genommen, entschloß ich mich kur� vor dem Wahl- termin, dieselbe zurückzuziehen in der Meinung, daß zur Aufstellung eines andern Candidaten noch Zeit sei. Ich bemerke hierzu, daß ich dies aus eigenem freien Entschluß that, und daß keinerlei Versuche, auf mich eine Pression auszuüben, ge- macht worden sind. Meine bezügliche Mittheilung an das liberale Wahlcomitö kam demselben ver- spätet zu; insbesondere gelangte, wie ich mich über- zeugt habe, meine bezügliche briefliche Mittheilung erst am Tage nach der Wahl in die Hände des Tomits. Durch Amtsgeschäste genöthigt, meinen Aufenthalt wiederholt zu wechseln, empfing ich die Aeußerungen des Wahlcomit6 ebenfalls zum Theil beträchtlich verspätet, zum Theil und dies gilt von zwei Telegrammen und einem Brief gar Sicht. Infolge hiervon blieb die Zurückziehung meiner Candidatur vorerst unberücksichtigt, und so vereinigten sich am Wahltage so viele Stimmen auf mich, daß mein Name in die Stichwahl kam. Hiervon wurde ich in Paris verständigt. Der nun folgende Meinungsaustausch erlitt abermals die weitestgehenden Verzögerungen, weil mehrere mel- ner Briefe irrthümlich nach Mühlhausen im Elsaß expedirt wurden, wie ich mich heute aus den mir vorgelegten Poststempeln überzeugt habe. Hierdurch entstanden die folgenschwersten Mißverständnisse, sowohl hinsichtlich meiner Absicht, nunmehr in der Stichwahl ausharren und die eventuell auf mich fallende Wahl annehmen zu wollen, als auch hin- fichtlich des vom liberalen Wahlcomitä eingeschla- genen Verfahrens, Mißverständnisse, welche am meisten von mir selbst bedauert werden. Gotha , 28. Sept. 1378. Reuleaux." Diese gewundene, geschraubte Erklärung hat gar keine- Bedeutung. So lange Herr Reuleaux nicht erklärt, weshalb er seine Candidatur zu- rückgezogen hat, glauben wir ihm auch nicht, daß keine Pression auf ihn ausgeübt worden sei. Uebrigens ist der einst wegen seines Urtheils über die Ausstellung zu Philadelphia rasch berühmt gewordene Mann, durch sein neuerliches Ducken vor der Macht schnell wieder zu einer politischen Null herabgesunken. Das sächsische Ministerium des In- nern hat nachstehende Verordnung erlassen: Hat infolge des Gewerbebetriebes eine Person das Leben verloren oder eine solche Beschädigung erlitten, daß sie länger als 72 Stun- den an ihrer Arbeit behindert ist, so find die Fabrikbesitzer und Fabrikleiter verpflichtet, der Polizeibehörde und dem Fabrikinspektor davon An- zeige, und zwar im elfteren Falle sofort, im letz- teren spätestens vier Tage nach Eintritt des Un- falls zu erstatten. Unterlassen dieser Anzeige wird mit den in§148 der Reichs- Gewerbeordnung an­gedrohten Strafen(Geldstrafen bis zu 150 Mk.) geahndet. Die Polizeiobrigkeiten haben die ihnen obliegende Prüfung von Fabrikanlage n einschließlich der Wasser-Zu- und Ableitungen, unter Mitwirkung der Fabriiinspektoren vorzu- nehmen, auch dieselben in Fällen, wo die Errich- tung oder Verlegung von Anlagen nur unter ge- wissen Bedingungen gestattet wird, von letzteren in Kenntniß zu setzen. Jede über einen in Fa- briken vorgekommenen Unglücksfall oder sonst den Wirkungskreis der Fabriiinspektoren berühren- den Vorgang erstattete Anzeige ist den letzteren mitzutheilen, auch die Theilnahme derselben bei Die von der Reichsregierung einge* setzte Commission zur Äerathung der fängnißarbeit und ihre Rückwirkung aul die Privatindustrie hat folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Die Nothwendigkeit einer produktiven Be- schäftigung von Gefangenen wird von keiner Seite bestritten.(Soll heißen: innerhalb der Commis- fion. Sonst wird dieseNothwendigkeit" einfach besttitten. R. d. ,V.) 2) Dagegen besteht eine erhebliche Verschiedenheit der Anschauungen unter den Betheiligten über die Organisation derarttger produktiver Beschäftigungen, sowie über den Um- fang und die Art des industriellen Betriebs in den einzelnen Anstalten und über den dadurch herbeigeführten Einfluß auf das freie Gewerbe. 3) Klagen kommen ganz besonders dort zum Aus- druck wo, in Verbindung mit dem in Norddeutsch- land' vorherrschenden System der Arbeiterverbin- dung, ein mehr oder weniger fabrikmäßiger Be- trieb, insbesondere Betrieb mitDampfbetrieb etablirt ist. Umgekehrt hat das System des eigenen Regie- betriebes oder der, je nach den Bedürfnissen[des ®MooIliu9eä leicht löslichen Kundenwirthschaft, zu Beschwerden in der Regel nicht geführt: Die Kletnessenfabrikation in Rheinland und Westfalen , die Couvertfabrikation u. s. w 4) Die von ver- schiedenen Seiten behauptete und mehrfach bestä- tigte geringere Qualität bezw. die geringeren Preise der in Gefängnissen gefertigten Maaren scheinen weniger eine Folge der Sträflingsarbeit als solcher, als vielmehr der Organisation dieser Arbeit zu sein. Auf Grund dieser Ermittelungen bezw. Erwä- gungen erachtet die Commission folgende Geftckts- punkte für wesentlich: 1) Bei Beschäftigung von Gefangenen ist neben dem in erster Linie stehenden Zwecke des Straf- Vollzuges weder dem Erwerbs-, noch dem fiska- tischen Standpunkte ein überwiegender Einfluß zu- zuerkennen. Schon dadurch werden verschiedene Beschäftigungsarten, wie z. B. Cigarrenfabrika- tion, Goldleistenfabrikation, wegen der dabei nahe- liegenden Lockerung der Disziplin sich mehr oder weniger von selbst verbieten. 2) Es empfiehlt sich ferner eine möglichste Vielgestaltigkeit der Betriebs- zweige in jeder einzelnen Anstalt. 3) Es erscheint zweckmäßig, die Herstellung von Bedarfsartikeln für öffentliche Zwecke den Gefangenanstalten zu- zuweisen. Dahin zählen beispielsweise Lieferungen für Berkehrsanstalten, Gerichts- und Verwalwngs- den darauf anzustellenden Erörterungen soweit nöthig in Anspruch zu nehmen. Ueber den Erfolg der von den Fabrikinspektorcn an die Polizei- behörden gelangenden Anzeigen oder Anträgen ist den ersteren Mittheilung zu machen." Es ist nur zu wünschen, daß diese Verordnung auch streng durchgeführt werde. Die Gesetze und Verordnungen, welche den Schutz des Arbei- ters zum Zweck haben, pflegen bekanntlich nach dem amtlichen Eing-ständniß der preußischen Fabrik- inspektoren sich dadurch auszuzeichnen, daß sie in wesentlichen Punkten nicht, oder sehr lax ge- habt werden. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß man in verschiedenen deutschen Bundesstaaten, z. B. in Bayern , noch gar nicht daran gedacht hat, das Institut der Fabrikinspektoren ein- zuführen. Wenn sich's um eine neue Mordwaffe handelte, würde man es sicherlich eiliger haben. Vom 1. Januar 1879 an müssen übrigens in ganz Deutschland Fabrikinspektoren nach der neuen Ge- werbeordnungsnovelle eingeführt werden. Zum Frevel der Entwaldung. Der Staatssozialist" greift dasheilige Eigenthum" in einer Weise an, daß er später sicherlich dem Ausnahmegesetz verfallen würde. Vernünftige Leute, Männer, die Vaterland und Volk lieben, geben ihm aber recht, wenn er die von uns oft genug ausgesprochene Ansicht folgendermaßen reproduzirt:Noch viel mehr als auf dem Ge- biete des Verkehrswesens offenbart sich auf dem Gebiete der Forstkultur die Ohnmacht und Ge- meinschädlichkeit der Selbsthilfe, des Jndividua- lismus, des Lmisser> kaire. Wohin man blickt, treten die furchtbarsten Unglücke in Folge der fre- velhaftesten Waldverwüstungen hervor. China ver- dankt seine Dürre und in deren Folge seine Hungersnoth hauptsächlich seinen Entwaldungen. Auf Cypern haben sich Klima und Fruchtbarkeit verschlechtert durch den Pascha-BandaliSmus, der mit seinem herrlichen Waldbesitz unter der Türken- Herrschaft getrieben ist. Welche Verheerungen haben die Ueberschwemmungen nicht schon in Frantreich aus gleichen Ursachen angerichtet! Selbst der un- geheure, durch Jahrtausende vor der Axt geschützte Waldreichthum Amerikas wird ein Opfer des mör- derischen Uaisser-kaire-Leichtsinns. In Folge dessen steigt nicht nur die Ungesundheit des Klimas, fon- dern einzelne Gegenden beklagen sich bereits über eine merkliche Abnahme der Fruchtbarkeit. Distrikte, welche früher Pfirsiche zogen, müssen schon auf auf deren Kultur verzichten. Ja, besorgte, aber ungehörte Stimmen verkünden bereits den Tag, wo dort auch die Weizenkultur aufhören wird. In Deutschland ist auch viel gesündigt worden. Noch ist bei uns nicht Alles, was noch an Wald vorhanden, gehörig geschützt und noch nicht Alles, was verwüstet, wieder angepflanzt. Doch im Ver- gleich zu anderen Ländern ist unsere Forstkultur weniger der Privatwillkür und der fiskalischen Finanzausbeutung ausgesetzt. Sehr schlimm steht «s in dieser Hinsicht mrt Oesterreich . Die schreck- liche Heimsuchung, welche Tirol kürzlich durch eine Ueberschwemmung erfuhr, ist lediglich auf die Ent- Holzung der Gebirgsketten zurückzuführen. Obschon dort seit Jahren warnende Stimmen ertönten, ließ es der Staat geschehen, daß zwei große Privat- besitzer in Tauffer die vorhandenen Waldreste niederschlagen ließen. Was zwei Spekulanten in Ausnutzung ihres geheiligtenPrivatcigenthums" behörden, Militär u. f. w. 4) Ferner ist anzu- streben die Schaffung von selbstständigen Straf- anstaltscollegien, in welchen neben dem Juristen, dem Verwaltungs- und Finanzbeamten, dem Arzte und dem Geistlichen, auch den Vertretern von Handel und Gewerbe Sitz und Stimme, etwa nach dem Vorbilde Württembergs, eingeräumt wird; endlich ist 5) die Herausgabe periodisch ein- gehender Veröffentlichungen über Art und Umfang der Beschäftigung von Gefangenen unter Anbah- nung gleichheitlicher Grundlagen über die Prinzi- pien dieser Veröffentlichungen in den verschiedenen Bundesstaaten geboten. Die Petroleumlampe tritt jetzt bei den längeren Abenden wieder vielfach in Funktion, und gerade die gegenwärtige Jahreszeit ist es, wo wir alljährlich von einer großen Anzahl Petro- leumlampen-Explosionen hören, zum Theil mit recht unglücklichem Ausgange. Die Sache ist auch leicht erklärlich; denn Petroleum, welches monatelang ruhig auf der Lampe gestanden, hat inzwischen ungewöhnlich viel Naphtha entwickelt, das nur des geringsten Anlasses harrt, um sich explosibel entzünden zu können! Man thut daher gut, dem- selben vermittelst Oeffnen des Bassins erst Luft zu verschaffen.! Fernermußnach längerer Ruhe einneuer Docht in die Lampe gezogen werden, da der alte Docht inzwischen filzig und hart geworden ist, und daher schlecht ansaugt und kohlt. Ein kohlender Docht aber leuchtet schlecht, vcrblakt mehr Petro- leum als ein neuer und verdirbt die Atmosphäre so, daß besonders Lungenleidende gar nicht darin athmen können. Daß die gründliche Reinhaltung bei einer Petroleumlampe überhaupt die erste Be- dingung ist, um Explosionen zu verhüten, so darf auch nicht vergessen werden, den Brenner von allen in ihm sitzenden Schnuppen zu befreie«, denn jede Schnuppe zieht die Flamme nach unten, erhitzt so das Bassin und bringt das Petroleum auf diese Art leicht auf eine Hitze von 53 Grad Reaumur, bei dem es um so eher explodirt, je schlechter, d. h. je weniger gereinigt es überhaupt ist. Je gereinigter das Petroleum ist, desto besser leuchtet es und desto sparsamer verbrennt es; da? beste wird also auch hier, wie in vielen anderen Fällen, immer das billigste. ihren Kassen an Gewinn zuführten, mußten zahl- reiche Menschen mit ihrem Leben, andere mit ihrer ganzen Habe büßen. Das sind die Folgen des durch das Manchesterthum überspannten Eigen- thumsbegriffs! Das Recht des Privateigenthums hört auf, wo sein Mißbrauch und seine Gefährlich- keit für die Allgemeinheit beginnt. Hier hat der Staat die Gesammtheit gegen die Einzelnen zu schützen." Daß der Wald in allen civilisirten Ländern nicht schon längst Staatseigenthum ist, hat wohl lediglich seinen Grund darin, daß die modernen Staatsmänner nichts von der Wald- und Forst- wirthschaft verstehen und daß sie selbst in den Banden der Privatkapitalherrschaft liegen. Etwas für die deutsche Reichsregie- rung, die sich auf französische Verhältnisse in ihren Ausnahmegesetzmotiven beruft. ImNa- tional", einen vom Minister des Innern iuspi- rirten Pariser Blatte, wird den Reactionären ver- kündet, daß die Geduld der Regierung bald auf- höre. Es heißt da: ES gilt dem allgemeinen Stimmrechte Wort zu halten. Das allgemeine Stimmrecht duldet aber nicht, daß man ihm täglich neue Katastrophen und, furchtbare Kataklysmen prophezeit. Es ver- langt, daß die öffentlichen Aemter aller Grade Bollwerke gegen die Faktionen und nicht Zufluchts- örter für die Faktionsmänner sind. Es will nicht eine systematische Verfolgung seiner Gegner in Scene setzen, aber ihnen allen den Einfluß ent- ziehen, über welchen sie noch verfügen. Es ver- langt nicht von den Richtern, daß sie die Car- magnole tanzen oder das ira! fingen. Aber es spricht ihnen das Recht ab, das Gesetz, so oft es sich um Republikaner handelt, in barbarischer Weise zu bandhaben. Es achtet die Religion und ist bereit, den Priestern ihren Platz unter Gottes freiem Himmel einzuräumen; aber den politischen Tartüffe's will es das Haus nicht preisgeben. Diese Ansprüche nennt die monarchische Presse re- volutionär, demagogisch. In Gottes Namen! Die Beiwörter haben nicht die Macht, die Natur der Dinge selbst zu ändern, und unsere Feinde mögen noch so laut schreien, sie werden die Na- tion nicht verhindern, als wahre Conservative Diejenigen anzusehen, welche die gesetzlichen Einrichtungen des Landes erhalten wollen, und als wahre Revolutionäre Diejenigen, welche dieselben ohne Unterlaß und mit allen Mitteln angreifen." Die gesetzlichen Einrichtungen Deutschlands werden bei jeder Reichstagswahl, wie die Wahl- Prüfungen im Reichstage zeigen, von zahlreichen Regierungsorganen angegriffen; die gesetzlichen Einrichtungen unseres Landes werden gegenwärtig von der Reichsregierung und von einigen reaktiv- nären Parteien im Reiche durch ein Ausnahme- gesetz bedroht. Wo sind also die Demagogen? In vortrefflicher Weise zeigt unser Wiener Parteiorgan, derSozialist", die Folgen des Ausnahmegesetzes. Das Blatt schreibt: Die freudige Zustimmung, deren sich das Aus- nahmegesetz seitens der Ausbeuter aller Rangstufen erfreut, belehrt uns über den wahren Zweck, den diesesGesetz" verfolgt; es handelt sich nicht um den Schutz der angeblichenmoralischen Ordnung", sondern es handelt sich um den Schutz der Aus- beutung, der durch die sozialistischen Ideen die Quellen verstopft werden; es handelt sich um die Aufrechterhaltung der Herrschaft des Menschen über den Menschen, der die Ursache aller Un- gerechtigkett und aller Unsittlichkeit ist; es handelt 1««um cic fortgesetzte geistige Bevormundung des Volkes durch Einzelne, aus der die Kriege und die Roth und das Elend entspringen. Das was {" J�Pev Staat und in der heutigen Gesell- schaft Anspruch auf Moral machen kann, wird durch den Sozialismus nicht bedroht; die Ehe, die Familie, das Eigenthum sollen durch ihn erst auf ihre wahren sittlichen Grundlagen zurückgeführt werden, von denen eine dem brutalsten Egoismus huldigende Gesellschaftsentwicklung immer mehr abgelenkt hat. Der Sozialismus bedroht nicht die Ehe, sondern die Prostitution, nicht die Fa- Mine, sondern die das Familienleben zerstörende Frauen- und Kinderarbeit, nicht das Eigenthum, sondern dessen Zerrbild, das Privatkapital. Das was moralisch und human in der bestehenden Ge- sellschaft ist, findet seinen Schutz nur in der Ver- wirklichung des Sozialismus das was un- moralisch ,st. was wider die Gerechtigkeit und die Gleichheit der Menschen verstoßt, findet seinen Schutz im Ausnahmegesetz. Das Sozialisten- gesetz ist das letzte Aufgebot des Staates und der heutigen Gesellschaft im Kampfe gegen die neue Welt. Der Kampf wird schwer, wird reich an Opfern, wird wechselvoll sein aber der endliche Sieg gehört uns, der Partei der Zukunft, denn die Sittlichkeit, die Gerechtigkeit, das Glück der Menschen sind nur durch unsere Ideen zu ver- wirklichen." i a Auch wir wissen, das mögen sich die Herren m Berlin gesagt sein lassen, daß der endliche Sieg, und nicht in allzugroßer Ferne, unser sein wird! �7 In Bezug auf die sjüngste Polizei- razzia in Paris und denaufgehobenen" Arbeitercongreß liegen uns heute zwei Er- klärungen vor, die eine von Schumann in der Londoner Daily News" veröffentlicht, die andre von Guesde in der PariserLaterne". Erstere lautet: Erlauben Sie mir, die Spalten Ihres Blattes zu der Mittheilung an meine Freunde zu benützen, daß ich heute Morgen um halb 2 Uhr an der französischen Grenze in Freiheit gesetzt worden bin. Wie den Lesern Ihres Blattes bekannt ist, wurde ich am 5. September verhastet, weil ich, gleich vielen Anderen, eine Einladung zu einer Pcioak- Zusammenkunft in Paris angenommen hatte. Ich war seitdem in einer Zelle des Mazas-Gefänz- nisses eingesperrt, und bin jetzt, nach mehr als dreiwöchentlicher Haft, aus Frankreich verbannt, ohne auch nur den Schein eines gerichtlichen Ur- thefls, weil der Minister des Innern, Herr von Macäre der Anficht ist, daß meine Anwesen- heit aus französischem Boden geeignet sei, die öffentliche Sicherheit zu gefährden(äo oompromettrs la suretö publique). Den 29. Sep­tember 1878. Fritz Schumann, zum franzöfi- schen Arbeitercongreß delegirt von der sozialistischen Partei Dänemarks , und von der Internationalen Arbeiter-Union in London ." Die Erklärung des Redakteurs derEzalitö" hat folgenden Wortlaut: Herr Redakteur! Nach 20tägiger Zellenhaft vorläufig(proviaoirement) in Freiheit gesetzt, glaube ich, ohne dem Ausgang des eingeleiteten Gerichtsverfahrens irgend vorzugreifen, mich einer schweren Pflichtversäumniß schuldig zu machen, wenn ich nicht meinen Protest dem meiner Col- legen gegen die materielle Verhinderung des inter - nationalen sozialistischen Arbeitercongresses hinzu- fügte. Ich Protestire ferner gegen die in seiner Woh- nung erfolgte Verhaftung Karl Hirsch's, der sowohl der Vorbereitung des Congresses, als dem Congresse selbst vollkommen fremd geblieben ist, und durch dessen, sich verlän- gern de Einsperrung eine sich französisch nennende Regierung in sehr sonderbarer Art ihren Dank für die muthige Opposition abstattet, welche Hirsch und die deutschen Sozialdemokraten im Jahre 1871 der durch Flintenschüsse bewirkten Annexation von Elsaß-Lothringen entgegensetzten. Ich protestire außerdem, und persönlich: 1) Gegen meine Verhaftung auf offener Straße, ein Verfahren, doppelt ungesetzlich, weil das Vergehen, das einzige, dessen ich damals überhaupt beschuldigt war, das Vergehen uner- laubter Versammlung, eine solche Maßregel nicht rechtfertigte, und weil der einfache Durchsuchungsbefehl, kraft dessen ich fest- genommen ward, nicht willkürlich zu einem Haftbefehl erweitert werden konnte; 2) Gegen die Haussuchung, die nächtlicher Weile in meiner Wohnung von halb 10 Uhr Abends bis halb 3 Uhr Morgens vorgenommen ward, entgegen dem Gesetz, welches das Lager unserer Frauen und die Wiege unserer Kinder von Eonnenuntergang bis Sonnenaufgang gegen den Einbruch der Polizei schützt; 3) Gegen die Beschlagnahme und Wegschaffung meiner Papiere, ohne daß ein Siegel an- gelegt, oder überhaupt irgend eine Garantie gegen Mißbrauch, Verletzung, Verschleppung, Veränderung u. f. w. derBeweisstücke" getroffen worden wäre; 4) Gegen die ungesetzliche Verzögerung meines ersten Verhörs pro korma, das erst 25 Stunden nach meiner Verhaftung statt hatte (die äußerste gesetzliche Frist sind 24 Stunden); 5) Gegen die Handschelle oder die Hand- schellen, mit denen man mich zweimal öffentlich beschimpft hat: das erstemal, als man mich, wider meinen Willen, vor den gerichtlichen Photographie-Apparat schleppte ein Verfahren, das schon gemeinen Verbrechern gegenüber ungesetzlich, einem politischen Angeklagten gegenüber aber ge- radezu monströs ist; das zweitemal, als ich zum Untersuchungsrichter geführt ward. Indem ich mir diejenigen Schritte vorbehalte, welche nöthig sind, um dem verletzten Recht Genug- thuung zu verschaffen, denunzire ich diese Reihe von Gewaltthätigkeiten und Ungesetzlichkeiten, deren Opfer und Zeuge ich gewesen bin, allen ehrlichen Leuten ohne Unrerschied der Klasse und der Mei- nung. Jules Guesde , Delegirter zum internatio- nalen sozialistischen Arbeitercongreß."(Ohne Da- tum; die Nummer derLaterne", in welcher die Erklärung steht, ist vom 2. Oktober.) Wir können die Angabe Guesde's , daß Hirsch mit dem Congreß nichts zu thun hatte, nur be- stätigen, und hinzufügen, daß Hirsch sogar ein entschiedener Gegner des ganzen Congreßprojekts war und sich deshalb mit Guesde etwas über- warfen hatte. Wie wir hören, sollen auf Requisition der deutschen Gesandtschaft in Paris die in Hirsch's Wohnung gefundenen Papiere von den franzöfi- schen Behörden nach Berlin geschickt worden sein. Es wäre dies ein Beweis sehr freund- nachbarlicher Gesinnung, der indeß unserer, um Material" für das Ausnahmegesetz verlegenen Reichsregierung nur eine schwere Enttäuschung, und vielleicht Schlimmeres bereiten wird. Sozialistischer Sieg in Belgien . Trotz der widerrechtlichen Streichungen von sozialistischen Wählern zum Gewerbegericht in Gent haben die Sozialisten gesiegt und sechs ihrer erprobtesten Genossen, darunter auch unsere verurtheilten Freunde Verbauwen und Paul de Witte, und ebenso drei sozialistische Ersatzmänner in's Ge- werbegcricht gewählt. Das Siegesrcsultat wurde mit stürmischem Jubel und dem Gesang der Mar- seillaise und dem kräftigen VolksliedHet Kanalje" begrüßt. Genosse P. Lossau, der frühere Redakteur derSüddeutschen Volkszeitung", ist vom Schwur- gericht zu Eßlingen in Württemberg wegen Ver- letzung des§ 131 des Strafgesetzbuchs(Verhöhnung von Staatseinrichtungen) zu fünf Monaten Ge- fängniß verurtheilt worden. Unsere Stuttgarter Genossen Schuller und Neumann sind vom Württembergischen Schwurgericht wegen Verletzung des§ 131 des Strafgesetzbuchs zu sechs resp. drei