rech ebe ltrst .jen. ache> nget en. iber, und ge- man Alle i im zahl und lUNg zteie Lei- uter !kla< mit berz Mi- mit che« der > eak- iiab toh« de» ute» ogt- heil lang doch bc» che» !uu- !cken sam uns eder in Ar- >ern Erscheint in Leipiig «ittw-ch, Freitag, Sonn-ai. Adonncmcntspreis iui ganz Deaüchland 1®. 68 Ps. pro Quartal. Monats- Abonnements erben bei allen bcutichen Postanstalt-n den s. und Z. Monat, und aus den Monat besonders angenommen: im >-Sniar. Sachsen   und Herzogth. Sachsen  - Zllteuburg auch aus den lien Monat des Quartals b bs Psg. Inserate -betr. Sersammlungen pr. Petitzeile lS Ps., Hetr. Privatangelegenheiten und Feste pro P-titzeile 30 Ps. Vorw ärts Vestellunzen nehmen an alle Postanstalten und Buch­handlungen des In- u. Auslandes. Filial- Expeditionen. Ziew-Nork: Soz.-demolr. Tenossen- schastsbuchdruckcrci, 154 Eldridge Str. Philadelphia: P. Hab, 330 Kort!» Srd Street. I. Boll, 1129 Charlotte Str. Hvbdlen N.J.: F. 9L Sorge, 215 Wash- ington Str. Chicago  : A. Lansermann, 74 Clyboorne»t«. San Franzisco: F.SEnts, 4180'FarreU Stt, London   W.; S. Henge, 8 Hew t tioldea Square. Nr. 119. Mittwoch, 9. Ottober. 1878. Sie Ulli, Str. de iiche chr> ver» M. - sie e. n ge- nd, nz h- h.) tnS ier- i,50 l- >ui- pott ind ,40 irg, en: III s. => id- ;Cr bei übe ede lio« icti mit Icn lch- lott lie-- en. Untergrabung oder Umsturz? Es ist, gehüpft wie gesprungen", sagt man in Süddeutschland  . Mag Herr Laster seinen.Um- Kurz" noch so scharssinnig oderconzentrirt" de- finiren: weruntergräbt", will denUmsturz", und wer denUmsturz" will, deruntergräbt" das ist so klar, daß Jeder, der nicht eine dreifache Binde vor den Augen trägt, es sehen muß. Und da nun in unserer bösen Welt, seit es Menschen giebt, jeder Mensch in der einen oder anderen Formuntergräbt" undUmsturz" be- treibt, so kann selbstverständlich auch Jedem, den manftissen" will, der Lasso desUmsturz"- oder Untergrabungs"- Gesetzes über den Kopf ge- worfen werden. Freilich, blos sozialistisches, sozialdemo- kratisches oder communistischesUmstürzen" oderUntergraben" soll gefaßt werden. Allein wer treibt heutzutage nicht, m hr oder weniger, soziallstiiche, sozialdemokratische oder communistlsche Umstürzlerei und Untergräberei?'Ist nicht die ganze Lust, in der wir leben, mitsozialistischem Gift" geschwängert? Schwitzt nicht, so zu sagen, unserer modernen Gesellschaft der Sozialismus aus allen Poren heraus? Von den communistischen Industrie- und Verkehrsprojekten des Fürsten   Bismarck und seiner Befürwortung der sozialistischen   Produktiv- Assoziationen wollen wir hier gar nicht reden, da wir der Ansicht sind, daß Fürst B smarck's Hals vorläufig vor dem Strick des Ges tzes sicher ist. Aber dieKleinen", die ja sprichwörtlich gehängt zu werden pflegen, während dieGroßen" frei ausgehen! DieKleinen" wir meinen hier, um ä U Lastereine feste Grenze zu ziehen", das gewöhnlicheFedervieh", die von Fürst Bis Marck bekanntlich nie mit sehr freundlichen Blicken betrachtete vlle mnUitnäe des zeitungsschreibenden Volks aller Farben und Schailirungen. Wo ist heutzutage eine Zeitung, die nicht mehr oder� weniger sozialistisch zc.untergrübe" oder «umstürzte"? Nehmen wir nur die, aus diesem Gebietlauschcrsten�, nicht, gleich den conservativen, von junkerlichemStaatssozialis- mus" angekränkrllen liberalen Blätter und Cor- respondenzen. Ueberall Sozialismus, Communis- mus, Unt rgrabung, Umsturz! Greifen wir zum Spaß einmal fnsch in den Schwärm hinein. Da stoßen wir auf Herrn Böhmert's letzten sozia- listemödiertschen Waschzettel: Arbeitsamt! Mit anderen Worten ein Arbeitsministerium. Der Staat soll eiue genaue Arbeitsstatistik beschaffen, den Arbeitsmarkt reguliren, die Versuche der Selbst- Hilfe unter den Arbeitern begünstigen u. s. w. Kurz, sozialistische Forderungen vom reinsten Wasser. Hier dieMagdeburgische Zeitung", Wöhting- Unruh's würdiges Organ. Laßt sehen! Ein Zeit- artikel(Nr. 455), betitelt:Fremde Arbeiter." Er wendet sich gegen die Einfuhr fremder, na- wentlich italienischer Arbeiter und schließt also: Es ist ein noch viel roheres und ungebilde- teres Material(die deutschen Arbeiter werden für das Complment dankbar sein. R. d. B.), welches Uns die großen Arbeiteragenten neuerdings in's Land schleppen, als unsere deutschen Arbeiter. Eine Veredlung der Race wird durch diese Ge- sellschast wahrlich nicht erreicht; man importirt im Gegentheil schlechte Sitten, neue Krankh iten Und stört die normale nationale Entwicklung der Äibeit. Em großer Theil fremden Gesindek« bleibt im Lande, und der momentane Vortheil, irgend ein großes Unternehmen rascher und bil- liger herzustellen, tritt vollständig zurück gegen da« überhandnehmende Vagabondenthum und die allmähliche Verarmung. Die Ersparnisse der Fremden wandern in's Ausland und die verdräng- ten deutschen Arbeitskräste suchen Ersatz im Land- streichen und Stehlen. Auf diese Verhältnisse sollte Man hohen Werth legen und sie einer ein- gehenden Untersuchung unterziehen; man kann sie vielleicht ignoriren, wenn der deutsche Ar- beitsmarkt fremde Kräfte braucht; aber jetzt, wo man über Arbeitsloftgkett klagt und bei- spielsweise in Berlin   allein 80,000 Menschen ohne Arbeit leben sollen, treten sie als eme brennende Frage hervor. Es mag ja schließ- llch auch traurig für den Fremden sein, wenn er in seinem Lande keine Arbeit hat und Deutschland  aufsucht, um arbeiten zu können, und schließlich her Schub heimwärts gebracht wird. Predigen aber etwa unsere getäuscht aus Peru  , Brasilien  >der Rußland zurückkehrenden, halbverhungerten Landsleute nicht auch eine beredte Sprache? Da- rum meinen wir: Herrscht wirklich Arbeits- losigkeit für deutsche Arbeiter in Deutsch  - land, dann muß man die fremden Arbeiter Nach Hause schicken."-- Mit anderen Worten: es soll nicht mehr jedem «inzelnenArbeitgeber" und Unternehmer über- lassen bleiben, sichseine" Arbeiterwaare zu holen, wo er sie am billigsten findet. Kann man sich einen frecherenEingriff in die Rechte des Kapitals" denken? Steckt in diesem unver- schämten, aufUntergrabung" undUmsturz" des ganzen Arbeitsverhältnisses hinzielenden Verlangen nicht der roheste, brutalste Sozialismus? Freilich, dieMagdeburger Zeitung" merkt, welches gefähr- liche Terrain sie betreten hat, und will Alles blos demguten Willen, dem Patriotismus und der Weisheit der großen Arbeitgeber Deutschlands  ", also der Privatthätigkeit überlassen, das sind aber blos Flausen, denndie großen Arbeitgeber Deutschlands  " werden sich für diese Schädigung ihrer Interessen und diesen Eingriff in ihre Rechte schönstens bedanken was jeder mit Handhabung desUmsturz-" oder Untergrabungsgesetzes be- traute Polizist derMagdeburger Zettung" im Hand- und Hals-Umdrehen klar machen wird. Weiter: Professor Biedermann'sAllgemeine Deutsche Zeitung" die kauscherste der kauscheren. Und doch! In Nr. 231 ein langer Artikel der für wirksame Fabrikinspektoren, gesunde Arbeiterwoh- nungen, kurz für ein Arbeiterschutzgesetz plädirt! Nachbarin, Euer Fläschchen. Wenn die Eulen- burg'sche Auffassung durchdringt, und dasSoz-a- ltstengesetz" rückwirkende Kraft bekommt, wird die Deutsche Allgemeine Zeitung" wegen dieses Ar- tikels unfehlbar verboten. Professor Biedermann hätte es also gar nicht nöthig gehabt, durch eine förmliche Empfehlung derNeuen Gesell- schaft"(in Nr. 232) das schon volle Maß zum Ueberlaufen zu bringen. Und wenn das am grünen Holz geschieht, wie erst am dürren! Kurz, der Strick des Umsturz- und Unter- grabungsgesetzes ist für Jeden gedreht, denman" des Stricks Werth hält. Herr Lasker kann ruhig sein. Die Jahresberichte der preußischen Fabrikinspektoren. Gemeinhin wird angenommen, das deutsche Fabiikwesen habe zu so bösen Erscheinungen nie- mals geführt, wie sie in den industriellen Ländern des Westens, in Frankreich   und England, Gegen- stand weitverbreiteter Klagen geworden; wir erfahren jedoch aus den Zeugnisten de> Fabrikinspektoren aufs Neue, daß die Ausführung der Vorschriften über Frauen- und Kinderarbeit, über Schutzvorrichtungen gegen Unglücke e und über die Haftoe: pflichtung der Arbeitgeber selbst da, wo es seit Jahren Fabrik- Inspektoren giebt, noch im weiten Felde liegt und daß Dinge, welche die englischen Fabrikgesetze längst unmögl'ch gemacht haben, bei uns nicht nur täglich vorkommen können, sondern in sehr zahlreichen Fällen wirklich vorkommen. In den östtlchen Pro- vinzen Preußens b finden die Schutzvorrichtungen gegen Maschinenunfälle sich z. B. meist in so pri märem Zustande, daß die Behauptung aufgestellt wird, ein Viertheil bis ein Drittheil aller Unglücks- fälle sei auf Rechnung der mangelhaften Beschaf- fenheit der Fabrikeinrichtungen zu setzen; Vorkeh- rungen gegen die gesundheitsschädlichen Einwir- kuugen von Hitze, Staub und giftigen Dämpfen glänzen nicht nur in diesen an und für sich un- günsiig gestellten und schwer zu beauffichtigenden Theilen Preußens, sondern auch an anderen Orten durch vollständige Abwesenheit und die ungünstige Lage, in welcher viele Zweige unserer Industrie sich zur Zeit befinden, lassen die Hoffnung auf Nachholung des Versäumten auch da als eine nur sehr entfernte erscheinen, wo den bezüglichen An- trägen der Fabrikinspektoren nicht eben böser Wille entgegengesetzt w rd. Aus den industriösen Be- zirken der Rheinlande wird vornehmlich über den traurigen Zustand der Arbeiterwohnungen geklagt, deren Beschaffenheit sanitärisch und moralisch gleich ungünstig wirkt und vielfach an die Schilderungen erinnert, welche in früherer Zeit von den Arbeiter- quartieren Sheffields und Manchesters entworfen worden. Gegen die Vorschriften über Frauen- und Kinderarbeit wird in manchen Bezirken ein organisirter Krieg geführt und von vielen Arbeit- gebern alles Denkbare gethan, um die AufstchtS- beamten über das Vorhandensein jugendlicher Ar- beiter zu täuschen; an den einen Orten sucht man vornehmlich die Gesetze über das Lebensalter zur Beschäftigung zugelassener Kinder zu umgehen, an anderen ist nicht einmal der Anfang dazu ge- macht worden, die Arbeit so zu organisiren, daß die Vorschrift über die Zahl der gesetzlichen Arbeits- stunden in Ausführung gebracht werden kann an wieder anderen Orten werden jugendliche Ar- beiter zu Beschämungen herangezogen, die den- selben seit länger als zwei Jahrzehnten(auf Grund der Minist.-Verf. vom 12. August 1854) ausdrück lich untersagt sind. Wesentlich ungünstig ist endlich das Zeugniß, welches der Mehrzahl der Verträge ausgestellt wird, welche von den Arbeitgebern mit Unfall-Bersicherungs-Gesellschaften geschlossen wor- den und denen von den Aufsichtsbeamten nach- gesagt wird, daß sie auf möglichste Herabdrückung der den Arbeitern zustehenden Forderungen und Bürger auf Erschwerung der bezüglichen Rechtsverfolgung Hausdiener gerichtet seien. Auch in dieser Rücksicht ist es' häufig vorgekommen, daß man den Aufsichtsbeamten den wahren Sachverhalt und die Kenntniß der einzelnen Borgänge zu verheimlichen versucht hat. Wenn Dinge", so meint der gewiß unver- dächtigeHamburgische Correspondent",wie die berührten, an dem grünen Holz seit Jahrzehnten beaufsichtigter Landschaften noch heute möglich sind, wie mag es da in unbeaufsichtigten Ländern, z. B. in den von Fabriken überfüllten, dicht bevölkerten und sprüchwörtlich armen Bezirken des sächsischen Voiztlandes, Thüringens  , Hessen  -Darmstadts u.s.w. aussehen? Es ist hohe Zeit gewesen, daß dem Zustande der Aussichtslosigkeit der Fabriken in diesen und anderen Theilen Deutschlands   durch die Gesetzgebung endlich ein Ende gemacht und die Einführung des Fabrik Jnsprktorats bereits für den Beginn des nächsten Jahres in Aussicht ge- nommen worden ist und wird es, nach den in Preußen gemachten Erfahrungen, doch noch min- bestens ein Jahrzehnt dauern, ehe den an und für sich so bescheidenen Forderungen unserer beut- schen Fabrikgesetzgebung auch nur der Hauptsache nach genug gethan worden. Den für den laufen- den Monat angekündigten Vorschriften des Bundes- raths über die Normen der den Fabrik-Jnspektoren zu ertheilenden Instruktionen wird überall da mit Interesse entgegengesehen werden, wo man sich der Bedeutung des neuen Instituts für die künftige Gestaltung unserer Arbeiterzustände auch nur an- nähernd bewußt ist." Dasselbe Blatt deutet an, daß, wenn dem Aus- nahmegesetze die vielen Arbeitervereinigungen, welche die Arbeitsverhältnisse zu Gunsten des Ar- beiters regeln wollen, zum Opfer fielen, daß dann die ganze Beaufsichtigung des Fabrikwesens allein auf den Schultern der Fabrikinspektoren ruhe, die sich aber unter den gegenwärtigen Bedingungen dafür als viel zu schwach zeigen würden. Dadurch aber wird zur Evidenz erwiesen, und dies rufen wir dem Reichstage vor der Entscheidung noch zu, daß das geplante Aus­nahmegesetz gegen eine sozial-politische Strö- mung gerichtet scheint, daß dasselbe aber in Wirklichkeit die gesammte Arbeiterklasse in unerhörter, schädigender Weise trifft, also ein Klassengesetz in des Wortes vollster Beden- tung ist. Wer erregt also Klassenhaß? So fragen wir die Herren von Bismarck   und Lasker  . Aus Berlin  . -- 5. Ostober. lieber die sogenannte hohe Politik bringen Sie ja aus der Reichshauptstadt die wichtigsten Punste selbst, so daß ich mich für heute und zwar um so mehr auf allerleiVermischtes" beschränken kann, da die einzige schwebende Frage der innern beut- schen Politik, das geplante Ausnahmegesetz, im Vorwärts" fortwährend die gebührende Würdigung gefunden hat. Großes Aufsehen machen hier die Erhebungen, welche der Minister des Innern über den Raum- inhalt derjenigen Berliner   Wohnungen veranlaßt hat, in welchen sogenannteSchlafburschen" oder besser gesagt Schlafleute gehalten werden. Man hat in kleinen Zimmern nebst daran stoßender kleiner Küche oft 3, 1014 Personen zusamm-n- gepfercht gefunden und hat Zustände der Eatfitt- tichung dabei entdeckt, die aller Beschreibung spotten. Vater, Mutter, erwachsene Söhne und Töchter, mit ihren resp ktiven Bräuten oder Bräu- tigams, halberwachsene Burschen und Kinder theilten gemeinschaftlich ein und dasselbe Zimmer zum Wohnen und Schlafen. Recherchirende Beamte wurden von dem Dunst, der ihnen aus diesen Höhlen entgegenströmte, ohnmächtig, und es bedurste erst einer längeren Lüftung derWoh- nungen", ehe solche betreten werden konnten. Selbst in Bodenverschlägcn, die nur durch Latten ge- schlössen sind, also Jedermann Einficht gewähren, wurden ganze Familien mit Schlafburschen an- getroffen. Verbrecher als Schlafburschen und unschuldige Kinder als deren Schlafgenossen, lösen zum Theil die Frage nach den Ursachen der unsere Änklagebänke besetzenden jugendlichen Angeklagten. Diesen Zuständen will man dem Bernehmen nach durch eine Polizeiverfügung entgegenwirken, welche ein Mindestmaß von Räumlichkeit als Borbedin- gung für das Halten von Schlafleuten statuiren soll.Soweit es fich um jene Massenquartiere handelt, in denen gegen einen Entgelt von 5 oder 10 Pfennig Dutzende von Menschen beider Ge- schlechter und jeden Alters für eine Nacht ein Unterkommen finden", bemerkt dasTagbl." dazu, muß das Bemühen der Behörden von der Bürger- insbesondere Unterbeamte, Gesellen, Kutscher u. s. w. getroffen werden, denen die Aufnahme von ein oder zwei Schlaf- leuten allein das Halten einer Wohnung ermög- licht, in welcher sie bei Tage wenigstens mit ihrer Familie hinreichenden Platz haben, während sie des Nachts mit den Ihrigen in Küche und Kammer schlafen und sie das Wohnzimmer den Schlafleuten überlassen. Wollte man diese Familien außer Stand setzen, Schlafleute zu halten, so würde man sie zwingen, kleinere Wohnungen aufzusuchen, in denen sie womöglich auch bei Tage beengter wären, als dies jetzt zur Nachtzeit der Fall ist. Die Schlafstellen aber würden erheblich vertheuert werden und es würde nach allen Richtungen mehr Nachtheil als Segen gestiftet. Auch hier handelt es sich wieder um ein Kapitel der sozialen Frage, deren Lösung in allen ihren Theilen große Schwierigkeiten bietet, welche nur durch die sorg- fältigste Erwägung ausgeglichen werden können." Wie ich übrigens aus Erfahrung weiß, find die Wohnungsverhältnisse auch in den übrigen großen Städten Deutschlands   bei der ärmeren Bolksklasse fast unerträgliche; so hat auch der be- kannte und pflichttreue Fabrikinspektor Wolff zu Düsseldorf   im dortigen Jndustriebezirk über geradezu schaudererregende Einzelheiten in Bezug auf das Schlafburschenverhältniß berichtet. Wir haben da ein Stück sozialer Frage vor uns, dessen Lösung schwieriger ist, als brutale Ausnahmegesetze zu machen. Da ist wieder das fatale Wort: Ausnahme- gesetz. Dasselbe bringt mich auf den Professor Gneist, auf diesen unvergleichlichen Volksvertreter, der einstmalsmit einem Beine auf der Tribüne, mit dem anderen Beine auf der Barrikade stand." Derselbe hat nämlich jetzt eine Broschüre über das Ausnahmegesetz geschrieben, in welcher er meint, es handle sich vorzüglich um die Frage, ob Justiz- oder Verwaltungsgesctz? Er beantwortet dieselbe dahin, daß nur ein Verwaltungsgesetz, eineReichspolizeiordnung gegen die sozial- demokratischen Elemente der Presse und des Bev- einswesens' am Platze sei. Diese Polizeiordnung bedürfe mehr wie jede andere eines einheitlichen Organs der Ausführung unter Verantwortlichkeit gegen die höchste Staatsgewalt. Die Befugnisse, welche die Einzelregierungen durch das Sozia- listengesetz erlangen, seien indeß keine Ausflusse ihrer normalen Polizeihsheit, sondern eine außer- ordentliche, über die Grenzen der Landesverfassung hinausgehende(dictatorische) Gewalt, die nach der heute bestehenden Bundesverfassung das Reich allerdings ertheilen könne. Bei dieser Sachlage, meint Gneist, wäre es auch Wohl keine allzu große Zumuthung gewesen, diese außerordentliche Polizei- ordnung unter die unmittelbare Verwaltung des Reiches und unter die politische Verantwortlichkeit des Reichskanzlers zu stellen, wodurch der Reichs- tag ein Recht der verfassungsmäßigen Controle ge- Wonnen haben würde. So die Gneist'sche Ansicht. Um nun noch besonders zu zeigen, wie sich das Rechtsbewußtsein dieses Rechtslehrers und Oberverwaltungsgerichtsraths vollständig verwirrrt hat, theile ich Ihnen einen Satz wörtlich aus der Broschüre mit. Gneist sagt:Dieselben wörtlich übereinstimmenden 10 Sätze über die Roth der arbeitenden Klassen und ihre Abhülfe durch Produktivgenoffenschaften zc. bedeuten etwas völlig Verschiedenes in einer Schrift der Richtung Schulze-Delitzsch   oder der Sozial- demokratie." Darauf kann ich allerdings dem Professor Gneist nur eine Antwort geben:Ein Rechtslehrer bedeutet etwas völlig Verschiedenes bei einem ehrenhaften Mann, als bei einem Renegaten." Im Jahre 1874 nämlich schrieb Professor Gneist eine Broschüre:Vier Fragen zur deutschen Strafprozeßordnung" und in diesem Werkchen heißt es wörtlich:Die rechtliche und und sittliche Möglichkeit einer constitutionellen Re- gierung beruht auf der Voraussetzung, daß jeder Unterthan den gleichen Rechtsschutz finde, daß für die Minorität(die schwächeren oder mißliebigen" Parteien und Klassen der Gesellschaft) dasselbe Strafmaß, dasselbe Civilgesetz, das gleiche Maß für Polizei- resolute, Steuereinschätzungen, Militäraus- Hebung zc. gelte, wie für die herrschende Partei." Das also sagte der Rechtslehrer Gneist noch vor 4 Jahren und jetzt der reine Polizei- büttel! Wie sehr der frühere Gneist mit seiner Auf- fassung Recht hat, das geht aus folgender Notiz der hiesigenVolkszeitung" hervor:Das Sozia- listengesetz wirft bereits seine Schatten in einer nicht gerade die Gemüther beruhigenden-Weise voraus. Da« hiesige Poliz-ipräsidium hat dem Vernehmen nach der städtischen Armendirektion die Mittheilung gemacht, daß ein Almosenempfängcr, schaft Berlins   mit Dank aufgenommen werden, ein 74 Jahre alter und kränklicher Mann, Man möge aber vorsichtig sein und nicht der be- der sonst gänzlich mittellos ist, ein Sozialde- treffenden Verfügung eine solche Fassung geben, mokrat und Trunkenbold sei und deshalb seines daß dadurch jene überaus zahlreichen kleinen Erachtens eine Unterstützung aus städttschen Mit-