langen die Arbeiter, daß sie wieder gehalten werde, andernfallssie das Lokal nicht wieder besuchen würden. An verschiedenenStellen hat diese Nothwehr schon gefruchtet.Noch will ich Ihnen mittheilen, daß vor einigen Tagen Unterden Linden eine junge Dame aus vornehmer Familie, die dervorüberfahrenden Kronprinzessin kein Compliment gemacht hatte,von einem Schutzmann angeschnauzt wurde, daß sie, wenn diehohen Herrschaften vorbeiführen, Front zu machen und zugrüßen habe. Die junge Dame, ganz verwirrt, war froh, daßsie nicht sofort arretirt wurde, als der Schutzmann huldvoll mitder Hand nickte und gnädig sagte:„Na, diesmal soll es Ihnennoch so hingehen!"— Die Sache fängt wahrlich an, in Berlinrecht heiter zu werden. Einem bekannten Sozialdemokratenwerde ich nicht rathen, Unter den Linden spazieren zu gehen.Grüßt er die hohen Herrschasten, so verhastet man ihn, weil manin der Handbewegung eine Drohung gegen den Borüberfahren-den wittert— Majestätsbeleidigung: 5 Jahre! Grüßt ernicht— Ehrfurchtsverletzung, indirekte Majestätsbeleidigung:gleichsfalls 5 Jahre. Dabei wimmelt es Unter den Linden vonDenunzianten, der dritte Mensch ist ein„Geheimer". In denschlimmsten Zeiten der Reaktionsperiode war es gemüthlichcr hier,als jetzt.Wie es mit den Wahlen steht? Die Gegner rühren sich be-deutend, doch ist ihnen, wenigstens den Fortschrittlern, der„weißeSchrecken" vorzugsweise in die Knochen gefahren. Die BerlinerPhilister werden sich am 30. Juli nicht aus ihren Häusern lockenlassen, da sie die helle Revolution fürchten. Unsere Partei wirdmit jedem Tage muthiger und energischer. Die Begeisterungwächst— die Wahl mag ausfallen, wie sie wolle: besiegt kannunsere Parkei nimmermehr werden.Sozialpolitische Uebersicht.— Nemesis. Wer war es, der nach dem Nobiling-Attentatam lautesten die Sozialdemokratie der moralischen Urheberschaftanklagte, am stürmischsten die Vernichtung der Sozialdemokratieforderte, am tollsten und rohesten in die„Hätz" gegen uns ein-trat? Die Herren Nationalliberalen. Um sich selber überdie fatale Thatsache zu täuschen, daß der Bismarck'sche Streicheigentlich ihnen galt, und um ihre Angst zu übertäuben, schrieensie mit der vollen Kraft ihrer Lungen und mit dem Instinkt desvon den Hunden hartbedrängten Fuchses, der einen Hasen ausdem Nest und den Hunden in den Rachen jagt, die dadurch seineeigene Spur verlieren, stürzten sie auf uns los in der Hoffnung,dadurch den famosen„Saujäger" von der richtigen Fährte ab-zubringen. Nun— der Versuch ist kläglich mißlungen. Fuchsund Hase haben die Rollen vertauscht. Wir sitzen ruhig imBau und lassen in aller Gemüthsruhe das große und kleineHundezeug bellen(man muß ihm den Spaß gönnen— ein jedesThierchen hat sein Pläfirchen), Freund Lampe aber, der natio-nalliberale Hase, rennt verzweifelt über das Wahlfeld, die Rüdenhaben ihm den Pelz schon übel zerzaust und trotz der Schnellig-keit der famosen Hafenfüße wird es mit dem Aermsten baldMatthäi am Letzten sein. Er pfeift schon auf dem letzten Loch.Man höre nur folgenden Nothschrei oder Noth quietsch desoffiziellen Hasen-— wollten sagen nationalliberalen Organs,der„Nationalliberalen Correspondenz":„In Folge dieses Unter-schiedes— in den Verhältnissen— kann es sein, daß der Wahl-streit nicht in demselben Maße opferlos für die Stärke und Zahlder nationalliberalen Partei verläuft, wie gleichartige vorher-gegangene Debatten in ihren parlamentarischen Fraktionen. Aberwenn das deutsche Volk im Ganzen nicht etwa, aus seineuSinnen geängstigt durch eine Anzahl aufregender Vorgänge undErscheinungen, der Diktatur zusteuert und dem Parlamentaris-mus vorläufig ganz den Rücken kehren, d. h. einfach auf geord-nete Mitbestimmung seiner Geschicke verzichten will, so wird derAusgang im Ganzen nicht wesentlich anders ausfallen. Hiernimmt man eS etwas ernster mit der Niederwerfung des revo-lutionären Wühlerthums, dort ist man besorgter und wachsamergegen die Gefahren conservattver Reaktion, aber im Allgemeinenwird sich auch in Zukunft wohl wie bisher in Deutschland durchbesonnene unabhängige Vertreter des Volkes Freiheit mit Ord-nung vereinigen lassen. Geben wir uns nur vor allemnicht ohne Roth selber auf! Kein Geschick ist überwäl-tigend, dem ein Mann tapfer entgegengeht."Zur Wahl.(Bon einem 7Ljährigen Genossen.)Der Lebensabend grüße noch einmal mein Geschlecht,Im jungen Thatendrange für allgemeines Recht;Wofür schon viele Jahre die wunde Brust mir glüht,Im schönen Untergange die späten Strahlen sprüht.In reiner Menschenliebe verkünde mein GesangDir, kaum erwachtem Volke, den echten Wahrheitsdrang;Der Dich im Bildungskampfe zum rechten Krieger weiht,Nach ruhmgeschmückten Siegen Dir Lebensglück verleiht.Mit Jugendlust beginne den schönen Heldenlauf,Aus tiefem Elend steige zur Tugend kühn hinauf;Daß Dich in jedem Kampfe die Weisheit würdig führt,Bis Dir im Siegesfeste der erste Preis gebührt.Im Leben bald bewähre gesunde Bildungslust,An warmen Mitgefühlen, für jede Dulderbrust;An allen Leidgenossen bewähre Brudersinn,An allen Glückberaubten bereite Dir Gewinn.Die arofien Grundgedanken verkünde muthentflammt,Wovon in mancher Schöpfung das Glück der Völker stammt;In dieser Ueberzeugung begründe Deme Macht,Bon angstverwirrten Feinden m blinder Wuth bewacht.Verlange keine Früchte für Dich in kurzer ZeitBevor von jeder Fessel Dich eigne Kraft b-ftett;Für Dein Geschlecht bereite die Selbsterlösung vor,In reifer Ueberzeugung, zur vollen Macht empor.Du, Mann der Arbeit, keuchest im Joche immerdar.Doch lockern sich die Bande im Kampfe Jahr für �ahr,Daß Dir die Morgenröthe des Tages bald erscheint,Wo Dich den Kampfgenossen die Rettung treu vereint.Nach ruhmgeschmückten Thaten gestatte Dir GenußAn allen guten Gaben, am schönen Ueberfluß;An allgemeiner Bildung, an allen Rechten gleich,Am reinen Mitgenusse des LebenSglückes reich!Gustav Adolf Köttgen.„Dem ein Mann tapfer entgegengeht!" Ein Mann, einMann! O Lampe! Also Freund Lampe giebt sich„ohneRoth" nicht selber auf. Das braucht er uns nicht zu sagen.Aber in der Roth? Und er ist in Roth. Die fatale Viertel-stunde deS Rabelais ist in qualvolle Nähe gerückt, und HerrLasker, der sich mit ein paar Getreuen auf einige rasch zu-sammengefügte Bretter aus dem unglücklichen Schiffbruch gerettethat, schickt sich schon an, dem unglücklichen Lampe, den eintückisches Berhängniß zum Opfer dieser„Sauhatz" gemacht hat,die Grabrede zu halten. Ob im Reichstag, das dürste frei-lich die Frage sein, denn sogar dem Parlamentarischsten unsererParlamentler hat man die Parlamentsthüre vor der Nase zuge-schlagen, und es wird eines sozialdemokratischen Wunders be-dürfen, wenn die heiligen Hallen sich ihm wieder eröffnen sollen.O Jerum, Jerum, Jerum!— Wer theilt? In Chemnitz hat soeben das BankgeschäftHaase und Sohn, eins der ersten in Sachsen, die Zahlungeneingestellt, mit Passiven, die, nach der niedersten Schätzung, sichauf 9 Millionen Mark, nach anderen Schätzungen auf das drei-,vier- und fünffache belaufen sollen. Eine Anzahl von Fabri-kanten werden durch diesen Krach hart bettoffen, wo nicht rui-nirt, und dadurch Tausende von Arbeitern aufs Schwerste be-nachtheiligt; das ist aber noch nicht Alles: tausende von Fa-Milien hatten der wohlrenomirten, wiederholt vom Staat unterstützten(1848 und 1866) Firma ihre Ersparnisse und Habe an-vertraut— und diese sind nun sämmtlich mit einem Schlageam Bettelstab. Die Scenen nach dem Bekanntwerden des Er-eignisses sollen wahrhaft herzzerreißend gewesen sein. Und nundie Moral. Die Herren Haase und Sohn sind fanatische Na-tionalliberale, und gehörten zu deren einflußreichsten Führern.Niemand eiferte pathetischer als sie gegen die Zerstörer desEigenthums: die bösen Sozialdemokraten.Was es mit der Eigenthumsschwärmerei der Herren Haaseund Sohn für eine Bewandtniß gehabt hat, das sehen wir jetzt:die abscheulichste„Theilerei" und Beraubung. Fern sei esvon uns, die ganze Schuld persönlich auf die beiden Bankro-teure zu werfen, allein der Theil der Schuld, welcher ihnenabgenommen wird, fällt auf die verkehrten Gesellschafts-einrichtungen, zu deren Vertheidigern sie sich aufgeworfenhaben und die wir Sozialdemokaten bekämpfen. Jeder Denk-fähige, der noch nicht zur Berurtheilung der heutigen Gesell-schaftsordnung oder richtiger Gesellschaftsunordnung gelangtist, muß aus diesem(und so manchem ähnlichen) Beispiele er-sehen, wie berechtigt die Forderungen der Sozialdemokratie sind,und wie nur die krasseste Unwissenheit oder der nackte Egoismussich gegen sie stemmen kann.Bei dem Wahlkampf, namentlich in Sachsen, soll uns dieFirma„Haase und Sohn" gute Dienste thun.— Ein amtlicher Erlaß in Mecklenburg. Den Ge-meindebehörden in Mecklenburg ist folgender Erlaß zugesandtworden:„Sie werden hierdurch aufgefordert, innerhalb ihres Ge-meindebezirkes sorgfältig nachzuforschen, ob darin sozialdemokra-tische Vereine oder sogenannte Gewerkschaften oder Mitgliederderselben vorhanden sind, oder ob sich daselbst Personen befinden,welche sich Blätter!, als der„Pionier", der„Grundstein" oderandere sozialdemokratische Schriften halten. Zunächst haben Sievor Allem unausgesetzt darauf zu achten, ob Personen, nament-lich Ortsfremde in Ihrer Gemeinde sozialdemokratische Anschau-ungen vortragen, verbreiten, Anhänger zu erlangen suchen, sozia-listische Blätter vorlesen, vertheilen oder dergleichen. Bei denunmittelbar bevorstehenden Neuwahlen zum Reichstage steht letz-teres zu erwarten. Was Sie in allen vorerwähnten Richtungenermitteln, haben Sie unverzüglich hierher zu berichten, unterBenennung der Personen, Vereine, Blätter u. a.— Es wirdIhnen zu diesem Zwecke angerathen, diejenigen Orte, wo Fremde,oder wo Handwerker und Arbeiter, besonders die Zimmer- undMaurergesellen, verkehren, häufig aufzusuchen und über dasTreiben daselbst stets in Kenntniß zu halten. Sie haben dieseAufgabe mit der größtmöglichsten Gewissenhaftigkeit und Strengezu befolgen. Falls sich ergeben sollte, daß Sie in irgend einemPunkte es an Wachsamkeit und Aufmerksamkeit fehlen lassen, sowerden Sie unnachfichtlich zur Rechenschaft gezogen und mit derstrengsten Strafe belegt werden. Schwerin, den 11. Juni 1378.Großherzogl. Amt. v. Oertzen."__— Im„Amtsblatt für die Königl. AmtshauptmannschaftN. N." ist unter„Mittwoch, den 3. Juli 1878" wörtlich zulesen:„Bekanntmachung. Die Wählerliste für den Ort N. N.den 23. Juli d. I., den Reichstag betteffend, liegt im(Namedes Lokales) vom Erscheinen dieses Blattes bis 3. Juli d. I.öffentlich aus. Unter Bezugnahme auf§ 8 des Wahlgesetzesfür den Reichstag vom 2. Juli d. I. Jedermanns Einsicht bis11. Juli öffentlich aus, unter Bezugnahme des§ 8 desWahlgesetzes bis 2. Juli bis Mittag 1 Uhr aus. Reklama-tionen sind bis 13. Juli bei Unterzeichnetem aus und sind bisselbe Zeit bei Unterzeichnetem anzubringen, den 13. Juli an-zubringen.N. N. den 1. Juli 1878.P. P., Gem.-Borst."Das Original-Belegblatt befindet sich in unserer Hand, bemerkhierzu die„Chemnitzer Freie Presse".Angenommen aber, der betteffende Gemeindevorstand habedas Schriftstück durch einen Unterbeamten oder sonst Jemandenausfertigen lassen, so wäre bei Namensunterschrift das Durch-lesen Pflicht gewesen. Und— fragen wir— kann dann einsolcher Gemeindevorstand Anspruch auf das Prädikat der Pflicht-treue erheben? Kann derselbe nicht gleichfalls zur Ueberwachungvon Versammlungen Stellvertreter senden, von der Unfähigkeitderer, die das„amtliche" Aktenstück verfaßt haben?Daß die Druckereien an„amtlichen Erlassen u. s. w." Ver-änderungen nicht vornehmen dürfen, ist bekannt. Sctzerfehlerliegen nicht vor, das erhellt aus dem DiKatc und Style desganzen AKenstückes. Erübrigt also noch, neben der bisher nochnicht erfolgten Berichtigung seit-ns des Verfassers, die.Berichti-gung der Oberbehörden, welche in Folge gegenwärtigen Artikelsvielleicht erfolgen dürfte. Daß die Druckerei des bezüglichenAmtsblättchens die Handschrift des Gemeindevorstandes kennt,also eine Mysttfikation nicht vorliegen kann, ist anzunehmen undwir erheben nun Angesichts solcher Thatsachen feierlich Protestgegen die Verlegung der öffentlichen Polizeigewalten in die Händeentweder notorisch unfähiger oder fahrlässiger Persönlichkeiten.„Anwendung der Gesetze bis zur äußersten Grenze!"Wir acceptiren dies getrost, wenn wir sicher find, daß Män-ner von mindestens allgemeiner Bildung dazu berufen werden.Herrn Kngen Dühring's Mmwakznng der Wissenschaft. Phi-losophie— Politische Oekonomie— Sozialismus. VonFriedrich Engels. Vlll und 274 Seiten gr. 8°. Preis3 M. ord., 2 M. baar.Zu diesem Ukas haben wir nichts weiter zu bemerken, alsdaß nach Erlaß desselben im Mecklenburgischen Wappen dieHörner an dem edlen Ochsenhaupt um einige Zoll gewachsensind.— Schulze-Delitzsches. Der Vorschußverein auf Gegen-seitigkeit in Treptow an der Rega in Pommern ist zahlungs-unfähig geworden. Veranlaßt soll dies sein durch zu hoheBeleihung wenig werthvoller Effekten. Wie es heißt, find einemjetzt verstorbenen Kaufmann 800,000 M. auf heute sehr niedrigstehende Aktien vor einigen Jahren geliehen und diese Unterlagesoll immer für voll gebucht sein, obgleich dafür seit drei Jahrenkeine Zinsen bezahlt seien. Da ein großer Theil der BewohnerTreptows bei diesem Institut betheiligt ist und deshalb zurDeckung des Verlustes in Anspruch genommen werden wird, soherrscht dort große Niedergeschlagenheit.— Wir fragen dieHerren Gegner: Wer zerstört das Eigenthum? Uebrigens mußes den Anhängern Schulze's doch bald klar werden, daß indessen Spießbürgervereinen auch nothwendigerweise daS spießbürgerliche Cliquenwesen sich entfaltet und so in der Gemeinsamkeitgroßes Unheil anrichtet.� Die Ordnungsbanditen an der Arbeit. Unseremalten ehrenwerthen Parteigenossen, Hofbaurath a. D. Temmler,sind in Schwerin am 6. Juli wiederum an seinem Hause eineAnzahl Fensterscheiben von dem Ordnungspöbel eingeworfenworden. Das sind die säubern Früchte der Sozialistenhatz.— Fortschrittlich. Ohne ein Wort des Tadels bringtdie„Berliner Bolkszeitung" die Confiscation des von ihr wegenseiner Mäßigung heftig angegriffenen sozialdemokratischenWahlflugblattes. Und das will von Freiheit und Recht sprechen!— Bon einem Pastor aus Norddeutschland geht uns fol-gender Brief zu:„Die hochgeehrte Redaktion bitte ich ergebenst, für die inPostmarken eingelegten 1 Mark 50 Pfg. mir so viel Exemplareder in Nr. 78 des„Vorwärts" angekündigten„Wahlagita-tionsnummern" Hochgeneigtest zuzuschicken— als nach Abzugder mir gleich dem Gewicht der qu. Drucksachen unbekanntenFrankirungs-Kosten übrigbleiben.„100 Exemplare Wahlagitationsnummern brauche ich abernicht, da in unserer Provinz, zumal in den abgelegenen Theilendesselben die Anhänger der sozialdemokratischen Parteien inweiten Kreisen nur sehr gering find. Es soll eine bestimmteZahl jener Wahlagitationsnummer nur als ein zeitgeschichtlichesDokument einigen Freunden in die Hand gegeben werden, umihnen darin ein Mittel zu bieten, mit dem sie der auch hier,glücklicherweise nur in den in vielen Beziehungen fälschlich so-genannten gebildeten Ständen besonders auch im Beamtenstandeherrschenden blinden Wuth gegen den Sozialismus entgegen-treten könnten.— Nach einem Jahre schon, sicher nach 2 oder3 Jahren, werden viele Tausende von Menschen, die esjetzt leider noch gar nicht oder doch lange nicht leb-Haft genug empfinden, mit der tiefsten Scham des Deutsch�lands so unwürdigen Treibens dieser Wochen gedenken. Unddazu soll jene Wahlagitationsnummer als ein Dokument derZeitgeschichte helfen."— Das Centralorgan der englischen Gewerkschaften,die„Jndustrial Review", bespricht in einem trefflich geschriebenenLeitartikel die Arbeiterentlasiungen in Deutschland und das fa-mose Rundschreiben des preußischen Handelsministers. Sie be-zeichnet das Verfahren der Arbeitgeber als frevelhaft und zu-gleich stupid, und geißelt die Einmischung des Handelsministers,der zum mindesten hätte neuttal bleiben sollen, in Ausdrücken,die wir aus Rücksicht auf unsere Preßverhältnisse auch nicht an-nähernd wiedergeben können.„Wenn, so heißt es in dem Ar-tikel, wenn jeder Arbeiter, der kein Heuchler werden will, einBettler werden und als Ausgestoßner durchs Land wandernmuß, dann werden die Bande der Gesellschaft zerrissen,und jeder Mann, der einen Gedanken im Kopf und ein Herz inder Brust hat, muß sich empört wider eine so teuflische Ver-schwörung gegen Fortschritt und Gerechtigkeit wenden.„Natür-lich, so schließt die„Jndustrial Review", wird diese Klassen-Der Verfasser der„Lage der arbeitenden Klasse in England"tritt in dieser Schrift, seit längerer Zeit zum ersten Mal, wiedermit einer größeren Arbeit vor das deutsche Publikum aufgefor-dert, die mit so gewaltigen Ansprüchen auftretende neue sozia-listische Theorie des Herrn Dühring im Centtalorgan der sozial-demokratischen Arbeiterpartei, dem„Vorwärts", einer gründlichenKritik zu unterwerfen, sah sich der Verfasser genöthigt, dieseKritik auf das gesammte philosophische und ökonomische Systemdes Herrn Dühring auszudehnen. Es war aber nur dann z«-lässig, der Kritik eines so wenig bedeutenden Gegenstandes einesolche Ausdehnung zu geben, wenn der Verfasser die Gelegenheit benutzte, den Dühring'schen Ansichten gegenüber, seine eignenAuffassungen der hier berührten mannigfachen Themata positivzu entwickeln— Themata, die der großen Mehrzahl nach zuden brennenden Tagesftagen der heuttgen Wissenschaft und Po-litik gehören.Die Einleitung skizzirt die allgemeinen Grundzüge des mo-deinen wissenschaftlichen Sozialismus in seinem Zusammenhangmit, und seinem Unterschied von, einerseits dem älteren Sozia-lismus und andererseits der klassischen deutschen, dialettischenPhilosophie. Als die beiden Hauptzüge dieses wissenschaftlichenSozialismus werden aufgestellt die„beiden großen Entdeckungenvon Marx: die materialistische Geschichtsauffassung und die Ent-hüllung des Geheimnisses der kapitalistischen ProduKion ver-mittelst des Mehrwerths".Nachdem die ersten drei Kapitel der„Philosophie" sich vor-wiegend mit dem Nachweis heschäftigt, daß die ganze Anordnungdes Dühring'schen„Systems" ein mattes und verwässertes Pla-giat aus Hegel'» Logik, und der von Herrn Dühring, vermittelstMißverständnisses einer Kant'schen Anttnomie, fabrizirte„sichselbst gleiche Urzustand der Materie" ein Unding ist, zeigen diefolgenden drei Kapitel über„Naturphilosophie" den wahrhafterschreckenden Grad von Unwissenheit in nawrwissenschaftlichenDingen, der sich hinter den Großprahlereien des HerrnDühring verbirgt. Sie geben gleichzeitig Veranlassung zu einerVertheidigung Darwin's und der Defzendenztheone gegenüberden Dühring'schen Bemängelungen, sowie zu selbstständigenAeußerungen des Verfassers über das Verhältniß von Materieund Bewegung, über den inneren Zusammenhang der verschiede-neu Naturwissenschaften, über die Natur des Lebens u. s. w.Von der Natur auf das moralische und rechtliche Gebiet über-gehend, untersucht der Verfasser, gelegentlich des Anspruchs desHerrn Dühring, auch hier„endgiltige Wahrheiten letzter Instanz"aufzustellen, wie weit solche„ewige Wahrheiten" in dem ge-schichtlichen Entwicklungsgang der menschlichen Erkenntniß über-