№. 16.
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Mittwoch, den 23. Februar.
Der Volksstaat
1871.
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Organ der sozial- demokratischen Arbeiterpartei und der Internationalen Gewerksgenossenschaften.
An die Parteigenossen.
Jmmer näher rückt der Tag der Reichstagswahlen, an dem der größte und heißeste Kampf bevorsteht, den unsere Partei, mit Aufbietung aller ihrer Kräfte, auszufechten hat. Unsere Gegner haben sich diesmal die Hände gereicht und werden vereint gegen uns kämpfen, um uns, wie sie meinen, zu erdrücken.
Keine Waffe, die sie gegen uns führen, ist ihnen zu ge= ring zur Erreichung ihres Zweckes: daß keiner von den Unfrigen aus der Wahlurne hervorgehe!
Die gehässigsten Verleumdungen 1.nd Denunziationen schleudern sie gegen unsere Partei und deren schon seit Monaten im Kerker schmachtende Vertreter.
Wann richtest Du Die, die das Göttliche schänden Wann fährst Du herab mit der Allmacht Geschütz, Mit rächendem Blitz?
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H. Zilger.
als Kandidat auf, nachdem er in Dresden durch Anfrage bei Minkwitz ermittelt hatte, daß er kein Mandat annehme. Und jetzt sucht er, Liebknecht's Haft benutzend, denselben zu verdrängen, stützt sich auf die Nationalliberalen, und stellt sich auf den Boden der Norddeutschen( resp. ,, Deutschen ") Reichsverfassung!
Für das Fürstenthum Rudolstadt ist der Schriftsteller am 15. d. in Dresden stattgehabten Volsversammlung, Partei: Wilhelm Liebknecht in Leipzig , zur Zeit inhaftirt im Leipgenosse Dr. Otto- Walster, im 5. Bezirk( Neustadt Dresden) ziger Bezirks- Gefängniß, von den Frankenhäuser Parteigenossen Liebknecht, und im 6. Bezirk ( Plauen 'scher Grund) Mau- und dem Wahlkomitee aufgestellt worden. Das Komitee be= Parteigenossen! Angesichts dieser Thatsachen rufen wir Euch rer Müller( Vorsitzender der Internationalen Maurer- und steht aus 34 Bürgern, welche die Wahl Liebknecht's mit aller nochmals dringend zu und appelliren an Eure so oft bewiesene Zimmerer- Gewerkschaft) als Kandidat aufgestellt. Energie betreiben. unbegrenzte Liebe zur Partei und deren erhabene Ziele: stehet fest zusammen, entwickelt Eure vollste Thatkraft und erfüllt Eure ganze Pflicht!
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12. fächs. Wahlbezirk.
Am 17. d. fand in Leipzig im Saale zum Gosenthal eine sehr zahlreich besuchte Volksversammlung statt, die sich Wohl brauchen wir die Proletarier uns des Mangels für Bebels Kandidatur aussprach. Gelb ist die Hauptwaffe, die uns noch zum Kampfe fehlt. nach Anhörung mehrerer Redner mit allen gegen eine Stimme nicht zu schämen, und schon zu wiederholten Malen haben die für Bebels Kandidatur aussprach. Parteigenossen allerwärts, eingedenk ihrer Pflicht, Beweise der 13. Sächs. Wahlbezirk. bewunderungswürdigsten Opferwilligkeit gegeben. Darum richten Am 19. d. fand eine zahlreich besuchte Privatbesprechung wir auch diesmal an Euch die dringende Bitte: sendet Gelb der Lokalvereinsvorstände statt, die sich einstimmig für die Wahl zur Deckung der unvermeidlichen Wahlkosten! Jeder Partei: Johann Jacoby's erklärte. Namenlich sprach Hr. Dr. Götz genosse, jeder Verein thue seine Schuldigkeit; aber handelt rasch! sich entschieden für Jacoby aus.
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Alle Freunde, denen an der Freiheit unseres Parteigenossen 2. Liebknecht gelegen ist, ersuchen wir freundlichst uns zu unterstützen, sei es durch Redner oder durch andere Kräfte. Briefe und Agitations- Schriften sind zu senden an Auguſt Ehr
hardt, Knopfmacher Frankenhausen in Thüringen . August Welke, Landtagsabgeordneter, Karl Voigt, Knopfm., Vorsitzende, August Walther, Knopfm., Kassirer. August Ehrhardt, Knopfm., Heinrich Hoffmann , Dekonom, Schriftführer.
Politische Uebersicht.
Zugleich fühle ich mich als stellvertretender Parteikassirer veranlaßt, auf die pünktliche Entrichtung der Parteibeiträge 14. Sächs. Wahlbezirk. Aus den Verhandlungen des Preußischen Abgeordnetenaufmerksam zu machen die Partei bedarf der Mittel drin Alle Wahlkomitee's des 14. Wahlbezirks ersuche ich, mich hauses über den Antrag auf Aufhebung des deutschen Begend und nur wenige Vereine sind pünktlich. Vergeßt von allen Versammlungen, welche sie abhalten, brieflich zu be- lagerungs- Zustandes tragen wir noch die Rede des Abgeordneten aber auch unsere Gefangenen nicht. nachrichtigen. Ich werde daselbst mit Agitationsschriften erschei- Windthorst nach. Derselbe ist, wie wir hervorheben, kein Also nochmals, thue Jeder seine volle Schuldigkeit, nen und nöthigenfalls auch als Redner zur Seite stehen. Demotret fondern ein Konservativer, sprach aber schärfer nur so können wir den Kampf aufnehmen und durchführen. und entschiedener für den Antrag, als die liberalen und fort= schrittlichen Antragsteller selbst.
Mit sozialdemokratischem Gruß
Th. Burckhardt, Parteikassirer. Johannisgasse 6-8. E. III.
Leipzig, den 18. Februar 1871.
Bor Belfort 1871.
Der Feldherr befiehlt:
Wenn man in der Mitte sigt, muß man auf Angriffe von rechts und links gefaßt sein, Graf Bethusy beschuldigt mich der Üebertreibung, oder wie er es in seinem Neudeutsch ausdrückt, der Ueberstellung( Heiter17. sächs. Wahlbezirk. teit); Herr Virchow glaubt wieder, daß ich ,, kaltgestellt" sei, während Fast täglich finden da und dort Versammlungen statt. ich versichern kann, daß ich noch immer so viel Champagner in mir Alle sind sehr zahlreich besucht und erklären sich mit großer babe, wie im Reichstage, und wie es überhaupt nöthig ist, ihn in sich Begeisterung für Bebel . Die Gegner lassen sich selten da bes Belagerungszustandes involvirten feine Unterdrückung des Vereinsdazu haben. Herr von Bethufy sagt, die zivilrechtlichen Folgen bei sehen und leider niemals hören. Sie bedienen rechts und der Rebefreiheit Die Regierung und die Militärbehörden sich lediglich der Presse, um unsere gefangenen Vertreter auf haben den Belagerungszustand anders aufgefaßt; man hat die persön geradezu unglaubliche Art mit Verläumdungen, Verdächti- liche Freiheit beschränkt, man hat ungese zliche Haussuchungen gegungen und Beschimpfungen zu überhäufen. Hier heißt es eben halten, man hat die Presse unterdrückt. Keine dieser Maßregeln wie bei allen Jesuiten ! Der Zweck heiligt die Mittel." Petitionen um ihr Wiedererscheinen unterdrückt. Diese Zustände ist zurückgenommen; noch heute sind die Zeitungen trotz aller Unter anderem sucht man den Arbeitern weißzumachen, durch die muß man durchaus als Zwangszustände charakterisiren; will man Durch's Schwerdt soll sie fallen, und nicht durch den Frieden, Wiederwahl ihrer Vertreter sei denselben die Freiheit doch noch sie nicht aufheben, so konstatire ich vor Deutschland und Europa ,
,, Die Feinde da oben im sicheren Neste,
Wir müssen sie haben die trotzende Veste,
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Noch heut' wird zum luftigen Sturme gespielt!"
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Der Feldherr befiehlt!-
Hinauf müssen wir.
Und mag uns entgegen die Hölle auch wüthen,
Es fordern's der Ruhm und die Ehre von mir-
Hinauf müssen wir.
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Zum Sturme bereit,
Und brächen auch Himmel und Erde in Stücken, Ihr müßt mir die blutigen Lorbeeren pflücken. Soldaten! zum Sturme das Ziel ist nicht weit Zum Sturme bereit!
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nicht wiedergegeben, und man beruft sich auf den Fall Mendes. daß die Wahlen zum deutschen Reichstage in den betreffenden LandesAber Mende wurde während der Session auf frischer That theilen nicht frei gewesen sind. Es wird mir schwer, nicht schärfer zu sprechen; hört man die Bethusy'schen Deduktionen, so muß Einem verhaftet, während hier die Sachlage eine ganz andere ist das Blut warm werden. Nur so weit außer preußisches Gebiet in Frage und bekanntlich das polizeiliche Vorgehen gegen unsere Freunde fommt, kann sich die Regierung hinter der Kompetenz des Reichstags lediglich auf Anordnungen der Militärmacht zurückzuführen ist. verstecken, sonst muß sie dem Landtage einen Rechenschaftsbericht erstatten; den erwarte ich, um zu fragen weshalb noch vor der Last des Der Reichstag hat, sobald er zusammentritt, die erste und ein Kriegszustandes auf Befehl des Oberpräsidenten eine Reihe von Hauszige Pflicht, die heiligen Privilegien der Volksvertretung, die suchungen und Ginterferungen stattgefunden hat, Einferkungen von Unantastbarkeit und Unverleglichkeit der Tribunen, zu wahren, Menschen, die heute noch nicht wissen, weshalb sie eingesperrt wurden. sich selbst zu vervollständigen und dadurch erst moralisch zu legi- Diese Leute hat der General- Gouverneur befreit, nicht die Civiltimiren, sowie zu verhindern, daß nicht nur ganze Wahlbezirke, Regierung im Interesse des tiefgetränkten Rechts( Lärm rechts.) behörden. Nach dem Frieden müssen wir Abrechnung halten mit der sondern, wenn man die voraussichtlich zahlreichen Minoritäten Ja wohl, meine Herren, bes tiefgetränkten Rechts, denn wo bleibt auch vieler anderer Wahlbezirke für unsere Inhaftirten in Anrechnung nur der Schein von Gerechtigkeit, wenn man eine Frau gesetzt, um bringt, Hunderttausende von Wählern ohne Vertretung sind. zu erfahren, wo sich ihr Mann aufhält? So liegen die Dinge, und Das sind Momente, die selbst unseren ärgsten Gegnern im Reichs tag einleuchten werden, und deshalb wird der erste Beschluß des Reichstags die Befreiung der Inhaftirten und GeGrüß Du mir mein Weib, und die Kinder die kleinen. wählten sein! Diese Männer haben so heiß für die Befreiung Es gilt zu vollenden die blutigste That
In schauriger Nacht,
Und ob sich wie Berge die Leichen auch thürmen, Die Schanzen dort oben- wir müssen sie stürmen. Mit klopfendem Herzen bald ist es vollbracht.- In schauriger Nacht.
Leb' wohl Kamerad,
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Ich sehe die morgende Sonne nicht scheinen
Leb' wohl Kamerad.
Ein Donnergebrüll.
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Es blizet und kracht gleich den schwersten Gewittern, Im Pulverdampf stehen die Berge und zittern. Das Echo des Wehruf's tönt schaurig und schrill.- Und Alles ward still
Auf eisigem Schnee.
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So fern von der Heim..th in brennenden Schmerzen So lispelten Alle im scheidenden Weh,
- Lieb' Meinen, Adje!
Das Antlig gebleicht,
Die sorgenden Väter
Sie haben nun Ruhe
die Gatten- die Braven,
ha er weicht
sie dürfen nun schlafen.
Laut jubelt der Feldherr: ,, der Feind
Das Ziel ist erreicht!"
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Unendliche Luft.
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,, Geschmückt mit des Helden ruhinglänzendem Sterne
,, Kehr' ich in die Heimath zurück aus der Ferne.
,, Burück zu dem Weibe mit schwellender Brust
" In schwelgender Luft.
In bitterster Noth,
Der sorgende Gatte und Vater
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getödtet!
um Brod
Vom endlosen Weinen die Augen geröthet, Laut jammern die Wittwen und Waifen
In bitterster Noth.
All wissender Gott!
Wann wirst Du des Uebermuth's Frevel einst enden?
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des Volkes gekämpft, jetzt ist es an uns, sie zu befreien! Dann fönnen wir sie mit doppeltem Stolze, als bisher, die Unsrigen nennen. Wir haben sie erworben.
19. Sächs. Wahlbezirk.
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fam die Antwort vom Ministertisch:" Wir möchten wohl, wir können Angesichts derselben habe ich in ruhiger Weise interpellirt. Darauf nicht, wir wollen nach Versailles telegraphiren!"( Heiterkeit.) Wenn der Herr Minister glaubt, daß die Ansicht dieses Hauses durch meine Interpellation bereits Ausdruck gefunden hat, so ist das leider nicht Miquel, denen ich besonders für ihr Vorgehen danke, anzunehmen. Dem der Fall. Es ist unumgänglich nothwendig, den Antrag Lasker und Amendement Virchow werde ich gleichfalls zustimmen. Wenn wir überhaupt constitutionelles Recht haben wollen Herr Graf Bethusy hat freilich schon genug( Heiterkeit) so muß die Gesetzgebung über den Belagerungszustand aufs sorgfältigste revidirt werden. Bayern hat sich bei seinem Eintritt in das Reich diese Revision ausdrücklich vorbe Die Bewegung für die Wiederwahl Liebknecht's greift balten; nebenbei bemerkt, ein Beweis, daß man im Süden doch nicht immer mehr um sich. Um Mißverständnissen unabsichtlichen friedigung höre ich von dem Herrn Minister, daß er für Aufhebung ist, unabsichtlichen o illiberal denkt, als man sich hier wohl einbildet. Mit Beund absichtlichen zuvorzukommen, bemerken wir, daß die aber er mag bedenken, daß höchste Eile von Nöthen ist, denn schon am Parteigenossen in anderen Wahlbezirken, als dem 19., Liebknecht 3. März finden die Wahlen statt. Möge er seine wohlwollende Gesinnung weniger mit Aussicht auf Erfolg, als um ihrer braven Ge- bethäthigen; möge er sagen, da das Nichterscheinen der Blätter nicht sinnung Ausdruck zu geben, aufgestellt haben. So ist er u. A. ohne seinen Willen in Dresden aufgestellt, wo unsere Partei nicht sehr stark vertreten ist und er daher höchstens einige hunbert Stimmen erhalten dürfte.
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mehr für den Schuß unserer Küften nothwendig ist, sollen sie in Gottes boch wieder herstellen! Mit den leeren Kompetenzausreden geht es nicht Namen wieder erscheinen! Wenigstens die freie Presse sollte man mehr. Mich erinnert das an den Portier des seligen Bundestages, der, gefragt, was das für ein Haus sei, antwortete: Ich bin nicht kompetent, es zu sagen!( Beifall und Heiterkeit.)"
Die Volkspartei in Königsberg hat in einer öffentlichen Bersammlung am 5. d. M. folgendes Wahlprogramm für den Reichstag aufgestellt:
Bei der ersten Reichstagswahl( wo Liebknecht unterlag, weil er zu spät aus dem Gefängniß gekommen war), hatten Minkwitz und Liebknecht fast gleichviel Stimmen, jener bloß ein paar mehr als dieser, aber circa 1000 weniger als der kon- Die Volkspartei fordert von ihrem Abgeordneten, daß er eintrete servative Kandidat. Unsere Stimmen mußten für die engere 1) für jährliche Feststellung des Militärbudgets burch den ReichsWahl den Ausschlag geben. Liebknecht verlangte von Minkwitz tag, für wesentliche Herabseßung der Dienstzeit wie für entsprechende in einer Volksversammlung zu Aue eine Erklärung über seine gewährt wird, der Reichsregierung die Bewilligung des Budgets verVerminderung der Militärlast; und daß er, falls diese Forderung nicht Stellung zur Norddeutschen Reichsverfassung und, von ihm gejagt. Die Volkspartei fordert ferner, daß ihr Abgeordneter eintrete drängt, verurtheilte Minkwitz dieselbe auf das Schärfste 1) für Bewilligung von Tagegeldern an die Reichstagsabgeordneten, und stellte sich wesentlich auf Liebknecht's Standpunkt ihr um auch den Ünbemittelten die Annahme der Wahl möglich zu machen, 2) für die Einseßung eines verantwortlichen Reichsministeriums gegenüber. Darauf hin forderte Liebknecht seine Wähler auf, und Feststellung eines Minister- Berantwortlichkeitsgesetzes, 3) für das M. ihre Stimmen zu geben, was auch geschah und ihm den dem Reichstage verfassungsmäßig zu gewährleistende Recht der MitSieg verschaffte. Er verdankte also seine Wahl Liebknecht. entscheidung über Krieg und Frieden, 4) für die unbedingte FreiNach beendigter Session erließ er einen Rechenschaftsbericht( ge- heit der Meinungsäußerung und das volle Vereins- und Verdruckt), in dem er die Nationalliberalen nicht schwarz und der Hinterbliebenen der Gefallenen durch den Staat, 6) für sammlungs- Recht, 5) für ausreichende Unterstützung der Invaliden genug malen konnte. Bei der Neuwahl trat Liebknecht erst die Verbesserung der Lage der arbeitenden Klasse durch unent