"ben Vorschriften", sollten gegen Heine, Gutzkow u. s. w.„nach ihrer vollen Strenge" in Anwendung gebracht werden. Heute wird die gesammte bestehende Ges-tzgebung, die doch schon fünf Jahre Gefängniß wegen Majestätsbeleidigung u. s. w. ermöglicht hat, für ungenügend gegen die„Untergraber" erklärt und soll in Bezug auf alle diejenigen, welche die Polizeibehörden zu jenen zu rechnen belieben, aufgehoben werden. Man sieht, daß der selige deutsche Bundestag noch viel frei- sinniger ist, als der jetzige Bundesrath, daß das gegenwärtig geeinte„glorreiche" deutsche Reich viel reaktionärer ist, als das frühere„arme zerrissene" Vaterland. — Laskerchen fängt mit seinen Amendements sich selbst und seine Partei in der Schlinge— das weiß Jeder, nur Laster selbst nicht. Der„Reichsbote", bekanntlich das verbreitetste con- fervative Blatt, schrieb in seiner Nummer vom 10. d. M. wört- lich Folgendes: „In Bezug auf das Sozialistengesetz sagte neulich das„Berk. Tageblatt" ausdrücklich, daß man liberalerseits demselben nur dann und insoweit zustimmen werde, als von demselben lediglich die Sozialdemokratie, aber nicht der Liberalismus getroffen würde. Die liberale Partei müsse deshalb sich versichern, daß das Gesetz nicht gegen den Liberalismus angewendet werden könnte. Man sieht auch daraus wieder, daß diese Leute lediglich Partei- und Jnteresienpolitik treiben! Um so mehr wird es die Aufgabe der Conservativen sein. Alles zu versuchen, um das Gesetz so zu ge- stalten, daß nicht blos ein Ausnahmegesetz gegen die Sozial- demokratie, sondern ein wirkliches Schutzgesetz für die sozialen Verhältnisse daraus werde und seine Bestimmungen also gegen alles das gerichtet werden, was das soziale Leben schädigt, mag seine Schädigung nun von einem Sozialdemokraten oder Liberalen oder sonst wem ausgehen.„Untergraben" heißt die Fundamente unterwühlen, die Wurzeln schädigen, welche den Bau und den Baum tragen. Darum sind unter den„die be- stehende Staats- und Gesellschaftsordnung untergrabenden Be- strebungen" nicht weniger als die Sozialdemokratie der„Natura- lismus", die naturwissenschaftliche� Weltanschauung und das „liberale Manchesterthum" zu verstehen. Die Dcutsch-Conser- vativen können deshalb nur unter der Bedingung für das Aus- nahmegesetz stimmen, daß ebenso wie der Sozialdemokratie auch dem anderen wirthschaftlichen Extrem, dem Manchesterthum ent- gegentreten und der Naturalismus bekämpft werde, wo er sich auch zeige, in der„Gartenlaube", der„privilegirten königl. Voss. Zeitung" oder in der sozialdemokratischen„Neuen Welt" und in der„Berliner Freien Presse"." Laskerchen kann sicher sein, daß späterhin die Polizei und theilweise auch die Richter mehr auf die Ansichten des„Reichs- boten" geben, als auf die seinen. Ein kostbarer Kautz, der sich zur höheren Ehre Bismarck's selbst den Henkerstrick um den Hals legt. — Gegen das Urtheil Bismarck's über Lassalle wendet sich zu unserer Freude fast die gesammte nationalliberale Presse in emer für Lassalle äußerst günstigen Weise. So schreibt das Organ Rickert's, die„Danziger Zeitung": „Wenn irgend Jemand ein Mann des radikalen Um- sturzes geweicn ist, so war es Lassalle; nur war er so klug, sein ganzes Programm nicht mit einem Male zu enthüllen. Lassalle's Briefwechsel mit Rodbertus, der durch Professor Wagner vor einigen Monaten der Oeffentlichkeit übergeben wurde, wirft das h'llste Licht hierauf. Lassalle erklärte den Arbeitern wie dem Fürsten Bismarck die Produktivassoziationen mit Staats- kredit als das einzige Mittel zur Hebung der Lage Jener; die erste dieser Produttivassoziationeii wurde auf den Antraa des Ministerpräsidenten v. Bismarck mit den Mitteln des Königs von Preußen begründet und ist bald gescheitert. In seinen Briefen an Rodbertus wird Lassalle aber nicht müde, zu er- klären, daß er nur die Produktivassoziationen auf den Schild hebe, um den Arbeitern„etwas ganz Bestimmtes, Greifbares" zu bieten, was durchaus nöthig sei, wenn man sie„interessiren" wolle; Lassalle erklärte sich mit Freuden bereit, dies Mittel „fahren zu lassen", sobald Robertus ein anderes, gleich wirksames „ausspintifire". Unaufhörlich betont er, daß die Lösung der sozialen Frage für ihn identisch sei mit der„Ablösung des Grund- und Kapitaleigenthums, mit dem vollen Besitz der Arbeiter an Grund und Boden und den gesellschaftlichen Produktionsmitteln; mit leichter Mühe ließe sich das Programm der heutigen Sozialdemokratie in seinem prinzipiellen Theile Wort für Wort aus Lassalle's Briefen an Rodbertus zusammensetzen." Auch Lassalle selbst würde das vorstehende Urtheil weit dem des Herrn von Bismarck vorgezogen haben. Aus Anlaß dieser„Meinungsverschiedenheiten" sagt die„Magde- burgische Zeitung" ganz naio:„Es ist schwer, sich hier zurechtzufinden; schwerer noch, den Wunsch zu unterdrücken, Fürst Bismarck hätte seine Kräfte immer lediglich und allein auf die auswärtige Politik concentrirt!"— Armer Fürst Bismarck , daß selbst die„Magdeburgerin" also urtheilt! — Die Berliner„Post" schreibt„authentisch": Lassalle Hab: niemals mit irgend einem Prinzen des königlichen Hauses in irgendwelchen Beziehungen gestanden, ein solcher habe also bei den bekannten Verhandlungen Lassalle's mit Bis- marck nicht die Vermittlerrolle spielen können. Wenn nun aber der fragliche Prinz mit irgend einem Freund oder irgend einer — Freundin Lassalle's „in irgendwelchen Beziehungen" ge- standen hätte? — Fürst Bismarck ist am �Gallenfieber erkrankt und zwar am selbigen Tage, an welchem er seine Rede im Reichstage gehalten hat. Das„heftige Unwohlsein" äußerte sich in„schmerz- lichem Erbrechen". Am 20. d.M. Abends war nach der„Nord- deutschen Allgemeinen Zeitung" noch immer keine Besserung ein- getreten.— Der arme Bismarck! Bei all seiner Roth und Plage nun noch das Gallenfieber.— Nach neueren Nachrichten war Fürst Bismarck von den Frieseln befallen und befindet sich wieder in der Besserung. — Armer Forckenbeck! Wie die„Verl . Fr. Presse" mit- theilt, hat die Allgemeine deutsche Affoziations-Buchdruckerei zu Berlin dem Präsidium des Reichstags 200 Exemplare des sozia- listischen Kalenders„Armer Konrad" mit der Bitte um Ver- theilung unter die Abgeordneten zugesendet, dieselben jedoch mit dem Bemerken zurückerhalten, das das Reichstagspräsidium die gewünschte Vertheilung nicht genehmigt. — Das„Buchhändler-Börsenblatt" enthält folgendes „Eivgesandt": „Wir sind der geehrten Redaktion Dank für die Veröffent- lichung des Sozialistengesetzes schuldig, daß sie die Aufmerksam- keit des Buchhandels dadurch in besonderer Weise auf dieses für uns so wichtige Gesetz hingelenkt hat. Der Gesetzentwurf ist beinahe von allen, selbst sehr gemäßigt liberalen Preßorganen verurtheilt worden.(?) Für uns handelt es sich aber dabei um eine Lebensfrage. Es ist das Schwert des Damokles, das über dem Haupte eines Jeden schwebt. Bei der Dehnbarkeit des Ge- setzcs kann die leiseste und wohlmeinendste Kritik unserer politi- schen, wirthschaftlichen:c. Zustände die schwerste Ahndung, ja den vollständigen Verlust der Existenz zur Folge haben. Ist es da nicht die Pflicht der Selbsterhaltung, daß der Buchhandel entschiedenen Protest dagegen erhebt, daß dieser Entwurf zum Gesetz wird?! Möchte der Vorstand des Börsenvereins— als Repräsentant des gesammten Buchhandels— es nicht für angemessen halten, seine Stimme im Reichstage in unzweideu- tiger Weise darüber hören zu lassen, oder auf eine Massen- Petition hinzuwirken? Wenn der Gesetzentwurf damit auch nicht aus der Welt geschafft werden würde, so könnte doch sicher ein solches Borgehen nicht ohne Eindruck bleiben. Und jedes Volk wird so regiert, wie es Werth ist regiert zu werden. Soll aber etwas gethan werden, so müßte das rasch geschehen." Soviel wir wissen, hat der Vorstand des Börsenvereins weder einen Protest erhoben, noch eine Petition an den Reichs- tag erlassen. Hierbei sei erwähnt, daß der Berliner Gastwirth�verein aus o.-nselben Gründen der Geschädigung eine Petition gegen da? Sozialistengesetz eingereicht hat. — Von verschiedenen Blättern war aus Paris ge- meldet, daß von den aus Anlaß des Arbeitercongrcsses verhaf- teten Sozialisten einige auf freien Fuß gesetzt und nur drei in der Untersuchungshaft zurückbehalten worden wären. Ja Wahrheit b-finden sie sich noch sämmtlich in Mazas, und wenn wir recht berichtet sind, haben sogar nur zwei von ihnen, die Herren Guesde und Hirsch, nach Erledigung des vom Gesetz vorgeschriebenen Zwangsverhörs, bisher die Genugthuung gehabt, von dem Untersuchungsrichter Herrn Brcssolles vernommen zu werden. Zu ihrem und ihrer Genossen besonderem Mißgeschick ist dieser Beamte augenblicklch leidend und daher nicht regel- mäßig auf seinem Posten. Dem Herrn Hirsch ist in seinem Verhör unter Anderem vorgehalten worden, daß er zur Zeit der deutschen Reichstags wahlen�in Paris unter seinen Gefinnungs- genossen für die Wahl eines Sozialdemokraten in Elberfeld eine Geldsammlung und ein Concert veranstaltet hätte, welches letztere ihm, beiläufig gesagt, nicht unbeträchtliche Opfer aus eigenem Beutel zugezogen hat. Auf der anderen Seite hat die Unter- suchung ergeben, daß Herr Hirsch sich wohl früher einmal an den Vorbereitungen zu einem französischen Arbeitercongreß be- theiligt hat, der Versammlung aber, die bei Herrn Finance ab- gehalten wurde, sowie allen ihren Präliminarien grundsätzlich fern geblieben ist und das Projekt sogar unverholen mißbilligt hat. Unter diesen Umständen und da die eben erwähnte Geld- sammlung jedenfalls nicht dem französischen Strafgesetze verfällt, liegt die Vermuthung nahe, daß das gerichtliche Verfahren gegen Herrn Hirsch ergebnißlos bleiben dürfte. Hinsichtlich der übrigen Angeschuldigten befindet sich die Untersuchung, wie gesagt, noch in ihrem ersten Stadium. Erwähnt sei noch, daß Hirsch in strengster Jsolirhaft gehalten wird. Zu dem ersten Verhör wurde er„mit Ketten an den Händen" geführt. Seitens unserer Abgeordneten sollte die Verhaftung Hirsch's im Reichs- tag zur Sprache gebracht werden, er selbst bestimmte sie jedoch, aus politischen Gründen davon Abstand zu nehmen. Ebenso hat er sich natürlich jede Intervention der deutschen Diplomatie verbeten. — Confiscation. Am 20. d. Mts. wurde die Beilage der„Berliner Frei- Presse" wegen eines Feuilleton-Artikels „Unpolitische Plaudereien" in Berlin confiscirt. Auch die Post- behörde zu Leipzig ist telegraphisch angewiesen worden, die nach Leipzig versandten Exemplare anzuhalten, so daß uns nicht allein die confiscirte Beilage, sondern auch das Hauptblatt bis jetzt vorenthalten worden ist.— Der verantwortliche Redakteur der „Berliner Freien Presse" ist verhaftet worden. nende entsprechend gesorgt ist. Die verbesserten Schulen für sich nützen den Kindern des Proletariats— um die es sich doch in Ihrem Geschreibsel speziell handelt— verteufelt wenig, wenn pemselben Zeit und Mittel genommen sind, von den Schulen Bortheil zu ziehen. Und eS ist Thatsache, daß einem sehr großen Theil der Kinder der Fabrikarbeiter, in Folge der elen- den materiellen Lage der Eltern, vor Allem aber in Folge der schmachvollen Kinderarbeit, die Möglichkeit fehlt, zu Hause den Forderungen der Schule irgendwie nachzukommen, die Möglich- keit fehlt, in die Schule selbst den nöthigen Grad von geistiger Frische und Spannung mitzubringen, um vom Unterricht Be- trächtliches zu gewinnen, und oft sogar die Möglichkeit fehlt, die Schule regelmäßig zu besuchen! In dieser Hinsicht könnten wir Ihnen ein großes, trauriges Register vorführen! Warum also, Herr Kalle, treten Sie nicht vor Allem für Abschaffung der geistesverkümmernden und verthierenden Kinderarbeit ein? Bon dieser spreche» Sie ja im humanitätstriefenden Artikel mit keiner Silbe! Und Das mußte doch mit Ihrem Thema, betreffend die Arbeiterlage, noch näher zusummenhängen als die erst in zweiter Linie kommende Pflege des lehrenden Elementes! Aber das würde eben das Ausbeuterintcresse der Fabrikanten berühren— darum„überhupft den Plunder!" Denn vor Allem sind Sie Geschäftsmann und so nebenbei auch ein wenig Humanitäts- apostel. In allgemeinen, praktisch inhaltslosen Redensarten sich ergehen.st freclich wohlfeile Humanität' lSchlug folgt.)' �»Berliner Freie Presse" bringt folgende Zeitgemäße Anzeige: � M 3 »Ich lwbk Lassalle gesehen, und von dem Augenblicke an, wo ich mit»hm eine stunde gesprochen, habe ich es nicht bereut. „Was Lassalle hatte, war etwas, was mich als Privatmann außerordentlich anzog: er war einer der geistreicbsten und l:e- beiswürdigsten Menschen, mit denen ich jemals verkehrt habe. ein Mann, der ehrgeizig im großen Stile war. durchaus nicht Republikaner gewohnlicher Art. ..Lassalle war ehrgeizig im hohen Stil, und ob das deutsche Kaiserthum gerade mit der Dynastie Hohenzollern oder mit der Dynastie Lassallc abschließen solle, das war ihm vielleicht zweifelhast. „Lassalle war ein kluger und sehr geistreicher Mensch, mit dem zu sprechen sehr lehrreich war; unsere Unterredungen haben stundenlang gedauert und ich habe es immer bedauert wenn sie geschlossen waren." Fürst-Reichskanzler Bismarck in seinerRede im deutschen Reickstag am 17. September 1878. Wir empfehlen nun nachfolgende Broschüren und verkaufen dieselben unter den hier notirten Preisen, damit sie dem Ausnahmegesetz nicht zum Opfer fallen:*) Lafsalle, �Offenes Antwortschreiben....... 0,10 Ueber Berfassungswesen. Was nun? und: Macht und Recht......... 0,35 — Arbeiter-Lesebuch.......... 0,25 — Arbeiter-Programm......... 0,10 — Ronsdorfer Rede.......... 0,10 — Bastiat-Schulze.......... 0,50 — Wissenschaft und Arbeit........ 0,15 — Feste und Presse.......... 0,15 — Kleinere Aufsätze.......... 0,25 — Indirekte Steuern......... 0,25 — An die Arbeiter Berlins ....... 0,10 — Düsseldorfer Prozeß am 27. Juni 1864.. 0,15 — Zur Arbeiterfrage......... 0,15 — Julian Schmidt .......... 1,25 — Philosophie Fichte......... 0,25 Expedition der„Berliner Freien Presse", Berlin 80, Kaiser-Franz-Grenadier-Platz 8a. *) Da der Fürst Reichskanzler von Lassalle aber auch gesagt hat, derselbe sei kein Sozialist gewesen, so dürften die Lassalle 'schen Schriften nicht unter die Bestimmungen des AusnahmegesejjcS fallen, es sei denn, daß die deutschen Polizeibehörden dieser Angabe Bismarcks keinen Glauben schenken würden. Red. des„Vorwärts". Consum- und Sparvereine. � Angesichts der immer stärker auftretenden Maßregelungen unserer Genossen halte ich es für angezeigt einen andern Weg zu beschreiten, und bitte ich die Genossen nachfolgende Vor- schlage zu prüfen. Es sind in neuerer Zeit gegenüber dem Auftreten einer Menge Kaufleute, Kleinkrämer u. s. w. verschiedene Maßregeln in Vorschlag gebracht worden, die an sich sehr gut, auf die Dauer jedoch sich nicht durchführen lassen können. Der Schwerpunkt der unserseits zu ergreifenden Maßregeln muß sich also gegen die Maßregelungswuth der Herren Arbeit- geber richten und da brachte neulich der in Hamburg erschei- nende„Pionier", das Organ der Zimmerer und verwandten Gewerke, einen Vorschlag, der Werth ist, auf das eingehendste geprüft und so bald als möglich verwirklicht zu werden. Nach diesem Vorschlage gilt es zunächst Consumvereine**) zu begründen und die dadurch erzielten Reingewinne nach Abzug eines Bruchtheils, der als Dividende vertheilt werden mühte, zur Produktion verschiedener Consumartikel zu verwenden. Da- durch würde es den Consumvcreinen, die sich allerdings bald als Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften zu etabliren hätten — möglich, einer mit der Zeit stets wachsenden Zahl von Ar- beitern Beschäftigung zu geben, und selbstverständlich müßten hierbei zunächst solche Leute berücksichtigt werden, die wegen ihrer politischen Gesinnung außer Stellung gebracht worden sind. Um diesen Consumvereinen resp. Erwerbsgenossenschaften von vornherein die Vortheile des Großbetriebes und des heut üb- lichen Creditsystems zu wahren, wäre es nöthig, über ganz Deutschland eine möglichst einheitliche Organisation auf Grund des Genossenschaftszesetzes zu schaffen, so zwar, das etwa nur eine Genossenschaft gegründet würde, die dann zunächst für die einzelnen Kleinstaaten und Provinzen Zweiggeschäfte und Waaren- dcpot? errichten müßte, während diese iviederum in allen Orten wo dies angänglich und soweit es die Mittel erlaubten, Filialen zu errichten hätten. An alle Verwaltungsstellen, die kaufmännische Bildung er- forderten müßten selbstredend Kaufleute gestellt werden. Um die Baarmittel zum Betrieb zu beschaffen, müßten wöchentliche Ratenzahlungen der Mitglieder, die in Bezug auf ihre Höhe dem Können der Arbeiter entsprächen, eingeführt werden; ebenso ist es nothwendig Sparkassen***) damit zu verbinden, da- mit es denjenigen Arbeitern, die heut ihre ersparten Groschen in die städtischen Sparkassen legen, ermöglicht würde, sich mit diesen Beträgen zu einem mäßigen Zinsfuße an den Unterneh- mungen zu betheiligen. Das Waarengeben auf Credit müßte grundsätzlich ausgeschlossen sein und dürfte nur in gewissen Fällen, etwa bei Krankheit oder periodischer Arbeitslosigkeit statt- finden und auch dann nur bis zu dem Betrage, den das be- treffende Mitglied als Guthaben eingezahlt hätte. Doch es kann und soll nicht Zweck dieser Zeilen sein, in die Einzelheiten der Organisation und Verwaltung dieser vorge-- schlagenen Unternehmungen einzugehen, vielmehr soll damit nur die Anregung zu weiterer Diskussion und Prüfung des Vor- schlages gegeben werden, dem, wenn er nur ernnhaft in Er- wägung gezogen würde, auch die Möglichkeit der Verwirklichung nicht fehlen dürfte. Durch dieses Vorgehen können die Arbeiter dem Wucher und der Ausbeutung des Kleinkrämers entzogen, von denen heute die Mehrzahl der Arbeiter arg zu leiden hat, ohne daß die Klein- krämer selbst durch die große Concurrenz, davon besonders Nutzen hätten, während sie, wenn sie sich obigen Vorschlägen an- schlössen leicht als Verkäufer, Arbeiter oder sonstwie ebenso gut und besser wie vielfach heut, ihr Fortkommen finden würden. Andererseits aber würde für den Gesammtarbeiterstand die Möglichkeit einer viel freieren Bewegung geschaffen werden, denn in verhältnißmäßig kurzer Zeit würden die Erwerbsgenossen- schaften in der Lage sein, alle die unterzubringen, die wegen ihrer Thätigkeit für die Arbeitersache außer Arbeit wären, auch würde auf diejenigen Unternehmer, von denen die Genossen- schaft die Rohstoffe bezögen, ein Druck ausgeübt werden können, daniit dieselben duldsamer gegen die politische Meinung ihrer Arbeiter würden. Nun wird allerdings eingewendet werden, das die Arbeit- geber sich der Verwirklichung obiger Vorschläge von Haus aus mit aller Macht widersetzen werden und manchen Kleingläubigen höre ich schon sagen, ja ich kann nicht beitreten, denn Wenns mein Herr erfährt, werde ich entlassen. Zweifelsohne würde das vielfach vorkommen und deswegen müßte diese Orga- nisation zunächst in den großen Städten f), den Centren der Ar- ') Von einem älteren Parteigenossen eingesandt; wir sind jedoch mit den nachstehenden Ausführungen aus allbekannten Gründen im Wesentlichen nicht einverstanden. R. d. „V." **) Wer gicbt aber das Geld zur Errichtung dieser Vereine? Ist doch schon längst festgestellt, daß die Arbeiter von ihrem kärglichen Lohne nichts erübrigen können. Haben Sie Lassalle's 'Bastiat- Schulze gelesen? ***) Sparkassen? In der heutigen Zeit giebt es kerne Arbeiter, die auch nur das Geringste ersparen können. f) Dort hat man derartige Experimente schon lange gemacht, ist jedoch zu der Ueberzeugung gekommen, daß auf die Dauer solche Ver- such« immer scheitern.
Ausgabe
3 (25.9.1878) 113
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