mann), die solche tolle Nachrichten gebracht haben, wegen„gro- ben ÜnfugS" einschritten?! Als das Complott in Berlin nicht entdeckt werden konnte, als man vielmehr ans die Personen fahndete, mit welchen Nobi- ling näheren Umgang gepflogen hatte und keinen Sozialdemo- traten ausfindig machen konnte, sondern nur„harmlose" Wen- scheu fand, da tauchte der Gedanke auf: das Complott ist im Aus lau de und von Ausländern geschmiedet. Franzosen (Saint- Simonisten!) Polen , Dänen— auf zur Hätz! Im„Jäger- kell er"(!) zu Berlin hatte ja der„verrückte Doctor" mit einem Polen verkehrt; er hatte in Dresden eine polnische Zeitung gehalten(wahrscheinlich eine landwirthschastliche), er verkehrte und correspondirte mit einem Dänen, von dem er einen Brief aus Paris erhalten haben soll— also auswärtige sozialistische Ber- bindungen. Der Däne hieß Hansen. Jetzt veröffentlichen ver- schiedene Zeitungen, die vorher„groben Unfug" mit dem Dänen Hansen verübt haben, folgende Notiz: „In einigen Zeitungen wurde aus den brieflichen Verkehr des I)r. Nobiling mit einem Herrn Christian Hansen in Dresden über volkswirthschaftliche Fragen hingewiesen und eS sind auch bereits polizeiliche Ermittelungen'über die Persönlichkeit des Hansen erfolgt. Wie wir hören, ist Herr Hansen ein hochbe- gabter, junger Nationalökonom, ein bevorzugter Schüler Böhmer t's, des Direktors des sächsischen statistischen Bureaus und Professors der Nationalökonomie am Polytechnikum zu Dresden . In der Vorrede zu dem gegen Ende vorigen Jahres erschienenen bedeutenden Werke Böhmert's:„Die Gewinnbethei- ligung, Untersuchungen über Arbeitslohn und Unternehmergewinn" dankt der Verfasser seinen Freunden für ihre literarische Unter- stützung bei der Ausarbeitung jenes Werkes und hebt schließlich hervor:„Am längsten und eingehendsten hat sich Herr P. Chr. Hansen aus Flensburg mit der Sichtung und Ordnung des Materials beschäftigt, auch mehrere Fälle selbstständig bearbeitet und die Vorarbeiten zu dem Werke wesentlich gefördert." Daß ein so bevorzugter Schüler Böhmert's irgend einen schädlichen Ein- flnß auf NobilingZausgeübt habe, ist wohl von vornherein aus- geschlossen." Victor Böhmert's„Berichtigungen" scheinen also nur for- m eller Natur zu sein. In der Berliner„Volkszeitung'�jaber lesen wir folgende Notiz über den räthselhaften Brief: „Wie schon gemeldet, ist die Behörde noch am Sonntag Abend in den Besitz des Briefes gelangt, welcher, an den Mörder adresfirt, aus Paris hier nach dessen Verhaftung einging. Der Brief selbst, dessen Inhalt sich zur Zeit natürlich noch der Oes- fentlichkeit entzieht, trägt(der„Kreuz-Ztg." zufolge) eine völlig unleserliche Namensunterschrift und befand sich in einem mit einem Wappen geschlossenen Couvert. Die für diese Angelegen- heit kompetente Behörde ist bereits beauftragt, das Wappen fest- zustellen; bis gestern war ermittelt worden, daß es das einer polnischen Adelsfamilie ist; nähere Auftlärungen stehen noch rn Aussicht." Aus dem biederen„Dänen" ist also schon ein„polnischer Adeliger" geworden— wahrscheinlich aber gehören der Däne und der Pole zu dem bekannten Federvieh, zu den„Enten", oder heißt auch Hansen, denn dieser unglückliche Diszipel und Freund Böhmert's geräth uns jetzt überall vor die Beine. Die neueste Lüge, die jetzt auf ihrem Rundgang durch die Presse begriffen ist, geht dahin: die„Londoner Sozialisten" hätten um das Attentat gewußt, es habe am Attentatstage große Erregung unter ihnen geherrscht— daß sie mit Nobiling in Verbindung gestanden, erhelle aus dc-r Thatsache, daß ein genauer Bericht über die bekannten Demonstrationen(vor dem deutschen Gesandtschaftshotel in London ) bei Nobiling gefunden worden sei. Der Bericht hat sich allerdings gefunden und— wieder Hansen, der ein wahrer„Hans in allen Gassen" ist. Geben wir Herrn — Böhmert das Wort; er stammelt in der neuesten Nummer seiner„Sozial-Correspondenz": »„Mehrere Zeitungen berichten, daß die Polizei einen an Nobiling gerichteten Brief aus Paris aufgefangen habe, dessen Inhalt geheim gehalten werde. Merkwürdiger Weise wird m- dessen hinzugefügt, daß dieser Brief eine detaillirte Schilderung der neulichen, gegen den deutschen Kronprinzen gerichteten sozial- demokratischen Demonstrationen in London enthalte. Hier scheint (scheint?) also eine Verletzung des Amtsgeheimnisses vorzu- Den Vorlauten. Den Massenmord, den Einzelmord Befehdeten wir fort und fort, Und das der Lohn für unser Streben? Wagt, uns die Buben anzukleben! Wir wollen leben, leben, leben! Der Tod nimmt uns wie euch das Wort. Was frommt's uns, wenn ein Kaiser fällt? Solch' Banner weht vor unserm Zelt: Wir haben Freude nur an reinem Und ganzem Glück, es fehle Keinem! Wir klagen mit der Größten Einem: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Das Reich mit eurer Herrlichkeit Beherrscht ihr noch auf läng're Zeit, Wir müssen friedlich uns gedulden, Sonst machen wir den Enkeln Schulden; Es wühlt ein wilder Strom nur Mulden, Wir suchen Boden weit und breit. Nie war ein Mann uns Widerpart, Dazu ist unsre Zeit zu hart, Das Feldgeschrei heißt: Magenftage, Nicht eine alte Kaisersage, Die Welt kennt viele Schopfungstage, Auch unser„Traum" wird Gegenwart� F. Laffalle an Ludw. Feuerbach. Nachsteheuder Brief Lassalle's befindet sich im„Staats- sozialist"; auch unfern Lesern wird derselbe willkommen sein. „Berlin , den 21. Oktober 1863. Geehrter Herr! Auf den direkten Wunsch einer gememschaft- lichen Freundin, Mme. Herwegh, übersende ich Ihnen beifolgend die vollständige Serie meiner politischen Flugschriften, die ich ohne diese ausdrückliche Aufforderung Ihnen zu übersenden fast prätentiös finden würde. > Es ist viel verlangt, sich durch die ganze Literatur durchzu- lesen. Ich verlange es auch nicht. Nur das Eine verlange ich, geehster Herr, daß Sie keine dieser Broschüren außerhalb der hiet angegebenen Reihenfolge lesen und erst urtheilen, wenn Sie liegen. Weiter wird bemerkt, daß der Verfasser des Briefes ein Freund des Mordgesellen sei und Hansen heiße. Hansen sei der bekannte Anführer der dänischen Bauernrevolten.(Dieser ist längst gestorben.) Die„Sozial-Correspondenz" erachtet es für ihre Pflicht, der vielfach ausgestreuten Behauptung entgegenzutreten, daß der früher in Dresden , dann in Leipzig und jetzt in Paris weilende Herr P. Chr. Hansen anS Flensburg ein Complice Nobiling's sei. Hansen steht in persönlichen Be- ziehungen zu den Herausgebern der„Sozial- Correspondenz", welche rückhaltslos für seine Ehrenhaftigkeit bürgen können. Hansen ist ein junger talentvoller Bolkswirth, welcher bereits mehrere tüchtige Arbeiten geliefert und für seine Vaterstadt Flensburg , welche die Kosten seiner Studien bestreitet, schon vielfach gemeinnützig gewirkt hat. Hansen hat in Flensburg erst kürzlich einen Arbeiterwohnungsverein gegründet. Er ist auch Mitarbeiter der„Sozial- Correspondenz" und schilderte in der letzten Nummer(21) unter dem Titel„Deutsche Sozial- demokraten in London " die verabscheuungswürdigen Borgänge, welche sich bei Bekanntwerden des ersten Attentats in London ereignet haben. Hansen hat denselben bei einer neu- lichen Anwesenheit in London als Augenzeuge beigewohnt. Es ist daher allerdings möglich, daß er Nobiling, den er von Dresden her kannte, über jenes Ereigniß geschriehen hat. Eine Mitwissenschaft Hansen's an dem Verbrechen Nobiling's aber halten alle Diejenigen, welche Hansen's Charakter und gemein- nütziges Wirken kennen, für unmöglich." Also der unvermeidliche Hansen war der Mitattentäter, und der famose RevolutionS- und Complott-„Bericht" nur die Ab- schrift oder Skizze eines Artikels für— Herrn Böhmert und dessen„Sozial- Correspondenz". Armer Böhmert! Arme Rock- schöße! Die interessantesten und authentischsten Mittheilungen über die Person Nobiling's enthält sonderbarer Weise ein franzö- sisches Blatt, der„Temps"— freilich ein sehr bedenkliches Verdachtsmoment, aus welchem man auf„internationale" Be- ziehungen und natürlich Verschwörungen schlußfolgern könnte. Doch hören wir den Gewährsmann des Pariser Blattes. Er schreibt u. A.:„Der Reise Nobiling's in's Ausland(von der viel die Rede gewesen, und deren Zweck selbstverständlich die An- spinnung des internationalen Complotts war) habe ursprünglich ein rein persönliches und ziemlich harmloses Motiv zu Grunde gelegen. Eitel und ehrgeizig von Natur, hätte es ihn verdrossen, daß mehrere seiner Collegen vom statistischen Bureau in Dresden weite Reisen gemacht hätten, während er noch nie über die Grenzen seines Vaterlandes gekommen war, und als im Früh- ling vorigen Jahres einer seiner Freunde ihm mittheilte, daß er nach Dänemark , Schweden und Norwegen gehen wolle, habe Nobiling ihm Plötzlich angezeigt, auch er wolle einen Ausflug nach England und Frankreich unternehmen. Dieser Ausflug habe in der That nur vier oder fünf Wochen gedauert, und obgleich Nobiling hierbei Gelegenheit nahm, die Bekanntschaft einiger hervorragender Sozialisten zu suchen(? Wir bezweifeln das, da „hervorragende Sozialisten" vermuthlich über einen sich an sie herandrängenden Beamten des amtlichen statistischen Bureaus in Dresden bei uns Erkundigungen eingezogen hätten. R. d. „V."), sei dies doch nicht der bestimmenve Grund seiner Reise gewesen. In London , fährt der Gewährsmann des„Temps" fort, besuchte Nobiling eine Versammlung(was für eine? R. d. „V."), scheint aber von der Aufnahme, die er dort fand, nicht sehr befriedigt gewesen zu sein; wenigstens erzählte er mir im Oktober 1877, daß die geringe Aufmerksamkeit, die man dem fremden Käme- raden, dem„Doktor der Philosophie", geschenkt, ihn peinlich überrascht hätte. Die Versammlung hätte übrigens auf ihn keinen imposanten Eindruck gemacht; vielleicht war es eine der Ber- sammlungen der zweiten Sektion der Gesellschaft für die Aus- bildung der communistischen Arbeiter, 42 Bath-Street, City-Road in London . Nobiling hat bei dieser Gelegenheit Karl Marx nicht gesehen(und auch bei keiner anderen. R. d. „V.") Da er nicht englisch spricht, ließ er sich überall von einem Lohndiener herumführen, den ihm vielleicht sein Wirth von Seyel's(soll heißen: Sayd's. R. d. „V.") Hotel, Finsbury-Square 39, bezeichnet hatte. Er erzählte mir mit sichtlicher Befriedigung, daß er sich für ein sehr gutes Trinkgeld habe auf den Thron der Königin Victoria niedersetzen dürfen. Nach Deutschland zu- rückgekehrt, wollte er seine Beobachtungen veröffentlichen und sah Alles gelesen haben. Die große Sorgfalt, mit welcher ich, ich möchte fast sagen seit meiner Kindheit, Ihre Schriften verfolgt, und die liebevolle Wärme, die ich seit dieser Zeit immer für Sie fortbewahrt habe, giebt mir vielleicht ein Recht zu dieser Bitte! Schon im Voraus werden Sie, wenn Ihnen meine philo- ssphischen Werke nicht entgangen sind(Philosophie Herakleitos des Dunklen", 2 Bde.;„System der erworbenen Rechte", 2 Bde.) nicht zweifeln, daß meine Erhebung auf streng philosophischer Grundlage bei mir erwachsen ist. Die Fortschrittler sind Poll- tische Rationalisten der seichtesten Sorte, und es ist der clbe Kampf, den Sie in theologischer und den ich jetzt in politischer und ökonomischer Richtung führe.._ Eben deßwegen würde es mir ausnehmend leid thun, von Jemand, den ich so verehre wie Sie, diese tiefere innere Identität verkannt zu sehen, die übrigens— verzeihen Sie mir diese Versicherung— selbst trotz einer Verkennung eine histo- rische und philosophische Thatsache bleiben wird. In politischen Kampfschriften kann das philosophische Ele- ment nur eben den Hintergrund bilden und darf nicht als sol- ches hervortreten. Aber in streng philosophischer Weise ist der Grundgedanke dieses ganzen Kampfes entwickelt in meinem schon 1861 erschienenen„System der erworbenen Rechte," welches ich mir, da es Ihnen vielleicht entgangen, beifolgend mit warmer Verehrung und als ein schwaches Zeichen des Dankes für alle Erkenntnißschulden, die ich Ihnen abzustatten habe, überreiche. Der§ 7 des 1. Bandes enthält in einer freilich erst nach Durchlesung des ganzen Werkes wirklich verständlicher Weise— die Grundlage meiner politischen und ökonomischen Jnsurrectton. Und nun erlauben Sie mir, Ihnen herzlichst die Hand zu schütteln und Ihnen zu sagen, wie angenehm es mir ist, bei diesem Anlasse eine persönliche Bekanntschaft mit Ihnen ver- mittelt zu haben. Mit Hochachtung und Verehrung Lassalle . Falls Sie meinen Heraklit nicht kennen, bitte ich Sie, mich davon baldigst kurz zu benachrichtigen. Ich erlaube mir dann Ihnen denselben zu überschicken, da Sie dort mythologische und religionsgeschichtliche Forschungen finden(sowohl über orieu- talische Religionen, als besonders auch über die innere Genesis der christlichen Religion in gelegentlicher Ausführung), die mit dem spsznstchen Gegenstande Ihrer Studien und Arbeiten im engsten Znsammenhange stehen. Ich überlege mir, daß cS kürzer ist, den Heraklit gleich bei- zufügen." »* * sich deshalb nach einer Zeitung um; es ist aber zweifelhaft,»b er etwas Anderes niedergeschrieben hat, als Notizen für den Vortrag, den er in der Dresdener Gesellschaft für Arbeiter- erziehnng hielt.(Der Arbeiterbildungsverein ist gemeint, in dem Nobiling allerdings einen— ganz farblosen— Vortrag über seine Reiseerlebnisse und-Eindrücke gab. R. d. „B.") Das Dresdener sozialdemokratische Journal muß in seiner Nummer von Ende November einen Bericht über diesen Bortrag enthalten, dem ein sehr zahlreiches Publikum beigewohnt hatte. Nobilmg sprach mit ganz kindischer Freude seine Befriedigung darüber aus, daß durch diesen Bericht sein Name unsterblich geworden sei. Nobiling besaß Vermögen. Er reiste in England, Frankreich , der Schweiz und Oesterreich immer in erster Klasse und mit dem Schnellzuge. Die vielen im Waggon verbrachten Nächte hatten ihn sehr ermüdet. Er erzähtte gern, daß diese Reise sein Ansehen in der Familie erhöht und welchen Eindruck die Schil- dernng seiner Abenteuer auf„die braven und simplen preußischen Junker", seine Eltern, gemacht hätte. Nach den deutschen Blät- tern sollte Nobiling das Geständniß gemacht haben, daß er einer Verschwörung angehört und Mitschuldige hätte. Unser Ge- währsmann, sagt der„Temps", und noch eine andere Person, welche Nobiling ebenfalls gekannt hat, möchten diese Angabe mit gstößtem Mißtrauen aufnehmen und die Geständnisse, wenn sie wirklich gemacht worden, auf Rechnung des Deliriums setzen. Sozialist(aber nicht Sozialdemokrat! R. d. „B.") von Ueberzeugung, hatte er sich nicht persönlich mit den Führern des deutschen Sozialismus liirt; wenigstens war dies, wie man zu wissen glaubt, bis zum März d. I. nicht geschehen.(Ist überhaupt nicht geschehen! R. d. „V.")— Der Gewährsmann des„Temps" hat noch am 31. Mai, also zwei Tage vor dem Attentat, in Paris ein Telegramm von Nobiling erhalten, der ihn um eine Auskunft über einen unbedeutenden und seiner Natur nach heiteren Gegenstand bat. Hätte wohl Nobiling, wenn er einer Verschwörung angehörte und durch das Loos bestimmt war, das abscheuliche Attentat auszuführen, Ge- müthsruhe genug gehabt, um sich nach so gleichgiltigeu und leicht- fertigen Dingen zu erkundigen?— Eine andere Angabe besagt, Nobiling hätte am Tage vor dem Attentat aus London einen Brief empfangen, worin ihm über den Sozialistenputsch vor der deutschen Botschaft daselbst berichtet und mit Befriedigung con- statirt worden wäre, daß einige Arbeiter„Nieder mit dem Krön- Prinzen!" gerufen hätten. Der Brief ist in Wahrheit nicht in London , sondern in Paris von einer mit dem Gewährsmann des „Temps" enge befreundeten Person geschrieben worden, die aller- dings in London gewesen war und dem Nobiling über eine Ar- bciterversammlung, der sie dort beigewohnt hatte und über die Kundgebung vor dem deutschen Botschaftshotel berichtete. Aus dem Inhalt des Briefes wird man sich überzeugen, daß dieser Correspondent einer dem Sozialismus entgegengesetzten Richtung angehörte; er hat sogar in dem Briefe seiner Entrüstung über die Haltung der deutschen Arbeiter, welche Gesinnungsgenossen Nobiling's waren, Ausdruck gegeben." Wir haben die Mittheilungen des„Temps" so ausführlich gegeben, weil sie den konklusivsten Beweis liefern, daß Nobiling kein polititischer Fanatiker war und der deutschen Sozial- demokratie nicht angehört hat. Und wer ist der Gewährs- mann des„Temps"? Der Leser hat's schon errathen. Niemand anders als der Ueberall und Nirgends, Böhmert's Lieblings- schüler und Mitarbeiter, Nobiling's Intimus— wie es scheint der einzige Freund, den er hatte: Dr. Hansen. Hätte man Anhaltspunkte dafür, daß Nobiling mit einem der sozialdemokratischen„Führer" nur den hundertsten Theil so viel verkehrt— der Kriegszustand wäre schon proklamirt. Daran, die Herren Böhmert, Hansen u. Compagnie, sammt den Roscher, Birnbaum u. s. w.: Nobiling's Lehrer, Mitarbeiter und Freunde, moralisch für die That Nobiling's verantwortlich zu machen, daran denkt Niemand. Und zwar mit Recht. Aber mit welchem Recht will man ihn uns aufhalsen, die wir gar nichts mit ihm zu thun haben? Hier ein Wort über den angeblichen„Sozialistenputsch" in London . Derselbe ist zu politischen Zwecken erlogen worden. Ein„Putsch" hat dort überhaupt nicht stattgefunden. Das, was man so zu benennen beliebt, war eine durchaus harmlose und gesetzliche Demonstration— so harmlos und gesetzlich, daß die englische Polizei, die es wahrhaftig versteht,„Ruhe und Orb- Der Einsender dieses Briefes, W. Hohoff, fügt demselben noch folgende Bemerkungen hinzu: „Di- Lektüre der kürzlich von Ad. Wagner edirten Briefe Lassalles an Rodbertus veranlaßt mich, die verehrliche Re- daktion des„Staatssozialist" um Veröffentlichung des vorstehen- den Briefes von Lassalle an Feuerbach zu bitten. Derselbe findet sich ursprünglich abgedruckt bei Karl Grün : Ludw. Feuer- bach in seinem Briefwechsel und Nachlaß, sowie in seiner philo- lophischen Charafterentwicklung. 1874 II. S. 162. Für alle diejenigen, welche von Lassalle und Feuerbach etwas mehr wissen, als den bloßen Namen, bedarf es keines weiteren Hinweises darauf, wie wichtig und bemerkenswerth der Inhalt des obigen Briefes ist. Wir haben Grund zu glauben, daß derselbe nur wenig bekannt geworden, und daß eine Reproduction für Viele interessant und erwünscht sei, denen das Werk Srün's nicht zu Geficht kommt." — Gneist sonst und jetzt. Die jüngste beim Lehmann- Gesetz gehaltene Rede des Abg- ordneten Gneist war derart, daß sie bei der Regierung und bei den Conservativen mit Hellem Jubel aufgenommen wurde— Gneist stimmte ja bekanntlich auch für das von ihm amendirte Gesetz. Dies giebt zu einem inter - essanten Vergleich mit der Rede Anlaß, welche derselbe Herr Abgeordnete als Correferent über die vom Ministerium BiS- marck- Eulenburg im Jahre 1863 erlassene Preßordonnanz am 13. November 1863 im Abgeordnetenhause gehalten hat. Da- mals hatte Abgeordneter Gneist im Berein mit dem Abg. Simso» vier Anträge zur Annahme empfohlen, unter welchen sich einer folgenden Wortlautes befand:„Auf Grund des Art. 106 der Verfassungsurkunde zu erklären: eine Beschränkung der Preßftei- hett könne auf dem Wege der Verordnung überhaupt nicht er- folgen." Vor wenigen Tagen hat der Herr Gneist im Reich«- tage den Antrag gestellt, das Preßgesctz. lowie die Bestimmunge« über das Vereins- und Versammlungswesen für die Sozial demokraten bis zur nächsten Reichstagssession zu suspendire». Bor fünfzehn Jahren war die gesummte fortschrittliche Presse und die des linken Centrums von der Ordonnanz deS Min»- steriums Bismarck-Eulenburg betroffen worden, damals galt es Zorn und Entrüstung auf das Haupt der Minister zu laden. Doch lassen wir Herrn Gneist selbst reden, nach dessen Ausspruch man im politischen Leben wohl über gewisse Dinge seme Ansicht wechseln darf, niemals aber über Grundrechte der Verfassung. Gneist äußerte damals:„In zweimal 24 stunden sich über crne Maßregel schlüssig zu machen— auch das Attentatsgesctz»st merkwürdigerweise in je 48 Stunden vom Bundesrath und
Ausgabe
3 (12.6.1878) 68
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