№ 21.

Erscheint wöchentlich 2 mal in Leipzig  .

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landes an.

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Sonnabend, den 11. März.

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Der Volfsstaat

1871.

Abonnementspreis Für Preußen incl. Stempel. steuer 16 Ngr., für die übrigen deutschen   Staaten 12 gr. per Quartal. Agent für London   A. Duensing, Foreign Bookseller, Libra­rian and Newsagent, 8, Little Newport Street, Lei­

cester Square, W. C.  Filialerpedition für die Verein Staaten: F.A.Sorge, Box 101 Hoboken N.J. via Newyork  

Organ der sozial- demokratischen Arbeiterpartei und der Internationalen Gewerksgenossenschaften.

ONL 190M

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An die Parteigenossen. In Cöln, Darmstadt  , Augsburg   und anderen Orten Rußland   und Preußen keine Kenntniß. Es wäre höchst Außer einem noch zu bedeckenden Defizit der Wahlun- erhielten unsere Kandidaten beträchtliche Minoritäten. An größere seltsam, wenn ein englischer Diplomat nicht wissen sollte, was kosten sind es die Pflichten, die wir unseren zahlreichen Erfolge war natürlich bei dem jezigen Siegesschwindel, in welchem in ganz Deutschland   alle Parteien einmüthig und ohne Wider­Inhaftirten und deren Familien gegenüber zu erfüllen haben, jedem Patrioten" die 5 Milliarden vor den entzückten Blicken spruch, die preußischen mit Befriedigung, die antipreußischen mit welche uns zu einem erneuten Appell an die Ausdauer und schweben, als ob er sie nur einzustreichen brauchte, nicht zu Besorgniß und Entrüstung, täglich konstatiren. Vielleicht wollte Opferwilligkeit der Parteigenossen nöthigen. Thue Jeder sein denken. Herr Gladstone andeuten, daß hier kein Bunde s-, sondern ein Mögliches! Beiträge nimmt unser Kassirer Burckhardt, Johannis­Vasallen- Verhältniß vorliegt. Dann hat er freilich Recht. gaffe 6-8 E. entgegen. Leipzig  , 10. März.

Der stellvertretende Ausschuß.

,, Ote toi, que je m'y mette!""

( ,, Geh' weg, damit ich Play nehme!") Es stammet nicht aus unsern Tagen Des ,, Größenwahnsinns" Toben: Seit Fürsten   den Purpur tragen

Und die Völker zu schirmen" geloben

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Floß Blut um Blut, um harten Zwang

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Machtlicher" Sklavenkette!

Wir kennen den bekannten Klang:

Ote toi, que je m'y mette!

Das ist ein unheilvolles Klingen!

Ist dieses Schreckenswort gesprochen:

Dann tann nur Blut den Frieden bringen! Dies Wort hat manchen Hals gebrochen!! Dann donnert in den heißen Kampf Das Rohr auf der Zafette: Laut brüllt es durch den Pulverdampf: Ote toi, que je m'y mette!

Als einst der Willkürherrschaft Sünden Das Volt zur Rebellion gezwungen: Da wo ein Wort vermag zu zünden, Hat gellend dieser Ruf gellungen! Und als das Bolt sich Freiheit schuf Auf der zerschellten Kette, Da ward er wahr, der Fahnenruf: Ote toi, que je m'y mette!

Der Sieg mißbrauchte seine Rechte Ein Blutstrom floß zur Friedenstaufe: Das Bolt regierten Hentersknechte, Ein blutberauschter, wilder Haufe. Doch endlich brach des Fallbeils Macht Die Macht der Bajonette:

Zum Schrecken rief der Herr der Schlacht: Ote toi, que je m'y mette!

Der Corse brachte keinen Frieden:

Der Völker Herzblut ließ er fließen,

Ob Schlacht und Krieg er auch entschieden, Ob ihm Europa   lag zu Füßen Nie hätte dieser Mann geruht

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Nicht auf dem Todtenbette

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Da las er in des Kremels Gluth: Ote toi, que je m'y mette!

Was er in Flammenschrift gelesen, Das hat nur er gefühlt, gesehen Doch bald darauf ist er genesen Bon ,, weltbewegen den" Ideen!!

Dies Beispiel sei für stets genug! Wer gleiche Lüfte hätte,

Den trifft der Weltgeschichte Fluch: Ote toi, que je m'y mette!

1848. B. B. 1866. 1871.

Wahlergebnisse.

19. Sächs. Wahlbezirk.

In Berlin   unterlag Johann Jacoby   denselben Verhält­nissen. Er erhielt in 6 Berliner   Bezirken zusammen über 6000 Stimmen. Gegen ihn agitirte hauptsächlich Herr v. Schweizer  , dessen Kandidat Grau es in allen 6 Bezirken zu­sammen auf 1982 Stimmen brachte.

In Braunschweig   erhielt Bracke 1378 Simmen( in der Stadt allein!)

Politische Uebersicht.

An meine Wähler.

Parteigenossen! Ihr habt mir aufs Neue einen glänzenden Beweis Eures Vertrauens gegeben, indem Ihr mich, nunmehr zum dritten Male, zum Vertreter des 17. Wahlbezirks im Reichstag erwähltet.

Ihr habt mir Euer Vertrauen erhalten, obgleich ich nicht in Eurer Mitte erscheinen konnte, um meinen Standpunkt ge­genüber der neuen Sachlage der Dinge darzuthun. Ebensowenig aber habt Ihr Euch auch beirren lassen durch die heftige und niedrige Kampfweise, womit die Gegner den Wahlkampf führten. Dies, verbunden mit der Thatsache, daß der unterlegene

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Die 30,000 Mann deutscher Belagerungstruppen haben die Stadtviertel von Paris  , die sie während der letzten Tage des Waffenstillstandes als Preis für die Zurückgabe von Belfort   Gegner als die gefeiertste Größe des Liberalismus und Ka­besetzten, mit Sang und Klang verlassen. Das Benehmen ber- pitalismus gilt, macht die diesmalige Wahl für mich doppelt selben in Paris   wird von den Parisern selbst als würdig be- ehrenvoll. Nehmt dafür meinen wärmsten und innigsten zeichnet, jedoch hielten die Letzteren die Grenzen der okkupirten Dank und das Versprechen, daß ich thun werde, was in meinen Stadtviertel mit Barrikaden besetzt, und ließen an allen Privat- Kräften steht, Euer Vertrauen zu rechtfertigen. personen und Ladenbesitzern, die mit den deutschen   Truppen Es lebe die Sozialdemokratie! Das sei der Ruf, mit dem Verkehr gepflogen hatten, ungehindert ihre Wuth aus. Alle wir den neuen Kämpfen entgegenziehen. Geschäfte in den besetzten Theilen der Stadt waren während der Besetzung geschlossen, ebenso erschienen während der Zeit in Paris   teine Zeitungen. Die Besetzung war einerseits eine un­nüße Demüthigung, die leicht schlimme Folgen hätte haben können, anderseits nur eine sehr unvollkommene, also kein Triumph des Siegers.

Aus München   schreibt man:

Leipzig  , Bezirksgerichtsgefängniß, den 3. März 1871. Mit sozialdemokratischem Gruß zeichnet Euer

Ein Biedermann.

August Bebel  .

Jm 15. Sächsischen Wahlbezirk wird es zwischen dem Volkslehrer Spier und dem Volksverdummer Biedermann zur Unsere Polizei übertrifft sich selbst in Maßregelungen. Ueber engeren Wahl kommen. Herrn Biedermann steht da ein Mann eine schreiende ungerechtigkeit berichtet die ,, Südd. Post" des Weiteren gegenüber, der alle Eigenschaften eines tüchtigen Volksvertreters wie folgt: Während die Polizei gestern den Anschlag des volkspartei besitzt: Gute Grundsätze, strenge Ehrlichkeit und Uneigennützig­lichen Wahlplafates nicht duldete, prangten gestern an den Straßenfeit, eine bedeutende wissenschaftliche Bildung, Besonnenheit, eden Wohlplakate von der fortschrittlichen und der ministeriellen Mittel­partei. In der Kammer wurde vielfach von zweierlei Maaß und Ge- große Mäßigung, ein gewinnendes Aeußeres und eine glänzende wicht gesprochen, das unter dem gegenwärtigen Regime in Bayern   zur Rednergabe. Endlich hat er, was mehr werth ist, als dies Anwendung gebracht werde. Wir überlassen es unsern Lesern zu be- Alles: ein Herz für das Volk und eine grenzenlose Aufopferungs­urtheilen, ob auch das zweierlei Maaß und Gewicht hier wieder in fähigkeit für die Sache der Freiheit, die er selbst in Fesseln Anwendung gekommen. Es ist in der That unerhört, welche Polizei­

wirthschaft hier herrscht Obwohl selbst in der Kammer der Minister und Banden hinter den Festungsmauern von Lößen nicht ver­Braun von mehreren Seiten aufgefordert wurde, dafür zu sorgen, daß läugnet hat und für die er heute noch im Gefängniß schmachtet. die Presse insbesondere während der Wahlbewegung gleichmäßig behandelt Derjenige Zeitungsschreiber, der über Spiers völlig recht­werde, so hat sich Hr. Burch torff doch noch nicht bewogen gefunden, lose Einterferung am meisten frohlockt hat und vor Freude uns ben gleichen Weg der Verbreitung wie den übrigen Blättern, nämlose

lich die Kolportage, zu gestatten. Ja, nicht nur das, es find jeßt in seiner Zeitung täglich einen Purzelbaum nach dem andern volle drei Wochen, daß wir an die Polizei mit besonderer Betonung schlug, derselbe Zeitungsschreiber kommt heute zu den Wäh=

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der zu gestattenden Wahlfreiheit das Gesuch richteten, uns endlich die lern des 15. Wahlbezirks und sagt: Ihr habt es in Eurer Kolportagebewilligung zu ertheilen, allein unser Gesuch wurde bis zur Hand, Bismard eine unangenehme Stunde zu machen, indem Stunde nicht einmal einer Antwort gewürdigt. So darf eine

Behörde in Bayern  , so darf Herr Burchtorff verfahren! Wir veröffent- Ihr jenen, wie ich selbst zugeben muß, ohne einen Schatten lichen diesen Fall, um das Urtheil der öffentlichen Meinung zu pro- von Recht, ohne Ankläger, ohne Vertheidiger, ohne Zeugen, voziren, senden aber zugleich gegenwärtige Nummer unseres Blattes ohne Richter, ohne Prozeß nach Lözen in Ketten abgeführten unter Anzeichnung dieser Stelle an das Präsidium der kgl. Regierung Mann durch Eure Stimmen hervorruft aus seiner Zelle und von Oberbayern   und an den Minister Herrn Braun, damit sie als vor­

gesetzte Stellen von dem Treiben des Pascha von München   Einsicht nach Berlin   in den Reichstag schickt, damit er Eure Interessen bekommen. Wir werden mit der Besprechung dieses Falles und mit der gegenüber der preußischen Regierung vertrete. Das könnt Ihr Zusendung an genannte Herren so lange fortfahren, bis uns ein Be- thun. Aber thut es nicht! Macht dem Herzog von Bismarc scheid geworden, das Wenigste, was ein Staatsangehöriger von einem statt einer trüben eine heitere Stunde, laßt Jenen im Gefäng­Beamten verlangen kann, der dafür aus dem Säckel des Volkes bezahlt

ift. Soviel für heute. Auch heute wurde der Anschlag eines Blafats niß sißen und wählt mich! Denn ich heiße Biedermann!" verweigert." Wer ist Biedermann?

Es liegt abermals eine lange Reihe von Briefen aus den Wir haben bereits früher nachgewiesen, daß der große geheimen Papieren Louis Napoleons vor, die einen klaren Kriegsheuler von heute 1866 ein Landesverräther war, der mit Einblick in die soziale und politische Verworfenheit des Kaiser  - mehr Glück als Verstand seiner wohlverdienten Strafe entging, reiches gestatten. Das Wichtigste sind in dieser Sammlung meh- aber nicht der Verachtung aller wahren Patrioten. Damals rere Briefe Rouhers. Der erste ist aus Gerçay vom 6. Aug. war er im Bündniß mit Preußen und dem Ausland, den ihm 1866 batirt, also ganz kurz nach dem preußisch österreichi- heute nicht genug zu beschimpfenden ,, Wälschen", gegen Deutsch­schen Kriege geschrieben worden, und an den damaligen Minister land. That er das etwa aus Prinzip? Ja. Denn sein Prin­der auswärtigen Angelegenheiten v. Moustier gerichtet. Er zip ist eben, keins zu haben, sondern immer mit Dem zu gehen, handelt von den Grenzberichtigungen, die Napoleon   als der das meiste Geld hat: immer mit den Fürsten   gegen das Lohn für seine Haltung während des Krieges beanspruchen Volt. Heute, wo Preußen Gold mit beiden Händen unter Minkwitz 5204, Liebknecht 3981 Stimmen. zu können glaubte. Der preußische Gesandte, Herr v. Goltz, den Zeitungsschreibern ausstreut, ist seine Parole: ,, Vor Allem Die Wahl wird mit Recht angefochten, da, unter zahl- hat diese Ansprüche in einer Unterredung mit Rouher als die Einheit unter Preußen!" Früher aber war es Bieder­reichen anderen Ungehörigkeiten, Gemeindediener und legitime zugegeben, aber ohne jede Instruktion von seinem mann, der die vom Volt angestrebte Einheit bekämpfte und andere Beamten zur Verbreitung der Mintwischen Stimm- Kabinete zu sein behauptet. Rouher   frägt nun Hrn. v. Moustier, hintertrieb! So wurde er schon 1849 in den damaligen, von zettel verwendet worden sind. wie weit der Kaiser wolle, daß er mit seinen Ansprüchen gehen Robert Blum   gegründeten ,, Vaterlandsblättern" gezeichnet. solle. Was ihn( Rouher) betrifft, möchte er vorläufig nur die Unter der Ueberschrift ,, Wandel eines Ehrgeizigen" heißt Im 14. Sächs. Bezirk hatte unser Kandidat( v. Bonhorst) Grenzen von 1813 verlangen und glaubt, daß mit dieser Ver- es dort( Nr. 230) folgendermaßen: an den Orten, wo unsere Parteigenossen organisirt sind, die tilgung der Konsequenzen Waterloo's die öffentliche Meinung ,, Als im Herbst des Jahres 1845 der Kern der Oppo­Mehrheit, die andern Orte bewirkten uns eine Niederlage. Wir sich zufrieden geben werde. Andererseits aber glaube er nicht, sition gegen das Ministerium Könneriz- Falkenstein eine Beti­werden nunmehr unsere Organisation auf den ganzen Be- daß diese Rektifikation, selbst von Preußen zugestanden, für die tion von 11 Punkten an die Ständeversammlung aufstellte, zirk ausdehnen und können dann von den nächsten Wahlen ein Zukunft weitere Ansprüche Frankreichs   aufhebe, und sind es be- worin sie begehrte: 1) Nichtverbindlichkeit der berüchtigten Aus­besseres Resultat hoffen. sonders die Verwicklungen mit den Südstaaten und die Main  - nahmsgefeße des Bundestages; 2) ständische Genehmigung zu linie, auf welche Rouher zur Verwirklichung seiner weiteren Pläne allen Bundesbeschlüssen, welche die in Sachsen   bestehenden Ver­Jm 22. Sächs. Bezirk unterlag Bracke mit wenigen rechnete. Also immer wieder: dem Streiche von 1866 verdan fassungsverhältnisse schmälern; 3) Hinwirken auf Erfüllung des Stimmen; die Mittel, mit denen ihn die ,, Freisinnigen" zu fen wir den Krieg von 1870. Artikel XIII. der Bundesakte; 4) Verwendung für die bedräng­Falle brachten, waren ebenso schlecht, wie überall. Die ge­In Wien   wurde die ,, N. Fr. Presse" wegen preußischer ten Schleswig- Holsteiner; 5) Anerkennung eines deutschen   Staats­gnerischen Stimmzettel und Wahlaufrufe verbreitete die Boli- Agitationen tonfiszirt, ebenso( vermuthlich der Gleichheit halber!) bürgerrechts; 6) Aufhebung der Censur; 7) Verbesserung des zei, die Austräger der unfrigen steckte die Polizei ein; so der„ Volkswille," der jene Agitationen gebührend geißelte. Der Wahlgefeßes; 8) Deffentlichkeit und Mündlichkeit des Gerichts­Schott in Auerbach   und Haß in Rodewisch  . Beide Bartei-„ Voltsstaat" ist in Oesterreich   noch immer Contrebande( Schmug- verfahrens: 9) Gleichstellung der deutsch  - katholischen Kirche; 10) genossen sind heute noch in Heft und haben starte Familien, gelwaare). Wir hoffen, daß die dortigen Freunde Schritte thun Verbesserung der Lage der Deutschkatholiken; 11) Verminderung für die der Parteiausschuß zu sorgen verpflichtet ist. Die werden, um diese ebenso unwürdige als vergebliche Maßregel des stehenden Herres und Herabsetzung der Dienstzeit da Wahl ist unserseits protestirt. trennte sich von dem Kreise dieser Männer Herr Carl Bieder Auf eine Interpellation Disraeli's   erklärte der englische mann, um selbst eine eigene Fahne aufzupflanzen. Im 16. Bezirk( Chemniz) erhielt Brace 3000 Stimmen Minister Gladstone, er habe von einem Bündnis amischen Die Bereitmilliafest derfelben mit ihr her dad mad ibm an

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des ,, liberalen" Bürgerministeriums zu beseitigen.