zialistische Stimmen; bei den engeren Wahlen mehr 23,359, also im Ganzen 379,512. Bei der letztvsrflossenen Wahl wurde bekanntlich in einer großen Anzahl Kreise entweder sehr wenig oder gar nicht agitirt, sondern die ganze Kraft auf Beschaffung von Mitteln für die offiziellen Wahlkreise g-legt. Angesichts der ungünstiger kaum zu denkenden Verhältnisse, der namenlosen Verhetzungen in Folge der Attentate, der unerhörten Maßrege- lungen, Beeinflussungen und dem beim Wahlakt selbst ausgeübten Druck kann die sozialistische Partei mit dem Wahlresultat voll- kommen zufrieden sein! Dr. Rudolf Meyer veröffentlicht folgenden Brief: .Serehrliche Redaktion! In dem Momente, da die Reichs- reaierung ein Ausnahmegesetz vorlegt, das nach ihrer Ansicht der Sozialdemokratie in Deutschland ein Ende bereiten wird, nach meiner aber aus einer politischen Partei einen gewaltigen und wirklich gefährlichen Geheimbund machen muß, beschäftigt man sich mit Recht mit der Frage, wie diese Partei entstand, welches ihre ersten Ziele waren und wie sie sich weiter entwickelte. Ueber die ersten beiden Fragen war man berechtigt. ,n den von A. Waaner und Schuhmacher-Zarchlm veröffentlichten Briefen Laffalle's an Rodbertus werthvolle Ausschlüsse zu finden. Ich kenne die Oriqinale seit Jahren und Rodbertus hat mich auf zwei höchst wichtige Stellen aufmerksam gemacht, welche die Herausqeber entweder unterdruckt oder willkürlich geändert haben. Es ist eine Ehrensache für die Herren Herausgeber, in diesem, für unser Vaterland so verhängnißvollen Augenblick den beut- schen Abgeordneten durch Wiederherstellung des correkten Textes emen werthvollcn Anhalt für ihre demnächstige Abstimmung zu qewähren. Sollten sie sich dieser Pflicht nicht ungesäumt ent- ledigen, so würde ich mich gezwungen sehen, so gut ich das aus dem Gedächtniß kann, zu thun, was sie unterließen. Es handelt sich um einen Namen und um ein Urtheil über die Tragweite, welche Laffalle selbst seinem ökonomischen Programm beimaß. Paris , 12. September 1878. Dr. Rudolf Meyer." Wir sind sehr gespannt darauf, was Prof. Adolf Wagner auf diesen Brief antworten wird. Admiral Werner hat sein Abschiedsgesuch ein- gereicht. Ein Telegramm derWeser-Zeitung" aus Kiel , 17. September, berichtet darüber:Das Demissionsgesuch Wer- ner's erregt großes Aufsehen, weil es als Protest gegen das System Stosch betrachtet wird. Gestern Morgen fand eine Er- örterung zwischen Stosch und Werner statt, worauf Werner sofort von den Geschäften zurücktrat." Die besten deutschen Kriegs- schiffe find mitten im Frieden zerstört worden und nun geht auch noch der einzige Admiral, der von der Sache etwas ver- fleht. Die Majestätsbeleidigungen und die preußi- schen Richter". Unter diesem Titel hat der durch seine Schrift: Der preußische Richter von seiner Schattenseite" bekannte Schnft- fieller Nikolaus Planenberg eine neue Schrift herausgegeben, wodurch er sich den Zorn aller Reichsschweifwedler zugezogen hat. Planenberg unterzieht die einzelnen Urtheile und die den- selben zu Grunde gelegten angeblichen Beleidigungen einer ein- gehenden Kritik und kommt dabei zu Resultaten, welche für unsere Richter nach mehr als einer Seite hin nichts weniger als schmeichelhaft sind. Daß man über die Majeflätsbeleidigungs- Prozesse und das damit im indirekten Zusammenhang stehende Denunziationsunwesen in den weitesten Kreisen des Volkes ganz anders denkt, als wie es gewissen Kreisen lieb ist, ist bekannt, »nd nur so der giftige Ton erklärlich, in welchem eine unzweifel- Haft offiziöse Notiz gehalten ist, welcher wir in liberalen und couservatioen Blättern begegnen, und welche sich auf obengenannte Broschüre bezieht. Planenberg bekanntlich soll sich hinter diesem Pseudonym ein preußischer Richter verstecken hat eben ausgesprochen, waS Hundert-Tausende, ja der gesammte frei- finnige Theil des deutschen Volkes denkt und das soll nicht sein, deshalb die Wuth.__ DaS Gesuch der Reichstagsabgeordneten Vahlteich und Kays er, um vorläufige Haftentlassung anläßlich der Reichstags- seffion, ist von der sächsischen Regierung abgelehnt worden. Unser Parteigenosse Günther, Redakteur desBraun- schweizer Volksfreund", ist anläßlich einer Besprechung des Lieb- knecht'schenSitzenbleibens" im Reichstage unter der Anklage der Majestätsbeleidigung verhaftet worden. Genosse Zaum- segel, der sich in Dresden in Haft befindet, hat noch 3 Wochen Gefängniß hinzubekommen. C. Wolferts in Barmen erhielt 6 Wochen Gefängniß Delict§ 131. Die Zukunft ", Sozialistische Revue. DaS letzte, 24. Heft, des ersten Jahrganges enthält: Strafrecht, Straf- verfahren und Strafvollzug im Lichte des Sozialismus(Schluß). Die Exploitation der Arbeit in Amerika . Von Dr. Geo. C. Stiebeling(Forts.). Rezensionen. Lehmann-Hödel. Wir haben schon vor einigen Tagen erwähnt, daß die Behörden sich geweigert hätten, der Mutter desAttentäters Sr. Majestät" dessen letzten Brief an sie auszuhändigen. Jetzt lesen wir in Bezug auf diesen Brief und andere Schriftstücke von der Hand Lehmann's Folgendes in den Berliner Zeitungen: Der Oberstaatsanwalt v. Luck, welcher in dem Hochver- rathsprozesse gegen Hödel fungirte, hat in einer kleinen, anschei- nend nur für juristische Kreise bestimmten Schrift interessante Mittheilungen über die beiden letzten Tage Hödel's gemacht, welche manches Neue enthalten. So hat Hödel, nachdem ihm die Vollstreckung der Todesstrafe bekannt gemacht worden war, thatsächlich noch ein Begnadigungsgesuch verfaßt. Dasselbe lautet: Euer Kaiserliche Majestät von Deutschland , König von Preußen:c. bittet ganz unterthänigst der Klempnergeselle Hoedcl, angeklagt wegen Hochverraths und durch das Königliche Kammer- gericht zum Tode verurtheilt, gestützt auf die Generosität Sr. Majestät, um Negirung des Urtheils, indem er um Gnade bittet zur Erhaltung seines Lebens." Das Gesuch wurde am Mittag beim Kammergericht unter Zuziehung des Oberstaatsanwalts vorgetragen, aber uicht für geeignet erachtet, einen Aufschub der Strafvollstreckung zu be- fürworten. Die letzten, bis jetzt noch nicht veröffentlichten Schriftstücke Hödel's umfassen den letzten Brief an seine Eltern, seine letzten Wünsche und eine Selbstbiographie. Der Brief lautet: Berlin , den 15. August 1878. Herzlichgeliebte Eltern! Am heutigen Tage ist mir meine Beförderung vom Leben zum Tode auf morgen früh 6 Uhr angezeigt und wird die Exekution in Moabit stattssnden. Meine angeborene Weichherzigkett habe ich vollkommen abgestreift, um nicht die letzten Lebensstunden mich in Traurigkeit versetzt zu sehen, immer heiter und fidele meiner Liebe zu Euch seid Ihr stets auch in schwachen Momenten ver- sichert gewesen, also noch heute, was ich gewiß weiß, ja bis zum letzten Athemzug; ich möchte jedoch nicht, Euch in Traurigkeit zu versetzen, was ich zwar schon oft gethan, doch daß habt Ihr mir vergeben, ich fahre also mit sächsischer Gemüthlichkeit ab. Waldeinsamkeit, wie mich erfreut/ Promenade, so morgen wie heute Rosenthal, Waldeinsamkeit i Schwanenteich. Die mich erfreut' Ich bin sehr erfreut zu wissen, daß Ihr Euch trösten könnt; das Vergessen wird auch seine Macht an Euch bewähren, daß bin ich sicher, das Gras wächst schnell, ich wünsche, geliebte Eltern, daß das Rad der Zeit rollt über Alles. Hoch lebe die Com- mune! Den von Euch abgesandten Brief, den Einzigen, den ich«rhaltkn, lege ich Euch hier bei; auch einige Bündel Kopf- haare al» Locke und Fingernägelabschnitte, die grausig lang ge- wachsen waren, Ihr könnt Euch überzeugen, zum Andenken. Eine lange Conversation per Brief habe ich in meinen beschlag- nahmten Briefen geführt, repitiren will ich nicht mehr; es nützt Euch auch nichts. Ich wünsche Euch schließlich alle Annehmlich- leiten im Alter, glückliches Zusammenleben, die bisher angehal- tene Gesundheit, auch späterhin und: Macht hier(auf Erden) das Leben gut und schön, kein Jenseits(Himmel) giebts, kein Wiedersehn! Unterschrift. Vivut la Franc. Max Hödel's letzte Wünsche sind folgende: 1) Die Spieldose, sammt den Photographien von mir, vom Photograph Dietrich, die Photographie, die bei meiner Verhaf- tung gefunden, meine Mutter und mich darstellend, diese Objekte bitte ich meinen Eltern zuzustellen. 2) Die, nicht der Reichsregierunggefährlichen" Briefe, welche ich an meine Eltern u. f. w. geschrieben, denselben die- selbige einzuhändigen, sammt den heute geschriebenen und Bei- gegebenen. 3)(Ist unausgefüllt geblieben.) Stadtvoigtei Berlin , den 15. August 1378. Autobyo- graphi? des Klempnergesellen Emil Heinrich Max Lehmann , geb. Hödel , gen. Traber, geboren am 27. Mai 1857 in der Johannisgasse zu Leipzig von der Jungfrau Charlotte Amalie Emilie Hödel, Tochter des verstorbenen Schuhmacher- Meister Hödel in Möckern, Gambatto Hoch(?) ist geboren am 4. Mai 1820 in Möckern; mein Vater ist mir unbekannt geblieben. Am 14. Juni dess. I. erhielt ich in der Thomaskirche zu Leipzig dieheilige" Taufe. Geburtsfeier. Den zweiten Geburtstag erlebte ich in Möckern, im Hause meiner Großmutter, den dritten bis sechsten in Schkeuditz in der Pflege meines Onkels, der zu- gleich Curator, den siebenten bis elften bei meiner Mutter, die unterdeß den Schuhmachermeister Johann Carl Eduard Traber geheirathet, meinen jetzigen Sttefvater; den zwölften Geburtstag auf einer Fluchtreise im Gefängniß zu Magdeburg , an welchem Tage ich auch in Freiheit gesetzt und per Fuß mittelst Marsch- route meinen Weg über Köthen nach der elterlichen Wohnung antreten mußte. Am 27. Mai 1870 konnte ich mich im Hause meiner Eltern in Leipzig amüsiren, ein Jahr später, also zur Feier des 13. Geburtstages, befand ich mich in der Erziehungs- Anstalt zu Zeitz ; den 14. mußte ich ebenfalls in Beschränkung meiner individuellen Freiheit daselbst erleben; den 15. und 16. hatte sich in der Lehre als Klempner bei Härtling in Zeitz zu verbringen; den 17. bei den Gärtner Baum ebenda; 1875 hatte ich die Freude, bei meinen Eltern verweilen zu können, 1876 ditto, 1877 als am 20. Geburtstage sah ich mich im Kreise op- positioneller Böhmen gegen Oestreich in einem kleinen Städtchen nahe bei Böhmisch-Leipa , ihnen Sozialismus lehrend; das Ende, den 21. Geburtstag in Ketten und Banden in der Stadtvoigtei zu Berlin ; inhaftirt wegen Hochverrath und versuchten Mord.s Ab Sela. Der Mohr kann gehen." Dies die anscheinend amtliche Notiz. Was wir in Bezug auf denletzten Brief" Lehmann-Hödel's vermuthet: daß er dessen Halbidiotismus drastisch illustriren werde, hat sich durch diese Mittheilung und die Mittheilung der übrigen Schriftstücke im vollsten Maße bestätigt. Wer so schreibt, ist kein Mensch mit normaler Hirnbildung. Aber noch Eins: wir vermuthen stark, daß der Brief und die übrigen Schriftstücke nicht vollständig find, das heißt, daß die schlimmsten, wir meinen die verrücktesten Stellen, fehlen. Denn welchen Sinn hätte es sonst gehabt, der Mutter den Brief, welchen man doch veröffentlichen wollte, vorzuenthalten, wozu man juristisch kein Recht hatte. Correspondenzen» Arestau, 15. September. Heute kann ich Ihnen nichts Er- freuliches melden. Unser armer Parteigenosse Keller ist, wie Sie aus früher eingesandtem Bericht gesehen, Gefangener in hiesiger Strafanstalt. Aber wie wird der arme Teufel behandelt? Trotzdem derselbe schwer krank, ist ihm die Selbstbeköstigung nicht gewährt worden, während notorisch gemeine Verbrecher, wie z. B. ein Arzt, der wegen Nothzucht bestraft worden ist, betrügerische Bankerotteure ic. alle Begünstigungen haben, welche das Gefängnißreglement nur zuläßt. Keller ist schwer brustkrank und wird bei der Cigarrenfabrikation beschäftigt; er muß Tabak- blätter ausrippen! Er ist in so strenger Einzelhaft, daß sogar den Aufsehern streng verboten, demselben auf irgend eine Frage Antwort zu geben, viel weniger ein Wort mit ihm zu sprechen. Sein Tagewerk geht früh V-S Uhr an mit Reinigen seiner Zelle und Waschen des Geschirres, und nachdem er seinFrühstück" (wer im Breslauer Gefängniß war, wird es kennen) eingenom- men, geht's an die obengenannte Arbeit. Seine Einsamkeit wird höchstens unterbrochen durch den Besuch des Gefängnißpfarrers, welcher seine lästigen Bekehrungsversuche an ihm zur Anwendung bringt. Der ftomme, von christlicher Liebe überschäumende Ge- fängnißdirektor(der Name ist Grützmacher) sagte nur, als Keller bat, einen Brief an die ihm hier zunächst stehenden Freunde zu schreiben: Was, Ihnen soll ich diese Begünstigung gewähren? Sie, der Sie Tausende durch Ihre Aufhetzungen ins Unglück gestürzt haben? Niemals! Alle Genossen, welche Aussicht haben, in die Lage Kellers zu kommen, und es sind nicht ganz wenige, haben hiermit einstweilen einen kleinen Vorgeschmack von der Herrlichkeit, die ihrer im Breslauer Gefängniß wartet. Doch, bange machen gilt nicht! Hainichen , 30. August. Bei der letzten Wahlagitation galt es vor Allem, den Klcinbürgerstand für uns zu gewinnen, was uns sin der Folge auch vollständig gelungen, zumal sich die reichstreuen Parteien, Conservative und Liberale, mit allem nur möglichem Schmutz bewarfen. Die Gegner glaubten hier die Sozialdemokraten todtgemacht zu haben; da auf einmal traten wir öffentlich mit unserm Candidaten Kays er auf den Kampf- platz. Wir hatten uns bis dahin in aller Stille organisirt, Conferenzen abgehalten und Alles zum Kampf bereit gemacht, und gerade diese Taktik mochte die Gegner verwirrt haben, denn das Geschimpf unter ihnen ging fort. Auch mochten sie>oohl glauben, daß wir nur eine geringe Zahl von Stimmen erhalten würden, denn es war Alles nur mögliche von ihnen versucht worden, die Arbeiter einzuschüchtern und mit Entlassung aus der Arbeit zu bedrohen. Auch bezüglich Abhaltung einer Wähler- Versammlung machte man uns allerhand Schwierigkeiten, doch gelang es uns, eine solche am 27. Juli zu arrangiren, in wel­cher Genosse Goldstein mit vielem Beifall sprach. Nicht so die Versammlungen der Conservativen am 28. Juli in Langen- striegis und am 29. in Hainichen . In beiden Versammlungen wurde den Herren Liberalen das Wort nicht gegeben. Letztere, wo Herr v. Oehlschlägel selbst zugegen, wurde sofort nach Bcen- digung des Vortrags vom Vorsitzenden inGottes Namen" ge- schloffen und kam es fast zu Thätlichkeiten zwischen diesen beiden Parteien. Daß diese Vorgänge uns nur genützt, beweist das Resultat vom 30. Juli. Trotz aller Machinationen, Drohungen:c. hatten wir einen Zuwachs von 980 Stimmen gegen den 10. Jan. 1877. Aber noch war der Sieg nicht ganz erfochten und galt es nun mit aller Kraft vorzugehen, zumal sich die feindlichen Brüder sofort einigten und geschlossen uns gegenüber Stellung nahmen. Bereits am 5. August langte Genosse Hörig aus Hamburg hier an, mit welchem wir sofort die weiterem Maß- nahmen beriethen. Sonntag den 11. fand in dem nahen Langen- striegis eine von uns arrangirte, sehr gut besuchte Versammlung statt, in welcher Hörig mit viel Beifall sprach. Auch hatte sich zu derselben ein Gegner in der Person des Dr. Seifert aus Oederan eingefunden. Nachdem derselbe zum großen Ergötzen der anwesenden Sozialisten eine ganze Reihe von abgerissenen ! Sätzen aus Bebels und Liebknechts Schriften vorgetragen, sowie 9. November) an, welche die allerverschiedensten Fragen behau- deln, die Ergebnisse der Klassensteuer, das Erbrecht und das allgemeine Stimmrecht. Allein gleichviel, die Papierstücke werden aufgeklebt, darüber geschriebenPolitische Zeitfragen" und das X. Kapitel ist fertig. Oder Herr Wild will denkatholischen Sozialismus" in 1377 schildern. Da schneidet er 14 Zeilen aus einem Ketteler's Stellung in der Polemik Lassalle- Schulze erwähnenden Leitartikel(20. Januar), 40 Zeilen aus einem Moufang's soziales Programm kritisirenden Leiter(10. März), 20 Zeilen aus unserm Nekrolog auf den Bischof von Mainz (14. Juli), 18 Zeilen aus unserer Kritik eines Buches vom Fürsten Jsenburg-Birstein, klebt diese aus allem Zusammenhang oerifienen und sinnlos nebeneinanderwirbelnden Bruchstücke ohne zede Aendemng oder Zusatz auf, und das XXIV. Kapitel ist fix und fertig Oder aber Herr Wild macht das XXVXII. Kapitel: Der sozialdemokratische Congreß". Er schneidet 49 Zeilen ans unserer Besprechung(31. Mai) dieses Congresses, 7 Zeilen aus unserer Kritik(21 September) der wissenschaftlichen Zeitschriften der Sozialdemokratie aus und klebt sie hintereinander. Dann schreibt er ausnahmsweise einmal eine Zeile, lautend:Wir schließen hieran einige Sätze aus dem sozialdemokratischen Pro- tramm." Allein in demselben Augenblick ist ihm dies originale ieginnen schon wieder leid; es folgt unmittelbar und wort- wörtlich ein zwanzigzeiliger' Fetzen aus einem unserer Artikel (3. Januar), der nicht den leisesten Zusammenhang mit dem Congreß hat und einen Wahlaufruf der Berliner Sozialdemo- traten bespricht, und unmittelbar daran schließen sich dann wei- tere 31 Zeilen aus einem Leitartikel(15. Januar), welcher unter- sucht, m welchem Zahlverhältniß die steuernden Mitglieder der Sozialdemokratie zu den sttmmenden stehen. Und wenn der Leser diesen Höllensalat von bunt aus den allerheterogensten Artikeln zusammengewürfelten Brocken hinuntergewirkt hat, weiß er, wasder sozialdemokratische Congreß" 1877 ausgerichtet hat! Es ist unerhört und unglaublich, aber buchstäblich wahr. Im Ganzen find von den 28 Kapiteln derSchrift" 16 ganz und 3 theilwelse aus einzelnen sinnlos aneinandergeklebten Partikeln unserer Leiter zusammengeschneidert und gekleistert. Durchschnittlich schlachtet Herr Wild drei bis sechs Artikel für ein Kapitel aus. Beispielsweise Kapitel VI ist aus zwei Leitern über die Gewerbeordnungsdebatten im Reichstage und einem Leiter über die Gewerbezählung komponirt, Kapitel VII dagegen aus sechs Artikeln über Kinderarbeit, Kunstgewerbe und Gefängniß- arbeit, Fabrikinspektoren, Koalitionsrecht, Strikes, Patentgesetz. Kapitel XVIDie Affaire Dühring" ist ein blutig verstümmelter Rumpf aller unserer fortlaufend zusammenhängenden Artikel über diese Affaire; um sie in das Procrustesbett eines Kapitelrahmens zu spannen, sind die wichtigsten Glieder der logischen Entwickelung weggesäbelt. Kapitel XVII, unter dem stolzen Titel:Höckel, Darwin und Virchow", braut zwei unserer Artikel über Virchow's Rede auf dem vorjährigen Naturforschercongreß auf anderthalb Seiten zusammen. Kapitel XX,Politisches ", enthält unter diesem anspruchslosen Titel Bruchstücke aus einigen unsrer Artikel über die Arbeiterfrage, die reaktionäre Sozialpolitik, die Agrarier und die Broschüre des Leipziger Fortschrittlers Findel. Die letzten Kapitel über die Staatssozialisten, Kathedersozialisten, Max Hirsch , Internationale, Genter Congreß ec. sind ganz und gar unfern entsprechenden Ausführungen, aber immer in sinnlos zusammengeschweißten Bruchstücken entnommen. Von dem letzten Drittel derSchrift" ist ein Kapitel einer Broschüre von Lammers, ein Kapitel einer Broschüre von Fries, ein Kapitel einem Vortrage von Professor Held, ein Kapitel der Berliner Freien Presse" entnommen. Etwa von einem halben Dutzend Kapitel können wir nur im Allgemeinen angeben, daß sie aus den Leitartikeln anderer hiesiger Blätter, deren wir uns genau erinnern, zusammengcstümpert sind. Von demVerfasser" selbst sind, wie gesagt, nur Titel, Kapitelüberschriften, Vorrede und Schlußwort und vielleicht auch Kapitel X, welches unter dem Titel:Die Manchesterpartei" genau 11 Zeilen zählt. In dem Schlußwort rechtfertigt Herr Wild die Herausgabe seines Buchs ganz nach der Methode dieser Sorte vonSchriftstellern". Er empfiehlt seinefreie und frische", wieder es nennt, Schreib­und, wie wir es nennen müssen, Scheeren- und Kleisterweise und versetzt den ernsthaften Schriftstellern auf sozialpolitischem Gebiete den obligaten Eselssußtritt, indem er die bisherige Literatur über Sozialdemokratiesehr mangelhaft" nennt, weil siepro- fessorenhaft langweilig" oderhistorisch gewissenhaft" sei. Es ist eine Schande und eine Schmach, daß imVolke der Denker und Dichter" ein solcher Plagiator nicht blos ungestraft, sondern selbst vielfach gelobt, die von ihm geplünderten originalen Au- toren wegen ihrerhistorischen Gewissenhaftigkeit" dem Publikum denunziren darf. Und damit genug! Wir sind fertig mit Herrn Wild und seinem Buche und scheiden von ihm, so es sein und unser gütiges Schicksal will, auf Nimmerwiedersehen!" So dieStaatsbürger-Zeitung". Wir wollen diesem Artikel nur hinzufügen, daß eben dieser ! selbe Christoph Wild einer der Hauptmitarbeiter derMag- deburgischen Zeitung" ist, von welchem sich das genannte Blatt die heftigsten und perfidesten Angriffe gegen die Sozialisten für das Feuilleton zusammenscheeren und-kleistern läßt.