wenigen Fällen und mit geringen Unterstützungen bei Unfällei der Arbeiter helfend einzutreten, weil sie von dem oft nicht un gegründeten Mißtrauen geleitet werden, daß die Verletzten Zeit der Reconvalescenz. während welcher sie vollen Ersatz ihre« Arbeitslohnes erhalten, weiter ausdehnen, als es nöthig ist. Derartige Verhältnisse, wie die geschilderten, sind recht eigentlich dazu angethan, das gute Verhältniß des Arbeitnehmers zu dem Arbeitgeber zu stören, und sowohl der Fabrikinspektor für Berlin als auch mehrere andere erklären, eine Besserung dieser Ver- Hältnisse nur davon erwarten zu können, wenn sich Verbände der verwandten Industriezweige bilden, welche in ihrer Gemein- schaft für allen Schaden aufkommen, den die Industrie an Leben und Gesundheit der Arbeiter verursacht. Gegen solche Verbände können auch wir nichts haben, aber in erster Linie ist der Staat und die Gesetzgebung verpflichtet, die bestehende Orb- nung in Bezug auf die Bcweislast bei den Unfällen zu»unter- graben" und ein für die Arbeiter wirksames Haftpflichtgesetz her- zustellen. Dies haben die»verfluchten Sozialdemokraten" schon seit Jahren verlangt und sind auch deshalb in Acht und Bann gethan; dies fordern jetzt auch die preußischen Fabrikinspektoren, die nun gleichfalls dem Ausnahmegesetz verfallen, da sie die bestehende gesellschaftliche Ordnunguntergraben". Die nationalliberalen Zeitungen jammern über die von uns in der letzten Nummer gebrachten Enthüllungen der»Berliner Freien Presse". So schreibt die.Tribüne":»Zu Anfang des Wahlkampfes wurde das Thema:»Die Stellung der Ä-gierung zur Sozialdemokratie" bekanntlich lebhaft erörtert, und es wurden allerlei fast der Vergessenheit verfallene That- fachen wieder zu Tage gefördert. Alles das aber wird über- boten durch Enthüllungen, die das Organ der Sozialdemokratie der Reichshauptstadt, die»Berliner Freie Presse", bei Gelegen- heit einer Polemik gegen die halbamtliche»Provinzial- Corre- spondenz" gemacht und die wir gestehen es offen so un­geheuerlicher Natur sind, daß sie für uns unglaublich er- scheinen. Das Blatt nennt keine Namen, aber die Bezeichnung der Personen ist eine so klare, daß man nicht fehlgehen kann, wenn man annimmt, daß mit den Hauptpersonen, von denen die Rede ist, der Reichskanzler selbst und der Vater der Sozialdemokratie, Lassalle, gemeint sind." Nun druckt die Tribüne" die Enthüllungen ab und schließt ihren Jammerruf: Wir hatten geglaubt, die Regierung würde durch eines der ihr 1 1 nahestehenden Organe schon gestern Abend die Nachrichten in aller Form dementircn lassen, aber wir haben uns geirrt. Da die nächsten offiziösen Organe erst am Montag Abend erscheinen, so können die von der»Berliner Freien Presse" gemachten Eni- hüllungen drei volle Tage unbeanstandet ihren Weg in's Publi- tum machen. Sollten dieselben, wie wir zuversichtlich hoffen, auf Jrrthümern beruhen, so würde doch wohl das rascheste De- mentr am Platze gewesen sein. Wir glauben, daß die Regie- rung nicht dementrren kann! vr. Nobiling ist Dienstag, den 10. September, an einer Lungenlähmung gestorben. Daß der Attentäter nunmehr den gerichtlichen Verhören entzogen worden ist, hat keine Partei, über- Haupt Niemand so sehr zu bedauern als die Sozialdemokratie. Wir haben nach und nach die Neberzeugung erlangt, daß der Verbrecher von antisozialistischen Elementen gedungen worden ist. Daß Lehmann-Hödel's Schädel von den Berliner Gerichten dem Physiologen Dr. Virchow verweigert wurde,, ist unseren Lesern bekannt und hat nicht unverdientes Aufsehen erregt. Jetzt erfahren wir, daß auch Lehmann-Hödel's letzter, unmittelhar vor der Enthauptung an seine Mutter geschrie- bcner Brief von den Gerichten zurückbehalten wird und der Mutter, welche nach Berlin gekommen war, um sich die Hinter- lassenschaft ihres Sohns zu holen, zwar vorgelesen aber nicht eingehändigt wurde. Von diesem Brief sagt ein Bericht- erstatter der Berliner»Volkszeitung", der entweder bei der Ver­lesung zugegen war, oder bei einer anderen Gelegenheit Ein- ficht von demselben genommen hat, daß erpsychologisch noch wichtiger sei als selbst der Schädel Hödel's." Die eigenthümlichen Vermuthungen, zu denen die Sequestnrung des Hödelkopfs" Anlaß gegeben hat, können durch die geradezu unbegreifliche Seguestrirung des Hödelbriefs nur an Eon- sistenz(Festigkeit) gewinnen._ Von welcher Wichtigkeit es gewesen wäre, den Schädel Leh- mann- Hödel's wissenschaftlich zu untersuchen, erhellt aus der Thatsache, daß, wie auf dem soeben in Paris abgehaltenen anthropologischen Congreß" in einem Vortrag des Pro- fessor Benedikt»über Verbrecheranatomie" an zahlreichen Beispielen nachgewiesen ward, das Hirn von Verbrechern einen Bürgerschaft war mit des Kanzlers Wandlung einverstanden; denn geschickt und erfolgreich hatte man die Unruhe des Bauern- Qufstandes benutzt, um dem Bürgerthum Angst vor den Neuerern «inzuflößen. Viel Grund zum Jubel hatte übrigens der Adel durchaus nicht; denn zur alten Macht gelangte er nicht mehr. Wohl schritt der Fürst zu neuen und immer neuen ReaktionSmaß- regeln; die freigesinnte Bürgerschaft hatte allerdings darunter zu leiden, aber die Adelspartei gewann nichts. Der Fürst nahm dem Lande und dem Adel die Privilegien; sein Regierungs- grundsatz war»das beste Landesprivilegium sei jenes, gar keines zu haben." Die Richtigkeit des Satzes vom Standpunfte des Absolutismus aus betrachtet ist unbestreitbar. Der Kanzler ging noch weiter. Dieselben Leute, welche er früher geschützt und zu fördern gesucht hatte, begann er rück- sichtslos zu verfolgen. Früher hatte er sich den Namen eines freigesinnten Fürsten verschafft, jetzt installirte er Ausnahmege- richte gegen die freisinnige Partei. Ein Sturm des Unwillens ging über Deutschland , als der Kurfürst-Reichskanzler gegen die Partei, mit der er wie man wußte geliebäugelt hatte, «ine Ketzerinquisition verhängte. Furchtlos traten die freisinnigen Männer gegen ihn auf; die Gefahr verachtend schrieben sie Bro- schüre auf Broschüre gegen den Kanzler.Den Teufel zu Mainz " nannte ihn jLuther; eine seine Broschüren betitelte er »Wider den Abgott zu Halle".(Halle war nämlich der zeit- wellige Aufenthalt Sr. Durchlaucht.) Und als die Verfolgungen nicht abnahmen und auch noch der Kaiser scharf gegen die An- Hänger der neuen Idee vorging, da rief der muthige Führer des Volkes klagend aus:»Der Kaiser sei nicht Kaiser, sondern der Teufel zu Main, "'"), nämlich der Kurfürst-Reichskanzler. Einen weiteren Methodenwechsel beging Herr Alvrecht wäh- rend seiner Regierung nicht mehr. Von nun an blieb er «ine der mächtigsten Stützen der Reaktion; allein die neuen Ideen, die er bekämpft hat, vermochte er nicht zu unterdrücken. Ein Jahr nach de» Kanzlers Tode hatte Deutschland das Un- glück eines Bürgerkrieges wegen derselben neuen Ideen. Und *) Trotz dieser offenbaren Injurien wurde Luther nicht verklagt, was doch auf Grund der damals neuen Justizgesctze der peinlichen Halsgerichtsordnung jedenfalls hätte geschehen können. anormalen(von der gesunden Bildung abweichenden) Ty- pus zu haben pflegt, mit anderen Worten, daß solche Ver- brecher von diesen allein ist die Rede welche außerhalb der Sphäre vernünftigen Denkens und menschlichen Fühlens liegende Handlungen begehen, fehlerhaft organisirte Ge- Hirne haben, und folglich nicht zurechnungsfähig sind. Ein deutsches Cayenne. Seit mehreren Jahren ist die deutsche Reichsregierung bemüht, sich irgendwo eine Colon ie zu erwerben. Verschiedene Versuche sind bereits gescheitert; jetzt steht sie in Unterhandlungen wegen einerFlottenstation" in Centralamerika , die, wie die Berliner Nationalzeitung" in ihrer Dernbnrg-witzigen Weise andeutet, nebenbei auch noch als zukünftiger Luftkurort füruntergrabende Elemente" in Betracht gezogen werden dürfte. Wir wissen die uns zugedachte Freundlichkeit zu würdigen, und werden sie nicht vergessen. Offenes Eingeständniß. Ein hochconservatives Blatt, dieGeraer Zeitung", welche von der reußischen Regierung in- spirirt ist, bespricht in einem Leitartikel die Ausnahmegesetze und sagt: Es mag schwer sein, das Gesetz so zu formuliren, daß nur die Sozialdemokratie getroffen wird, zumal der Uebergang von der sogenannten Fortschrittspartei zur Sozialdemokratie ein kaum merklicher ist. Aber wir meinen, daß dies doch keinen unüber- windlichen Schwierigkeiten unterliegen kann, und wenn das Gesetz auch die halb-sozialdemokratische, gleißnerisch-hetzerische und des- halb überaus gefährliche fortschrittliche Winkelpresse zur Raison bringt, so steigt ja sein Werth." Vom Fortschritt bis zum Nationallibcralismus ist nur ein sehr kleiner Schritt wir haben meist gar keinen Unterschied zwischen beiden Parteien gefunden und diesen schritt wird doch irgend ein conservatives Blatt in seiner Unvorsichtigkeit noch vor der Berathung der Gesetze machen, denn ohne ein offenes Eingeständniß gegnerischerseits begreifen die National- liberalen ihre Stellung noch immer nicht. DieKölnische Zei- tung" schreibt schon, daß die Nationalliberalen Alles, was ihnen an Unrecht und Leid vor den Wahlen von der Regierung und von den Conseroatioen zugefügt sei, vergessen müßten. Die Oesterreicher erhalten in Bosnien von den In- surgenten die schönsten Prügel. Mehemed Ali Pascha , der nach Albanien gesandt worden war, um die Abtretungen an Montenegro zu regeln und die dortigen Gegenden zu pacifi- ziren ist mit sammt seinem Gefolge von den aufständischen Al- banesen ermordet worden. Zum Rückgang. Unser Wiener Parteiorgan, der»So- zialst", welches bis jetzt einmal wöchentlich erschien, wird vom 1. Ottober an wöchentlich zweimal herausgegeben. Am 4. September wurde die Anklage gegen unfern Par- teigenossen Müller von Langen wegen Majestätsbeleidi- gung vor dem Bezirksgericht in Darmstadt verhandelt. Der- selbe hatte in einer sozialdemokratischen Wahlversammlung in Dreicichenhain über die Ereignisse des Jahres 1866 gesprochen und u. A. bemerkt, es sei damals von oben in einer Weise gehandelt worden, welche, wenn nicht von Erfolg gekrönt, mit weit mehr Recht für Hochverrath erklärt worden wäre, als Alles, was man den Sozialdemokraten Schuld gegeben. Von einigen Privatdenunzianten wurde diese Aeußerung, die sich jeden- falls nicht gegen den jetzigen deutschen Kaiser richtete, dem Gericht angezeigt und einige Tage darauf Müller verhaftet. Derselbe bemühte sich vergeblich um einen Bertheidiger. Von allen Advokaten, an die er sich wandte, wurde er abgewiesen. Der Staatsanwalt beantragte zwei Jahre Gefängniß. Müller vertheidigte sich selbst. Keiner der von ihm namhaft gemachten Entlastungszeugen wurde vorgeladen! Der Ge- richtshof setzte sein Urtheil auf den folgenden Sonnabend aus. Wie wir inzwischen erfahren, ist Müller zu einem Jahr Ge- fängniß verurtheilt worden. Die Motive zum Sozialistengesetz. In Erkenntniß der Gefahren, von welchen der Staat und die Gesellschaft durch das Umsichgreifen der sozialdemokratischen Bewegung bedroht sind, legten die verbündeten Regierungen im Mai d. I. aus Anlaß des gegen Se. Majestät den Kaiser ver- noch später wurde unser armes Vaterland durch einen dreißig Jahre währenden unglückseligen Meinungskrieg zerfleischt. Wer weiß, ob all dies Unheil unfern Vätern nicht erspart geblieben wäre, hätte der Kurfürst-Reichskanzler sich der Partei, die er anfangs unterstützt hatte, voll und fest angeschlossen. Ein solches Beispiel hätte andere Fürsten , schwankende, ermuthigt und zur Nachahmung veranlaßt. Der Kurfürst-Reichskanzler hat sich schwer an Deutschland versündigt. Suchen wir den Schlüssel zum Verhalten dieses nach dem Kaiser obersten Fürsten, so finden wir es in seinem kühlen, eigen- nützigen, berechnendem Sinne. Wenn er zu einer Partei hielt, so geschah dies niemals aus Ueberzeugung, sondern stets des- halb, weil er aus ihr Nutzen zu ziehen hoffte. Ging er zu einer andern Partei über, so that er das, weil er sich von dieser größeren Vortheil versprach. Bezeichnend für ihn ist das Re- script, in dem er den adligen Schöffen die Aenderung der Ge- richtsorganisation mittheilt:Man hat Eurer nicht mehr nöthig." Der arme Konrad. Jllustrirter Kalender für das arbeitende Volk für 1879. Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei zu Leipzig . Preis: Geh. 40 Pf., geb. 60 Pf. Eine der schönsten Früchte der sozialistischen Literatur ist Der arme Conrad", Jllustrirter Kalender für das arbeitende Volk. Soeben ist die neue Ausgabe für das Jabr 1879 er- schienen und reiht sich dieselbe, was Inhalt und Ausstattung an- betrifft, ihren Vorgänger» würdig an. Was den Inhalt an- langt, so ist derselbe dieses Mal ein außerordentlich reichhal- tiger. Das Vorwort giebt uns einen gedrängten Ueberblick über den Stand der sozialistischen Partcibewegung und Presse; dann folgt das Kalendarium, zwischen demselben Anekdoten, Sinngedichte und Auesprüche berühmter Männer. Den Reigen der unterhaltenden und belehrenden Abtheilung beginnt Joh. PH. Becker mit einer lebendig geschriebenen Erinnerung aus seinem Leben, worin er uns die Befreiung Jacob Venedcy's aus dem Kantonsgefängniß zu Frankenthal vorführt. Dem schließt sich eine ergreifende Schilderung des Kulihandels, dieser modernsten Sklaverei, an. Der naturwissenschaftliche Theil ist vertreten übten Attentates dem Reichstage den Entwurf eines Gesetzes zur Abwehr sozialdemokratischer Ausschreitungen vor; der Reichstag lehnte jedoch die Vorlage ab. Bald darauf zeigte ein aber- maliger Mordversuch gegen den Kaiser von Neuem, wie leicht eine jedes sittl'che und rechtliche Gebot verachtende Gesinnung bis zu mörderischen Thaten sich zu steigern vermag. Zahlreiche Fälle von MajcstätSbeleidigungen, welche sich an jenes erschüt- ternde Ereigniß knüpften, lieferten den Beweis dafür, wie weit solche Gesinnung bereits um sich gegriffen hat. Die verbündeten Regierungen wurden dadurch in der Ueberzeugung bestärkt, daß es zum Schutze der Gesellschaft unerläßlich sei, der verderblichen Agitation Einhalt zu thun, welche als Hauptursache der zu Tage getretenen Verwirrung der Rechtsbegriffe und der Verwilderung der Gemüther angesehen werden muß. Die Regierungen find nach wie vor der Meinung, daß es zu diesem Zwecke des Er- lasses gesetzlicher Vorschriften bedürfe, welche direkt und aus- schließlich gegen die sozialdemokratische Bewegung gerichtet sind. Der vorliegende Entwurf stimmt daher in den Grundgedanken mit der früheren Vorlage überein. Die Bestrebungen der So- zialdemokratie sind auf eine praktische Verwirklichung der radi- kalen Theorien des modernen Sozialismus und Communismus gerichtet. Nach diesen Theorien ist die heutige Produktionsweise als unwirthschaftlich und als eine ungerechte Ausbeutung der Arbeit durch das Kapital zu verwerfen. Die Arbeit soll vom Kapital emanzipirt, das Privatkapital in Collektivkapital, die individuelle, durch Concurrenz sich regelnde Produktion in eine genossenschaftliche, planmäßige Produktion verwandelt werden; das Individuum soll in der Gesellschaft aufgehen. Die sozial- demokratische Bewegung unterscheidet sich scharf von den huma- nitären Bestrebungen für das Wohl der arbeitenden Klassen dadurch, daß sie davon ausgeht, eine Hebung der Lage derselben auf dem Boden der heutigen Gesellschaftsordnung sei unmöglich und nur durch eine Sozialrevolution erreichbar. Die Durch­führung einer solch n Revolution soll unter gleichzeitiger Um- wälzung der bestehenden Staatsverfassungen durch die interna- tionale Cooperation der arbeitenden Klassen aller Culturstaaten erfolgen. Diesen revolutionären internationalen Charakter hat die Bewegung insbesondere seit der im September 1864 zu London erfolgten Gründung der internationalen Arbeiterasso- ziation erlangt. In Deutschland fand die erste Organisation sozialdemokratischer Bestrebungen 1863 durch Lassalle statt. Der allgemeine deutsche Arbeiterverein hatte noch einigermaßen ein reformatorischcs nationales Gepräge. Bald jedoch trennten sich die radikaleren Elemente davon ab. Im August 1869 wurde zu Eisenach unter der BezeichnungSozialdemokratische Arbeiter- Partei" eine Filiale der internationalen Arbeiterassoziation gebildet. Die sozialdemokratische Arbeiterpartei uud der Allgemeine Ar- beiteroerein bekämpften sich gegenseitig eine Zeit lang auf's Heftigste, bis allmählig die radikale und antinationale Richtung die Oberhand gewann. Im Mai 1875 fand auf dem Congresse zu Gotha die Wiedervereinigung der bis dahin getrennten Gruppen der deutschen Sozialdemokratie zu einer einheitlichen Verbindung unter der Bezeichnungdie sozialistische Arbeiterpartei Deutsch- lands" statt. Das Programm der neuen Verbindung läßt über die revolutionären, den communistischen Tendenzen der Jnter- nationale im Wesentlichen entsprechenden Grundsätze und End- ziele der Verbindung keinen Zweifel. Dieselbe erstreckt sich über ganz Deutschland . Daneben besteht eine große Anzahl von lokalen sozialdemokratischen Vereinen; gewerbliche Fachvereine gleicher Richtung verzweigen sich über das ganze Bundesgebiet. Auf dem allgemeinen Sozialistencongresse, welcher im Herbste 1877 zu Gent abgehalten wurde und an welchem ein Delegirter der sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands theilnahm, fand die großartige Organisation der deutschen Sozialdemokraten ungctheille Anerkennunfl. Auf diesem Congresse ward der inter - nationale Bund durch Constituirung einer allgemeinen Union der sozialistischen Partei erneuert. In dem bezuglichen Manifeste ist der gemeinsame Operationsplan dargelegt und besonders die Nothwendigkeit von politischen Aktionen als eines mächtigen Mittels der Agitation und Propaganda für die Volkserzichung betont. Das Manifest schließt mit den Worten:Möge b-r jedem Volke die Klasse der Enterbten sich als eine große, von allen Bourgeoisparteien scharf abgegrenzte Partei constituiren; möge diese sozialistische Partei Hand in Hand marschiren mir der sozialistischen Partei aller übrigen Lander. Es gilt den Kampf um all Eure Rechte, um die Vernichtung aller Privilegien. Proletarier aller Länder! vereinigt Euch." Es handelt sich also um nichts weniger, als um einen Bruch mit der gesammten bis- herigen Rechtsentwicklung aller Culturstaaten, um eine radikale Umwälzung der Besitz- und Eigenthumsoerhältnisse von unten auf. Die Organisation des Proletariats, die Zerstörung der durch eine Abhandlung: Wie entstand unsere Welt? von L. Fri- witzer;»Sonne, Erde und Mond" von Emil Roßbach. Auf dem Gebiete der Bolkswirthschaft bringt der Kalender einen Ar- tikel überProduktive und unproduktive Arbeit" von Heinrich Oldenburg. Auch für anregende Unterhaltung ist gesorgt. Eine spannend geschriebene NovelleIm Hinterhaus" von Heinrich Iriedmann, sowie die Fortsetzung derWeihnachts- bilder" von F. W. Fritzsche bieten den Lesern viel Schönes. Dem schließen sich noch kleinere Abhandlungen an, von denen besonders die Artikel überdie Vergiftung des Lolk-s" und Aus alten Papieren" hervorgehoben zu werden veidien-n. Die Illustrationen zeigen uns zwei meisterhafte Bilder von Heinrich Heine unddem Vater des modernen Sozialismus" Babeuf. Zwei schwunghaft geschriebene Artikel, in denen das Leben und Wirken dieser beiden ausgezeichneten Männer be- leuchtet wird, schließen sich den Illustrationen an. Den Schluß bilden Post- und Telegraphen-Porto-Tarife sowie Marktoerzeich- nisse für ganz Deutschland. Unsere Leser ersehen aus Bor - stehendem die Reichhaltigkeit des diesjährigen Kalenders. Wenn- gleich nun auch der Stoff desselben und die Behandlung dieses Stoffes noch so unverfänglich sind, so würde bei der Annahme des Ausnahmegesetzes trotzdem derArme Konrad" demselben verfallen. Es genügt ja schon, daß der»Arme Konrad" ei» sozialistischer Kalender ist, um nachzuweisen, �daß er der»Unter- grabung" der bestehenden Gesellschafts- und Staatsordnung dient. Dann der Titel und da« Titelbild! DerArme Konrad", der Bund der verfolgten und gehetzten Bauern, die sich gegen die Unterdrückung und Verfolgung der Herrscher auflehnten und das Titelbild, auf welchem ein Bauernführer steht, der einen Ring mit einem Grabscheit zieht und die Umstehenden einladet, in denselben einzutreten: Der arme Konrad heiß rch, mn ich, bleib' ich, Wer nicht will geben den bösen Pfennig, Der trete mit mir in diesen Ring" in den Bund des arbeitenden Volkes! Also Untergrabung, ynter- grabung und nochmals Untergrabung! Wer also den neuen, diesjährigenArmen Konrad" besitzen will, der möge recht rasch bestellen.(Siehe Inserat in der heutigen Nummer.)