nationalliberalen Blättern an den Kragen gehen. Wir aber rufen unfern liberal- fortschrittlichen„Freunden" von ganzem Herzen zu:„Getheiltes Leid ist halbes Leid"! In Duisburg ist der Vorstand des früheren Arbeiter- Wahlvereins für den Wahlkreis Duisburg-Mülheim wegen ver- botener Verbindung mit anderen politischen Vereinen in An- klagezustand versetzt worden.— Gerade als ob für Sozialdemo- kraten der Z 17 des Wahlgesetzes für das deutsche Reich nicht vorhanden wäre.— Genosse Tischer in Görlitz ist am Freitag plötzlich wieder verhaftet worden. Grund unbekannt. — Auslieferung. Wie aus Wien gemeldet wird, hat das österreichische Justizministerium die Auslieferung des von dem Stadtgericht Breslau wegen Majestätsbeleidigung verurthcilten und von diesem Gerichtshofe steckbrieflich verfolgten Redakteurs der sozialdemokratischen Zeitschrift„Die Wahrheit", Karl An- dreas Keller, welcher am 3. August d. I. von der dortigen Polizei in Haft genommen wurde, an das Stadtgericht Breslau genehmigt. Es wäre dieses die erste Auslieferung eines poli- tischen Verbrechers seitens der österreichischen Regierung; bisher hatte man es bei der Ausweisung bewenden lasten.— Genosse Lienig, besten Auslieferung von Bayern verlangt wurde, ist 1875 nach dreiwöchentlicher Haft in Wien nicht ausgeliefert worden, sondern konnte sich dort ungestört weiter aufhalten. 8. Aertin, den 30. August. Auch hier, wie fast überall in Deutschland , st die projektirte Lassallefeier verboten worden; die Machthaber sind so irre an sich selbst geworden, daß sie einen Tobten fürchten. Allerdings einen Tobten, besten überlebender Geist die ganze herrschende Gesellschaft, die frech genug ist, sich noch immer zu den Lebenden zu rechnen, um Haupteslänge überragt.— Das größte Ereigniß hier ist, daß, nachdem man den Dr. Hirsch fortgedrängelt hat,„unser großer Mitbürger", Herr Ludewig Löwe(für den Setzer: um des Himmels willen nicht Lewy, sonst wird er zornig), am 28. d. M. in den Reichshallen seine Candidatenrcde für die am 4. September stattfindende Nach- wähl zum Reichstage für den ersten Berliner Wahlkreis gehalten hat. Man muß Ludewig Löwe persönlich kennen, wenn man sich den rechten Begriff von diesem welterschütternden Ereigniß machen will— man muß diese Eitelkeit und Eigenliebe sehen, wenn er die Tribüne besteigt, um einige hohle Phrasen zu drechseln! Löwe ist bekanntlich als Candrdat der vereinigten Ordnungs- männer, also auch der Conservativen und Reaktionäre, in Stollberg -Schneeberg gegen Liebknecht durchgefallen; dort wußte er— er hatte ja einen Sozialdemokraten zum Gegner— sich in den schmählichsten Schimpfworten und Verleumdungen gegen unsere Partei zu ergehen und das Ausnahmegesetz— er mußte ja auch die Reaktionäre fangen— in vielen Punkten als ein Bedürfniß hinzustellen; jetzt aber in Berlin — er steht ja den Conservativen und Nationalliberalen gegenüber— reicht er den Sozialdemokraten sein Katzenpfötchen und donnert gegen die Ausnahmegesetze. Nur einmal stellte er sich noch weiter rechts in seiner Rede uns gegenüber, als es selbst die preußische Re- gierung thut, indem er behauptete, daß wir den Staat und die Gesellschaft untergraben wollten. Die Regierung spricht doch immer nur von einer bestehenden Staats- und bestehenden Gesellschaftsordnung. Gleich darauf aber war der brave Ludewig wieder so gnädig, daß er meinte, die Sozialdemokraten brauchten aber doch solcher Untergrabungsgelüste halber nicht durch ein Gesetz geächtet zu werden. Eine Liebe ist der andern Werth. Ludewig Löwe hatte früher einmal den„Arbeiterabgeordneten" Klotz, der sich im sechsten Berliner Wahlkreis hat in den Reichstag hineinschwindeln lassen, den Nachfolger Waldeck's genannt(sonst galt als Nach- folger dieses Ehrenmannes immer bei den Fortschrittlern der verstorbene Hooerbeck); diese Schmeichelei bewog den alten Herrn dazu, Ludewig Löwe warm zu empfehlen. Dabei konnte Klotz es aber nicht unterlassen, wie vor einigen Tagen dem Eugen Richter , diesmal dem braven Ludewig eine Moralpredigt zu halten. Klotz sagte nämlich, daß man einst den Fortschrittlern nachsagen müßte, sie seien ehrliche Leute gewesen, sie hätten ihre Mandate nicht zu ihrem Vortheile benutzt, und fügte dann hinzu, daß Ludwig Löwe allerdings in seiner communalen Wirk- samkeit Dem oder Jenem zu nahe getreten sei(Viehhof! Viehhof!), das dürfe man ihm aber nicht nachtragen. Ein böser Hieb, lieber Ludewig, von dem alten Correktor der Fort- schrittsbrüder, den Du da empfangen hast! Löwe hat nämlich die Verlegung des Viehhofs in der Stadtverordnetenversamm- lung nach einem Theile der Stadt durchgesetzt, in welchem er, seine Verwandten, seine Freunde und seine Gönner großen Grundbesitz haben, der natürlich im Werthe durch die Verlegung steigt.— Empfohlen wurde Löwe trotz alledem und gewählt wird er auch trotz alledem— Moral braucht ein fortschrittlicher Schwätzer eben nicht zu besitzen. Die Liberal- Conservativen wollen im ersten Wahlkreise dem Herrn Löwe den in München durchgefallenen Freiherrn von Stauffenverg entgegenstellen. Im 2. Wahlkreise wird fortschrittlicherseits der in Rudolstadt durchgefallene frühere Abgeordnete Hofmann, von unserer Seite Genosse Baumann aufgestellt. Die Conservativ-Liberalen schwank- ten zwischen Grüneberg, Grumbrecht und dem Dr. Struckmann. Der Letztere ist nominirt worden.--- Der Redakteur der„Tribüne", Freund von„Unserm Braun", Herr Dürholt, hat sich in der Nacht vom 26. bis zum 27. in der Leipziger Straße mit einem Kellner geprügelt, wobei ihm übel mit dem Hausschlüssel mitgespielt worden ist. Ich erwähne diesen Vorfall nur, weil Dürholt einer der hervorragendsten Ordnungsmänner der liberalen Partei ist und auf die„pöbel- haften Sozialdemokraten" in denkbar pöbelhafter Weise fort- während schimpft.— Das hiesige Stadtgericht scheint dem Re- porterunfug, den die Herren Wagner und Bennemann hier längere Zeit getrieben haben, ein Ende setzen zu wollen. Po- lizei- und Criminalbeamte sind aufgefordert worden, diesen Wind- beuteln, welche alle Nachrichten(Hödel-Nobiling-Lügen) nur der „Zeilenreißerei" wegen übertreiben, keinerlei Mittheilung mehr zu machen. Den liberalen Zeitungen, voran die„Tribüne" und das„Tageblatt", welche lediglich nur vom Scandal leben und auswärtige Blätter(auch das„Leipziger Tageblatt " und die „Deutsche Allgemeine Zeitung" in Leipzig . Der Setzer) mit Scandalnachrichten aus Berlin füttern, sind über diese Anord- nung sehr erbost und sprechen von Beeinträchtigung der Preß- freiheit. Schöne Preßfreiheit, das! Ausnahmegesetze gegen die Freiheit, Unterstützung der Lüge und der Verleumdung— so möchte es die hier herrschende liberale Presse gern haben. Areeka«, 26. Aug. Als der Arbeiter Liehr Sonntag Abend vor 9 Uhr am Arme seiner Frau über die Schweitzerstraße ging, begegnete ihm ein gemeiner Soldat vom 51. Infanterieregiment, welcher sich unanständige Handbewegungen gegen die Frau er- laubte. Auf die Erwiderung der Frau, daß sie sich derartige Rohheiten verbitte, stürzte aus einem Nachbarhause, wo sich eine ! militärische Wachtstube befindet, ein wachthabender Soldat her- ! aus, drang mit gezogenem Säbel auf den Mann ein, warf den- selben zu Boden und schlug ihn, so oft er aufstehen wollte, mit ! seinem Seitengewehr nieder. Eine große Anzahl Soldaten um- ringten die Angegriffenen während dieses Vorsalls und schleppten schließlich das Ehepaar in die Wachtstube. Der Mann wurde hierbei arg gemißhandelt, der Frau wurden die Kleider buchstäb- lich in Fetzen vom Leibe gerissen. In der Wachtstube wurden die Brutalitäten fortgesetzt, ein Soldat packte den L. bei der Kehle und schleuderte ihn herum, ein anderer empfing die An- gegriffenen mit dem Ausrufe:„Das Gestrige muß gerächt wer- den!"(Bezieht sich auf einen Vorfall der vorangegangenen Nacht, wo Soldaten mit dem Rufe:„Euch Sozialdemokraten wollen wir's anstreichen!" Häuser demolirten und Menschen verwundeten.) Ein anderer Soldat hielt dem L. sein Gewehr vor das Gesicht und rief:„Das ist scharf geladen, hier ist Feuer drin!" und auf seine Patrontasche zeigend:„Hier giebt's noch mehr, wenn das nicht langt!" Als L. sich als Reservist legi- timiren wollte und angab, daß er auf der Schweitzerstraße wohne, erhielt er zur Antwort:„So, hier wohnt Ihr, da seid Ihr schon das richtige Pack," ferner mußte das Ehepaar Schimpf- Worte anhören, wie:„Du Louis, Du H...!" Leute aus der Nachbarschaft erschienen durch den Lärm angezogen in der Wacht- stube und legitimirte das Liehr'sche Ehepaar als friedliche, ruhige Menschen, so daß sich die wüthenden Soldaten schließlich genöthigt sahen, nach halbstündiger Freiheitsberaubung die Gefangenen wieder zu entlassen. Der Arbeiter Liehr ist sehr schwer verletzt und wird bestenfalls wochenlange Arbeitsunfähigkeit davontragen. (Es ist ein gutes Zeichen für die Tüchtigkeit des deutschen Volks, daß bei den fortwährenden Aufhetzereien der Soldaten gegen die Sozialdemokraten von den ersteren nicht noch mehr Exzesse gegen unsere Parteigenossen begangen werden. R. d. V.) Zittau , 18. August. Auch aus unserem 1. sächsischen Wahl- kreise sind wir in der freudigen Lage, durch die am 30. Juli abgegebene Stimmenzahl einen enormen Zuwachs unserer Partei zu verzeichnen; wenn man in Betracht zieht, daß wir beinahe ohne Agitationsmittel und ohne daß unser aufgestellter Candidat, Herr Otto Freytag in Leipzig , sich seinen Wählern persönlich vorgestellt, wohingegen der Gegencandidat der sogenannten„ver- einigten liberalen Parteien" am hiesigen Orte zu verschiedenen Malen aufgetreten und auch beinahe jedes einzelne Dorf in nnserm Bezirk heimgesucht hatte, unser Candidat dennoch eine Stimmenzahl von 1921 erhielt.(Bei der Reichstagswahl im Januar 1877 erhielt unser damaliger Candidat 1280 Stimmen.) Indem wir uns mit vollem Rechte ob dieses günstigen Resultates freuen, wollen wir aber auch hoffen, daß sich nunmehr auch die uns noch Fernstehenden anschließen werden, damit wir bei der nächsten Wahl als ein geschlossenes Ganze, Mann an Mann, dastehen.— Bei dieser Gelegenheit erlauben wir uns zur Kenn- Zeichnung der hier„vereinigten liberalen Parteien" eine von dieser Gesellschaft abgehaltene Wühlerversammlung zu erwähnen, obschon wir überzeugt sind, den geehrten Lesern d. Bl. dadurch nichts Neues zu bieten, da das Borgehen dieser Gesellschaft nach den verschiedenen Berichten wohl als ein„schablonenartiges" be- zeichnet werden kann: überall dieselbe Einladungsform, wodurch schon an und für sich die Mitglieder unserer Partei von der Theilnahme ausgeschlossen waren; überall dieselbe Einleitungs- klausel, welche stets mit den Worten„die ruchlosen Attentate auf das geheiligte Haupt ec." begann und mit„Vernichtung der hirnverbrannten Umsturzpartei" endigte; überall die inhaltgleiche, phrasenreiche, vielversprechende und kautschukartige Programm- Entwickelung des vortragenden Candidaten u. f. w. Die einzige Ausnahme, welche man uns gestattete, war die, daß man an allen Orten die Redezeit auf volle 10 Minuten(!) feststellte. Unser bewährter Genosse, Herr Renke, welcher zum Glück von dem betr. Vorsitzenden trotz seiner colossalen Brille nicht früh genug als Sozialdemokrat erkannt wurde, benutzte denn auch diese 10 Minuten in der ausgiebigsten Weise, bei welcher Ge- legenheit derselbe alle ausgesprochenen Verdächtigungen und Schmähungen gegen unsere Partei mit warmen, zum Herzen sprechenden Worten widerlegte und die Grundprinzipien der Sozialdemokratie in leicht faßlicher und klarer Weise kennzeichnete, was denn auch bei den zahlreich versammelten Zuhörern ihre Wirkung nicht verfehlte, indem am Schlüsse dem Redner fast allgemeiner Beifall gezollt wurde, so daß die Herren am Vor- standstische in der größten Verlegenheit sich zu befinden schienen. Das war denn doch zu viel für ein„vereinigt liberales" Comitö, das mußte gerächt werden. Und so geschah es denn auch, daß der Vorsitzende, nachdem das Bravoklatschen verklungen, den gen. Redner darauf aufmerksam machte, daß er nicht das Recht gehabt, in dieser Versammlung zu sprechen, indem nur die Mitglieder ihrer Farbe eingeladen seien und auch nur diese allein dieses Recht für sich in Anspruch nehmen könnten. Jedoch nun war es einmal zu spät; das was zu sagen nothwendig gewesen, es war gesprochen, es hatte augenscheinlich gewirkt, denn sogar nach mehrmaligem Auffordern des Vorsitzenden zur Weiterführung der Diskussion meldete sich kein Redner mehr zum Wort und wurde, nachdem derselbe den Candidaten Herrn Rentsch aus Berlin nochmals empfahl und der gen. Candidat a la Grüneberg die Versammelten ebenfalls bat, ihre Stimmen auf seine Person zu vereinigen, die Versammlung geschlossen.— Zum Schlüsse noch eine Probe der jetzt üblichen Sozialistenhetze: Ende Juli wurde hier der Photograph Unger wegen Mordes verhaftet; die „Zittauer Morgenzeitung", welche diese Nachricht zuerst ihren Lesern auftischte, konnte bei dieser Gelegenheit nicht umhin, nnter anderen, ihr größtentheils von alten Weibern zugebrachten Nach- richten über die Art und Weise des begangenen Mordes, sowie auch über die Person des Mörders selbst noch die Bemerkung beizufügen:„Unger ist Sozialdemokrat". Obschon es heute geradezu Mode geworden ist, jeden gemeinen Verbrecher der Sozialoemokratie anhängen zu wollen, so gehört aber zu ge- nannter Auslassung denn doch eine so bodenlose Portion Frech- heit, die selbst— Hödel nicht zuzutrauen war, denn der Re> dakteur dieses Klatschblattes weiß nämlich ganz genau, daß der- selbe Mitglied der Partei ist, von welcher gen. Blatt unterstützt wird, und folglich auch in diesem Sinne schreiben muß, nämlich der— Fortschrittspartei. München , 27. Aug. Allgemeine Verwunderung rief es her- vor, das zu Königs Geburtstag das Gebäude der Polizeidirektion mit einer blau-weißen und einer mächtigen weithin flatternden schwarz-roth-goldenen Fahne beflaggt war. Leider sollte die Freude der guten Münchener nicht lange dauern, denn im Laufe des Vormittags wurde die schwarz-roth-goldene Flagge ein- gezogen und nun baumelte die blau- weiße Fahne wieder allein im Winde. Selbstverständlich ist über die Assaire ein genauer Bericht nach Berlin abgegangen, und soll man an maßgebender Stelle darüber ziemlich verschnupft gewesen sein. ßainsdorf, 27. Aug. Die Hundstage und die Wahlcampagne sind vorüber, nicht aber die Arbeitsentlassungen. So wurde dieser Tage wieder ein Arbeiter auf der Königin-Marienhütte entlassen, der daselbst seit 1865 in Arbeit stand. Auch gelang es demselben nicht, an anderer Stelle Arbeit zu erhalten, n?eil unter dem Arbeitsattest von der Königin-Marienhütte sich vier kleine Striche befanden, die jedenfalls andeuten sollten, daß der betr. Arbeiter Sozialist sei. Uebrigens hat sich auch wieder hier der Fall zugetragen, daß einem eifrigen Reichsfreunde, der kurz vor der Wahl den Sozialisten öffentlich den Vorwurf machte, den Cultus der„freien Liebe" einzuführen, dieser Tage etwas ganz Sonderbares Pasfirt ist. Besagter Herr, schon seit Jahren verheirathet, machte nämlich uulängst einem jungen Mädchen in Niederplanitz wiederholt Heirathsanträge, die dieselbe jedoch späterhin zurückweisen mußte, da es zu ihrer Kenntniß gelangte, daß ihr„Anbeter" bereits verheirathet sei. Darauf schwur der abgewiesene Freier„bei Gott dem allmächtigen und allwissenden", daß er ledig sei. Natürlich ist dieser Vorfall den„Reichstreuen" nicht gerade angenehm, da doch sonst die Ordnungshelden in jeder Beziehung moralische Musterkarten sein wollen. Augsburg , 24. August. Kann die Sozialdemokratie vernichtet werden? Durch Pulver und Blei? Durch Einkerkerungen? Durch Gewaltmaßregeln? Mit Nichten! Der Mensch hat trotz aller Gewaltmaßregeln und zu Stande kommenden Ausnahms- gesetze doch noch immer in seiner Familie und im Kreise seiner Freunde Gedankenfreiheit. Die Sozialdemokratie erbt sich in der Familie fort, der Drang nach Freiheit und Gleichberechtigung wird immer mächtiger und gleicht dem Bergstrome, der Alles überspringt, was feinen Lauf zu hemmen sucht. Als ich noch ein Knabe von 12 Jahren war, las ich die Hinrichtung des Freiheitskämpfers Robert Blum . Und fest hat sich mir ins Ge- dächtniß gesetzt die Abbildung in der Ulmer Bilder-Chronik des Jahrgangs 1849, wie der freie Mann zu sterben weiß, wie Robert Blum mit erhobener Rechten die Worte sprach:„Ich sterbe für die deutsche Freiheit, für die ich gekämpft, möge das Vaterland meiner eingedenk sein." Von Kugeln durchbohrt hauchte er sein Leben aus. Eine Trauerkunde durchlief das ganze Land, eilt Mord von„Rechtswegen" war geschehen, und der Staat war gerettet. Das Leben konnte man dem Freiheitshelden nehmen, aber seine Ueberzeugung lebte fort, lebt heute noch und wird fortleben. Und gegen solches ForUeben will man Ausnahme- gesetze fabriziren? Welche Thorheit! Werden diese genügen, um dem Denken des Menschen Grenzen zu setzen? Nein. Der Drang nach Freiheit, das Streben der Sozialdemokratie hat so sichere Grundlagen, daß alle Gewaltmaßregeln ohnmächtig seilt werden gegen den strebenden Geist des Menschen, gegen den Aufbau des Sozialismus. Wie ich schon oben bemerkt, habe ich in meinen Knabenjahren das„Gift" der Freiheit eingesogen; ich habe das„Gift" ge- nährt, und befinde mich wohl dabei; Ende der 60er Jahre war ich auch so unglücklich, von der„Seuche der Sozialdemokratie" befallen zu werden, und siehe, ich bin noch gesünder und kräftiger geworden und bin zu der Ueberzeugung gekommen, daß einem gesunden Körper ein solches„Gift" durchaus nicht nachtheilix ist, sondern von großer Wohlthat sein kann. Möge doch Jeder von diesem„Gift" der Aufklärung, von diesem Drange nach Freiheit und Gleichberechtigung recht große Portionen für seineu Körper einnehmen, und er wird geistig Wunder erfahren; es wird ihn erfüllen mit Liebe zu seinem Nächsten, es wird ihm klar werden, daß der Mensch als solcher sein Recht zu fordern bat und daß Rang- und Standesunterschied eine„Pestbeule" für das menschliche Dasein bildet. Diese Pestbeule schneide man auf, diese Pestbeule schaffe man fort, auf daß der Gesellschaftskörper gesundet, dann, ja dann— ist die Sozialdemokratie vernichtet B. Allgemeiner Arbeiter-Sänger-Bund. Schon bei Gründung des Bundes wurde ich von verschiedenen Seiten angeregt, die Elementarlehren des Gesanges in einem Heflchcn herauszugeben und da sich diese Anregungen in neuerer Zeit vermehrt haben, so wird demnächst eine„Elementarlehre für die Sänger der Arbeiter-Gesang Vereinc erscheinen.. Es ist dieses Hestchen für den Selbstunterricht berechnet und hält die Grundlagen des Gesanges in systematischer Folge. Ich wünsche daher demselben im Interesse des vierstimmigen Männergejange» eine recht weite Verbreitung. Preis 20 Pfg., 20 Stück 3 Mark, 50 Stück 5 Mark gegen Kasse. Bestellungen nehme jetzt schon entgegen. Gotha . Mit Gruß Emil Sauerteig, Vorsitzender. Briefkasten der Redaktion. H. Oehme Hannover : Erwünscht.— A. S. Hannover : Wir tadeln natürlich jede Thierquälerei, wir hassen jede: Messerstecherei, wir hassen jede Gewaltthat. Die sozialdemokratischen Lehren mi dern aber auch die Sitten. Wenn uns also der Heru der durch Einführung der Prügelstrafe die Sittenverwilderung auK der Welt schassen will, im„Hannoverschen T»geb!att" der Pflege der Sitlenverwssderung anklagt, so ist deiselbe, gel'.nde gesagt, einer von den vielen Bedauernswcrthen, die über Sachen in die Welt schwatzen, von denen sie absolut keine Kenntniß haben.— Nennt aber dieser Herr- den Knaben, der die Lerchen gequält hat und deshalb sicher Strafe, aber besonders Belehrung verdient,„eine Bestie in Menschen- gestalt", will er ferner bei einigen Gefangenen sogar die„neun- schwänziqe Katze" des Tages dreimal angewandt wissen, so trifft füu ihn selbst der für den Lerchenquäler gewählte Ausdruck vollständig. zu:„eine Bestie in Menschengestalt." Quittung. Czrnk Preßburg Ab. 2.04. Hffmnn London Ab. 40,80. Schltr Dresden Ab. 250,00. Hß Sonneberg Ab. 9,40. Brthl M. Schönberg Ab. 12,31. Rw Altona Ab. 49,00. Knk Frankfurt Ab. 03 00. Schmdt Römerstadt Ab. S.SO. Lhmnn Pforzheim ©ehr. 22,10. Kh'lmann Lüneburg ©cht. 6,60. Nstdt Stuttgart Büsten 4.50. Strsbrg Düsseldorf Schr. 3,75. Mrkct Heilbronn Schr. 4,45. Rdl Köln Schr. 0 50. Wgnr Allstedt Ab. 1,00. Schlz hier Ab. 2,00. Bon Janowitz 2,30. Unterstützungsfonds. Da demnächst Der arme Conrad 1879 Illustrirter Kalender str das arbeitende Volk erscheint, so ersuchen wir die Bestellungen hierauf uns schon jetzt zugehen zu lassen, damit wir einem geregelten Versandt bewerkstelligen können. Preis pro Expl. broch. 49 Pf., geb. 69 Ps. Bei Bezug von 12 Stück und darüber pr. Stück 25 Pf. 'gjTemiiüt nur gegen baar oder Post- yorsclmss. Die Expedition des„Vorwärts", Leipzig, Färberstraße 1211. Verantwortlicher Redakteur: Franz Gützlaff in Leipzig . Redaktion und Erpedition Färberstr. 12. II. in Leipzig . Druck und Verlag der®n"»nschastsbuchdruckerei in Leipzig . 5 <y 'rzu eine Beilage.
Ausgabe
3 (4.9.1878) 104
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