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landes an.

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Mittwoch, den 4. Januar.

Der Volfsstaat

1871.

Abonnementspreis Für Preußen incl. Stempel­feuer 16 Ngr., für die übrigen deutschen   Staaten 12 gr. per Quartal. Agent für London   A. Duensing, Foreign Bookseller, Libra­rian and Newsagent, 8, Little Newport Street, Lei­

cester Square, W. C.  Filialerpedition für die Verein Staaten: F.A.Sorge, Box 101 Hoboken N.J. via Newyork  

Organ der sozial- demokratischen Arbeiterpartei und der Internationalen Gewerksgenossenschaften.

Ein billiger Friede mit der französischen   wir widersetzen uns der Schleifung der Bollwerte entkommene Capitain Gouty vom 28. L.-J.-R. erklärt in der Republik  !

Keine Annerionen!

von Straßburg   und Mez nicht, wenn dies zu eurer Be- Wiener Tagespresse", daß die preußische Regierung, indem sie ruhigung dienen kann. Wir bieten euch endlich für die das bonapartistische Blatt ,, Le Drapeau" unter den kriegsge­Kosten, die der Krieg euch verursacht hat, volle Entschädi fangenen französischen   Offizieren verbreiten lasse, diese nicht

Bestrafung Bonaparte's und seiner Mit- gung. Aber geht in eueren Bedingungen nicht weiter und nur schwer beleidigt, sondern auch berechtigt habe, sich auf jede schuldigen!

Unsere große Zeit.

Ich bin ein Verräther wem ist's nicht bekannt? Es sagt's ja der Schulze, der Büttel,

Der Amtmann  , der Pfarrer, die Herren von Stand, Und fragt sie im Leinenen Kittel

Der Bauer: ,, Er ein Verräther? warum?"

Da heißt's: O Bauer, wie schwäzst doch so dumm!

Er hält's ja mit den Franzosen!"

O fleine, erbärmliche, alberne Zeit!

Die Narren nennen's die große:

Weil ihnen ein Kaiser daher kommt geschneit,

Weil im Blute liegt der Franzose,

Weil der Franttireur aufgefnüpft am Baum Bon Vaterlandslieb' träumt den letzten Traum, Weil Dörfer brennen und Städte,

Weil das talte Feld ist durchriefelt von Blut, Weil Leichen rings starren an Leichen, Weil Verwundete ächzen in Fiebergluth, Umgeistert vom Mondschein, dem bleichen, Weil riesengroß schreitet von Land zu Land Das Leid im Bettler- und Trauergemand, Und Hunger grinjet und Typhus. Berzeiht mir, erleuchtete Geister, verzeiht, Mein Herz ist viel weicher geschaffen, Und nimmermehr dünkt's ihm erhabene Zeit, Wenn sich Böller befehden in Waffen, Wenn unter dem Fauftrecht die Freiheit weint, Und wenn man vom Gott der Liebe noch meint, Er freue, wie Mare, sich der Schlachten.

Und Auf Wilhelmshöh' dort, statt auf Galgenhöh' Der gefürchtete Missethäter

Und ringsum Parteihaß und blutiges Web Und Franzosenfreund und Verräther

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Turringto

Gescholten ein Jeder, der's menschlich meint, Und der den Menschen auch ehrt noch im Feind!- Zwerghafte Größe der Zeiten! Weinsberg  , 29. Dezbr. 1870.

Theobald Kerner  .

Politische Uebersicht.

sucht euren Sieg nicht auf's Aeußerste zu verfolgen. Ver- mögliche Weise aus der Gefangenschaft zu befreien. langt nicht, daß wir uns von Provinzen trennen sollen, die In der würtembergischen Abgeordnetenkammer Jahrhunderte hindurch mit uns vereint gewesen sind, die wir wurden die Verträge über den Eintritt in den Militär stall nie durch ungleiche Behandlung bedrückt haben, die Frank- gegen ein Halbdußend Stimmen angenommen. Die felige reich mit voller Anhänglichkeit zugethan sind und von denen schwäbische Volkspartei drehte sich nicht einmal in ihrem pa= ihr selbst sagen müßt, daß sie einer Wiedervereinigung mit piernen Grabe herum, sie ist und bleibt todt. Ihre Grab­Deutschland aufs Feindlichste widerstreben und eine ganze schrift lautet:

Generation hindurch unr mit Gewalt regiert werden könn­ten. Sucht nicht ein Eroberungsrecht geltend zu machen, das ihr selbst verurtheilt habt, wo es von unsrer gefallener Dyna­stie in Anspruch genommen wurde. Achtet die freie Selbstbe­stimmung der Bevölkerungen, in der das einzig gerechte Prinzip des öffentlichen Rechts liegt und auf welche auch Ihr das Ge­bäude eurer Freiheit gründen müßt. Erblickt eure Sicherheit nicht in einer erweiterten strategischen Grenze, die illusorisch ( nublos) ist, wenn ihr zerrissen seid, und deren ihr nicht bedürft, wenn ihr mit euren Kräften fest zusammensteht. Nicht der Erwerb von neuen Ländern macht euch wie uns stärker und geachteter, sondern die innere Freiheit und Einigkeit."

Geh', Wand'rer, thränenlos vorbei! Ein Thier vom Stamme der Amphibien Mit Saft und Muskeln, ohne Knochen, Das nichts gethan und viel gesprochen,

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Es starb aus Mangel an Prinzipien Ruht hier: Die schwäbische Volkspartei. Aeußerung, die übereinstimmend aus Moltke's und aus Trochu's ,, Der Krieg wird im März erst beginnen," ist eine Mund gekommen sein soll.

reich eingestellt, Dijon   geräumt und ziehen sich auf Elsaß  Die Preußen haben ihren Zug gegen das südliche Frank­Jm weitern Verlauf bittet das Manifest die Deutschen  , Tours   zeigt, daß man deutscherseits den Krieg mit der Ein­und Lothringen   zurück. Dies und die Nicht besetzung von zu bedenken, welchen tiefen und unauslöschlichen Stachel die nahme von Paris   noch lange nicht für beendet hält. Man Fortsetzung des Krieges ins Herz des französischen   Volkes drückt, wird also, da die Eroberung des ganzen Frankreichs   selbst für warnt vor einer Geringschätzung des äußersten Widerstands ein doppelt so starkes Heer, als das deutsche, eine Unmög­Frankreichs und schließt mit den Worten: lichkeit wäre, sich darauf beschränken, die zu annektirenden

Deutsche  ! Wir reichen die Hand zu einem Frieden, der uns wieder versöhnen kann. Nehmt nicht die schwere Berant- Provinzen, die Hauptstadt( wenn man sie hat) und die strategisch uns wieder versöhnen kann. Nehmt nicht die schwere Verant- hierzu erforderlichen Landstrecken befezt zu halten und so lange, wortlichkeit für die Gräuel eines fortgefeßten Krieges auf euch, wie sich ein offiziöser Korrespondent ausdrückt, alle kasten der nicht mehr der Vertheidigung sondern der Eroberung gilt. und Kosten des Krieges" tragen zu lassen, bis sich eine Friedens­Denkt, daß die Geschichte zwischen uns und euch richtet und partei bildet, die die Republik   stürzt und Elsaß   und Lothrin­daß die Sympathien der andern Völker sich nicht dem Siege, sondern der Niederlage zugewendet haben. Legen wir die Waffen nieder und wetteifern wir wieder in den Bestrebungen der Gul- reich ein solche Abtrittspartei die Herrschaft erlangt. Unterdeß Es dürfte wohl noch geraume Zeit vergehen, bis in Frant­tur statt in den Mitteln gegenseitiger Berfleischung!

gen abtritt.

Ihr schweigt?

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wird wieder ein Hunderttausend oder zwei von unseren kräftigen Männern und Familienvätern zum Ersatz nach Frankreich   hinein Doch was nüßet das? Das deutsche   Volk ist in der Lage, müssen. Nun wohlan, Ihr Herrn, die Ihr im September in der das französische   Bolt nach dem zweiten Dezember war: dieses Jahres dem König von Preußen Gut und Blut adressirt geknebelt an Ohren und Mund, und an seiner Stelle, in seinem habt, jetzt ist Euer Papier fällig und es wäre Beit, es ein­Namen spricht eine Dezembergesellschaft von Polizeispionen, zulösen. Auf, marsch, Löwe- Kalbe voran, nach Frankreich  ! Börsenjobbern, anderen Staatsplünderern nebst Adelaiden, so­wie 4000 Zeitungsschreibern. Und auf der Spitze dieser pikanten Pyramide steht Bis furter Beitung" die deutsche Loire  - Armee begleitet hat, ist von Hermann Voget, der als Kriegsberichterstatter der ,, Frank­mard, auf der flachen Hand das deutsche Kaiserthum frei" bem Kommandeur derfelben, dem Großherzog von Mecklen hinaushaltend und von Versailles   nach Wien   und nach London   burg  , wegen einiger die Art der Kriegführung sehr fanft rufend: kritisirenden Bemerkungen in seinen Berichten per Schub nach Pause geschickt worden. Voget war der einzige Berichterstatter im Felde, der nicht immer und unbedingt die deutschen   Feld­berrn lobhudelte und die Franzosen herabsezte.

überlassen haben, liegt 11 Kellometer, das ist mehr als Der Mont Avron, den die Pariser   den Belagerern

,, Das( deutsche) Kaiserreich ist der Friede!" Genau dieselben Worte, mit denen Louis Napoleon   seine Die Norddeutsche Allgemeine" veröffentlicht folgendes Mordregierung einfegnete." L'empire c'est la paix!" Das Manifest des französischen   an das deutsche Volt." Kaiserreich ist der Friede!" Dieselben Worte und dieselbe Seit mehr als vier Monaten wüthet ein schrecklicher Wahrheit. Wie sollte eine Herrschaft den Frieden bedeuten, Krieg zwischen zwei Nationen, die berufen sein sollten, friedlich die Blut und Eisen zu ihrer Devise erklärt hat? Das deutsche Meilen, von Paris   entfernt. neben einander zu leben und gemeinsam an dem Wohl der deutsche Kaiserthum ist in dem Blut der edlen Standrechts­Menschheit zu arbeiten. Der Erfolg der Waffen hat euch, Märtyrer von 1849 erzeugt, in dem Bruderblut von 1866 schlüpfen, oder auf diesem Wege Nachrichten ihren Freunden Deutsche  , in das Herz unseres Landes geführt; unsere Felder getauft worden, in dem Blut des deutschen   und französischen zuführten, wenn es gelänge, sie zu fangen, so behandelt werden werden zertreten, unsere Städte bombardirt, unsere Dörfer Volkes hat es sich groß gebadet, von Jahr zu Jahr wird es wie die, welche die Cernirungslinie durchbrächen, also sie sollten eingeäschert. Immer neue Ströme Blutes fließen von beiden zu seiner Erhaltung Blut brauchen, und in Blut wird es triegsrechtlich erschossen werden, so war vor Wochen in Seiten. Mit jedem Schritt, den eure Soldaten vorwärts eines Tages ertrinken. der Bismarc'schen Presse zu lesen. Aber das dürfte noch nicht

Bekanntlich sollten die Pariser  , welche per Luftballon ent­

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thun, mehren sich die Gräuel. Auf die Zerstörung von Man hat das Wort ,, deutsche Hundedemuth" für zu hart bekannt sein, daß dieser moderne, humane, zivilisatorische Art Straßburg   folgt vielleicht eine noch schrecklichere Berwüstung gefunden und es dem Erfinder wie den Entlehnern derselben der Kriegführung auch bereits ihren Rechtsgelehrten gefunden von Paris  . Soll diese unglückliche Berfleischung, die der ganzen sehr verargt, daß sie ihre eigene Nation so arg dem Spott und hat, der sie vom Standpunkte der Wissenschaft aus ver­Civilisation unseres Jahrhunderts widerspricht, noch länger der Verachtung preisgeben. Wir fanden neulich eine Probe da= fortdauern? Ist es nicht möglich, daß wir uns auf Grund- von in der Biedermann'schen ,, Deutschen Allgemeinen Zeitung", Leipzig   vorbehalten. Bor Kurzem hat derselbe nämlich im theidigt hat. Diese Aufgabe war Herrn Professor Heinze in lagen wieder verständigen, die für euch ehrenvoll sind und die in deren Leitartikel vom 14. Dez. die Frage: Bombardement Colleg folgendes herrliche Stückchen von Rechtsfindung geleistet: uns nicht aufs Tiefste demüthigen und niederdrücken? Im von Paris   oder nicht" ventilirt wird, der Verfasser zerbricht Bei Küstenländern hat man stets einen Theil des Meeres Anfange des Krieges mochtet ihr ein Recht dazu haben, auf sich zuerst den Kopf darüber, warum wohl mit dem Bombarde mit zur Küste gerechnet, z. B. eine Seemeile weit, oder so uns erbittert zu sein. Der Angriff ging auf leichtfertige ment so lange gezögert werde, schließlich aber beruhigt er fein weit man rufen fann, oder so weit eine Kanonenkugel reicht. Weise von unserm Beherrscher aus, der im Innern die Frei- echt deutsches Gemüth im Vertrauen auf Moltke, den Unfehl Nach meiner Meinung würde diese Auffassung auch Anwendung heit vernichtet hatte und nach Außen der Erfolge bedurfte, um barsten nächst Bismarck  . Man beachte nur in folgendem, wohl auf Die finden, welche mit Hülfe des Ballons Paris   ver= sich gegen den wahren Willen der Nation zu erhalten. Ihr ſtiliſirten Saß die vielen verherrlichenden Beinamen: wolltet euere Grenzen vertheidigen und Herr in euerem eigenen feitenbe Seele aller Operationen in diesem Kriege jederzeit unwan- Kanonenkugel reicht, als zu Paris   gehörig anzusehen und der Insbesondere aber hegen wir zu dem Manne, den wir als die lassen. Demnach würde der Raum in der Luft, so hoch eine Hause sein. Doch legten euere Heerführer selbst dem fran- bel bar verehrt und jederzeit aufs vollkommenste bewährt ge- in diesem Raume Entfliehende kriegsrechtlich zu behandeln zösischen Bolte nicht zur Last, was die Schuld der Dynastie funden haben, die feste Zuversicht, daß, wofern irgendein wichtiger fein. Ich gebe zwar zu, daß sich faum, sicher feststellen

legt, fich nicht scheuen würde, selbst das Aeußerste zu thun und sein

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war. In ihren Broklamationen erklärten sie, daß der Krieg nothwendig wäre, gleichwohl aber aus der Sache fern liegenden Grünen würde, wer innerhalb dieser Grenzlinie oder über mur gegen den Kaiser, nicht gegen das französische   Bolt geführt ben unterlassen oder ungebührlich verzögert würde, daß er in solchem derselben Stadt verlassen hat, indeß c."- So weit der merbe. Ohne den Krieg jezt auf's Aeußerste fortzusetzen, wird Falle im Gefühle der ungeheuern moralischen Berantwortlichkeit, welche gelehrte Rechtsprofessor an der weltberühmten Universität euch die Genugthuung geboten, die ihr irgend gerechter Weise das felfen feste Vertrauen der Nation zu seinen strategischen Fähig Leipzig. in Anspruch nehmen könnt. Ihr habt uns gegenüber eine feiten und zu seinem patriotischen Eifer gerade auf seine Schultern leicht anders denken; der würde sagen: Eine Stadt ist so Ein hausbackener Menschenverstand würde viel­militärische Ueberlegenheit gezeigt, die wir achten müſſen, ſo Berbleiben in seiner einflußreichen Stellung von der ſtrengen Berück- weit eingeschlossen, so weit sie eingeſchloſſen ist; wenn z. B. tief wir durch dieselbe gebeugt sind. Das Kaiserthum, das sichtigung seines sachkundigen Raths abhängig zu machen. noch im Interesse der Herrichsucht auf künstliche Weise die eine Küstenstadt bloß von der Seeseite eingeschlossen ist, so ist Die Verschwörung" der französischen   Gefangenen sie eben von der Landseite offen, und umgekehrt, und wenn Traditionen der Eroberung bei uns zu schüren suchte, ist durch in den Rheinfestungen, die von der kaiserlichen Presse in so Jemand an der offenen Seite zur Stadt hinausgeht, so kann die einmüthige Erhebung des Boltes gestürzt worden. Wir schauerlichen Farben geschildert worden ist, erweist sich nunmehr der nicht behandelt werden wie einer, der die Cernirungslinie find zu den Ideen der Freiheit und Brüderlichkeit als Humbug. Die strengste Haussuchung, die bei den 28-30,000 durchbricht. Und das wird auch gelten müssen, wenn ein Heer zurüdgefehrt, die einzig im Stande sind, einen festen und Gefangenen in Mainz   gehalten wurde, hatte zum Ergebniß: eine Stadt ringsum einschließt, nicht aber auch seine Wacht­bauerhaften Frieden zu begründen. Wir erheben keinen An- 1 Revolver und 1 Kaffeemühle! Natürlich hindert dies posten in der Luft aufstellt. An der Luftseite ist eben die spruch mehr auf Gebiete, die euch gehören. Wir sagen uns die faiserliche Presse nicht, aus der Verschwörung" Anlaß zu Stadt offen, und wer da hinausschlüpft, ist eben nicht durch die Ter­los von jeder Einmischung in die inneren Angelegenheiten maßloser Aufhetzerei gegen die nzösischen Gefangenen zu nirungslinie gebrochen, sondern an der offenen Seite hinaus­eures Landes. Wir gönnen euch die Einheit, nach der nehmen. Ihr gestrebt habt und die wir uns selbst längst errungen haben. gegangen. So denkt der simple Menschenverstand, aber Herr

Der aus der preußischen Fehang Neisse   nach Desterreich Professor Heinze ist natürlich über den hoch erhaben.