ber deutschen Kriegervereine als solche, ds es unmöglich zu etwasGutem führen kann, wenn wir den schönen Boden, auf dem wirfußen, verlassen, um uns wider das Gesetz aufzulehnen, welchesuns nicht als politische Vereine anerkennt. Es müßte sich überkurz oder lang sehr an uns rächen, wenn wir unsere Aufgabewicht dahin auffassen, daß es wohl unsere wahrhaft schöne Auf-'gäbe sein soll, die Liebe für Kaiser, König und Vaterland zuhegen und zu pflegen und darin ein Vorbild zu sein den Mit-bürgern, daß wir aber nicht zugleich das böse Beispiel derGesctzesnichtachtung geben dürfen, um diesen Zweck zu erfüllen.Anläßlich jenes oben erwähnten Flugblattes wurde ich vonKameraden hiesiger Vereine um eine Erklärung betreffs meinerUnterzeichnung angegangen und ersucht, dieselbe möglichst öffent-lich zu machen, da viele Kameraden durch jene Unterschrift irrean mir geworden seien.Ich bitte deshalb, diesen Brief in der.Deutschen Krieger-Leitung" abdrucken zu lassen mit folgender Erklärung:Ich erkläre hiermit, daß ich es für unstatthaft und ungesetzlichhalte, daß deutsche Kriegervereine sich in corpore mit Politikbefassen, und demgemäß erkläre ich, daß die im Flugblatt der.Conservativen" vorhandene Unterschrift„C. Sievert, Baumeister,Vorsitzender des Vereins der ehemaligen Division Kummer" nichtvon mir herrührt. Sievert."—„Es geschehen Zeichen und Wunder!" Die.Cultur-kämpf- Gesetze" haben bekanntlich allerlei Ausweisungen vonPfäfflein, NSnnlein und allerlei katholischen Leutchen verfügt.Diese durch das Gesetz.Ausgewiesenen" müssen doch unmora-lische oder wenigstens unserem Vaterlande schädliche Menschenfein. Sonst dürfte man dieselben doch nicht ausweisen. Nunaber meldet die„Germania":�„Die aus Moselweiß im Regie-rungsbezirk Koblenz ausgewiesenen Salesianerinnen, welche-in dem Schlosse zu Choteschau in Böhmen eine neue Stätte ge-funden und ein Pensionat errichtet haben, wurden vor einigenTagen freudigst überrascht, indem sie von der Kaiserin Augustaeinen werthvollen Weihwasserkessel als Andenken übersendet er-hielten."— Wir aber fragen, da wir uns nicht in Unannehm-Zlichkeiten stürzen wollen, einfach:„Wie reimt sich das zu-sammen?"— Wie die reichstreuen Wahlen gemacht werden,zeigt folgende„Bekanntmachung!Bezugnehmend auf den Wahlaufruf der reichstreuen Partei,wonach H. Geh. Oberbergrath Pfähler als Wahlcandidataufgestellt ist, habe ich an die Herren Beamten und Arbeitermeines Dienstkreises folgende Worte zu richten: Das Resultatder bevorstehenden Wahlen wird zeigen, wer zu Kaiser undReich hält, oder wer in unpatriotischer Verblendung auf Seitenreichsfeindlicher Unzufriedener, wahnsinniger Sozialdemokratenund verruchter Attentäter steht. Es ist heute unerläßlichePflicht eines jeden Wahlberechtigten, seine Stimme abzugeben,denn wer nicht für die Regierung, ist gegen sie. und ist nichtWerth, deren Brod zu essen. Wer nicht an der Wahlurneerscheint, kann dies nicht verheimlichen und werde ich diezweifelhafte Ehre, Vorgesetzter solcher Individuen zu sein, sehrvald abzuschütteln wissen.Königl. Eisenbahn-Weikstätte Saarbrücken.(gez�) Neppily, Maschinenmeister."Der letzte Satz ist natürlich ein Wink mit dem Zaunpfahl—entweder friß oder stirb, Bogel!— Natürlich müssen die Ar-b-iter wählen, wie der Herr Niaschinenmeister will, denn an derWahlurne sitzen die Genossen des Obigen und wer weiß, wasan der Wahlurne noch Alles Passirt. Hoch das freie Wahl-recht!— Bezüglich der Maßregelung Samter's erläßt die Lotterie-General-Direktion jetzt folgende Berichtigung:.In der„Königs-bcrger Hartung'schen Zeitung" vom 31. v. M. hat der früherekönigl. Lotterie-Einnehmer Samter zu Königsberg die erfolgteLösung der zwischen der Lotterie-General-Direktion und ihm be-standeuen Geschäftsverbindung mit der thatsächlichen Bemerkungveröffentlicht, daß der Grund zu dieser Lösung seine literarischeThät'gkeit und ein an I. Dietzgen von ihm gerichteter Briefgewesen sei. Diese Bemerkung ist unrichtig, indem die vornehmlichentscheidenden Gründe zu der dem Samter widerfahrenen Ent-ziehung seiner Lotterie- Einnahme nicht in den von ihm bezeich-neten, sondern in anderen Vorgängen beruht haben und jeneersteren Vorgänge von nur untergeorvneter und ganz beiläufigerBedeutung gewesen sind."— Wo sind denn die Gründe zurMaßregelung? Die ganze Berichtigung ist ja sonst fauler Zauber.— Die Gesellschaft ist wieder einmal gerettet!—Wie bekannt, haben die Straßburger Behörden die Lorbeernihrer Berliner Tollegen nicht schlafen lassen! Nachdem vor ca.sechs Wochen den sozialistischen Zeitschriften der Eingang in'sElsaß versagt worden, hat heute das hiesige Bezirkspräsidiumden„Verein der Schuhmacher für Statistik" aufgelöst. Schoneinige Tage vorher waren Mitglieder vor dem Richterstuhl derheiligen Hermandad geladen und inquirirt worden; heute—welch' prompte Justiz! schon wurde dem Vorsitzenden dieAuflösungsurkunde zugestellt. Dieselbe lautet dahin, daß derBerein entgegen seinen Statuten sozialdemokratische Zieleverfolgt hätte u. s. w. Aus irgend eine Begründung dieses un-geheuerlichen Erlasses läßt sich n itürlich das wohllöbliche Bezirks-Präsidium nicht ein; was braucht es auch zu beweisen, daß derBerein wirklich sozialdemokratischen Bestrebungen gehuldigt; derbloße Verdacht ,st schon Grund genug. Natürlich ,st von unsererSeite der Rekurs an das Oberpräfidium genommen, obwohl wiruns davon nicht viel versprechen. Mögen unsere„Gesetzes-Wächter" nur noch recht oft den Sozialismus in Straß-bürg vernichten und die Gesellschaft retten— die nächstenWahlen werden ihnen dann beweisen, welch' treffliche Unter-stützung sie dadurch den„bösen" Sozialdemokraten angedeihenlassen. Iladeaot sibi!—(Mögen die„Gesetzeswächter" einst-weilen auf ihren„Lorbeern" ausruhen.)— Die Annektion Bosniens durch Oesterreich gehtdoch nicht so ruhig ab, wie man anfangs vermuthete; die Türkenweichen formell zurück, die muselmännische Bevölkerung be-mächtigt sich der Gewalt, und in der Hauptstadt Serajewo hatman bereits den türkischen Gouverneur fortgejagt, und auch derösterreichische Generalconsul mußte das Hasenpanier ergreifen.Ein gewisser Hadschi Loja organisirt den Widerstand, und manvermuthet. daß derselbe von Serbien und Montenegro und selbstder Türkei unterstützt wird. Es ist auch bereits zu blutigenZusammenstößen gekommen, und auf beiden Seiten sind Todtezu verzeichnen. Oesterreich hat dannt seine Mission, Frieden zustiften und dem Volke Ruhe und Glück zu bringen, aufs Glän-z-ndste bewährt. Die paar Opfer find des Ländchens schonwerth, sind billig— was kommt es auf ein paar Menschenmehr oder weniger an?!--— Mit Hilfe des Militärs sind die sinkenden Kohlen-arbeiter in Anzin(Frankreich) zu Paaren gctriebeu worden.Ein paar Dutzend der„Rädelsführer" hat man eingesteckt, undweil die Anderen Miene machten, die Jnhaftirten zu befreien,blieb das Militär noch ein bischen da. Die Eingeschüchtertensind wieder eingefahren und Alles ist ruhig.„Der Sozialismushat allen Boden verloren", melden triumphirend die Organe der„Ordnung". Wir meinen, die französischen Arbeiter fangen viel-mehr nach und nach an, den Sozialismus zu begreifen undFortschritte in der Erkenntniß desselben zu machen. Daß diefranzösischen Arbeiter sich ihrer deportirten Genossen unwürdigzeigen sollten, dagegen muß entschieden Protest erhoben werden.Wenn die Arbeiter mit Gewalt in ihr Joch zurückgetriebenwerden, so ist die ganze Geschichte eben nur eine Frage der Zeit;jedenfalls wird die Zeit auch kommen, wo die Arbeiter dieGewalt in Händen haben. Wie es scheint, meldet der Telegraphaus purer Ironie aber schon wieder einen Strike der Band-wirker und Weber in Commines, wo natürlich auch sogleichmehrere Verhaftungen vorgenommen wurden— um die„Orb-nung", die gar nicht gestört war, herzustellen. Nach diesemMaßstab gemessen, scheint der Sozialismus in Frankreich seinenBoden durchaus nicht verloren zu haben.— Unser amerikanisches Parteiorgan„Der Vorbote" inChicago wurde unter dem 1. August auf die Dauer von zweiJahren für das deutsche Reich verboten. Die Nummern 21 und23 des genannten Blattes hatten ein Mißfallen des deutschenStaatsanwalts erregt und erfolgte eine Verurtheilung wegenbeider Nummern.— Das Organ des Renegaten Grüneberg, die„Deutsche Volksmacht" in Berlin, hat aufgehört zu existiren.Es wollte Niemand mehr auf den christlich-fozialen Leim gehen.ComspvndenzeikLondon, 28. Juli. Je größere Fortschritte wir machen, destogiftiger wird der Geifer, mit dem unsere Gegner uns zu be-lecken suchen, was auch recht ersichtlich ist an den wiederholtenVerleumdungen gegen uns. Nur mit Widerwillen muß ich heutewieder einer Sumpfpflanze gedenken, mit der ich glaubte schonin meinem letzten Bericht abgerechnet zu haben, ich meine das„Londoner Journal". Seit Wochen besuchen uns— ohne vonuns gestört zu werden— Mouchards(Polizeispitzel). Fürwahr,wir hätten das Recht, dieselben zum Tempel hinauszutreiben,daß sie die Schuhs verlieren, was uns akr bis jetzt noch nichteinfiel. Trotzdem wir mit all unserm Wirken und Beschlüssendas Licht der Oeffentlichkeit nicht scheuen, wagt es das obigeJournal doch, uns weiter zu besudeln. Dabei läßt diese Revolver-bände hübsch jeden Namen weg, so daß wir ihr juristisch nichtbeikommen können. Der Krug geht jedoch so lange zum Brunnen,bis er bricht. Jene Gegner haben die Lynch gegen uns empfoh-len, sie mögen auf ihrer Hut sein; hier treten wir nicht deutschesReichspflastcr, hier haben wir in der letzten Zeit bewiesen, daßwir die öffentliche Meinung für uns haben. Was uns entrüstet,das ist die boshafte Gemeinheit, mit der die deutsche Presse denQuark des„Londoner Journals" verarbeitet, und auch nur ausdiesem Grunde lassen wir diese Zeilen folgen. Um erbärmlichesJudasgeld ist das Blatt in die Hände der sogenannten deutschen.Reichsfreunde" übergegangen und muß natürlich auch mit allenMitteln für diese arbeiten.— Am 21. Juni haben wir denversammelten hiesigen Arbeitern gezeigt, daß die Gegner gleichMöpsen den Mond anbellen. In einer von ihnen selbst einbe-rufenen öffentlichen Volksversammlung verübten sie argen Unfug.daraufhin wählten wir ein Bureau und hielten die Ordnungaufrecht. Jene verrammelten uns das Licht, wir begnügten unsmit einigen Talglichtern; Jene mietheten sich eine Musikbande,plärrten sich die Kehlen wund an der„Wacht am Rhein" undanderen„patriotischen" Liedern, wir antworteten mit der„Mar-seillaise".— Am letzten Montag, 22. Juli, wurde unserm Wirkendie Krone aufgesetzt durch eine große englische Volksversamm-lung im Westende, die von Mr. Moltman Barry präsidirtwurde. Eine Reihe von englischen Rednern legten unter don-nerndem Beifall dar, wie die Sozialisten in Deutschland unter-drückt werden und trotzdem weiter kämpfen. Es wurden diePrinzipien der Sozialisten erläutert und schließlich durch eineResolution den deurschen Sozialisten die begeistertste Sympathieausgesprochen. Unsererseits sprachen Mendel und Weber mitgroßem Beifall.— Und daß es mit unserm Arbeiten nicht alleinin unseren Kreisen sein Bewenden hat, davon nur ein Beispiel.Der hiesige communistische Arbeiter-Bildungsverein hat zur Unter-stützung der deutschen Genossen Sammellisten in Umlauf gesetzt.Bis jetzt sind von den Mitgliedern und Freunden 700 Markaufgebracht worden und wird sich die Summe noch vermehren.Unter den Gebern befinden sich die englischen Parlamentsmit-glieder Joseph Cowen, Thomas Brassey ec., von welchenjeder 42 Mark zeichnete. In der That eine für gewisse Ohrengruseliche Geschichte, im englischen Parlament eine unserer Sammel-listen für die Unterstützung der deutschen Sozialisten und derenWahl in Umlauf zu setzen. Mr. Moltman Barry hat dieselbeim Parlament eingeführt.— Mit bestem GrußF. I. Ehrhart.Kannover.(An die Parteigenossen und Wähler des 8. han-novcrschen Wahlkreises.) Die Wahlschlacht ist geschlagen, dasResultat ist Euch bekannt, unser Candidat hat den nationallibe-ralen�Candidaten um 528 Stimmen überholt: es findet jetzteine Stichwahl zwischen dem Candidaten der Arbeiterpartei F.W. Fritzsche mit 6589 Stimmen(gegen 5604 am 10. Januar1877) und dem Candidaten der deutsch- hannoverschen Partei,Herrn Geheimrath Bruel mit 11,127 Stimmen(gegen 10,796am 10. Januar 1877) statt. Die schwerste Arbeit ist alsohinter uns; denn, Parteigenossen, durch Euren Muth und EureAusdauer ist es uns gelungen, den hervorragendsten Führerder nationalliberalen Partei. Herrn Rudolf v. Bennigsen, mit6061 Stimmen aus dem Felde zu schlagen(am 10. Januar1877 erhielt die nationalliberale Partei 6541 Stimmen). Jetztaber, Männer der Arbeit, gilt»f, das den Gegnern schrittweiseabgerungene Terrain auch muthig zu vertheidigen, es gilt amTage der Stichwahl zu zeigen, daß die Verfolgungen, Maß-regelungen und Verleumdungen es nicht vermocht haben, unsden Kampf für Recht und Wahrheit zu verleiden. Es gilt fernerden Machthabern klar zu machen, daß wir gesonnen sind, ingeschlossener Phalanx mit ganzer Kraft, trotz aller Bedrückung,unsere Stimmen gegen Ausnahmegesetze und Mehrbelastung desVolkes durch erhöhte Steuern u. s. w. in die Wagschale zuwerfen. Um das aber zu erreichen, müssen wir uns an Euch,Ihr alten Parteigenossen, wenden, Ihr, die Ihr im Laufe derJahre zäh geworden, aber doch augenblicklich durch allerlei Be-drückung von der direkten Agitation fern wäret. Ihr aufge-klärten Sozialisten, Ihr müßt jetzt hervortreten und uns in allenTheilen unterstützen. Vor Allem müßt Ihr Euch am Tage derStichwahl zur Verfügung stellen; wir mahnen Euch an EurePflicht, thut sie voll und ganz, und wir wollen sehen, ob wirmit unserer Stimmenzahl durchdringen. Wendet Euch in allenAngelegenheiten an H. Rudolph, Mittelstraße 11, II.Das Arbeiter- Wahl- Comitä.I. A.: H. Rudolph.Königsberg i. Sstpr., 30. Juli. Die Hochburg der Fort-schrutspartei in Ostpreußen ist bei der heutigen Reichstagswahlvon den Conservatioen erobert worden. Der conservative Tan-didat, Justizrath Stellte?, ist mit verhältnißmäßig großer Ma-jorität zum Reichstagsabgeordneten unserer Stadt gewählt. DasStimmenverhältniß ist folgendes: Stellier erhielt 7772, der fort-schrittlich-nationalliberale Stadtrath und reiche Thonhändler JacobTheoder 5351, Bebel 1109, Reichensperger 228 Stimmen.—Die Fortschrittler meinen, der Grund für ihre Niederlage sei inpolizeilichen Maßregelungen zu suchen. Dieses ist einfach unwahr,denn die Auflösung einer Comitä- und Vertrauensmänner-Zusammenkunft als nicht polizeilich angemeldete Versammlunghat die Herren in ihrer weiteren Agitation durchaus nicht gestörtund die wegen eines unbedeutenden Formfehlers erfolgte Eon-fiscation ihres Flugblattes erfolgte bereits nach vollständigerBertheilung desselben. Die Ursache der colossalen fortschrittlichenNiederlage ist einzig und allein in dem Biindniß mit den hiesigen Nationalliberalen zu finden. Dieses ist durch Zahlen ein-fach zu beweisen. Bei der vorletzten Reichstagswahl kam eszwischen dem fortschrittlichen Candidaten Dickert und dem Ean-didaten der vereinigten Nationalliberalen und Conservatioen,Stadtkämmerer Hoffmann, am 27. Januar 1877 zur Stichwahl.Hierbei erhielt Dickert 6659 Stimmen und siegte so über Hoff-mann, der nur 3895 Stimmen erhielt. Heute vereinigten sichauf den gemeinschaftlichen Candidaten der Fortschrittler undNationalliberalen nicht mehr als 5351 Stimmen. Zieht mannun, dem Sachverhalt gemäß, von jenen 6659 Stimmen desFortschrittscandidaten Dickert wirklich 1000 Stimmen ab, diedieser von Sozialdemokraten erhielt, so blieben der Fortschritts-Partei bei der vorletzten Reichstagswahl noch immer 5659 Stimmenals von ihren Parteigenossen abgegeben. Bei der heutigen Wahlfielen auf Theoder, als den Candidaten der hiesigen Fortschrittlerund Nationalliberalen, aber nur 5351 Stimmen, also 308Stimmen weniger als auf den Fortschrittscandidaten vor ändert-halb Jahren. Und wo sind die hier zahlreich vertretenen Bundes-genossen der Fortschrittler, die Herren Nationalliberalen geblieben?Diese haben die Fortschrittler einfach düpirt und— Stellte?gewählt. Das ist die Lösung des Räthsels. Wenn man übrigensvon diesem verwerflichen Treubruch der Nationalliberalen Königs-bergs absieht, so haben die Letzteren von ihrem politischen Stand-punkte richtig gehandelt. Denn die Nationalliberalen gehörenzu den Conservatioen. Erst bei diesen werden sich die Fort-schrittler mit ihnen dereinst fest vereinigen können und auchwirklich vereinigen. Alle diejenigen Mitglieder der Fortschritts-Partei, die dies nicht thun wollen, müssen zu uns herüber!Wenn vr. Möller, der Führer der hiesigen Fortschrittler, nichtein politischer Don Quixote wäre, würde er das lange eingesehenhaben.— Die hiesigen Sozialdemokraten haben sich ziemlich gutgehalten. Denn wenn man berücksichtigt, daß wir in Folgepolizeilicher Maßnahmen keine Versammlung abhalten und wäh-rend der eigentlichen Wahlagitation kein Flugblatt veröffentlichenkonnten, und wenn man ferner die weitgehenden zwingendenBeeinflussungen der Arbeiter durch die Polizei und durch ihreliberalen wie conservatioen Arbeitgeber in Betracht zieht, so istdie Stimmenzahl von 1109 für Bebel immer bemerkenswerth.Wafdenöurg i. Kcht.(Wahlbericht.) Die Wahlagitationvon selten des Fürst Pleß mar die wahre Seelenverkäuferei.Seit vier Wochen war ein Aufruf von ihm resp. von seinenBeamten in Kurs gesetzt, welcher in jeder Ortschaft des Kreiseszu finden war, und zwar zu dem Zwecke, daß Jeder, welchernicht für reichsfeindlich gellen wollte, unterschreiben mußte. Da-durch waren die Arbeiter und Geschäftsleute, wovon viele alsdirekt Ultramontane und Sozialisten bekannt waren, gezwungenzu unterschreiben. Die Beamten der fürstlichen Gutsbezirkewelche sehr zahlreich im Kreise sind) verfolgten unsere Ver-breiter des Wahlmaterials, auf die frechste Weise, nahmen dieFlugblätter, ja sogar Stimmzettel direkt weg. Die Äusschrei-tungen der Polizeibehörden waren geradezu unerträglich. DieBergleute wurden in den meisten Fällen direkt von ihren Vor-gesetzten zur Urne geführt und ihnen der Stimmzettel in dieHand gedrückt, welchen sie unter Aufficht abgeben mußten.Ebenso verhielt sichs mit den Fabrikarbeitern. Ganz besonderszeichnete sich die Verwaltung der königl. Gebirgsbahn aus. Die-selbe hatte Stimmzettel von einer Person schreiben lassen undein ganz auffallendes Format dazu geschnitten und extra außergewöhnlich zusammengefalzt, und wurde jedes Wahllokal vonihren Beamten überwacht. Einige Forstbeamte von Pleß habensogar sich erfrecht, direkt die Stimmzettel ihrer Waldarbeiterselbst hinzutragen.(?) All die Gewaltmaßregeln herzuzählenwürde eine ganze Zeitung beanspruchen. Kurz und gut durckZwang und durch die Hungerpeitsche wurden für Pleß 13,800Stimmen in die Urne gebracht. Nur 800 stimmten für die ul-tramontane Partei, und circa 4000 Männer hielten trotz alldiesen Vergewaltigungen treu und unerschütterlich zur Fahneder Arbeit. Mit Stolz können die 4000 Männer diese Nieder-läge erdulden und mit der größten Verachtung auf den, durchdie schmutzigsten Mittel ergaunerten Sieg, dessen sich ein Fürs:nicht zu rühmen braucht, herabblickeu. Trotzdem, daß der Pleßfeierlichst öffentlich sich für die Ausnahmegesetze(und indi-rekte Steuern) erklärte, forderte der Borstand des Hirsch-Duncker'schen Gewerkoereins seine Mitglieder auf, für Pleß zustimmen. Wie politisch unreif das liberal sein wollende Bürger-und(Hirsch-Duncker'sche) Arbeiterthum ist, dafür hat es emdeutliches Zeugniß abgelegt, denn sich selbst fesseln und gefesseltsich dem conservativen Junkerthum zu überliefern, dazu gehörtdoch wohl die größte Unklugheit. Nicht lange wird es dauernund sie erwachen mit Schrecken! Ihr 4000Braven aber, haltetfest zusammen, ihr seid der mächtige, unerschütterliche Stammfür diesen Kreis, haltet getreu zu unserer gerechten Sache undwirket unermüdlich, auf daß die abtrünnigen Wankelmüthigenund Vergewaltigten zu uns wieder zurückkehren; der Sieg wirduns nicht ausbleiben. Genügend Material liegt vor, welchesgesammelt wird, um diese Wahl zu beanstanden.Sensvnrg, 2. August. Zur Berichtigung der in Nr. 89dieser Zeitung enthaltenen Correspondenz, äc dato Giesewen,den 17. Juli, erkläre ich, daß der Grundbesitzer Hesse der Sohneines Schäfers Hesse ist, welcher auf meinem Gute Lipowo langeJahre hindurch gedient hat und verstorben ist. Aus Rücksichtfür den verstorbenen Schäfer Hesse habe ich einzelne Gliederdessen Hinterbliebener Familie verschiedentlich unterstützt und binder Wittwe desselben zur Erlangung einer Pension für ihreninfolge des letzten Krieges verstorbenen Sohn behilflich gewesen.Am 16. Juli bat mich Hesse jun. um ein Darlehn von 15 Mk.,welches ich demselben aus Rückficht auf seinen in meinem Dienstverstorbenen Vater und gegen Ausstellung eines Schuldscheinsgewährte, und welches Hesse am 1. September er. zurückzuzahlen