seine Beiträge für die Internationale Arbeiterassocia- tion an Johann Philipp Becker in Genf einschickte, und Zwar auf Grund von Artikel 20 der Statuten der schweizerischen Sektionsgruppe deutscher Sprache der Internationalen Arbeiter- assoziation, welcher§ also lautet: Art. 20. Bewährte Gesinnungsgenossen, an Orten wohnend, wo keine Sektionen bestehen, oder die dermalen noch in Stellungen find, welche eS nicht rathsam machen, öffentlich oer Assoziation anzu- gehören, können sich beim Centralcomtts oder dessen Agenten zur Aufnahme anmelden. Dieselben erhalten nach erfolgter Aufnahme, gegen Zahlung von 3 Frcs. 75 Cent, oder 1 Guld. 45 Kr. oder 1 Thaler preuß. ein Centralmitgliedsdiplom und haben die Zahlung des genannten Betrages alljährlich zu er- neuern, wogegen sie eine gedruckte Quittung erhalten, die sie ihrem Aufnahmsdiplom, zum Beweise ihrer fortdauernden Mit- gleidschaft beizufügen haben. Sie erhalten das Centralorgan (d. h. denVorboten") frei und verpflichten sich durch Wort und Schrift, Rath und That die Grundsätze der Internationalen Ar- beiter-Association vertheidigen und in allen Richtungen fördern zu helfen." Wie die Quittungen desVorbote" ausweisen, ist Herr Lothar Bucher seinen Verpflichtungen gegen die Internationale mit mustergiltiger Pünktlichkeit nachgekommen. Ein Bourgeois, dem die Furcht wenigstens nicht allen Verstand genommen hat, schreibt derVosfischen Zeitung" aus Lübeck : Wie sehr Diejenigen Recht hatten, welche davor warnten, durch zu weit gehende Maßregeln jedes öffentliche und dadurch trotz aller unbestrittenen Gemeinschädlichkeit immer- hin controlirbares Parteileben in der Sozialdemokratie zu unterdrücken und dadurch diese kecke Partei zu uncontrolirbarer geheimer Thätigkeit zu zwingen, das zeigt sich schon jetzt allent- halben. In demselben Maße, in welchem sich in Folge der be- hördlichen Verbote im ganzen Reiche die Vereins- und Volks- Versammlungen vermindert haben, genau in demselben Maße hat sich die Beweglichkeit und Thätigkeit in jener Partei vermehrt; das wird Jeder bestätigen müssen, der mit dem Lager der So- zialdemokraten einigermaßen Fühlung hat. Die Sozialdemo­kraten zeigen sich freilich nicht mehr so öffentlich, alsGenossen", renommiren und bramarbafiren nicht mehr so von den Redner- tischen aus; sie schließen sich vielmehr mehr und mehr von den Nichtsozialisten ab und sind diesen gegenüber in politicis sehr zurückhaltend und mißtrauisch. Dafür aber agitiren und wühlen sie unter sich und in der reinen Arbeiterbevölkerung, in Werk- statten, Fabriken u. s. w., besonders aber in den sogenannten Parteirestaurationen, in Biergärten ic. desto eifriger. Und hier ist die Behörde machtlos, während sie früher in den öffentlichen Versammlungen sich über die Ziele und Absichten der Leute leicht informiren konnte. Dasselbe war der Fall mit den Congressen der Sozialdemokratie, die man aber für dieses Jahr ebenfalls unpolitischer Weise verbot. Verschiedene Zeitungen haben sich viel darum gestritten, wo dieser Congreß nun geheim abgehalten werde und sind dabei auf London , Brüssel, ja sogar auf ein von Hamburg auslaufendes und in den englischen Gewässern Helgo- lands ankerndes Schiff verfallen. Ich glaube, der Streit, wo dieser Congreß stattfinden wird, ist ein sehr unnützer, und zwar glaube ich das deswegen, weil ich der festen Ueberzeugung vin, daß derselbe bereits stattgefunden hat. Einem mir aus Breslau zugegangenen Brief entnehme ich, daß dort in sonst gut unterrichteten Kreisen die Nachricht verbreitet ist, genannter Eon- greß habe im Laufe der vergangenen Woche in Leipzig getagt, und seien auf demselben Delegtrte aus allen Wahlkreisen des Reiches, in denen die Sozialdemokratie vertreten, außerdem aber der gesammte Hamburger Parteivorstand anwesend gewesen. Ob sich nun die Sache, wieZgemeldet verhält, oder ob die Herren Agitatoren auf Kosten ihrer Wähler irgendwo anders zusammen gewesen die Sache und die aus ihr zu ziehende Lehre bleibt sich völlig gleich. Soviel steht fest: Während früher die Behörde in der Lage war, durch Ueberwachung solcher Versammlungen die beabsichtigten Schritte schon im Borau? kennen zu lernen und so bei Zeiten die nöthigen Maßregeln gegen sie zu ergreifen, Gegen die Denunzianten! (Aus dem Kladderadatsch 1349.) Wem noch ein Herz im Busen lebt, Das sich empört bei Hochgerichten, Wem zitternd noch die Seele bebt, Wenn sich des Henker's Hand erhebt, Ein Menschenleben zu vernichten Der schaare sich und wahre sich Ge'n uns'res Volkes Schimpf und Schande! Der wahre sich und schwöre sich: Vernichtung dieser Henkerbande? Wem noch ein Herz im Busen bebt Für Menschenliebe für ein Hoffen: Daß sich das Volk zu dem erhebt, Was seine Edelsten erstrebt, Der trete zu uns frei und offen: Was alle Völker aller Zeit Dem Brudermorde gleich erkannten, Laßt richten und vernichten uns: Zum Teufel mit den Denunzianten! Zur Sozialistenhetze. DieBerliner Freie Presse" erhält folgende Zuschrift: Nachdem ich ö'A. Jahr zur Zufrieden­heit meiner sämmtlichen Vorgesetzten auf der königlichen Ostbahn gearbeitet habe, wurde ich am 22. d M. plötzlich entlassen. Auf dem Abqangszeugniß war als Grund meiner Entladung ange- geben,hervorragende Betheiligung an sozialdemokratischen Zwecken!" Meinehervorragende Betheiligung» war die. daß ich bei Unterhaltungen, wie sie boch in den Werkstatten, wo Collegen neben einander arbeiten, üblich sind, und wo mitunter ganz sonderbare Ansichten auch über die Sozialdemokratie zu Tage gefördert wurden, daß ich da Jrrthumern m aller Ruhe entgegentrat und sie zu berichtigen suchte. Ich habe das uli ehrlicher Mann für meine Pflicht gehalten. Dann habe ich bei den vorigen Wahlen in meiner freien Zeit Flugblatter verbreiten helfen und am Wahltage selbst Stimmzettel mst aus- aetheilt, auch ab und zu öffentliche Versammlungen besucht und dieBerliner Freie Presse" gelesen. Das ist dasBerbrechen, wegen dessen man einen Arbeiter heut zu Tage vor die Thure setzt, wenn sich auch sonst nicht das Geringste gegen ,hn vor- bringen läßt! Der Vorsteher der betreffenden Werkstatt forderte mich noch eine Stunde vor memer Entlassung auf:ich solle mich von dieser Sache abwenden, solle meine Meinung ändern, da er mich nicht gerne entlassen wolle, sondern mich sogar achten erfährt jetzt weder sie, noch sonst Jemand etwas von dem Be- schlossenen, bis es uns als nicht mehr rückgängig zu machende That entgegentritt. Welcher von beiden Zuständen ist aber der für die Sicherheit des Staates und die bürgerliche Freiheit gün- ftigere? Man möge sich also wohl bedenken, ehe man auf dem betretenen Pfade weiterschreitet. In Bezug auf die jetzige ge- räuschlose, aber darum jedenfalls nicht weniger gefährliche Thä- tigkeit der Sozialdemokratie kann ich auch aus unserer Stadt etwas mittheilen. Man Hai verschiedentlich bemerkt, wie in den letzten Tagen der letzten Woche sich eine Anzahl hervorragender Sozialisten hier ein Rendezvous gegeben haben, es wurden Geib aus Hamburg , Bebel und Hasenclever aus Leipzig , Voll- mar aus Dresden , Auer aus Berlin und noch einige unbekannte Herren bemerkt. Sie alle nebst unfern einheimischen Sozialisten- führern und deren Anhang thaten der Polizei aber keineswegs die Liebe, sich insgeheim zu versammeln, so daß man die Ge- sellschaft mit vollem Recht hätte aufheben und verantwortlich machen können. O nein, die routinirten Parteimänner sagten sich vielmehr, daß sie nirgend sicherer sein würden, als in der öffentlichsten Oeffentlichkeit und verkehrten deshalb nur in viel- besuchten Restaurationsgärten, besonders in dem Tivolietablisse- ment, gerade als ob es sich um ein Vergnügen handle. Daß es außer diesen öffentlichen auch nicht an geheimen Versamm- lungen gefehlt haben wird, daran ist wohl nicht zu zweifeln." Sicherlich nicht. Da der Herr Correspondent so lebhaft Pro- paganda für uns macht, wollen wir ihm zum Dank auch ein paarGeheimnisse" verrathen. DerCongreß" hat allerdings stattgefunden, jedoch nicht in, sondern bei Leipzig , auf jenem romantischen, zu einem modernen Rütli, wie geschaffenen Wald- fleck, der nach dem ruhmreichen Leipziger Polizeidirektor und Staatsretter den NamenRüders-Ruhe" trägt. Was ferner die unbekannten Herren" von Lübeck betrifft, so sind drei derselben doch wohl nicht so ganz unbekannt, wie der Herr Correspondent uns zugeben wird, wenn wir ihm die Namen nennen: Engels, Lissagaray und Marx; unter denHerren" befindet(oder be- fand denn sie find inzwischen wieder abgereist sich die eben- falls nicht ganz unbekannte Wjera Sassulitsch , die glücklich aus Rußland entkommen ist und jetzt in England der continen- talen Polizei ein Schnippchen schlägt. Wünscht der Herr Correspondent in weitere Geheimnisse ein- geweiht zu werden, so braucht er's nur zu sagen, und wir stehen zu Diensten. Die erzwungene Geheimthuerei geht uns wider die Natur und wir machen uns gern Luft. Wie's gemacht wird. In derVossischen Zeitung" lesen wir:Als ein neuer Beweis, in welcher Weise gegenwärtig auf sozialdemokratische Agitatoren gefahndet wird, kann eine Regierungs-Präsidial-Verfügung gelten, wo- durch ein Maurer Trillhose aus Heppens den Behörden bezeich- net wird, welcher nach den angestellten Ermittelungen, als Agitator im Solde des allgemeinen deutschen Arbeitervereins"(!) steht, welcher in Hamburg seinen Sitz bat, für den preußischen Staat aber geschlossen ist.Derselbe befindet sich zu Agitationszwecken fortwährend auf Reisen", ist vor Kurzem in Frankfurt a. d. O. gewesen und hat dortviel mit den Führern der Sozialdemokratie, die von seinem Eintreffen vorher unterrichtet waren, verkehrt," auch mehrere Exemplare des Vereinsblattes des gleichfalls in Preußen geschlossenen Hamburger Maurer- und Steinhaurer- Bundes vertheilt. Da es wahrscheinlich ist, daß der Trillhose auch andere Orte auf seinen Agationsreisen besuchen wird, so soll auf denselben aufmerksam gemacht und die Behörden sollen veranlaßt werden,dem verderblichen Wirken desselben mit allen gesetzlichen Mitteln auf das Energischste entgegenzutreten." Was diesesEntgegentreten mit allen gesetzlichen Mitteln" bedeutet, das wissen wir. Als charakteristisch sei erwähnt, daß das Berliner Fortschrittsorgan auch nicht ein Wort des Tadels für dieses unerhörte Verfahren hat, und es wie etwas Selbstverständliches, ohne Commentar hinnimmt. Au- ßerdem giebt es keinenAllgemeinen deutschen Arbeiterverein " mehr, derin Hamburg seinen Sitz hat und für Preußen ge- schloffen ist". Die Regierungs-Präsidial-Verordnung beruht also auf falscher Voraussetzung und zeigt von einer in diesen hohen müsse, meines Charakters wegen. Ich erklärte ihm offen und frei, daß ich durchaus nicht so charakterlos sein könne, auf Wunsch eine Ueberzeugung abzulegen, wie einen Rock und wenn ich wirklich die gewünschte Erklärung abgäbe, so wäre ich dadurch zum Heuchler geworden. Das mochte ich nicht und so erfolgte denn meine Entlassung. Gleichzeitig wurden mir dadurch alle meine Rechte, die ich an die dort bestehende Kranken- und Sterbekasse durch meine monatlichen Beträge (KM. 1,20) erworben hatte, rücksichtslos genommen; das find die Freiheiten eines Arbeiters in unserer heutigen Ge- fellschaft R. B., Sattler und Tapezierer. Wir haben diesen schlichten Worten eines Arbeiters, so sagt unser Berliner Parteiorgan, nichts hinzuzufügen. Solche Vor- kommnisse zeigen mehr wie ganze geschriebene Bände das Elend unserer Zustände und mehr wie je muß in jedes ehrlichen Mannes Brust die Ueberzeugung sich festigen, daß Zustände, welche solches Unrecht möglich machen, beseitigt werden müssen. Auf Eines sei hier doch noch aufmerksam gemacht. Seit SV, Jahren hat die Krankenkasse der königlichen Ostbahn die Beiträge des Ge- maßregelten einkassirt, von dem Tage, wo der Mann seiner Ehrenhaftigkeit wegen auf die Straße gesetzt worden ist, hat er seine Ansprüche an die Krankenkasse verloren. Wie nun, wenn der Mann heute oder morgen krank wird, wer muß dann für seinen Unterhalt sorgen? Wer anders als die Gemeinde, also der steuerzahlende Bürger. Eine famose Gelegenheit jetzt für den Staat sowohl, als wie für die Bourgeoisie sich der alten, ausgenützten Arbeiter zu entledigen und so die eigenen Kranken- lassen zu ent-, die Armenkassen der Gemeinden aber zu be- lasten. Anständig. Die Unruh'scheBande" ist übertrumpft. Die spezifischanständige"Kölnische Zeitung " nennt unsere Parteieine Rotte, deren blutrothe Lehre Meuchelmörder groß- gezogen haben". Wir sind begierig, zu erfahren, welches Epitheton die braveKölnerin" für diegewissen Leute" hat, denen die Magdeburger Partei- und Gesinnungsgenosfin der Kölnischen Zeitung " den Gebrauch derinfamsten Mittel" nachsagt und zutraut? Zur Statistik des Verbrechens. Nach einer Statistik der preußischen Zuchthäuser besaßen von 23,599 Gefangenen höhere Bildung: 247; vollständige Elementarbildung: 5227; mangelhafte Bildung: 12,740; 2593 konnten nur lesen, und ohne alle Schulbildung waren 3592. Drei Viertheile aller Gefangenen waren also ohne alle Schulbildung oder besaßen doch nur mangel- hafte Schulbildung. Da die sozialdemokratischen Arbeiter durchweg eine verhält- nißmäßige gute Schulbildung besitzen und außerdem ein auSge- Regionen schwer begreiflichen und noch schwerer verzeihlichen Unkenntniß landkundiger Thatsachen. Sehr kurzes Gedächtniß. DieMaadeb. Zeitung" bringt in ihrer Nummer 294 einen Artikel:Die Bewegung gegen die Sozialdemokratie und ihre Tadler", der nach Styl und Inhalt zu urtheilen, der Victor Böhmert'schenSozial- Correspondenz" entnommen ist. Der unverschämte Schluß des Artikels lautet, indem er sich gegen den Tadler der brutalen Verfolgungsweise wendet: Was wir verhindern wollen, das ist die Weise, wie einzelne, bald ganz aus dem Zusammenhange gerissene, bald vollständig verdrehte Sätze abstrakter oder gar utopistischer Systeme benutzt werden, um in der urtheilsloseen Menge einen Samen auszu- streuen, der auf die eine oder die andere Weise verbrecherifche Ausschreitungen hervorbringen muß. Der wirksamste Standort zur Ausstreuung dieser Saat ist die Tribüne des Reichstages. Darum fort mit den Sozialdemokraten aus dem Reichs- tage! Möge sich Niemand beirren lassen durch die Phrase, daß es gefährlich sei, denreformatorischen Ideen" das Wort zu entziehen! Was die Sozialdemokraten im Reichstage oder vielmehr vom Reichstage aus betreiben, ist nicht die Berkündung resormatorischer Ideen, sondern die nackte Aufwiegelung. Dazu aber soll das deutsche Parlament nicht länger mißbraucht werden!" Um so unverschämter ist dies Geschreibsel, als noch im April vorigen Jahres dieMagdeburgische Zeitung" auch nach einem Artikel derSozial-Correspondenz" Folgendes geschrieben: Unter den verschiedenen Anträgen auf Revision der Gewerbe- ordnung hat auch der von der sozialdemokratischen Partei aus- gearbeitete Entwurf eines Arbeiterschutzgesetzes trotz mehrerer fehr anfechtbarer Forderungen entschiedene Beachtung und keine ungünstige Aufnahme gefunden. Man erblickt einen poli- tischen Fortschritt darin, daß sich die Sozialdemokratie ge- nöthigt sieht, die unfruchtbare Verneinung alles Bestehenden mit selbstthätiger Antheilnahme an der Gesetzgebung?- arbeit zu vertauschen und mit ihren Weltverbesserungsplänen hervorzulreten. Sobald man sich mit einzelnen politischen Fragen Praktisch beschäftigt, pflegt man auch den harten Thatsachen des Lebens näher zu treten und die Grenzen der Ausführbarkeit deutlicher xu erkennen. Das Unerreichbare wird leichter ausge- schieden, und Diejenigen, welche ander Verbesserung der sozialen Zustände aufrichtig arbeiten wollen, trennen sich von Denen, die nur im Tadeln ihre Aufgabe suchen." Hier haben wir also genau das Gegentheil von dem oben Gesagten. Man sieht, daß die Sozialdemokratie es mit ebenso schwachsinnigen als unverschämten Gegnern zu thun hat. In Ka lisch(russisch Polen) wurde vor einigen Tagen eineJudenhatz" abgehalten, bei der etwa ein Dutzend Menschen um's Leben kamen. Wir möchten dieFrankfurter Zeitung " fragen, was die Kalischer Juden verschuldet haben? Denn sie wird uns zugeben, daß wenn eine Sozialistenhatz nicht möglich ist ohne Verschulden der Sozialisten(was sie mit mehr Vor- ficht als Ritterlichkeit und Logik soeben in einigen recht taktvoll schulmeisternden Artikeln ausgeführt hat), dasselbe auch von einer Judenhatz gelten muß. Wir sind allerdings anderer Anficht, und glauben, daß diegewissen Leute", vor denen dieMagdeburger Zeitung" jetzt so heillose Angst hat, gerade so gut wie die So- zialistenhatz, auch jeden Tag eineJudenhatz", eineLiberalen- Hätz", ja eine allgemeineBourgeois Hätz", kurz eineHätz" gegen jede Partei, und jede Klasse, die nicht im faktischen Besitz der Staatsgewalt ist, insceniren könnte. Vom Kriegsschauplatz. In Kleinzschocher (König­reich Sachsen) fand vor einigen Wochen das Begräbniß eines Parteigenossen statt, bei welchem die Leidtragenden sich mit rothen Schleifen geschmückt hatten. Dreizehn Parteigenossen sind dieserhalb, weil sie republikanische Abzeichen getragen haben, mit Haftstrafen belegt worden. Was sagt Herr Lasker nun dazu? Ist ihm die sächsische Polizei, find ihm die sächsischen Richter noch nicht strenge genug? Unser Genosse Kühl prägtes Rechtsbewußtsein haben, so findet man nur sehr selten einen Sozialdemokraten im Zuchthause. Und da sollen die Sozialdemokraten die guten Sitten zerstören?! Die Verhandlungen des Staatsgerichtshofes zu Berlin gegen Hödel wegen des Mordversuches gegen den Kaiser finden bekanntlich am 10. und 11. Juli öffentlich statt. Der Zuschauerraum des Sitzungssaales faßt im Ganzen etwa 100 Personen, und soviel Personen werden auch Einlaß erhalten. Der Botenmeister beim Kammergericht ist angewiesen, bei der Bertheilung der Einlaßkarten, welche erst kurz vor der Eröffnung der Sitzung erfolgen soll, die Zeitungsberichterstatter besonders zu berücksichtigen. Zwei neue Attentate.Gegen den Herzog zu Sagau ist zu Sagan ein gräßlicher Mordanfall verübt worden" so lautete die Sensationsnachricht in den Skandalzeitungen. Das Thatsächliche ist folgendes: Am letzten Sonntag Nachmittag drang der Hausbesitzer S. in das herzogliche Schloß ein und gab auf Befragen nach seinem Begehr an, er müsse sofort den Herzog sprechen. Als ihm bedeutet wurde, daß dies nicht so ohne Wei- teres angehe und er zum Verlassen des Schlosses aufgefordert wurde, setzte er der Dienerschaft Widerstand entgegen und zog schließlich eine Schußwaffe hervor, mit der er die Dienerschaft bedrohte. Bei der bald bewirkten polizeilichen Verhaftung stellte sich heraus, daß die Waffe gar nicht geladen war, der ungefähr- i liche Attentäter aber sehr starkgeladen" hatte. DerFränk. Kurier" schreibt vom 23. Juni:Heute gegen Mitternacht wurde, während der Veteranen- und Kampfgenossen- Verein im Gasthaus zumEssigbrätlein" in Nürnberg versam- melt war, in das Lokal desselben von einem Nachbarhause aus durch das Fenster aus einer Windbüchse ein scharfer Schuß ab- gefeuert, der glücklicherweise Niemand verletzte, obwohl gegen 30 Schrote im Zimmer aufgelesen wurden. Polizeiliche Anzeige ist erstattet, der Thäter aber bis jetzt noch nicht ermittelt." Es hat sich daraus herausgestellt, daß derAttentäter" kein Geringerer ist, als Herr Appellrath Müller, der übrigens nicht geschossen, sondern lediglich eine Hand voll Schrotkörner durch das offene Fenster unter die Gesellschaft warf, um bemerklich zu machen, daß er Ruhe zu haben wünsche. Hochkomisch ist, daß der Herr Appellrath die Störer seines Schlafes für Sozial- demokraten, die erschreckten Kampfgenossen aber den Attentäter für einen Sozialdemokraten hielten! Die Nürnberger Ordnungs- Blätter beeilen sich nun natürlich, den ganzen Vorfall für einen harmlosen Scherz zu erklären. Was wäre wohl geschehen, wenn ein Sozialdemokrat derScherzmacher" gewesen wäre?