ferneres, Krankheiten erzeugendes Moment dieNachtarbeit. Die Nacht toll der Ruhe gewidmetsein, so schreibt es die Natur vor, und ein An-kämpfen gegen die bestehenden Gesetze der Naturmuß selbstverständlich übte Folgen nach sich ziehen.Es ist daher nicht zu verwundern, daß der Todunter den Bäckern eine reichlichere Ernte hält, wiebei den meisten anderen Gewerken.Unwillkürlich fragt man sich: was ist gegendiese, das Leben und die Gesundheit der zahl-reichen Bäcker und Kellner bedrohenden Zuständezu thun? Leider ist eine gänzliche Abänderungderselben nicht möglich. Der Egoismus der Hotel-besitzer und die süße Gewohnheit vieler Menschen,die, unbekümmert um die Wohlfahrt ihrer Mit-menschen zum Morgenkaffee ihr frisches Brot habenwill, stehen der gänzlichen Abschaffung dieser trau-rigen Einrichtungen hinderlich im Wege. Aberdoch wäre es wohl möglich, ähnlich wie bei denanderen Berufszweigen, eine Verbesserung herzu-stellen, wozu aber ein einmüthiges Vorgehen särnmt-licher Kellner, sowie der Bäcker erforderlich wäre.Sozialpolitische Uebersicht.Berlin, 18. Oktober.(Reichstag.) DritteLesung des Sozialisten-gesetzes. Das Opfer ist vollbracht— die altenGriechen pflegten m ihren Tragödien die Mordehinter der Bühne zu verüben. Der deutsche Reichs-tag bat dieses Beispiel nachgeahmt und die deutscheFreiheit, das heißt was man so nannte, hinterder Bühne in den gestrigen Fraktionsconferenzengeschlachtet. Der„Compromiß"— offizieller Ausdruck für eine derartige Abschlachtung— bestehtdarin, daß die§§ 6 und 16, mit dem was drumund dran hängt, wesentlich in der Commissions-fassung angenommen worden, nur mit der. V er-schärfung, daß in§ 16 die Ausweisung jedes„Agitators" auch aus dem Wohnorte dann ver-fügt werden kann,„wenn er denselben nicht be-reils seit sechs Monaten inne hat". Hat er ihnlänger inne, dann braucht nur der„Civilbelage-ruugszustand" verkündet zu werden und— dieSache ist gemacht.Außerdem wird das Wörtchen„sofort" in demSchlußparagraph, das zu einigen Illusionen Anlaßgab, ersetzt durch das, Mißverständnissen nicht aus-gesetzte mit dem Tage der Verkündigung".Die Debatte der dritten Lesung, welche heuteum halb 12 Uhr begann, hat unter solchen Um-ständen nur eine formelle Bedeutung.In der Generaldebatte sprachen Schorlemer-Alst(sehr scharf und elegant, wie immer), Kar-dorff, Liebknecht(in längerer Rede, die u. A.das Berhältniß Bismarck's zur Sozialdemokratieweiter beleuchtete), Helldorf, Schulze-Delitzsch(der sich abquälte, den„Herrn" Lassalle zu wider-legen—, der todte Schulze gegen den lebendigenLassalle!), und schließlich Lasker, der seinenpolitischen Selbstmord zu constatiren für nöthigfand.Die Generaldebatte dauerte bis 3«4 Uhr.Trotz der vorgerückten Tageszeit wird in dieSpezialdebatte eingetreten.Der Pole Magdzinski und der Däne Kryger,die sich beide zur Generaldebatte gemeldet hatten,brachten, vielfach vom Präsidenten und dem Hausunterbrochen, Proteste gegen das Gesetz und dessenAusdehnung auf die polnischen Landestheile undNordschleswig.Sonst kam Niemand zum Wort.Ein Schlußantrag wurde angenommen, eheeine Silbe über§ 1 gesprochen war. Offenbarist beschlossen, die dritte Lesung Hals über Kopfvorzunehmen und um jeden Preis morgen zuvollenden.Ein Denkmal für Seume.Achtzehn Herren, darunter sieben Professoren,ein Geh. Hofrath und Herr F. Th. Bischer inStuttgart, be— kannt durch seine Rede im Königs-bau daselbst nach dem deutsch-französischen Krieg,in der er den Krieg als Bildungsinstitut verHerr-lichte— diese achtzehn Herren also haben imvorigen Jahre einen Aufruf zu einem Denkmalfür Seume erlassen. Sie kommmen zwar etwasxost feBtum, denn Seume ist bereits 1810 ge-storben, doch ist leicht zu beweisen, daß diesemDichter vor allem ein Denkmal gebührt.Seume ist in jeder Zeile Kämpfer mit glühen-der Begeisterung für Recht und Wahrheit, er istein Volksmann durch und durch. Außer auf dempolitischen Gebiete bewegt er sich auch auf demFelde der Naturmalerei. Mit Erotik giebt er sichnur wenig ab, es scheint ihm nie eine edle Frauen-seele in den Weg getreten zu sein. Denn was ervom weiblichen Geschlecht sagt, ist für dasselbenichts weniger, als schmeichelhaft. Nach sogenann-ter klassischer Kürze ringt Seume nicht, er erschöpftin jedem Gedicht das Thema bis zur Neige, sodaß fast alle Gedichte als poetische Aufsätze bezeich-net werden können. Dabei entwickelt er einenerstaunlichen, auffallend gedrungenen Gedanken-reichthum und in der Form ist er Meister. Injedem Gedicht thut er seine ureigenste Ueberzeu-gung kund, sein eisern-ehrlicher Charakter sprichtnicht, sondern schwört in jeder Zeile. An GottStaubt Seume, er ist Christ in des Wortes edelsterBedeutung.Ich will zur Begründung des Vorstehendennur einige Stellen au« der zweiten Vorrede zuden Gedichten citiren: Das gößte Verdienst dieserVerse ist vielleicht, daß sie im strengen Sinneunserer neuen Kritik keine Gedichte find......Ich habe nun einmal die Krankheit, daß mich Alles,was Bedrückung, Ungerechtigkeir und Jnhumani-tät ist, empört und werde wohl schwerlich ganzdavon genesen.... Besondern Fleiß habe ichangewendet, den Abschnitt des Verses zu berück-sichtigen, der dir Rhythmik so sehr befördert...Natürlich ging§ 1 durch.Ein Vertagungsantrag, der um Uhr eingebracht wird, scheitert an dem Widerstand dervereinigten Nationalliberalen und Conservativen,die das Büffet ja noch haben.§ 1a kommt zur Diskussion. Die Conserva-tiven versuchen einen Reiterangriff auf den zweitenAbsatz, der die eingeschriebenen Genossenschafteneinigermaßen schützt. Der betreffende Passus sollfallen. Hrn. v. Goßler's reaktionäre Tiradenwurden durch Fritz sche aä absuräum geführt.Auch Schulze-Delitzsch muß wieder seine ruinen-hafte Persönlichkeit zur Schau stellen und einigehundertmal abgeleierte Phrasen zum 101. Maleableiern. Seine Beredsamkeit wirkt ansteckend aufden Nationalliberalen Rickert, der in Arbeiter-frage zu machen pflegt und es glücklich fertigbringt, das„hohe Haus" in tiefen Schlaf zuversetzen.Eulen bürg junior weckt das Haus wiederauf durch eine pathetische Diversion zu Gunstendes Goßler'schen Antrags(Preisgebung der ein-getragenen Genossenschaften). Bei dieser Gelegen-heit erklärte er, daß er das Gesetz nicht mit Härte,nicht mit Milde, wohl aber mit Loyalität, und,wenn nöthig, mit der durch die Umstände gebotenenEnergie werde handhaben lassen. Das ist wiedereinmal deutlich.Folgt eine Rede des Herrn Delbrück fürdie Fassung der 2. Lesung und eine kurze Anfragedes bayrischen Abgeordneten Hauck, nebst kurzerAntwort Eulenburg's(spezifisch Bayrisches an-gehend). Schluß der Debatte 5 Uhr. Die Ab-stimmung über den Goßler'schen Antrag ist zweifel-Haft; die Gegenprobe ergiebt aber eine ent-schiedene Majorität gegen den Antrag.§ 1awird hierauf in der Fassung der 2. Lesung an-genommen. Die eingeschriebenen Genossenschaftensind also vorläufig gerettet.Ein Vertagungsantrag wird abgelehnt;§Z 1dund 1c ohne Diskussion angenommen. Ein neuerVertagungsantrag wird, nach Probe und Gegen-probe, mit knapper Majorität zurückgewiesen.§ 2 steht zur Diskussion.— Der Abgeordnete„ N i e g o l e w s l i hat das Wort!" ErwartungsvolleStille. Jedermann weiß, daß nun„Leben in dieBude" kommt. Und die Erwartung wird nichtgetäuscht. Ein donnernder Protest gegen die Dik-tatur, die dieses Gesetz einführt, die aber in Posennichts Neues sei, weckt die Schläfrigsten auf. DieAufzählung skandalösester Details wird aber viel-fach durch den Präsidenten und die national-liberalen Schreier gestört. Der Erfolg dieser Redeist: die Geduld der Majorität ist gebrochen unddie Vertagung der Debatte wird um 5'/- Uhr fasteinstimmig angenommen.Morgen 10 Uhr Fortsetzung der Debatte, diejedenfalls dann zu Ende gebracht wird.— 19. Oktober.Das Haus setzt, sofort in die Tagesordnungeintretend, die dritte Berathung des Sozialisten--gesetzes fort und beginnt bei§'S. Die§§ 3 und 4werden ohne Debatte nach den Beschlüssen derzweiten Lesung angenommen.Zum§ 5, der von der Auflösung und demVerbot sozialdemokratischer Versammlungen han-delt, bekommt Abg. Bebel das Wort. Derselbeführt aus, daß dieser Paragraph die Polizeiwillkürconstituire. Diese sei jetzt schon stark genug; habeman doch Versammlungen, die durchaus nichtüberfüllt gewesen, wegen angeblich zu hoher Temperatur aus sanitätspolizeilichen Rücksichten auf-gelöst, eine andere, in der zufällig die Fensteroffen standen, deshalb, weil sie als eine Versamm-lung unter freiem Himmel zu betrachten sei. Inanderen Fällen habe sich die Polizei bemüht,Doch gehen wir nach dieser Einleitung sogleichzu einer Auswahl Seume'scher Gedichte über:Wenn ein heutiger Dichter auf seine Ehrlich-keit pochen würde, so würde man ihn verlachen,und doch gibt es heute weniger ehrliche Dichterals zu Seumc's Zeit. Wer lacht, wenn derDichter spricht(Hempel'sche Ausgabe S. 22):„Freund nimm mich hin, so bieder, fest und schlicht,Wie du mich schon vor langen Jahren kanntest;Und hintergeht dich je mein ehrliches Gesicht,Verklage mich einst vor dem WeltgerichtUnd spotte deß, den du sonst redlich nanntest."Das Gedicht„Abschiedsschreiben an Münch-hausen" ist großartig, kernig, compact.„Sei Harmonie in Wort und That und weicheKein Haar breit, stark wie eine Königseiche;Und felsenfest sei, was Du sagst.Verachte stolz den stolzen, gold'nen Thoren,Doch mehr noch jenen, der mit leisen OhrenSich bis zum Gürtel schmeichelnd beugt.Stets handle fest, nach männlichen Gesetzen,Die Du Dir schriebst, und eines zu verletzenSei Hochverrath an der Vernunft.Mißtraue jedem Lobt, jedem TadelUnd prüfe strenge jeder Handlung Adel,Für die man ein Diplom begehrt."Dann folgen in eben diesem Gedicht Auslassungen über den Charakter oder vielmehr Nicht-charakter des weiblichen Geschlechts, die mit solcherBitterkeit durchtränkt sind, wie sie nur der nieder-schreiben kann, der maßlos von Weibern betrogenwurde.„Denn Glück, unwandelbar und ungestöret,Das selbst der Neid mit stummer Achtung ehret,Erwirbt sich auf der Welt kein Mann."„Erinnerung" S. 28:„Wer mit Stumpfsinn keine Leiden fühlet,Gleicht dem Marmorblocke kalt und schwer;Aber wem der Kummer niederwühlet,Hat nicht Männerwerth für Männer mehr.Streit und Unruhe zu provociren. So habe ineiner solchen Versammlung, die nach ihrer Auf-lösung ruhig auseinander ging, der mit mehrerenSchutzleuten dem Menschenstrom entgegendrängendePolizeilieutenant zu seinen Begleitern gesagt:Seht, diese Hunde von Sozialdemokraten sind sofeig, daß sie nicht einmal Widerstand leisten, wennman sie anfaßt!— Demnach könne es nicht wun-dern, wenn die Polizei bei uns verhaßt sei, dennsie entspreche ihrem Berufe nicht; statt den Bürgerzu schützen, chikanire sie ihn. ß 5 wird hieraufgenehmigt und§ 5a ohne Debatte angenommen.Zu§ 6, der nach den Beschlüssen der zweitenBerathung ausgefallen war und die Presse betrifft,redet der Abg. vr. Zimmermann und vergleichtdie Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes mitähnlichen französischen und englischen und nenntdas französische Verfahren ein präventives, dasenglische ein legales. Staatssekretär vr. Fried-berg weist durch Vorlesung englischer Gesetzesaktenach, daß die Behauptung des Vorredners, dieenglische Gesetzgebung sei bei ähnlichen Anlässenaußerordentlich mild vorgegangen, eine irrthüm-liche sei. Abg. Reichensperger(Olpe) weistebenfalls auf die englischen Aufruhrgesetze hin.Abg. Windthorst. Gegenüber den Compromiß-Anträgen habe sich seine Partei sagen müssen, daßes nur unnöthig die Zeit hinbringen hieße, wennsie ihre Anträge wieder einbringen wollte; sie ver-zichte aus diesem Grunde darauf.§ 6 wird hier-auf nach der Commisfionfassung angenommen. Ja-folge der Ablehnung des§ 6 in der zweitenLesung waren auch die mit diesem in Konnexstehenden 1 bis 10 ausgefallen. Der Com-promißantrag hat dieselben in einer von der ur-sprünglichen Regierungsverfassung nicht wesentlichabweichenden Form wieder aufgenommen.§ 10 ertheilt der Polizeibehörde die Befugniß,schon vor Erlaß eines Verbots die Platten undFormen in Beschlag zu nehmen, und handelt vonder Wiederaufhebung des Verbots.Abg. Sonnemann weist nach, daß nie zuvorsolche Maßregeln gegen die Presse ergriffen seien,wie in diesem Gesetz. Eine unabhängige Pressekönne bei einem derartigen Beschlagnahmepara-graphen nicht aufkommen. Die unerhörteste Po-lizeiwillkür werde in Folge dieses% 10 überallPlatz greifen; das Streber- und Denunzianten-thum werde sich äußerst breit machen.§ 10 wirdangenommen, ebenso die ZK 11— 18 ohne Diskussion nach den Beschlüssen der zweiten Lesung,(die KZ 14, 16, 16a nach den Compromißanträgen)und zwar ohne Diskussion.§ 19(Rekursinstanz) wird nach einigen Be-merkungen des Abg. Hauck ebenfalls genehmigt,desgleichen die ZZ 19a bis 22; letzterer mit demAmendement Ackermann, welches dahin geht, denZZ 22 zu fassen: Das Gesetz tritt mit dem Tageder Verkündigung in Kraft und gilt bis zum31. März 1881.Es fehlt noch die Abstimmung über das ganzeGesetz, die nicht eher stattfinden tann, al? vssdie Beschüsse der dritten Lesung zusammengestelltsiud. Der Präsident schließt deshalb die Sitzungum 12'/- Uhr und setzt die nächste Plenarsitzungauf heute Nachmittag 2 Uhr fest, mit derTagesordnung Abstimmung über das Sozialisten-�' Bei der um 2lU Uhr wieder eröffnetenSitzung wurde das Gesetz in der Gesammtabstim-mung mit 221 gegen 149 Stimmen angenom-men. Darauf erfolgte der Schluß des Reichs-tags durch den Fürsten Bismarck.— Wer soll beschimpft werden, Bismarckoder Lassalle? so fragt man unwillkürlich, wennSchmerz und Freude liegt in einer Schale;Ihre Mischung ist der Menschen Loos,Bon dem Strohdach bis zum Marmorsaale,Bis zur Bahre von der Amme Schooß.Meines Lebens Wunsch ist stiller Friede,Guter Bücher eine kleine Zahl,Ein geprüfter Freund mit einem LiedeUnd der Sparsamkeit gesundes Mahl."„Verlangtes Gutachten über Menschen undihren Umgang" S. 37 ist sicher eines der bestenGedichte Seume's, es sprudelt von epigramma-tischen Wahrheiten:„Der Held, für ein Gespenst von Ehre,Und oft für ein Gespenst von Pflicht,Sieht trunken vor dem trunk'nen Heere,Als ob der Gang zum Paradiese wäre,Dem Würger trotzig in's Gesicht,Der oft zum Mahl sich Legionen bricht.Wie sehr ihm auch der Druck des Panzers laste,Er zehrt in ihm des Landes FettUnd fühlt dadurch stracks sein Verdienst complett,Und den Beweis führt seine Degenquaste."Nur selten ist ein Mann, wie ihn der RufMit seiner eh'rnen Stimme schuf.Die Regel durch das Leben seiVertraulichkeit, und selten nur Betrauen,Und links und rechts, von Furcht und Hoffnung frei,Auf Seelenphänomene schauen;Erwarten und nichts auf Erwartung bauen;Nur alle Menschen menschlich nehmen,Das Gute so, wie wir es sehn;Den Geist der Vorficht auf die Wache.„Gebet" S. 45:„Wenn übertünchte BösewichterDas Recht durch den erkauften RichterDer Unschuld rauben und in hohem Spott,Das Mark der Wimmernden verschwenden,Wenn heuchlerische schwarze SeelenIn ihrem Kleid ihr Gift verhehlenUnd Völker an dem Gängelbande drehnman nachstehmde Fischweibexpectoration der„liberalen"„Magdeburgischen Zeitung" liefet:„Die Fortschrittspartei und die Liberalen über-Haupt fanden wir niemals im Lager Laffalle's,der übrigens nicht etwa ein ganz charmanter, vonden jetzigen Agitatoren durch feine noble und garnoch„durch und durch monarchische" Ge-sinnung sich unterscheidender Mann, sondern imGegentheil ein moralisch völlig unsauberer,mit dem üblen Geruch der„Halbwelt" be-hafteter, dabei freilich höchst scharfsinniger Partei-Häuptling war, welcher wilder und hetzender alsirgend einer seiner Nachfilger auftrat und seinerevolutionäre und durch und durch republi-kanische Gesinnung mit Leidenschaftlichkeit selbstvor Gericht bekannte. So beschaffen ist dieservom Fürsten Bismurck in höchst befremdlicher Weisebelobigte Mann in Wahrheit!"Wenn die„Magdeburgische Zeitung" von„Wahrheit" redet, so denkt jeder Verständigesofort an das Gegentheil. Weiter haben wrrnichts diesem Geschimpfe gegenüber zu erwidern.— Wir erhalten folgende Zuschrift:„Leipzig, 17. Oktober.An die Redaktion des„Vorwärts"hier.In Nr. 122 des„Vorwärts" befindet sich einArtikel, Robiling betreffend, worin ausgeführt wird,Nobiling sei ein Nationalliberaler gewesen;dies bin auch ich in der Lage zu bestätigen, daich in der Versammlung in Dresden anwesendwar, in welcher Kayser über die Orientfrage refe-rirte. Ich erinnere mich ganz deutlich, daß Nobi-ling, als er das Wort ergriff, ganz besonders be-tonte, er sei Nationalliberaler, aber erpflichte der Auffassung Kaysers's über dieOrientfrage bei. Genosse Klemich, mit dem ichdie Versammlung besuchte, machte mich noch be-sonders auf Nobiling aufmerksam, indem er be-merkte, daß Nobiling ein Anhänger VictorBöhmert's wäre, und jedenfalls über den Verlaufder Versammlung Böhmert zu berichten habe.—Es ist nur sehr zu bedauern, daß diese Thatsachennicht allgemein bekannt geworden sind.Mit sozialdemokratischem GrußBruno Voigt."— Der„Berliner Börsencourier", denmanche unserer Leser noch für ein anständigesOrgan hielten, hat die bodenlose Frechheit, denAbg. Bebel zu bezichtigen, er habe im Reichstagemit dem Meuchelmord gedroht. Diese Drohungsoll sich in folgendem Passus der Bebel'schen Redefinden:„Es ist wahrscheinlich, daß der von Nobilingangeblich gethane Ausspruch: Ich wundere michnur, daß so Viele aus dem Leben gehen, ohneEinen mitzunehmen! Wahrheit werde, da ja soviele Familien durch das Gesetz zur Verzweif-lung getrieben werden."Wenn ein derarr geschttvertcr Zustand, wa«wir nicht hoffen wollen, wirklich Wahrheit würde,so hätte doch Bebel keine Schuld daran, sonderndas Ausnahmegesetz selbst. Deshalb ist es auchvon dem„Börsen-Courier" so bodenlos gemein,wenn er ausruft:„Es ist nothwendig, daß in der Presse dasgeschieht, was der Reichstag versäumt hat undenergisch Protest eingelegt wird gegen diesesozialdemokratische Drohung mit dem Meuchel-morde."Wir können mit einem solchen Blatte nichtpolemifiren— wir warnen aber alle anständi-gen Leute vor demselben,— der Chefredakteurdieser Zeitung heißt Davidsohn.Und, desto blutiger zu zehren,Mit Finsterniß die Dummheit nähren,Die Zwietracht schwingt mit SchlangenarmenDie Todesfackel ohn' Erbarmen$ Und würgt mit Wuth in einem Augenblick,Der göttlichen Vernunft zur Schande,Die ganze Hoffnung ganzer LandeUnd mancher Jahre schönes Glück."Wie zeitgemäß schlagen solche Strophe« anunser Ohr ihr Herren Liberalen(nicht ihr libe-ralen Herren!)„Wenn rund, wohin das Auge fliehet,Die Menschheit unter Geißeln weint,So knirscht vor Wuth der Menschenfreund.Lass' mich nicht, wenn mit HohngelächterDes Rechtes rechtliche VerächterDer Tugend kaum den Götterwerth verzeih»,„Schwermuth" S. 50:„An den umgeworf'nen LeichensteinenSah man Waise voll Verzweiflung weinen,Die Gerechtigkeit zu Waisen schuf;Jene Gärten wo der Schwelger singet,Hat der Armen Kummerschweiß gedünget, sMache Du mich fest in meinem Wandel,Wenn ich neben einem Bubenhandel,Und dem Elend, seinem Sohne, steh.„Der Wilde", S. 59, ist ein ausgezeichnetes,wenn ich so sagen darf, sittliches Gedicht. DerSchluß gehört heute zu den„geflügelten Worten"und giebt auch vollständig den Gedanken des Ge-dichtes:„Seht, Ihr fremden, klugen, weißen Leute,Seht, wir Wilden sind doch beff're Menschen!Und er schlug sich seitwärts in die Büsche."„Elegien auf einem Feste zu Warschau",S. 62:„Und die edeln Menschenmäkler zählenIn des Mammons großem Rechnungsbuch