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r. 91. 17. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

1399,78 M.

Partei- Nachrichten.

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Freitag, 20. April 1900.

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Gelder des Rathmann für seine Privatzwede verwendet. Fischer gegen Föllmer auch zugleich Verlust der bürgerlichen Ehren giebt auf Befragen hierzu eine etwas salbungsvolle Erklärung: rechte auf drei Jahr. Die Verteidiger, Rechtsanivalte Dr. Schwindt, Die Nürnberger Mandate. Als Kandidat für den Reichstag daß seine Kräfte nicht mehr ausreichten. Da habe er sich an seine daß die Angeklagten keineswegs von Anfang an die patriotis e Ihm sei die Sache über den Kopf gewachsen und er habe gefühlt, Dr. Braß und Dr. Werthauer, die als bewiesen erachteten, wurde von den Vertrauensmännern der Genosse Südekum pro- Kameraden gewandt und habe sie gefragt: Kameraden, man scheint Stiftung als Schwindel- Unternehmen begründet haben, traten klamiert und als Kandidat für den Landtag der Sekretär der mir nicht mehr ganz zu vertrauen! Wollt Ihr zu mir halten, wollt den Ausführungen des Stantsanwalts und den rechtlichen Auf­bayrischen Landtagsfraktion , Genoffe Dr. v. Haller. In beiden Ihr mit mir faffungen desselben entgegen und hielten es für notwendig, die Ans Fällen erfolgte der Beschluß einstimmig. durch Dick und Düun flage noch mehr einzuschränken, als es der Staatsanwalt gethan. Der Gerichtshof hielt nicht für erwiesen, daß die Angeklagten Die Parteigenossen des Fürstentums Schwarzburg - gehen?" Und darauf hätten die Kameraden einstimmig erklärt, daß Sondershausen hielten am ersten Osterfeiertag ihre Landes- fie zu ihm halten wollten. Bücherrevisor Kruse hat aus nur eine Scheingründung zu selbstsüchtigen Zweden vorgenommen versammlung in Arnstadt ab. Aus dem Bericht des Vertrauens- dem Kassabuche festgestellt, daß in der Zeit vom 15. April bis hätten. Von einem Betruge in dieser Beziehung kann demnach keine manns ist hervorzuheben, daß eine lebhafte Agitation gegen die September v. J. im ganzen rund 22 440 m. vereinnahmt und Stede sein. Dagegen hätten sich die Angeklagten der Unterschlagung Buchthausvorlage geführt wurde. Außer einer Anzahl öffentlicher 22 418 m. verausgabt sein sollen und ein Bestand von 22 M. vor- zum Nachteile der Gesellschaft schuldig gemacht. Bei der mangel­Protestversammlungen diente dazu auch ein Flugblatt, das in handen sein mußte. Ein großer Teil wirklich vereinnahmter und haften Buchführung und dem Fehlen jeder Aufsicht sei die Höhe Es fehlten der unterschlagenen Summe nicht genau festzustellen. Es sei eine 7000 Exemplaren verbreitet wurde. Auch gegen die Flottenvorlage verausgabter Summen sind nicht gebucht worden. Von den übrigen Betrugs­wurde ein Brotest- Flugblatt verbreitet. Außerdem wurden noch acht unter den Einnahmen 4656 M., unter den Ausgaben 3019 M. fortgesette That angenommen worden. fonstige Versammlungen im Kreise abgehalten. Broschüren 2c. wurden und unter Hinzurechnung der hieraus sich ergebenden Differenz fällen fei ein Teil auszuscheiden. Fischer sei wegen fortgesetzter für 200 m. verkauft. Die Einnahmen betrugen einschließlich des hätte ein Bestand von 1659 M. vorhanden vorhanden sein müssen, Unterschlagung, wegen Betrugs in 4 Fällen, Föllmer wegen und Urkundenfälschung ชน Kassenbestandes von 312,89 M. insgesamt 1635,75 M., die Ausgaben zu denen noch die 1300 m. hinzukommen würden, die als Rest des fortgesetter Unterschlagung und Märkerschen Darlehns von den Angeklagten erhoben worden sind. Strafen. Fischer sei zu zwei Jahren Gefängnis, Zum Punkt Presse" wurde beschlossen, die tägliche Ausgabe der Als wirklich vorhandener Kaffenbestand hat sich aber die Summe& öllmer zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilte. " Tribüne" im Kreise einzuführen. Zur Erhöhung des Einflusses auf von 26 Pf. bar und 9 Pf. in Briefmarken vorgefunden. Fischer hat worden, außerdem zu je zwei Jahren Ehrverlust. Durch die erlittne die Gemeinde soll für fleißige Erwerbung des Ortsbürgerrechts durch in der dreimonatigen Dauer seiner Amtsthätigkeit 3530 M., Föllmer Untersuchungshaft seien je 3 Monate in Abrechnung zu bringen.- die Genoffen gewirkt werden. 5500 M. für sich erhoben, dazu traten erhebliche Reisespesen 2c. Im Die Haftentlassungsanträge beider Angeklagten feien abzulehnen. Es wurde dann noch folgender Beschluß gefaßt: ganzen haben die Angeklagten etwa 12 000. für sich selbst und Von der Erkenntnis ausgehend, daß nach Aufhebung des 10 000 M. für Vereinszwecke verausgabt. Der Zeuge Rathmann Berliner Partei- Angelegenheiten. Verbindungsverbots für politische Vereine das Fortbestehen des§ 8 hat sein Sparkassengeld durch den Rechtsanwalt Rosenthal wieder des schwarzburg- sondershäufischen Vereinsgefeßes vom 9. Juni 1856 bekommen.- Die Beweisaufnahme wendet sich alsdann den zur 22. und Sonntag, den 29. April, in der Irania, Laubenstraße, Von Parteigenossen des Südosten werden am Sonntag, den eine einseitige Beschränkung der politischen Rechte eines bestimmten Anklage stehenden einzelnen kleineren" Betrugsfällen zu. Kreises von Staatsbürgern, ein Ausnahmegesetz gegen die Arbeiter- Der Schreiber Krüger, der von dem Angeklagten Föllmer überaus belehrende Vorstellungen veranstaltet. Billets zu guten schaft darstellt, beauftragt die Versammlung das Bureau, den Land- zur Uebertragung von Caffaposten aus dem Notizbuch in das Cassa- Plätzen sind hierfür noch bei Tolksdorf, Ecke der Görlizer- und tag durch eine Petition um Aufhebung der veralteten Ausnahme- buch angenommen worden war, hat dem Angeklagten Fischer ein Sorauerstraße, zum Preise von 60 Pf. zu haben. bestimmung zu ersuchen." Darlehn von 500 M. gegeben. Er ist dazu durch die Thatsache be­Schwarzburg- Rudolstadt hat zwar als erster der deutschen wogen worden, daß Fischer ihm in einem Vertrage eine Lebens­Bundesstaaten das Verbindungsverbot aufgehoben, aber das war ftellung für sein in Grünberg zu errichtendes Sanatorium, durchaus teine heroische That. Es bedeutete teine Verbefferung, für welches schon 80 000 m. angezahlt feien", versprochen hatte. fondern ganz im Gegenteil eine Verschlechterung des Vereinsgesetzes, Die Frau eines Lehrers Brandin hat dem Angeklagten Fischer weil der§ 8 des Gesetzes vom 9. Juni 1856 bestehen blieb, welcher 600 M. und 1500 M. geliehen, angeblich für die Zwecke der in Grün­berg zu errichtenden Anstalt, über welche der Kaiser angeblich das Arbeiter Vereine oder-Verbrüderungen, welche politische, Protektorat übernehmen würde. Die 1500 M. find von Fischer für focialistische oder kommunistische Zwecke verfolgen, werden andurch das von ihm privatim zu errichtende Sanatorium in Grünberg ver­als ordnungswidrig verboten." langt worden. Die Zeugin hat sich insbesondere dadurch zur Her­Dadurch wurde die Aufhebung des Verbindungsverbots nur zu gabe des Gelds bestimmen lassen, daß Fischer ihr den mit dem Klang­einer neuen offiziellen Bevorrechtung der herrschenden Slaffe, die vollen Namen unterzeichneten Prospett einsandte und in einem dem dortigen nationalliberal freisinnig vereinigten Unternehmer- längeren Brief recht salbungsvolle flüngel eine besonders duftende Blume in den Ruhmestranz seiner liberalen Traditionen flocht.

lautet:

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religiöse Phrasen

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An die Parteigenossen von Charlottenburg . Am Frei­tag, den 20. April, findet für den ersten Bezirk die Stadt. berordneteu Stichwahl statt. Es stehen sich gegenüber der tonservative Kandidat, Herr Oberstlieutenant a. D. Knat, und der von freisinniger Seite empfohlene Herr Bankier Abrahamsohn, der sich als Kandidat aller Ordnungsparteien" aufstellen ließ und sich rühmt, politisch ein unbeschriebenes Blatt" zu sein. Unter diesen Umständen ist es uns nicht möglich, zu entscheiden, welcher von beiden Kandidaten das kleinere Uebel ist. Wir empfehlen unfren Parteigenossen deshalb, sich der Abstimmung zu enthalten. Der Vorstand des Wahlvereins.

Der Socialdemokratische Verein von Johannisthal und Nieder- Schöneweide hält seine nächste Versammlung am 21. April, abends 81/2 Uhr, im Lokale von Strecker ab.

Adlershof . Die nächste Mitgliederversammlung des Sociale 8 Uhr, bei Schmauser statt. demokratischen Arbeiter- Bildungsvereins findet am 25. April, abends Der Vorstand. Friedrichshagen . Der Arbeiter- Bildungsverein hält am Sonn abend, den 21. April, abends 81/2 Uhr, im Saale der Brauerei eine Versammlung ab. Herr Dr. Wollheim spricht über das Thema: Der deutsche Bauernkrieg und die Reformation. Gäste willkommen. Tokales. Schweinburg

Schweinburge

machte. Es hieß da u. a.: Der Herr weist mich an Sie, Nach Vornahme der Wahlen wurde der Parteitag geschlossen. Sie mögen wissen, daß ich mich nur vom Herrn leiten Totenlifte der Partei. Ein alter Parteigenosse, der Strumpf- lasse, ihm folge ich stets, wohin er mich leiten will. Wenn Sie wvirker Gottlieb Bauerfeind, geb. den 9. Mai 1826 in mir das Geld geben, dann werde ich Ihnen bald melden können, Resnitz bei Plauen i. B., schied freiwillig aus dem Leben. Als daß der Herr in seiner Liebe und Güte alles gut gemacht hat. Daß 22 jähriger junger Mann beteiligte er sich an den Freiheitskämpfen ich voll und ganz reell bin, das weiß der Herr. Die Natur­in Hanau und Frankfurt . Als er dann später Lassalle gehört hatte, heilanstalt muß mit des Herrn Segen einen jährlichen Ueberschuß war er ein eifriger Anhänger der Lassalleaner, und nach dem von 56 000 m. abwerfen. Bitte besuchen Sie mit Ihrem Gatten Einigungskongreß trat er begeistert für die Socialdemokratie ein. mich, wenn mit Gottes Hilfe der Wein blüht und alles in der Nach seiner im Jahre 1872 erfolgten Ueberfiedelung nach Apolda Anstalt blüht. Mit war er besonders unter dem Socialistengefez sehr thätig. Alters­hochachtungsvollem Gruß in Christo schwäche und eine fümmerliche Eristenz zwvangen ihn in den letzten ergebenst Fischer." Dieselbe frömmelnde Salbaderei lehrt in Jahren mehr zurückzutreten. Aus Lebensüberdruß machte er seinem Briefen wieder, die er an den Arbeiter Wade gerichtet hat. Dieser rettet jeüt das Ansehen der preußisch- deutschen Justiz. Er hat den Leben durch Erhängen ein Ende. er in Gemeinschaft Ju Forst i. 2. hat gleichfalls ein braver Parteigenosse, der hat ihm für ein Sanatorium, welches mit dem Grafen b. Bernstorff" in Weber Hermann Kohlase, am Freitag früh seinem Leben Königs Wusterhausen Auftrag erhalten, in den offiziösen Berl. Bot. Nachr." folgendes zu felbst ein Biel gesetzt. Nachdem er sich schon lange mit dem Ge- errichten wollte, nach und nach 5420 m. hingegeben, ba ihn verschreiben: Er hat sprochen worden war, Inspektor in der Anstalt zu werden. danten getragen, den Freunde ihm vergeblich auszureden suchten, den Fischer in der Evangeliums- Halle tennen gelernt, ivo Während die socialdemokratische Bresse nicht müde wird, die Behauptung aufzustellen, als ob die Socialdemokraten oder führte Kohlafe seine Absicht aus und erschoß sich in einem Hölzchen dieser häufig mit dem Grafen Bernstorff zu ſehen war. selbst auch die Arbeiter von der Justiz und Verwaltung als oberhalb Forst. Gewissenhaft hatte er vorher geregelt, was ihm Die an den Zeugen gerichteten Briefe Fischers beginnen mit der minderen Rechts behandelt würden, liefert sie nur zu oft den Be­notwendig schien, besonders auch der Partei gegenüber. Selbst Anrede Lieber Bruder in Christo" und waren mit weis, daß sie in Wirklichkeit die Befreiung ihrer Barteigenossen sein Arbeitsverhältnis löste er. Diese peinliche Gewissenhaftigkeit von den geltenden Recht beansprucht und unter Rechts­läßt darauf schließen, daß Kohlase unter einem furchtbaren feelischen" Dr. Fischer" unterzeichnet. Der Angeklagte hat dem Zeugen vor­geredet, daß er schon die Anzahlung auf die Besitzung in gleichheit eine privilegierte Ausnahmestellung ihrer Anhänger ver­Druck stand, als er der eine Frau und drei Kinder hinterläßt­steht. So ist die focialdemokratische Presse jetzt wiederum ems sich zu dem traurigen Entschluß durchrang. Alles sei ihm verleidet, Königs- Wusterhausen geleistet habe. Später hat er dem Zeugen pört darüber, daß Land- und Kammergericht einen focialdemo= da er nicht harmonisch mit den nächststehenden Menschen leben könne, erzählt, daß er das Grundstück in Wusterhausen verkauft und lange, lange habe er sich hingequält, aber nun sei es zu Ende. So sei, erworben habe. Der Zeuge ist dann endlich selbst nach Grün­ein Grundstück in Grünberg, welches viel größer und vorteilhafter tratischen Arbeiter, welcher der Anweisung eines Schuhmanns, sich eines verkehrsstörenden Streitpostenstehens au enthalten, fagte am Abend vor seinem Tode der Verblichene zu bekannten nicht gefolgt war, gemäß den Strafvorschriften der Straßen­Parteigenossen. Die allgemeine Achtung, die Kohlase genoß, be- berg hinüber gefahren und hat dort festgestellt, daß auf das Grund­Es handelt polizei Ordnung von 1867 verurteilt haben. fundete sich rührend und erhebend bei dem Begräbnis am zweiten baß er beschwindelt worden war. Der Zeuge hat sein ganzes stück noch kein Pfennig angezahlt war. Da hat er denn gesehen, fich, wie die vorstehende Sachdarstellung ergiebt, in dem vor­Feiertage. Mehr denn tausend Menschen gaben das Ehrengeleit zur Geld wie er sich ausdrüdt, den Rest einstigen Wohlstandes"- liegenden Falle um ein Vergehen gegen allgemeine Ordnungs­Letzten Ruhestätte. bestimmungen, welche gleichmäßig für alle Passanten der Berliner Straßen gelten. Trogdem wird in der socialdemokratischen Presse die Bestrafung wegen diefer Ver­fehlung als ein Unrecht bezeichnet, lediglich deshalb, weil der Verstoß gegen die Polizeiordnung erfolgt ist, wirksam Streitposten stehen zu fönnen, und fönnen, und sie knüpft diese Kritik des Urteils die richterlichen Auf­forderung, fich durch derartige Urteile nicht von dem Streif­postenstehen abhalten zu lassen. Diese Aufforderung fann, wenn fie in ähnlicher Weise, wie in dem vorliegenden Falle befolgt wird, auch andre socialdemokratische Arbeiter nur zu leicht mit dem Strafrichter in Berührung bringen, und man erkennt wiederum, daß in Wirklichkeit die Verheyer der Arbeiter­bevölkerung die Schuld trifft, wenn mancher unsrer Arbeiter sich zu Gesetzesübertretungen verleiten läßt und sich da­durch schweres Ungemach zuzieht.

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Der Geschäftspatriotismus auf der

Auklagebank.

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verloren.

Ein Christ als Judenfreund.

Zu den Betrogenen gehört auch der Kaufmann Knoblauch aus Grünberg, der sich durch Föllmer hat überreden lassen, das Fischersche Grundstück in Grünberg, welches überlastet und eigentlich sub­Die Verhandlung gegen die beiden Direktoren" der Wohl- hastationsreif war, für die Wohlfahrtseinrichtung anzukaufen. Er fahrts Einrichtung" Fischer und Föllmer wurden war gewissermaßen nur Strohmann, denn es wurde ihm gesagt, daß gestern im großen Schwurgerichtssaal fortgesetzt. Nach Aufruf der der Verein noch nicht die Rechte einer juristischen Person habe und Beugen erklärt Angell. Fischer: Ich möchte hiermit das feierliche es nur darauf ankomme, bis zum 1. Januar cr., dem Infrafttreten Bersprechen ablegen, daß ich mich verpflichte, innerhalb zweier Jahre des Bürgerlichen Gesetzbuchs , einen Eigentümer zu haben. Die An das zurückzuerstatten, was durch meine irrige Thätigkeit an Schaden geklagten haben dem Zeugen wiederholt versichert, daß er gar nicht entstanden ist. Vors. Landgerichtsrat Diet: Wovon wollen Sie hineinfallen könne und gar keine Angst zu haben branche, denn der denn dies zurückerstatten? Sie befizen doch nichts! Angetl.: Verein habe Besitzungen im Werte von 550 000 M., Hunderttausende Ich denke, lägen für ihn auf der Bank und schließlich würde das hohe Präsidium" der HErr auf alle Fälle eintreten. Der Zeuge hat sich dann als Befizer eintragen lassen und böse Folgen davon gehabt. Es wurden Hypotheken ge­fündigt, der Zeuge wurde wegen der Hypotheken in Anspruch ge­nommen und hat im Klageweg bis jetzt schon über 2000 M. zahlen müssen. Der Zeuge ist, als er sah, daß die Sache schief gehe, zum erzog Ernst Günther nach Brimkenau gefahren und hat diesem seine Not geklagt, der Herzog hat ihm aber mitgeteilt, daß er nichts für ihn thun könne. Das ,, hohe Präsidium"

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wird mir doch noch zwei Jahre des Lebens schenken. Ich kann arbeiten und wenn ich alle meine Intelligenz zusammen­nehme, so fann ich etwas schaffen! Zeuge Oberstlieutenant a. D. v. Stoich war Mitglied des Vereins. Dieser entsprach nach seiner Ansicht den Bedürfnissen der Veteranen und er hatte über die Gründung nur ein günstiges Urteil. Ueber die Organisation des Vereins läßt sich auch der Sattlermeister Köhler aus, der schon dem alten Verein angehört hatte und im neuen Ausschußmitglied war. Nach seiner Bekundung find die beiden Angeklagten zu Direttoren gewählt worden, weil man ist, wie sich aus den Beugenaussagen ergiebt, für viele in erster ihre Ideen allgemein für durchaus gut und auch für durchführbar Reihe beſtimmend gewesen, Gelder herzugeben, denn es tehrt wieder hielt. Fischer ist entlassen worden, weil er dem Kassenboten das Spartassenbuch abgenommen hatte. Föllmer hat sich, als die Bedenken gegen die Geschäftsführung immer größer wurden, gegen feine Entlaffung noch einige Beit gesträubt und wieder holt versichert, daß alles in Ordnung fei, schließlich mußte aber auch er weichen. Bezüglich der Statuten befundet der Zeuge, daß der Ausschuß Satzungen beraten habe, die etwa 53 Paragraphen um­faßten. Ein andrer Zeuge erklärt, daß bei den Beratungen über das Statut angeregt worden sei, daß die Direttoren auf 3 Jahre an­gestellt werden sollten. Herr Dr." Fischer hat dies aber für zu fura erachtet und gefagt, daß die Anstellung auf mindestens 5 Jahre erfolgen müßte. Nach der Mitteilung eines andren Zeugen sind die Kameraden" in der verschiedensten Weise gefödert worden, So wurde eines Tags gefagt, daß alle die Kameraden, die auf eine ben lebenslänglich angestellten Direktor Dr. Föllmer gute Stelle bei dem Verein vor sich zu sehen; machen Sie nur alles recht nobel, denn reflektierten, sich recht bald melden möchten. Ein andres Mal wurden über kurz oder lang wird der Kaiser nach Hermsdorf die Kameraden zu einer Nach feier des Föllmerschen Ge- tommen und wo sollte er wohl anders Aufenthalt nehmen, als burtstags eingeladen; nebenbei wurde bei dieser Gelegenheit bei mir?

erwähnt, daß man nun auch ein Statut habe drucken lassen. Die

holt die Bekundung wieder, daß die Zeugen sich ganz sicher gefühlt, nachdem sie die flangvollen Namen, die das Präsidium des Vereins bildeten, unter dem Prospekte gelesen hatten. Die Beweisaufnahme schließt mit der Erörterung berjenigen Betrugsfälle ab, in denen göllmer unter Vorspieglung falscher Thatsachen über die Verhältnisse der Wohlfahrtseinrichtung Lieferanten zur Lieferung von Möbeln, Bureau- Einrichtungen 2c. bewogen haben soll. Darunter befindet sich auch der Fall des Glasermeisters Klade, bei welchem es beim Ver­ermsdorf Terrassen- Fensterscheiben anfertigen und er schildert sehr suche geblieben ist. Der Zeuge sollte für die Föllmersche Villa in drastisch, wie ihn Föllmer mit den Worten empfangen habe: ,, Sie haben die Ehre,

Staatsanwalt Dr. Romen

an

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erklären, sobald er den ersten Nachweis liefert, daß bei Paraden, Wir wollen uns dem Schweinburg gegenüber für gebessert in den belebtesten Straßen oft stundenlang gesperrt ist und das höfischen Festen und ähnlichen Anlässen, wo der Verkehr gerade Baffieren der umliegenden Straßen sich beinahe lebensgefährlich ge­ftaltet, von der Polizei in gleicher Weise eingeschritten wird, wie hier gegen einen einzelnen Arbeiter, der ruhig seines Amts als Streitposten getvaltet hat.

Bis dahin mögen Schweinburg und die Blätter, die feinen Senf warnend abbrucken, sich ein paar Worte zur Notiz nehmen, die ein hiesiges Blatt aus Anlaß eines ähnlichen Stammergerichts- Urteils am 29. November vorigen Jahres zu schreiben für notwendig hielt:

Man sieht also, wie außerordentlich einfach die Sache zu machen ist und wie wenig es eine findige Regierung nötig hat, sich mit einem renitenten Reichstag um geseggeberische Vorlagen herumzuzanten. Man bedarf zu der ganzen Sache mur eines Schumanns, der einfach verbietet, was den Macht habern aus irgend einem Grunde nicht paßt. Wer dann nicht gehorcht, wird verurteilt, denn selbstverständlich fann doch, was die hohe Polizei verordnet, nur im Intereffe der öffentlichen Sicherheit, des Verkehrs usw. liegen. Die Frage zu ftellen, ob wirklich die öffentliche Sicherheit oder der Verkehr gefährdet gewefen, tommt bent beschränkten Sinn des ein­fachen Staatsbürgers nicht zu. Hin und wieder giebt es zwar bei ims noch übelgesinnte Leute, die wirklich meinen, daß die Gerichte gerade in solchen Fällen die persönlichen Rechte gegen Polizei­willtür zu schüßen hätten, und daß doch das an einen ein­zelnen Menschen gerichtete Verbot des Auf- und Abgebens auf einer Straße nur aufrecht erhalten werden könne, wenn es wirklich ge­feglich begründet oder im Interesse der Ordnung notwendig fei. Wir werden gut thun, solche Erinnerungen an den Begriff des sogenannten Rechtsstaats" ims allmählich abzugewöhnen. Wenn ein Volt durch seine Vertreter in so ruchloser Weise die Wohlthaten einer Buchthausvorlage ablehnt, dann fann ihm nur auf einem Wege noch geholfen werden; darum: Es lebe die Polizei!"

Beweisaufnahme ergiebt ferner, daß Föllmer eines Tags noch von beleuchtet die einzelnen Punkte der Anklage in thatsächlicher und dem Bantier Märker ein persönliches zinsfreies Darlehn von 1000 m. rechtlicher Beziehung, beantragt in mehreren Fällen die Freisprechung, erhalten hat, die er angeblich zur Miete brauchte. Der Kamerad da die Vorspieglung falscher Thatsachen nicht erwiesen sei und fonmit Rathmann ist derjenige, der dem Angeklagten Fischer nach und zu dem Schlußantrag: gegen Fischer vegen eines Falls der nach den Inhalt seines Sparkassenbuchs in Höhe von 500 m. geopfert interschlagung und vier Fälle des Betrugs 2 Jahre Ge­hat. Nach seiner Darstellung hat Fischer dabei gesagt, daß er für fängnis, gegen Föllmer, der als der eigentliche den Verein schon mehrere hundert Mart ausgegeben habe, noch Aus: spiritus rector au gelten habe, wegen eines Falls der gaben für den Verein leisten müsse, aber in der nächsten Zeit größere fchweren Urfundenfälschung, eines Falls der Unterschlagung und Summen einbekommen werde. Thatsächlich hat aber Fischer die eines Falls des Betrugs 2 Jahr 6 Monat Gefängnis, schen Hezblatt, um im Schweinburgschen Jargon zu reden, sondern

Diese scharfe Epistel stand feineswegs in einem socialdemokratia