie sehrfleißig sind und keine Mühe scheuen. Da es nicht mit ehrlichenMitteln geht, müssen unehrliche Mittel herhalten— der Zweckheiligt das Mittel. Calumniars audaoter— nur frech gelogenund verleumdet, etwas bleibt doch hängen, denken die sauberenBiedermänner.Daß Dr. Nobiling ein Nationalliberaler vom reinsten Wasserwar, ein Ehrgeiziger, der zum Unzufriedenen wurde, weil er sichzurückgesetzt sah— das wird wohlweislich verschwiegen. Wohlaber wird in die Welt hinausposaunt, er habe sich bei seinerVernehmung nach der That zu sozialdemokratischen Tendenzenbekannt, und gestanden, daß er sozialdemokratische Versammlungenbesucht, und daß sein„jüngerer Bruder" einige sogar einberufenhabe; daß er Mitschuldige habe und„vom Laos getroffen" wor-den sei. Diese und ähnliche Behauptungen und Insinuationenwerden mit jesuitischer Raffinirtheit in das Volksgemüth geträu-felt, um es voreinzunehmen und ruhiger Erwägung unzugäng-lich zu machen. Wohlan, an all diesen Behauptungen ist keinwahres Wort. Die Natur der Wunden, die Nobiling theilsvon eigener, theils von fremder Hand empfangen, ist derart,eine Abstellung von den Konsumenten nach Belieben moderirt.Die ersten 600 Fuß der Straßenlcitung von dem �Kesselhasenan hat vierzöllige Röhren, daran schließt sich eine Strecke von1400 Fuß mit dreizölligen und an diese eine solche mit zwei-einhalbzölligen Röhren. Die von der Straßenleitung nach demInnern der Häuser sich abzweigenden Zuleitungen haben einenDurchmesser von 1'/» und die Hausleitungen einen solchen von»Ii Zoll. Außer der unter Kontrole des Konsumenten stehendenAbstellung ist für jede Hausstelle ein bis zu einem Drucke von5 Pfund regulirles unter der Kontrole der Gesellschaft stehendesDruckventil vorhanden; ein sehr sinnreich konstruirter Dampf-messer zeigt nicht nur den Gesammtverbrauch des ganzen Hauses,sondern auch den Einzelverbrauch für jede Räumlichkeit in Kubik-fuß an. In den Straßenleitungen ist auf eine Entfernung vonje hundert Fuß in Gestalt eines gewöhnlichen Hahnverschlussesein Expensionsventil angebracht, der auf jeder diesir Streckeneine Expenfion von P/4 Zoll bei einem Drucke von 35 Pfundgestattet. Eine Kondensation findet in den Straßenleitungennicht statt. Die Röhren sind zunächst mit einer dünnen LageAsbestpapier bedeckt, dann kommt eine Umhüllung aus russischemFilz und schließlich eine solche von Manillapapier, so daß dasGanze aussieht, als sei es mit dünnem hellbraunem Papier um-wickelt. Die so eingehüllten Eisenröhren liegen in einer Holz-umkleidung, die etwa 3U Zoll weiter gebohrt ist, als das Eisen-rohr mit seiner Filzbekleidung; sie werden genau wie Gas- undWasserleitungsröhren gelegt..Die Vertheilung der Hitze in den einzelnen Räumlichkeitender Häuser wird durch Ausstrahler vermittelt, die in einzölligenvertical entweder im Kreise oder in einer Doppelreihe gelegterRöhren bestehen und ein Abflußrohr für den kondensirten Dampfenthalten. Das abfließende Wasser hat eine Temperatur vonetwas unter Siedehitze und ist zu allen Haushaltungszweckenverwendbar; es eignet sich sogar noch ganz gut zu Reben-Heizungen, z. B. für Treibhäuser und andere derartige Anlagen.Aus eine Entfernung von mehr als emer halben(englischen)Meile hat der Dampf sich noch vollständig als Triebkraft be-währt; es sind auf diese Distanz hin Dampfmaschinen von 10und 14 Pferdekrast in Bewegung gesetzt worden, ohne daß dieFeuerung erheblich hätte vermehrt werden müssen. Der fort-geleitete Dampf ist auch zu Küchenzwecken, zum Kochen sowohlwie zum Backen, zu verwenden. Ein Eimer kalten Wasserswurde beispielsweise nach der Aussage eines verläßlichen Ge-währsmannes binnen 3 Minuten durch das Einlassen einesMundstückes der Leitung zum Kochen gebracht. Wie bei Gas-und Wasserleitungs- Anlagen legt die Gesellschaft die Röhrendaß er keinen Augenblick bei vollem Bewußtsein seinkonnte(durch die tödtlichen Wunden quillt das Gehirn hervor!).Wäre Nobiling in diesem Zustand wirklich einem regelmäßigenVerhör anterzogen worden, so würde dies eine ganz überflüssigeGrausamkeit gewesen sein, denn die Aussagen eines Sterbenden,der zwei Kugeln im Kopfe hat, sind juristisch absolut Werth-los— ebenso werthlos, wie weiland die Aussagen der„Hexen",die unter dem Einfluß der Folter, mit verrenkten und zer-malmten Gliedern, im Delirium Alles, was man von ihnenwünschte, über den Teufel, über dessen Aussehen bis in alleDetails aussagten.Uebrigens wird nun auch nachträglich„von kompetenter Seite"— so schreibt die nationalliberale„Magdeburger Zeitung"(Nr.255)— bestritten, daß Nobiling von Mitschuldigen gesprochenund obige Geständnisse gemacht habe. Mit den angeblich aufeinen Zusammenhang mit der Sozialdemokratie hindeutendenAeußerungen wird es die nämliche Bewandtniß haben. Jeden-falls wären sie vollkommen werthlos.In Leipzig kennt keiner unserer Parteigenossen den Dr. No-biling. Niemand aus unserer Mitte hat mit ihm verkehrt; Nie-mand ihn je in einer Versammlung gesehen. Ein Correspondentdes„Leipz. Tagebl."(Nr. 155) schreibt freilich:„Er(Nobiling)besuchte gern die Versammlungen der Sozialdemokraten". DerCorrespondent des„Leipziger Tageblatt" hat ihn wohl in dieseVersammlungen begleitet? Ist also auch Sozialdemokrat und—7Derselbe„Tageblatt"- Correspondent schließt seine Nottzen charak-teristisch wie folgt:„Der Attentäter befitzt eine außerordentlichegeistige Begabung und großen Fleiß, dabei war sein Leben äußerstsolid, nie sah man ihn trunken. Sein im höchsten Grade exal-tirtes Wesen läßt die Annahme, daß er die ruchlose That inGeistesverwirrung begangen, nicht unwahrscheinlich erscheinen;wer aber die Schuld an dieser Geistesverwirrung trägt, läßtdurchaus keinen Zweifel zu, es find die sozialdemokratischenHetzereien."Also: der Mann ist„im höchsten Grade exaltirt", hat„dieruchlose That nicht unwahrscheinlich in Geistesverwirrung be-gangen", ist folglich unzurechnungsfähig und für seine Personnicht strafbar; aber„Strafe muß sein", und so wird denn dieSozialdemokratie an den Haaren herbeigerissen: sie trägtdie Schuld an der Geistesverwirrung Nobiling's, und ergo auchan der in der Geistesverwirrung verübten That. Und die Moralder Geschichte:„der Jude wird verbrannt."Warum macht der„Tageblatt"-Correspondent— wenn eri denn durchaus einen Verantwortlichen haben will, nicht HerrnRoscher und dessen famose Vorträge über Volkswirthschaft ver-antwortlich, die schon Hunderte von jungen Leuten in Bezugauf nattonalökonomische Dinge in bedenkliche„Geistesverwirrung"gestürzt haben sollen? Oder die kaum weniger geistreichen Vor-träge des Professor Birnbaum? Und die ditto geistreichen Kneip-abende in der(ultranationalliberalen) Burschenschaft„Germania",zu deren eifrigsten Mitgliedern Nobiling gehörte.*) Wir dächten,an Ursachen zur„Geistesverwirrung" hätte der LieblingsschülcrRoscher's und Birnbaum's keinen Mangel gehabt.Inzwischen ist der„Tageblatt"-Correspondent vielleicht durchdas„Tageblatt" selbst von seiner„Geistesverwirrung" geheiltworden; es bringt nämlich, und zwar auf dem gleichen Blatt,genau auf der Rückseite, ein sehr vernünftiges„Eingesandt", dasden Gedanken ausspricht, den Hunderttausende von vernünftigenLeuten in den letzten Stunden ausgesprochen haben:daß die Art und Weise, wie die Presse deu Lehmann'-scheu Bubenstreich behandelt hat, sehr leicht den An-laß zu dem Verbrechen Nobiling's gegeben habenkönnte.Es ist eine, allen Criminalisten und Statistikern bekannte,psychologisch auch leicht zu erklärende Thatsache, daß Verbrechenansteckend sind, und daß jeder oause cslebre, jedem außerordentlichen, über das Niveau des Gewöhnlichen hinaus-ragenden oder künstlich hinausgehobenen Verbrechen eineReihe ähnlicher Verbrechen zu folgen pflegt. Der Lafarge-Prozeß gab das Original für Dutzende von Giftmorden in ähn-*) Die im gestrigen Extrablatt von uns gebrachte Noti«, Nobilingsei Mitglied des Birnbaum'schen Debattir- Clubs gewesen, wird voneinem unserer Correspondenten in Zweifel gezogen. Wir erwartenpositive Mittheilungen._bis zu den Häusern, die Hauseinrichtungen, Jnnenleitungen,Apparate k. sind von dem Hausinhaber zu gestellen. In einemauf etwa acht Zimmer berechneten Hause von mäßigem Umfangebetragen die Einrichtungskosten etwa 150 Dollars oder etwasüber 600 Mark, in größeren Häusern, die komplizirtere Ein-richtungen erfordern, bis zu 500 Dollars oder etwa 2130 bis2140 Mark.Die Thätigkeit der Gesellschaft hat bisher einen experimen-tellen Charakter getragen. Bon den 200 Häusern, die an dasSystem angeschlossen worden sind, hat man als Kostenbeitragden Betrag erhoben, den etwa die Kohlenheizung erfordert habenwürde; dabei ist man weit über die Betriebskosten gekommen,trotzdem daß nur ein kleiner Theil des Bezirkes, auf den dieganze Anlage berechnet ist, zum Anschluß gekommen ist. DieBetriebskosten bestehen in wenig mehr als den Anlagen für dieKohle und dem Salair für zwei Heizer, die Anlage selbst erscheintim Berhältniß zu den erzielten Resultaten, sowohl was die Ge-bäulichkeiten wie was den Kohlenvorrath betrifft, unbedeutend.Das Gesellschaftsvermögen beträgt 50,000 Dollars, in 500 Aktienzu 100 Dollars; hieraus find die Kosten für die Centralanlagenund die 300 Meilen Leitungsstrecke bestriUul worden. Allseitigist das Unternehmen bis jetzt als ein aussichtsvolles angesehenworden und wenn man dem Zeugnisse der Hauseigenthümer, dieihre Häuser der Leitung haben anschließen lassen, vertrauen darf,wird die städtische Centralheizung im gesammten Kulturlebenbald eine große Rolle spielen.So weit der Bericht der„Frankfurter Zeitung".Durch die gemeinsame Heizung der Wohnungen wird dem„Individualismus" wieder ein tüchtig Stück Land, auf dem ersich unbesiegbar sicher glaubte, entrissen, und weitere Gebiets-theile von dem andrängenden„Communismus" bedroht. Dergemeinsamen Heizung, welche eine ganz außerordentliche Arbeits-ersparniß mit sich bringt, wird auf dem Fuß das gemeinsameKochen folgen, und so geht es weiter und weiter, Schritt umSchritt, vorwärts in den Sozialismus!— Voltaire, geboren am 21. November 1694 zu Paris,gestorben ebenda am 30. Mai 1773.„Dieser, Geschichtsschreiberund Philosoph, erweiterte er den menschlichen Geist und lehrteihm, daß er ftei sein solle; er vertheidigte Colas, Sirven,de la Barre, Montbailly; er bekämpfte die Atheisten und Fa-natiker, er begeisterte für die Toleranz und reklamirte die Wen-schenrechte gegen die Knechtschaft der Feudalität." Mit dieserGrabschrift auf Voltaire ist alles bündig und treffend gesagt,