oosheit(clasä-malignlty) ihren Zweck nicht erreichen und jäm-merlich Schiffbruch leiden.— Aus Frankreich vom 4. Juli erhalten wir folgendenBrief:„Parteigenossen, Freunde! Ich habe vorgestern sämmtliche„Vorwärts"-Nummern vom 1. Juni an erhalten und sage Ihnenhiermit meinen wärmsten und aufrichtigsten Dank!— Die grau-same Bourgeoisie und Reaktion, die heute in Deutschland wüthet,empörte mich bis aufs Aeußerste und erfüllte mich mit Ekel! DieSozialdemokratie, eine Partei von mehr als 1 Million Genossenfür die Handlung eines wahnwitzigen Narren verantwortlichmachen zu wollen, ist mehr als verbrecherisch— ist dumm! Beiden herrschenden niederträchtigen Verhältnissen halte ich es fürunklug, brieflich meiner Empörung Luft zu machen, und begnügemich für diesmal, meine volle und ganze Sympathie für dieebenso weise als correcte Haltung der deutschen Sozialdemo-tratie den heutigen Gewalthabern und deren erkaufter Pressegegenüber, auszusprechen.„In Frankreich hat die Bourgeoisie am 30. Juni in allenStädten und an vielen Orten„genationalfeiert". Marcereschloß gleich Rouher, Guizot und Polignac die Aera der Revo-lution, Paris, Bordeaux ic. waren prachtvoll illuminirt. Indieser Beziehung beweist die Bourgeoisrepublik, daß sie in nichtsdem Kaiserreich nachsteht, und gesonnen ist im„Machen" deröffentlichen Meinung in die Fußtapfen desselben zu treten.— Den30. Juni um 11 Uhr Abends begab sich in Bordeaux eineungeheure Menschenmasse, zu 3lt aus Bourgeois bestehend undunter Absingen der Marseillaise unter die Fenster des„<M6■des Voyageurs". Ein mir unbekannter Herr hielt eine Lobrede auf die Bourgeoisrepublik, die mit schallenden Bravorufenaufgenommen wurde. Ich und einige sozialistisch gesinnte Ar-beiter brachten ein Hoch auf die Amnestie und die Exilirten aus,das wenig Beifall und einiges Zischen verursachte.— Sie sehndaraus, daß je mehr fich in Frankreich die Bourgeoisrepublikbefestigt, desto spärlicher die Ausfichten auf die Rückkehr unsererverbannten Freunde wird. Die Bourgeoisrepublik tödtet denrepublikanischen Geist! Mit warmem HändedruckFr. St."— Unser Genfer Parteiorgan:„Le Präcurseur"(Borläufer), redigirt von Johann Philipp Becker, dem jugend-frischen Veteranen der Sozialdemokratie, erscheint seit diesemMonat in doppelt vergrößertem Format. Man sieht, die gün-stige Wirkung unserer„Sozialistenhatz" macht fich auch im Aus-lande geltend.— Vom Kriegsschauplatz. In Chemnitz ist GenosseKegel wieder aus der Untersuchungshaft entlassen worden.(S.unter Correspondenzen.)— Genosse Schäfer in Stuttgart,der wegen Majestätsbeleidigung inhaftirt war, ist freigesprochenworden.— Parteigenosse Schmidt, der in Barmen inhaftirtwar, ist wegen einer in Remscheid gehaltenen Rede zu 2 MonatenGefängniß verurtheilt worden.— Am letzten Sonnabend istunser Parteigenosse, der Restaurateur Neumann in Moabit beiBerlin, von nicht weniger als 11 Polizeibeamten verhaftetund behaussucht worden. Ebenso erging es dem Tischler Arltund dem Cigarrenarbciter Kern, die ihm neulich zu Hilfe kamen,als sein angeblich im Solde der Polizei stehender Hausknecht,Josef Mentzel aus Warmbrunn, einen gewaltthätigen Angriffauf Herrn Neumann machte. Außer einigen bekannten Broschü-ren und den Noten eines bei Herrn N. tagenden Gesangvereinswurde trotz eifrigsten Forschens, welches sich sogar auf die Boden-und Kellerräume der betreffenden Wohnungen erstreckte, nichtsgefunden.— Am 5. Juli wurde beim Genossen Ueckermannin Berlin Haussuchung gehalten. Resultat— 0.— Genosse® Weiß, Restaurateur in Pegau, welcher fich seit mehrerenWochen in Borna wegen angeblicher Majestätsbeleidigung inUntersuchungshaft befand, ist aus dieser entlassen und die Unter-suchung niedergeschlagen worden.Correspondenzen.Schleswig. Am 3. Juli hielten wir hier eine öffentlicheVolksversammlung, behufs Wahl eines Arbeiter-Candidaten, ab.Haupt vorkommen können. Er weist dann nach, wie das„Prin-zip der Gleichheit", in der Form, worin Herr Dühring es vonfeinen französischen Vorgängern unbesehen übernimmt, ihn indie absurdesten Widersprüche verwickelt und stellt dem entgegendie wirkliche geschichtliche Bedeutung der Gleichheitsvorstellungsowohl für die bürgerliche Gesellschaft und deren Staat, wie fürdie sozialistische Theorie und Agitation. Gegenüber den halt-losen Redensarten des Herrn Dühring über Freiheit und Roth-wendigkeit geht der Verfasser zurück aus den großen Satz Hegel's,daß die Freiheit in der Erkenntniß der Nothwendigkeit und damitin ihrer Beherrschung besteht:„Blind ist die Nothwendigkeitnur, insofern sie nicht erkannt wird." In den beiden letztenKapiteln der Philosophie endlich handelt es sich um einen derwesentlichsten Punkte des Buchs, nämlich um die Rehabilitirungder, seit dem Untergang der klassischen deutschen Philosophie fastganz in Vergessenheit gekommenen Dialektik als„der Wissen-schast von den allgemeinsten Entwicklungsgesetzen der Natur, derMenschengeschichte und des Denkens". Zwei von Herrn Dühringbesonders verketzerte dialektische Gesetze, das des gegenseitigenIneinander-Umschlagens von Qualität und Quantität, und dasder Entwicklung vermittelst Negation der Negation, werden hiermit Belegen aus der Mathematik, der Naturwissenschaft und derGeschichte wieder zu Ehren gebracht. Wie wenig es sich dabeium die spezifische Hegel'sche, mystifizirte Form der Dialektikhandelt— obwohl der Verfasser die großartigen Errungenschaften Hegel's auf dialektischem Gebiet dankbar und voll aner-kennt— geht schon daraus hervor, daß als Ex-mpel für daSerste jener beiden Gesetze ein Ausspruch Napoleon's dienen muß,und für das zweite eine Schrift Rousseau'sNachdem.m ersten Kapitel der„politischen Oekonomie" dieallgemeinen Gesichtspunkte klargelegt, wird in den drei folgendendie Dühring sche„Gewaltstheorie" untersucht, die auf die ge-wohnliche Philistervorstellung hinausläuft, daß die Gewalt dieallein entscheidende geschichtliche Macht, und an allen sozialenund politischen Nebeln schuld ist. Ihr gegenüber wird die zuerstvon Marx aufgestellte matenalistische Geschichtsauffassung auf-recht erhalten, nach der die treibende Ursache aller geschichtlichenZustände und Veränderungen, also aller gesellschaftlichen Klassen-bildung, aller politischen Verfassungen, und damit auch der recht-lichen, moralischen, philosophischen und religiösen Borstellungender Menschen zu suchen ist in letzter Instanz in der Art undWeise, wie die Menschen der fraglichen Periode und Lokalitätihren Lebensunterhalt produziren und die Produkte austauschen.Als erster Beleg für diese Anschauungsweise dient die Entwicklungsgeschichte der modernen Bourgeoisie, namentlich in und seitNachdem das Bureau gewählt, nahm der Vorsitzende Hr. Meierdas Wort, beleuchtete in kurzer Rede das Vorgehen der anderenParteien bei der bevorstehenden Reichstagswahl, hob sodann her-vor, daß es Pflicht eines jeden Arbeiters, sowie jedes denkendenMenschen sei, am Wahltage für sein Recht einzustehen und einenArbeitercandidaten durch Abgeben seiner Stimme helfe in denReichstag zu bringen. Einstimmig wurde sodann unser alterGenosse Heinzel aus Kiel auch bei dieser Wahl als unserCandidat empfohlen. Haben wir hier auch keinen Sieg zu er-warten, so zeigen wir doch unseren Gegnern, daß wir amOrte nicht todt find, und können wir es bei einer einigermaßenguten Agitation und zweckentsprechender Organisation leicht biszur engeren Wahl bringen. R. M.Aremen, 5. Juli. In den letzten Tagen des Jahres 1877erschoß sich der Nachtwachen-Commissar Stollberg wegen Ver-untreuung von Geldern, die den Wächtern gehörten(Wittwenkasseund Weckegelder). Die hiesigen liberalen Blätter suchten dieGründe zu diesem Selbstmord zu verschweigen, während unserParteiblatt am hiesigen Ort mit größtem Eifer der Sache aufden Grund zu kommen suchte und zwar um so mehr, als schonim Januar 1877 eine ganz saubere Geschichte von diesem Nacht-wachen-Commissar erzählt wurde— er hatte 40 Paar Stiefelna. Paar 16 M. 50 Pf. den Wächtern zu wenig geliefert. Dasschien aber höheren Ortes nicht beachtet zu werden. Die Be-mühungen unsererseits waren nicht erfolglos, denn es stellte sichbald heraus, daß in den oben erwähnten Kassen nicht wenigerals 1884 M. 72 Pf. fehlten. Durch Verrath wurde der Wächterermittelt, der diese reine Wahrheit der Oeffentlichkeit übergebenhatte, und die Folge war, daß dieser Mann von der Behördedes republikanischen Staates Bremen entlassen wnrde, nachdemer 2 Jahre treu und zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten ge-arbeitet hatte. K.Cottbus, den 24. Juni.(Allgemeiner Bericht.) Ueber dieVereitelung einer Versammlung, die Montag den 13. Mai imGasthof zum Feldschlößchen stattfinden sollte, ist schon in einerCorrespondenz aus Forst berichtet worden. Wie mir speziellversichert wurde, hat der Polizeiinspektor den Wirth beeinflußt,uns die Versammlung nicht abhalten zu lassen. Am Donners-tag den 16. begab ich mich nach dem Lokal zur„GoldenenKugel", um für Sonntag den 19. eine Schneider- und Schuhemacherversammlung einzuberufen; auf meine Frage an den Wirthsagte er, ich solle noch einmal wiederkommen, er wolle sich ersterkundigen. Wo that er dies? Nun, beim— Polizeiinspektor.Er sagte zu ihm, die Leute wollen Sonntag bei mir eine Ver-sammlung abhalten und haben mir auch gesagt, daß Polizeizugegen ist, damit nichts geschieht. Da antwortete der Jnspek-tor: Die Polizei hat nichts dagegen, aber das Uebrige wird sichnachher finden. Da wies der Wirth auf die schlechten Zeitenhin und daß man so etwas gern mitnähme, da doch ein Ge-schäft dabei gemacht werde, worauf der Herr Inspektor erwi-derte, er solle nicht solchen Skandal machen und ihn aufforderte,sich zu entfernen. Die Versammlung fand denn schließlich amSonntag den 26. Mai im alten Kasino statt, war aber der un-günstigen Zeit halber schwach besucht. Freund Hochheim ausFrankfurt sprach über den Untergang des Kleingewerbebetriebs,Zweck und Nutzen der Gewerkschaften und ihre centralisirtenKrankenkassen. Es wurden nur zwei Mann zur Schneider-gewerkschaft gewonnen.— Leider sind hier auch Majestätsbelei-digungen vorgekommen, so erhielt der Zeugschmiedemeister RobertHilpert 4 Jahre und der Tischlergeselle Paul Neumann 5 JahreGefängniß, auch ein Knabe der Freischule(Armenschule) soll sehrbeleidigende Reden ausgestoßen haben.Petihsch, 8. Juli. Sonnabend, den 6. d. Mts., wurde beiden Genossen Günther, Krausch und Troote gehaussucht;natürlich erfolglss.ßöemnitz, 3. Juli. Die Verhaftung Kegel's hat im libe-ralen Lager große Freude hervorgerufen, wir sind jedoch bereitsin der Lage, einen Tropfen Mermuth in den schäumenden Becherzu gießen. Kegel ist lediglich wegen der von ihm herausgege-benen Gedichte„Freie Lieder" angeklagt und verhaftet worden.Nun lautet aber der§ 22 des Reichs-Preßgesetzes folgendermaßen;„Die Strafverfolgung derjenigen Verbrechen und Vergehen,welche durch die Verbreitung von Druckschriften strafbarenInhalts begangen werden, sowie derjenigen sonstigen Vergehen,welche in diesem Gesetze mit Strafe bedroht sind, verjährt insechs Monaten." Also wohlgemerkt! Es ist nicht etwa vonder französischen Revolution. Sodann wird das Gewaltswerk-zeug selbst, die Armee und Flotte, als von den Produktions-Verhältnissen der betreffenden Periode und Lokalität durchausabhängig nachgewiesen in einer skizzirten Geschichte der modernenInfanterie vom spanischen Erbfolgekrieg an, und des Schlacht-schiffs seit dem Krimkrieg. Und schließlich wird die Entstehungder beiden Formen der Gewaltsherrschaft— der Staatsgewaltund des Eigenthums an Sklaven— erklärt aus ökonomischenUrsachen, aus Veränderungen der Produftionsweise in den ur-sprünglichcn Gemeinwesen der Kulturvölker.An eine Zergliederung der Dühring'schen Werththeorie undder fünf verschiedenen Arten von Werth, in denen sie schließlichhängen bleibt, reiht fich sodann die Zurückweisung der vonHerrn Dühring gegen Marx'„Kapital" gerichteten Jnveftiven,wobei sich herausstellt, daß, soweit in den Dühring'schen Aus-lassungen noch etwas Rationelles, dies ein verseichtigtes Plagiataus Marx ist. Zum Schluß wird an der Grundrente und aneinigen Auszügen aus der„Kritischen Geschichte der National-ökonomie" nachgewiesen, welche fast unbegreifliche Unwissenheitauch auf diesem Gebiet sich hinter dem anmaßlichen Auftretendes Herrn Dühring verbirgt. Es findet sich hierbei die Ge-legenheit, das Tableau öconornique des Physiokraten Quesnay,das bisher den Oekonomen so räthselhaft geblieben, zu erklärenund damit das Räthsel zu lösen.In dem Abschnitt über„Sozialismus" wird zuerst die ge-schichtliche Rolle der drei großen Utopisten Saint-Simon, Fourierund Owen gegenüber den auf gröbster Unkenntniß beruhendenDühring'schen Verdrehungen dargestellt. Das zweite Kapitelgiebt eine gedrängte Darlegung der theoretischen Grundzüge desmodernen wissenschaftlichen Sozialismus in ihrer direkten Ab-leitung aus den ökonomischen Thatsachen der Gegenwart. Diedrei Schlußkapitel enthalten die Kritik der construktioen Zukunfts-Phantasien des Herrn Dühring, seiner Organisation der Pro-duktion, der Bertheilung, des Staats, der Familie, der Erziehungu. s. w. in der künftigen«freien Gesellschaft", wobei der Ver-fasser Anlaß findet, seine eigenen Ansichten über Theilung derArbeit, über die angebliche Rolle des Werthbegriffs in der sozia-listischen Gesellschaft u. s. w. zu entwickeln.Die Mannichfaltigkeit der hier behandelten Fragen berechtigtzur Voraussetzung, daß Engels' neueste Arbeit von Bedeutungsein dürfte auch für Kreise, die der politischen Parteistellung desVerfassers ferner stehen. Wie Marx'„Kapital", appellirt auchdiese Schrift an das wissenschaftliche Gewissen der Nation, undmacht den Anspruch, den Sozialismus nachzuweisen als ein un-Zeitungen, sondern nur von Druckschriften die Rede. Nun stütztsich, so viel uns bekannt ist, die Anklage darauf, daß die„FreienLieder" im Jahre 1878 erschienen sind. Dem gegenüber läßtsich jedoch durch eine Menge von Zeuge» der Nachweis liefern,daß die Herausgabe von Kegel's Gedichten bereits im Dezembervorigen Jahres erfolgt ist. Verschiedene Gesinnungsgenossenwerden sich daran erinnern, daß Kegel's Gedichte schon im De-zember verkauft worden und in fast allen sozialistischen Zeitungenunter der Ueberschrift:„Für den Weihnachtstisch" zum Kauf em-pfohlen worden sind. Der„Vorwärts" empfahl bereits am12. Dezember die„Freien Lieder" zum Ankauf und in der„Freien Presse" sind dieselben bereits am 7. Dezember in Nr. 286vom Jahre 1877 annoncirt und ist am 8. Dezember das ersteExemplar schon verkauft worden. Noch wollen wir bemerken,daß am 30. November die Rezensionsexemplare an die soziali-stischen Zeitungen versandt worden find. Sollte sich die Anklagedarauf stützen, daß auf dem Umschlage des Heftes die Jahreszahl1878 angegeben ist, so kann nachgewiesen werden, daß derselbebereits im September v. I. gedruckt worden ist. Im Buchhandelist es ja Sitte, daß sogar Zeitschriften, welche die Jahreszahl 1878tragen, schon im September, spätestens am 1. Oktober ausgegebenwerden. Da, so viel uns bekannt ist, die Staatsanwaltschaft erstam 29. Juni Strafantrag gestellt hat, so wäre sie, um der Be-stimmung des§ 22 des Reichs-Preßgesetzes zu genügen, um22 Tage zu spät gekommen. Wenn also nicht andere Gründefür die Verhaftung Kegel's vorliegen, so dürfte dessen Freilassungbald erfolgen.Ättenburg, 3. Juli. Unübertroffen steht die Fabrik von H.A. Köhler's Söhne hier in Bezug auf die Maßregelung vonArbeitern. In der betreffenden Fabrik war von den Besitzernein Plakat angeschlagen worden, welches Bestimmungen gegendie Sozialdemokratie enthielt. Dieses Plakat war von einemArbeiter entfernt worden, jedenfalls weil dasselbe Bestimmungenenthielt, durch welche die Arbeiter an ihrer Ehre beleidigt wur-den. Da nun der betreffende Arbeiter nicht zu entdecken war,wird über alle Arbeiter eine Lohnreduktion von 10 Proz. ver-hängt, die so lange andauern soll, als bis die Arbeiter ihrenKameraden verrathen haben! Wahrscheinlich zwingt sie überkurz oder lang der Hunger hierzu.Frankfurt a. M., 6. Juli. Der„Frankfurter Volksfreund"enthält folgendes„Eingesandt":„Hut' dich vor Denunzianten"— diese Mahnung sollten alleanstandigen Blätter jetzt Tag für Tag an ihre Leser richten.Daß man vor Denunzianten nirgends sicher ist, am allerwenig-sten in Wirthschaften, beweist folgender Fall: Saßen da voreinigen Tagen in einer Wirthschaft mehrere Männer zusammen,welche sich u. A. auch über die Sozialdemokratie unterhielten.Einer von ihnen, ein Bauführer, glaubte dieselbe gegen unge-rechte Angrisse in Schutz nehmen zu müssen, mit den Worten:„das Bestreben der Sozialdemokratie ist nicht zu verwerfen."Plötzlich war einer der Gäste verschwunden, nicht lange und eserschien ein Schutzmann, der den Bauführer verhaftete, weil erlaut soeben gemachter Anzeige über den Kaiser geschimpft, alsoeine„Majestätsbeleidigung" begangen habe. Alles Protestirenhalf dem jungen Manne nichts, er wurde auf die Constabler-wache geführt und erst nach fünf Tagen, nachdem sich seine völligeUnschuld herausgestellt hatte, wieder entlassen. Der Denunziantheißt Sachse, Maurermeister Hierselbst, und wird derselbe jeden-falls sich wegen falscher Denunziation zu verantworten haben.Iranülurt, 8. Juli. Gestern hatten wir eine Versammlungüber die Rechtfertigung unseres Programms. Als dasselbe genugerläutert war, löste die Polizei die Versammlung auf, wobeiwieder zwei unserer Genossen dingfest gemacht wurden. Dereine, Fleischmann, konnte nach der polizeilichen Meinung nichtschnell genug zum Saale hinaus, der andere wurde nach einerWeile aus dem Garten mitgenommen, wo wir uns noch auf-hielten. So sind uns bis jetzt fast alle Versammlungen aufge-löst worden. Doch wird für unsere Sache dadurch Propagandagemacht. Es strömen die Wähler massenhaft auf den Römerund sehen zu, ob sie eingetragen sind. Nun, der 30. Juli wirduns Klarheit geben.Nachschrift: Der letzte Artikel„Gott behüte mich vor mei-nen Freunden" war sehr gut. Es wird einem schwer gemacht,mit diesen Leuten zu gehen, die immer nur schulmeistern könnenund selbst, wenn sie nur lernen wollten, so sehr des Schulmeistersbedürsten._rumgängliches Glied in der Verkettungsreihe des modernen Wissen-schaftskreises.— Eine Fabel wird in der„Frankfurter Zeitung" erzählt:Es war einmal ein Schulmeister, der leistete Großes in Sachender Zucht. Jedes Jahr brauchte er einen dicken Bund Hasel-stöcke, und der Karzer wurde nie leer bei ihm. Da erschieneines Tags der Inspektor, und der fand, daß die Schule in garverkommenem Stande sei.Mein Freund, sagte er zu Meister Bakel, Du schaltest hierunbeschränkt und nach Gutdünken; jedem Provisor, der nichtnach Deiner Pfeife tanzt, giebst Du den Laufpaß: wie kommtes, daß gleichwohl deine Schule mit jedem Jahre schlechterwird?Ach! antwortete der Schultyrann, ich habe gar ein schlimmes,unbändiges Volk unter den Händen; gieb mir einen BundHaseln mehr per Jahr, und baue mir ein paar Karzer weiter— sonst kann ich für nichts stehen.Ei! ei! erwiderte der Inspektor, Du theilst ja zehnmal mehrZüchtigungen aus. als alle Deine College», und dennoch gehtAlles den Krebsgang bei Dir! Wenn es mit dem Prügeln ge-than wäre, dann müßte der ärgste Profos der beste Professor,und Deine Schule die vortrefflichste der Welt sein. Aber woder Stock aufhört, da hört bei Dir der Pädagog auf, und wasDu zum Gedeihen Deiner Anstalt zu lehren hättest, das müßtestDu selber erst lernen. Wenn die Schüler nichts taugen, so istdas ein Zeichen, daß der Lehrer nichts taugt. Sei daher sogut und gieb Dir jetzt selber den Laufpaß. Was uns Roth thut,das ist ein Schulmeister, der keine Haselstöcke braucht und aneinem Karzer genug hat.(Wir dächten, ein Schulmeister, der keinen Karzer braucht,wäre noch besser— oder richtiger: erst gut. R. d.„V.")— Ein„Herr"! Die„Deutsche Allgemeine Zeitung" drucktder Berliner„Post" folgende Notiz buchstäblich nach:„Gegendie„Damen" Canzius und Stägemann, jene„deutschenFrauen", welche zur Verherrlichung sozialdemokratischer Zielein einer von ihnen einberufenen Frauenversammlung sich in auf-reizenden Lästerungen der Gottesfurcht, der Religion und derKirchen und Schuleinrichtungen ergingen, ist, wie wir hö-en,jetzt wegen dieses ihres Auftretens die Untersuchung eröffnetworden."—„Herr" Biedermann hat früher Vorträge überFrauenbildung gehalten; es könnte ihm nicht schaden, wennihm ein Lehrkursus über allgemeine Bildung auf seine altenTage noch zu Theil würde.